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Oper

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Als Oper (ital. opera in musica, von lat. opus - Arbeit, Werk) bezeichnet man seit etwa 1650 eine musikalische Gattung, in der eine szenisch-dramatische Handlung durch Musik gestaltet wird. Zur Gesamtwirkung der Oper vereinigen sich:

Hierbei wird vor allem die Musik zum Träger der Handlung, der Stimmung und der Gefühle - im Gegensatz zur simultanen Untermalung eines Sprechstücks mit Musik (Melodram) oder der einlagenartigen musikalischen Auflockerung einer Handlung (Singspiel, Bühnenmusik).

Die Vielfalt der zusammenwirkenden Künste schafft viele Möglichkeiten für eine Oper, Gestalt anzunehmen, lässt aber auch Widersprüche entstehen. Die Musikgeschichte kennt daher viele unterschiedliche Ausprägungen der Oper.

Als Oper bezeichnet man auch die Aufführungsstätte, das Opernhaus, oder die Oper aufführende Kompagnie.

Form

Formal gesehen ist die Oper seit der Barockzeit eine Aneinanderreihung in sich geschlossener Musikstücke (Nummernoper), die durch Rezitative miteinander verbunden werden. Wie auch im Schauspiel kann eine Oper in Akte, in Bilder, in Szenen bzw. Auftritte gegliedert sein. Das Textbuch zu einer Oper heißt Libretto.

Die musikalischen Bestandteile der Oper sind

Ein anfangs eigenständiges Musikstück ist die Ouvertüre, ital. oft Sinfonia, die eine Oper oder einen Akt eröffnet. Oft wird thematisches Material aus der Oper selbst zitiert (z.B. "Hänsel und Gretel", Engelbert Humperdinck), oder die Ouvertüre schildert die wesentlichen Züge der Handlung im Voraus (Programmouvertüre).
Das Vorspiel ist meist kürzer als eine Ouvertüre und geht oft direkt in die Musik der Szene über (Bsp. "Der Rosenkavalier", Richard Strauss). Ein Zwischenspiel, französisch Entr'acte, verbindet unterschiedliche Akte. Innerhalb der Opernakte finden sich Ballettmusik bzw. Tänze (z.B. "Tannhäuser", Richard Wagner), Märsche, Pantomimen, Auftrittsmusiken etc.
  • Gesangsnummern mit Handlung schildernder Funktion
Das Rezitativ ist ein gesungener Monolog oder Dialog und sehr eng am Text entlang komponiert. Es dient dazu, die Handlung innerhalb einer Oper voranzutreiben und Überleitungen zwischen den Musikstücken herzustellen. Hierbei werden manchmal Recitativo secco und Recitativo accompagnato unterschieden. (Siehe: Rezitativ)
Die Szene, ital. Scena, entstand im 19. Jh aus dem Rezitativ und wird mit Orchester begleitet.
Das Melodram bezeichnet musikbegleitetes Sprechen. (In Ludwig van Beethovens Oper "Fidelio" wird das Melodram innerhalb einer Oper eingesetzt, um zu zeigen, dass das Grauen der Hauptheldin Leonore, als sie ihrem eigenen Mann das Grab schaufeln soll, sich nicht mehr mit Musik ummänteln lässt. Diese Szene bleibt jedoch die Ausnahme in der Gattung.) Das Melodram bildet eine eigenständige Form, die ganze Werke umfasste, ist aber heute von den Theatern verschwunden.Auf die Wirkung eines Melodrams greift die Filmmusik in hohem Maße zurück.
  • Gesangsnummern als geschlossene Form
Die Arie ist der Oberbegriff für alle Sologesänge in der Oper. Andere Bezeichnungen für Solostücke können sein: Lied, Couplets, Rondo, Ariette, Cabaletta, Romanze etc. Arien sind oft die publikumswirksamsten und bekanntesten Teile einer Oper und werden einzeln, manchmal mit Rezitativ, außerhalb des Opernrahmens in Konzerten gegeben.
Ensembles für mehrere Stimmen: Duett, Terzett, Quartett etc., ein vielstimmiges Ensemble heißt in Italien (pezzo) concertato. Ensembles stellen oft das Finale einer Oper nach dem ersten oder letzten Akt dar. (Bsp. "Don Giovanni", W.A.Mozart)
Das Vaudeville, ein von mehreren Solisten gesungenes Strophenlied, oft mit gemeinsamem Refrain. Es ist keine häufige Form.
Der Chor bietet Abwechslung zu den Solostücken und stellt in den meisten Fällen das Volk dar. Einige Opern bieten Chören einen Hauptschwerpunkt, der die solistischen Stücke vergessen lässt. (Bsp.: "Al gran sole carico d'amore, Luigi Nono)
Introduktion und Finale, längere einleitende oder einen Akt beschließende Formen mit wechselnden Formen und Besetzungen

