Afrikanischer Strauß
Afrikanischer Strauß | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Struthio camelus | ||||||||||||
Linnaeus, 1758 |
Der Afrikanische Strauß (Struthio camelus) gehört zu den Laufvögeln und ist der größte lebende Vogel der Erde.
Merkmale
Die Männchen des Straußes sind 210 bis 275 cm hoch und haben ein Gewicht von 100 bis 130, selten sogar 150 kg. Weibchen sind etwas kleiner: Sie sind 175 bis 190 cm hoch und 90 bis 110 kg schwer.
Der Strauß hat sehr lange Beine mit einer kräftigen Laufmuskulatur. Die Höchstgeschwindigkeit des Straußes beträgt etwa 70 km/h. Eine Geschwindigkeit von 50 km/h kann der Strauß etwa eine halbe Stunde halten. Als Anpassung an die hohe Laufgeschwindigkeit besitzt der Fuß nur zwei Zehen, dies ist bei keinem anderen Vogel so. Zudem können die Beine als wirkungsvolle Waffen eingesetzt werden. An der inneren Zehe tragen sie eine bis zu 10 cm lange Klaue.
Der Strauß hat ferner einen langen Hals, der überwiegend nackt ist. Der Kopf ist in Relation zum Körper klein. Die Augen sind allerdings mit einem Durchmesser von 5 cm die größten aller Landwirbeltiere.

Die Flügel sind für Laufvögel recht groß, aber wie bei allen Laufvögeln nicht zum Fliegen geeignet. Das Eigengewicht eines Straußes liegt weit über dem Gewicht, das es einem Vogel noch ermöglichen würde, sich in die Luft zu erheben. Die Flügel dienen zur Balz, zum Schattenspenden und zum Halten des Gleichgewichts beim schnellen Laufen.
Die Männchen, Hähne genannt, haben ein schwarzes Gefieder. Davon setzen sich die Flügel und der Schwanz weiß ab. Die Weibchen, Hennen genannt, haben ein eher unscheinbares, erdbraunes Gefieder; Flügel und Schwanz sind auch bei ihnen heller und haben eine weißlichgraue Farbe. Das Jugendkleid ähnelt dem Aussehen des Weibchens, aber ohne die charakteristische Absetzung von Flügeln und Schwanz. Die nackten Beine sowie der Hals sind je nach Unterart grau, graublau oder rosafarben. Beim Männchen leuchtet die Haut während der Brutzeit besonders intensiv.
Stimme
Zu den typischsten Lautgebungen des Straußes gehört ein Ruf des Männchens, der dem Brüllen eines Löwen ähnelt. Ein tiefes „bu bu buuuuu huuu“ wird mehrmals wiederholt. Der Laut wird bei der Balz und beim Austragen von Rangstreitigkeiten ausgestoßen. Daneben sind Strauße beiderlei Geschlechts zu pfeifenden, schnaubenden und knurrenden Lauten in der Lage. Nur junge Straußenküken geben auch melodischere Rufe von sich, die dazu dienen, das Muttertier auf sie aufmerksam zu machen.
Verbreitung und Lebensraum

Der natürliche Verbreitungsgebiet des Straußes ist Afrika, insbesondere Ost- und Südafrika. Ausgestorben ist er auf der Arabischen Halbinsel, in Westasien sowie in Afrika nördlich der Sahara.
Strauße leben in offenen Landschaften wie Savannen und Wüsten. Bevorzugt werden Habitate mit kurzem Gras und nicht zu hohem Baumbestand. Wo das Gras höher als 1 m wächst, fehlen Strauße. Gelegentlich dringen sie in Buschland vor, bleiben dort aber nicht lang, da sie an schneller Fortbewegung gehindert werden und dort nicht weit blicken können. Reine Wüsten ohne Vegetation eignen sich auch nicht als ständiger Lebensraum, werden aber auf Wanderungen durchquert. Weil Strauße ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf aus der Nahrung beziehen können, benötigen sie keinen Zugang zum Wasser, und lange Trockenperioden sind in der Regel ebenfalls kein Problem für sie.
In Australien gibt es einige hundert Strauße, die aus Farmen entlaufen sind und nun verwildert sind.
Lebensweise
Aktivität
Strauße sind tagaktive Vögel, die besonders in den Dämmerungsstunden aktiv sind. In Zeiten mit knappem Nahrungsangebot müssen sie allerdings große Wanderungen unternehmen und sind dann auch in der Lage, in der Mittagssonne zu wandern. Nachts ruhen sie, wobei sie für gewöhnlich die Hälse aufrecht, aber die Augen geschlossen halten. Nur für kurzzeitige Tiefschlafphasen werden Hals und Kopf auf das Rückengefieder oder auf den Boden gebettet.
