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Propsteikirche St. Petrus und Andreas

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Nordfassade mit Westturm
Südansicht
Der Kirchturm

Die Propsteikirche St. Petrus und Andreas ist die Hauptkirche der 1925 mit päpstlichem Breve Pius XI. von Bischof Caspar von Paderborn zur Propstei erhobenen katholischen Kirchengemeinde in Brilon.[1] Vom Marktplatz aús gesehen liegt die Kirche ein wenig erhöht hinter dem historischen Rathaus. Der mächtige Westturm ist weithin sichtbar.[2]

Geschichte

Blick vom Mittelschiff in den Altarraum

Um 1220 gründete der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg auf einem erworbenen Grund südlich des bestehenden alten Brilons die befestigte Stadt. Etwa gleichzeitig mit der Stadtgründung wurde mit dem Bau der Kirche begonnen. Es entstand eine dreischiffige, dreijochige Hallenkirche mit rechteckigem Chor und kleinem Westturm im spätromanischen Stil. Um 1250 begann der Bau des mächtigen Turmes im frühgotischen Stil, der heute ein Wahrzeichen der Stadt ist. Die für den 4. Juni 1276 bezeugte Weihe der Kirche und zweier Altäre durch den Kölner Weihbischof Edmund dürfte eine Neuweihe nach größeren Bauarbeiten sein, denn für 1248 werden schon ein Pfarrer und ein Kaplan an dieser Kirche erwähnt. In der ersten Hälfte den 14. Jahrhunderts wurde die Kirche im Osten durch ein Querhaus und einen zweijochigen Chor erweitert. Um 1350 dürfte der Bau in seiner heutigen Form und Größe fertiggestellt gewesen sein.[3]

Beschreibung

Schlussstein mit Menschen- und Tierköpfen

Die dreischiffige Hallenkirche im spätromanischen Stil wird im Osten durch ein gotisches Querhaus und einen zweijochigen rechteckigen Chor abgeschlossen. Im Westen schließt sich der mächtige, 63 m hohe gotische Turm (15 mal 15 m) mit seiner barocken Haube an. An der Nordostseite wurde 1910 eine neue Sakristei angebaut, die 1967 erweitert wurde.

Die drei Joche des Kirchenschiffs werden von mächtigen rechteckigen Säulen aus Sandstein getragen. Diese besitzen halbrunde Vorlagen. Die attischen Basen sind mit Eckblättern und Tierfüßen und die Kapitelle der Halbsäulen mit Blattknollen und Menschenköpfen verziert. Die Gratgewölbe sind spitzbogig ausgeführt. Ein eigenartiger Schlussstein mit je vier Menschen- und Tierköpfen schließt das Gewölbe des Ostjoches im Mittelschiff ab.

Im Osten schließen sich das schiefwinklige Querschiff und der zweijochige Chor an. Die Rippen der Kreuzgewölbe sind einfache, die der Gurtbögen dreifache Birnstäbe. An der Ostwand des Chores befindet sich ein großes sechsteiliges Fenster. Davor steht der neugotische Altar aus dem Jahr 1880.

An der Ostwand des südlichen Seitenschiffs steht heute die Orgel aus dem Jahr 1970. Im Untergeschoss der dahinterliegenden ehemaligen Sakristei mit Kreuzgewölbe wurde ein Andachtsraum eingerichtet.

Der Kirchenbau hat eine Gesamtlänge von 67 m, das Langhaus ist 23 m breit. Der Langhausfußboden steigt von Ost nach West um 60 cm an.

Chorraum

Der Chorraum ist von dem Triumphbogen und einer geraden Wand begrenzt. Der weit gespannte Triumphbogen ist mit Rankenornamenten verziert. Er trennt das Schiff vom Altarraum. Das Chorfenster aus Antikglas besteht aus sechs Teilen mit insgesamt 54 Feldern. Die Verglasung des Chorfensters zeigt in leuchtenden Farben: in der Mitte die Krönung Mariens, daneben die Kirchenpatrone St. Petrus und St. Andreas, außen St. Liborius (mit Pfau) und St. Joseph (mit Kind).

