Mao Zedong
Mao Zetan, Mao Zemin, Wen Qimei, Mao Zedong
Máo Zédōng (Vorlage:Zh-vt , * 26. Dezember 1893 in Shaoshan † 9. September 1976 in Peking), auch Mao Tse-tung, chinesischer Politiker, als langjähriger Vorsitzender der Kommunistischen Partei Chinas und Gründer der Volksrepublik China gilt Mao als einer der bedeutendsten, aber auch eigenwilligsten und grausamsten Politiker Chinas der Neuzeit. Ehrentitel: "Der große Vorsitzende".
Die historische Beurteilung Maos und die Forschung über Mao ist zunehmend davon geprägt, die Mythen um den Staatsmann abzubauen und ein kritisches Gesamtbild seines Wirkens zu erreichen. Neben seinen Leistungen, China erfolgreich gegen ausländische Dominanz verteidigt und zusammengehalten zu haben, zeichnet sich seine Herrschaft in China durch grundlegende Reformen und tiefgreifende Umgestaltungsprozesse aus, die zu vielen Opfern unter der Bevölkerung geführt haben.
So starben während seiner Regentschaft bis zu 72 Millionen Menschen in Folge seiner verfehlten Wirtschaftspolitik (Großer Sprung nach vorn), gezielten Aufständen und gewalttätigen, "andauernden" Revolutionen und während seiner dem Machterhalt dienenden Kampagnen wie der Kulturrevolution. Aufgrund seiner radikalen Konzepte und den Anspruch, kommunistische Lebensformen in China erfolgreich umzusetzen, genießt der kommunistischer Staatsführer und Ideologe dennoch auch außerhalb Chinas ein nicht unerhebliches Ansehen als anti-imperialistische und anti-kapitalistische Ikone.
Jugend
Mao Zedong wurde am 26. Dezember 1893 als ältester Sohn eines halbwegs wohlhabenden Bauern in Shaoshan, Provinz Hunan in einer Zeit geboren, die durch den Verfall der Qing-Dynastie geprägt war. Aufgrund des bescheidenen Wohlstandes seiner Familie konnte Mao eine einfache Schulbildung in der Dorfschule genießen, die er 1906 - wie damals üblich - verließ. Im Alter von vierzehn Jahren wurde für Mao eine Hochzeit mit einem achtzehnjährigen Mädchen des Nachbarclans Luo arrangiert. Nach dem frühen Tod seiner Frau 1910 verließ Mao den väterlichen Hof und ließ sich in der nahegelegenen Stadt Xiangtan von zwei Privatlehrern in Lesefertigkeiten und klassischen Texten weiter ausbilden.
Während der Chinesischen Revolution von 1911 wurde er Mitglied der anti-kaiserlichen Armee von Hunan, kehrte danach aber wieder in die Schule zurück.
1918 folgte er seinem Lehrer Yang Changji nach Beijing. Durch Vermittlung dieses Lehrers fand er eine Anstellung als Hilfsbibliothekar an der Peking-Universität, und geriet in engen Kontakt mit Li Dazhao, einem der wichtigsten frühen chinesischen Marxisten und Mitbegründer der Kommunistischen Partei Chinas. Er erlebte die Vierte-Mai-Bewegung mit. Außerdem lernte er in Beijing seine spätere zweite Ehefrau Yang Kaihui, die Tochter seines Lehrers, kennen. Liebesheiraten waren damals noch alles andere als der Normalfall, dementsprechend wurde die Verbindung von den jungen Intellektuellen in Changsha als Zeichen gesellschaftlichen Fortschritts gefeiert.
Anders als viele andere spätere Führungskräfte des chinesischen Kommunismus verbrachte Mao die frühen 20er nicht im Ausland, sondern mit ausgedehnten Reisen durch Hunan und andere chinesische Provinzen.
Entgegen der offiziellen chinesischen Darstellung war Mao keiner der Teilnehmern der Gründung der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) 1920 in Shanghai, sondern lebte zu dieser Zeit bereits wieder in Changsha. Die Gründung wurde angeregt durch die von Lenin einberufenen Dritte Kommunistische Internationale. Später wurde dieses Treffen als die "Neue Internationale", kurz: Komintern, bezeichnet. Erst 1921 nahm Mao an dem durch die 2. Komintern organisierten Ersten Kongress der kommunistischen Partei Chinas als einer der 13 chinesischen Delegierten teil. 1923 wurde er auf dem zweiten Parteikongress ins Zentralkomitee gewählt. Während der Ersten Einheitsfront zwischen der KPCh und der Guomindang (GMD) war er Direktor eines GMD-Instituts zur Revolutionären Erziehung der Bauern in Guangzhou.
