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Sudan

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Republik des Sudan
Dschumhuriyat as-Sudan

جمهورية السودان
Flagge des Sudans
(Details)
Amtssprache Arabisch
Hauptstadt Khartum
Staatsform islamische Militärregierung
Staatsoberhaupt Omar Hassan Ahmed al-Beshir
Fläche 2.505.810 km²
Einwohnerzahl 37.090.298
Bevölkerungsdichte 15 Ew. pro km²
Unabhängigkeit von Ägypten und Großbritannien am 1. Januar 1956
Währung Sudanesischer Dinar
Zeitzone UTC+2
Nationalhymne Nahnu Djundulla Djundulwatan
Kfz-Kennzeichen SUD
Internet-TLD .sd
Vorwahl +249
Karte Afrikas, Sudan hervorgehoben
Karte Afrikas, Sudan hervorgehoben
Karte des Sudans

Die Republik Sudan ist ein Staat in Nordost-Afrika, der am Roten Meer liegt und an Ägypten, Libyen, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Demokratische Republik Kongo, Uganda, Kenia, Äthiopien und Eritrea grenzt. Es ist flächenmäßig das größte Land Afrikas.

Ein Teil des Staates Sudan wird auch von der gleichnamigen Großlandschaft umfasst.

  • Lebenserwartung: 54,2 Jahre (Männer) / 57 Jahre (Frauen)
  • Pro-Kopf-Einkommen im Jahr (BSP): 290 US-Dollar

Der Islam ist im Sudan Staatsreligion. Ca. 70% der Bevölkerung sind sunnitische Muslime, ca. 5% Christen und ca. 25% Anhänger von Naturreligionen. Diese Nichtmuslime leben hauptsächlich im Süden des Landes. Zwischen ihnen und den Muslimen tobt seit mehreren Jahren ein blutiger Bürgerkrieg im Süd-Sudan.

Das Land erlangte seine Unabhängigkeit von einem britisch-ägyptischen Kondominium am 1. Januar 1956

Politik

Der Sudan ist seit dem 1. Januar 1956 eine unabhängige Republik mit einer demokratischen Verfassung, de facto aber von 1958-1964, von 1969-1984 und seit 1989 eine Militärdiktatur mit Präsidialcharakter.

Konflikte gab es seit Februar 2003 auch in der Darfur-Region im Westsudan. Im April 2004 erinnert Kofi Annan daran, dass ein UN-Vertreter die Gewalt in der Region als ethnische Säuberung bezeichnete.

Inzwischen schlagen Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch Alarm. Der sudanesischen Regierung werden systematische Massaker gegen die aufständische Bevölkerung im Westen vorgeworfen. Auch gibt es Vergleiche mit dem Genozid in Ruanda. Tausende Sudanesen starben bereits bei ethnischen Säuberungsaktionen, Hundertausende sind zur Flucht gezwungen.

Geschichte

Pharaonenzeit

Die Gegend des heutigen Sudan wird ab dem 9. Jahrhundert v. Chr. durch ägyptische Pharaonen bis zum 4. Katarakt des Nils kolonisiert. Bis zum 3. Jahrhundert v. Chr. besteht hier das Reich Kusch.

Christianisierung und Islamisierung

Ab dem 6. Jahrhundert nach Chr. wird das Gebiet christianisiert. Um 1315 wird der Norden islamisch, um 1504 folgt der Süden. In der Folge kann sich hier das islamische Fung-Reich etablieren, das erst 1821 von Ägypten unter Muhammad Ali Pascha erobert wird.

Anglo-Ägyptisches Kondominium

Ab 1881 kann sich die Bewegung des sudanesischen religösen Führers Muhammad Ahmad (genannt al-Mahdi - der von Gott geleitete) durchsetzen. Ägypten zieht sich aus dem Sudan zurück. Diese Phase wird auch als Mahdi-Aufstand bezeichnet. Am 26. Januar 1885 fällt das von Briten verteidigte Khartum in die Hand des Mahdis. Er wird 1898 durch ägyptische Truppen unter dem britischen General Lord Horatio Herbert Kitchener geschlagen.

