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Zuffenhausen

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Zuffenhausen
Stadtbezirk der Landeshauptstadt Stuttgart
Stadtteilwappen Stadtkarte
Wappen der Stadt Zuffenhausen bis 1931

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Liste der Stadtteile Stuttgarts
Eingemeindung: Zuffenhausen 1. April 1931
Zazenhausen 1. Mai 1933
Höhe: 252–327 m ü. NHN
Bevölkerungsdichte: 2.975 Einwohner je km²
Postleitzahl: 70435, 70437, 70439
Vorwahl: 0711
Adresse des
Bezirksrathauses:
Emil-Schuler-Platz 1
70435 Stuttgart
Website: www.stuttgart.de
Bezirksvorsteher: Gerhard Hanus
Stadtbezirk Einwohner
(Stand 2011)
Fläche
Nr. Stadtteil
Zuffenhausen 35.585 1196 ha
861 Zuffenhausen-Am Stadtpark 2972 235,8 ha
862 Zuffenhausen-Schützenbühl 1870 125,1 ha
863 Zuffenhausen-Elbelen 591 20,5 ha
864 Zuffenhausen-Frauensteg 1472 75,1 ha
865 Zuffenhausen-Mitte 6647 171,3 ha
866 Zuffenhausen-Hohenstein 3600 33,4 ha
867 Zuffenhausen-Mönchsberg 4514 94,8 ha
868 Zuffenhausen-Im Raiser 973 33 ha
871 Neuwirtshaus 813 36,2 ha
881 Rot 10.087 155,8 ha
891 Zazenhausen 2046 215,2 ha
Verkehrsanbindung
Bundesstraße B10 B27
Regionalbahn R 61
S-Bahn Vorlage:S-Bahn Stuttgart Vorlage:S-Bahn Stuttgart Vorlage:S-Bahn Stuttgart
Stadtbahn Vorlage:Stadtbahn-S-U Vorlage:Stadtbahn-S-U
Quelle: Datenkompass Stuttgart

Koordinaten: 48° 50′ N, 9° 10′ O

Ansicht von Zuffenhausen mit alter Johanneskirche, aus den Forstlagerbüchern von Andreas Kieser 1682.
Blick über den Kernbereich des heutigen Stadtbezirks Zuffenhausen mit den Türmen der Pauluskirche (links) und der Johanneskirche im „Alten Flecken“ (rechts).

Zuffenhausen, dessen Gebiet schon seit 9000 Jahren wegen der dortigen guten Böden fast kontinuierlich besiedelt war, wurde namentlich 1204 erstmals urkundlich erwähnt und 1907 vom Pfarrdorf zur Stadt erhoben. Es ist ist seit 1931 ein Stadtbezirk im Norden der Landeshauptstadt Stuttgart. Er besteht heute im Wesentlichen neben der Siedlung Neuwirtshaus und dem Dorf Zazenhausen aus Zuffenhausen selbst sowie dem nach 1945 als Siedlung vor allem für die Flüchtlinge aus dem Osten errichteten Stadtteil Rot. Der Stadtbezirk Zuffenhausen hat eine Fläche von 1196 Hektar und 35.585 Einwohner (Stand 2011). Heute befindet sich in Zuffenhausen unter anderem der Hauptsitz der Firma Porsche. (Einen Stadtplan und eine Satellitenansicht von Zuffenhausen siehe unter Google Earth: [1].)

Naturraum und Umwelt

Geographie und Topografie:[2] Zuffenhausen liegt im Grenzbereich zweier Naturräume in einer vom Feuerbachtal gebildeten Senke bei 255 m (Mühle), die sich nach Zazenhausen weiter auf 252  m absenkt. Nach Norden und Nordwesten erstreckt sich die weite Gäuplatte des "Langen Feldes" mit ihren flachen Wellen in einer Höhe von über 300 m (Neuwirtshaus 327 m), das hier den östlichen Teil des Strohgäus bestimmt. Es ist fruchtbares Ackerland und weitgehend baumfrei. Im Süden liegt das Gebiet der Stuttgarter Berge, im Osten das Neckartal und dahinter das Bergland des Schurwaldes. Im Gebiet von Zuffenhausen selbst gibt es unregelmäßige Anstiege, von denen der Burgholzhof mit 359 m der höchste ist. Hier, im Nordteil der Stuttgarter Bucht, verlief von alters her eine wichtige nordsüdliche Verkehrsachse über den sog. Pragsattel (305 m), der bis heute der wichtigste Verkehrsknotenpunkt Stuttgarts ist. Der Fernverkehrsweg führte einst von dort kommend zwar westlich an Zuffenhausen vorbei, über Stammheim nach Norden, doch nahe genug, um Zuffenhausen in seiner Geschichte immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen.

Geologie:[3] Die Geologie ist durch den Charakter einer Schichtstufenlandschaft bestimmt, bei der topografisch ein vielgestaltiges Bild vorherrscht und in der unterschiedliche Gesteinsschichten zutage treten, so wie sie jeweils in dem vor 240 bis 145 Millionen Jahren hier befindlichen flachen tropischen Meer abgelagert wurden. Dies ist insbesondere als unterste Schicht der Muschelkalk, der hier vor allem in Steinbrüchen zutage tritt und zahlreiche Versteinerungen führt. Darüber liegen Letten- und Gipskeuper Es folgen Schilfsandstein, der dem Delta eines alten Flusssystems entstammt. Darüber liegende Schichten sind im Zuffenhäuser Gebiet wegen der geringen Höhe nicht zu erwarten, treten nur eng begrenzt aufgrund lokaler Verwerfungen auf. Dabei sind höhere Schichten des Keupers und Stubensandstein erhalten.

Landschaftsentwicklung:[4] Entsprechend der unruhigen geologischen Geschichte gestalten sich auch die Landschaftsformen recht vielfältig. Durch die Wirkungen der Eiszeiten des Pleistozän erhielt die Zuffenhäuser Landschaft schließlich ihre endgültige Gestalt und die Entstehung von regionalen Lößschichten vor allem auf den Gäuflächen schuf mit Braun- und Schwarzerdeböden die Voraussetzung für eine spätere optimale landwirtschaftliche Nutzung, die denn auch schon im Neolithikum einsetzte. Allerdings kommen im Bereich von Zuffenhausen aufgrund der vielfältigen Landschaftsgenese mit sehr unterschiedlichen geologischen Schichten an der Oberfläche mehrere Bodenarten vor, die nicht alle fruchtbar sind. Im nachfolgenden Holozän entwickelten sich dann die heutigen Bachläufe und Talauen, die stets bei Hochwasser überschwemmt wurden und so etwa im Feuerbachtal, an dessen mittleren Lauf das alte Zuffenhäuser Dorf lag (heute der sog. „Alte Flecken“), Auenablagerungen von bis zu 8 m Dicke aufhäuften.

Seit dem 19. Jahrhundert veränderte auch der Mensch zunehmend die Landschaftsgestalt, etwa durch den Bau von Bahnlinien und Straßen, wobei der Bauaushub zur Auffüllung von Senken und Trockenlegung lokaler Teiche wie des Spitalwaldsees verwendet wurde. Bis weit in die Neuzeit hinein beschränkte sich die Siedlung Zuffenhausen auf das Feuerbacher Tal. Durch die Ausweitung der Besiedelung über das Feuerbacher Tal hinaus, ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Richtung Westen, dann nach 1945 auch in Richtung Osten, veränderte sich die Landschaftsgestalt nicht zuletzt durch die massive Bodenversiegelung in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß.

Entsprechend vielfältig sind Pflanzen- und Tierwelt, wenn auch aufgrund der ausgeprägten Durchsiedelung und Bodenversiegelung stark rückläufig, was die Tierwelt angeht, wobei der Rückgang jedoch durch die großen Hausgartenanlagen und die Wälder im Westen zumindest bei Vögeln eher begrenzt ist. Neben den inzwischen allerdings nur noch marginalen Ackerflächen finden sich vor allem im Westen größere Waldflächen, dazu Wiesen und Streuobstwiesen sowie Halbtrockenrasen und bedingt durch die zahlreichen Verkehrsanlagen Ruderalflächen. Einige Natur- und Landschaftsschutzgebiete sind ausgewiesen.

Der Umweltschutz ist vor allem wegen der hohen Verkehrsbelastung ein Dauerprobleme, da diese für hohe Einträge insbesondere von Stickoxiden und Feinstaub verantwortlich ist. Waldschäden wurden daher auch in den Zuffenhäuser Waldgebieten beobachtet. Die Grundwasserneubildung ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Die Lärmbelastung ist wegen der nahen Autobahn A81 und der Bundesstraßen B10, B27 und B27a, der S- und Straßenbahn sowie der durch die Gemarkung führenden IC-Eisenbahnhauptstrecke und dreier Nebenstrecken mit teils starkem Güterverkehr erheblich und mit die höchste in ganz Stuttgart.

Die zeitlich-historische Entwicklung Zuffenhausens

Die vorgeschichtlichen Funde auf der heutigen Zuffenhäuser Gemarkung und auf den sie direkt umgebenden Gebieten wie Burgholzhof und Viesenhäuser Hof gehören zu den ältesten und vielfältigsten des gesamten Stadtgebietes von Stuttgart. Vor allem in der Jungsteinzeit sorgten die ausgezeichneten Böden hier schon bald für ein reges und kaum unterbrochenes Siedlungsgeschehen, das paradigmatisch für Gesamt-Stuttgart gelten kann und daher ausführlicher und vor allem in Beziehung zu den großräumigeren Entwicklungen der Umgebung dargestellt wird, in die es eingebunden war und ist.

Übersicht

Die Gemarkung von Zuffenhausen war schon seit mindestens achttausend Jahren von Menschen besiedelt, und noch sehr viel länger, nämlich bis zu 40.000 Jahre, ist ihre regelmäßige Anwesenheit als Jäger und Sammler dort nachweisbar.

Der wohl auf einen alamannischen Siedler namens Uffo oder Offo zurückgehende Ortsname aus dem 6./7. Jahrhundert[5] ist nach einer allerersten, noch nicht datierten Erwähnung im Hirsauer Codex um 1150 vor achteinhalb Jahrhunderten dann erstmals vor achthundert Jahren urkundlich mit genauem Datum bezeugt, nämlich in einer Urkunde des Papstes Papst Innozenz III. vom 18. Mai 1204 über Zuffenhausen. Das ursprünglich zum Oberamt Cannstatt, ab 1718 zum Oberamt Ludwigsburg gehörige Dorf Zuffenhausen wurde nach einer teilweise recht bewegten Geschichte im Mittelalter und der Neuzeit, die im Verlauf der Industriellen Revolution den Charakter des Ortes völlig veränderte und jenseits der alten Dorfgrenzen nach Westen jenseits der Ludwigsburger Straße eine strikt schachbrettartige Anlage der damals neuen Bebauungsgebiete zeigt, 1907 zur Stadt erhoben und am 31. März 1931 nach Stuttgart eingemeindet.[6]

Bei der Neueinteilung der Stadt Stuttgart in Stadtbezirke im Jahre 1956 wurde Zuffenhausen abermals völlig umgestaltet. Dies geschah vor allem mit dem ab 1949 großräumig zunächst als „Rotwegsiedlung“ entstandenen Stadtteil Rot (eine kleinere nördliche Bebauung, die sog. „SS-Siedlung“, gab es schon seit 1938), dem ursprünglich zum Stadtbezirk Stammheim gehörigen Stadtteil Neuwirtshaus (entstanden ab 1933) sowie dem am 1. Mai 1933 nach Stuttgart eingemeindeten Stadtteil Zazenhausen, die nun alle zum heutigen Stadtbezirk Zuffenhausen vereinigt wurden.[7]

Im Verlauf der internen und verwaltungstechnischen Umstrukturierung der Stuttgarter Stadtbezirke vom 1. Januar 2001 wurde der Stadtbezirk Zuffenhausen dann in die Stadtteile Zuffenhausen-Am Stadtpark, Zuffenhausen-Elbelen, Zuffenhausen-Frauensteg, Zuffenhausen-Hohenstein, Zuffenhausen-Mitte, Zuffenhausen-Mönchsberg, Zuffenhausen-Schützenbühl und Zuffenhausen-Im Raiser aufgeteilt. Seither verwaltet das Bezirksrathaus in Zuffenhausen insgesamt elf Stadtteile des Stadtbezirks Zuffenhausen.

Ur- und Frühgeschichte

Zuffenhausens Urgeschichte ist gekennzeichnet durch das völlige Fehlen schriftlicher Belege. In der Frühgeschichte sind sie nur sehr spärlich vorhanden. In beiden Zeitbereichen ist die Archäologie die einzige bzw. wesentliche Grundlage jeglicher Erkenntnis.

Alt- und Mittelsteinzeit

Altsteinzeit (Paläolithikum):[8] Im weiteren Umfeld von Zuffenhausen zeigen zahlreiche Funde, dass das Gebiet schon sehr früh von Menschen besucht war. Die ersten Nachweise sind ca. 300.000 Jahre alt und wurden im Neckartal bei Bad Cannstatt in den Travertinbrüchen gefunden. Es sind Werkzeuge und bearbeitete Tierknochen. Hominidenfunde gibt es in Steinheim an der Murr (der danach benannte Homo steinheimensis, ein etwa 250.000 Jahre alter weiblicher Schädel, Vorform des Neandertalers). Vor allem auf der Alb sind dann zahlreiche Neandertalerfunde belegt, vor allem die typischen Werkzeuge.

Die ersten Funde auf der Gemarkung von Zuffenhausen stammen jedoch aus dem Jungpaläolithikum (45.000–10.000 vor heute). Es handelt sich um einen bereits 1879 entdeckten Schaber aus Feuerstein, der zusammen mit Mammutknochen auf dem Gelände einer alten Ziegelei geborgen wurde. Ob er noch von den damals aussterbenden Neandertalern oder vom hier längst schon präsenten modernen Menschen Homo sapiens sapiens stammt, ist nicht feststellbar. Damals war das Gebiet eine baumlose eiszeitliche Tundra, in der große Herden von Mammuts, Pferden und Rentieren umherzogen und gejagt wurden, wobei das reich gegliederte und von zahlreichen Gewässern durchzogene Gebiet von Zuffenhausen und Umgebung den Jägern zahlreiche Jagdmöglichkeiten bot.

Mittelsteinzeit (Mesolithikum):[9] Sie setzte vor etwa 12.000 Jahren ein mit dem Ende der letzten Eiszeit, der Würm-Eiszeit, und bezeichnet den Beginn der bis heute andauernden wärmeren Klimaphase, die Holozän heißt. Sie leitete nach einer relativ kurzen Frist von wenigen Jahrtausenden ins sog. Neolithikum über, also den Beginn von Ackerbau, Viehzucht und Keramik und damit der Sesshaftigkeit mit nun entstehenden festen Siedlungen. Die Menschen des Mesolithikums waren jedoch zunächst noch Nomaden. Es gibt von ihnen im Stuttgarter Bereich mehrere Lagerplätze mit kleinen Feuersteinwerkzeugen, den für diese Epoche charakteristischen Mikrolithen. Funde sind für die Zuffenhäuser Gemarkung aus dieser Epoche für den benachbarten, formal zu Bad Cannstatt gehörenden Burgholzhof bezeugt.

Jungsteinzeit

Typisches Gefäß der frühneolithischen Linienbandkeramik, hier aus dem Gebiet von Marburg. In dem in der Flur Pliensäcker gefundenen Gefäß waren sogar noch Speisereste enthalten.
Verschiedene recht einheitliche Glockenbecher aus dem großen europäischen Raum dieser spätneolithischen Kultur. Alle 2500–2200 v. Chr.
Gefäße der schnurkeramische Kultur des Endneolithikums ca. 2800–2400/2300 v. Chr., hier aus Sachsen. Solche Keramiken wurden auch auf der Zuffenhäuser Gemarkung gefunden.[10]

Altneolithikum (Bandkeramik):[11] Diese auch Frühneolithikum genannte Phase ist durch die Kultur der Bandkeramik mit ihren typischen Langhäusern bestimmt und dauerte in Mitteleuropa ungefähr von 7000 bis 4000 v. Chr. Im Stuttgarter Bereich ist diese frühe Phase etwa ab 6000 v. Chr. nachweisbar.

Auf der Gemarkung von Zuffenhausen fand man vor allem im nördlichen und östlichen Bereich Siedlungsreste dieser Bauern mit ihrer typischen gebänderten Keramik, die dort vor allem am Südrand des Langen Feldes die günstigen Lössböden nutzten, insbesondere wo Schwarzerdeböden entstanden waren. Auch Gräber mit Beigaben aus dieser Zeit wurde als die damals typischen Hockergräber im Gewann Pliensäcker/Hohlgraben entdeckt. Eines dieser Gräber enthielt die ältesten bisher überhaupt gefundenen Reste einer zubereiteten Speise (Hülsenfrüchte, geröstetes Brot, Haselnüsse und Leinsamen), die als Wegzehrung bei der Jenseitsreise gedacht waren und so Rückschlüsse auf die damaligen religiösen Vorstellungen zulassen, die wohl bereits einen Ahnenkult beinhalteten (vgl. Prähistorischer Schamanismus). Angebaut wurden Einkorn, Emmer und Nacktweizen; an Haustieren hielt man Schaf, Ziege und Schwein. Die Wohnhäuser waren bis zu 40 m lang und kamen als Einzelgehöfte und gruppiert zu Dörfern vor. Derartige Siedlungen wurden auf der Zuffenhäuser Gemarkung mehrere gefunden, die aus unterschiedlichen Phasen des Altneolithikums stammen, die größte im Bereich der alten und neuen Rotwegsiedlung, die sehr viele Einzelfunde von Feuersteingeräten erbrachte: Klingen, Schaber, Beile, Mahl- und Reibsteine und Keramik. Die große Zahl der Feuerstein-Werkzeuge deutet auf eine bereits handwerkliche Herstellung, wie sie im Neolithikum mit seinen nun aufwendigen Techniken wie Steinschliff und -bohrung, Kombinationsgeräten mit Mikrolithen (Sägen, Sicheln) usw. nach und nach üblich wurde. Derartige Funde streuen über das gesamte Gebiet von Zuffenhausen zwischen Neuwirtshaus, Friedrichswahl, Zazenhausen und Rot diesseits und jenseits des Feuerbachtales.

Mittelneolithikum:[12] Ab Ende des 6. vorchristlichen Jahrtausends änderte sich das Verzierungsmuster der Tongefäße und bei Steinäxten begann man, die Klinge für den Holzstiel zu durchbohren und sie nicht mehr wie bei den bisherigen Beilen am Schaft mit einer Schlingenschäftung festzubinden und/oder zu klemmen bzw. kleben (vgl. Schäftung (Vor- und Frühgeschichte)). Die Toten wurden nun nicht mehr hockend, sondern liegend beigesetzt. Die in Süddeutschland nun präsenten mittelsteinzeitlichen Kulturen, die man derart von der Bandkeramik unterscheidet, sind die Hinkelstein-Gruppe, die Großgartacher, die Planig-Friedberg-Gruppe und die Rössener Kultur.

Auf der Gemarkung von Zuffenhausen haben diese Kulturen nur geringe Spuren hinterlassen; allerdings fand sich in enger Nachbarschaft im Gebiet des zu Mühlhausen gehörenden „Viesenhäuser Hofs“ eine Siedlung der Großgartacher Kultur.

Jungneolithikum:[13] Mit der Schwieberdinger Gruppe, die sich Mitte des 5. Jahrtausends als lokaler Keramikstil entwickelte, beginnt das Jungneolithikum in Südwestdeutschland. Sie geht in die Schussenrieder Kultur über.

Auf der Gemarkung von Zuffenhausen gibt es im Bereich Salzweg eine einschlägige Fundstelle der Schwieberdinger Gruppe (ein 8 m langes Gebäude). Kupfer tritt hier erstmals auf. Zur Schussenrieder Kultur gibt es mehrere Fundorte vor allem mit Keramik (Sauhalde, Schoßbühl, Burgholzhof). Die etwas frühere Rössener Kultur hat hier hingegen weniger Spuren hinterlassen.

Spät- und Endneolithikum:[14] Diese ab Mitte des 4.Jahrtausends anzusetzende, auch als Goldberg III-Gruppe bezeichnete Periode, die bereits Kupfertechnologie einsetzte, ist auf der Zuffenhäuser Gemarkung ebenfalls nur gering vertreten, ebenso die vor allem auf Oberschwaben konzentrierte Horgener Kultur mit den frühesten Radfunden (vgl. Archäologie des Federseebeckens). In ganz Stuttgart gibt es nur eine einzige Siedlung dieser Epoche mit den dann typischen Grubenhäusern, und zwar in Stammheim-Süd. Die ab 2800 folgenden Schnurkeramiker sind vor allem aus Grabfunden (Hockergräber) vom Viesenhäuser Hof bekannt. Die ab Mitte 4. Jahrtausend zu beobachtende Glockenbecherkultur hat hingegen zahlreiche Spuren auf Zuffenhäuser Gemarkung hinterlassen, vor allem ihre typische Keramik.

Mitteleuropäische Bronzezeit
späte Bronzezeit
Ha B2/3 0950–0800 v. Chr.
Ha B1 1050–0950 v. Chr.
Ha A2 1100–1050 v. Chr.
Ha A1 1200–1100 v. Chr.
Bz D 1300–1200 v. Chr.
mittlere Bronzezeit
Bz C2 1400–1300 v. Chr.
Bz C1 1500–1400 v. Chr.
Bz B 1600–1500 v. Chr.
frühe Bronzezeit
Bz A2 2000–1600 v. Chr.
Bz A1 2200–2000 v. Chr.

Bronzezeit

Gegen Mitte des 3. Jahrtausends breitete sich die Technik der Bronzeherstellung und -bearbeitung in Mitteleuropa regional unterschiedlich aus. Das erforderte für den Erztransport unter anderem den Ausbau der Fernwege. Bronze war härter als das bisher lediglich kalt bearbeitete Kupfer und brachte unter anderem auch große Fortschritte in der Waffentechnik, was wiederum zu verstärkten Anstrengungen führte, die Siedlungen zu befestigen, zumal sich in diesen immer stärker hierarchisch bestimmte Gesellschaftsstrukturen ausbildeten mit teils recht unterschiedlichem Besitz. Für die mittlere Bronzezeit sind vor allem Bestattungen in Grabhügeln bezeichnend, oft mit wertvollen Beigaben. Man spricht daher auch von der Hügelgräber-Bronzezeit. Auch an den Beigaben lässt sich eine immer stärkere soziale Differenzierung ablesen.

Ab dem 13. vorchristlichen Jahrhundert endet die Hügelgräberzeit und wird von der Urnenfelderkultur mit Brandbestattungen abgelöst. Südwestdeutschland ist nun für mehrere Jahrhunderte Teil eines recht einheitlichen Kulturraumes, in dem sich technische Neuerungen aller Art rasch ausbreiten. Die nun in den Folgejahrhunderten auftauchenden frühen Kelten der Bronzezeit haben allerdings im Neckargebiet keine Siedlungsspuren hinterlassen. Dies ändert sich erst in der Eisenzeit.

Auf der Gemarkung von Zuffenhausen und ihrem näheren Umfeld finden sich kaum Spuren der bronzezeitlichen Hügelgräberzeit (die sehr wohl vorhandene Hügelgräber sind eisenzeitlich und stammen aus der Hallstattzeit, s. unten). Die Urnenfelderkultur ist hingegen mit mehreren Fund- und Siedlungsstellen nachgewiesen, etwa am Hohlgraben, an der Friedrichshaller Straße, in Neuwirtshaus und nicht zuletzt auch am Viesenhäuser Hof.[15]

Eisenzeit

Mitteleuropäische Eisenzeit[16]
Hallstattzeit
Ha C 800–620 v. Chr.
Ha D1–D3 620–450 v. Chr.
Latènezeit
LT A 450–380 v. Chr.
LT B 380–250 v. Chr.
LT C 250–150 v. Chr.
LT D 150–15 v. Chr./ 0

Sie beginnt in etwa ab dem 9. vorchristlichen Jahrhundert, man unterscheidet in der vorrömischen Eisenzeit zwei Phasen:

  • die ältere Eisenzeit, nach dem Fundort Hallstatt im Inntal meist als Hallstattzeit bezeichnet.
  • die jüngere Eisenzeit. Sie beginnt in etwa um 480/450 v. Chr. und heißt üblicherweise Latène-Zeit.

Beide sind für das Gebiet von Zuffenhausen archäologisch gut belegt. Träger waren nun die Kelten, die mit ihren Oppida, Gräbern und Viereckschanzen vor allem ab der mittleren Latènezeit zahlreiche Spuren hinterließen und, da die Römer über sie teils ausführlich berichteten, eine bereits frühgeschichtliche Geschichtsphase repräsentieren.

Hallstattzeit:[17] Dies ist die Zeit der Fürstensitze und Fürstengräber. Am bekanntesten sind regional hier die Heuneburg, Hohenasperg, Kleinaspergle sowie Hochdorf. Hügelgräber sind nun die gebräuchlichste Grabform, oft mit reichen Beigaben wie in dem um 550 v. Chr. entstandenen von Hochdorf (Kreis Ludwigsburg). Insgesamt sind Grabhügel vor allem der jüngeren Hallstattzeit im mittleren Neckarraum sehr häufig.

Entsprechend sind auf der Gemarkung von Zuffenhausen die Grabhügel im Gebiet „Schelmenwasen“ (im Stadtpark von Zuffenhausen) und am „Siegelberg“ mit die auffälligsten vorgeschichtlichen Bodendenkmale. Sechs derartige Hügel konnten bisher identifiziert werden. Sie sind zwischen 0,3 und 2  m hoch und haben Durchmesser von 15–33  m. Größere Funde wurden nach der Öffnung der Grabhügel nicht gemacht, lediglich Knochen und wenige Einzelstücke. Weitere Grabhügel finden sich knapp außerhalb der Gemarkungsgrenze am Withau-Wald (9 Hügel). Beziehungen bestehen hier möglicherweise zu den späthallstattzeitlichen Siedlungsstellen von „Stammheim Süd“, wo man Grubenhäuser, Abfallgruben und Vorratskeller gefunden hat. Ebenso gibt es derartige Grabfunde in Rot (mit einem spektakulären Fußring aus Bronze) und im Neuwirtshausgebiet. Auf dem zu Feuerbach gehörenden Lemberg fand man eine früh- bis mittelhallstattzeitliche Befestigungsanlage mit mehreren Wällen, die zeitweise eine Fläche von über 6000 m² umschlossen.

Latènezeit:[18] Sie beginnt in etwa in der ersten Hälfte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts. Kunststil und Bestattungssitten (Flachgräber) ändern sich. Die Töpferscheibe wird üblich. Viele Siedlungen verschwinden jedoch, was an der damaligen massiven Klimaverschlechterung der sog. Göschener Kaltphasen I und II gelegen haben dürfte, die gegen Ende der Hallstattzeit zu einem dramatischen Bevölkerungsrückgang in Süddeutschland führte.[19] Allerdings verschwanden die Siedlungen nicht vollständig, wie die Grabungen am Viesenhäuser Hof zeigen, die eine Kontinuität der dortigen Siedlung in der frühen Latènezeit belegen. Der Bevölkerungsrückgang zum Ende der Latènezeit zeigt sich vor allem in einem fast völligen Fehlen der Funde bis zum Einsetzen der römischen Periode, die durch das sog. römische Optimum des Klimas befördert wurde.

Auf der Gemarkung von Zuffenhausen fanden sich entsprechend mehrere latènezeitliche Spuren, so etwa zwei keltische Münzen, da die Kelten begonnen hatten, nach römischem Vorbild Münzen zu prägen. Siedlungs- und Gräberreste gibt es neben Streufunden entsprechend vor allem aus der frühen Latènezeit an verschiedenen Stellen (Elbelen/Wollinstraße, Nonnenäcker, Hummelbrunnental, Rotweg). Einige Funde aus dem jüngeren Latène mit der typischen Keramik jener Periode stammen aus dem Bereich des Friedhofes und der benachbarten Gehrenäcker.

Römerzeit

Römische Expansion in Südwestdeutschland zwischen 50 v. Chr. und 160 n. Chr.

Das damals relativ dünn besiedelte Gebiet nördlich der Donau und östlich des Rheins geriet gegen Ende des 1. nachchristlichen Jahrhunderts unter römische Verwaltung, wurde nach und nach durch Grenzkastelle und durch in deren Umgebung errichtete zivile Siedlungen okkupiert und durch den rätischen Limes abgesichert. In diesem zur Provinz Obergermanien gehörenden Dekumatland mit Mainz als zentraler Verwaltung und Sitz des Statthalters entwickelte sich eine römische Provinzialkultur. Eines der wichtigsten römischen Kastelle war das um 120 n. Chr. entstandene Reiterkastell von Cannstatt. Von den zivilen Niederlassungen zeugen heute noch zahlreiche Reste römischer Gutshöfe (Villa rustica), die allerdings vor allem der Versorgung des Militärs dienten und entsprechend meist von ehemaligen Soldaten, vor allem Offizieren, bewirtschaftet wurden. Die Römer führten den Wein- und Gartenbau ein; so entstand schließlich die Kulturlandschaft der Römerzeit. Bestimmte typische Töpferwaren (Terra sigillata) wurde in Manufakturen hergestellt, das Land mit einem Straßennetz überzogen.