Im Bürgerkrieg
Nach dem Bruch zwischen GMD und KPCh 1927 startete Mao den Herbsternte-Aufstand in Changsha, der aber schnell niedergeschlagen wurde. Mit einigen anderen Überlebenden zog sich Mao in das Jinggang-Gebirge zurück, wo er seine Truppen mit denen von Zhu De, Chen Yi und Zhou Enlai vereinigte, die sich nach dem Nanchang-Aufstand ebenfalls hierhin zurückgezogen hatten.
Die Guerillabasis vergrößerte sich schnell; 1928 beherrschte sie bereits ein Gebiet mit über 500.000 Einwohnern. Unter dem Druck der Guomindang wurde das Zentrum 1931 etwas nach Süden verlagert, und die Jiangxi-Sowjetrepublik wurde gegründet. Die Zeit war allerdings auch geprägt von andauernden Machtkämpfen zwischen Mao, der die Revolution durch Guerillakrieg (d.h. mit Unterstützung der Bauern) erreichen wollte, und an der Komintern orientierten Gruppen, die auf eine Revolution des Proletariats (d.h. durch die Industriearbeiter in den Städten) setzten (der sogenannte Kampf der zwei Linien).
In Jinggangshan lernte Mao auch seine dritte Partnerin He Zizhen kennen. Yang Kaihui hatte Mao in Changsha zurückgelassen, wo sie von der Guomindang verhaftet und 1930 hingerichtet wurde. Ihre Kinder mit Mao mussten sich eine Zeitlang als Straßenkinder in Shanghai durchschlagen, bevor sie von Kommunisten gefunden und außer Landes gebracht werden konnten. Maos Sohn Mao Anying fiel später im Koreakrieg bei einem Luftangriff.
1934 wurde der Druck der Guomindang schließlich so stark, dass die Jiangxi-Sowjetrepublik aufgegeben werden musste. Die Kommunistischen Truppen zogen unter ungeheuren Verlusten im Langen Marsch nach Yan'an, in der Provinz Shaanxi, zurück, ständig auf der Flucht vor Truppen der GMD oder feindlicher lokaler Warlords. Mao selbst legte den größten Teil des Weges in einer eigens für ihn konstruierten Sänfte zurück. Unter den Opfern waren wahrscheinlich auch mehrere Kinder von ihm und He Zizhen, die bei Bauern untergebracht, aber nach 1949 nicht mehr aufgefunden werden konnten. He Zizhen selbst überlebte zwar, aber war gesundheitlich angeschlagen. Sie wurde 1937 in die Sowjetunion geschickt, um sich zu kurieren, aber auch, um Mao nicht bei dessen Affäre mit seiner späteren vierten Ehefrau, der Schauspielerin und Politikerin Jiang Qing, im Wege zu stehen.
Es war während des Langen Marsches, dass sich Mao auf der Konferenz von Zunyi mit Hilfe von Zhou Enlai als Anführer der KPCh durchsetzen konnte.
In Yan'an konnte sich die KPCh erneut stabilisieren, da das Gebiet abgelegen genug war, um erfolgreiche Angriffe der GMD zu verhindern, und außerdem der Chinesisch-Japanische Krieg 1937 zur Zweiten Einheitsfront führte. Maos Strategie lautete in den folgenden Jahren nach eigenen Angaben: 10% Kampf gegen Japan, 40% Kampf gegen die chinesischen politischen Gegner, 50% Kampf zur Vergrößerung der eigenen Machtbasis.
An der Macht

Nach der Kapitulation Japans und dem Rückzug der japanischen Truppen aus China flammte der Bürgerkrieg 1946 erneut mit voller Härte auf. Die GMD hatte jedoch während des Krieges an Stärke verloren, während die Kommunisten enorm an Stärke gewonnen hatten. Nach der Ausrufung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 zog sich die GMD nach Taiwan zurück, wo sie die Republik China fortführte.
Das war allerdings noch nicht das Ende von Maos Feldzügen. Auf Grund der außenpolitischen Probleme mit den Vereinigten Staaten und der Unzufriedenheit über ein vereinigtes Korea unter US-amerikanischer Führung, griff die Volksrepublik am 1. Januar 1951 in einer Offensive die UNO & Südkoreanischen Truppenverbände an. Der Angriff war die sogenannte Menschenwelle, die in einer kalten Nacht unter widrigsten Umständen durchgeführt wurde. In dieser blutigen Sturmeroberung, die hauptsächlich von chinesischen "Freiwilligenverbänden" ausgeführt wurde, wurde die Truppenkoalition der Koreaner bis zum 38. Breitengrad zurückgeschlagen. Dieser militärische Erfolg nach 100 Jahren der Machtlosigkeit gegenüber ausländischen Invasoren galt als einer der wichtigsten Erfolge Maos. Allerdings muss man bei diesem Sieg bedenken, dass Mao in diesem Krieg die "Taktik der Menschenwelle" anwendete: Enorm viele Soldaten mit mangelhafter Bewaffnung und Ausbildung rannten so lange gegen die feindlichen Linien an, bis dem Gegner die Munition ausging. Die eigenen Verluste zählten hierbei nicht, weshalb es auch fragwürdig ist, ob man diesen Prestigeerfolg wirklich als eine hervorragende Leistung Maos ansehen kann.