Sozialverhalten

Außerhalb der Brutzeit leben Strauße für gewöhnlich in lockeren Verbänden, die zwei bis fünf, in manchen Gegenden aber auch hundert und mehr Tiere umfassen können. In Wüstengegenden sammeln sich bis zu 680 Tiere um Wasserlöcher. Der Zusammenhalt der Straußenverbände ist locker, denn die Mitglieder der Gruppe kommen und gehen nach Belieben. Oft sieht man auch einzelne Strauße. Trotzdem gibt es innerhalb der Gruppen klare Hierarchien. Rangstreitigkeiten werden meistens durch Drohlaute und Drohgebärden geregelt; dabei werden Flügel und Schwanzfedern aufgestellt und der Hals aufrecht gehalten. Der rangniedrigere Vogel zeigt seine Unterwerfung, indem er den Hals U-förmig biegt und den Kopf nach unten hält; auch Flügel und Schwanz zeigen nach unten. Selten kann eine Rangstreitigkeit auch in einen kurzen Kampf münden.
Zur Fortpflanzungszeit lösen sich diese losen Verbände auf, und geschlechtsreife Männchen beginnen mit dem Sammeln eines Harems (siehe Fortpflanzung).
Ernährung
Strauße sind vorwiegend Pflanzenfresser, nehmen gelegentlich aber auch Insekten und andere Kleintiere zu sich. Vorwiegend fressen sie Körner, Gräser, Kräuter, Blätter und Früchte. Insekten wie Raupen und Heuschrecken sind nur Beikost. Bevorzugt wird Nahrung, die vom Boden aufgepickt werden kann. Nur ausnahmsweise werden Blätter oder Früchte von Sträuchern oder Bäumen aufgelesen. Strauße können ihre Nahrung optimal verwerten, wofür ein 14 m langer Darm sorgt. Um die Zerkleinerung der Nahrung zu fördern, schlucken Strauße Sand und Steine (Gastrolithen), haben aber die Neigung, alle möglichen kleinen Objekte aufzupicken, die ähnliche Zwecke erfüllen könnten. In Straußenmägen fand man daher schon Münzen, Nägel und ähnliche Gegenstände.
Feinde
Die wichtigsten Feinde des Straußes sind Löwen, Leoparden und Geparden. Indem sie sich meistens in Gruppen aufhalten, schützen sie sich durch gemeinsame Beobachtung vor der Gefahr. Dadurch verringert sich für den einzelnen Vogel die Gefahr, als Beute auserwählt zu werden, und zudem hat jedes Gruppenmitglied mehr Zeit zum Fressen. In den Savannen schließen sich Strauße oft auch den Herden von Zebras und Gazellen an, da auch diese Tiere wachsam nach denselben Raubtieren Ausschau halten.
Ein weit verbreitetes Gerücht ist, dass der Strauß bei Bedrohung durch Feinde den Kopf in den Sandboden steckt. Er kann sich durchaus mit seiner Geschwindigkeit retten, ist aber auch in der Lage, sich mit einem gezielten Tritt zu verteidigen, der einen Löwen oder einen Menschen zu töten vermag. Vor allem brütende Strauße legen sich bei nahender Gefahr allerdings oft auf den Boden, Hals und Kopf gerade ausgestreckt. Da aus der Ferne der flach am Boden liegende Hals nicht mehr zu sehen ist, könnte dieses Verhalten zu der Legende geführt haben.
Fortpflanzung
Die Paarungszeit ist in unterschiedlichen Regionen Afrikas sehr verschieden. In den Savannen Afrikas fällt sie in die Trockenzeit zwischen Juni und Oktober. In trockeneren Gegenden, zum Beispiel in der Wüste Namib, dauert die Fortpflanzungszeit hingegen das ganze Jahr.
Obwohl monogame Paare vorkommen, hat in der Regel ein Hahn einen ganzen Harem. Eines der Weibchen ist dabei eindeutig als Haupthenne auszumachen. Daneben gibt es mehrere rangniedrige Weibchen, die so genannten Nebenhennen. Die Haupthenne bleibt mit dem Hahn oft über mehrere Jahre zusammen. Bei den Nebenhennen handelt es sich meistens um recht junge Weibchen. Der Hahn paart sich zunächst mit der Haupthenne, sodann mit den Nebenhennen. Vor der Paarung präsentiert er seine Flügel und bläst den farbigen Hals auf; das Weibchen zeigt seine Paarungsbereitschaft mit einer Demutsgeste, bei der es den Kopf und die Flügel hängen lässt. Im Anschluss an die Paarung wählt die Haupthenne eine der Nestgruben, die der Hahn zuvor angelegt hat. Dies sind mit den Füßen in die Erde gekratzte Kuhlen mit einem Durchmesser von etwa 3 m.
