Oper
Als Oper (ital. opera in musica, von lat. opus - Arbeit, Werk) bezeichnet man seit etwa 1650 eine musikalische Gattung, in der eine szenisch-dramatische Handlung durch Musik gestaltet wird. Zur Gesamtwirkung der Oper vereinigen sich:
- Musik (Ausführende sind hierbei Orchester und Sänger)
- Dichtung (in Gestalt des Librettos)
- Darstellende Kunst bzw. Schauspiel
- Ballett und Tanz
- Bühnenbild (Malerei, Plastik, Dekoration und Architektur)
- Beleuchtung und div. Effekte
- Maske und Kostüme
Hierbei wird vor allem die Musik zum Träger der Handlung, der Stimmung und der Gefühle - im Gegensatz zur simultanen Untermalung eines Sprechstücks mit Musik (Melodram) oder der einlagenartigen musikalischen Auflockerung einer Handlung (Singspiel, Bühnenmusik).
Die Vielfalt der zusammenwirkenden Künste schafft viele Möglichkeiten für eine Oper, Gestalt anzunehmen, lässt aber auch Widersprüche entstehen. Die Musikgeschichte kennt daher viele unterschiedliche Ausprägungen der Oper.
Als Oper bezeichnet man auch die Aufführungsstätte, das Opernhaus, oder die Oper aufführende Kompagnie.
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Alte Oper in Frankfurt am Main
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Opernhaus in Sydney
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Opernhaus Leipzig
Form
Formal gesehen ist die Oper seit der Barockzeit eine Aneinanderreihung in sich geschlossener Musikstücke (Nummernoper), die durch Rezitative miteinander verbunden werden. Wie auch im Schauspiel kann eine Oper in Akte, in Bilder, in Szenen bzw. Auftritte gegliedert sein. Das Textbuch zu einer Oper heißt Libretto.
Die musikalischen Bestandteile der Oper sind
- Ein anfangs eigenständiges Musikstück ist die Ouvertüre, ital. oft Sinfonia, die eine Oper oder einen Akt eröffnet. Oft wird thematisches Material aus der Oper selbst zitiert (z.B. "Hänsel und Gretel", Engelbert Humperdinck), oder die Ouvertüre schildert die wesentlichen Züge der Handlung im Voraus (Programmouvertüre).
- Das Vorspiel ist meist kürzer als eine Ouvertüre und geht oft direkt in die Musik der Szene über (Bsp. "Der Rosenkavalier", Richard Strauss). Ein Zwischenspiel, französisch Entr'acte, verbindet unterschiedliche Akte. Innerhalb der Opernakte finden sich Ballettmusik bzw. Tänze (z.B. "Tannhäuser", Richard Wagner), Märsche, Pantomimen, Auftrittsmusiken etc.
- Gesangsnummern mit Handlung schildernder Funktion
- Das Rezitativ ist ein gesungener Monolog oder Dialog und sehr eng am Text entlang komponiert. Es dient dazu, die Handlung innerhalb einer Oper voranzutreiben und Überleitungen zwischen den Musikstücken herzustellen. Hierbei werden manchmal Recitativo secco und Recitativo accompagnato unterschieden. (Siehe: Rezitativ)
- Die Szene, ital. Scena, entstand im 19. Jh aus dem Rezitativ und wird mit Orchester begleitet.
- Das Melodram bezeichnet musikbegleitetes Sprechen. (In Ludwig van Beethovens Oper "Fidelio" wird das Melodram innerhalb einer Oper eingesetzt, um zu zeigen, dass das Grauen der Hauptheldin Leonore, als sie ihrem eigenen Mann das Grab schaufeln soll, sich nicht mehr mit Musik ummänteln lässt. Diese Szene bleibt jedoch die Ausnahme in der Gattung.) Das Melodram bildet eine eigenständige Form, die ganze Werke umfasste, ist aber heute von den Theatern verschwunden.Auf die Wirkung eines Melodrams greift die Filmmusik in hohem Maße zurück.