Portale

Turmportal
  • Das Turmportal in der Westwand ist in tief gestaffelten Spitzbogen-Gewänden reich gegliedert. Darüber befindet sich eine treppenartige Verdachung mit einem Dreiecksgiebel und Rosetten. Unter dem Giebel wurde eine kleine Konsole angebracht, wohl um eine Freifigur darauf zu stellen. Über dem Portal wurde eine achtseitige, blinde Fensterrose eingelassen.
  • Das Nordportal mit Kleeblattbogen unter einer Rundbogenarchivolte ist dem Marktplatz zugewandt. Die Säulchen in der abgetreppten Laibung setzen sich im Rundbogen als Wülste mit profilierten Schaftringen fort. Die tiefgekehlte Außenkante des Bogens ist mit Männchen und Blattknospen verziert.
  • Das einfache, rundbogige Südportal ist in der Laibung zweimal abgetreppt. Darüber befinden sich zwei rundbogige Fenster.
  • Ein weiterer Eingang in der Nähe der kleinen Tür im Westjoch wurde 1730 zugemauert.[4]

Turm

Blick auf die Turmhalle und die ehemalige Ratsstube

Erbaut wurde der Turm ab etwa 1250, er ist quadratisch und 15 x 15 m dick.[5] Im Westen gelangt man über ein paar Stufen durch die 3,3 m starke Außenwand in die untere Turmhalle. Von da geht es aufwärts in die obere Turmhalle. Diese wird Ratsstube genannt, weil im Mittelalter der Magistrat hier getagt hat. In dem Stockwerk darüber befindet sich eine Bretterhütte, in dem früher das Turmuhrwerk stand. Sowohl die untere als auch die obere Turmhalle besitzen ein Kreuzgewölbe mit Mittelpfeiler. Im gemauerten Teil des Turmes folgen noch drei weitere Geschosse. Brände lassen sich am Turm und seiner Bekrönung für die Jahre 1560, 1755, 1810 und 1857 nachweisen[6] , der jetzige Turmhelm ist nicht ursprünglich.

Der Turm wird von einem 31 m hohen barocken Turmhelm in Holzkonstruktion abgeschlossen. An den vier Ecken sind Zwergtürme mit schlanker Spitze angebracht. Ein Türmchen wurde zur sogenannten Wächterstube Auch Wichhäuschen genannt, ausgebaut. Vom insgesamt 63 m hohen Turm hat man einen guten Blick über die Briloner Hochfläche.[7]

In den Jahren 1964 bis 1966 wurde der mittlerweile schadhaft gewordene Turm renoviert. Im Turminneren wurde die Empore mit der defekten Orgel entfernt, der Korbbogen wurde abgetragen und das Westportal wieder geöffnet. Der Turm hatte nun eine direkte Verbindung zum Kirchenschiff und die Ratsstube wurde vom Inneren aus sichtbar.[5]

Historische Ansichten aus der Zeit um 1900

Glocken

Chorfenster

Im Glockenstuhl des Turmes hängen sechs Glocken: Die aus dem Jahr 1583 stammende, 850 kg schwere Alte Bürgerglocke hat einen Durchmesser von 104 cm und trägt eine Inschrift in gotischen Minuskeln: „is gadt met uns wal kan weder uns ut dem fuir ich flot rochus nelman mi godt anno domini m.d.l.xxxiii“. Diese Glocke wird, um Beschädigungen zu vermeiden, nicht mehr geläutet. Der Ton ist etwa e'

Aus dem 17. Jahrhundert stammt die 150 kg schwere zweite Glocke mit einem Durchmesser von 68 cm. Diese Glocke trägt die Inschrift „VERBUM DOMINI MANET IN AETERNUM MDCLXV“. Der Ton ist c"