Durchkomponierte symphonische Großform

Richard Wagner schuf ab der Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Form, welche die musikalische Nummernstruktur ersetzt und in welcher sich Musik und Dichtung zu einem durchkomponierten sinfonischen Ganzen verbinden. Wagners Opern bezeichnet man als "Musikdrama", das eine "unendliche Melodie" formt. Sein Werk Tristan und Isolde bezeichnete Wagner dementsprechend nicht als Oper, sondern als Handlung in Musik. Man bemerke hier die Ähnlichkeit zu Monteverdis Gattungsbezeichnung für seinen Orfeo: Favola in musica.

Die durchkomponierte Oper ist im Prinzip für alle Komponisten nach Wagner maßgeblich, auch wenn viele Komponisten immer wieder auf geschlossene Formen in Opern zurückgegriffen haben (z. B. Zoltán Kodály oder Kurt Weill). Die 'Nummernoper' lebt außerdem in Operette und Musical weiter.

Unterarten

In der Geschichte der Oper unterscheidet man grob zwei Traditionsstränge, die sich jedoch vielfach berühren und mischen:

z.B. "Il matrimonio segreto" von Domenico Cimarosa
z.B. "Norma", von Vincenzo Bellini, aber auch "Melodramma giocoso" für L'elisir d'amore von Gaetano Donizetti
z.B. "Les Troyens" von Hector Berlioz)
  • Musikdrama – durchkomponierte große Oper der Romantik,

geprägt durch Richard Wagner; z.B. "Parsifal"

z.B. "Pelléas et Mélisande" von Claude Debussy
  • Literaturoper – Form des 20. Jahrhunderts unter enger Anlehnung an bestehende :Theaterstücke oder andere literarische Vorlagen
z.B.: "Death in Venice" bzw. "Tod in Venedig" von Benjamin Britten nach der Vorlage von Thomas Mann)


  • Heitere, komische Formen, häufig mit gesprochenen Szenen - diese führen historisch weiter zu Operette und Musical, wobei auch hier die Grenzen fließend sind. Die Stoffe stammen aus dem Volkstheater und der Komödie. Stark beeinflusst durch die italienische commedia dell'arte, aber auch durch die deutsche Hanswurstiade, ferner Posse und Schwank nahestehend
z.B. Der Waffenschmied von Albert Lortzing
  • Opera buffa, (Opéra bouffe) – italienische/französische Bezeichnung
z. B Così fan tutte von Wolfgang Amadeus Mozart
  • Singspiel – deutsches Pendant zur italienischen Opera buffa, allerdings mit Sprechszenen anstelle der Rezitative
z.B.Die Entführung aus dem Serail von Wolfgang Amadeus Mozart
  • Opéra comique – französische Form des Singspiels im 19. Jahrhundert, nicht unbedingt heiteren Inhalts, aber in Abgrenzung zur Grand Opéra ohne Ballett und mit gesprochenen Dialogen

z.B. Carmen von Georges Bizet).

  • Tragikomödien
  • Die Opera semiseria bildet eine Mischform zwischen beiden Grundtendenzen. Neben der Haupthandlung finden sich komische Nebenfiguren und -szenen ein.