- Gesangsnummern als geschlossene Form
- Die Arie ist der Oberbegriff für alle Sologesänge in der Oper. Andere Bezeichnungen für Solostücke können sein: Lied, Couplets, Rondo, Ariette, Cabaletta, Romanze etc. Arien sind oft die publikumswirksamsten und bekanntesten Teile einer Oper und werden einzeln, manchmal mit Rezitativ, außerhalb des Opernrahmens in Konzerten gegeben.
- Ensembles für mehrere Stimmen: Duett, Terzett, Quartett etc., ein vielstimmiges Ensemble heißt in Italien (pezzo) concertato. Ensembles stellen oft das Finale einer Oper nach dem ersten oder letzten Akt dar. (Bsp. "Don Giovanni", W.A.Mozart)
- Das Vaudeville, ein von mehreren Solisten gesungenes Strophenlied, oft mit gemeinsamem Refrain. Oft entstanden aus einem (französischen) Gassenhauer.
- Der Chor bietet Abwechslung zu den Solostücken und stellt in den meisten Fällen das Volk dar. Einige Opern bieten Chören einen Hauptschwerpunkt, der die solistischen Stücke vergessen lässt. (Bsp.: "Al gran sole carico d'amore, Luigi Nono)
- Introduktion und Finale, längere einleitende oder einen Akt beschließende Formen mit wechselnden Formen und Besetzungen
Durchkomponierte symphonische Großform
Richard Wagner schuf ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Form, welche die musikalische Nummernstruktur ersetzt und in welcher sich Musik und Dichtung zu einem durchkomponierten sinfonischen Ganzen verbinden. Wagners Opern bezeichnet man als "Musikdrama", das eine "unendliche Melodie" formt. Sein Werk Tristan und Isolde bezeichnete Wagner dementsprechend nicht als Oper, sondern als Handlung in Musik. Man bemerke hier die Ähnlichkeit zu Monteverdis Gattungsbezeichnung für seinen Orfeo: Favola in musica.
Die durchkomponierte Oper ist im Prinzip für alle Komponisten nach Wagner maßgeblich, auch wenn viele Komponisten immer wieder auf geschlossene Formen in Opern zurückgegriffen haben (z. B. Zoltán Kodály oder Kurt Weill). Die 'Nummernoper' lebt außerdem in Operette und Musical weiter.
Unterarten
In der Geschichte der Oper unterscheidet man grob zwei Traditionsstränge, die sich jedoch vielfach berühren und mischen:
- Dramatische und ernsthafte Werke meist tragischen Inhalts, verwandt mit Tragödie und dem Historischen Drama, die Stoffe entspringen meist der Tragödie oder epischen Heldendichtung, später auch Roman und Novelle.
- Dramma per musica oder ähnliche Bezeichnungen der frühen bis klassischen Oper,
- z.B. "Il matrimonio segreto" von Domenico Cimarosa
- Opera seria – große oder ernsthafte Oper, meist über Helden und tragisch endend, :z.B. "Radamisto" von Georg Friedrich Händel.