Die Nebenhennen legen ihre Eier in dasselbe Nest wie zuvor die Haupthenne und werden nach dem Legen von der Haupthenne vertrieben. Eine Henne legt zwei bis fünf Eier, doch in den großen Gemeinschaftsnestern liegen am Ende bis zu achtzig Eier. Die Eier sind glänzend weiß, bis zu 1.500 g schwer und haben einen Durchmesser von 15 cm. Damit zählen sie zu den größten Eiern der Welt, denn ihr Inhalt entspricht dem von 24 Hühnereiern. In Relation zur Körpergröße eines Straußes sind die Eier allerdings eher klein.
Nur das eigentliche Paar verbleibt schließlich am Nest und sorgt gemeinsam für die Brut. Da ein Vogel mit seinem Körper nur maximal zwanzig Eier bedecken kann, entfernt die Haupthenne zuvor die überschüssigen Eier der inzwischen vertriebenen Nebenhennen. In der Mitte des Nestes werden die eigenen Eier platziert, die von der Haupthenne offenbar an Größe und Gewicht zugeordnet werden können. Für gewöhnlich werden die Eier bei Tage von der Henne und bei Nacht vom Hahn bebrütet. Zahlreiche Raubtiere versuchen immer wieder, die brütenden Vögel vom Nest fortzulocken, um an die Eier zu gelangen. Dies sind vor allem Schakale, Hyänen und Schmutzgeier. Letztere öffnen Straußeneier unter Zuhilfenahme eines Steins, den sie auf die Eier fallen lassen.

Nach sechs Wochen schlüpfen die Küken. Sie tragen bereits ein hellbraunes Dunenkleid. Die Eltern fahren nun mit der Brutpflege fort, indem sie schützend ihre Flügel über den Jungen ausbrüten, um sie so vor Sonne und Regen zu schützen. Im Alter von drei Tagen verlassen die Küken erstmals das Nest und folgen den Eltern nun überall hin. Gelegentlich treffen zwei Straußenpaare aufeinander. Es kommt dann zu Drohgebärden und oft zu Kämpfen, bei denen ein Paar siegreich ist und anschließend die Jungen des unterlegenen Paares übernimmt. Auf diese Weise kann ein starkes Paar etliche Junge anderer Paare um sich sammeln. In einem Fall wurde ein Straußenpaar mit 380 Küken beobachtet.
Mit drei Monaten wechseln die Jungen vom Dunen- zum Jugendkleid. Nach einem Jahr sind sie so groß wie die Eltern. Geschlechtsreif werden sie mit drei bis vier Jahren. Strauße haben eine Lebenserwartung von etwa 30 bis 40 Jahren. In Zoos erreichen sie auch ein Alter von 50 oder mehr Jahren.
Systematik
Der Strauß ist die einzige lebende Art der Familie Struthionidae, von der ansonsten nur fossile Arten bekannt sind. Welche andere Familie der Laufvögel als Schwestergruppe des Straußes ausgemacht werden kann, ist umstritten. Diskutiert werden die erst in jüngerer Zeit ausgestorbenen Elefantenvögel Madagaskars und die Nandus; bei Letzteren besteht bei vielen Zoologen allerdings die Überzeugung, dass sie ihre Ähnlichkeit zum Strauß in konvergenter Evolution erworben haben. Eine neuerdings wieder diskutierte Hypothese sieht als Schwestergruppe des Straußes ein gemeinsames Taxon von Nandus und Steißhühnern.
Fünf Unterarten werden für gewöhnlich unterschieden:
- Nordafrikanischer Strauß, Struthio camelus camelus, Savannen Westafrikas über die Sahelzone bis ins westliche Äthiopien; ausgestorben in Afrika nördlich der Sahara
- Somali-Strauß, Struthio camelus molybdophanes, Somalia und östliches Äthiopien
- Massai-Strauß, Struthio camelus massaicus, Kenia, Tansania
- Südafrikanischer Strauß, Struthio camelus australis, südliches Afrika
- Arabischer Strauß, Struthio camelus syriacus, Westasien, ausgestorben
Populationen der Westsahara wurden bisweilen als sechste Unterart abgetrennt, Zwergstrauß (Struthio camelus spatzi), da sie im Schnitt kleiner sind und ihre Eierschalen eine andere Struktur haben. Diese Unterart wird von der Fachwelt allerdings größtenteils abgelehnt.
