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Pesenbachtal

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Pesenbachtal
Wildwasserlandschaft im Pesenbachtal

Wildwasserlandschaft im Pesenbachtal

Lage Bezirk Urfahr-Umgebung; Bezirk Rohrbach; Gemeinde Feldkirchen an der Donau, Gemeinde Herzogsdorf und Gemeinde St. Martin im Mühlkreis
Fläche 250 ha[1]
Kennung n022
Geographische Lage 48° 22′ N, 14° 4′ OKoordinaten: 48° 21′ 59″ N, 14° 3′ 40″ O
Pesenbachtal (Oberösterreich)
Pesenbachtal (Oberösterreich)
Einrichtungsdatum 1963
Verwaltung Land Oberösterreich
Besonderheiten 1. Naturschutzgebiet im Mühlviertel

Das Pesenbachtal ist ein Kerbtal im Mühlviertel in Oberösterreich am südlichen Rand der Böhmischen Masse.[2] 1963 wurde es als erstes Gebiet des Mühlviertels zum Naturschutzgebiet erklärt; es ist auch das größte dieser Region. Der namengebende Pesenbach entsteht in St. Johann am Wimberg und mündet kurz vor Ottensheim in die Donau.

Bekannt ist das Pesenbachtal für seine 250 Hektar große, naturbelassene Wildwasserlandschaft nördlich der Donau,[3] durch die der Bach talwärts zieht. Hier sind viele seltene Tiere und Pflanzen beheimatet. Die Naturdenkmäler, die von der Erosion durch Wasser und Wind geformt wurden, haben sich zu Wahrzeichen entwickelt.

Der Großteil des Talbereiches des Pesenbachtals ist durch den Einschnitt des Baches in das harte Gestein (Weinberger Granit und Grobkorngneis) entstanden. Der Süd- und Mittelteil des Pesenbachs sind beidseitig von steilen und bewaldeten Hängen umgeben, und der dort verlaufende Bach ist stark geengt und der Abstand zum Uferbereich nur wenige Meter breit[4].

Die Burgruine Oberwallsee liegt oberhalb des Pesenbachtals, ist aber seit den 1980er Jahren unbewohnt und dem Verfall preisgegeben. Weiters gibt es zahlreiche Sagen und Mythen, in denen das Pesenbachtal erwähnt wird. In der Kneippkulturanstalt der Marienschwestern vom Karmel wird das Wasser der Brunoquelle abgefüllt und den Gästen zum Essen serviert.

Pesenbach

Der Pesenbach entsteht aus zwei Quellbächen in St. Johann am Wimberg auf 700 m ü. A. und hat eine Gesamtlänge von 34 Kilometern. Das Einzugsgebiet umfasst 103,5 km², mehr als die Hälfte davon liegen höher als 440 m ü. A. Das Gefälle beträgt im Mittel 13 ‰, wechselt aber stark. Der Flussverlauf wird in vier Abschnitte eingeteilt:

Gefälleabschnitte des Pesenbachs
Abschnitt
 
Länge
[km]
Gefälle
[‰]
Charakteristik
 
Oberlauf  6   29   steil
Mittlerer Abschnitt 14    8,5 flach
Durchbruchstrecke  2,5 50   sehr steil
Unterlauf 11,5  2   sehr flach

Die Wasserspende bei Mittelwasserführung beträgt 10,3 l/s·km², bei Niederwasserführung fällt sie auf 1 l/s·km².[5]

(Natur)denkmäler

Im Pesenbachtal findet man zahlreiche Denkmäler, die zum Teil auf natürlichem Weg entstanden sind. Der Volksmund hat diesen "Besonderheiten" spezielle Namen gegeben.

Waldandacht

Waldandacht heißt ein Kreuz im Pesenbachtal beim Tiefenbach, der in Gerling (Gemeinde Herzogsdorf) entspringt und in den Pesenbach mündet. Das von der Waldlandschaft umgebene Denkmal ist ein Ort der Besinnung.[6]

Goaßkirche

Die sogenannte Goaßkirche wurde früher Klausbachdachl genannt und ist ein Steingefälle aus Granitquadern, die unterirdisch durch Erosionsprozesse geformt wurden. Bei Stürmen schlagen die Bäume über den Steinquadern zusammen und bilden ein „Dachl“.[7]