- Melodramma – häufig verwendete Bezeichnung im Italien des 19. Jahrhunderts,
- z.B. "Norma", von Vincenzo Bellini, aber auch "Melodramma giocoso" für L'elisir d'amore von Gaetano Donizetti
- Grand Opéra in Frankreich,
- z.B. "Les Troyens" von Hector Berlioz)
- Tragédie lyrique in Frankreich
- Musikdrama – durchkomponierte große Oper der Romantik,
geprägt durch Richard Wagner; z.B. "Parsifal"
- Drame lyrique als Gegenstück zum Musikdrama in Frankreich,
- z.B. "Pelléas et Mélisande" von Claude Debussy
- Literaturoper – Form des 20. Jahrhunderts unter enger Anlehnung an bestehende :Theaterstücke oder andere literarische Vorlagen
- z.B.: "Death in Venice" bzw. "Tod in Venedig" von Benjamin Britten nach der Vorlage von Thomas Mann)
- Heitere, komische Formen, häufig mit gesprochenen Szenen - diese führen historisch weiter zu Operette und Musical, wobei auch hier die Grenzen fließend sind. Die Stoffe stammen aus dem Volkstheater und der Komödie. Stark beeinflusst durch die italienische commedia dell'arte, aber auch durch die deutsche Hanswurstiade, ferner Posse und Schwank nahestehend
- Komische Oper, vornehmlich in Deutschland,
- z.B. Der Waffenschmied von Albert Lortzing
- Opera buffa, (Opéra bouffe) – italienische/französische Bezeichnung
- z. B Così fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart
- Singspiel – deutsches Pendant zur italienischen Opera buffa, allerdings mit Sprechszenen anstelle der Rezitative
- z.B.Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart
- Opéra comique – französische Form des Singspiels im 19. Jahrhundert, nicht unbedingt heiteren Inhalts, aber in Abgrenzung zur Grand Opéra ohne Ballett und mit gesprochenen Dialogen
z.B. Carmen von Georges Bizet).
- Tragikomödien
- Die Opera semiseria bildet eine Mischform zwischen beiden Grundtendenzen. Neben der Haupthandlung finden sich komische Nebenfiguren und -szenen ein.
Diese Bezeichnungen dienen nur zur genaueren Klassifizierung und wurden, wo nötig, um weitere Untertitel bereichert. Luciano Berio verwandte für sein Werk "Passaggio" z.B. den Begriff "Messa in scena" (szenische Messe), der in keiner weiteren Oper sonst verwendet wird. George Gershwin beschrieb sein beispielloses Werk "Porgy and Bess" als "An American Folk Opera". Um sich von der Idee der Oper abzugrenzen, wird in modernen Werken häufiger der Begriff "Azione musicale" oder Handlung für Musik bevorzugt ("Un re in ascolto", Luciano Berio).
Andere Werke heißen schlicht "Oper" oder "Opéra" und führen keine weitere Unterbezeichnung im Titel.
Geschichte
Vorgeschichte (Antike, Mittelalter, Renaissance)
Bereits im der antiken griechischen Theater verband man szenische Aktion mit Musik. Der Chor hatte hierbei eine tragende Rolle: Chorgesang wurde einerseits zu den pantomimischen Tänzen herangezogen, welche das Theaterstück in verschiedene Teile gliederten; andererseits hatte der Chor auch die Aufgabe, die Handlung kommentierend zu begleiten (Bsp. "Antigone", Sophokles). Es ist nicht bekannt, ob die Römer diese Tradition übernommen hatten. Mit der Zerstörung der römischen Theater im 6. Jahrhundert sind Aussagen hierüber nicht mehr zu belegen - das gilt auch für alle anderen Aktivitäten, die das Theater betreffen.
Im Mittelalter wurde die Tradition von musikbegleiteter Handlung fortgesetzt. Geistliche Themen wurden herangezogen, um dem einfachen Volk die Aussage der Bibel anschaulicher zu machen. Ganze Teile eines Gottesdienstes wurden mit den Mitteln des Theaters dargestellt. Beliebtes Thema war dabei die Geburt oder Auferstehung Christi. Dabei wurde durch das ganze Stück hindurch gesungen. Daraus entstanden die auch außerhalb der Kirche aufgeführten Mysterienspiele. Weltliche Stücke, wie z.B. kurze Komödien, wurden in einigen Szenen nur teilweise mit Musikeinlagen unterstützt. Adam de la Halles melodienreiches Stück "Jeu de Robin and Marion", das um 1280 geschrieben wurde, bildet hier eine Ausnahme.
Auch in Intermedien, Tanzspielen, Masken- und Triumphaufzügen der Renaissance findet man die Verbindung von Szene und Musik.