Unterschieden sind die einzelnen Unterarten vor allem durch die Farben der Hautpartien von Hals und Beinen der Hähne. Die Hennen der Unterarten sind dagegen kaum voneinander zu unterscheiden. Hals und Beine sind beim Nordafrikanischen Strauß, beim Massaistrauß und beim Südafrikanischen Strauß rosafarben, beim Somali-Strauß blaugrau. Die Intensität des Rosatons ist bei jeder Unterart verschieden. Der Nordafrikanische Strauß hat zudem einen Halsring aus weißen Federn, etwas weniger stark ausgeprägt findet man diesen auch beim Massai-Strauß; er fehlt aber beim Somali-Strauß und beim Südafrikanischen Strauß.
Abstammung
Der Ursprung der Familie der Straußenvögel ist rätselhaft. Als ältester Vertreter gilt manchen Fachleuten der so genannte Urstrauß Palaeotis weigelti, dessen Fossilien aus dem Eozän in der Grube Messel und im Geiseltal gefunden wurden. Dieses Tier zeigt aber nach neuen Erkenntnissen noch mehr Ähnlichkeiten mit den Nandus und könnte daher passender als "Urnandu" benannt werden.
Vögel, die unbestritten zu den Straußen gehören, sind seit dem Miozän belegt. Damit ist Struthio eine sehr alte Vogelgattung. Struthio orlovi aus dem Miozän Moldawiens ist die älteste bekannte Art. Im Pliozän lebten mehrere Arten in Asien, beispielsweise in der Mongolei und in China (Struthio chersonensis, Struthio mongolicus, Struthio wimani). Der Asiatische Strauß (Struthio asiaticus) lebte im Pleistozän in den Steppen Zentralasiens. Im Pleistozän tauchte auch der heute lebende Afrikanische Strauß auf, dessen Verbreitungsgebiet während der letzten Eiszeit auch Spanien und Indien umfasste.
Strauß und Mensch
Die Beziehung des Menschen zum Strauß währt seit wenigstens 5000 Jahren. Sowohl altägyptische als auch mesopotamische Kunst zeigt, dass Straußenfedern bereits im frühen Altertum als Schmuck genutzt wurden. Noch weiter geht die Beziehung in vielen Regionen Schwarzafrikas, wo Strauße Eingang in Rituale, Märchen und Fabeln gefunden haben. Einen praktischen Nutzen haben die Eier für die Khoisan, die sie als Trinkgefäße verwenden oder Halsbänder und Armreife aus den Schalen fertigen.
Erst als im 18. Jahrhundert Straußenfedern als Hutschmuck der reichen Damenwelt Europas in Mode kamen, begann die Jagd auf die Vögel solche Ausmaße anzunehmen, dass sie den Bestand der Art bedrohte. In Westasien, Nordafrika und Südafrika wurde der Strauß restlos ausgerottet. Erst im 19. Jahrhundert begann man, Strauße in Farmen zu züchten, da frei lebende Strauße extrem selten geworden waren. Die erste dieser Farmen entstand 1838 in Südafrika. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden immer mehr Straußenfarmen auch in Europa und Nordamerika eröffnet.
Heute spielen die Federn in der Straußenzucht kaum noch eine Rolle. Man züchtet die Strauße nun vor allem wegen ihres Fleisches und der graublauen Haut, aus der man Leder herstellt. Das Fleisch des Straußes hat einen ganz eigenen Geschmack, ist aber am ehesten mit Rindfleisch zu vergleichen. Es ist außerdem cholesterinarm.
Als Reittiere werden Strauße erst in jüngerer Zeit als Touristenattraktion genutzt. Dies hat jedoch nirgendwo eine kulturelle Tradition.
Der Arabische Strauß wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts ausgerottet. Diese Unterart war in Palästina und Syrien noch bis zum Ersten Weltkrieg recht häufig, wurde dann aber durch motorisierte Jagden mit Schusswaffen ausgerottet. Das letzte wild lebende Exemplar starb 1966 in Jordanien. Man hat 1973 Strauße wieder in der Wüste Negev in Israel freigesetzt, wodurch sie inzwischen wieder dort heimisch sind. Es handelt sich jedoch um Nordafrikanische Strauße, also eine andere Unterart.
Die Art insgesamt ist nicht bedroht, da sie vor allem in Ostafrika noch häufig ist. Regional ist der Strauß jedoch selten, so in Westafrika und im Südwesten Afrikas.
Literatur
- Josep del Hoyo et al.: Handbook of the Birds of the World, Band 1 (Ostrich to Ducks). Lynx Edicions, 1992, ISBN 8487334105
- Stephen J. Davies: Ratites and Tinamous. Oxford University Press, 2002 ISBN 0198549962