Im Gebiet von Zuffenhausen finden sich zahlreiche dieser Kulturzeugnisse, so etwa entlang des Feuerbachtales in hochwassersicherer und meist südlich oder südöstlich orientierter Lage mehrere Gutshöfe, die das Land intensiv nutzten (z. B. Siemensstraße/Mea-Brücke, Friedhof, nördliches Zazenhausen, nördlich und östlich von Stammheim) und auch schlechtere Böden bebauten, da der Nahrungsbedarf des Militärs enorm war und ein ausgedehntes Straßennetz erforderte. Eine der wichtigsten südwestdeutschen Römerstraßen verband durch Meilensteine markiert Mainz (Mogontiacum) und das Rheintal über Vaihingen/Enz und Schwieberdingen mit Cannstatt und führte von dort weiter auf die Alb bis nach Heidenheim. Ihr geradliniger Verlauf ist heute mit der Schwieberdinger Straße identisch. Über das gesamte Zuffenhäuser Gebiet streuen zahlreiche Münzfunde mit den Bildnissen mehrerer Kaiser aus dem ersten bis zum Beginn des vierten Jahrhunderts, von Augustus und Hadrian bis Constantius Chlorus und Konstantin. (Münzen sind wegen ihrer präzisen, sich an den Regierungszeiten der abgebildeten Kaiser orientierenden Datierung archäologisch besonders wichtig.)

Ab dem 3. Jahrhundert kam es zum Einbruch der Germanen und hier besonders dem der Alamannen ab 232/233, vor allem aber während der Alamannenkriege (353–378). Einher ging dies mit einem langsamen Niedergang der römischen Zentralmacht, der nach und nach zum Rückzug der Römer hinter die Donaulinie mit Aufgabe des Dekumatlandes führte. Die nun definitiv als Alamannen bezeichnete Germanengruppe setzte sich stattdessen in dem Gebiet fest und entwickelten eigene Herrschaftsbezirke und -formen.[20]

Modell eines alamannischen Weilers mit Einzelhöfen (Gruben- und Pfostenhäuser) verschiedener Familienverbände, wie es sie auch in Zuffenhausen gegeben hat.

Das Ende der Römerzeit bildete eine ausgeprägte Zäsur, vor allem auch dadurch, dass die bis dahin durch schriftliche Quellen bezeugte historische Phase insbesondere in der nun folgenden Völkerwanderungszeit nach und nach wieder in einen vorgeschichtlichen, nur archäologisch zu klärenden Kulturstand zurückfällt. Man unterscheidet hier abermals zwei Phasen:

  • Eine noch frühgeschichtliche, weil durch römische Berichte unterlegte frühe Phase, die die Zeit der Landnahme durch die ursprünglich wohl aus dem Gebiet zwischen Elbe und Ostsee stammenden, aus mehreren Stämmen (z. B. den Sueben) bestehenden Alamannen (daher der Name: „alle Männer“) bezeichnet, als diese ins Dekumatland einfielen und dort zwar die römischen Städte mieden, jedoch zumindest bis 400 die alten Kastelldörfer besiedelten und die früheren römischen Gutshöfe weiter nutzten, ja sogar Getreide bis nach Italien exportierten. Die Siedlungsdichte war jedoch gering, wie vor allem die Gräber ausweisen, von denen ein besonders wichtiges mit einem eindeutig importierten großen Gefäß in Zuffenhausen im Bereich der Hohensteinstraße gefunden wurde. Die landwirtschaftlichen Siedlungen hatten den Charakter von Weilern, in denen verschiedene Familienverbände lebten. Im 4. und 5. Jahrhundert gab es zudem befestigte Höhensiedlungen. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten, bis heute erhaltenen Ortsnamen vor allem auf -ingen und -heim sowie solche mit keltoromanischem Ursprung.

Diese Phase endet mit der Niederlage der Alamannen gegen den Frankenkönig Chlodwig I. in der Schlacht von Zülpich 496, wonach die nördlichen Herrschaftsgebiete der Alamannen ins Frankenreich eingegliedert wurden.[21]

  • Spätphase: Das südliche Alamannengebiet hingegen blieb zunächst als eine Art Stammesherzogtum weitgehend selbständig, gelangte jedoch ab etwa 536 ebenfalls unter fränkische Oberhoheit. Mit der Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert beginnt hier damit die sog. Zeit der Merowinger, die vor allem nach ihrer Christianisierung einen fließenden Übergang zur eigentlich historischen Phase des frühen Mittelalters darstellt, das dann mit der Herrschaft der Karolinger endgültig einsetzt. In diese späte, bereits stark fränkisch dominierte Phase gehört auch das alamannische Gräberfeld von Stuttgart-Feuerbach in enger Nachbarschaft zur Zuffenhäuser Gemarkung. Charakteristisch sind nun Friedhöfe mit Reihengräbern, später ab Mitte des 7. Jahrhunderts Steinkistengräber für die Oberschicht, denn es gab nun vier gesellschaftliche Schichten: Adel, freie Bauern, Freie und Unfreie bzw. Knechte. Die Siedlungen umfassten nun bis zu 200 Einwohner. In der sog. „Ausbauphase“ des 7. Jahrhunderts, in der sich unter starkem fränkischem Einfluss auch das Christentum ausbreitete und eine kirchliche Organisation entstand, kam es zu einem bedeutenden Bevölkerungswachstum. In dieser Phase entstanden gewöhnlich Orte auf -hausen und -hofen (vor allem im Norden Zuffenhausen, Zazenhausen, Mühlhausen, Viesenhausen, Hofen). Ortsnamen mit der Endung -hausen sind dabei oft durch einen Siedlernamen (wie vermutlich in Zuffenhausen) oder eine spezifische Ortseigenschaft (etwa in Mühlhausen) charakterisiert, wobei das „Z“ in Zuffenhausen wohl von einem dativischen „zu“ herrührt. Allerdings ist die Ableitung von einem Namen Uffo oder Offo nicht sicher, da es um 1150 auch eine Nennung als „Offenhausen“ gibt.

Die Zuffenhäuser Gemarkung umfasste damals ca. 10 km² und war durch Landmarken bestimmt, etwa alte Römerstraßen, Grabhügel, den Lemberg. Die Zuffenhäuser Siedlung selbst bestand wohl schon ab 600. Wahrscheinlich gab es zunächst sogar zwei Siedlungen, eine in der Flur „Hohenstein“ an der alten Römerstraße (heute Schwieberdinger Straße), wo sich ein großer Reihengräber-Friedhof befand, eine zweite im alten Ortskern von Zuffenhausen, wo man ein altes alamannisches Grab mit reichen Beigaben gefunden hat (die Beigabensitte verschwand nach der Christianisierung und ist daher ein Zeichen höheren Alters). Diese Siedlung war wohl zum Schutz eines alten, vorrömischen, den Feuerbach hier querenden ost-westlichen Weges entstanden. Zur Zeit der Christianisierung im 7. Jahrhundert wurden dann wohl beide Siedlungen zusammengelegt.[22]

Die eigentlich geschichtliche Phase

In dieser historischen Phase hat man nun genügend Schriftzeugnisse zur Verfügung, um genauere Aussagen machen zu können. Dennoch bildet die Archäologie zumindest in der frühen Phase auch hier einen wichtigen Pfeiler der historischen Interpretation und Befundung.

Mittelalter

Auch für Zuffenhausen gilt, dass das Mittelalter von seiner Spätphase abgesehen machtpolitisch und gesellschaftlich-ökonomisch insgesamt eine Periode war, in der es vor allem immer wieder zu den anschließend dargestellten Veränderungen der Besitz- und Hoheitsverhältisse für Zuffenhausen kam, die zeitweise ein für das Mittelalter recht typisches Geflecht aus sich überkreuzenden Einflüssen, Interessen und Rechten aufweisen, bei denen es oft kaum klare Trennungen zwischen kirchlich und zivilrechtlich gab, auch dies ein typisches Merkmal des europäischen Mittelalters mit seiner Dominanz und Konkurrenz von Kirche und feudalistischem Adel.[23]

25. Mai 1317: Die Grafen von Vaihingen verzichten auf ihre Rechte und Ansprüche an den Gütern, die das Spital in Esslingen dem Kloster Maulbronn verkauft hat, eine der im Hochmittelalter nicht seltene Abtretungsurkunden, wie es sie auch für Zuffenhausen gibt. Landesarchiv Baden-Württemberg.
Das bei Tübingen gelegene Kloster Bebenhausen mit Ort, das im Mittelalter lange Rechte in Zuffenhausen besaß.
Auch das Stuttgarter Stift, hier eine Ansicht des Schillerplatzes um 1840 mit Stiftskirche und Stiftfruchtkasten, besaß umfangreicher Rechte in Zuffenhausen.

Archäologischer Beginn: Der eigentliche, allerdings nur archäologisch bestimmbare Beginn der Siedlung von Zuffenhausen liegt wie oben geschildert in der Alamannen- und Merowingerzeit im 6./7. Jahrhundert. Archäologisch auffallend ist dabei ein Übergang bei den Bestattungssitten, denn die Toten wurden nach der Christianisierung nun ohne Beigaben und bei der Kirche bestattet. Das etablierte sich spätestens um 800 in der Karolingerperiode. Kirchlich gehörten die Zuffenhäuser damals zur Martinskirche in Kornwestheim, einer merowingischen Gründung nach 500. Martin von Tours war damals der Heilige der fränkischen Mission und Kolonisation, dem zahlreiche Kirchen im Altsiedelland gewidmet waren.

Die weitere historische Entwicklung des Dorfes lässt sich am ehesten an der Entwicklung des Kirchenpatronates ablesen, also der Beziehung einer Gemeinde zu einem Schirmherren, der oder die eine besondere Verantwortung für eine Kirche übernimmt, sei es in Form eines regelmäßig zu zahlenden Beitrages oder in Form einer Baulastverpflichtung sowie eines generellen Schutzes. Das waren üblicherweise adlige Grundherren, Klöster oder andere Kirchen.

Historischer Beginn: Man kann den „offiziellen“ und gleichsam historischen fixierbaren Beginn des Mittelalters für Zuffenhausen mit der Ersterwähnung des Ortsnamens um etwa 1150 im Hirsauer Kodex ansetzen, in der ein Rickowo von Offenhusen und ein Gotebertus von Offenhusen erwähnt werden, beide im Zusammenhang mit einer Spende für das Kloster Hirsau. Da in beiden Einträgen die alten Namen von Botnang (Botenanc), Feuerbach (Biberbach) und Kornwestheim (Westheim) genannt sind, dürfte es sich bei Offenhusen um Zuffenhausen gehandelt haben.

Die Entwicklung der kirchlichen Patronatsverhältnisse im Hoch- und Spätmittelalter wird ab 1295 klar, als ein Friedrich von Urbach, auf dessen Familie das Patronat offenbar durch Erbe gelangt war, als Kirchherr in einem Dokument auftaucht und 1299 das Patronat mit Erlaubnis seines Lehensherrn, des Grafen Konrad von Vaihingen, dem Grafen Eberhard I. von Württemberg schenkte. Die damals dem heiligen Hippolytus geweihte Zuffenhäuser Kirche (als „Johanneskirche“ erscheint sie erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts) muss inzwischen selbständig geworden sein, da die Kornwestheimer Mutterkirche 1276 von dem dortigen Patron Konrad von Kirchheim dem Kloster Bebenhausen übereignet worden war. Allerdings scheint der Graf das Patronat alsbald an das Kloster Bebenhausen weitergereicht zu haben, denn in der ersten nun präzise datierten Urkunde vom 18. März 1204, in der „Offenhusen“ erwähnt wird, bestätigt Papst Innozenz III. die Rechte des 20 Jahre zuvor vom Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen zunächst als Prämonstratenserkloster, dann als Zisterzienserabtei gegründeten Klosters und nennt unter anderem auch Zuffenhausen als Bebenhäuser Besitzung und eine der neun Grangien des Klosters, ebenso wie eine Urkunde des Papstes Gregor IX. von 1229 und eine Urkunde des Pfalzgrafen Wilhelm von Tübingen von 1244. Die Kirchengemeinde von Zuffenhausen blieb danach eigentumsrechtlich lange an das Kloster Bebenhausen gebunden und das Kloster mehrte dabei im 13., 14. und 15. Jahrhundert seinen Besitz in Zuffenhausen noch beträchtlich durch allerlei Schenkungen sowie durch Zukäufe vom in Not geratenen Kloster Hirsau.

Davon unabhängig gestaltete sich jedoch die Entwicklung der Patronatsverhältnisse, denn 1324 erscheint ein Konrad von Gundelfingen als Patronatsherr, nachdem Graf Eberhard I. ihm diese Rechte überlassen hatte, und die Gundelfinger stritten sich denn auch alsbald mit dem Kloster Bebenhausen um Rechte am Heuzehnten, die Einkünfte der Weinberge sowie die Eigentumsrechte an einem Hof und sonst noch allerlei, auf die sie als verarmte Ritter nicht verzichten wollten. 1366 bis 1373 schließlich verkaufte ein Nachkomme dieser Sippe seinen Anteil am Patronat Zug um Zug an das Stift in Stuttgart.[24] Die Eigentumsverhältnisse gestalteten sich dadurch allerdings nun äußerst verwickelt, denn neben dem Stift bestanden Rechte des Bebenhäuser Klosters und dazu des Esslinger Katharinenspitals weiter, das inzwischen 1277 auch einige Eigentumsrechte erworben hatte,[25] so dass sich nun drei kirchliche Institutionen um den Zehnten stritten, wobei komplizierend hinzu kam, dass auch die Grafen von Württemberg weiter Besitztümer in Zuffenhausen hatten.[26] Die komplizierten, mitunter heute kam noch entwirrbaren inner- und außerkirchlichen Besitzverhältnisse werden in einem Dokument von 1417 deutlich, in dem ein finanzieller Streit über die relativ wohlhabende Pfarrei von Zuffenhausen geschlichtet wird. Verwaltungstechnisch gehörte die Zuffenhäuser Pfarrei seit 1275 zum Bistum Konstanz, wobei sich allerdings ständig die Rechte der Kirchherren mit denen des Bistums überkreuzten.

All diese Rechtvorgänge sind urkundlich belegt und somit wichtige Quellen der mittelalterlichen Geschichte Zuffenhausens und ihrer relativen Verwickeltheit, die sich vor allem auf eigentumsrechtliche und schutzrechtliche Vorgänge bezieht, wobei die Vorgänge im Einzelnen allerdings nicht ganz klar sind, etwa, wie das Patronat vom Grafen Eberhard I. von Württemberg an den Pfalzgrafen Rudolf von Tübingen gelangte. Dynastische Beziehungen oder politische Vorgänge könnten hier eine Rolle gespielt haben. Auch wie und wann wem was gehörte und welche Rechte er in der Gemeinde und Kirch jeweils genau hatte, bleibt mitunter diffus.

Neuzeit: Reformation bis Dreißigjähriger Krieg

Karte der Ereignisse des Deutschen Bauernkrieges in Süddeutschland 1523–1525.
Herzog Ulrich von Württemberg, der dort die Reformation durchsetzte.

Bauernkrieg:[27]
Am Beginn der dann recht stürmischen Entwicklung, die die Periode der Reformation im 16. und der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kennzeichnet, stehen in Württemberg die Unruhen von 1514, die als „Armer Konrad“ bekannt sind und die sich gegen die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen des seit 1503 regierenden Herzogs Ulrich richteten. Aus Zuffenhausen ist dabei keine Beteiligung bekannt, kann jedoch vermutet werden. 1519 wurde der Herzog durch den Schwäbischen Bund vertrieben. Die darauf folgenden, vor allem durch den neuen Landesherren, den Erzherzog Ferdinand von Habsburg betriebene Restauration des Katholizismus gemäß dem Wormser Edikt von 1521 führte abermals zu schweren Unruhen, in die auch Zuffenhausen einbezogen gewesen sein dürfte. Die Bauern in Württemberg indes wehrten sich dagegen und dieser heute als Bauernkrieg bekannte Bauernaufstand fand erst mit der Niederlage der Bauern in der Schlacht von Böblingen 1525 ein Ende. Nach den Abrechnungen der Hauptleute des Bauernheeres waren vermutlich auch Zuffenhäuser Bauern kämpfend beteiligt.

Beginn der Reformation in Zuffenhausen:[28]
Der legendäre Anschlag der 95 Thesen in Wittenberg durch Martin Luther war 1517 erfolgt, doch ist noch für 1520 in der Zuffenhäuser Pfarrkirche eine Messe nachgewiesen. Auch eine bestehende, dem Seelenheil Verstorbener gewidmete Messstiftung unterstreicht, dass hier noch vorwiegend katholisches Gedankengut vorherrschte, denn Luther hatte solche Stiftungen wenige Jahre zuvor abgelehnt.

Erzherzog Ferdinand, der von 1526 bis 1531 König von Böhmen, Ungarn und römischem König und damit designierter Nachfolger Karls V. als Kaiser geworden war, setzte in Württemberg eine moderne Verwaltung durch, die auch neue Lagerbücher erstellte, in denen für das Amt Cannstatt auch die Zuffenhäuser Besitzverhältnisse aufgeführt sind mit dem Herzog als persönlichem Oberherren von Zuffenhausen, und zwar in allen Belangen. Zu dieser Oberherrschaft gehörte auch ein Lehenhof, das Palmers Güttlin. Größter Grundherr blieb jedoch weiter das Kloster Bebenhausen.

1534 gelang es dem vertriebenen Herzog Ulrich allerdings mit Hilfe des verbündeten Landgrafen Philipp von Hessen, einem wichtigen Unterstützer der Reformation, Württemberg von den Habsburgern zurückzuerobern und es sich danach als Lehen von Ferdinand wieder übertragen zu lassen mit dem Recht, die Reformation im Lande einzuführen. Dies geschah denn auch mit Hilfe zweier prostestantischer Theologen, Erhard Schnepf, der unter anderem für Zuffenhausen zuständig war, und Ambrosius Blarer. Ein wesentlicher Punkt dieser Reform war die Ersetzung der Messe durch den Predigtgottesdienst. Die dabei bisher benötigten oft kostbaren Gerätschaften, Messgewänder usw. mussten bei der herzoglichen Münze abgeliefert werden. Für das zum Amt Cannstatt gehörende Zuffenhausen ist das für den 27. Juli 1535 bezeugt. Reformerische Visitationen der Gemeinde waren wohl schon vorausgegangen, eine weitere, mehrere Monate dauernde fand 1541 statt, und sie diente vor allem auch der wirtschaftlichen Neuordnung der Pfarrgemeinde, die unter anderem auch in einer Reduzierung auf lediglich eine Pfarrstelle (statt mehrerer Messpriester) und der Neuordnung bzw. im Falle von Zuffenhausen der Auflösung der Pfründe bestand.

Weiterer Verlauf der Reformation:[29]
Der Spannungszustand zwischen Kaiser Karl V. und den seit 1530 im Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossenen protestantischen Fürsten entlud sich 1546/47 im Schmalkaldischen Krieg. Der Kaiser siegte und nahm die beiden Anführer gefangen. Er gedachte diese Situation zur Regelung der religiösen Verhältnisse in seinem Sinne zu nutzen und erließ 1548 auf dem Augsburger Reichstag das sog. Augsburger Interim, um das entsprechend zu regeln, das allerdings von Herzog Ulrich in Württemberg nur zögerlich durchgesetzt wurde. Pfarrer, die es nicht annehmen wollten, waren zu entlassen. Vom Zuffenhäuser Pfarrer Klemmerspecht weiß man nun, dass er das Interim annahm, was ihm allerdings leichtfiel, da er schon vor der Reformation Pfarrer von Zuffenhausen gewesen war.

Es gelang den Fürsten jedoch, in einem Aufstand schließlich die Gleichberechtigung des katholischen und protestantischen Glaubens im Augsburger Religionsfrieden von 1555 zu erreichen, und der Nachfolger Ulrichs, Herzog Christoph, befahl 1552 die Abschaffung der Messe in Württemberg. Die Verhältnisse in Zuffenhausen sind allerdings nun ein Ausnahmefall, denn in kaum einer anderen Pfarrstelle des Landes sind all diese historischen Vorgänge mit ihrem Hin und Her zwischen Protestantismus und Katholizismus so gut belegt wie hier, wo alle Wechselfälle der Religionsgeschichte von einer einzigen Person repräsentiert werden, dem bereits erwähnten Pfarrer Klemmerspecht, bei dem es im Übrigen erst 1552 nach erheblichen Bemühungen unter anderem durch Visitatoren und materielle Zugeständnisse gelang, ihn durch einen jüngeren Mann, Samuel Halbmayer, ablösen zu lassen. Die Besoldung der Zuffenhäuser Pfarrer ist nun auch seit 1559 durch genaue Berichte im sog. „Kompetenzbuch“ belegt. Gleichzeitig gab es eine Art innerkirchliche Volkszählung, die in Zuffenhausen 400 Kommunikanten ergab, also Einwohner über 14 Jahre, die zum Abendmahl zugelassen waren.

Auch das Kloster Bebenhausen war durch die Reformation und das sie in der frühen Phase begleitende Hin und Her betroffen und wurde schließlich, nachdem die 20 katholisch gebliebenen Mönche erst aus- und dann wieder eingezogen waren, unter Leitung des protestantischen Abtes Eberhard Bidembach ab 1560 zur Klosterschule umgeformt, neben der das Kloster noch eine Zeitlang bestehen blieb, war jedoch weiter bis 1806 größter Grundeigentümer in Zuffenhausen, als der kirchliche Besitz im Zuge der Säkularisation in den Staatsbesitz überging. Ähnliches gilt für das Stuttgarter Stift und das Kloster Lorch mit ihren Zuffenhäuser Besitzungen. Das Esslinger Katharinenspital als weiterer Zuffenhäuser Eigentümer hingegen war nicht betroffen und blieb von der Reformation unberührt.

Zuffenhausen bis zum Dreißigjährigen Krieg:[30]
Nach dem Tode Herzogs Ulrich 1550 festigte sein Nachfolger Herzog Christoph (1515–1568) den Protestantismus in Württemberg weiter und wurde ab 1553 endgültig auch Herr über die noch bestehenden geistlichen Herrschaften und damit auch über den Großen und Kleinen Zehnt in Zuffenhausen, wobei man sich die Einkünfte mit den geistlichen Herrschaften wie Bebenhausen oder dem Stift nach einem relativ komplizierten Modus teilte. Dabei gab es gelegentlich auch Streit, wie etwa um das kleine Kohlebergwerk, das auf Zuffenhäuser Gemarkung bestand, mit dessen Kohle ein Kalkofen beheizt wurde. Maßgebliche geistliche Institution für Zuffenhausen war jedoch das Chorherrenstift in Stuttgart. In dieser Periode erhielt Zuffenhausen nun auch eine Schule, die ab 1559 auch mit einem besoldeten Schulmeister ausgestattet war: Jörg Rörlin, der nun in dem kurz zuvor erbauten Schulhaus amtierte, zunächst fünf Knaben unterrichtete (Mädchen durften nicht zur Schule) und das Amt des Mesners versah. In dieser Periode vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges ist einen starke Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nicht nur in Zuffenhausen zu beobachten.

Vom Herzogtum zum Königreich

Ansicht von Bad Cannstatt aus den Forstlagerbüchern von Andreas Kieser um 1685. Zwischen 1634 und 1639 lebten die meisten Zuffenhäuser hinter den sicheren Mauern der Amtsstadt. Die nicht durch Mauern geschützte Vorstadt im Vordergrund wurde damals gebrandschatzt.

Der Dreißigjährige Krieg:[31]
Dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 folgte 1626 eine große Pestepidemie, die ungefähr die Hälfte der Zuffenhäuser Bewohner dahinraffte. Soldatendurchzüge und Einquartierungen waren jetzt immer öfter an der Tagesordnung. 1629 zogen auch die Truppen Wallensteins mit 18.000 Mann durch den Amtsbezirk von Cannstatt, zu dem Zuffenhausen ja gehörte. Nach der Niederlage der schwedischen Truppen Gustav Adolfs 1634 in der Schlacht von Nördlingen folgten die schlimmsten Jahre des Krieges mit zahlreichen Truppendurchmärschen und Brandschatzungen. Da die Schweden unterdessen die Festung Hohenasperg als Stützpunkt gegen die kaiserlichen Truppen besetzt hatten, befanden sich die Ortschaften im Umkreis für ein Jahr im Brennpunkt des Krieges, und am 9. September 1634 brannte der Großteil von Zuffenhausen samt Kirche und Pfarrhaus nieder, ebenso wie am 21. ein Teil von Stammheim sowie vorher und nachher eine Reihe weiterer Orte der Umgebung. Im Cannstatter Amt waren jedoch neben der abgebrannten Cannstatter Vorstadt Zuffenhausen und Untertürkheim am stärksten betroffen. Die Einwohner flohen in die Wälder oder hinter die sicheren Mauern von Cannstatt. Das Cannstatter Totenbuch gibt Auskunft über zahlreiche Todesfälle Zuffenhäuser Bürger in diesem Zusammenhang. 1634/35 wütete dann eine neue Pestepidemie, die zwei Drittel der Zuffenhäuser Bevölkerung umbrachte. Das Leibeigenenbuch des Klosters Bebenhausen von 1641 weist vergleichbare Verluste in Zuffenhausen auf.
Die Schäden der Katastrophenjahre zwischen 1634 und 1638 beliefen sich alleine für das Amt Cannstatt auf 10,5 Mio Gulden (ca. 420 Mio €), der höchste Schaden im ganzen Herzogtum. Stadt und Amt Cannstatt waren eindeutig im Brennpunkt der Kämpfe gewesen. Bis Kriegsende kamen weitere Kontributionen in Höhe von 350.000 Gulden hinzu (ca. 14 Mio €).

Erst 1639 fand das Zuffenhäuser Gemeindeleben wieder zurück in geregelte Bahnen, wenn auch wegen der zerstörten Gebäude und Dokumente unter stark eingeschränkten Bedingungen. Aus dieser Zeit gibt es einen ergreifenden Bericht des Pfarrers Spilbiller über die zurückliegende Zeit, den er dem neuen Kirchenbuch von 1640 voranstellte und in dem vom „erbärmlichen Zustand“ und „unaussprechlichen Jammer“ die Rede ist, die der Krieg für Zuffenhausen, „vor der Zeit ein schöner und reicher Flecken“, mit sich gebracht habe. Die Zahl der Einwohner nahm jedoch ausweislich der Kirchenbücher zwischen 1641 und 1651 nur langsam wieder zu. Ab 1643 zogen erneut Truppen mehrfach durch Zuffenhäuser Gebiet, vor allem die französisch-schwedische Armee, und fast alle Zuffenhäuser flohen erneut hinter die Mauern von Cannstatt.

Die Folgen des Krieges:[32]
Das Herzogtum Württemberg war eine der vom Dreißigjährigen Krieg am härtesten getroffenen Regionen Deutschlands und der Wiederaufbau des weitgehend zerstörten Landes verlief zunächst nur schleppend, denn auch die Bevölkerung war durch Pest und Krieg stark dezimiert, manche Dörfer waren menschenleer. Weite landwirtschaftliche Flächen waren entsprechend verödet, viele Gebäude vernichtet. Die Finanzkraft der einst blühenden Wirtschaft war auf Jahre geschwächt, viele Orte waren überschuldet. Gleichzeitig nahm wegen der Verödung die Wolfsplage auch im Sommer überhand.

Nach einer Aufstellung des Amtes Cannstatt aus dem Jahre 1655 sahen die Zahlen für Zuffenhausen im Vergleich zu denen von 1629/34 so aus:[33]
Bestand 1629/34
Bürger: 109, Gebäude: 160, Äcker: 1291, Weingärten: 172, Wiesen, Gras- und Kräutergärten: 106.
Bestand 1655
Bürger: 41, Gebäude: 75, Äcker: 800, Weingärten: 60, Wiesen, Gras- und Kräutergärten: 106.

Es waren also in Zuffenhausen fast zwei Drittel der Bürger verloren und beinahe die Hälfte der Gebäude zerstört sowie zahlreiche nicht zerstörte verlassen. Zwischen 1621 und 1641 sank die Einwohnerzahl sogar auf ein Fünftel von 514 auf 98. Selbst 1651 lebten erst wieder 183 Menschen in dem abgebrannten Dorf. Das Bevölkerungsvakuum nach dem Kriege wurde dann vor allem von Ausländern aufgefüllt, insbesondere protestantische Schweizer kamen hierher, die allerdings nicht sofort Bürgerrecht erhielten und ein Schutz- und Schirmgeld bezahlen mussten, bis sie sich endgültig niederließen. Der Stand einer Leibeigenschaft war durch die Vernichtung von Dokumenten oft so unklar, dass ganze Ortschaften provisorisch zu Leibeigenen erklärt wurden und viele Einwohner Zuffenhausens daraufhin das beim Tode eines Leibeigenen fällige Hauptrecht für ihre verstorbenen Verwandten bezahlen mussten (sie hätten ja Leibeigene sein können).