Unmittelbare Vorläufer der Oper sind beispielsweise
- das im Mittelalter entstandene geistliche Mysterienspiel
- italienische Pastoralen (Schäferspiele) mit Musikbegleitung, etwa "Favola d'Orfeo" von Angelo Poliziano, 1471
- Madrigalkomödien, etwa "L'Amfiparnasso" O. Vecchi 1597
- das französische "Ballet comique de la Reine" (1581)
Entstehung der Oper
Die Oper selbst entstand am Ende des 16. Jahrhunderts in Florenz. Die Florentiner Camerata, eine Vereinigung von Dichtern, Musikern und einem Kunstmäzen, versuchte, die antike Form und auch die Vertonungsprinzipien der griechischen Tragödie wiederzubeleben. Nun vertonte man textlich ausgearbeitete Dramenstoffe komplett mitsamt den Dialogen, statt wie zuvor nur die Zwischenchöre mit Musik zu versehen. An der Orientierung am gesprochenen Wort entwickelte sich die Vorstellung einer klaren, einfachen Gesangslinie, der sich die Begleitung im Generalbass mit wenigen Instrumenten - Laute, Cembalo - unterzuordnen hatte. Auf Textverständlichkeit wurde bei dieser Art von recitar cantando, rezitierendem Gesang, höchster Wert gelegt. Dieser neue Weg ist auch als ein Gegensatz zur vorherrschenden Polyphonie zu sehen, die mit ihren komplexen Ton- und Textschichtungen den Inhalt der Werke vollends verschleiern konnte. Mit der Monodie sollte das Wort wieder zu seinem vollen Recht kommen.

Als erstes Werk der Gattung Oper gilt La Dafne von Jacopo Peri (1597), von dem bis auf ein paar Fragmente kein Notentext erhalten geblieben ist. Weitere wichtige Werke aus der Anfangszeit der Oper sind L'Euridice von Jacopo Peri (1600) als älteste erhaltene Oper sowie Euridice (1602) und Il Rapimento di Cefalo von Giulio Caccini. Die erste deutsche Oper ist 1627 die (verschollene) Daphne von Heinrich Schütz, der die Oper bei seinem Studienaufenthalt 1609-1613 in Italien kennen gelernt hatte.
Besondere Bedeutung hat Claudio Monteverdis erste Oper L’Orfeo (1607). Hier sind im Vergleich zu seinen Vorgängern erstmals eine reichere Instrumentation, ausgebautere Harmonik, tonmalerisch-psychologische und bildhafte Ausdeutung von Wort und Figuren sowie eine personencharakterisierende Auswahl der Instrumente zu hören. Monteverdi verbreitert die Einstimmigkeit des recitar cantando zu einem arienhafteren Stil um. Auch die CHöre erhalten größeres Gewicht. Zwar nimmt seine persönliche Entwicklung im Orfeo erst ihren Anfang, seine Spätwerke „Il ritorno d'Ulisse in patria“ (1640) und L'incoronazione di Poppea (1643) stellen aber in Hinblick auf die Musikdramatik Höhepunkte der gesamten Opernentwicklung dar.
Das 17. Jahrhundert
Das erste öffentliche Opernhaus, das Teatro San Cassiano in Venedig, wird 1637 eröffnet. Die vorerst mythischen Stoffe der ersten Opern werden bald von historischen Erzählungen verdrängt, allen voran Monteverdi mit "L'incoronazione di Poppea". Die venezianische Oper entwickelt sich rasch und bezieht komische Randfiguren in die Handlung mit ein. Zu den Opern kommen vornehmlich Angehörige des Bürgertums, den Spielplan bestimmt der geldgebende Adel anhand des Publikumsgeschmacks. Die feingeistige Oper wird kommerzialisiert und dementsprechend vereinfacht. Die Da-capo-Arie mit vorangestelltem Rezitativ wird stilprägend, Chöre und Ensembles weitgehend gekürzt. Verwechslungen und Intrigen bilden das Grundrepertoire für die Handlungen, die mit komischen Szenen der Nebenfiguren angereichert werden. Francesco Cavalli war neben Claudio Monteverdi und Antonio Cesti einer der produktivsten Opernkomponisten der Zeit.