Diese Bezeichnungen dienen nur zur genaueren Klassifizierung und wurden, wo nötig, um weitere Untertitel bereichert. Luciano Berio verwandte für sein Werk "Passaggio" z.B. den Begriff "Messa in scena" (szenische Messe), der in keiner weiteren Oper sonst verwendet wird. George Gershwin beschrieb sein beispielloses Werk "Porgy and Bess" als "An American Folk Opera". Um sich von der Idee der Oper abzugrenzen, wird in modernen Werken häufiger der Begriff "Azione musicale" oder Handlung für Musik bevorzugt ("Un re in ascolto", Luciano Berio).

Andere Werke heißen schlicht "Oper" oder "Opéra" und führen keine weitere Unterbezeichnung im Titel.

Geschichte

Vorgeschichte (Antike, Mittelalter, Renaissance)

Bereits im der antiken griechischen Theater verband man szenische Aktion mit Musik. Der Chor hatte hierbei eine tragende Rolle: Chorgesang wurde einerseits zu den pantomimischen Tänzen herangezogen, welche das Theaterstück in verschiedene Teile gliederten; andererseits hatte der Chor auch die Aufgabe, die Handlung kommentierend zu begleiten (Bsp. "Antigone", Sophokles). Es ist nicht bekannt, ob die Römer diese Tradition übernommen hatten. Mit der Zerstörung der römischen Theater im 6. Jahrhundert sind Aussagen hierüber nicht mehr zu belegen - das gilt auch für alle anderen Aktivitäten, die das Theater betreffen.

Im Mittelalter wurde die Tradition von musikbegleiteter Handlung fortgesetzt. Geistliche Themen wurden herangezogen, um dem einfachen Volk die Aussage der Bibel anschaulicher zu machen. Ganze Teile eines Gottesdienstes wurden mit den Mitteln des Theaters dargestellt. Beliebtes Thema war dabei die Geburt oder Auferstehung Christi. Dabei wurde durch das ganze Stück hindurch gesungen. Daraus entstanden die auch außerhalb der Kirche aufgeführten Mysterienspiele. Weltliche Stücke, wie z.B. kurze Komödien, wurden in einigen Szenen nur teilweise mit Musikeinlagen unterstützt. Adam de la Halles melodienreiches Stück "Jeu de Robin and Marion", das um 1280 geschrieben wurde, bildet hier eine Ausnahme.

Auch in Intermedien, Tanzspielen, Masken- und Triumphaufzügen der Renaissance findet man die Verbindung von Szene und Musik.

Unmittelbare Vorläufer der Oper sind beispielsweise

  • das im Mittelalter entstandene geistliche Mysterienspiel
  • italienische Pastoralen (Schäferspiele) mit Musikbegleitung, etwa "Favola d'Orfeo" von Angelo Poliziano, 1471
  • Madrigalkomödien, etwa "L'Amfiparnasso" O. Vecchi 1597
  • das französische "Ballet comique de la Reine" (1581)

Entstehung der Oper

Die Oper selbst entstand am Ende des 16. Jahrhunderts in Florenz. Die Florentiner Camerata, eine Vereinigung von Dichtern, Musikern und einem Kunstmäzen, versuchte, die antike Form und auch die Vertonungsprinzipien der griechischen Tragödie wiederzubeleben. Nun vertonte man textlich ausgearbeitete Dramenstoffe komplett mitsamt den Dialogen, statt wie zuvor nur die Zwischenchöre mit Musik zu versehen. An der Orientierung am gesprochenen Wort entwickelte sich die Vorstellung einer klaren, einfachen Gesangslinie, der sich die Begleitung im Generalbass mit wenigen Instrumenten - Laute, Cembalo - unterzuordnen hatte. Auf Textverständlichkeit wurde bei dieser Art von recitar cantando, rezitierendem Gesang, höchster Wert gelegt. Dieser neue Weg ist auch als ein Gegensatz zur vorherrschenden Polyphonie zu sehen, die mit ihren komplexen Ton- und Textschichtungen den Inhalt der Werke vollends verschleiern konnte. Mit der Monodie sollte das Wort wieder zu seinem vollen Recht kommen.