Neue Kriege bis zum Ende des Jahrhunderts:[34]
25 Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges herrschte Frieden und das Land erholte sich langsam. Während des Reichskrieges gegen Frankreich zwischen 1673 und 1679 drangen jedoch immer wieder französische Truppen in Württemberg ein und es kam in Cannstatt zu Einquartierungen. 1688 bis 1697 kam es während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zu neuen Belastungen. Truppendurchmärsche mussten ertragen werden, die gewöhnlich mit Beschlagnahmungen von Nahrungsmitteln usw. verbunden waren, so dass die Einwohner nach zeitgenössischen Berichten „ganz ruiniert waren und daher betteln müssen“, wie der Pfarrer Schlotterbeck im Taufbuch notierte. Der negative Höhepunkt war das Jahr 1693, als schon die Nachricht vom erneuten Rheinübergang der Franzosen eine allgemeine Panik auslöste, erinnerte man sich doch nur allzu gut an die französischen Plünderungen vergangener Jahre. Viele Menschen flohen nach Osten und kamen so auch nach Zuffenhausen, und als die französischen Truppen näher rückten, flohen auch die Einwohner hier. Die Kirchenbücher geben Nachricht über die Folgen, denn die Bevölkerung Zuffenhausens nahm zwischen 1692 und 1695 stark ab, indes die Zahl der Toten von 11 (1692) auf 84 (1694) stieg. Die häufigsten Todesursachen waren Infektionen und Hunger, zumal die Franzosen 1693 das erntereife Getreide komplett beschlagnahmt oder verbrannt hatten. Die finanziellen Schäden für das Amt Cannstatt, wo die Franzosen drei Monate lang gehaust hatten, betrugen 1693 386.000 Gulden (ca. 16 Mio €), der Schaden für Zuffenhausen war mit 23.770 Gulden (ca. 1 Mio €) der fünfthöchste (Fellbach und Cannstatt hatten knapp fünfmal soviel). 20 Gebäude waren in Zuffenhausen zerstört worden. Der Krieg dauerte jedoch bis 1697 und brachte immer wieder Einquartierungen etc. mit sich, die Zahl der Bürger sank abermals um über die Hälfte auf 37, 200 Morgen Land lagen brach, 15 Häuser standen leer, ein absoluter Tiefpunkt war in Zuffenhausen erreicht.

Das 18. und 19. Jahrhundert bis zum Königreich 1806:[35]
Militärisch: Im 18. Jahrhundert setzten sich die kriegerischen Ereignisse fort. Zunächst kam es zwischen 1701 und 1713/14 zum Spanischen Erbfolgekrieg, und Württemberg lag in dessen Brennpunkt. Abermals kam es zu Durchzügen und Besetzungen vor allem französischer Tuppen, von denen auch die Zuffenhäuser Kirchenbücher zeugen. Zuffenhausen litt massiv unter Plünderungen. Der Polnische Erbfolgekrieg zwischen 1733 und 1735/38 blieb hier hingegen ohne größere Auswirkungen. Erst der Österreichische Erbfolgekrieg führte erneut fremde Truppen nach Württemberg und zu Kämpfen in der Gegend zwischen Zuffenhausen und Cannstatt.
Im Siebenjährigen Krieg schließlich zwischen 1757 und 1763 bekam Zuffenhausen abermals die Auswirkungen zu spüren, obwohl Württemberg hier nicht direkt beteiligt war, jedoch massive militärische Vorsorge durch eigene Truppen traf.

Politisch: Der 1677 bis 1693 regierende Herzog Eberhard Ludwig hatte 1704 mit dem Bau des Ludwigsburger Schlosses begonnen, dem 1718 der planmäßige Ausbau der gleichnamigen Stadt Ludwigsburg folgte. Als Ludwigsburg 1718 zur Stadt erhoben wurde, erhielt es ein eigenes Amt, dem nun auch trotz Cannstatter Proteste (wegen des Steuerausfalles) nebst anderen Orten Zuffenhausen, Stammheim, Kornwestheim und Zazenhausen zugeschlagen wurden. 1739 kam Zuffenhausen aber wieder zum Cannstatter Amt und 1762 abermals zurück nach Ludwigsburg. Auf der am Waldrand gelegenen Schlotwiese entstand damals 1715 bis 1720 auch ein kleines herzogliches Jagdschloss, um dem herzoglichen Jagdbedürfnis zu genügen, eine echte barocke Anlage, die auch von Herzog Karl Eugen genutzt wurde und zudem Adeligen des Hofes als Wohnsitz diente, die auch in den Zuffenhäuser Kirchenbüchern bezeugt sind. 1806 wurde dort sogar eien große Kesseljagd zu Ehren Kaiser Napoleons abgehalten, der sich damals in Ludwigsburg aufhielt.
Die Umwälzungen der Französischen Revolution 1789 wurden in Württemberg von Herzog Karl Eugen mit Abneigung verfolgt. 1793 erklärte das Deutsche Kaiserreich Frankreich den Krieg, und 1796 drangen erneut Franzosen in Württemberg ein und erzwangen einen Waffenstillstand, der nach Friedensverhandlungen schließlich 1801 in den Frieden von Lunéville mündete. Die Versorgungslage war indes immer schlechter geworden, und die Franzosen hatten Zuffenhausen auch geplündert, bevor österreichische Truppen dort einrückten.

Vom Königreich 1806 bis zur Reichsgründung 1871

Während der sehr langen Regierungszeit König Wilhelms I. von Württemberg (1816–1864) wurde der Grundstein der Entwicklung Zuffenhausens zur Industriestadt gelegt. Neben einer 1822 verfügten massiven Verwaltungsreform kam es ab 1836 und vor allem ab 1848/49 unter dem Eindruck der Revolution auch zu weiteren Reformen auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet, etwa im Verlauf der sog. Bauernbefreiung mit der Abschaffung von Zehnt, Fron und Leibeigenschaft, in deren Verlauf die herrschaftlichen Naturalienabgaben an das Haus Württemberg auf eine moderne, steuerlich definierte Bais umgestellt wurden.
Auslöser der Revolution von 1848/49 war eine schwere Wirtschftskrise im Agrarbereich im Gefolge von Missernten, die noch dadurch verschärft wurde, dass sich die Bevölkerung im Vergleich zum vorigen Jahrhundert beinahe verdoppelt hatte und daher auch sehr viel mehr Handwerker ausgebildet worden waren als tatsächlich benötigt wurden. Die Bauernunruhne gingen auch an Zuffenhausen nicht spurlos vorbei, und vor allem die Spannungen zwischen verarmter Bevölkerung und einer kleinen Schicht reicher Bürger, die zunehmend auch den Gemeinderat beherrschten und sich so Vorteile verschafften, entluden sich, wenn auch in Zuffenhausen nicht gewaltsam wie anderswo, so dass es bei einer Art Basisrevolution blieb, die vor allem auf Abstellung solcher Missstände zielte.[36]

Von der Reichsgründung bis zum Ende der NS-Diktatur

Diese mit einer Dauer von gerade einmal 74 Jahren geschichtlich gesehen relativ kurzen Periode umfasst hauptsächlich drei Phasen: Kaiserreich, Weimarer Republik und Drittes Reich[37]

Kaiserreich 1871–1918

Die Gründung des deutschen Kaiserreiches 1871 mit der Erhebung Zuffenhausens zur Stadt 1907 durch König Wilhelm II.. Diese Phase endete 1918 mit der Niederlage im Ersten Weltkrieg 1918 und dem Sturz des Kaiserreiches mit Ausrufung der Republik. Historisch dauerte das Kaiserreich, in dem Deutschland in der Akut- und Endphase der Industriellen Revolution vor allem unter Wilhelm II. endgültig vom Agrar- zum Industriestaat wurde [38] gerade einmal 47 Jahre.
Drei Kaiser regierten: Wilhelm I., Friedrich III. (nur drei Monate) und Wilhelm II.. Geprägt war die Politik zunächst von Bismarck. Zentrale politische Ereignisse mit Relevanz auch für die kommunale Ebene etwa in Zuffenhausen waren der Kulturkampf, die große Wirtschaftskrise von 1873 mit dem Börsenkrach in Berlin, das Verbot der Sozialistischen Partei 1878 (Sozialistengesetze), die Einführung von Kranken- und Unfallversicherung 1883/84 sowie die Alters- und Invaliditätsversicherung 1889, der Beginn der Motorisierung durch die Erfindungen Nikolaus Ottos, Gottlieb Daimlers und von Karl Benz. Politisch uund kulturell war die Periode durch einen übersteigerten Nationalismus, dazu zunehmender Antisemitismus, Militarismus, Kolonialismus mit militärischen Kampagnen in China, Marokko und Südwestafrika, Franzosenfeindlichkeit und eine Welle neuer technische Erfindungen und wissenschaftlichen Entdeckungen sowie künstlerischer Neuerungen geprägt. Gleichzeitig stieg der Sozialismus auch international als Arbeiterbewegung (Zweite Internationale) immer stärker auf und löste im wilhelminischen Bürgertum allgemein zunehmende Ängste aus, wozu Streiks als neues Kampfmittel nicht wenig beitrugen. Der Abgang Bismarcks 1890 gilt gleichzeitig als Beginn des Zeitalters des deutschen Imperialismus mit der zentralen Figur von Kaiser Wilhelm II., eine Entwicklung, die durch den Zusammenbruch der europäischen Bündnissysteme letztlich in die Katastrophe des Ersten Weltkrieges führte. All dies ging einher mit einer massiven Bautätigkeit und Technikgläubigkeit, die auch Zuffenhausen vom Dorf zur sich in Richtung Bahnhof rapide ausdehnenden Stadt machte und mit modernen Einrichtungen wie Gas, fließend Wasser und Abwasserreinigung, Strom, modernen Schulen und einem ausgeprägten Vereinswesen versahen.
Der Kriegsausbruch im Sommer 1914 warf die junge Stadt allerdings sofort und ohne die Möglichkeit, Versäumtes nachholen zu können, vor allem in ihrer wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Zuffenhausen war bis 1919 zudem Garnisonsstadt. Massiver Mangel an Raum für Lazarette, später auch an Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Strom breitete sich aus. 1916 gab es erstmals Fliegeralarm, und über der Stammheimer Straße stürzte ein deutsches Flugzeug ab. Französische Kriegsgefangene wurden während des Krieges als Arbeiter eingesetzt.

Weimarer Republik 1918–1933

Die 15 Jahre der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1933 mit der Eingemeindung Zuffenhausens nach Stuttgart 1931. Sie sind insbesondere nach dem Versailler Vertrag eine Phase höchster Instabilität mit Putschversuchen von links (Räte) und rechts (Kapp, Hitler), Hyperinflation, Weltwirtschaftskrise und Reparationen, Korrumpierung der jungen Demokratie und Notverordnungen des Reichspräsidenten, insbesondere durch Paul von Hindenburg. Vor allem das letzte Drittel ab der Weltwirtschaftskrise 1928 war geprägt von einer massiven Verarmung breitester Bevölkerungskreise mit Massenarbeitslosigkeit, die durch die Sparpolitik Heinrich Brünings noch verschärft wurde und die NSDAP aus der politischen Bedeutungslosigkeit an die Spitze der Parteienlandschaft spülte.[39]
Auch in Zuffenhausen hatte sich kurz nach Kriegsende ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet, der als „Kontrollorgan“ fungieren sollte. Da die Garnison jedoch 1919 aufglöst wurde, war er nur von kurzer Dauer.
In den 20-er Jahren hatten sich allerdings auch massive finanzielle Probleme der Stadt abgezeichnet, denn das Steueraufkommen reichten nach der Inflationszeit bei weitem nicht, die städtischen Aufgaben alle zu bewältigen. Es gab die Alternativen, mit dem benachbarten Feuerbach zu einer Stuttgarter Trabantenstadt zu fusionieren oder aber die Eingemeindung nach Stuttgart anzustreben. Zunächst scheint ab 1921 die erste Variante bevorzugt worden zu sein. Nach dem Scheitern dieses Planes und dem Verkauf des Burgholzhofgeländes an Stuttgart als Exerzierplatz 1927 gewann jedoch die zweite Lösung an Bedeutung. Die Eingemeindungsverhandlungen begannen 1929 und wurden mit dem positiven Votum des Stuttgarter Gemeinderates (33 gegen 21 Stimmen) und einer ebensolchen Volksabstimmung im selben Jahr abgeschlossen (95,4% für die Eingemeindung). 1930 beschloss der Landtag darauf das Eingemeindungsgesetz, und die Eingemeindung wurde am 31. März 1931 vollzogen. Trotz aller anderen Gründe, die dabei als Ursache genannt wurden (industrielle Vorteile, „Heimatgefühl“, Verwaltungsvereinfachung etc.), waren jedoch letztlich nur finanzielle Erwägungen ausschlaggebend gewesen.
In der kurz nach der Eingemeindung durchgeführten Stuttgarter Gemeinderatswahl tauchte zeigte sich dann bald die nach der Wirtschaftskrise erstarkte NSDAP sehr erfolgreich auch wenn zuvor noch Karl Lautenschlager die Oberbürgermeisterwahl gegen den NSDAP-Kandidaten und späteren NS-Oberbürgermeister Karl Strölin mit 69,5 gegen 15,5% gewonnen hatte (Zuffenhausen 81,2 gegen 7,8%). Das örtliche Geschehen 1931 und 1932 wurde in Zuffenhausen nun allerdings stark von den übergeordneten politischen Ereignissen überlagert und kommt daher in der lokalen Presse kaum vor, doch scheinen die Zuffenhäuser die Eingemeindung weiter positiv beurteilt zu haben. Allerdings schien sich die negativen Effekte der politischen Großwetterlage auch auf die an sich positive Stimmung in Zuffenhausen ausgewirkt zu haben.
Die politischen Auseinandersetzungen der letzten Jahre der Weimarer Republik waren insbesondere in Zuffenhausen durch den Mord an dem des kommunistischen Arbeiter Hermann Weishaupt während einer NSDAP-Veranstaltung 1930 bestimmt. Die sehr niedrige Strafe von 2 Jahren für den Mörder (er wurde nach 1933 sogar freigesprochen) lösten große Unruhe aus, die insbesondere 1932 auch durch die SA und ihre Trupps geprägt waren. Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 erhielten im 2. Wahlgang Hindenburg in Zuffenhausen 69%, Hitler 20%, Ernst Thälmann 10,9%. Der Unterschied zum Reichsergebnis war bei Hitler eklatant (36,8%). Das Zuffenhausen ein recht linker Bezirk war Zeiten dann auch die Landtagswahlen kurz danach, die in Zuffenhausen für die SPD 33,4%, für die KPD 15,4% und die NSDAP23,4% ergaben. Dennoch zeigte sich, das die NSDAP und die mit ihr sympathisierenden bürgerlichen und rechten Parteien auf Dauer die Oberhand behalten würden, und die SPD verlor in der Folge an Zustimmung, während die NSDAP in Zuffenhausen bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932 mehrere Wahlbezirke gewann, auch wenn die SPD hier immer noch deutlich vor ihr lag. Alleiniger Nutznießer dieses Trends war aber die NSDAP, obwohl sie bei der Reichstagswahl im November 1932 wieder an Rückhalt verlor, so dass manche irrtümlich meinten, sie sei endgültig wieder im Niedergang, eine folgenschwere Fehleinschätzung, wie sich bald zeigen sollte.[40]

Drittes Reich 1933–1945

Die 12 Jahre des Dritten Reiches bis zur Niederlage im Zweiten Weltkrieg 1945, die in Zuffenhausen mit seinen zahlreichen auch kriegswichtigen Industrien und Zwangsarbeiterlagern zu schweren Zerstörungen führte, brachte wirtschaftliche, institutionelle, gesellschaftlichen, sozialen und strukturellen Änderungen mit sich. Die damit einhergehenden politischen Phänomene sind weiter unten separat dargestellt. Doch auch rein historisch war diese Periode naturgemäß in Zuffenhausen eine bewegte und ereignisreiche Zeit.[41]

Vorkriegszeit 1933–1939

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933, der später so genannten Machtergreifung, fand im Vorfeld der Reichstagswahlen am 5. Februar die erste nationalsozialistische Veranstaltung unter der neuen Prämisse durch die SA in Zuffenhausen statt. Das Wahlergebnis vom 5. März war für die NSDAP mit 43% nicht überzeugend, reichte jedoch zusammen mit den konservativen Parteien und vor dem Hintergrund der Notverordnungen Hindenburgs nicht nur zum Machterhalt, sondern auch nach einigen von Reichstagspräsidenten Hermann Göring durchgeführten halb- bis illegalen Manövern (Verhaftung linker Abgeordneter oder Aberkennung von deren Mandaten usw.) zu Lasten der Stimmenzahl der linken Parteien, um sogar mit Zweidrittelmehrheit am 23. März das Ermächtigungsgesetz zu verabschieden und somit der Weimarer Verfassung den Todesstoß zu versetzen.[42]
Deutschland war nun für die nächsten 12 Jahre Diktatur, und das wirkte sich sofort auch auf Stuttgart und Zuffenhausen aus, wo fortan nicht nur Hakenkreuzfahnen und SA das Bild bestimmten, sondern auch die Ämter zügig mit NS-Mitgliedern besetzt und die politischen Gegner reihenweise verhaftet und in das neu gegründete KZ Heuberg verschleppt wurden. Die Staatsgewalt lag nun beim Gauleiter Wilhelm Murr, der sich am 15. März im Landtag zum württembergischen Staatspräsidenten wählen ließ (später Reichsstatthalter). Staatskommissar für die Verwaltung von Stuttgart und später, nach „Verabschiedung“ von Karl Lautenschlager, Oberbürgermeister wurde Karl Strölin, Polizeichef der SA-Gruppenführer von Jagow. Die eigenständige Kommunalverwaltung wurde zerschlagen, der alte Gemeinderat aufgelöst und der neue gleichgeschaltet.

In Zuffenhausen, das nun mit einem NSDAP-Mitglied im Gemeinderat vertreten war, wurden die KPD- und SPD-Mitglieder reihenweise verhaftet (sog. Schutzhaft), unter ihnen der Stadtpfarrer Gotthilf Schenkel, von dem sich der Kirchengemeinderat sofort distanzierte,[43] und der Redakteur Emil Schuler, nach dem Krieg langjähriger Bezirksvorsteher in Zuffenhausen. Die Kommunikationsstrukturen der Arbeiterbewegung wurden zerschlagen, und die SA besetzte das Waldheim, das später wie die Gewerkschaftshäuser und die Parteivermögen beschlagnahmt und der Deutschen Arbeitsfront übereignet wurde. Auch die ersten politischen Strafprozesse gegen Zuffenhäuser Bürger begannen bald. Gleichgeschaltet wurden darauf auch die Presse, die Vereine, die lokale Baugenossenschaft, die Handels- und Gewerbebank sowie die berufständischen Vereinigungen von Gewerbe und Handwerk, also Kammern und Innungen. Das öffentliche Leben erhielt nun ein neues, NSDAP-konformes Gesicht mit Hakenkreuzfahnen, Märschen, dem Horst-Wessel-Lied usw. Bisherige Feste wie das Deutsche Turnfest oder der 1. Mai wurden übernommen und nach NS-Art umgestaltet. Die erst 1930 eröffnete Hohensteinschule wurde in Horst-Wessel-Schule umbenannt, ebenso mehrere Straßen mit nicht mehr genehmen Namen wie Ebert, Rathenau und Heine, die NS-konformen Bezeichnungen weichen mussten.[44]

Die von den Nazis gerne propagierten infrastrukturellen Verbesserungen in Zuffenhausen gingen meist auf die Zeit vor 1933 zurück. Vor allem folgende Projekte sind hier zu nennen:

  1. Die Kanalisierung des Feuerbachs war schon lange geplant, war 1932 begonnen worden und wurde nun nach der handstreichartigen Eingemeindung von Feuerbach 1933 durch den Reichsarbeitsdienst vollendet.
  2. Die Verbesserung der Straßenbahnanbindung war ebenfalls schon vorher geplant gewesen, ebenso wie Elektrifizierung und Ausbau des Vorortverkehrs durch die Reichsbahn.
  3. Der Bau der Stadtrandsiedlung Neuwirtshaus war bereits 1931 beschlossen worden.
  4. Die erste Rotwegsiedlung wurde hingegen erst zwischen 1937 und 1941 errichtet. Da sie fast ausschließlich SS-Männern und sog. „Alten Kämpfern“ sowie anderen „verdienten“ NSDAP-Mitgliedern vorbehalten war, denen man zudem bei der Finanzierung großzügig half, erhielt sie in der Bevölkerung bald den Spitznamen „SS-Siedlung“, der sich bis lange nach dem Krieg gehalten hat.
  5. Die NSDAP beanspruchte als Staatspartei zudem den ersten Zugriff auf soziale Einrichtungen, insbesonder durch die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt NSV, die zunehmend von den bisherigen kommunalen und kirchlichen Trägern Aufgaben übernahm oder abzog, vor allem die Kontrolle der Kindergärten, von denen sie etwa im Rotweg und in Neuwirtshauseine Reihe zusätzlich einrichtete, so dass bereit hier noch vor Jungvolk und Hitlerjugend eine Indoktrination erfolgen konnte.

Die NSDAP in Zuffenhausen war schon 1925 seit der Neugründung der Partei als Ortsgruppe präsent gewesen, doch scheint die Lage innerhalb der Ortsgruppe zunächst vor allem auch nach personellen Querelen instabil gewesen zu sein. Nach dem Machtwechsel, als die sog. Märzgefallenen in die Partei drängten, hatte die Ortsgruppe Ende April 500 Mitglieder. Diese starke Mitgliederzunahme führte wiederum mit den alten Parteimitgliedern zu Spannungen. Auch nach dem Röhmputsch und dem Tod des Reichspräsidenten Hindenburg 1934 hielt diese schlechte Stimmung an. Nach dem Anwachsen der Mitgliederzahl auf 1000 musste 1935 eine zweite Ortsgruppe gebildet werden. 1937 allerdings führte die Reichsleitung der NSDAP eine neue Struktur ein, nach der die Ortsgruppe nun automatisch alle Einwohner umfasste und nicht mehr nur die Parteigenossen. Es entstand das Blockwartsystem, in dem die eigentlichen Parteigenossen nun Teil des Überwachungsapparates wurden.

Widerstand in Zuffenhausen gab es nur in geringem Umfang analog zur Situation im ganzen Reich. Mit ein Grund war zunächst, dass er von den Kirchen wegen seiner antibolschewistischen Ausrichtung positiv gesehen und von den Arbeitern zunächst als neue, jetzt eben nationalsozial orientierte Arbeiterpartei, die ihre Interessen vertrat, missverstanden wurde, wie die Bezeichnung „Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei“ ja auch suggerierter. Und die antisemitischen Tendenzen entsprachen durchaus den Traditionen des späten 19. Jahrhunderts und waren akzeptiert. Im Gegensatz zu anderen Stadtteilen Stuttgarts ist mit aus solchen Gründen in Zuffenhausen auch kein organisierter Widerstand in größerem Umfang bekannt geworden, als die noch möglich war.[45] Allenfalls finden sich Phänomene einer stillen Opposition und Renitenz mit der Herstellung einer Art Gegenöffentlichkeit etwa durch Untergrundzeitungen und Flugblätter, in denen etwa über die Zustände im KZ Heuberg berichtet wurde. Das gilt auch für SPD und KPD, die ohnehin durch Verhaftungswellen und Emigration stark geschwächt waren und vom Ausland aus operieren mussten. Zu nennen ist hier die Widerstandgruppe um Erwin Schoettle mit Verbindung zur Exil-SPD, die aber 1936 ebenfalls aufflog. Auch der illegale Widerstandapparat der KPD wurde bis 1936 aufgerieben. Überdies wurden die meisten Widerständler und ihre Gruppen relativ früh enttarnt, häufig durch Denunziation. Verurteilungen erfolgten meist nach dem sog. Heimtückegesetz, also wegen Kritik an der NS-Politik oder am Krieg. Nach Abbüßen der zunächst meist eher kurzen Gefängnisstrafe wurden die Delinquenten allerdings oft der Gestapo überstellt und verschwanden bis Kriegsende in einem KZ, was oft nicht überlebt wurde, ein Schicksal, das auch einigen Zuffenhäuser Bürgern beschieden war. Insgesamt war eine derartige Zivilcourage jedoch selten. Vereinzelt bestanden in kleinen Betrieben und privat weiterhin alte Kommunikationsstrukturen innerhalb bestimmter Schutzräume. Die Mutter des Hitler-Attentäters Georg Elser lebte in Zuffenhausen, wo sie ihr Sohn häufig besucht hat. Nach dem Attentat lag Zuffenhausen daher im Fokus der Gestapo. Einige linke Politiker und Gewerkschafter wurden relativ früh 1933 in die sog. Schutzhaft genommen kam teils für mehrere Jahren in Gefängnissen und KZs, so etwa Albert Glöck und Hugo Walz. Andere wie Richard und Adolf Rau, Helmut Walz oder Emil Schuler standen nun unter ständiger Beobachtung der Gestapo und wurden mehrfach abgeholt und verhört, ein probates Mittel, um der Bevölkerung zu zeigen, was mit denen geschah, die den Nazis feindlich oder auch nur kritisch gegenüber standen.[46]
Viele von Terror und Verfolgung bedrohte Bürger wussten während der NS-Zeit nicht, wo sie Unterschlupf finden konnten, um ihren Häschern zu entkommen. Eine offene Tür fanden einige von ihnen in der Unterländer Straße 65. Wo sich heute das Gebäude der BW-Bank befindet, stand früher das ehemalige evangelische Pfarrhaus. Unter anderem ist dort von den Pfarrfamilien Gümbel, Kirschmann und Werner auch der Jude Hermann Pineas versteckt worden.[47]

Euthanasie und Judenverfolgung Wie im gesamten Reich sind auch in Zuffenhausen Menschen 1940 und 1941 im Rahmen der sog. Aktion T4 ermordet worden, vor allem in Grafeneck bei Gomadingen. Genaue Zahlen über die betroffenen Zuffenhäuser liegen nicht vor.
Dasselbe gilt für den Antisemitismus, der ab 1941 endgültig in den Massenmord an den deutschen Juden vor allem in Vernichtungslagern umschlug, die man außerhalb Deutschlands vor allem in Polen und der westlichen Sowjetunion errichtete. doch schon am 1. April 1933 zeichnete sich dies für jeden sichtbar während des sog. Boykotttages ab, der unter dem Motto „Deutsche kauft nicht bei Juden“ von der SA gesteuerte auch in Zuffenhausen jüdische Geschäfte betraf. Dasselbe gilt später für die Enteignung jüdischer Firmen (am bekanntesten die Firma Horkheimer und die Firma von Samuel Rothschild, die Lederfabrik Sihler Co.), Berufsverbote und andere Diskriminierungen und schließlich auch für die Deportation jüdischer Mitbürger aus Zuffenhausen, die in Zwangsarbeit und Gaskammer endeten. Und im Verlauf der 12 Deportationen von Juden aus Württemberg vor allem in die Vernichtungslager im Osten starben auch Zuffenhäuser Juden. Und lebten vor der Machtergreifung in Stuttgart noch 4876 Juden in Stuttgart, das zwischen 1926 und 1938 sogar ein Freies Jüdisches Lehrhaus besessen hatte und zu den geistigen Zentren des deutschen Judentums gezählt hatte, so waren es nach Kriegsende 1945 noch 150. Die anderen waren entweder ermordet oder wie immerhin 3000 geflohen.
Das Schicksal vieler dieser Menschen ist bis heute unklar. Im Rahmen der sog. Stolperstein-Initiative sind bisher zahlreiche Opfer des Faschismus aus Zuffenhausen gefunden und geehrt worden. (Mitunter sind die Sterbeorte nicht bekannt, so dass diese Angaben fehlen.)[48]

Ermordet

(Unvollständige Liste, da viele Unterlagen zerstört sind oder von den Nazis bei Kriegsende vernichtet wurden. Ober, die bereits einen Stolperstein erhalten haben, sind mit einem S gekennzeichnet)
Euthanasie (Aktion T4):
S: Willy Bosch, Berta Göpfert, Lydia Hägele, Rosine Nieden, Ernst Rau, Hedwig Voith, Anna Wahl.
Noch ohne Stolperstein: Friedrich Burkhardsmayer, Herbert Fröhlich, Gottlob Klotz, Eugen Lang, Willy Retlich.
Die meisten von ihnen wurden in Grafeneck ermordet.

Kindereuthanasie:
Rudi Kleemann, Ingrid Reith, Ursula Siegel, Karin Weiniger, Gerda Wild.
Keines dieser oft ebenfalls in Grafeneck, aber auch in Kinderkliniken ermordeten Opfer hat bisher einen Stolperstein.

Massenmord an den Juden (Shoah):
S: Julius Beickert (Polizeigefängnis Welzheim), Max Böhm KZ Treblinka, Berta Fransziska Sander, Siegfried Sander (beide KZ Ravensbrück, KZ Dachau), Pauline Schneider (Ghetto Izbica oder KZ Belzec/KZ Sobibor).

Ermordung der Sinti und Roma:
S: Johann Kling, Marta Kling, Johanna Kling (alle im Zigeunerlager Auschwitz), Albert Reinhard (KZ Natzweiler), August Reinhard (KZ Auschwitz-Birkenau).
Noch ohne Stolperstein: Maria Munk (Zigeunerlager Auschwitz).