Die dritte Glocke stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sie hat einen Durchmesser von 90 cm. Die 450 kg schwere Glocke trägt die Inschrift „SIT LAVS PLENA SIT SONORA SIT IVCVNDA SIT DECORA TONI IVBILATIO AD.M.D.G“. Der Ton ist g'

Die Brandglocke ist mit 3100 kg und einem Durchmesser von 177 cm die größte Glocke im Turm der Propsteikirche. Sie wurde 1947 von der Glockengießerei Albert Junker in Brilon als Ersatz für die im 2. Weltkrieg eingeschmolzene Brandglocke gegossen und trägt die Inschrift „LAUDATE DOMINUM IN SANCTIS EIUS LAUDATE EUM IN SONO TUBAE LAUDATE EUM IN PSALTERIO ET CITHARA LAUDATE EUM IN TYMPANO ET CHORO“. Der Ton ist b°

Die Totenglocke mit einem Durchmesser von 140 cm und einem Gewicht von 1520 kg wurde 1946 ebenfalls als Ersatz für eine im Krieg verloren gegangene Glocke gegossen. Sie trägt die Inschrift „ICH TÖNE DEN LEBENDEN WIE DEN TOTEN SOWOHL DEN REICHEN WIE DEN ARMEN“. Der Ton ist d'

Ebenfalls von der Glockengießerei Albert Junker wurde 1946 die Bürgerglocke gegossen. Diese 900 kg schwere Glocke hat einen Durchmesser von 118 cm und trägt die Inschrift „TU ES PETRUS ET SUPER HANC PETRAM AEDIFICABO ECCLESIAM MEAM ET PORTAE INFERI NON PRAEVALEBUNT ADVERSUS EAM! ALBERTUS JUNKER ME FUDIT. A.D. 1946.“ Der Ton ist f'.[8]

In dem Dachreiter der Propsteikirche hängen noch zwei kleine Angelusglocken. Zum Festgeläut erklingen die fünf Glocken zwei bis sechs.

Sonstiges

Säbelwetzrillen
  • Bei einem Wintergewitter am 25. Februar 1810 traf ein Blitz die Kirchturmspitze und setzte sie in Brand. Bei der anschließenden Erneuerung der Turmspitze wurde auch die Installation eines Blitzableiters erwogen. Nach einem erneuten Blitzschlag am 3. März 1811 wurde dieser im Sommer desselben Jahres angebracht.
  • In der Zeit von 11. November bis zum 30. April wird abends von 20: 55 Uhr bis 21 Uhr die Bürgerglocke geläutet. Mit diesem „Schneeläuten“ genannten Brauch soll Verirrten der Weg nach Brilon gewiesen werden.
  • An eínigen Säulen kann man scharfe Rillen erkennen. Hierbei handelt es sich um seltene Spuren des sogenannten Säbelwetzens.

Lettner

In einem Visitationsbericht wurde 1750 ein Lettner erwähnt: Cancelli....cum Altari graduali....in meditullio ecclesiae (von Schranken und einem Stufenaltar in der Mitte). Die Gemeindemitglieder wurden durch die hohen Schranken daran gehindert, den Hochaltar zu sehen. Üblicherweise kamen solche Lettner nur in Stifts- und Domkirchen vor. Es ist urkundlich belegt, dass in der Briloner Pfarrkirche bis Anfang des 19. Jahrhunderts, Chordienst wie in einer Stiftskirche üblich war. Heute ist der Lettner ohne Spuren verschwunden.[9]

Ausstattung

Altäre

Hochaltar von 1633

Relief des ehemaligen Hochaltares

Im Pfarrarchiv sind noch einige Angaben über den Hochaltar von 1655 zu finden. Der Bürgermeister und der Rat der Stadt Brilon, sowie der Pfarrer, schlossen am 21. September 1655 einen Vertrag über den Bau eines Altares mit dem Paderborner Bildhauer Th. Gröninger, einem Enkel des Paderborner Dombildhauers Heinrich Gröninger. Von diesem 13 m hohen, bis unter das Gewölbe reichenden Altares ist nur das stark plastische Relief des Mittelbildes erhalten. Es besteht aus zwei 78 cm breiten und 185 cm hohen Weichholzbohlen und zeigt die Geburt Christi. Das Relief wurde 1972 renoviert. Die Krippe, deren Ansatz noch zu sehen ist und die freiplastischen Figuren von Maria und Joseph existieren nicht mehr. Von 1658-1659 wurde er Altar von dem Minoritenbruder Andreas illuminiert.