1898 und 1899 kommt es zur Faschodakrise zwischen Großbritannien und Frankreich, die sich nicht über ihre Besitzansprüche auf den Sudan einigen können. Am Ende muss sich Frankreich aus Faschoda zurückziehen, verzichtete 1904 offiziell, und der Sudan wird anglo-ägyptisches Kondominium, de facto aber bis 1953 britische Kolonie. Ägypten beansprucht den Sudan weiterhin für sich.

Unabhängigkeit

Am 12. Februar 1953 geht Ägypten einen Kompromiss ein: Der künftige Sudan soll selber entscheiden, ob er zu Ägypten gehören will oder nicht. Die Wahlen am 29. November gehen eindeutig zu Gunsten der Nationalen Unionspartei (Umma) aus. Damit ist der Weg in die Selbständigkeit weitgehend geebnet. Schon 1948 führten die Briten im Sudan eine Verwaltungsreform durch und ließen gegen den ägyptischen Widerstand 1951 eine nationale verfassungsgebende Versammlung zu. Nach den Wahlen vom November gelingt es Ismail al-Aschari (* 1902, † 1969) am 9. Januar 1954 eine Regierung zu bilden.

1955 beginnt der Bürgerkrieg zwischen dem christlich-schwarzen Süden und dem islamisch-arabischen Norden des Landes.

1. Januar 1956 Unabhängigkeit des Sudan unter Präsident al-Aschari. Die ethnisch-religiösen Gegensätze des Landes können allerdings bis heute nicht gelöst werden. Im April des Jahres wird der Sudan Mitglied der Arabischen Liga und demonstriert so seine Zugehörigkeit zur Arabischen Welt.

Erster Putsch 1958

Nach den Wahlen vom 11. März 1958 bei denen die Umma fast dreiviertel der Parlamentssitze erobert, putscht am 17. November General Abbud (* 1900, † 1983). Er löst das Parlament auf, suspendiert die Verfassung, verbietet alle Parteien und macht sich selber zum Staatschef.

Am 15. November 1964 wird Abbud von einer zivilen Regierung unter Al-Aschari wieder abgelöst. Diese Zeit wird geprägt duch Instabilität und Rivalitäten der Parteien.

Zweiter Putsch 1969: Numeiri

Schon am 25. Mai 1969 gibt es einen neuen Putsch. Diesmal unter Oberst Dschafar Muhammad an-Numeiri (* 1930), der in der Folge die Sudanesische Sozialistische Union (SSU) als alleinige Partei im Staate installiert. Er nähert sich außenpolitisch der Sowjetunion an und verstaatlicht 1970 ausländische Banken und Unternehmen.

Am 19. Juli 1971 kommt es zu einem kommunistischen Putschversuch im Sudan: Linke Kräfte in Numeiris Revolutionsrat revoltieren gegen dessen nationalrevolutionären Flügel.

Numeiri kann den Putsch am 22. Juli des Jahres mit Hilfe Libyens und Ägyptens niederschlagen. Es folgen Verhaftungen, Hinrichtungen – und diplomatische Konflikte mit Moskau.

Am 10. Oktober 1971 wird Numeiri zum Staatschef gewählt.

1972 erreicht er mit dem aufständischen Süden das Friedensabkommen von Addis Abeba. Der Süden erhält eine Autonomie; eine Amnestie für die Rebellen und Wirtschaftshilfe für den armen Süden werden versprochen.

Am 13. Juni 1972 nimmt der Sudan wieder seine diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland auf. Am 25. Juli auch wieder zur USA. Dies wird als außenpolitische Öffnung des Sudan gewertet.

Am 14. April 1973 gibt es eine neue Verfassung für den Sudan. Der Islam wird als Staatsreligion verankert, das Christentum als Minderheitenreligion anerkannt, dem Süden die Autonomie versichert – und das alles unter Führung der SSU als alleiniger verfassungsmäßiger Staatspartei. Tatsächlich wird am 22. Oktober eine Autonomieregierung des Südsudan eingerichtet.