Widerstand und politische Häftlinge:
S: Karl Holzlehner (Spätfolgen der Haft 1948), Karl Rumberger (KZ Flossenbürg), Eugen Spilger (verscharrt bei Nürtingen), Eugen Wiedmaier (Gefängniskrankenhaus Ludwigsburg), Erwin Winkler (unbekanntes Krankenhaus).
Noch ohne Stolperstein: Hugo Bartsch, Julius Noppel, Helmut Stahl, Paul Stiefel. Sie wurden als politische Gegner ermordet.

Zwangsarbeiter (NS-Zwangsarbeit):
Alle noch ohne Stolperstein: Stefan Gorski, Peter Czornopyski, Franz Kiryzug, Joahnn Hadam, Iwan Makarsky, Adolf Seruga.
(Stolpersteine sind geplant sowie die Aufnahme auf der Gedenktafel für die Opfer des Faschismus auf dem Zuffenhäuser Friedhof.)

Zwangsarbeiterkinder, die kurz nach der Geburt im Zwangsarbeiterinnenlager hinter dem Zuffenhäuser Friedhof starben:
Kleiner Gedenkstein am Friedhof für: Kateriane Alesso, Roman Lenosky, Halina Maidowski, Eduard Passteskin, Nikolai Schukow, Karolina Skudniewska, Boriso Wasili, Natweede Zubow.

Namen und Angedenken

Das Kelterviertel um die alten Zuffenhäuser Kelter wurde in den dreißiger Jahren vom NS-Regime errichtet. Hier wurden den Nazis unliebsame Menschen konzentriert, z.B. Kommunisten, Gegner des NS-Regimes, Sinti, Juden in sog. Judenhäusern. Der Luftschutzbunker in der Hohenloher Straße durfte von ihnen nicht benutzt werden. Sie mussten bei Luftangriffen in ihren Häusern bleiben oder sich verbotenerweise in der Dohle des Feuerbachs verstecken.
Nicht verschwiegen werden darf aber auch, dass einer der berüchtigtsten KZ-Schergen im KZ Auschwitz, Wilhelm Boger, Zuffenhäuser gewesen ist.

Zweiter Weltkrieg 1939–1945

Als industrielles Zentrum war Zuffenhausen Standort kriegswichtiger Fabriken und damit vorrangiges Ziel der alliierten Bomberflotten. Gleichzeitig hat es hier auch mehrere industrielle Zwangsarbeiterlager gegeben, darunter ab 1944 mehrere sog. Ostarbeiterlager.[49]

Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit:
Kriegswichtige Fabriken, die sich teils schon lange vor Kriegsausbruch hier angesiedelt hatten und Zuffenhausen und den direkt benachbarten Orten wie Feuerbach und Kornwestheim eine positive wirtschaftliche Entwicklung bescherten, waren vor allem Werke der Automobil- und Rüstungsindustrie. Die wichtigsten und größten waren:

  • die Kreidlerschen Metall- und Drahtwerke, zunächst mit der Lederfabrik die beiden einzigen großen Firmen am Ort.
  • 1938/39 ließ sich das Konstruktionsbüro von Ferry Porsche hier nieder.
  • die Werke der Robert Bosch GmbH lagen zwar in Feuerbach, doch dicht an der Stadtgrenze zu Zuffenhausen.
  • die Salamander-Schuhfabrik lag in Kornwestheim ebenfalls nahe an Zuffenhausen.
  • 1937 hatte sich die Firma Kolb in Zuffenhausen angesiedelt, wo sie Flugzeugmotoren produzierte.
  • Schon 1931 war die Hirth-Motoren GmbH mit großzügigen Werkanlage nach Zuffenhausen gezogen. Die Firma wurde 1941 von Ernst Heinkel übernommen, der in Zuffenhausen Flugzeugmotoren produzierte und hier die ersten Düsenflugzeuge entwickelte.

Zuffenhausen war so zu einem bedeutenden Zentrum der Rüstungsindustrie geworden. Nach Kriegsbeginn, vor allem nach dem Beginn der Operation Barbarossa, dem Angriff auf die Sowjetunion 1941, entstand bald einen gravierenderen Arbeitskräftemangel, den man durch die Errichtung immer größerer Zwangsarbeiterlager zu lösen versuchte, die durch die Etablierung eines brutalen Sonderrechtes zu disziplinieren versucht wurden, das bereits für die geringsten Vergehen die Todesstrafe vorsah, denn der Raum für solche Lager auf dem jeweiligen Firmengelände reichte bald nicht mehr, und sie mussten anderweitig angelegt werden, teils mitten in Zuffenhausen. Es gab so mehrere dieser umzäunten und schwer bewachten Lager, in denen die Lebensverhältnisse schrecklich waren, und auch kein Schutz gegen Luftangriffe bestand, denen viele Zwangsarbeiter daher zum Opfer fielen.

  • Bei der Knechtschen Ziegelei ein kleineres,
  • das größe auf der Schlotwiese mit bis zu 3000 Insassen für die Firma Hirth Motoren,
  • das Lager Gehrenäcker an der Ludwigsburger Straße 244 mit 400 Insassen, ein Ostarbeiterlager, in dem auch Kranke, Alte und Kinder „lebten“,
  • neben der Lederfabrik ein Lager mit 500 Zwangsarbeitern.
  • das Lager im Bereich Seedamm an der Grenze zu Feuerbach, über das man allerdings wenig weiß.

Heimatfront und Luftkrieg:
Die Vorbereitungen auf den Krieg begannen bereits Mitte der 30er, als auf dem Burgholzhof die Flandern-Kaserne errichtet wurde und im Gewann Mönchsfeld die Grenadier-Kaserne. Schon relativ früh und bereits ab 1940 wurden auch überall meist unterirdische Luftschutzbunker gebaut, wozu die Bevölkerung zwangsweise eingesetzt wurde, insbesondere Frauen, da die meisten Männer im Krieg waren oder in kriegswichtigen Industrien arbeiteten. Am 5. Mai 1942 erlebte Zuffenhausen seinen ersten Luftangriff. Die Briten hatten die Fa. Hirth angegriffen. Es gab 132 Tote. Bei weiteren Angriffen der Royal Air Force und später der Amerikaner starben nun immer mehr Menschen. Wegen der vielen zerbombten Häuser mussten zunehmenden Notunterkünfte in Schulen usw. eingerichtet werden. Ab 1943 wurde die Lage so kritisch, dass man Kinder und Schüler im Zuge der Kinderlandverschickung evakuierte. Doch blieb Zuffenhausen in der nächsten Zeit von Angriffen nun weitgehend verschont, während Stuttgart in Trümmer sank und 1944 eine der am schwersten zerstörte Stadt des Reiches war. Am 10. September 1944 traf es aber auch Zuffenhausen schwer. Am 19./20. Oktober gab es einen neuen Angriff mit schwersten Schäden und zahlreichen Todesopfern. Nur die Rüstungsindustrie war wiederum wie schon am 10. September relativ glimpflich davon gekommen. Der nächste schwere Angriff, das letzte Flächenbombardement fand am 28. Januar 1945 statt. Dennoch war die Zerstörung insgesamt im Vergleich zu anderen Stadtteilen wie Stammheim nicht so groß.

Unmittelbare Kriegsfolgen:[50]
Gefallene an der Front: 755.
Todesopfer des Bombenkrieges: 256, einschließlich der überproportional betroffenen Zwangsarbeiter. Dazu zahlreiche Verletzte.
Gebäudeschäden: 3205. 1171 leicht, 468 mittel (darunter die Hohensteinschule), schwer 468 (darunter das Rathaus, der Bahnhof und die Pauluskirche sowie die völlig ausgebrannte Johanneskirche). Totalschäden: 313 (darunter die Silcher- und Kelter-Schule). Noch 1948 war nicht der gesamte Trümmerschutt beseitigt. Das Blindgängerproblem bestand noch wesentlich länger und besteht teils bis heute.

Nach 1945

Das Kriegsende bildete auch Zuffenhausen einen dramatischen Einschnitt, und zwar politisch, sozial, wirtschaftlich, aber vor allem geistig-kulturell. Die enorme psychologische Dimension dieses Vorgangs haben Alexander und Margarete Mitscherlich denn auch in ihrer berühmten Schrift „Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens“ 1967 beschrieben.

Erste Nachkriegszeit bis 1950: Überleben

Nach dem effektiven Ende des Krieges im März 1945 und nachdem der Nero-Befehl in Zuffenhausen keine Auswirkungen gehabt hatte wartete man zunächst sorgenvoll, was passieren würde. Die NS-Prominenz war geflohen, und die restlichen deutschen Truppen waren abgerückt. Auch beim Volkssturm unter dem Bäckermeister Kübler siegte die Vernunft, und die Waffen wurden niedergelegt, nicht zuletzt wohl auch, weil sich Antifaschisten in Zuffenhausen und Münster zusammengetan hatten, um weitere militärische Aktionen zu verhindern. So konnte am 21. April ein französisches Infanterieregiment Zuffenhausen kampflos besetzen und im alten Rathaus ihre Kommandantur einrichten. Die Folgen waren allerdings unter anderem Ausgangssperren, Beschlagnahmungen, Plünderungen, Übergriffe der teilweise nordafrikanischen Besatzungssoldaten vor allem auch auf Frauen, Verhaftungen und Verschleppung Einzelner zur Zwangsarbeit nach Frankreich sowie ein allgemeiner Arbeitsdienst für Männer.

Die erste Phase der Besatzung war dann gekennzeichnet durch die Aktivität antifaschistisch orientierter Kampfkomitees, die später in „Arbeitsausschüsse“ umbenannt wurden. Sie übernahmen Veraltungs- und auch Polizeiaufgaben. Emil Schuler, Willi Pflugbeil, Fritz Eisele, Ernst Morlock und Adolf Rau waren einige ihrer Führer, die fast alle dem linken Spektrum entstammten, dazu bürgerliche Honoratioren und Mitglieder einstiger bürgerlicher Parteien. Ihre Hauptaufgabe war die Sicherstellung von Ernährung und Unterkunft, der Arbeitseinsatz der Bürger etwa zur Räumung der Trümmer (die sog. Trümmerfrauen waren damals regelrecht das Symbol der Zeit) sowie die Verbindung zur Besatzungsmacht, zunächst auch der politische Kampf gegen die Reste des alten Regimes. Allerdings untersagte der neue Oberbürgermeister Arnulf Klett am 25. Mai alle politischen Aktivitäten und beschränkte ihre Tätigkeit auf Hilfe für die Verwaltung. Damals entstanden konzeptionell auch die späteren Ortsbeiräte und das Amt der Bezirksbürgermeister sowie die dezentrale Neugliederung der Stadt und ihrer Verwaltung. Emil Schuler wurde im August in Zuffenhausen als Bezirksbürgermeister eingesetzt, nachdem die US-Amerikaner die Franzosen am 7. Juli 1945 als Besatzungsmacht in Stuttgart abgelöst hatten und nun ein weit gemäßigteres und weit weniger von Rachegelüsten geprägtes Regime praktizierten.
Inzwischen hatte aber auch die Neubildung der Parteien eingesetzt, und es kam zu Spannungen und Zielkonflikten zwischen den Arbeitsausschüssen und den neuen Parteizentralen sowie auch zur Besatzungsmacht, die einer demokratischen Selbstverwaltung der Besiegten eher ablehnend gegenüber stand. Da den Arbeitsausschüssen derart aber sowohl von deutscher wie alliierter Seite jegliche politische Betätigung untersagt war, beschloss der Ausschuss von Zuffenhausen am 10. Mai 1946 als Erster seine Selbstauflösung, ein Vorgang mit großer Signalwirkung. Alle lokale Macht lag nun bei der Verwaltung. Allerdings ist die Stuttgarter Bezirksverfassung mit der Einrichtung von Bezirksbeiräten, wie sie bis heute besteht, ohne die lokalen Kampfkomitees und Arbeitsausschüsse als frühe dezentrale Mechanismen nicht denkbar.[51]

Die darauf folgende wesentlich länger zweite Phase war von den US-Amerikanern dominiert, nachdem der US-Oberbefehlshaber General Dwight D. Eisenhower mit der Proklamation Nr. 2 am 19. Sewptember 1945n ganz Württemberg der amerikanischen Besatzungszone zugeschlagen hatte. Diese Zeit wurde im wesentlichen von 6 Problemkreisen beherrscht.[52]

  1. Die Entnazifizierung, die von den Amerikanern schon bald den Deutschen überlassen wurde und so mitunter recht merkwürdige Ergebnisse hervorbrachte, zumal die Deutschen sie massiv ablehnten. Besonderheiten der für Zuffenhausen zuständigen Spruchkammer finden sich nicht. Ihre Urteile bewegten sich im üblichen, meist ziemlich beschönigenden Rahmen
  2. Die Behandlung der sog. Displaced Persons (DP). Dabei handelte es sich vorwiegend um befreite Zwangsarbeiter, die nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren wollten, weil sie dort evtl. Verfolgung usw. befürchten mussten oder die Lebensverhältnisse noch schlechter waren als hier. Sie wurden wie die Besatzungssoldaten als Fremde angesehen und mit den Volksdeutschen auf eine Stufe gestellt. Zuffenhausen war ein Brennpunkt der Auseinandersetzungen wegen der vielen sowjetischen, polnischen und lettischen Zwangsarbeiter, von denen hier zunächst 13.000 lebten: in der Grenadierkaserne 7000, auf der Schlotwiese 3000, in der Knechtschen Ziegelei auf dem heutigen Friedhofgelände 2000 und bei Hirth am Stadtpark 500. Auch nach der Repatriierung bleiben immer noch 7000 in Zuffenhausen. In der Bevölkerung wurden sie kriminalisiert, und es gab ständig Auseinandersetzungen mit den DPs, denen die Funktion eines Sündenbocks zugewiesen wurde, bei denen sich andererseits aber auch der jahrelang aufgestaute Hass auf die Deutschen entlud. Um ihr Schicksal zu erleichtern, beschlagnahmte die für sie zuständige UNRRA Privatwohnungen, unter anderem auch in der SS-Siedlung des Rotwegs, wo man bis 1947 592 einstige Fremdarbeiter unterbrachte, meist Polen. Dass die DPs während der Hungerkrise 1946/47 zudem höhere Rationen bekamen, verschärfte die Situation zusätzlich. Es entstand eine ideologisch noch in der NS-Zeit wurzelnde Ausländerfeindlichkeit.
  3. Umgang mit den sog. Volksdeutschen, die nun als Flüchtlinge vor allem auf der Schlotwiese (1200), die zunächst kurz als Repatriierungslager für Russen gedient hatte, sowie im Barackenlager der Knechtschen Ziegelei und am Seedamm im einstigen Zwangsarbeiterlager unter außerordentlich schlechten Bedingungen untergebracht waren. Auch sie wurden in der Bevölkerung verachtet, zumal sie gewöhnlich aus den alten Siedlungsgebieten im Osten stammten. Die später als „Vertriebene“ eingestuften Volksdeutschen galten zwar als Deutsche, unterschieden sich von den Einheimischen aber schon durch Sprache und Gebräuche teils erheblich. Da die UNRRA eine Gleichbehandlung mit den DPs ablehnte, mussten die deutschen Behörden am 17. November 1945 von den Amerikanern die Verantwortung für diese knapp 2000 Menschen übernehmen, die aus Jugoslawien, Rumänien und Ungarn stammten und wegen der NS-Umsiedlungsprozesse im Altreich gestrandet waren. In der Bevölkerung sah man sie wie die DPs als Faulenzer, Diebe und Schmarotzer an, die einem die onehin spärlichen Ressourcen wegnahmen und grenzte sie aus der „Volksgemeinschaft“ aus, zumal die meisten von ihnen auch noch katholisch waren und das Lager die Sportplätze und das Freibad von Zuffenhausen blockierte. Wie im Falle der DPs werfen einschlägige Kampagnen der lokalen Presse ein schlechtes Bild auf die damalige deutsche Bevölkerung Zuffenhausens. Als Unterkünfte für sozial Schwache wurden diese Lager zunehmend ein Stein des Anstoßes für die Bewohner des Bezirks und waren Orte, wo man nicht hinging und vor denen man die Kinder warnte.
  4. Kampf um die kleine Rotwegsiedlung, wo man die einstigen Bewohner, die allesamt Nazis bzw. SS-Angehörige gewesen waren, zugunsten von Flüchtlingen ausquartiert hatte. Diese versuchten dann allerdings ab 1948 auf dem Klageweg, ihre Häuser wieder zurück zu bekommen und bekamen in letzter Instanz 1953 auch Recht, ein Urteil, das in ganz Westdeutschland mit großem Unbehagen aufgenommen und als „Sieg der SS und Wiedergutmachung an bewährten Nationalsozialisten“ bezeichnet wurde, wobei die Stadt noch zur Zahlung von Schadenersatz verurteilt worden war, da sie vorangehende Urteile ignoriert und zumindest 63 der extremsten SS-Siedler den Wiedereinzug verwehrt hatte.
  5. Versorgungsschwierigkeiten. Rationierung mit der Ausgabe von Lebensmittelmarken, Care-Pakete, Schwarzer Markt und Zigarettenwährung bestimmten auch in Zuffenhausen die Ernährungssituation bis zur Währungsreform am 20./21. Juni 1948. In den ersten Tagen nach Kriegsende spielte sich in Zuffenhausen zunächst jedoch die Versorgung, die auch während des Krieges dank der Plünderungen in den besetzten Ländern gewährleistet gewesen war, relativ schnell ein. Eine ausgeprägte Mangelversorgung entstand erst im Laufe von 1946. Man ging verstärkt zum Tauschhandel über und tat das, was man hamstern nannte, fuhr aufs Land und tauschte eigene Luxusgüter wie Kameras, Teppiche, Bilder, Porzellan usw., aber auch Kleidung bei den Bauern gegen Nahrungsmittel ein. 1947 sank das Nahrungsmittelangebot auf einen Tiefstand, und der durchschnittliche tägliche Kalorienwert, der durch Lebensmittelkarten gewährt wurde, sank auf 1299 Kcal (Vergleich: 1940 bis 1944 1700 Kcal). Die Bäckereien in Zuffenhausen mussten zeitweise wegen Mehlmangels schließen, und das örtliche, mit der Verteilung der täglichen Güter beauftragte Ernährungs- und Wirtschaftsamt war zunehmend überfordert und verwaltete lediglich den Mangel. Ähnliches galt für das Wohlfahrtsamt, das 1946 alleine für 5600 Personen sog. Winterbeihilfe auszahlte. Wegen des Nahrungsmittelmangels kam es zu Arbeitsniederlegungen und Protesten. Auch andere tägliche Gebrauchsgüter und Brennstoffe wurden Mangelware, obwohl teilweise die Wälder für Fällungen freigegeben worden waren.
  6. Wohnungsnot. Sie hielt wesentlich länger an als die Ernährungskrise. In Zuffenhausen war sie mit einer Belegungsrate von 2,3 Personen pro Raum besonders gravierend, da sich die Bevölkerung seit 1933 von 17.000 auf 26.000 1946 erhöht hatte und die dafür extra eingerichteten Wohnungsämter überdies besonders viel Ausgebombte hier in Wohnungen eigewiesen hatten, da Zuffenhausen später als andere Stadtteile vom Bombenkrieg betroffen gewesen war. Zudem beanspruchte die Besatzungsmacht zahlreiche Wohnungen für sich, und die US-Armee ließ ihren Plan, in Zuffenhausen nördlich der Unterländer Straße ein Wohnquartier für 8000 Soldaten mit Schwimmbad und anderen Freizeiteinrichtung anzulegen und die dortige Bevölkerung dabei komplett zu vertreiben erst nach heftigen Protesten wieder fallen. Wegen der desaströsen Lage, die Zuffenhausen zum überbevölkertsten Stadtbezirk Stuttgarts machte, konnten daher auch die fünf Barackenlager der ehemaligen Zwangsarbeiter 1948/49 noch nicht aufgeben werden.
    So kam es denn 1949 zu der Entscheidung, im Rotweggebiet eine neue große Siedlung für 28.000 Einwohner zu errichten, eben die Zahl, für die Wohnungen vor allem für die 25.000 Stuttgart zugewiesenen Heimatvertriebenen fehlten, von denen 1650 Zuffenhausen zugeteilt worden waren. Getragen wurde das Projekt von der Baugenossenschaft Neues Heim, die auf der Schlotwiese gegründet worden war, weil dort zunächst hatte gebaut werden sollen (was der Bezirksbeirat aus recht egoistischen Gründen verweigerte wie er auch andere Geländevorschläge ablehnte), sowie von einer Gemeinnützigen Baugenossenschaft Zuffenhausen. Gedacht war die Siedlung, aus der sich dann das größte Wohnungsbauprojekt Deutschlands entwickelte, als Flüchtlingssiedlung, trotz des Unbehagens über eine gewisse Ghettoisierung. Allerdings hat sich die Rotwegsiedlung, die immer noch erweitert wird, inzwischen völlig durchmischt. Andererseits blieben die alten Barackenlager am Seedamm, auf der Schlotwiese und bei der Knechtschen Ziegelei teilweise auch nach dem Bau der Rotwegsiedlung noch lange erhalten.

Eine weitere Zäsur in baulicher Hinsicht bildete dann in Zuffenhausen selbst die Errichtung eines neuen Bezirksrathauses, das dann gegenüber dem abgebrochene alten, das einst hundert Jahre zuvor aus dem „Gasthof Adler“ hervorgegangen war, 1950 eröffnet werden konnte.

Die 50er- und 60er-Jahre: Wiederaufbau

Besonders auffällig ist in dieser Periode die signifikante, ja teils atemberaubende generelle Veränderung des Stadtbildes, die vor allem, aber nicht nur dem Wiederaufbau und der Beseitigung der Ruinen geschuldet war. Bereits 1947 hatte es einen Generalbebauungsplan für Stuttgart gegeben, der etwa für Zuffenhausen neue Verkehrsführungen vorsah. Die Flächennutzung in Zuffenhausen war bereits hier durch die Funktion des Ortes als Industriestandort und ausgedehnte Siedlungsbereiche für 20.000 bis 40.000 Einwohner bestimmt.
Die Planungseuphorie der ersten Nachkriegsjahre wirkte sich besonders auf Zuffenhausen aus und zeitigte nicht nur positive Beispiele, sowohl architektonisch, stadtplanerisch wie verkehrstechnisch und umweltpolitisch (z.B. die extrem Verschmutzung der Gewässer in den 50ern und 60ern). Umweltschutz und Denkmalschutz waren allerdings in der damaligen Zeit keine Begriffe, die Kommunalpolitiker sonderlich beunruhigten, und man war stets geneigt, „des alte Glomp“ im Zweifel erst mal abzureißen. Massive Eingriffe in die städtische Wohnstruktur gab es durch die Ausweitung der Schienen- und Verkehrswege im damals aktuellen Trend der sog. autogerechten Stadt. Der ganze, nur wenige Jahrzehnt währende Übergang vom viele Jahrhunderte alten Dorf zur modernen Industriestadt verlief allerdings nicht zuletzt vor dem Hintergrund der massiven Veränderungen der Bevölkerungsstruktur nicht spannungsfrei, ist aber paradigmatisch für andere deutsche Städte der Moderne, da sich hier auf einem städtebaulich-soziologischen Experimentierfeld mehrere Entwicklungen gleichzeitig und nebeneinander vollzogen, die anderswo nur sukzessiv zu beobachten sind.

Einzelmaßnahmen und Entwicklungen: Neben den Gewerbegebieten vor allem im Nordwesten Zuffenhausens sind in diesem Zusammenhang der neu entstehende, zur Beseitigung der Wohnungsnot vor allem der Flüchtlinge errichtete neue Wohnbezirk Zuffenhausen Rot sowie einige kleinere neue Wohnviertel zu nennen wie Elbelen, Tapach, Mönchsberg, Rappenberg, Schoßbühl, Haldenrain und Hofäcker, desgleichen das 1950 neu eröffnete große Bezirksrathaus, erst das dritte in der langen Geschichte Zuffenhausens, und später 1982 der neue Bahnhof. Der Friedhof wurde enorm erweitert, Hochhäuser entstanden, vor allem „Romeo und Julia“ in Rot, die wegen ihrer Architektur sogar deutschlandweit beachtet wurden, ebenso wie das Terrassenhaus an der Tapachstraße. In Zuffenhausen entstand zwischen Pauluskirche, Rathaus und Johanneskirche eine neue, repräsentative Ortsmitte außerhalb das alten Dorfkernes, parallel dazu der neue Kelterplatz, 1967 mit der zentralen Post und der Abzweigung der Straßenbahn nach Rot.
Häßliche Gebäude im und am neuen Ortskern wurden nach und nach abgetragen und durch Neubauten ersetzt. Vor allem betraf dies auch alte Bunkeranlagen, Behelfsunterkünfte, Ruinen und Baracken. Zunächst wurde das Barackenlager am Kelterplatz geräumt, um der neuen Straße, der Haldenrainstraße nach Rot Platz zu machen und einen Festplatz anzulegen. Die Räumung der übrigen, vor allem am Stadtrand gelegenen Elendsquartiere, in denen 1951 auf der Schlotwiese, dem Knechtschen Gelände, dem Seedamm und im Neuwirtshausbunker immer noch 1401 Menschen lebten, gestaltete sich allerdings schwieriger. Die beiden letzten blieben sogar bis über 1960 hinaus belegt. Erst als im Gewann Seedamm mehrere Blocks mit Einfachstwohnungen errichtet wurden, konnte dieser unwürdige Zustand für die dort lebenden sozial Schwachen beendet werden. Der Einzug italienischer Gastarbeiter in die alten Unterkünfte konnte gerade noch verhindert werden. Am längsten bestand das Schlotwiesen-Lager, dessen letzte Baracken erst 1967 abgebrochen wurden. Allerdings waren in der Zwischenzeit wiederum im Industriegebiet neue Baracken für Gastarbeiter entstanden, unter anderem bei den Firmen Porsche und Sümak. Der Bau weiterer dieser Lager konnte dann 1973 im Bezirksbeirat gerade noch verhindert werden, der die betreffenden Firmen damals schon aufforderte, menschenwürdige Behausungen zu errichten. Die Probleme eines Stadtteils, dessen Bevölkerung inzwischen zu über einem Viertel aus ausländischen Mitbürgern bestand, wurden bereits damals akut.