1958 initiierte Mao die Hundert-Blumen-Bewegung, die außer Kontrolle geriet und mit Gewalt gestoppt wurde. Nach ökonomischen Fehlentscheidungen (Großer Sprung nach vorn, Politik der 3 roten Banner) verlor Mao gegenüber den Reformern um Deng Xiaoping an Macht. Mao startete daraufhin die große proletarische Kulturrevolution. Dabei sollten Rote Garden zum einen die Machtposition von Mao sichern und zum anderen die Revolution fortsetzen, wobei diese Schritte das ganze Land ins Chaos mit Millionen von Toten stürzte. Laut Maos Widerspruchstheorie sollte eine andauernde Kulturrevolution zum Kommunismus führen. Nach seinem Tod 1976 wurden seine Vertrauten verhaftet. Seine Frau Jiang Qing wurde zum Tode verurteilt, später aber begnadigt.
In der deutschen Ausgabe der ausgewählten Werke zitiert er das Fangen gegnerischer Steine im Rahmen seiner Überlegungen zur Kriegführung (Mao Tse-Tung, Ausgewählte Werke Band II, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1968, ohne ISBN).
Bei der Entwicklung seiner Kriegsstrategien, besonders seinen Theorien zum Guerillakrieg, soll er von Sunzi beeinflusst worden sein.
Zusatz / Korrektur: Dass Mao gegen die "Reformer" um Deng Xiaoping an Macht verloren habe, ist als maoistische Propaganda einzuordnen. Immer wieder erstaunlich ist, wie lange sich diese grobe Vereinfachung in den Köpfen hält. Die These vom "Zwei-Linien-Kampf" in der KP-Führung diente Mao dabei als Rechtfertigung für die Eröffnung der Kulturrevolution 1966. Der so genannte "Machtverlust" war von Mao gewollt; er war einer von mehreren zeitweiligen Rückzügen in die sogenannte "zweite Linie" der Führung. Er beugte sich dem Unausweichlichen, der Korrektur des Wirtschaftskurses nach dem Desaster des Großen Sprungs nämlich, indem er anderen die Verantwortung für notwendige, ihm aber widerstrebende Maßnahmen überließ. Das zentrale Dilemma, vor dem die Zwei-Fronten-These steht, ist zu erklären, wie es dem angeblich geschwächten Mao gelang, wieder die Überhand über seine "Widersacher" in der Führung zurückzuerlangen. Hinter all dem steht das Problem der Führungsnachfolge in der Spitze der KP.
Dieser Politkrimi wird kenntnisreich geschildert in: R. MacFarquhar: The Origins of the Cultural Revolution. 3 Bde. Eine verdichtete Einordnung findet sich daneben in der Cambridge History of China, Bde. 14 und 15 sowie in K. Lieberthal (1994): Governing China: From Revolution Through Reform.