Als erstes Werk der Gattung Oper gilt La Dafne von Jacopo Peri (1597), von dem bis auf ein paar Fragmente kein Notentext erhalten geblieben ist. Weitere wichtige Werke aus der Anfangszeit der Oper sind L'Euridice von Jacopo Peri (1600) als älteste erhaltene Oper sowie Euridice (1602) und Il Rapimento di Cefalo von Giulio Caccini. Die erste deutsche Oper ist 1627 die (verschollene) Daphne von Heinrich Schütz, der die Oper bei seinem Studienaufenthalt 1609-1613 in Italien kennen gelernt hatte.

Besondere Bedeutung hat Claudio Monteverdis erste Oper L’Orfeo (1607). Hier sind im Vergleich zu seinen Vorgängern erstmals eine reichere Instrumentation, ausgebautere Harmonik, tonmalerisch-psychologische und bildhafte Ausdeutung von Wort und Figuren sowie eine personencharakterisierende Auswahl der Instrumente zu hören. Monteverdi verbreitert die Einstimmigkeit des recitar cantando zu einem arienhafteren Stil um. Auch die CHöre erhalten größeres Gewicht. Zwar nimmt seine persönliche Entwicklung im Orfeo erst ihren Anfang, seine Spätwerke „Il ritorno d'Ulisse in patria“ (1640) und L'incoronazione di Poppea (1643) stellen aber in Hinblick auf die Musikdramatik Höhepunkte der gesamten Opernentwicklung dar.

Das 17. Jahrhundert

Das erste öffentliche Opernhaus, das Teatro San Cassiano in Venedig, wird 1637 eröffnet. Die vorerst mythischen Stoffe der ersten Opern werden bald von historischen Erzählungen verdrängt, allen voran Monteverdi mit "L'incoronazione di Poppea". Die venezianische Oper entwickelt sich rasch und bezieht komische Randfiguren in die Handlung mit ein. Zu den Opern kommen vornehmlich Angehörige des Bürgertums, den Spielplan bestimmt der geldgebende Adel anhand des Publikumsgeschmacks. Die feingeistige Oper wird kommerzialisiert und dementsprechend vereinfacht. Die Da-capo-Arie mit vorangestelltem Rezitativ wird stilprägend, Chöre und Ensembles weitgehend gekürzt. Verwechslungen und Intrigen bilden das Grundrepertoire für die Handlungen, die mit komischen Szenen der Nebenfiguren angereichert werden. Francesco Cavalli war neben Claudio Monteverdi und Antonio Cesti einer der produktivsten Opernkomponisten der Zeit. Die Librettisten erhielten ihr Geld durch den Verkauf von Textheftchen, die komplett mit Wachskerzen zum Mitlesen vor der Vorstellung verteilt wurden, und hatten keine Gelegenheit, damit einen Lebensunterhalt zu verdienen. Der Anwalt Gian Francesco Busenello und Giovanni Faustini galten in der Textdichtung als stilbildend und wurden häufig nachgeahmt. Im reicheren Rom erhalten Maschineneffekte und Chöre ein größeres Gewicht. In Paris entwickelt Jean-Baptiste Lully zusammen mit seinem Librettisten Philippe Quinault den französischen Typ der Oper weiter, dessen herausragendstes Merkmal neben den häufigen Chören das Ballett ist. Lully schreibt L'ercole amante, ursprünglich eine Oper von Cavalli, zu einer französischen Version um und fügt u.a. Ballette ein, die letztendlich mehr Beifall finden als die Oper an sich. Cadmus et Hermione bildet schließlich die erste vollständig eigene Tragédie lyrique aus und bleibt modellhaft für alle nachfolgenden Opern Frankreichs der Zeit. Dennoch versuchen Lullys Nachfolger Marc-Antoine Charpentier und André Campra, die französische Oper und die italienische Miteinander zu versöhnen.