Neue Straßenführungen wurden nötig, und die Unterländer Straße entwickelte sich zur Haupteinkaufstraße von Zuffenhausen, behielt aber bis in die 70er-Jahre ihr Kopfsteinpflaster und die sie säumenden Alleebäume, bis man diese Dinge breiteren und effizienteren Verkehrswegen opferte (und sehr viel später zumindest einige neue Bäume wieder einpflanzte und die nach dem Krieg bis nach Stammheim verlängerte Straßenbahn unter die Straßen in einen Tunnel verlegte). Auch zwei neue Schulen, vor allem die für 1500 Schüler konzipierte neue Silcher-Schule, und Kindergärten wurden errichtet, teils um die alten, zerstörten zu ersetzt, teils um dem Bevölkerungszuwachs Genüge zu tun. Weitere Schulen, die in der Folgezeit auch wegen der zunehmenden Bildungsansprüche errichtet wurden waren 1957 die Park-Realschule am Stadtpark und die Lenau-Schule in Rot. In den folgenden Jahren kamen 1962 das dann nach Porsche genannte Gymnasium hinzu, das bisher in der Hohensteinschule untergekommen war, sowie bis 1965 die Uhland-Volksschule, die Rilke-Mittelschule sowie die Robert-Bosch-Gewerbeschule und die Gustav-Werner-Schule. Außerdem wurde am Mönchsberg ein Jugendhaus errichtet.[53]

Bis zur Jahrtausendwende: Ausbau

Bis Ende der 60er Jahre waren die wichtigsten Reparaturen erledigt und der größte Bedarf an Gemeinschaftseinrichtungen wie Friedhof, Schulen, Freizeiteinrichtungen, Wohnungen, Straßen, Nahverkehr usw. war gestillt oder die Objekte waren wenigsten in Planung. Tatsächlich war in den letzten gut 20 Jahren, die seit der Vorlage des letzten Generalbebauungsplans verstrichen waren, sehr viel umgesetzt worden. Einige wichtige Vorhaben standen jedoch noch aus, an erster Stelle war dies die Verbesserung der sich dramatisch verschlechternden Verkehrssituation in Zuffenhausen; insbesondere die fehlende Umgehungsstraße B10/27 führte zu ständig steigenden Unfallzahlen. Weitere Projekte, auf deren Fertigstellung die Zuffenhäuser Bevölkerung ungeduldig wartete, waren eine Turn- und Versammlungshalle (die es bis heute so nicht gibt), ein Festplatz, ein Hallenbad und ein öffentliches Freibad (das 1981 als Projekt aufgegeben wurde). All diese Dinge, zu denen auch noch der steigende Bedarf an Sportplätzen auf der Schlotwiese kam, waren bereits 1949 versprochen worden.[54]
Im Einzelnen hatten diese Projektwünsche, deren Realisierung zunächst teilweise auch durch die Wirtschaftskrise Anfang der 70er verzögert wurde, folgendes Schicksal:

  1. Hallenbadprojekt: Nach starkem öffentlichem Druck durch eine Aktionsgemeinschaft der Bürger wurden 1973 die Mittel genehmigt, und am 23. September 1975 wurde das Hallenbad auf dem Gelände der Talwiesen eröffnet.
  2. Neue Bundesstraße B10/27: Den Entwurf der Streckenführung, die eine Bündelung entlang der Eisenbahntrasse vorsah, gab es schon seit 1966. Die Verkehrsbelastung für Zuffenhausen betrug damals 46.000 Fahrzeuge täglich. Im Folgejahr genehmigte daher der Bund das Projekt. Ab 1972 waren die Bauarbeiten an vier notwendigen Brückenprojekten voll im Gange, desgleiche Vorbereitungsarbeiten an anderen zuführenden Straßen. Doch wurden die Arbeiten in diesem Jahre gerichtlich gestoppt, da Anwohner den Lärmschutz nicht ausreichend berücksichtigt sahen. Die für 1976 geplante Fertigstellung konnte danach nicht eingehalten werden. Erst 1980 nahm man die Straße in Betrieb, und die Beruhigung des innerörtlichen Verkehrs trat wie gehofft ein. Die Lärm- und Abgasbelastung nahm hingegen zu, da die B10/27 den Durchgangsverkehr stark anzog. Außerdem entwickelte sich die teilweise als Hochstraße entlang der Bahnlinie geführte, autobahnähnliche Verkehrsader zu einer den Stadtbezirk zusätzlich trennenden Grenze. Das kurz nach Ende des Krieges unter ganz anderen Prämissen, nämliche dem der autogerechten Stadt entworfene Konzept hatte nun vor allem negative Wirkungen und produzierte an beiden Enden massive Rückstaus in Richtung Autobahn und in Richtung Pragsattel. Auch das später an der Friedrichswahl am südlichen End der B10/27 erbaute riesige sog. Ohr, das den Anschluss an eine projektierte, doch nie gebauten sog. Krailenshaldentrasse herstellen sollte, um derart den Pragsattel zu entlasten, soll wieder stillgelegt und durch ein neues, kleineres Bauwerk ersetzt werden.
  3. Der neue Bahnhof: Schon 1953 hatte man sich im Bezirksbeirat damit auseinandergesetzt. Das alte, 1868 erbaute und vom Krieg mitgenommene Bahnhofsgebäude war schon damals unzureichend. Der 1978 aufgenommene S-Bahn-Verkehr, bei dem nun eine Linie in Zuffenhausen auf einem Hochbahnsteig nach Leonberg abzweigte und die Rolle Zuffenhausens als Verkehrsknotenpunkt verstärkte, machte einen Neubau nun immer dringlicher, zumal auch der Bau der B10/27 neben der Bahnstrecke Teile des Bahngeländes mit einbezogen hatte und die Gleisanlagen wegen der dadurch entfallenden Gleise neu strukturiert werden musste. 1982 wurde dann der neue Bahnhof in Betrieb genommen, der alte abgebrochen. 1983 entstand dabei am neuen Bahnhofsvorplatz auch ein neues Geschäfts- und Kulturzentrum, in dem nun auch die Stadtbücherei, die Volkshochschule und die Musikschule eine geeignete Unterkunft fanden. Ein kleinerer Veranstaltungssaal konnte den Mangel an geeigneten Räumlichkeiten für öffentliche Zwecke in Zuffenhausen nun wenigstens ein klein wenig lindern.
  4. Festhalle und Freibad: Obwohl beide von der Zuffenhäuser Bevölkerung, vor allem von den Vereinen lange gewünscht wurden, sind sie bis heute als eigene Bauprojekte nicht realisiert, und als große Versammlungshalle dient daher nach wie vor die inzwischen passend umgebaute einstige Turnhalle der Hohensteinschule, als Freibad das ebenfalls renovierte Freibad des Naturheilvereins auf der Schlotwiese. Zum Bürgerhaus wurde die in der zweiten Hälfte der 80er aufwendig restaurierte Zehntscheuer hergerichtet.
  5. Die Schlotwiese: Es war lange geplant, das Gebiet als Naherholungsbereich und Sportzentrum aufzuwerten, doch war das dortige Lager viele Jahre ein limitierender Faktor. Anfängliche Pläne waren in den 50ern nicht zuletzt deshalb stecken geblieben obwohl sie für die damals 47.000 Einwohner Zuffenhausens immer dringlicher wurden. Ein erster Plan von 1967 scheiterte an der Finanzierung sowie an dem Problem, wohin die dortigen Kleingärten hätten verlegt werden können. Das mit Müll und Schutt übersäte Gebiet glich indes einer Wüste. Zunächst schuf man daher eine Art Minimallösung, indem das Gelände den Vereinen zur Nutzung zur Verfügung gestellt wurde. Als Anfang der 70er Jahre Pläne bekannt wurden, die Schlotwiese nun für Parkplätze und eine große Verbindungsstraße durch die Wälder nach Feuerbach zu nutzen, regte sich heftiger Protest, und eine Bürgerinitiative entstand. Das Stadtplanungsamt legte darauf einen neunen Entwurf vor, der ein Freibad für 12.000 Besucher (das wurde 1981 aufgegeben) und eine Rundsporthalle vorsah, die es aber bis heute nicht gibt. Auf Betreiben der Kleingärtner wurde dieser Plan jedoch vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim 1987 mit ökologischen Argumenten gestoppt. Seither sind im Rahmen einer stark reduzierten Planung neue Sportstätten entstanden und bestehende vergrößert worden.
Das ausgehende 20. und beginnende 21. Jahrhundert: Modernisierung

Diese bisher letzte, etwa 20 Jahre umfassende Phase der Zuffenhäuser Stadtgeschichte ist zum einen durch eine Weiterentwicklung bestehender Strukturen geprägt, zum anderen aber auch durch neue Konzepte, die modernen Vorstellungen von Bürgerbeteiligung, Ökologie, Wirtschaftsentwicklung, Kultur, Sport usw. Rechnung zu tragen versuchen. Abgesehen von den umfangreichen Maßnahmen bei der 2008 abgeschlossenen Tieferlegung der Stadtbahn und der damit verbundenen Umgestaltung des Emil-Schuler-Platzes als Stadtmitte sind die meisten dieser Aktivitäten im 21. Jahrhundert allerdings weniger primär baulicher als organisatorischer und kooperativer Natur.
Es sind dies als wichtigste Konzepte und Bereiche:[55]

  • Die Weiterentwicklung der Verkehrsberuhigung durch differenzierte Maßnahmen, die den schweren Sündenfall, die autobahnähnliche B10/27 mitten durch Zuffenhausen zu führen und den Stadtteil derart in zwei Hälften zu spalten, durch begleitende Maßnahmen wie Lärmschutz, Verkehrsberuhigung usw. zu entschärfen versuchen.
  • Die Modernisierung des Öffentlichen Personennahverkehrs, die durch die Verlegung der Stadtbahn in einen Tunnel gleichzeitig eine Neuordnung der Stadtmitte ermöglichte, wobei das Bezirksrathaus mit der Neugestaltung des Emil-Schuler-Platzes eine noch stärkere zentrale Funktion erhielt, indem die Verbindung zur Unterländer Straße auf der einen und zum Kelterplatz auf der anderen Seite intensiviert wurde. Es präsentiert sich nun vor allem nach der Eröffnung eines modernen Dienstleistungszentrums seit 2003 auch als Anlaufstelle für Informationen suchende Bürger.
  • Der Bau von Gemeinschaftseinrichtungen wie der renovierten Zehntscheuer, des Ärztehauses oder des Geschäfts- und Kulturzentrum am unteren Bahnhofsplatz, das durch den Neubau des Bahnhofes möglich wurde und nun Bücherei, Musikschule, Bürgersaal und Volkshochschule Räume bietet. Die ehemalige Turnhalle der Hohensteinschule wurde zu einem Fest- und Versammlungssaal umgebaut. Insgesamt wurden zudem die Möglichkeiten der Schulen etwa im Hinblick auf einen Ganztagsunterricht etwa durch Erweiterungsbauten laufend verbessert, auch durch einen wohnortnahen Unterricht für Grundschüler etwa in Zazenhausen und Neuwirtshaus.
  • Die Weiterentwicklung des Wohnens und sozialen Lebens durch den Bau neuer moderner Wohnviertel. In alten Wohnvierteln sind Maßnahmen wie Blockentkernung und Modernisierungen des bestehenden Bestandes mit Verkehrsberuhigung durchgeführt worden. In diesen Zusammenhang gehören auch erweiterte Angebote für Senioren und die Verbesserung des familiären Umfeldes mit besonderem Augenmerk auf die Bedürfnisse der Jugendlichen etwa durch Kindergärten, Jugendfarmen, Jugendsozialarbeit, Schulsozialarbeit, Beratungsstellen von Gesundheits- und Jugendamt usw., all dies in Zusammenarbeit mit den Vereinen, insbesondere Jugend- und Sportvereinen, aber auch Interessenverbänden älterer Mitbürger. Bereits in den 90er-Jahren entstand dabei das Projekt „Zuffenhausen 21“ mit der Initiative „Schöneres Zuffenhausen“ bei der bereits die Untertunnelung der Unterländer Straße angedacht wurde, um dort eine Fußgängerzone einzurichten, was inzwischen realisiert wurde, was die Fußgängerzone angeht allerdings mit Abstrichen (Einschränkung und Verlangsamung des Durchfahrtsverkehrs, Kreisverkehr). Auch die Neuordnung von Zuffenhausen West, einem durch Wirtschaftsbetriebe wie Porsche, Wohnquartiere und der verkehrsreichen Schwieberdinger und Stammheimer Straße geprägten Mischgebiet mit Industriebereichen wurde in Angriff genommen.
    Im Falle von Rot, einem Stadtteil, der in den 60er-Jahren mit 17.000 Einwohnern einen Höchststand erreicht hatte und nun konstant bei etwa 10.000 liegt, stellten sich eigene Probleme, wie sie oft für am Reißbrett entworfene große Wohnbezirke ganz typisch waren und sind (Fehlen von Gemeinschaftseinrichtungen, Renovierungsbedarf, soziale Spannungen). So meldete man den Stadtteil im Herbst 2002 für das bundesweite Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - die Soziale Stadt“ an, das vor allem ein gesamtheitliches Ziel durch Erneuerung der Bausubstanz zum Inhalt hatte und alle sozialen, kulturellen wirtschaftlichen, ökologischen und städtebaulichen Maßnahmen umfasste, wobei eine aktive Mitwirkung der Bevölkerung vorausgesetzt wurde. 2003 wurde dann ein 2,3 Mio € umfassendes Förderprogramm aufgelegt. Die entsprechenden Baumaßnahmen sind eingeleitet bzw. meist abgeschlossen, so dass Rot inzwischen ein modernisiertes und bürgerfreunliches Gesicht hat und über ein Bürgerzentrum verfügt..
  • Die Weiterentwicklung der Bürgerbeteiligung. Dazu gehört auch das traditionelle „Fleckenfest“, das den Vereinen die Möglichkeit bietet, sich zu präsentieren und den Bürger, sich mit den Kommunalpolitikern zwanglos zu treffen. Die Städtepartnerschaft mit La Ferté erweiterte diese Dimension international und bringt Vereine und Schulen der Partner zusammen.
  • Ökologie: Besonders wichtig war hier die Renaturierung des Feuerbaches mit den Talwiesen, die er durchzieht, als grünem Herz von Zuffenhausen. Im Rahmen eines Grünordnungsplanes sollen zudem die großen Verkehrsbauwerke landschaftlich eingebunden, Fahrradwege und Kleingartenanlagen angelegt werden. 2003 wurde ein Biotopverbundplan auf den Weg gebracht.
  • Sport: Der Sport erhielt sowohl auf der Schlotwiese, in Zazenhausen und Rot durch die Renovierung, Erweiterung und Neugestaltung der Anlagen neue Impulse. Auf der Schlotwiese konnten dabei 75% der Kleingartenanlage erhalten werden, lange ein heftiger, vor Gerichten ausgetragener Streitpunkt zwischen Sportlern und Gärtnern. Inzwischen ist die Schlotwiese ein modernes und vielfältig genutztes, durch die auf drei Seiten angrenzenden Wälder naturnahes Sportareal, das zahlreichen Sportarten ein Zuhause bietet und auch mit dem benachbarten Waldheim und anderen Lokalen über einen ergänzende Erholungsstruktur verfügt.
  • Kunst und Kultur: Der Alfred-Beck-Saal am Bahnhof und die Zehntscheuer ermöglichen nun Vorträge, Ausstellungen usw., so dass das früher mangels geeigneter Örtlichkeiten eher spärliche Zuffenhäuser Kulturleben nun Räume findet, sich zu präsentieren. Die Hohensteinhalle fasst sogar 450 Personen für größere Veranstaltungen und besitzt ein Bühne. Der Saal des zentral gelegenen Dietrich-Bonhoeffer-Hauses fasst 200 Besucher. Die Pauluskirche hat sich inzwischen überdies als sehr geeignet für Konzerte erwiesen und wird auch für Proben reichlich genutzt. Weitere Räumlichkeiten für ein differenziertes Kulturleben stehen ebenfalls zur Verfügung, so dass nach und nach ein breit gefächertes Angebot für Veranstaltungen aller Art entstanden ist.

Gesellschaft, Wirtschaft und Infrastruktur

Historische Entwicklung: Gesellschaft und Institutionen

Abgabenzahlungen (Urbar) mittelalterlicher Bauern. Sie wurden ab dem 14. und 15. Jahrhundert in den Lagerbüchern registriert.

Politische Institutionen

Ursprünge im Mittelalter

Die Gemeinde Zuffenhausen erscheint historisch fixierbar erstmals 1415 anlässlich der Entscheidung eines Streits zwischen dem Kloster Bebenhausen und den Heiligenpflegern von Zuffenhausen, die den „Heiligen“, also den Besitz der Kirche in Zuffenhausen verwalteten. Bei dem Streit ging es um einige Äcker. Um ihn zu schlichten wurde ein Schiedsgericht eingesetzt. Beteiligt waren dabei neben den drei Richtern auch Bebenhauser Mönche und ein Stuttgarter Stiftspropst sowie sein Cellarius.
Die wichtigsten Gemeindeämter waren damals der Schultheiß als Vertreter des Gerichtherrn vor Ort und Leiter der örtlichen Verwaltung. Es gibt ab diesem Datum immer wieder Dokumente über einschlägige Gerichts- und Verwaltungsakte, die gewöhnlich eigentumsrechtliche und organisatorische Belange regelten. In einem Dokument von 1493 erscheint dann auch die Gemeinde selbst als Institution.
Wesentliche Dokumente, in denen uns die Einwohner selbst mit ihren Pflichten begegnen, die sie den ja recht unterschiedlichen Herrschaften jeweils schuldeten, sind die sog. Lagerbücher. Darunter sind die auch „Urbare“ oder „Salbücher“ genannten Aufzeichnungen der Besitzungen und der damit verbundenen Rechte und Einkünfte einer bestimmten Herrschaft zu verstehen. Das älteste dieser Lagerbücher, in dem Zuffenhausen auftaucht, ist das von Bebenhausen von 1356. Das Kloster war damals die größte Grundherrschaft in Zuffenhausen. Eine weitere, jedoch wesentlich kleinere Grundherrschaft war die des Klosters Lorch im Remstal. Auch das Esslinger Spital und die Grafen von Württemberg hatten Eigentum in Zuffenhausen.[56]
Die Lagerbücher sind die einzigen Quellen, die sich auf individuelle Einwohner beziehen und beschreiben von wenigen Ausnahmen abgesehen nur Pflichten und keine sonstigen persönlichen Lebensverhältnisse. Von zwei adeligen Familien, die es damals in Zuffenhausen ebenfalls gab, sind zumindest die Namen überliefert. So wird schon 1293 ein gewisser „Siboto von Zuffenhausen“ erwähnt, 1331 ein „Bertolt von Zuffenhausen“ als Mönch von Bebenhausen.[57]

Frühe Neuzeit

Zuffenhausen gehörte im 16. Jahrhundert schon lange zum Amt Cannstatt, während in Stammheim und Zazenhausen reichsritterschaftliche Orte waren mit Hans von Stammheim als dem Oberherrn. Es gab jedoch auch weiterhin geistliche Eigentumsrechte, und erst 1553 war der Herzog von Württemberg alleiniger Herr, so dass es zu einer Aufteilung der Einkünfte in Zufffenhause (Zehnte) zwischen ihm und den geistlichen Herren kam.
Die Selbstverwaltungsbefugnisse der Gemeinde beruhten in Württemberg damals noch auf althergebrachtem Gewohnheitsrecht. Organe waren nach wie vor Schultheiß, Gericht und Rat, wobei eine Anzahl der angesehenen Bürger diese Ämter besetzten und die mit ihnen verbundenen Verwaltungsaufgaben und die Rechtsprechung wahrnahmen sowie die kommunalen Pflichten der Bürger beaufsichtigte, etwa die bauliche Instandhaltung der Straßen und Brücken, meist in Form eines Frondienstes. Dem Gericht nachgeordnet war der Rat, teils von den Bürgern gewählt, teils vom Gericht ernannt, das wiederum vom Rat gewählt wurde. Den Vorsitz des aus Gericht und Rat gebildeten Magistrats hatte in den Dörfern der Schultheiß. Namen und Amtszeiten einiger dieser Zuffenhäuser Schultheißen zwischen 1550 und 1618 sind sogar bekannt. Amtssitz war das 1574 erwähnte Zuffenhäuser Rathaus. Eine Art Grundgesetz, das die Angelegenheiten des täglichen Lebens regelte, war das 1557 erstmals für Zuffenhausen erwähnte Dorfbuch, das noch bis in den Beginn des 18. Jahrhunderts eine wichtiges Beweismittel war und vermutlich identisch mit dem bereits 1538 erwähnten Fleckenlagerbuch gewesen ist. Bis 1610 bestand Zuffenhausen aus etwa 80 Wohngebäuden.[58]

Während und nach dem Dreißigjährigen Krieg und den darauf folgenden Franzosenkriegen geriet Zuffenhausen mehrmals an den Rand der Entvölkerung und wurde in großen Teilen zerstört, einschließlich Kirche und Pfarrhaus, so das die Verwaltung zeitweise von Cannstatt aus organisiert werden musste. Zwischen 1619 und 1693 amtierten in Zuffenhausen 5 Schultheiße mit einer Amtsdauer zwischen 1 und 27 Jahre. Zu den Gemeindepflichten gehörte weiterhin die Erhaltung von Straßen und Wegen. Über die Kosten wurde immer wieder einmal vor Gericht mit Nachbargemeinden gestritten (die Akten snd noch vorhanden).
Auch im 17. Jahrhundert gehörte Zuffenhausen weiter zum Cannstatter Dekanat und zwischen 1622 und 1690 amtierten in Zuffenhausen 6 namentlich bekannte Pfarrer. Der Wiederaufbau des 1634 zerstörten Pfarrhauses samt Kirche, für die zunächst das nicht verbrannte Rathaus als Ersatz gedient hatte, wurde ab 1642 geplant und begonnen, konnte jedoch wegen neuer Truppendurchmärsche erst 1654 bis 1658 vollendet werden, nachdem der Herzog persönlich die Einkünfte von Stift und Kloster Bebenhausen gegen deren Protest der Geistlichen Verwaltung in Cannstatt übertragen und so die Finanzierung erleichtert hatte. Entsprechend errichtete die Canntstatter Verwaltung nun auch eine neue Zehntscheuer (ein eingemauerter Stein verweist auf das jahr 1569). Auch die halb zerstörte Schule wurde bis 1661 wieder hergestellt und erhielt ein Dach. 1689 gab es dort 63 Kinder, die lesen und schreiben lernten, wie vorher betreut von einem Lehrer, der auch das Amt des Mesners versah. Auch diese Schulmeister sind namentlich bekannt.[59]

Im 18. Jahrhundert stabilisierten sich die Verwaltungsmechanismen weiter. Die Namen der Schultheiße sind ebenso bekannt wie ihre Amtszeiten. Dasselbe gilt für das durch die Cannstatter Lagerbücher überlieferte Eigentum der Gemeinde an Gebäuden, Flächen und Unternehmen sowie für die Aufgaben einschließlich der Mitwirkung an der Landesverteidigung und Pflichten der Einwohner wie Frondienste, Wegebau, Wegezoll. Auch über die Streitigkeiten mit den Nachbargemeinden, besonders häufig mit Stammheim, weiß man durch die Gerichtsakten relativ gut Bescheid, zumal wenn sie teils bis vor das Reichskammergericht führten. Gewöhnlich ging es dabei um finanzielle bzw. eigentumsrechtliche Ansprüche, etwa um Land und dessen Nutzung. Auch mit Cannstatt und Münster wurde immer wieder heftig gestritten.

Späte Neuzeit (nach der Französischen Revolution) bis 1945

Im 19. Jahrhundert führte ein von König Wilhelm I. von Württemberg erlassenes Verwaltungsedikt von 1822 auf Gemeindeebene zu einer ausgedehnten Verwaltungsreform mit der Institution eines Gemeinderates und des ihn kontrollierenden Bürgerausschusses. Der Zuffenhäuser Gemeinderat hatte 10 Mitglieder, den Vorsitz führte der Schultheiß. Der Bürgerauschuss hatte 11 Mitglieder. Wahlberechtigt waren alle männlichen Bürger mit Bürgerrecht. Der Gemeinderat wurde später auf 9 Mitglieder reduziert, was der Zahl der Zuffenhäuser Bürger von damals 1640 eher entsprach.[60]
Die beiden Gremien als Träger des kommunalen Rechts und der Kommunalverwaltung hatten somit 19 bis 20 Mitglieder, ab 1899 24. Vorsitzender des Gemeinderats war der Ortsvorsteher, gewöhnlich Schultheiß genannt. Die Mitlieder wurden von den stimmberechtigten Bürgern mit relativer Mehrheit auf 6 Jahre gewählt. Diejenigen, welche die wenigsten Stimmen erhalten hatten, mussten jedoch schon nach 2 Jahren erneut zur Wahl antreten, ein weiteres Drittel nach nochmals 2 Jahren. Die Wahlbeteiligung war jedoch meist sehr schlecht, wohl weil sich die beteiligten Bürgervereine nicht sonderlich in ihren Programmen unterschieden. Da es ein Mindestquorum von 50% gab, mussten daher immer wieder Ergänzungswahlen durchgeführt werden. Diese Situation änderte sich erst mit der zunehmenden politischen Polarisierung durch die SPD Ende der 90-er des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderte, wo es etwa bei den Bürgerausschusswahlen von 1906 eine Wahlbeteiligung von 85% gab.

20. Jahrhundert: 1919 veränderten sich die rechtlichen Grundlagen der bisherigen Gemeindeverfassung massiv durch das Gesetz über das Gemeindewahlrecht.und die Gemeindevertretung. Der Bürgerausschuss wurde abgeschafft. Kumulieren und Panaschieren bei den Wahlen in Städten unter 50.000 Einwohnern wurde aber beibehalten. Die Wahl wurde als strikte Listenwahl nach dem Prinzip der Verhältniswahl durchgeführt. Wahlberechtigt waren deutsche Staatsbürger beiderlei Geschlechts nach Vollendung des 20. Lebensjahres, sofern sie mindestens 6 Monate in der Gemeinde gewohnt hatten. Das bisher an die Gemeindezugehörigkeit gekoppelte Wahlrecht war also aufgehoben. Das passive Wahlrecht für den Gemeinderat begann mit 25 Jahren. Die Zahl der Ratsmitglieder lag in Zuffenhausen bei 24, die Hälfte von ihnen, die mit der höchsten Stimmenzahl, war auf 6 Jahre gewählt, der Rest für 3 Jahre.
Die Gemeinderatswahl von 1919 ergab eine Mehrheit der Sitze im Gemeinderat für die DDP (12). Die SPD erhielt 6 Sitze und die USPD 1, ebenso wie die Württembergische Bürgerpartei; die Zentrumspartei der Katholiken ging leer aus. Die Teilwahlen drei Jahre später ergaben dann sogar eine Zweidrittelmehrheit der bürgerlichen Parteien und markierten zugleich einen Tiefpunkt der SPD. Auch die Gemeinderatswahlen von 1925 und 1928 änderten an dieser grundsätzlichen Situation nichts.[61]
In der kurz nach der Eingemeindung 1931 durchgeführten Stuttgarter Gemeinderatswahl tauchte, nachdem zuvor Karl Lautenschlager die Oberbürgermeisterwahl gegen den NSDAP-Kandidaten und späteren NS-Oberbürgermeister Karl Strölin haushoch gewonnen hatte, auch die NSDAP auf, obwohl sie bisher weder kommunalpolitisch och personell aufgefallen war und erhielt in Zuffenhausen 19,5%, gegen 32,2% der SPD und 18 der KPD. Allerdings stammten von den 60 Stuttgarter Gemeinderäten nur 2 (1 SPD, 1 KPD) aus Zuffenhausen.[40]
Nach dem Machtantritt der Nazis 1933 verloren alle Parteien außer der NSDAP an Einfluss und wurden bald verboten. Die demokratische Selbstverwaltung der Kommunen wurde beseitigt, der Gemeinderat degenerierte wie alle anderen demokratischen Institutionen zum Akklamationsgremium für verdiente Parteigenossen.[62]

Moderne und Zeitgeschichte ab 1945

Das Ende des 2. Weltkrieges 1945 kennzeichnet auch ein Ende der während des Dritten Reiches gleichgeschalteten und völlig zentral auf Berlin ausgerichteten politischen und Verwaltungsstrukturen. Nach 1945 bildeten sich zunächst meist antifaschistisch orientierter Kampfkomitees, die späteren „Arbeitsausschüsse“, die Verwaltungs- und auch Polizeiaufgaben übernahmen und die Arbeitseinsätze der Bürger koordinierten (z. B. mit den sog. Trümmerfrauen). Ihre Hauptaufgabe war jedoch die Sicherstellung von Ernährung und Unterkunft. Emil Schuler wurde im August, nachdem im Vormonat die Amerikaner eingerückt waren und die Franzosen sich in Richtung Tübingen zurückgezogen hatten, in Zuffenhausen als erster Bezirksbürgermeister eingesetzt.
Nach der Neubildung der Parteien kam es bald zu Spannungen zwischen den Arbeitsausschüssen und den neuen Parteizentralen sowie auch zur Besatzungsmacht, die dann letztlich zur Selbstauflösung dieser Gremien führte, zuerst am 10. Mai 1946 in Zuffenhausen, und die gesamte Macht lag wieder bei der Verwaltung. Die Stuttgarter Bezirksverfassung mit Bezirksbeiräten und Bezirksvorstehern, wie sie bis heute besteht und wenn auch ohne bedeutende Befugnisse funktioniert (die liegen beim Gemeinderat und dem Oberbürgermeister mit seinen Fachbürgermeistern), ist ohne die damaligen lokalen und dezentral ausgerichteten Arbeitsausschüsse aber nicht denkbar.
Nach dem Willen der Besatzungsmacht, ab Juli 1945 die US-Armee, die die Franzosen ablöste, sollte die Demokratie auf kommunaler Ebene wieder aufgebaut werden. Ende August wurden daher wieder Parteien zugelassen, die sich wie die Gewerkschaften schon vorher formiert hatten. Arnulf Klett wurde als Oberbürgermister eingesetzt, und ein Gemeindebeirat wurde im Oktober berufen, von Klett allerdings weitgehend zugunsten der Verwaltung ignoriert, was prompt heftige Zusammenstöße mit altgedienten SPD-Gemeinderäten auslöste. Am 26. Mai 1946 schließlich kam es zur ersten freien Wahl seit 13 Jahren, bei der die SPD mit 34% das beste Ergebnis erzielte (in Zuffenhausen 46%), ähnlich wie in den dann folgenden Landtags- und Bundestagswahlen, bei denen die SPD allerdings der CDU mit 29 zu 31% unterlag.
Nach Verabschiedung der neuen Bezirksverfassung wurden in den Stadtbezirken im März 1947 Bezirksbeiräte entsprechend dem prozentualen Wahlergebnis im jeweiligen Bezirk als beratende Gremien eingerichtet. In Zuffenhausen errang die SPD die Hälfte der Sitze (6). Die Gemeinderatswahl vom 7. 12. 1947, bei der nach dem alten Modus die Hälfte der Mandate für 6, die andere Hälfte für 3 Jahre vergeben wurden, brachte kaum Veränderungen. Um das demokratische Eigenleben der Gemeinde wieder aus der Erstarrung zu lösen und die Selbstverwaltung zu reaktivieren führte Bezirksbürgermeister Emil Schuler alsbald eine jährliche Bürgerversammlung in Zuffenhausen ein, die erstmals im Mai 1947 in der Hohensteinschule stattfand. Zuffenhausen konnte somit dank seiner Tätigkeit an die Entwicklung zum Stadtbezirk vor 1933 anknüpfen und diese abschließen. die weitere Entwicklung bis heute verlief dann auf dieser Basis in ruhigen demokratischen Bahnen. Als Emil Schuler 1953 starb folgte ihm von 1953 bis 1967 Gustav Ohmenhäuser. 1967 bis 1979 amtierte Walter Frank als Bezirksvorsteher, 1979. Ihm folgte 1980 Wolfgang Meyle, der das Amt bis 2008 ausübte. Seither amtiert Gerhard Hanus in dieser Funktion.[63]