Die Librettisten erhielten ihr Geld durch den Verkauf von Textheftchen, die komplett mit Wachskerzen zum Mitlesen vor der Vorstellung verteilt wurden, und hatten keine Gelegenheit, damit einen Lebensunterhalt zu verdienen. Der Anwalt Gian Francesco Busenello und Giovanni Faustini galten in der Textdichtung als stilbildend und wurden häufig nachgeahmt. Im reicheren Rom erhalten Maschineneffekte und Chöre ein größeres Gewicht.
In Paris entwickelt Jean-Baptiste Lully zusammen mit seinem Librettisten Philippe Quinault den französischen Typ der Oper weiter, dessen herausragendstes Merkmal neben den häufigen Chören das Ballett ist. Lully schreibt L'ercole amante, ursprünglich eine Oper von Cavalli, zu einer französischen Version um und fügt u.a. Ballette ein, die letztendlich mehr Beifall finden als die Oper an sich. Cadmus et Hermione bildet schließlich die erste vollständig eigene Tragédie lyrique aus und bleibt modellhaft für alle nachfolgenden Opern Frankreichs der Zeit. Dennoch versuchen Lullys Nachfolger Marc-Antoine Charpentier und André Campra, die französische Oper und die italienische miteinander zu versöhnen.
Das 18. Jahrhundert
Die Generalbassbezifferung der frühen Opern verschwand nach und nach zugunsten einer ausnotierten Orchesterfassung. Einerseits war die Tragédie lyrique mit ihrem volleren Instrumentarium dafür ausschlaggebend, andererseits die italienische Tendenz, aus dem ursprünglichen dramma per musica ein Arienkonzert zu machen. Die typischen Instrumente des Generalbass (z.B. Basslauten) wurden durch die Streichergruppe ersetzt - einzig das Cembalo blieb erhalten und nahm meistens eine Hauptrolle bei den noch nicht ausinstrumentierten Rezitativen ein.
Die Arienformen entwickeln sich in der inzwischen fünfteiligen Da-capo-Arie Form mit der Abfolge AA'-B-AA'zu weiteren Untergruppen:
- Der Aria di bravura (dt. Bravourarie), die mit überreichen Koloraturen versehen ist
- Der Aria cantabile mit schöner Linienführung
- Der Aria di mezzo carattere mit deutlich ausgeprägter Orchesterbegleitung
- Der Aria concertata mit konzertierenden Instrumenten
- Der Aria parlante, die heftige Gefühlsausbrüche schilderte.
Zusätzlich konnte der Star des Abends noch eine Aria baule (sog. "Koffer-Arie") einschieben, die ihm Gelegenheit gibt, sich von seiner besten Seite zu präsentieren, mit der eigentlichen Handlung aber nichts zu tun hat. Durch diese relativ übersichtliche Auswahl an Unterformen konnten Arien relativ ungehemmt miteinander vertauscht oder mehrfach verwendet werden. Zunehmend wurde der belcanto-Gesang zu einer Darstellung virtuoser Gesangstechniken, die extreme Spitzentöne, geschmeidige Triller und weite Sprünge als normal umfassen.
Das allgemeine Handlungschaos der gängigen Oper, entstanden aus dem Bedürfnis, vielen Geschmäckern zugleich gerecht zu werden, schreckte die italienischen Librettisten Apostolo Zeno und Pietro Metastasio ab. Ihr Verdienst ist es, ein von Allegorien und Nebenfiguren völlig befreites Libretto als Grundlage der neuen Oper zum Ideal erhoben zu haben. Auf dieser Grundlage konnte die Opera seria sich als schlüssiges Werk behaupten. In ausgeklügelten Versen werden die Hauptfiguren der Oper nach und nach in ein scheinbar unlösbares Dilemma geleitet, das sich zum Schluss durch einen unverhofften Einfall zum Guten wendet (lieto fine).