Das 18. Jahrhundert

siehe auch:

Oper heute: Weitere Aspekte

Regie und Regietheater

Bis etwa 1800 war Operntheater vor allem Uraufführungstheater. Komponist und Publikum lebten in derselben Zeit und somit in derselben Gesellschaft. Die Konventionen und "Spielregeln" für Theater waren für Aufführende wie Zuschauer allgemein klar. Mit der Aufführung auch älterer Werke bildete sich im 19. Jahrhundert das Repertoiretheater, das neben neuen Werken auch diejenigen historischen Opern aufführte, die in ihrer Zeit ein Publikum fanden. Hierbei änderte sich der Theaterstil der Aufführung gegenüber der Zeit ihrer Entstehung oft erheblich, da sich die Sicht der Zeit auf Stoffe, Themen und Motive verändert hatte. Die Werke Mozarts z. B. erfuhren im 19. Jahrhundert eine deutliche Romantisierung. Je weiter Entstehung und Aufführung eines Werkes zeitlich auseinander klafften, desto mehr bedurfte es der Interpretation eines Werkes. Dies führte schließlich zum Beruf des Regisseurs, also eines künstlerischen Gesamtleiters einer Opernaufführung, der Spielweise und ästhetische Gestaltung des Werkes festlegt.

Unter den Schlagworten "Werktreue" und "Regietheater" lassen sich zwei gegensätzliche Positionen zur Aufführung von Opern heute fassen, die unter Zuschauern und Künstlern oft heftig und kontrovers gegeneinander gestellt werden.

  • Werktreue. Anhänger der Auffassung, dass eine Oper "werktreu" aufgeführt werden solle, vertreten die Auffassung, dass die Absicht der Autoren eines Werkes für die Aufführung eine Gültigkeit hat und eine Oper entsprechend aufzuführen sei. Da die Autoren meist nicht mehr am Leben sind und es auch keine Ton- oder Bildaufzeichnungen aus deren Zeit gibt, ist nicht immer einfach, herauszufinden, was die Absicht der Autoren gewesen ist. Oft bezieht sich das Postulat der Werktreue daher auf eine Aufführungstradition, namentlich auf diejenige aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, fast immer sind Bühnenbild und Kostüm hier die maßgeblichen Kriterien für die Beurteilung. Zweifellos kann die Herangehensweise an eine Oper zunächst beim Werk und seiner Analyse beginnen. Ziel der Gestaltung ist dann vorrangig die Aufführung des Werkes selbst und seiner Inhalte im Sinne des Werkes. Hierfür ist der Begriff "Werkgerechtigkeit" wohl treffender als der der "Werktreue".
  • Regietheater. Bei vielen Regisseuren steht bei einer Opernaufführung der Bezug zur heutigen Zeit und Gesellschaft oder zu ihrer eigenen Person im Vordergrund. Oftmals versuchen diese, eine Gestaltung zu wählen, die optisch einen deutlichen Bezug zur Jetztzeit hat. Aspekte des Werkes, die nur in der Entstehungszeit klar verständlich waren, werden interpretiert - oder uminterpretiert. Die Aufführungen dieser Regisseure können den Charakter von Werkbearbeitungen annehmen, bei denen die persönliche Interpretation durch den Regisseur das Werk überdeckt. Hierfür hat sich der Begriff Regietheater etabliert. Da seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch zunehmend im Schauspiel ausgebildete Regisseure Opern inszenieren, treten zuweilen auch musikalisch-praktische Notwendigkeiten in den Hintergrund.

Zwischen diesen beiden Polen steht heute jede Opernaufführung. Der Anspruch der meisten Künstler in der Oper ist jedoch, gleichermaßen dem Werk und der heutigen Realität gerecht zu werden. Adolf Dresen hat hierzu (sinngemäß) formuliert: Die Werktreue ist für eine Oper ebenso schädlich wie die Werkverwurstung.