Gesellschaftliche Institutionen

Kirchen

Die Kirchengemeinde in Zuffenhausen unterstand zunächst weiterhin der Verwaltung des Cannstatter Dekanates, zwischen 1719 und 1736 wie schon die Gemeindeverwaltung dem dortigen Oberamt der neu geschaffenen Superintendenz in Ludwigsburg. In dieser Periode wurde 1723 auch die Konfirmation eingeführt. Zwischen 1690 und 1766 amtierten 5 namentlich bekannte Pfarrer in Zuffenhausen. Unter ihrer Ägide wurden unter anderem die inzwischen baufällige, immer noch dem heiligen Hippolyt geweihte Kirche – die Umbenennung in Johanneskirche erfolgte erst 1903 – erneuert, vor allem der baufällige Turm, ebenso das Pfarrhaus; auch gab es neue Glocken. Die Arbeiten zogen sich bis 1741 hin. 1764 und 1785 wurde die Kirche erneut renoviert und erhielt 1768 und 1776 eine neue Glocke, da die alte gesprungen war, und eine Orgel.
Nach einer königlichen Verordnung von 1851 mussten auch Kirchenälteste genannte Kirchengemeinderäte gewählt werden. Die Beteiligung an dieser ersten Wahl in Zuffenhausen war allerdings gering, denn von den 296 wahlberechtigten Männern machten nur 78 von ihrem Wahlrecht Gebrauch.
Die alte Johanneskirche war spätestens im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts mit ihren 476 Sitzplätzen viel zu klein für die Gemeinde geworden, und so begann man ab den 90-er Jahren über eine Renovierung des verfallenden Gebäudes und auch über einen Neubau nachzudenken. So wurde 1897 trotz Finanzierungsproblemen mit dem Bau der weit größeren Pauluskirche begonnen, die mindestens 1100 Plätze haben sollte und bei deren Einweihung 1903 sogar das Königspaar anwesend war.
Auch die katholische Gemeinde hatte sich unterdessen zusammen mit den wirtschaftlichen Aufschwung stark entwickelt und benötigte mit der Zeit eine eigene Kirche, die dann 1902 St. Antonius geweiht wurde.[64]
Die evangelische Kirchengemeinde in Zuffenhausen bestand nach 1918 aus drei Pfarrämtern. Besonders Pfarrer Berner bekannte sich dabei im Dritten Reich im Rahmen des NS-Kirchenkampfes zu den NS-hörigen sog. Deutschen Christen, die Adolf Hitler als von Gott gesandt ansahen und die in der nächsten Zeit das religiöse Leben in Zuffenhausen beeinflussten. Die Kirchenwahlen 1933 standen dann bereits unter NS-Kontrolle. Die Kontroverse um den wegen seiner linken Gesinnung verhafteten Pfarrer Gotthilf Schenkel, von dem sich der Kirchengemeinderat flugs distanziert hatte,[65] stand dabei im Mittelpunkt. Im Herbst 1933 begann die NSDAP eine Kampagne gegen den Stadtpfarrer Völter, der nach massivem Druck des NSDAP-Ortsgruppenleiters auf das Dekanat in den Ruhestand geschickt wurde.[66] Die Landeskirche wehrte sich jedoch nach Möglichkeit gegen derartige Manöver, obwohl ihr Vorsitzender, Landesbischof Wurm, abgesetzt und unter Hausarrest gestellt worden war. Nach dem faktischen Scheitern der deutschen Christen bis 1935 wandten sich allerdings alle Zuffenhäuser Pfarrer der evangelischen Kirche, auch die bisher eher linientreuen, gegen die Nazis, obwohl die generelle Haltung der Kirchen gegenüber dem Dritten Reich eher ambivalent war und Haltung „zwischen Anpassung und Widerstand“ schwankte, wobei die Anpassung und Zustimmung zur NS-Politik bei weitem überwog, auch wenn Pfarrernotbund und Bekennende Kirche wesentliche, allerdings von den Amtskirchen eher distanziert betrachtete Elemente des Widerstands gewesen sind.[67]
Die katholische Gemeinde von St. Antonius in Zuffenhausen war wesentlich kleiner als die evangelische, und 1933 lebten gerade einmal 2000 Katholiken hier. Sie war zudem wegen ihrer Orientierung auf Rom grundsätzlich weit weniger selbständig als die protestantische und überdies auch noch an das 1933 ausgehandelte Reichskonkordat gebunden. Doch hielt die Diözese Rottenburg Distanz zu den Nazis, und entsprechen verfuhr auch die lokale Gemeinde und ihr Pfarrer. Dabei kam dem 1929 an der Schlotwiese quasi als Konkurrenz zum SPD-Waldheim errichteten DJK-Heim eine besonderer Bedeutung zu. Doch wie zuvor schon das Waldheim der Arbeiterschaft wurde es ebenfalls 1936 beschlagnahmt, zumal dort vor allem von der Kolpingfamilie eine katholische Jugendarbeit durchgeführt worden war, die der Hitlerjugend keinesfalls gefiel. Allerdings wurde die Jugendarbeit von der katholischen Geistlichkeit insgeheim weitergeführt, auch wenn dabei die Gefahr von Hausdurchsuchungen und Gestapoverhören bestand.[68]

Schulwesen

Ebenfalls bekannt sind die Zuffenhäuser Schulmeister dieser Periode. Die erste Zuffenhäuser „Berühmtheit“ war sogar ein Sohn einer dieser Lehrerpersönlichkeiten: Christian Gottfried Elben, der Gründer der Zeitung „Schwäbischer Merkur“. Im Zuge der öffentlichen Baumaßnahmen wurde 1725/26 nun auch das alte Schulhaus erneuert, da sich das baufällige alte nun zunehmend auch noch als zu klein erwies für die inzwischen 140 Schüler, die dort nun nach dem dramatischen Rückgang während der Franzoseneinfälle lernten. Es gab dabei mir Rücksicht auf die landwirtschaftlichen Belastungen auch der Kinder eine Sommer- und eine Winterschule, letztere inzwischen 8 und 10 und zwischen 12 und 15 Uhr. Die Sommerschule dauerte von 6 bis 8 und für die noch nicht arbeitenden Kinder von 8 bis 10 Uhr. Nachmittagsunterricht war für alle zwischen 12 und 14 Uhr. 1789 war die Zahl der Schüler von ca. 110 im Winter und 100 im Sommer auf 169 im Winter und 153 im Sommer gestiegen, so dass 1809 ein neues Schulhaus gebaut werden musste. Die bisher auf Zucht und Ordnung basierende Unterrichtsmethode wurde am Ende des 18. Jahrhunderts langsam durch die neue Pestalozzische Methode ersetzt. Einer der bekanntesten Namen unter den Schulmeistern war im übrigen der des Carl Silcher, Vater des Friedrich Silcher. Carl Silcher, pädagogisch wie musikalisch sehr begabt, trat 1774 in Zuffenhausen die Stelle eines Provisors an, eine Art Junglehrer in Ausbildung. Er blieb bis 1782 und heiratete 1783 die Zuffenhäuser Sattlerstochter Hedwig, die ihm 1789 in Schnait, wo er nun als Schulmeister amtierte, den Sohn Phillip Friedrich gebar.
Eine wichtige Neuerung brachte das Volksschulgesetz von 1836. Es bestimmte, dass Kinder zwischen 6 und 14 Jahren schulpflichtig waren. Bis zum 18. Lebensjahr musste die Sonntagsschule besucht werden, falls keine weiterführende Schule besucht wurde. Zwar betonte das Gesetzt den Charakter der staatsschule, doch die Schulaufsicht oblag nach wie vor den Geistlichen. Der Umfang des Lehrstoffes wurde nun allerdings über den erwerb der grundfertigkeiten und religiöse Inhalte durch die sog. Realien erweitert, insbeondere Naturkunde und Geografie. Auch die Lehrerausbildung, bisher eher praktisch orientiertes Handwerk, wurde nun anspruchsvoller, die Bezahlung besser.
In Zuffenhausen wurde nun in mehrere Klassen unterteilt, und 1846 gab es bei 420 Kindern vier Schulklassen, die von einem Schulmeister, zwei Unterlehrern und einem Lehrgehilfen unterrichtet wurden. Daneben hatte es jedoch schon seit 1820 sog. „Kinderindustrieschulen“ gegeben, in denen vorzugsweise saisonal Kinder, insbesondere Mädchen, in praktischen Fertigkeiten unterrichtet wurden, die sie bei der häuslichen Arbeit benötigen würden. Die Oberaufsicht führten hier der Pfarrer und seine Frau. 1851 wurde zudem eine Kleinkinderschule für Kinder ab 3 Jahren eröffnet (also ein Kindergarten), die trotz Kostenpflicht mit über 100 Kindern überraschend stark angenommen wurde.[69]

Wirtschaft und Soziales

Wirtschaft und Wirtschaftsgeschichte

Der Rebmann. Holzschnitt aus: Jost Amman (1539–1591); erstmals Frankfurt am Main 1568; auch bekannt als: Das Ständebuch.

Die Haupterwerbsquellen der Einwohner von Zuffenhausen waren bis ins 19. Jahrhundert Acker- und Weinbau sowie Viehzucht (Rinder, Schweine und Schafe) und Waldwirtschaft, soweit der Wald gemeindeeigen war (ca. 500 Morgen). Hauptsächlich wurde auf der Gemeindemarkung Getreide im Rahmen einer Dreifelderwirtschaft angebaut. Von besonderer Bedeutung war der Wein. Die Abgaben waren bis zur Zehntablösung Mitte des 19. Jahrhunderts, als alle Steuern in Geldabgaben umgewandelt wurden, in Naturalien zu leisten. Vor allem das Kloster Bebenhausen bezog hohe Einkünfte aus Zuffenhausen in Form von Wein. Über die Nutzung nicht gemeindeeigener Wälder als Waldweide entbrannte immer wieder Streit.
Wie in jedem anderen Dorf gab es in Zuffenhausen stets auch allerlei Wirte und Handwerker, also Bäcker, Küfer, Maurer, Schmied, Schneider, Wagner und Zimmermann, dazu wegen des lehmhaltigen Bodens eine Ziegelei. Vorübergehend war auch ein Krämer ansässig. Mühle und Kelter gehörten ebenfalls dem Kloster Bebenhausen.

Frühe Neuzeit

Einen dramatischen Einbruch der Wirtschaft brachte der Dreißigjährige Krieg mit sich. Vor allem ab 1634 entstanden massive wirtschaftliche Schäden durch Truppendurchzüge und Einquartierungen. Zudem hatten die Pest und kriegerische Handlungen sowie die Flucht der Einwohner entscheidende negative Auswirkungen. Selbst nach Ende des Krieges erholte sich die Wirtschaft nur langsam, auch wenn die brach liegenden Flächen nun wieder zunehmend bewirtschaftet wurden, wie Abrechnungslisten der externen Eigentümer zeigen. Das Handwerk erholte sich mit am schnellsten, nachdem die Einwohnerzahl durch Zuwanderungen und Rückkehrer wieder aufgefüllt wurde, und zwischen 1650 und 1692 weisen Tauf- und Sterbebücher folgende Handwerker auf: Bäcker, Fuhrleute, Kessler, Küfer, Maler und Gipser, Maurer, Metzger, Schmied, Schneider, Schreiner, Schuhmacher, Wagner, Weber, Wirte, Müller. Es gab bald auch wieder reiche Zuffenhäuser, allerdings auch sehr arme, die oft als Gestrandete im örtlichen Armenhaus ihr Leben fristeten und solche mit hohen Schulden.

Der Franzoseneinfall Ende des 17. Jahrhunderts hatte der Landwirtschaft erneut schwere Schäden zugefügt, doch ging es danach wieder rasch aufwärts, denn schon die Steuerschätzung von 1702 nennt für Zuffenhausen rund 1286 Morgen bebautes und nur 11 Morgen brach liegendes Ackerland. 1716/17 wurde gar kein brach liegendes Land mehr festgestellt, auch bei den Weingärten nicht mehr. Als neue Frucht wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts nun auch Mais, das sog. „Welschkorn“ angebaut, das bereits 1734 zu den Kleinzehntfrüchten gehörte (alles, was nicht Großzehnt, also Großvieh und Gertreide war); dazu wurde besonders von waldensischen Flüchtlingen die Kartoffel in Württemberg eingeführt, die relativ bald die minderwertigeren Hülsenfrüchte verdrängte. Schafzucht war verbreitet, und die Gemeinde besaß ein eigenes „Schafhaus“. Handwerk und Handel blühten ebenfalls, es gab eine große Mühle und mehrerer Wirtshäuser, darunter die erste, 1703 namentlich erwähnte, der „Hirsch“. Auch die mit Wirtschaften oft einhergehenden Schwierigkeiten wie Schlägereien und Prostitution sind ausführlich bezeugt. Die Tochter eines der Wirte, des Sonnenwirts, wurde später die Mutter des Komponisten Friedrich Silcher.[70]

Späte Neuzeit und Moderne

Noch im 19. Jahrhundert war gemäß einer Oberamtsbeschreibung von 1859 die bäuerliche und handwerkliche Erwerbstätigkeit vorherrschend. Allerdings macht nun auch die Landwirtschaft immer größere Fortschritte, was Anbaumethoden und Fruchtwahl anging. auch die Vieh- und Milchwirtschaft war bedeutend. Der Wein allerdings galt als verbesserungsbedürftig. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts gewann die Geflügelzucht an Bedeutung.
Lokal gab es was das übrigen Gewerbe anging mehrere Steinbrüche, eine Kelter, Mühle und Ölmühle sowie ein breites Spektrum an offenbar prosperierenden Handwerksberufen, dazu allerdings auch weniger Begüterte, die als Dienstboden, Knechte oder Tagelöhnern teils auch außerhalb des Ortes ihr Brot verdienten, nicht zuletzt auch bei der Eisenbahn und in den Steinbrüchen.

Besonders kennzeichnend für Zuffenhausen ist im 19. Jahrhundert jedoch der mit der industriellen Revolution einhergehende gesellschaftliche und soziale Wandel von einer dörflich-handwerklich strukturierten Bevölkerung mit vorwiegend bäuerlicher Subsistenzwirtschaft und eher geringem Handel zu einer Arbeiterbevölkerung in abhängigen Beschäftigungsverhältnissen mit einer starken Zunahme des vor allem mittelständischen Handelsgewerbes. Der früher vorwiegend landwirtschaftlich orientierte dörfliche Ort wurde so im Laufe der Jahrzehnte zu einem Industriestandort mit einer starken Prägung als Arbeiterstadt mit politisch linker Tradition. Die Beschreibung des Oberamtes Ludwigsburg von 1859 stellt Zuffenhausen aber immer noch als idyllisches Dorf dar, wenn auch mit Anlagen zur weiteren Entwicklung. Nach der Einwohnerzahl (2002) nahm es die ersten Stelle unter den Dörfern des Bezirks ein. Es zeige jedoch bereits städtische Züge. 1869 hatte sich dann die Situation bereits deutlich verändert, und der Gemeindeetat belief sich auf 3600 Gulden (ca. 140.000 – 180.000 €). Die Kriminalität war unterdessen stark angestiegen, was der damals zuständige Schultheiß auf die zahlreichen Zuwanderer schob.[71]
Die ersten Zeichen der beginnenden Industrialisierung des Ortes zeigten sich aber schon relativ früh. So wurde auf der Schlotwiese, nachdem man 1819 das herzogliche Jagdschlösschen abgebrochen hatte, dort nach dem Verkauf des Geländes an die Evangelische Brüdergemeinde Korntal 1828 von dieser dort zwar zunächst eine sog. Kinderrettungsanstalt für arme und verwahrloste Kinder einrichtete, in der seit 1833 fortwährend 40 Kinder bis zum Alter von 6 Jahren lebten, doch wurden diese dort zur Arbeit in einer ebenfalls hier untergebrachten Seidenraupenzucht angehalten. Die Schlotwieser Seide war damals ein profitables Produkt, und die Produktion expandierte stark. Als 1846 die Kinder in das alte Fabrikgebäude der Firma Schüle nach Korntal verlegt wurden, wandelte diese die Gebäude in eine Textilfabrik zur Herstellung von Manchesterstoffen um. Mit dieser ersten Zuffenhäuser Fabrik kam auch die erste Dampfmaschine nach Zuffenhausen; sie leistete 20 PS. Insgesamt gab es 25 dampfgetriebenen Webstühle.
Der zweite Industriebetrieb, der sich in Zuffenhausen ansiedelte, war 1865 die Glasfabrik Rominger (später Böhringer & Co.), die erstmals nun auch den Zuffenhäuser Bahnhof für ein Anschlussgleis und zum Be- und Entladen zu nutzen versuchte, allerdings erfolglos. Auch andere Wirtschaftsunternehmen begannen sich nun niederzulassen.[72]

Weitere Industrieansiedlungen folgten nun nach relativ schleppendem Beginn wegen des bestehenden Eisenbahnknotenpunktes relativ dicht aufeinander, so dass die gewerbliche Entwicklung in Zuffenhausen ein Bild im Kleinen der Entwicklung von Württemberg auf dem Weg vom Agrikulturstaat zum Industriestaat zeigt. Industrieansiedlungen fanden naturgemäß vor allem entlang der Eisenbahnlinie statt, wo mehrere Gewerbegebiete entstanden. Es wuchs eine wirtschaftlich prosperierende, durch starke Bevölkerungszunahme geprägte Gemeinden, die 1907 dann auch zur Stadt erhoben wurde, nachdem zwei wiederholte Zählungen ergeben hatten, dass die Einwohnerzahl nun 10.000 überstieg und daher nach der damals geltenden württembergischen Gemeindeordnung eine automatische Stadterhebung (Gemeinde 1. Klasse) erfolgte.
Die Entwicklung der Einwohnerzahl verlief wie folgt:
1863: 2015, 1885: 3828, 1895: 5700, 1900: 7682, 1905: 10.036, 1928: 15.455, 1931: 15622. Zwischen 1935 und 1939 nahm die Einwohnerzahl wegen der starken Industrieansiedlungen nochmals um 3000 auf fast 21.000 zu. Das Glaubensbekenntnis war durchweg vorwiegend protestantisch. Die Bevölkerung stieg somit zwischen Reichsgründung und NS-Zeit um das Achtfache, zeitweise der höchste Anstieg unter allen württembergischen Gemeinden.

Die wichtigsten Industrieansiedlungen nach den beiden oben genannten waren:
Bis 1868 neben Rominger die Dampfziegelei Knecht und die Ölmühle Veil, 1873 die Teerfabrik Burck, 1875 die Fa. Blessing für landwirtschaftliche Maschinen (ab 1904 Eisenmöbelfabrik Lämmle) als erste Zuffenhäuser Fabrik mit Weltgeltung, ebenfalls international bedeutend die Fa. Beer & Siegel (Schrotmühlen und Buttermaschinen), 1880 Fa. Zahn & Nopper, 1882 die Maschinenfabrik Kiefer, 1896 die Eisengießerei Kuhn (heute Parkett-Frank), die Stuhlfabrik Julius Veith, die repräsentativ für das hiesige Schreinergewerbe war, das weit überregionale Bedeutung hatte, 1897 die Lederfabrik Sihler & Co. sowie ein Zweigwerk der Schuhfabrik J. Sigle, das von Rothschild an der Schwieberdinger Straße errichtet wurde, 1898 die Lumpensortieranstalt von Moritz Horkheimer (Vater des berühmten Philosophen Max Horkheimer), 1897/98 die Lederfabrik Zuffenhausen, 1906 die Metalldrahtfabrik Kreidler, 1910 die Eisengießerei Schuler, auf deren Gelände sich später die Speditionsfirma H. v. Wirth niederließ.
Die Bahnlinien ermöglichten den Arbeitern zudem ein bequemes Pendeln in die umliegenden Industrieorte wie Ludwigsburg, Stuttgart usw., und Zuffenhausen wandelte sich so endgültig von einer ländlichen zu einer Arbeiterwohngemeinde. Eine entsprechend rege Bautätigkeit zeugt davon, und der Ort wuchs ab 1870 westlich über die Ludwigsburger Straße hinaus in Richtung Bahnhof, wobei eine schachbrettartige Anlage der Siedlung entstand. 1898 wurde zudem auf Beschluss des Gemeinderates ein Wochenmarkt eingeführt.[73]

Im 20. Jahrhundert setzte sich die Industrialisierung Zuffenhausens verstärkt fort. Die in der ersten Jahrhunderthälfte hier angesiedelten, später von Heinkel übernommene Hirth Motoren GmbH sowie die enge Nachbarschaft zur Firma Robert Bosch GmbH und andere lokale, rüstungswichtige Technologieunternehmen wie der Firma Kolb (Flugzeugmotoren) machten die Stadt im Zweiten Weltkrieg zum bevorzugten Ziel alliierter Luftangriffe, die auch viele der mehrere tausend Insassen der hiesigen fünf Zwangsarbeiterlager töteten.
Nach Kriegsende 1945 kam es in den ersten beiden Jahrzehnten zu einem massiven Bevölkerungsanstieg in Zuffenhausen, der besonders hier auf einem dynamischen wirtschaftlichen Aufschwung beruhte, der sich anfangs auch aus der Währungsreform von 1948 und dem Marshallplan speiste, die mit zum sog. Wirtschaftswunder der 50er Jahre führten. Das Arbeitsplatzangebot stieg stark an, denn ansässige Firmen expandierten, andere verlegten ihren Sitz aus dem Stadtzentrum nach Zuffenhausen und neue Firmen siedelten sich an, so dass das im Nordwesten gelegene Gewerbegebiet stark ausgeweitet und verdichtet wurde. Vor allem Automobilindustrie (Porsche), Informationstechnologie (Mix&Genest, später Alcatel SEL) und der eher mittelständisch strukturierte Maschinenbau waren vertreten, etwa Behr, dazu Firmen wie Wörwag (Lacke). Gleichzeitig nahm der Umfang bäuerlichen Wirtschaftens in Zuffenhausen vor allem wegen des großen Flächenverlustes enorm ab, und aus dem Dorf war endgültig eine Stadt geworden.
Heute ist Zuffenhausen, das schon mit der Heinkel Kabine Mitte der 50-ern seinen Ruf als Autostadt zu entwickeln begann, Sitz verschiedener Unternehmen, wie etwa des Automobilherstellers Porsche, des Telekommunikationsausrüsters Alcatel-Lucent und des Bauunternehmens Wolff & Müller. Gesamtstädtisch ist Zuffenhausen somit ein wichtiger Wirtschafts- und Arbeitsplatzstandort, nicht nur als Sitz von Weltfirmen sondern auch von zahlreichen mittelständischen und kleinen Betrieben wie die Firmen Dürr und Waggon-Metzger. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem produzierenden Gewerbe und weit weniger im Dienstleistungssektor. Allerdings sind in den letzten Jahrzehnten auch lange ansässige Firmen wieder verschwunden, etwa die Firmen Scharpf, Sümak, Zaisser, Kreidler oder Bodenmüller. Bei der Firma Porsche, dem größten Gewerbesteuerzahler in Stuttgart, entstand mit dem Porsche-Museum gleichzeitig eine neuer, künstlerisch gestaltete Platz an der S-Bahnhaltestelle Neuwirtshaus und ein international repräsentatives Zentrum. Auf die Bevölkerungsstruktur hatte all das erhebliche Auswirkungen, denn Zuffenhausen ist heute der Stadtteil mit einem dem höchsten Migrantenanteile in der Bevölkerung.
Die Wirtschaft Zuffenhausens hat sich in mehreren Vereinigungen organisiert:[74]

  • Bund der Selbständigen BDS. Seit 1909 Gewerbe- und Handelsverein Zuffenhausen, 1872 gegründet (123 Gewerbetreibende, 1900: 244 Einzel- und 376 Mehrperonenbetriebe), 1933 von den Nazis aufgelöst, 1951 neu gegründet[75]
  • 1997 wurde der Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Rot gegründet, der mit mehreren anderen Vereinen die Initiative Soziale Stadt unterstützte.

Soziale Verhältnisse und politische Entwicklungen

Die sozialen Verhältnisse in Zuffenhausen[76] zeigen vor allem bei den Finanzen und der Vermögensverteilung bereits in der frühen Neuzeit durchaus moderne Aspekte. Das gilt auch für durchaus vertraute aktuelle Tatbestände, denn schon 1591 weist eine Zusammenstellung der privaten und öffentlichen Schulden von Zuffenhausen eine nicht unbeträchtliche Summe aus. Neben Schuldnern mit Grundbesitz lebten in Zuffenhausen Ende des 16. Jahrhunderts aber auch einige besitzlose Alsmosenempfänger, dazu zahlreiche auswärtige Bettler, die die günstigen Verkehrsverbindungen hierher geführt hatten. Das Almosen wurde von der Kirche gesammelt und mit einem Zuschuss des Cannstatter Amtes als Naturalien (Brot usw.) in das schon früh errichtete Armenhaus gegeben. 1609 erhielten 6 derart Bedürftige solche Gaben. Es gab allerdings auch sehr reiche Zuffenhäuser, wie Erbschaftsberichte zeigen, die hohe Summen von bis zu 8000 Pfund Heller ausweisen (heute ca. 230.000 €[77]).
Kaum hatte sich die Bevölkerung von der Not des Dreißigjährigen Krieges erholt und einen geringen Wohlstand erreicht da brachen die Franzosenkriege im letzten Viertel des 17. und zu Beginn des 18. Jahrhunderts neues Elend. Zuffenhausen war durch seine verkehrsgünstige Lage wieder besonders betroffen, da hier, besonders 1693/94, viele Bettler und Flüchtlinge durchzogen und im Armenhaus Aufnahme fanden, das 1709 durch einen Neubau ersetzt wurde. Die Finanzierung der Armenwohlfahrt durch das monatlich von den Einwohnern zu zahlende Almosengeld erwies sich dabei immer wieder und bis 1750 als Problem, teils wegen der auch im Ort verbreiteten Armut, teils aber auch wegen des Geizes mancher Wohlhabender.

Rechtswesen: Einfachere Vergehen wurden durch das Dorfgericht abgeurteilt, schwerere vom Gericht der Amtsstadt (hier Cannstatt). Üblich waren Geld- aber auch Gefängnisstrafen. Häufig waren Erbstreitigkeiten, die mitunter den vollen Instanzenweg durchliefen. Höchster Gerichtsherr war der Herzog.
Die innergesellschaftlichen Zustände nach dem Dreißigjährigen Krieg waren durch den Verfall von „Moral und Sittlichkeit“ geprägt mit einer gewissen Verrohung der Sitten, die durch teils hohe Strafen bis hin zur Todesstrafe gehandelt wurden, je nach Schwere des Vergehens teils auf dörflicher Ebene, teils durch höhere Instanzen etwa durch das Vogtgericht oder die kirchliche Gerichtsbarkeit, die auch Zensurmaßnahmen verhängen konnte wie den Zwang zum Kirchenbesuch oder das Verbot, den Sonntag zu entheiligen.
Kirchenkonvent und Dorfgericht waren auch im 18. Jahrhundert für die Bestrafung kleinerer Vergehen zuständig, größere wurden wie bisher durch das Cannstatter Vogtgericht erledigt. Zuständig war auch hier zunächst Cannstatt, dann zwischen 1718 und 1739 Ludwigsburg. Häufig waren hier insbesondere der Kindesmord durch Ledige, die so ihrer gesellschaftlichen Ächtung zu entgehen suchten. Psychisch Kranke wurden ebenfalls gerne als Kriminelle abgeurteilt. Folter war ebenso verbreitet wie Aberglaube und damit verbundene Delikte. Die Todesstrafe wurde mitunter auch für geringe Delikte wie Diebstahl verhängt.

Gesundheitswesen: Als Arzt fungierte ein Barbier oder Chirurgus, beides handwerkliche Berufe. Bei den nicht seltenen schwereren Erkrankungen war der Cannstatter Amtsphysikus zuständig. Kindersterblichkeit war hoch, dennoch nahm die Bevölkerung im 16. Jahrhundert stetig zu, eine Entwicklung, die am Ende des Jahrhunderts erst durch die Pest unterbrochen wurde. Die Pest trat relativ häufig auf, eine besonders schwere Epidemie grassierte 1594. In Zuffenhausen starben damals angeblich 360 Menschen. Viele Einwohner flohen. Dabei traten auch Wunder- und Naturheiler auf, denen vor allem die Kirche sehr kritisch gegenüber stand.
Im 18. Jahrhundert gab es glücklicherweise keine Seuchen mehr in Württemberg, doch gab es immer wieder kleinere Epidemien. Es wurden daher auch höhere Alter jenseits der 80 erreicht. Die medizinische Versorgung war allgemein stark verbessert. In Zuffenhausen kamen 1800 bei einer Gesamtbevölkerung von 800 bis 900 Menschen jährlich etwa 33 Kinder zur Welt, die von zwei Hebammen sowie eienr Hilfskraft versorgt wurden.