1976 gibt es einen weiteren Putschversuch, der aber fehlschlägt. Numeiri beschuldigt Libyen der Urheberschaft und schließt am 15. Juli ein Beistandsabkommen mit Ägypten. Die Beziehungen zur Sowjetunion verschlechtern sich zunehmend. Diplomatische Kontakte werden minimiert.

Am 14. August 1977 werden diverse Exilpolitiker rehabilitiert und dürfen wieder in den Sudan kommen. Sadiq al-Mahdi versöhnt sich mit Numeiri und löst seine Nationale Front kurzerhand auf. Im Gegenzug verspricht Numeiri politische Teilhabe unter dem Dach der SSU.

Vom 12. bis 21. Januar 1979 tagen die Parlamente Ägyptens und des Sudans gemeinsam. So soll der Schulterschluss der beiden Staaten auf wirtschaftlichem, sozialem und kulturellem Gebiet unterstrichen werden. 1981 verschlechtern sich die Beziehungen zu Libyen weiter, weil der Sudan bei dessem Engagement im benachbarten Tschad auf der anderen Seite steht. 1982 kommt es zu weiteren Vereinbarungen der engen Zusammenarbeit mit Ägypten in der Nilregion.

1983 begehrt der Südsudan erneut auf. Beobachter gehen davon aus, dass diesmal ethnische Streitigkeiten vorgeschoben sind, und es vielmehr um die dort entdeckten Erdöllagerstätten geht. Hinzu kommt die Einführung der Scharia am 9. September des Jahres. Die SPLA unter John Garang nimmt im Süden ihren Widerstandskampf zur Befreiung des Sudan auf. Sie wird von Äthiopien logistisch unterstützt und sieht sich selber nicht als separatistisch.

Im April 1984 wird der Ausnahmezustand verhängt. Numeiri nähert sich immer mehr den Moslembrüdern unter dem religiösen Führer Hassan Turabi an.

1985 wird Numeiri gestürzt, der Militärrat übernimmt die Macht. 1986 gibt es allgemeine Wahlen aus denen Sadiq al-Mahdi als Sieger hervorgeht.

Dritter Putsch 1989

1989 putscht wieder das Militär, und der islamisch orientierte Ahmad al-Baschir übernimmt mit seinem Revolutionären Kommandorat (RCC) die Macht.

Inzwischen spitzt sich der Konflikt im Süden zu, und es kommt 1992 zu einer großangelegten Offensive der Regierungstruppen gegen die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA). Daran ändert auch die offizielle Beendigung der Militärdiktatur im Jahr 1993 nichts. Die Fronten gegenüber dem nach Autonomie strebenden Süden verschärfen sich. Beobachter der UNO sprechen von Völkermord, begangen von radikalen Islamisten unter Billigung bzw. Beteiligung der Regierungstruppen. Nach seiner Wiederwahl als Präsident 1996 verhandelt Al-Baschir erfolglos mit der SPLA, so dass die Gespräche 1997 als gescheitert erklärt werden müssen.

1998 greifen die USA den Sudan an und bombardieren die Chemiefabrik al-Khifa nahe der Hauptstadt Kartum an. Dies wird offiziell damit begründet, dass dort angeblich Giftgas produziert wird, und eine Verwicklung des Sudan in die Terroranschläge von Nairobi und Dar as-Salam bestehe.

1999 wird das sudanesische Parlament aufgelöst und Al-Baschir verhängt den Ausnahmezustand, der 2000 verlängert wird. Ein vereinbarter Waffenstillstand zwischen Regierung und Rebellen wird gebrochen und die Hilfsorganisationen beenden ihre Hilfsflüge, die schon seit 1998 die Not der Menschen lindern sollen.

Bei den Neuwahlen von 2001 gewinnt Al-Baschir haushoch, was unter anderen darauf zurück zu führen ist, dass die Oppositionsparteien die Wahl boykottieren. Der Ausnahmezustand wird erneut verlängert.

Staatsoberhäupter