Originalsprache

Bis zur Mitte der 1960er Jahre wurden Opern in der jeweiligen Landessprache des Aufführungsortes aufgeführt, so wurden Verdi-Opern in Deutschland in deutscher Sprache und Wagner-Opern in Italien in italienischer Sprache gesungen, wie auch Radio- und Fernsehaufzeichnungen belegen. Erst durch Herbert von Karajan kam die Wende. Mit seiner Begründung, die Einheit von Wort und Musik gehe bei Übersetzungen in eine andere Sprache verloren, wurden Opern allmählich immer mehr in der Originalsprache aufgeführt. Auch der Schallplatten-Markt, der sich zunehmend internationalisierte, trug entscheidend zu dieser Entwicklung bei. In der DDR gab es hingegen weiterhin eine große Tradition von Übersetzungen, jedoch wurde mit neuen Übertragungen (z.B. Walter Felsenstein, Siegfried Schoenbohm) versucht, den Inhalt des Originals genauer, sprachlich gelungener und vor allem musikalisch passender umzusetzen. Heute werden in fast allen Opernhäusern simultan zur Aufführung Übertitel eingeblendet. An vielen kleineren Theatern, vor allem im Osten Deutschlands, gibt es noch Aufführungen in deutscher Sprache. Auch gibt es in einigen Städten (z.B. Berlin, München, Wien) mehrere Opernhäuser, von denen eines Opern in Übersetzungen aufführt, wie etwa die Komische Oper Berlin. Hin und wieder gibt es auch eine autorisierte Übersetzung (wie im Falle der Opern Leoš Janáčeks, deren deutscher Text von Janáčeks Freund Max Brod stammt, so dass der deutsche Text als original gelten darf). Schwierig gestaltet sich die Aufführung in Originalsprache auch immer dann, wenn Dialoge in dem Werk vorkommen. Hier gibt es auch Mischformen, d.h. gesprochene Texte werden übersetzt, gesungene erklingen jedoch in Originalsprache. Im Bereich Singspiel, Operette, Musical ist daher die übersetzte Musiktheateraufführung weit verbreitet.

Opernführer und Programmhefte

Datei:Puccini La Bohème.jpg
Plakat zur Oper "La Bohème" von Giacomo Puccini

Italienisch als lingua franca vergangener Jahrhunderte war den Opernbesuchern eine vertraute Sprache. Seit den Bemühungen Karajans werden die meisten Werke wieder in ihrer Originalsprache aufgeführt. Die Verständnisschwierigkeiten für heutige Zuschauer werden neben den Übertiteln auch durch Opernführer und Programmhefte ausgeglichen.

Durch die große Anzahl von Opern, die seit Richard Wagners Bayreuth-Repertoire stetig neu wiederholt werden, hat sich ein allgemeiner Kanon an Werken herausgebildet, die zum Repertoire vieler Theater gehören. Um dem wissenshungrigen Zuschauer eine Einführung in das ihm fremde Werk zu geben, sind im Buchhandel verschiedene Opernführer erhältlich, welche die bekanntesten Werke zu katalogisieren versuchen. Für die Inszenierung der jeweiligen Aufführung werden die Programmhefte des Theaters herangezogen. Nicht alle Werke sind in Opernführern aufgelistet, ebenso wie sich die Zusammensetzung der "Standards" sich auch zeit- und gesellschaftsbedingt wandelt. (So finden sich z.B. in Opernführern der DDR wesentlich mehr Werke russischer Komponisten.) Programmhefte bieten hier eine unverzichtbare Alternative für schwer zugängliche Werke.

Viele Theater bieten auch Einführungsveranstaltungen in das gespielte Werk oder Matineen an.

Literatur

  • Rudolf Kloiber, Wulf Konold, Robert Maschka: Handbuch der Oper, München (dtv) und Kassel (Bärenreiter), 9., erweiterte Auflage 2002, ISBN 3423325267 und ISBN 376181605,
  • Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters, 6 Bände und ein Registerband, hrsg. von Carl Dahlhaus und Sieghart Döhring, München: Piper 1986
  • Ulrich Schreiber: Die Kunst der Oper, Bände 1-3, Frankfurt/Main: Büchergilde Gutenberg, 1988/1991/2000
  • Praxis Musiktheater. Ein Handbuch, hrsg. von Arnold Jacobshagen, Laaber-Verlag, 2002, ISBN 3890075126
  • Silke Leopold / Robert Maschka: Who's who in der Oper, Kassel [u.a.]: dtv, 2004, ISBN 3-423-34126-2
  • Johannes Jansen: Schnellkurs Oper, Köln: Dumont Buchverlag, 1998 ISBN 3-7701-4280-2

Siehe auch

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