Die Bevölkerungsentwicklung verlief unregelmäßig. Die Zahl der Kommunikanten sank wegen der Pest zwischen 1580 und 1599 von 400 auf 278, doch lebten 1621 wieder 514 Menschen in Zuffenhause, nicht zuletzt wohl auch durch Einheirat und Zuzug aus den Nachbardörfern. Bis 1760 stieg die Zahl der Einwohner auf 648. Im 18. Jahrhundert sind aber auch die ersten Auswanderer nach Amerika zu verzeichnen, doch gab es auch Zuwanderer, so zogen 1732 250 Salzburger Emigranten durch Zuffenhausen.
Die erste Auswanderungswelle des 19. Jahrhunderts wurde durch die Hungerkrise von 1816/17 ausgelöst. 3 Zuffenhäuser Auswanderer sind hier überliefert. Weitaus mehr machten sich 40 bis 50 Jahre später auf den Weg. Grund war wieder eine Hungersnot, die nach Missernten zwischen 1845 und 1847 bereits zur 48er Revolution geführt hatten und nun viele Menschen ihr Heil vor allem in den Vereinigten Staaten suchen ließ. Da Zuffenhausen allerdings eine wohlhabende Stadt war, die keine Schulden hatte und die Armen gut versorgte, war dieses Phänomen hier nicht so stark ausgeprägt. Doch gab es 1852/54 eine Reihe von Familien, die unterstützt durch Zuwendungen der Gemeinde (zwischen 30 und über 100 Gulden, denn das war billiger als sie jahrelang zu unterstützen) nach Nordamerika zogen. Meist waren es in Zuffenhausen aber Ledige (1854 20), die ihr Hab und Gut verkauften und das so erziete Geldvermögen mitnahmen. Diese Auswanderungen waren in Württemberg im Gegensatz zu anderen deutschen Staaten rechtmäßig; es musste allerdings eine Bürgerrechtsverzichtsurkunde unterzeichnet werden, so dass hoch Verschuldete diesen Akt vermieden und illegal auswanderten.[78]

Leibeigenschaft: An Gemeinschaftsleistungen erhielt jeder Bürger in Zuffenhausen eine Wagenladung Holz. Erschwerten Zugang zu solchen Leistungen und überhaupt zu Bürgerrechten hatten in der Regel Leibeigene. Leibeigenschaft, die keine Sklaverei war, sondern ein Schutz- und Schirmverhältnis, bei dem der Leibherr den Leibeigenen in Rechtssachen vertrat und schützte, wurde über die Frau vererbt und erst im 19. Jahrhundert abgeschafft; sie war noch bis ins 18. Jahrhundert von großer wirtschaftlicher Bedeutung.

19. und 20. Jahrhundert: Vor allem die im 19. Jahrhundert einsetzende Industrialisierung veränderte den Charakter Zuffenhausens massiv, denn aus dem landwirtschaftlich geprägten Dorf wurde einen durch Industrie und Arbeiteransiedlungen geprägte Stadt, die zunächst auch den Arbeitern billigen Wohnraum bot und durch die Eisenbahnlinien mit der Umgebung verbunden waren. Doch nicht nur der Wohnungs-, Straßen- und Fabrikbau, auch der Bau des lokalen Elektrizitätswerks 1899, das Zuffenhausen unter anderem auch eine wenn auch instabile und unvollkommens elektrische Straßenbeleuchtung einbrachte, und des Gaswerks bot genügend Arbeitsplätze. Ähnliches gilt für den Ausbau der Wasserversorgung, der allerdings samt Kläranlage erst 1917 abgeschlossen war.
Die politischen Folgen dieser massiven strukturellen Veränderungen waren beträchtlich und zeigten sich neben eienr fast schon rufschädigenden Unsiucherheit auf den Zuffenhäuser Straßen mitm Schlägerien und ähnlichem vor allem im Aufstieg von Gewerkschaftsbewegung und der SPD, die insbesondere nach dem Ende der Sozialistengesetze 1890 in kurzer Zeit zu einer der wichtigsten Parteien in Zuffenhausen heranwuchs. Allerdings entwickelte sich in Zuffenhausen einen klare parteipolitische Struktur ohnehin erst im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts. Vorher und teils auch noch viele Jahre danach waren die aktiv politisch tätigen Zuffenhäuser in Vereinen organisiert, die sich meist Bürgervereine nannten und sich über die geographische Lage definierte, also Ober- und Unterdorf, Nord oder Süd. Diese Vereine erstellten auch die Vorschlagslisten für die Wahlen zum Gemeinderat und zum Bürgerausschuß. Wählbar war nur, wer männlich (Frauenwahlrecht erst ab 1918/19) und im Besitz der Bürgerrechte war, was viel Arbeiter zunächst ausschloss, da diese den Erwerb dieser Rechte nicht zuletzt aus Kosten- und Zeitgründen vor sich her schoben. Die generelle politische Ausrichtung in der Gemeinde war entsprechend stark liberal orientiert, und es dauerte relativ lange, bis sich politische Vereine wie etwa sog. Volksvereine und Parteien stabilisierten. Neben Liberalen, Nationalliberalen und Sozialdemokratie organisierte sich nun auch der 1893/94 gegründete Bund der Landwirte verstärkt auf kommunaler Ebene.
Eine besondere Rolle kam aber von Anfang an der schon 1889, also noch zur Zeit der Sozialistengesetzte als „Arbeiter-Verein Zuffenhausen“ gegründeten Zuffenhäuser Sozialdemokratie zu, die über Jahrzehnte vor allem nach Mitgliederzahl stärkste Partei war. Sie wurde von der Obrigkeit noch lange nach der Aufhebung der Sozialistengesetzte argwöhnisch beobachtet, und die Mitglieder mussten allerlei Repressionen wie Hausdurchsuchungen etc. erdulden. Dennoch erzielte die SPD bei Reichstags- und Landtagswahlen regelmäßig Traumergebnisse von um oder über 50%. Selbst 1930 gegen Ende der Weimarer Republik erhielt die SPD bei den Reichstagswahlen in Konkurrenz zur NSDAP noch ein Drittel aller Stimmen. Grund für diese Erfolge war das hervorragende Organisationswesen der SPD mit Gründung neuer Ortsvereine wie 1899 in Stammheim. Dazu war die Verbindung zu den Arbeitervereinen sehr stark und brachte unter anderem 1896 den ersten Streik in Zuffenhausen (der Schreiner) hervor. Gegründet wurden zudem weitere Vereine wie Jugendvereine, Gesangsverein, Spar- und Konsumverein, Naturfreunde und Turnerbund, der 1925/26 sogar ein eigenes Sportgelände mit Waldheim anlegte.
Auf kommunaler Ebene in Zuffenhausen sah das jedoch anders aus, da die SPD hier als einzige Partei antrat in Konkurrenz zu den etablierten Bürgervereinen und so gewöhnlich nur an zweiter oder dritter Stelle landete und wenige Vertreter in den Gemeinderat entsandte. Besonders deutlich wurde dies 1909 bei der ersten Wahl zum neuen Gemeinderat nach der Stadterhebung, als drei miteinander verbündete Bürgervereinigungen alle Kandidaten durchbrachten, duie SPD jedoch keinen einzigen. Das blieb auch in der Weimarer Republik so, zumal die SPD damals durch die Abspaltung der linksextremen USPD zusätzlich behindert war und eine führende Rolle der SPD auf allen Ebenen so dauerhaft verhindert wurde.[79]

Verkehr

Die heute an der Firma Porsche vorbeiführende Schwieberdinger Straße folgt exakt einer alten Römerstraße. Porsche liegt damit an einer fast 2000 Jahre alten und genutzten Straße.
Der Mitte der 50-er in Zuffenhausen hergestellte dreirädrige Heinkel-Kabinenroller. Hier als Heinkel 154, 1957.
Die alte Römerfernstraße am Pragsattel heute.

Ur- und frühgeschichtliche Weg- und Straßenverbindungen:[80]
Sie waren noch nicht präpariert, sondern lediglich durch häufige Benutzung gespurt. Bereits in der Jungsteinzeit kreuzten sich bei Zuffenhausen zwei mutmaßlich für den Feuersteinhandel benutze Urwege:

  • Ein westöstlicher, aus der Pforzheimer Gegend kommender führte über die Route Höfingen und Ditzingen auf Korntal und Neuwirtshaus zu und von dort über Rot ins Neckartal zur Neckarfurt nach Hofen und weiter nach Schmiden und Waiblingen.
  • Ein nordsüdlicher, der von Bietigheim und dem Hohenasperg kommend westlich an Stammheim (heute Freihofstraße) und Zuffenhausen vorbei führte und dessen Verlauf sich mit der Neckarsulmer Straße, dem „Alten Postweg“, deckt. Über den Bereich „Schlotwiese/Schelmenwasen“ führte er dann weiter zur „Feuerbacher Heide“ und über den „Kriegsberg“, querte das sumpfige Stuttgarter Tal und stieg zum Bopser und zu den Fildern auf.

Beide Wege kreuzten sich möglicherweise im Bereich Stammheimer- und Adestraße, ein Wegkreuz, das damals von enormer Bedeutung gewesen sein muss.

Römische und nachrömische Verkehrsverbindungen:[81]
Schon seit 2000 Jahren durchziehen zwei Römerstraßen die Zuffenhäuser Gemarkung. Als die Römer nämlich Süddeutschland beherrschten, wurden erstmals vor allem die Hauptstraßen als sog. Kunststraßen gebaut, die Fernstraßen als Militärstraßen, die man geradlinig und hochwassersicher anlegte, dazu meist über Hochflächen führte, um die sumpfigen Talauen möglichst zu umgehen. Gewässer wurden über Brücken, kleinere in Furten überquert. Das regionale und überregionale Straßennetz wurde nun wesentlich dichter als zuvor. Gutshöfe und Ackerflächen wurden so erschlossen. Einige der römischen Hauptstraßen gibt es was die Straßenführung angeht teils bis heute, etwa die Straße Pragsattel – Schwieberdingen – Vaihingen/Enz. Sie führte von der Provinzialhauptstadt Mainz nach Cannstatt und weiter nach Heidenheim und war damit die wichtigste Straße der Region.
Auf der Zuffenhäuser Gemarkung folgt sie von Nord nach Süd der Burgunderstraße und dem Bahndamm bis zur Heilbronner Straße und war hier wohl eine von der frühgeschitchtlichen Straße abzweigenden Neubaustrecke in Richtung Schwieberdingen entlang der heutigen B10.
Eine weitere, kleinere Straße führte vom Cannstatter Kastell nach Norden über den Burgholzhof, über den Rotweg hinweg Richtung Zazenhausen bis nach Kornwestheim, wo sie sich teilte in einen zum Kastell Wahlheim und zum Kastell Benningen führenden Zweig. Zwischen den großen Straßenzügen dürfte es zudem Verbindungsstraßen gegeben haben.
Römische Straßen wurden auch später noch genutzt, bis sie verfielen. Manche mittelalterlichen Reichsstraßen folgten ihrem Verlauf, etwa im Zuge der Schwieberdinger Straße. Diese Straßen waren jedoch bei weitem nicht so sorgfältig gebaut wie die römischen und oft nur noch Erdwege mit geringem Steinbesatz, deren Benutzung nicht ganz ungefährlich und auf jeden Fall sehr unbequem war. Erst ab der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert kommt es ausgehend von Frankreich wieder zu einem technischen Straßenbau. Dadurch verloren die alten Höhenstraßen und andere Altwege allerdings ihre Bedeutung. Mit dem Bau der Straße Stuttgart – Ludwigsburg – Bietigheim wird der alte Urweg vorbei an Stammheim und am Hohenasperg zum Nachbarschaftsweg. In Zuffenhausen entsteht mit der jetzigen Ludwigsburger Straße eine erste Ortsumgehung, die freilich nach der massiven Ausdehnung des Ortes nach Westen im 19. Jahrhundert nun mitten durch den Bezirk führt, so dass für diese alte Umgehung schließlich im Zuge der B10/27 eine neue Umgehung notwendig wurde.

Mittelalter und frühe Neuzeit:[82]
Für Zuffenhausen am wichtigsten und zwar bis heute war schon seit römischen Zeiten stets die Fernstraße über die Prag. Sie zog sich von den Niederlanden über Frankfurt mit Abzweigungen nach Speyer und Straßburg durch Heilbronn nach Stuttgart und dann weiter über Esslingen und Ulm Richtung Süden bis Venedig, wobei es auch Abzweigungen nach Nürnberg und über Herrenberg in die Schweiz gab. Sie querte das Stuttgarter Gebiet zwischen Cannstatter Becken und Stammheim als Passstraße über den Pragsattel westlich an Zuffenhausen vorbei. Die Pragstraße hatte nicht nur als Handelsweg seit alters her Bedeutung, sondern auch als Heerstraße. Während diese Straße somit in Friedenszeiten gute Geschäfte brachte, litt Zuffenhausen in Kriegszeiten unter Truppendurchmärschen, Plünderungen und Einquartierungen. Auch die regelmäßig zu leistenden Reparaturen, die belegt sind und mit Gemeindemitteln und Frondienst durchgeführt werden mussten, waren eine Last. Zur finanziellen Erleichterungen trugen hier allerdings die Einkünfte einer Zollstation bei, die sich auf Zuffenhäuser Gemarkung befand, daraus gab es herzogliche Zuschüsse.

19. und 20. Jahrhundert:
Entscheidend war der Bau der Eisenbahn mit Postexpedition, die von König Wilhelm I. bereits 1830, also noch 5 Jahre vor dem Bau der ersten deutschen Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth angedacht worden war. 1843 wurde dann das erste Eisenbahngesetz erlassen mit dem Ziel, die Landeshauptstadt mit Ludwigsburg und Esslingen, später auch mit den anderen Städten des Landes zu verbinden. 1844 wurden daher intensive Verhandlungen wegen des für die Bahntrasse notwendigen Kaufs von Grundstücken mit insgesamt 36 Eignern geführt, wobei gemeindeeigene Grundstücke verbilligt oder kostenlos abgegeben werden sollten. Wegen der notwendigen Brückenbauten für die im westlichen Bereich die Gemarkung durchziehnden Bahnstrcke gab es 1845 erneut Streit. Man entschied sich schließllich dafür, die Trasse über die Stammheimer Straße hinweg zu führen. Am 15. Dezember 1846 hielt schließlich erstmals ein Zug in Zuffenhausen. Er verkehrte vier mal täglich und wurde besonders gerne von Korntaler Bürgern genutzt. 1855 kam eine Postexpedition hinzu. Mit der Eröffnung des Schwarzwaldbahn von Zuffenhausen nach Calw (–Nagold–Horb) 1868 erhielt Zuffenhausen einen größeren Bahnhof, der dann mitsamt den technischen Installationen und Gebäuden bis Mitte des 20. Jahrhunderts bestand und 1982 durch eine neues Gebäude abgelöst wurde, wobei auch das gesamte Bahnhofsumfeld großzügig neu gestaltet werden konnte.[83]

Der tägliche Stau vor dem Ende der vierspurigen B10/B27 in Stuttgart-Zuffenhausen, die parallel zur vielgleisigen Bahnstrecke Zuffenhausen hier als Hochstraße mitten durchschneidet.

Moderne Verkehrswege:
Schon seit Beginn des 20. Jahrhunderts und damit der Massenmotorisierung war immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, dass Zuffenhausen als nördliches Einfallstor mutmaßlich in Zukunft mit großen und schwer lösbaren Verkehrsproblemen zu tun haben und einen potentiellen Flaschenhals ergeben würde, was sich dann leider bestätigte. Die großen Straßenbauprojekte der letzten Jahrzehnte konnten nämlich das Dauerthema Verkehr und die damit verbundenen Lärm- und Umweltbelastungen keinesfalls lösen, verschärften sie teilweise sogar noch, da sich die neue Führung der Bundesstraßen B10 und B27 zu einer Verkehrsachse entwickelte, die teils als Hochstraße entlang der Bahnlinie geführt, Zuffenhausen in zwei Teile trennte und das Naherholungs- und Sportgebiet auf der Schlotwiese vom Stadtkern abschnitt. Die nördlich vorbeiführende Bundesautobahn A 81 führte zudem dazu, dass der LKW-Verkehr hier oft die Autobahn verlässt und die weite Autobahnumfahrung um Stuttgart abkürzte, indem er das Stadtgebiet durchquert und erst bei Wendlingen am Neckar wieder auf die A8 gelangt, vor allem seit der Einführung der Autobahnmaut eine auch aus Ersparnisgründen bevorzugte Abkürzung des Schwerlastverkehrs. An vielen Stellen sind daher inzwischen auf aufwendige, oft von Bürgerinitiative erstrittene Lärmschutzeinrichtungen installiert worden, ebenso wie Stationen zur Messung der Luftqualität, seit 1981 mit kontinuierlichen Immissionsmessungen. Die 10/27 entpuppte allerdings sich nicht zuletzt wegen des seit 1980 stark steigenden Verkehrsaufkommens als eine Doppelbundesstraße, die bald statt der erhofften Entlastung mehr Verkehr nach Zuffenhausen hinein führte, so dass man zeitweise erwog, sie durch die den Pragsattel umgehende Krailenshaldentrasse zu entlasten, nach Bürgerprotesten jedoch den Ausbau der Heilbronner Straße vom Pragsattel herunter nach Zuffenhausen betrieb, was jedoch abermals Belastungen brachte, trotz Rückbaus und 30-km-Zonen, um die Schleichwege zu versperren, so dass inzwischen ein großflächiges Durchfahrtsverbot für Lkws, Pförtnerampeln und ähnliche Maßnahmen im Rahmen eines Lärmminderungsplans erwogen werden.[84]
Innerhalb Zuffenhausens wurde im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends die alte Straßenbahn, die letzte dieser Art in Stuttgart überhaupt, aufgeben und durch eine im Zuge der Unterländer und Stammheimer Straße teilweise unterirdisch verlaufende Stadtbahnlinie ersetzt, was auch eine Neugestaltung des Rathausplatzes nötig machte. Weitere Veränderungen werden sich im Verlauf des Projektes Stuttgart 21 ergeben.[85]

Im einzelnen bestehen folgende Verkehrseinrichtungen:
Straßen: Zuffenhausen liegt heute an den Bundesstraßen 10 (Karlsruhe–Stuttgart–Ulm) und 27 (Heilbronn–Stuttgart–Tübingen), und es besteht über die B 10 eine Verbindung zur A 81 (Würzburg–Heilbronn–Stuttgart–Singen).
Städtische und regionale Bahnen und Buslinien: Der Stadtbezirk wird nun zudem von den S-Bahn-Linien S4 (BacknangMarbachLudwigsburg–Stuttgart), S5 (Bietigheim–Ludwigsburg–Stuttgart) und von der hier westlich abzweigenden S6 (Weil der StadtLeonberg–Stuttgart) erschlossen.
Vom Bahnhof Zuffenhausen existiert mit der Strohgäubahn (R61) eine direkte Verbindung über Korntal Richtung Weissach. Die Frankenbahn verbindet über Zuffenhausen Stuttgart mit Würzburg.
Zuffenhausen ist auch durch die beiden Stadtbahnlinien U7 (MönchfeldHauptbahnhof–Ruhbank/Fernsehturm–HeumadenOstfildern-Nellingen) und U15 (Zuffenhausen–Hauptbahnhof–Ruhbank/Fernsehturm) mit der Stuttgarter Innenstadt verbunden. Außerdem wird Zuffenhausen von mehreren innerstädtischen Buslinien erschlossen. Ein Teil des Zentralen Omnibusbahnhofs befindet sich seit 1. April 2010 in Zuffenhausen.
Güterverkehr: Die in geringem Maße auch für den Personenverkehr genutzte auch Schusterbahn genannte Güterumgehungsbahn der Bahnstrecke Stuttgart-Untertürkheim–Kornwestheim quert von Kornwestheim kommend auf einem 855 m langen und 30 m hohen Viadukt das Feuerbachtal bei Zazenhausen, umgeht so über Münster den Hauptbahnhof und mündet südlich von Bad Cannstatt in die Hauptstrecke nach Tübingen und Ulm.
Eine stark befahrene Güterbahn-Stichlinie verbindet die Hauptstrecke nach Norden südlich von Stammheim, dem Stadtteil Elbelen und Neuwirtshaus bis Korntal verlaufend mit der Nebenstrecke nach Leonberg – Weil der Stadt.
Fernbahnen: Die IC-Hauptlinie von Stuttgart nach Heidelberg, Mannheim, Karlsruhe und Frankfurt führt als breite Schneise auf einem hohen Damm quer durch das westliche Zuffenhausen, der es derart zusätzlich teilt, zumal parallel die B10/27 als Hochstraße gebündelt wurde.

Politik, Bevölkerung und Wohnen heute

Bezirksbeirat:
Wahl und Zusammensetzung: Nach § 65 Abs. 1 der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg (Süddeutsche Ratsverfassung) werden die Mitglieder eines Bezirksbeirates und deren Stellvertreter vom Gemeinderat nach jeder regelmäßigen Gemeinderatswahl aus dem Kreis der Gemeindebzirksmitglieder gewählt. Die Zahl der Bezirksbeiratsmitglieder wird in der Hauptsatzung der Gemeinde festgelegt. Die Zusammensetzung bestimmt sich außer bei der unechten Teilortswahl nach dem prozentualen Wahlergebnis je Partei bzw. Wählervereinigung im entsprechenden Bezirk.
Aufgaben und Zuständigkeiten (Abs. 2): Der Bezirksbeirat ist bei wichtigen Angelegenheiten, die den Bezirk betreffen zu hören und soll die örtliche Verwaltung beraten. Bei wichtigen, den Bezirk betreffenden Ausschusssitzungen des Gemeinderates, kann der Bezirksbeirat einen Vertreter zu dessen Beratungen entsenden, der dann mit beratender stimme teilnimmt.
Vorsitz (Abs. 3): Der Bürgermeister oder ein von ihm bestellter Beauftragter. Innerhalb eines Jahres sind mindestens 3 Sitzungen durchzuführen.
Im Falle einer kreisfreien Großstadt wie Stuttgart ist diese ein Bezirksvorsteher, der vom Gemeinderat gewählt wird, wobei es eine Auswahl unter rein fachlichen Gesichtspunkten innerhalb eines geeigneten Bewerberkreises gibt. Er leitet den Bezirksbeirat und außerdem die örtliche Verwaltung als Amtsvorsteher. Die hauptamtlichen Bezirksvorsteher in den äußeren großen Stadtbezirken von Stuttgart haben das Amt bis zu ihrer Pensionsgrenze inne.[86]

Aktuell: Dem Bezirksbeirat Zuffenhausen gehören aufgrund der Einwohnerzahl des Stadtbezirks 16 ordentliche und ebenso viele stellvertretende Mitglieder an.
Seit der letzten Kommunalwahl 2009 gilt folgende Sitzverteilung:

  • CDU: 5
  • SPD: 4
  • B90 / Die Grünen: 3
  • Freie Wähler: 2
  • FDP: 1
  • SÖS / DIE LINKE: 1

Zudem sind in Zuffenhausen seit der Jugendratswahl 2008 16 Jugendräte (ehemalig mit Roham Bahramian als Primire-Vorsitzenden) aktiv, um sich für Interessen der Jugendlichen in Stuttgart einzusetzen.[87]

Moderne Bevölkerungsentwicklung nach 1945:
Statistisch: In der Zeit nach 1945 hat sich die Einwohnerschaft Zuffenhausens strukturell stark verändert, und es setzte ein geradezu explosionsartiger Bevölkerungsanstieg ein. Trotz der Kriegsverluste war die Bevölkerung Zuffenhausens von Kriegsbeginn bis 1947 um 5000 auf 26.600 gewachsen. 1949 waren es bereits 29.000. In den folgenden 6 Jahren schnellte die Bevölkerungszahl dann um 120% auf 47.000 Einwohner hoch. Damals entfiel auf Zuffenhausen allein ein Viertel der Bevölkerung Stuttgarts. 1960 schließlich war mit 48.500 der Höchststand erreicht. Von da an ging die Einwohnerzahl wieder zurück auf 45.000 1965 und 42.000 1969. In den 70er-Jahren sank die Einwohnerzahl dann beträchtlich, und 1980 gab es nur noch 36.000 Einwohner. Bis 2002 pendelte sich die Einwohnerzahl dann zwischen 35.000 und 36.000 ein.
Strukturell: Die sprunghafte Bevölkerungsentwicklung bis Anfang der 60er beruhte vor allem neben der erstaunlichen Gebärfreudigkeit der Zuffenhäuser Frauen vor allem auf dem Zuzug von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft als Neubürger. Es waren dies die Displaced Persons, Volksdeutsche, Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen oder deutsch besetzten Ostgebieten (Heimatvertriebene, Kriegsheimkehrer, Binnenumsiedler und Evakuierte). Ab den 50ern kamen die Arbeitsmigranten in die nördlichen Stadtbezirke mit ihren großen Industrien wie Daimler, Bosch, SEL, Porsche usw.). Ab Mitte der 50er schließlich kam die später als Gastarbeiter bezeichneten Gruppen aus Südeuropa, später aus der Türkei. In Zuffenhausen stieg damit der Anteil der ausländischen Bevölkerung stark an und betrug Anfang der 70er bereits 15%, im Jahr 2007 lag er sogar bei 26,2% und damit 4% über dem Durchschnitt Stuttgarts insgesamt. Gleichzeitig schrumpfte die bäuerliche Bevölkerung nicht zuletzt auch wegen des Verlustes von Agrarflächen für Wohnungsbau (etwa in Rot), Industrie und Verkehr gewaltig um zwei Drittel im Vergleich zu 1933.[88] Zur aktuellen Bevölkerungsstruktur von Zuffenhausen siehe die Angaben des statistischen Amtes der Stadt Stuttgart.[89]
Wichtig ist hier die Zahl der Einwohner mit Migrationshintergrund. Nach statistischen Schätzungen, denn die Raligion wird bei der Anmeldung nicht erhoben, [90] geht man in Stuttgart von ca. 60.000 aus. Da Zuffenhausen einen Ausländeranteil von aktuell ca. 27% hat, kann man annehmen, dass hier der Anteil von ausländischen Einwohnern plus der eingebürgerten Einwohner mit deutscher oder bei Jugendlichen auch doppelter Staatsangehörigkeit und Migrantenhintergrund zusammen bei etwa einem Drittel liegt, von denen die allermeisten inzwischen, da vorwiegend Türken, einen muslimischen Hintergrund haben, so dass der Anteil der Muslime unter der Zuffenhäuser Bevölkerung grob geschätzt etwa bei 25–30% liegen dürfte, nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass hier der ausländerteil weit höher liegt als in den übrigen Stadtbezirken. Bei einer Einwohnerzahl von rd. 36.000 wären das dann etwa 9000–11.000 muslimische Mitbürger in Zuffenhausen.

Wohnsituation:
Die seit den 70ern stark gesunkene Einwohnerzahl hatte allerdings keineswegs einen sinkenden Wohnungsbau zur Folge, denn die Bevölkerung beanspruchte im Laufe der Jahre immer mehr Wohnraum pro Person für sich. Stand 1957 durchschnittlich ein Raum pro Person zur Verfügung, so hatte sich die Belegung zu Beginn des 21. Jahrhunderts mit 1,8 Räumen/Einwohner fast verdoppelt. Die Mischung von Wohnen und Arbeiten mit einem Mangel an Grün-, Spiel- und anderen Freiflächen bei zunehmender Besetzung der Straßenränder durch parkendes Blech wirkte sich nach dem Kriege zunächst sehr nachteilige auf das Wohnumfeld aus, das außerdem überall durch Lärmbelästigungen und schlechte Luft weiter stark an Qualität abnahm, so dass viele Bewohner ins Umland wegzogen und Hausrenovierungen unterblieben. Da die Arbeitsplätze aber in Zuffenhausen blieben, führte das auch noch zu einem zusätzlichen Einpendelverkehr. Dem wurde durch eine Reihe von Maßnahmen und Projekten gegenzusteuern versucht. Dabei gestaltet sich die Wohnsituation in den verschiedenen Teilen des Stadtbezirks recht unterschiedlich und hat sich auch ganz verschieden entwickelt: [91]

  • Zazenhausen etwa hat seinen alten, rein dörflichen Charakter weitgehend und trotz kleinerer Neubaugebiete bewahrt.
  • Neuwirtshaus, die Arbeitersiedlung aus den 30er-Jahren ist ebenfalls ein relativ in sich geschlossener Ort am Waldrand geblieben, wo Einfamilienhäuser dominieren.
  • Rot, das nach dem Kriege eiligst als Riesenprojekt aus dem Boden gestampft wurde, um die gewaltigen Flüchtlingsströme aus dem Ost so bald wie möglich halbwegs menschenwürdig unterzubringen, auch wenn das zunächst eine Einfachbauweise in großen Wohnblocks bedeutete, hat sich durch mehrere Renovierungsphasen in der Wohnsubstanz stark verbessert und ist inzwischen nicht mehr Flüchtlingsghetto wie früher in den Anfangsjahren der 50er. Auch das Projekt Soziale Stadt hat seit 2003 zu weitern Strukturverbesserungen geführt, und zwar auch bei der Wohnsituation.
  • Der lange und bis in die 80er verfallende „Alte Flecken“, also das alte dörfliche Zuffenhausen um die Johanneskirche, die Zehntscheuer und den Zehnthof, Mühle, Kelter, in deren Waaghäusle ein Kulturcafé eingerichtet wurde, und das Dekanatsgebäude (also des alten, 1657/58 wieder aufgebauten und danach immer wieder reparierten Pfarrhauses), wurde durch Renovierungen wieder attraktiv für Wohnungssuchende gemacht und auch denkmalschützerisch zu einem kleinen Schmuckstück geformt, so das das alte Dorf heute als bevorzugte und zudem verkehrsberuhigte Wohngegend gilt, die zudem zentrumsnah und in Gehweite von zentralen Gemeindeeinrichtungen liegt und nach der Renaturierung des Feuerbaches entlang der Talwiesen und der alten Mühle auch direkt neben einem attraktiven Naherholungsgebiet mit Wanderwegen bis hinunter zum Neckar.
  • Die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entstandene umfangreiche Wohnbebauung westlich der Ludwigsburger Straße bis hin zur Bahnlinie wurde durch umfangreiche Einbahnstraßen-Regelungen und Errichtung von Fußgängerzonen verkehrsberuhigt. Die dortigen Jugendstilbauten gehören zu den architektonischen Perlen des Stadtbezirkes.
  • Reine Neubaugebiete entstanden unter anderem in den 80er-Jahren in den Hofäckern, in Zazenhausen (vor allem Kirchäcker, Hohlgrabenäcker), in Rot im Bereich Tapachstraße. An der Schwieberdinger Straße wurde nach dem Konkurs der Firma in den 80ern das alte Kreidler-Gelände mit Wohnungen überbaut.
  • Das Wohngebiet „Im Raiser“ wurde auf dem Gelände der ehemaligen Grenadierkaserne errichtet, die wie die „Robinson Baracks“ auf dem Burgholzhof nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes zu Beginn der 90er von den Amerikanern aufgegeben worden war. Der Ende der 90er bebaute Burgholzhof wurde nach erheblichen Kontroversen beider Stadtbezirke Cannstatt zugeschlagen. Das Wohngebiet Raiser wurde ab 2003 von seinen heute 900 Einwohnern bezogen.