Durch diese konsequente Trennung konnten die komischen Parteien ihre eigene Oper entwickeln, die heitere Opera buffa, die aus dem reichen Fundus der Commedia dell'arte schöpft. Hier haben die Verwechslungskomödien ihr eigenes Spielfeld gefunden. Das Personal besteht meist aus einem adligen Liebespaar und zwei Untergebenen, oft Magd und Diener, die hier als echte Hauptpersonen fungieren können, statt wie vorher nur bemerkenswerte Nebenfiguren zu sein. Kastratenpartien werden in der Opera buffa vermieden, stattdessen werden realistischere Stimmlagen für Männerpartien eingeführt und bald zur Selbstverständlichkeit.
Frankreichs Pendant zur in Paris umstrittenen Opera buffa wird die opéra-comique. Die Rezitative werden durch gesprochene Dialoge ersetzt. Auch dieses Modell findet im Ausland Erfolg. Die neue Einfachheit und Lebensnähe schlägt sich auch in kleineren Arietten und nouveaux airs, die im Unterschied zu den allseits bekannten Vaudevilles neu komponiert wurden, nieder.

Christoph Willibald Gluck ist es schließlich, der mit seinen Opern "Orfeo ed Euridice" und "Alceste" die ernste Oper aus Italien und Frankreich vermischt und damit auf eine neue Stufe hebt (Opernreform). Der konsequent einfach gehaltene Handlungsablauf, gestaltet von Ranieri de' Calzabigi, kommt ohne komplexe Intrigen aus, die Zahl der Protagonisten schrumpft.
Auch Wolfgang Amadeus Mozart findet seinen eigenen Weg, mit der ihm teuren Tradition der italienischen Oper umzugehen, ohne in deren alten Stil zu verfallen. Mit der Zauberflöte schreibt er die erste deutsche Oper überhaupt und schafft es ebenso, in seinem Don Giovanni Opera seria und Opera buffa wieder einander anzunähern.
Literatur
- Rudolf Kloiber, Wulf Konold, Robert Maschka: Handbuch der Oper, München (dtv) und Kassel (Bärenreiter), 9., erweiterte Auflage 2002, ISBN 3423325267 und ISBN 376181605,
- Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, 6 Bände und ein Registerband, hrsg. von Carl Dahlhaus und Sieghart Döhring, München: Piper 1986
- Ulrich Schreiber: Die Kunst der Oper, Bände 1-3, Frankfurt/Main: Büchergilde Gutenberg, 1988/1991/2000
- Praxis Musiktheater. Ein Handbuch, hrsg. von Arnold Jacobshagen, Laaber-Verlag, 2002, ISBN 3890075126
- Silke Leopold / Robert Maschka: Who's who in der Oper, Kassel [u.a.]: dtv, 2004, ISBN 3-423-34126-2
- Johannes Jansen: Schnellkurs Oper, Köln: Dumont Buchverlag, 1998 ISBN 3-7701-4280-2
Siehe auch
- Geschichte der Oper bis 1880
- Opernreform
- Liste von Opern
- Opernkomponisten
- Liste berühmter Sängerinnen und Sänger klassischer Musik
- Regietheater - auch zur Frage der Originalsprache in Opern
- Liste bekannter Regisseure
- Theaterpädagogik
- Opernführer
- Opernhaus
- Singspiel, Operette, Musical, Kinderoper, Fernsehoper, Semi-Oper, Opera seria, Opera buffa, Opera semiseria, Chinesische Oper, Funkoper, Musikdrama
Weblinks
- http://www.karadar.com - Opernlibretti in Originalsprache
- http://operone.de
- http://www.theaterportal.de - Opern in den Spielplänen deutschsprachiger Bühnen
- http://www.sirene.at/ Musiktheater für Uraufführungen