Bedeutung Maos
Sein Ausspruch bei der Gründung der VR 1949 - "China ist wieder auferstanden" - gibt vielleicht am ehesten seine geschichtliche Bedeutung wieder. Ihm ist es zuzuschreiben, dass die Chinesen nach einem Jahrhundert ausländischer Gängelung ihren Nationalstolz wieder erlangten. Außenpolitisch band er China zunächst eng an die Sowjetunion ("nach einer Seite lehnen" "yibian dao"); die Zweifel an der Angemessenheit des sowjetischen Modells für die Entwicklung Chinas ließen ihn aber nach dem Tode Stalins den allmählichen Bruch mit der UdSSR vorantreiben, der er eine Revision von Theorie und Praxis der Kommunistischen Weltanschauung vorwarf. Somit führte er China insbesondere während der Kulturrevolution zunächst in die außenpolitische Isolierung, die mit der Annäherung an die USA (Pingpong-Diplomatie) ein Ende fand. Innenpolitisch ist die Mao-Zeit geprägt von einer Reihe von Kampagnen, die nicht erst mit der 100-Blumen-Bewegung 1956/7 (siehe oben) begannen. Ihre Gemeinsamkeit liegt unter anderem darin, dass durch sie Spaltkeile in die traditionelle Gesellschaftsstruktur getrieben werden sollten. Einfache Bauern und Arbeiter kritisierten (demütigten) die traditionell hoch angesehenen Intellektuellen in der Anti-Rechts-Kampagne 1958, in der Kulturrevolution wurden Jugendliche gegen ihre Eltern und andere Autoritäten aufgehetzt. In der Kulturrevolution schließlich zerstörte Mao willentlich die Legitimität seines eigenen Geschöpfes, die der KPCh. Mao verfolgte bis zu seinem Tod das Herzensziel China militärisch unaufhaltsam zu modernisieren. Dabei nahm er nicht nur den Tod vieler Millionen Menschen in Kauf, seine Methoden selbst waren mit der Konzentration auf die Führerfigur Mao ironischerweise zutiefst traditionell. Schätzungen zufolge war Mao wegen extrem hoher Lebensmittelexporte während seiner Herrschaftszeit, die er überwiegend in die Sowjetunion liefern ließ, um seine Militärprogramme zu finanzieren, für den Tod von rund 70 Millionen Menschen verantwortlich. Diese Zahl ergibt sich, wenn man die erhöhte Todesrate von fast 5% in extremen Zeiten der Lebensmittelknappheit (vor allem Ende der 50er) mit der normalen Sterberate von ca 1% vergleicht und die Differenz als opfer von Hunger ansieht. Hinzu kommen etliche Todesopfer aus "Säuberungen" in denen viele Menschen, die nicht Maos ansichten teilten, festgenommen, gefoltert und oftmals auch getötet wurden.
Familie
Frauen
- Luo (Individualname unbekannt), (1889 - 1910) aus der Provinz Hunan: geheiratet 1907 - 1910 (verstorben)
- Yang Kaihui (杨开慧, 1901 - 1930) aus Changsha: geheiratet 1921 - 1927, (1930 von der Kuomintang hingerichtet)
- He Zizhen (贺子珍, 1910-1984) aus Jiangxi: geheiratet 1928; geschieden 1939
- Jiang Qing (江青, 1914-1991), geheiratet 1939
Vorfahren
- Wen Qimei (文七妹, 1867-1919), Mutter
- Mao Yichang (毛贻昌, 1870-1920), Vater
- Mao Enpu (毛恩普), Großvater väterlicherseits
Geschwister
- Mao Zemin (毛泽民, 1895-1943), jüngerer Bruder
- Mao Zetan (毛泽覃, 1905-1935), jüngerer Bruder
- Mao Zehong, Schwester (1930 von der Kuomintang getötet)
Mao Zedongs Eltern hatten insgesamt sechs Söhne und zwei Töchter. Von diesen acht Kindern starben vier bereits als Kinder.
Kinder
- Mao Anying (毛岸英): Sohn von Yang Kaihui, gefallen im Koreakrieg
- Mao Anqing (毛岸青): Sohn von Yang Kaihui
- Li Min (李敏): Tochter von He Zizhen
- Li Na (李讷): Tochter von Jiang Qing
Siehe auch
- Maoismus
- Die Worte des Vorsitzenden Mao (auch Mao-Bibel oder Das kleine Rote Buch)
- Jiang Qing
- Viererbande
- Vorlage:Wikiquote1
Literatur
- Jung Chang und Jon Halliday, Mao, Blessing Verlag (928 Seiten, 34 EUR).
- Courtois, Werth, Panné, Paczkowski, Bartosek, Margolin: Das Schwarzbuch des Kommunismus - Unterdrückung, Verbrechen und Terror. Piper Verlag, München, 1998, ISBN 3-492-04053-5
- Dr. Li Zhisui: Ich war Maos Leibarzt, ISBN 3785707487
- Edgar Snow: Roter Stern über China, Frankfurt am Main, 1974, ISBN 3-436-01976-3
Weblinks
- Vorlage:PND
- http://www.merkur.de/6274.0.html "Chinas Idol zeigt sein wahres Gesicht" - Buchbesprechung in Rheinischer Merkur
- Deutsche Übersetzung der Schriften von Mao Zedong
- Kritische Buchbesprechung zur o.g. Mao-Biographie von Jung Chang und Jon Halliday
Personendaten | |
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NAME | Máo Zédōng |
ALTERNATIVNAMEN | chinesische Schrift vereinfacht: 毛泽东, traditionell: 毛澤東 |
KURZBESCHREIBUNG | chinesischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 26. Dezember 1893 |
GEBURTSORT | Shaoshan (Hunan) |
STERBEDATUM | 9. September 1976 |
STERBEORT | Peking |