Religion, Kultur und Sport

Wie in jeder Gemeinde gibt es auch in Zuffenhausen zahlreiche unterschiedliche Vereine und Organisationen mit teils ganz unterschiedlicher Ausrichtung und unterschiedlichen Interessen. Die wichtigsten und größten sind in der folgenden Zusammenstellung aufgeführt. Mit einbezogen in dieses Vereinswesen ist auch die Städtepartnerschaft, die Zuffenhausen seit 1978 mit La Ferté-sous-Jouarre in Frankreich unterhält und die auf verschiedenen kulturellen, politischen, sportlichen und sozialen Ebenen regen Ausdruck findet. Nicht einbezogen wurden die jeweiligen Ortsvereine der politischen Parteien sowie extreme religiöse Gruppierungen. Eine weit ausführlichere Darstellung der unten aufgelisteten Vereine und Gemeinden findet sich in [92].

Religiöse Gemeinschaften

Folgende christlich religiöse Gemeinschaften bestehen zur Zeit in Zuffenhausen:

  • Evangelische Kirchengemeinde. 2001 fusionierten die Johannes-, Paulus- und die Michaelsgemeinde in Neuwirtshaus zur Evangelischen Kirchengemeinde. 1955 entstand im Salzweg das „Johann-Albrecht Bengel-Haus“.
    • Die Johanneskirche ist möglicherweise karolingischen Ursprungs und wird als Hippolyt-Kirche 1275 erstmals urkundlich erwähnt. Der Name Johannes-Kirche ist relativ neu (1901 zunächst Johannis-Kirche, möglicherweise wegen eines damals dort hängenden Kreuzigungsbildes mit dem Jünger Johannes des Martin Schaffner). Einer der bekannteste dort wirkende Pfarrer war wohl der strikte NS-Gegner Julius von Jan.
    • 1903 wurde die Paulus-Kirche eingeweiht.
    • Auferstehungskirche Rot: Die Evangelische Kirchengemeinde Rot bildet seit Mai 2005 zusammen mit den Nachbargemeinden Freiberg, Mönchfeld und der Nazariusgemeinde Zazenhausen die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Himmelsleiter, die ihren Namen nach einer alten Gewannbezeichnung erhielt.
    • Die Michaels-Kirche wurde 1938 in Neuwirtshaus erbaut.
  • Die Katholische Gemeinde Antonius. Die gleichnamige Kirche wurde 1902 geweiht. Die Kirche St. Albert in den Elbelen gehört zur Gemeinde.
  • Baptistengemeinde seit 1932. Martin-Luther-King-Kirche.
  • Neuapostolische Gemeinde. Sie wurde in Zuffenhausen 1919 selbständig. Die Kirche in der Hohenloher Straße wurde 1958 errichtet. Die Neuapostolische Kirche von Neuwirtshaus befindet sich in der Usedom. 30.
  • Evangelisch-methodistische Kirche: Christuskirche.
  • Jehovas Zeugen Versammlung Stuttgart Weilimdorf und Stuttgart Nord. Otto-Dürr-Str.
  • Volksmission, Güglinger und Markgröniger Sraße.

Orthodoxe Kirchen

Das Judentum ist in Zuffenhausen präsent durch:

  • Israelitische Messianische Gemeinde Adon Jeschua, Güglinger Str. 4.

Der Islam ist in Zuffenhausen präsent durch:

  • Die Islamische Gemeinde Zuffenhausen, Markgröninger Str. 57 (dort auch die Moschee). Mitglied im Landesverband der Islamischen Kulturzentren Baden-Württemberg e.V.

Kultur

Museen

  • Seit 1976 wurden im alten Porsche-Museum zirka 20 historische Fahrzeuge des Zuffenhäuser Sportwagenherstellers gezeigt. Seit dem 31. Januar 2009 befindet sich das Museum in dem über 100 Millionen Euro teuren Neubau am Porscheplatz.
  • Das Straßenbahnmuseum in der Strohgäustraße 1. Es wird gemeinsam von einem gemeinnützigen Verein und der Stuttgarter Straßenbahn AG betrieben und zeigt die Entwicklung des Straßenbahnverkehrs vom Pferdewagen bis hin zur modernen Straßenbahn. Stuttgart betrieb ab 1868 die erste Pferde-Straßenbahn. Die 1989 gegründete Ausstellung, befindet sich seit 1995 im Zuffenhausen. Seitdem kümmert sich ein gemeinnütziger Verein um die Betreuung, Pflege und die Erweiterung der Straßenbahnausstellung.

Bildung

In Zuffenhausen steht die Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule „Hohensteinschule“, die Grundschule Rosenschule, die Rilke Realschule (Stadtteil Rot), die Grundschule „Silcherschule“, die „Park Realschule Zuffenhausen“, „Ferdinand-Porsche-Gymnasium-Zuffenhausen“, die Grund- und Hauptschule „Uhlandschule“, die Förderschule „Haldenrainschule“, die Schule für Menschen mit geistiger Behinderung „Gustav-Werner-Schule“, die Schule für Blinde und Sehbehinderte „Ernst-Abbé-Schule“ und die Grundschule „Zazenhausen“.

  • Der Förder-Verein Park-Realschule besteht seit 1975.
  • Der Verein Freunde der Robert-Bosch-Schule wurde 962 gegründet.

Kultur-Vereine

In Zuffenhausen sind alleine 27 Vereine und Gruppierungen mit musikalischer Ausrichtung aktiv, darunter die größten:

  • Musikverein Zuffenhausen. Ers wurde 1895 gegründet und firmiert seit 1921 unter diesem Namen. Als Stadtorchester war er vor dem Krieg lange eine feste Größe im Zuffenhäuser Kulturleben. 1947 neu gegründet gab er sich den Namen „Musik- und Theaterverein (Stadtorchester) Zuffenhausen e.V.“ und knüpfte rasch an seien frühere Bedeutung an.
  • Gesangverein Zuffenhausen. Ebenfalls 1946 neu gegründet. Heutiger Name „Liederkranz“, nachdem sich der „Volkschor“ und die „Eintracht Harmonie“ wieder abgespalten hatten.
  • Volkschor. Er wurde 1890 als „Arbeitergesangsverein Lassallia“ gegründet, unter den Nazis verboten und nach dem Krieg wieder als Volkschor Zuffenhausen zugelassen.
  • Handharmonika-Spielring Zuffenhausen, 1936 gegründet, 1978 in Handharmonika-Spielring Zuffenhausen-Stammheim umbenannt.
  • Musikgruppen der Evangelischen Kirche:
    • 1897 wurde der Kirchenchor gegründet.
    • 1901 Posaunenchor.
    • 1987 Pauluskantorei. Sie führt auch umfangreiche Werke wie Oratorien auf.

Vereine mit sozialer Zielrichtung, Brauchtum, Spezielle Interessen

In Zuffenhausen sind alleine 27 Vereine und Gruppierungen mit sozialer Ausrichtung aktiv, darunter die größten:

  • Bürgervereine gibt es für Rot und für Zuffenhausen.
    • Der Bürgerverein Zuffenhausen wurde 1874 gegründet. 1933 gleichgeschaltet nahm er 1967 seine Arbeit wieder auf. Politisch und konfessionell neutral vertritt der Verein die Belange aller Zuffenhäuser Bürger und trägt mit seinen ca. 400 Mitgliedern bis heute maßgebend zur Meinungsbildung in wichtigen kommunalen Fragen bei. Der Bürgerverein hat sich heute insbesondere die Aufgabe gestellt, die örtliche Lebensqualität zu erhalten und zu verbessern und unterstütz entsprechende Projekte.
    • Der Bürgerverein Rot wurde erst 2003 gegründet mit dem Hauptzeil, das Projekt „Soziale Stadt Rot“ zu unterstützen.
  • Aktiv ist auch ein Bürgerverein Zazenhausen.
  • Altenclub Zuffenhausen. ACZ. 1967 gegründet wird er getragen von der Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinde Zuffenhausen, dem Deutschen Roten Kreuz und der Arbeiterwohlfahrt. Ziel ist die Pflege der Gemeinschaft, Geselligkeit und Unterhaltung älterer Mitbürger.
  • Verein zur Förderung der Heimat- und Partnerschaftspflege sowie der Jugend- und Altenhilfe e.V. Förderverein Zuffenhausen.
  • Frauencafé Zuffenhausen. 1993 innerhalb der evangelischen Paulusgemeinde als informelle Gruppe gegründet. Sie widmet sich unterschiedlichen Frauen-Themen wie Mütter- und Kinderbetreuung, Vorträgen usw.

Heimatgeschichtlicher ArbeitskreisHeimatverein Zuffenhausen e.V.Karnevalgesellschaft Blau-Weiß-Stuttgart 1955 e.V.Karnevalsclub Stuttgarter Rößle e.V.Kunstkreis ZuffenhausenSchwäbischer Albverein e.V. Ortsgruppe Zuffenhausen/StammheimZukunftswerkstatt e.V.

  • Gebirgs- und Volkstrachtenverein Stuttgart-Zuffenhausen 1921. Seit 1946 mit Trachtenkapelle zahlreiche einschlägige Veranstaltungen.
  • Schwäbischer Albverein. Er besteht in Zuffenhausen seit 1898. Sportliches Wandern wird mit kulturellen Erkundungen auf den Wanderwegen verbunden.
  • Waldheimverein Zuffenhausen. Gegründet 1911 verlor er im Ditten Reich sein altes Gelände am heutigen Bahnhof Neuwirtshaus. Ein neues Waldheim wurde dann 1949 an der Schlotwiese errichtet. In den Ferien wird das Gelände von der Arbeiterwohlfahrt für die Jugendfreizeit genutzt.
  • Sudentendeutsche Landsmannschaft. 1953 in Zuffenhausen und Rot aus dem Zusammenschluss mehrerer benachbarter Ortsverbände entstanden.
  • Freiwillige Feuerwehren bestehen noch in Stammheim und Zazenhausen.

Es gibt weitere, speziellen Interessen und Hobbys gewidmete Vereine wie etwa den Verein der Hundefreunde Zuffenhausen 1906 e.V., der Keintierzuchtverein Neuwirtshaus oder die Gemeinschaft der Gartenfreunde Tapach.

Sport

In Zuffenhausen sind alleine 21 Vereine und Gruppierungen mit sportlicher Ausrichtung aktiv, darunter die größten (Stand 2003):[93]:

  • Größter Sportverein im Stadtbezirk ist der SSV Zuffenhausen e. V. mit rund 3500 Mitgliedern und den Abteilungen Fußball, Handball, Karate, Radsport (Einrad), Schach, Schwimmen, Tennis. Er bietet Aikido, Faustball, Capoeira, Rope Skipping und Volleyball (mit Beachvolleyball) als Freizeitsport. Der Verein ist im Jahr 2009 entstanden durch Zusammenschluss der drei Vereine:
    • Naturheilverein Zuffenhausen (NHV),
    • Sportgemeinschaft Zuffenhausen (SG),
    • Turn- und Sportverein Zuffenhausen (TSV).
  • Der Turnverein 89 Zuffenhausen (TV 89), 1889 gegründet ist er der älteste Sportverein Zuffenhausens. Aus ihm hat sich der Turn- und Sportverein TSV Zuffenhausen entwickelt, der nach dem Kriege mit anderen, im 3. Reich ebenfalls verbotenen Vereinen fusionierte und sich neu gründete. Jetzt SSV Zuffenhausen.
  • Der 1904 gegründete Naturheilverein Zuffenhausen. Sein 1933 erbautes Schwimmbecken auf der Schlotwiese war lange Zeit die einzige Möglichkeit für Schwimmer und ist es nach einer wesentlichen Vergrößerung 1985, bei der auch weitere Sportanlagen errichtet wurden, bis heute für das Schwimmen im Freien. Jetzt SSV Zuffenhausen.
  • Die 1949 gegründete Sportgemeinschaft Zuffenhausen (SG) ist ebenfalls jetzt Teil des SSV Zuffenhausen.
  • 2001 wurde der Dachverband Sport und Kultur Zuffenhausen gegründet als „Arbeitsgemeinschaft der Sportvereine auf der Schlotwiese Zuffenhausen“
  • Der 1898 gegründete Fußballverein Zuffenhausen (FV). Die erste Fußballherrenmannschaft des FV Zuffenhausen (FVZ) war früher jahrelang hinter dem VfB Stuttgart und den Stuttgarter Kickers der höchstklassige Fußballverein aus der Schwabenmetropole, spielt heute aber nur noch in der Bezirksliga Stuttgart (8. Klasse im Ligasystem).
  • Der Kraftsportverein Zuffenhausen, der 1899 gegründet wurde.
  • Die 1955 gegründete Flugsportgruppe Heinkel e.V. für Segelflieger mit einer Vereinswerkstatt in Zazenhausen.
  • Der 1906 gegründete Schützenverein Zuffenhausen, der seit 1980 über eine eigene Schießanlage auf dem Sportgelände von Neuwirtshaus verfügt.
  • Die nach dem 2. Weltkrieg gegründete Skizunft 1948 Zuffenhausen.
  • Die DJK Sportgemeinschaft Zuffenhausen SG der katholischen Kirche wurde 1949 gegründet.
  • Der Sportflieger-Club Stuttgart. 1950 gegründet Segelfliegerverein SCS ist ein weiterer Verein für Segelflieger in Zazenhausen.[94]
  • Die Sportvereinigung Neuwirtshaus. 1948 gegründet widmet sie sich zunächst vor allem dem Fuß- und Handball sowie dem Tischtennis. Davon geblieben sind heute Tennis und Jugendfußball sowie Kleinkinderturnen.
  • Der Kampfsportverein Zuffenhausen mit dem Taekwondo Center.
  • Der Tennisclub TC Blau-Weiß, der sich 1921 vom FV Zuffenhausen abtrennte.
  • Der HSV-Nord, der sich als Handballverein aus den Handballabteilungen der Vereine TSV, TV, SG und SV Rot bildete und zunächst HSV Zuffenhausen hieß.

Sonstiges

Bekannte Personen aus Zuffenhausen

Ehrenbürger der Stadt Zuffenhausen

Die Jahreszahlen geben den Zeitpunkt der Verleihung der Ehrenbürgerwürde wieder.

  • 1918: Moritz Horkheimer, Fabrikant, Kommerzienrat (1858–1945).
  • 1918: Samuel Rothschild, Fabrikant, Mitbegründer der Lederfabrik Zuffenhausen (1853–1924)
  • 1922: Louis Bauer, Bäckermeister und Löwenwirt (1837–1930).

Das Wappen von Zuffenhausen

Das heutige, seit der Erhebung zur Stadt 1907 bestehende Wappen von Zuffenhausen (s. Bild am Artikelanfang) ist in der offiziellen Darstellung wie folgt beschrieben (Silber ist hier als Wappenfarbe weiß gemeint):

„Von Silber und Grün zweimal schräg geteilt, oben ins Silber ein blaues Zahnrad, in Grün der linkshin sitzende, silbern gekleidete „Zuffenhäuser Hirt“ auf einer silbernen Schalmei blasend, unten in Silber eine blaue Pflugschar.“

Heinz Bardua: Stuttgarter Wappen 1973

Der Zuffenhäuser Hirt ist eine Nebenfigur in Ludwig Uhlands Ballade Die Döffinger Schlacht, die letzte von vier 1815 verfassten Balladen (die anderen drei sind: Der Überfall von Wildbad, Die drei Könige von Heimsen und Die Schlacht bei Reutlingen), die verschieden Ereignisse aus dem Leben des Grafen Eberhard II. der „Greiners“ (1344–1392) abhandeln, in diesem Falle die Schlacht bei Döffingen von 1388. Die Handlung der Ballade fußt wie die der drei anderen auf dem Bericht des Stuttgarter Ratsherrn Sebastian Küng, der wiederum die Schilderung des Tübinger Rhetorikprofessors Martin Crusius (1526–1607) verwendet hat. In einer nächtlichen Szene begegnet dabei der Zuffenhäuser Hirt dem alten Grafen und beklagt sich bei ihm darüber, dass einer von des Grafen Heerführer, der „Gleißende Wolf von Wunnenstein“, ihm einen Teil seiner Herde wegetrieben habe.
Die Pflugschar im unteren Teil des Wappens entstammt einem alten Fleckenzeichen. Bereits nach dem Dreißigjährigen Krieg waren diese Fleckenzeichen aufgekommen, für Zuffenhausen zunächst ein einfaches „Z“, wie es im Forstlagerbuch überliefert ist. Im 18. Jahrhundert zeigt das Fleckensiegel dann eine Pflugschar mit einem Stern in der Mitte. Bis zur Stadterhebung 1907 diente es der Gemeinde von Zuffenhausen als Siegel mit demEberhard II. der „Greiners“ (1344–1392) mit dem jeweiligen Wappen Württembergs unter einer Krone.
Auf welche Weise dann der Hirt hinzugekommen ist, weiß man nicht, doch scheint der Entwurf vom Bruder des Pfarrers Lauxmann, dem Kunstmaler Theodor Lauxmann zu stammen. Man wollte jedenfalls im Gemeinderat wohl Fortschritt mit Tradition verbinden und fügte im oberen Feld ein Zahnrad für die Industrie, im unteren die bereits bekannte Pflugschar für die traditionelle Landwirtschaft ein, dazu, heraldisch falsch, die daher später wieder weggelassene Jahreszahl 1907.
Nach der Eingemeindung 1931 wurde das Wappen rechtlich wieder frei und taucht entsprechend gewerblich, politisch, künstlerisch etc. genutzt in zahlreichen Varianten auf, ist jedoch bis heute dennoch das Gemeindesymbol von Zuffenhausen geblieben.[95]

Einzelnachweise

  1. http://maps.google.de/maps?hl=de&gs_rn=7&gs_ri=psy-ab&cp=4&gs_id=f&xhr=t&bav=on.2,or.r_qf.&bvm=bv.44442042,d.ZWU&biw=1344&bih=673&q=zuffenhausen&um=1&ie=UTF-8&hq=&hnear=0x4799da9ba1d998c9:0x51ffd3c8d0ba230,Zuffenhausen,+Stuttgart&gl=de&sa=X&ei=ai9YUffGNoKm4ATVj4DQBg&sqi=2&ved=0CH0QtgM
  2. Gühring/Kull, S. 19.
  3. Gühring/Kull, S. 19–28.
  4. Gühring/Kull, S. 28–39.
  5. Gühriung/Ehmer, S. 67 f.
  6. http://www.stuttgart.de/item/show/14313/1
  7. Anmerkung: Der Oberbegriff lautet Stadtbezirk. Stadtbezirke wie etwa Zuffenhausen, Feuerbach, Bad Cannstatt usw. sind wiederum in Stadtteile wie Rot, Zazenhausen usw. gegliedert (vgl. Infobox).
  8. Gühring/Friedrich/Kull, S. 41 f.
  9. Gühring/Friedrich/Kull, S. 42.
  10. Gühring/Friederich/Kull, S. 64 f.
  11. Gühring/Friederich/Kull, S. 42–44.
  12. Gühring/Friedrich/Kull, S. 45.
  13. Gühring/Friedrich/Kull, S. 45 f.
  14. Gühring/Friedrich/Kull, S. 46 f.
  15. Gühring/Friederich/Kull, S. 47 f.
  16. Daten aus der Zeittafel in Die Welt der Kelten. Zentren der Macht. Kostbarkeiten der Kunst. Thorbecke, 2012, ISBN 3799507523, S. 524 f.
  17. Gühring/Friederich/Kull, S. 50 ff.
  18. Gühring/Friederich/Kull, S. 48 ff.
  19. Lamb, S. 163.
  20. Gühring/Friederich/Kull, S. 52 f.
  21. Gühring/Friederich/Kull. S. 53 f.
  22. Gühring/Friederich/Kull. S. 55 ff.
  23. Gühring/Ehmer, S. 67–92.
  24. Gühring/Ehmer, S. 75–80.
  25. Gühring/Ehmer, S. 87 ff.
  26. Gühring/Ehmer, S. 89 ff.
  27. Gühring/Ehmer, S. 113 ff.
  28. Gühring/Ehmer, S. 115–122.
  29. Gühring/Ehmer, S. 122–127.
  30. Gühring, S. 139–178.
  31. Gühring, S. 195-200.
  32. Gühring, S. 200–202, 222f.
  33. Die Zahlenangaben schwanken in den verschiedenen Dokumenten beträchtlich, je nachdem, wer gezählt wurde: also Erwachsene, Kinder, Frauen, Kommunikanten, Leibeigene usw. In einer anderen Zusammenstellung in Gühring S. 222 etwa sind folgende Einwohnerzahlen enthalten:
    1621: 514, 1641: 98, 1653: 183, 1661: 265, 1672: 308, 1684: 371, 1692: 359 dzu 3 Katholiken.
  34. Gühring, S. 202 ff, 227–231.
  35. Gühring/Binder, S. 273–338.
  36. Gühring/Binder, S. 286–320.
  37. Gühring/Raberg, S. 339–407; Gühring/Müller, S. 411–476.
  38. Gr. Ploetz, S. 764.
  39. Chronik, S. 765–862.
  40. a b Gühring/Müller, S. 411–418.
  41. Personennamen nach Weiß, Bibliographisches Lexikon zum Dritten Reich.
  42. Chronik, S. 867.
  43. Kammerer, S. 64-67.
  44. Gühring/Müller, S. 418–440.
  45. SPD-Ortsverein, S. 43.
  46. SPD-Ortsverein, S. 41 f., 43.
  47. [1]
  48. [2]
  49. Gühring/Müller, S. 440–454.
  50. Gühring/Müller, S. 444–450; Gühring/Beer, S. 484–490.
  51. Gühring/Müller, S. 450-454; Gühring/Beer, S. 484–502.
  52. Gühring/Müller, S. 454-464.
  53. Gühring/Beer, S. 479 ff, 500–518.
  54. Gühring/Beer, S. 519–527.
  55. Gühring/Meyle, S. 533-557.
  56. Gühring/Ehmer, S. 84–90.
  57. Gühring/Ehmer, S. 82 ff.
  58. Gühring, S. 139–180.
  59. Gühring, S. 204–223.
  60. Gühring/Binder, S. 286ff.
  61. Gühring/Raberg, S. 350 ff., 392 ff.
  62. Gühring/Müller, S. 466 f.
  63. Gühring/Müller, S. 450–454, 464–468, 520.
  64. Gühring/Binder, S. 275–280, 302 f., 371–381.
  65. Kammerer, S. 64–67.
  66. Kammerer, S. 65.
  67. Benz/Nowak, S. 189–203.
  68. Gühring/Müller, s. 425–428.
  69. Gühring, S. 240–256; Gühring/Binder 275–283, 303 f.
  70. Gühring, S. 166–170, 215–223, 256–263.
  71. Gühring/Binder, S. 318–320.
  72. Gühring/Binder, S. 305–320.
  73. Gühring/Raberg, S. 339 –352, 388 f.
  74. Gühring, S. 566 f., 574 f.
  75. [www.bds-zuffenhausen.de]
  76. Gühring, S. 170–176, 264–269; Gühring/Binder, S. 283 ff.
  77. Um 1700 besaß ein Gulden etwa die Kaufkraft, die heute 40-50 Euro entspräche
  78. Gühring/Binder, S. 315–318.
  79. Gühring/Raberg, S. 341–352, 365 ff., 386 f.
  80. Gühring/Friederich/Kull, S. 57 ff.
  81. Gühring/Friederich/Kull, S. 59 ff.
  82. Gühring, S. 147–150.
  83. Gühring/Binder, S. 296–30.
  84. Gühring/Meyle, S. 531 f.
  85. Gühring/Beer, S. 526 f.; Gühring/Meyle, S. 529 f., 541 ff.
  86. Taschenbuch Baden-Württemberg, Gemeindeordnung, S. 213-312.
  87. [3]Jugendrat Stuttgart-Zuffenhausen]
  88. Gühring/Beer, S. 477–481.
  89. [4]
  90. http://www.stuttgartzuffenhausen.de/stuttgart/sarrazin_machts_vor_stuttgart_rechnet_nach_.htm
  91. Gühring/Meyle, S. 535–538.
  92. Gühring, S. 559–594: Kirchen und Vereine in Zuffenhausen.
  93. Gühring, S. 559–584.
  94. [www.segelflug.de/vereine/scs]
  95. Gühring/Heinz/Ehmer, S. 585–590.

Literatur und Quellen

  • Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 4. Aufl. dtv, München 2001, ISBN 3-423-33007-4.
  • Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden. 19. Auflage. F. A. Brockhaus, Mannheim 1994, ISBN 3-7653-1200-2.
  • Barry Cunliffe (Hrsg.): Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-593-35562-0.
  • Chronik der Deutschen. 3. Aufl. Chronik Verlag, Gütersloh 1995. ISBN 3-577-14341-X.
  • Der Große Ploetz. Auszug aus der Geschichte. Verlag Ploetz, Freiburg 1981. ISBN 3-87640-170-4.
  • Lutz Fiedler, Gaëlle Rosendahl, Wilfried Rosendahl: Altsteinzeit von A bis Z. WBG, Darmstadt 2011, ISBN 978-3-534-23050-1.
  • Albrecht Gühring (Hrsg.): Zuffenhausen. Dorf – Stadt – Stadtbezirk. Mit Beiträgen von: Mathias Beer, Petra Binder, Hermann Ehmer, Susanne Friederich, Manfred Glück, Albrecht Gühring, Reinhard Heinz, Peter Juréwitz, Ulrich Kull, Wolfgang Meyle, Roland Müller, Frank Raberg, Werner Rees, Hermann W. Schwämmle sowie Vertretern der Kirchen und Vereine. Albrecht Gühring / Verein zur Förderung der Heimat- und Partnerschaftspflege sowie der Jugend- und Altenhilfe e. V./ Wolfgang Meyle, Stuttgart-Zuffenhausen 2004, ISBN 3-00-013395-X.
  • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. Verlag C.H. Beck, München 1999, ISBN 3-406-42125-3.
  • Hansjörg Kammerer: Amtsenthoben. Maßnahmen gegen württembergische Pfarrer unter dem Regiment Deutscher Christen im Herbst 1934. Verein für württembergische Kirschengeschichte, Stuttgart 2004, ISBN 3-7722-3044-X.
  • Erwin Keefer: Steinzeit. Sammlungen des Württembergischen Landesmuseums, Bd. 1. Theiss Verlag, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1106-X.'
  • Hubert Lamb: Klima und Kulturgeschichte. Der Einfluss des Wetters auf den Gang der Geschichte. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1994, ISBN 3-499-55478-X.
  • Jens Lüning, Petar Stehli: Die Bandkeramik in Mitteleuropa: von der Natur- zur Kulturlandschaft. In: Spektrum der Wissenschaft (Hrsg.): Siedlungen der Steinzeit. Spektrum-der Wissenschaft-Verlagsges., Heidelberg 1989, ISBN 3-922508-48-0, S. 110–120.
  • Hansjürgen Müller-Beck (Hrsg.): Urgeschichte in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1983, ISBN 3-8062-0217-6.
  • Harald Schukraft: Wie Stuttgart wurde, was es ist. Ein kleiner Gang durch die Stadtgeschichte. Silberburg Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-87407-222-3.
  • SPD-Ortsverein Zuffenhausen (Hrsg.): 111 Jahre SPD Zuffenhausen 1889–2000. Sozialdemokratische Geschichte am Beispiel eines Stuttgarter Ortsvereins. SPD-Ortsverein, Zuffenhausen 2000.
  • Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. S. Fischer Verlag, Frankfurt a.M., 2002, ISBN 3-596-13086-7.
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