Blaue Gasse

Vor über 300 Millionen Jahren, im Erdzeitalter des Perm, spaltete ein Erdbeben das Grundgestein des Pesenbaches und Magma drang in den Spalt ein. Als sie schnell abkühlte und erstarrte, entstand eine kleinkristalline, im Vergleich zur Gesteinsumgebung weniger erosionsresistente Gangfüllung aus Porphyrit. Deshalb schnitt sich dort der Pesenbach später in einer nur einen Meter breiten Rinne ins Gestein ein. [7][8][9]

Kerzenstein

Datei:Kerzenstein schnee.JPG
Kerzenstein

Der zwölf Meter hohe Kerzenstein hoch über dem Bach ist das Wahrzeichen des Pesenbachtals. Die als Naturdenkmal ausgezeichnete Granitsäule misst nach unten zum Hang 40 Meter und besteht aus zwei übereinander getürmten Felsblöcken. Das Naturgebilde wurde durch Windschliff geformt, Geologen sprechen von Wollsackverwitterung und der damit verbundenen Erosionsphase. Vor allem der obere Block gleicht einem vollgestopften Wollsack, der zweite ruht auf einer schrägen Fuge.[10]

Grüner Tümpel

Der Grüne Tümpel ist der größte Tümpel im Pesenbach. Über einen kleinen Wasserfall fließt das Wasser über die Felsen in den Tümpel und bietet Tieren und Pflanzen einen sicheren Lebensraum. Besonders viele Hainstern-Mieren wachsen in der Nähe des Ufers. Größere Platten aus Prophyrit befinden sich zwischen den Felsen.

Steinernes Dachl

Das Steinerne Dachl ist ein dachförmiger Felsüberhang im Pesenbachtal. [7]

Teufelsbottiche

Die Teufelsbottiche sind große, runde Becken im Bachlauf, in denen, der Legende nach, der Teufel wohnen soll. Andere Mythen behaupten, die Bottiche dienten dem Teufel als Badeorte. Das Wasser des Pesenbachs wird an diesen Stellen stark aufgewirbelt.

Brunoquelle

Das Pesenbachtal ist von Schluchten und Tümpeln geprägt. Die Brunoquelle ist seit 1364[11] bekannt. Das leicht radioaktives Heilwasser wird in der von den Marienschwestern vom Karmel betriebenen Kneippkuranstalt Bad Mühllacken eingesetzt, die nur ca. 700 Meter von der Quelle entfernt ist. Das Wasser wird täglich von der Quelle geholt und meistens zum Essen serviert. Es weist viele Spurenelemente auf, insbesondere ist es sehr eisen- und manganhaltig und soll einen hohen Anteil an Biophotonen haben. Der Legende nach soll das Wasser bereits im 14. Jahrhundert dem kranken Knappen Bruno das Leben gerettet haben.

Fauna und Flora

Aeskulapnatter
Schwalbenschwanz

Fauna

Im Naturschutzgebiet leben zahlreiche verschiedene Vogelarten: Neben Zaunkönig, Wasseramsel, Laubsängern wie Fitis und Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Waldbaumläufer, Rotkehlchen, Dorngrasmücke, Bachstelze, Buntspecht findet man auch Mäusebussarde im Pesenbachtal. Der Smaragdeidechse aber auch der seltenen Äskulapnatter bietet das Pesenbachtal einen sicheren Lebensraum. Möglicherweise wurde die Äskulapnatter ungefähr im 3. Jahrhunder vor Christus von den Römern nach Österreich gebracht.[7] Weiters findet man im Pesenbachtal zahlreiche Schmetterlinge: den Schwalbenschwanz, den Großen Schillerfalter, den Admiral und verschiedene Formen des Perlmuttfalters.

Flora

Nord- und Südhänge weisen unterschiedliche Vegetationen auf: Auf den Nordhängen steht häufig die Fichte, die Südhänge tragen, besonders in höheren Lagen, wärme- und trockenheitsliebende Bäume wie Hainbuche, Espe oder Zitterpappel und Waldkiefer oder Föhre; dort findet man auch Rentierflechten. Auf dem Talboden wächst die Flatterulme. Den Lauf des Pesenbaches säumen seltene Moose, Flechten und Farne sowie eindrucksvolle Gesteinsformationen. Weiters findet man im Uferbereich des Bachbettes kleine Inseln mit Eschen, Bergahorn und Ulmen. Nachteiligt wirkt sich die Bepflanzung des Waldes mit Fichten aus, sie wird von der Fichtenblattwespe stark befallen und verdrängt die andern Baumarten sowie die natürliche Begleitvegetation. [5]. Walderdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Blaubeeren findet man auch sehr häufig im Pesenbachtal.

Pesenbachtallauf

Jeden ersten Samstag im November findet der Pesenbachtallauf statt. Die elf Kilometer lange Laufstrecke führt von Lacken nach Gerling/OÖ durch das Pesenbachtal und zum Kerzenstein, bevor es wieder über den Gaisberg zurück nach Lacken geht. Diese anspruchsvolle Strecke wird von den 15- bis 80-jährigen Sportlern bewältigt. Für die kleinen Wettkämpfer gibt es traditionell den Haribo-Kinderlauf im Ort Lacken, wo die Jüngsten Distanzen von 350 bis 1350 Metern zurücklegen. Diese Veranstaltung besteht seit über 25 Jahren, wird von der Union Feldkirchen, Sektion Laufen ausgetragen und verzeichnet mittlerweile mehr als 230 Starter im Hauptlauf und 150 beim Haribo-Kinderlauf.

Burgruine Oberwallsee

Vorburg Burgruine Oberwallsee

Oberhalb des Pesenbachtals, in Bad Mühllacken, steht die Burgruine Oberwallsee. Die Burg wurde Mitte des 14. Jahrhunderts von Eberhard von Wallsee errichtet und Anfang des 17. Jahrhunderts als Schloss umgebaut. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts verfällt die Burg, obwohl sie zwischendurch immer wieder bewohnt wurde. Seit 1980 ist die Ruine endgültig dem Verfall preisgegeben.

Sagen und Mythen

Bei der Kerzensteinwanderung passiert man die Teufelsbottiche. Legenden besagen, dass Bottiche früher dem Teufel als Badeort dienten. Die Anwohner trauten sich deshalb nicht, darinnen zu baden. Jeder, der sich den Bottichen näherte, sei nämlich vom Teufel in die Tiefe gezogen worden. Eines Tages sei der Teufel von einem jungen Mädchen beim Baden überrascht worden. Das Mädchen sei zu jung und unschuldig für den Zorn des Teufels gewesen, so sei dieser wütend in den Tiefen der Bottiche verschwunden und seitdem nicht mehr gesehen worden. Die Stelle, wo der Teufel verschwunden sei, ist seit langem verrufen und es geht die Rede, dass hier hineingeworfene Steine zurückgeschleudert würden.

In den Bottichen soll der Teufel der Sage nach auch nachts Gold gewaschen haben. Als er einmal vom Hahnenschrei überrascht worden sei, soll er sich so sehr erschrocken haben, dass er zur Hölle fuhr. Seitdem sei im Pesenbach statt echtem Gold Katzengold zu finden.

Erzählt wird auch von einem Fisch von Kalbsgröße, der an manchen Vollmondnächten dort zu sehen sei.[12]

Eine weitere Sage erzählt von einem reichen Kaufmann, der mit seinem Schiff auf der Donau in Not geriet. Er schaffte es, sich trotz des starken Sturms in die Mündung des Pesenbachs zu retten. Als Dank für seine Rettung baute er die Kirche zu Pesenbach, in deren Gewölbe ein Haken und ein Ruder, die Berufszeichen des Kaufmanns, in den Stein gemeißelt sind.[13]

Einzelnachweise

  1. E Governement Oberösterreich, Genisys
  2. Heimat-Land, Naturschutzgebiete
  3. Gerhard Trumler, Joachim Klinger: Oberösterreich: vier Viertel, ein Paradies, 1998, S 124f
  4. Gutachten Naturschutzabteilung Oberösterreich 0138: (1993) (PDF).
  5. a b Alle hydrologischen Daten zum Pesenbach nach dem Gewässerschutzberichte Oberösterreich 17_1997 (PDF, über 100 MB) des Amts der Oberösterreichischen Landesregierung.
  6. Handwerkstraße, Feldkirchen
  7. a b c d Bruno Weinmeister, „Naturkundliche Wanderung ins Pesenbachtal“ (PDF).
  8. Stephen Sokoloff, „Wandererlebnis Oberösterreichische Schutzgebiete“ (PDF).
  9. Mineralienatlas
  10. Ausflugstipps, Naturschutzgebiet Pesenbachtal
  11. Lebensweise, Irdisches Heil in Klöstern
  12. Mühlviertel Pur: Das Pesenbachtal
  13. Österreichisches Sagenbuch Online