Hochaltar von 1726 und vier Seitenaltäre

Nur 60 Jahre nach Entstehen des Gröninger-Altares wurde aus einer Stiftung des kurfürstlichen Richters Matthäus Hörynk ein neuer Hochaltar angeschafft, der bis 1880 bestand. Zusammen mit vier Seitenaltären, darunter zwei Eckaltäre, die wohl am Triumphbogen schräg vor den Dreiviertelsäulen gestanden haben, wurde er auf Weisung des streng mittelalterlich eingestellten Dombaumeisters Güldenpfennig wegen Geschmacklosigkeit entfernt. Ebenfalls wurden Chorstühle, Kanzel und Kommunionbank entfernt.

Jakobusaltar

Ein Jakobusaltar wurde in einer Schenkungsurkunde von 1488 erwähnt und zwar neist den orgelen in der howet kerken (Nahe der Orgel in der hohen Kirche). Weil der Platz der alten Orgel nicht mehr bekannt ist, kann auch der Standort dieses Altares heute nicht mehr festgestellt werden. Dieser Altar war früher der mit dem meisten Vermögen.[10]

Neugotischer Hochaltar

Hochaltar

Der neugotische Hochaltar aus Sandstein wurde 1880 anstelle der barocken Einrichtung errichtet. In der Mittelnische des Altars steht ein gotisches Kreuz aus dem 14. Jahrhundert. Im Sepulcrum sind Reliquien der Heiligen Fulgens und Basilissa eingeschlossen. In den Altar ist ein Tabernakel aus Stahl eingebaut. Die Türen aus Bronze sind mit Emailleabeiten verziert, die Engelssymbole darstellen.

Rechts und links des Altares stehen Heiligenfiguren: Hubertus mit Hut, Feder und Jagdhorn, Anna mit Jesusknaben, Paulus mit Schwert und Buch, Antonius Einsiedler, Bartholomäus, Johannes der Täufer mit einem Lamm, Agatha mit Kohlengefäß und Zange, Rochus mit Hund und Pestbeule.

Opferaltar und Ambo

Der Opferaltar wurde bei der Renovierung 1969/70 von der Firma Koch aus Geseke aus vorhandenen neugotischen Teilen passend zum Hochaltar erstellt. Er ist 97 cm hoch, 190 cm breit und 1389 cm tief.

Der Ambo wurde aus Sandstein gearbeitet, die Auflage ist eine Platte aus Eichenholz. Er wurde ebenfalls von Koch aus Geseke geliefert.

Klappaltar

Klappaltar

Ein neugotischer Klappaltar steht in einer Nische des nördlichen Seitenschiffes. Das Triptychon besteht aus einem Mittelteil und den beiden Seitenflügeln. Der drei Meter hohe Altar wurde aus Eichenholz gebaut; er ist 265 cm breit und 94 cm tief. Das mittlere Bild zeigt vor dem Hintergrund Briloner Stadtmotive (Turm der Propsteikirche, ehemaliges Krankenhaus und das Rathaus am Marktplatz) die Kreuzigungsszene. Die acht geschnitzten Reliefs stellen die Erlösungsgeschichte dar. Der Altar wurde von Anton Becker aus Wiedenbrück gebaut. Ein Regensburger Künstler schuf die Bilder auf den Rückseiten der beiden Flügel.

Sakramentshäuschen

An der Nordecke der Ostwand des Chores befindet sich ein Sakramentshäuschen aus dem 17. Jahrhundert, oberhalb der gotischen Wandnische in einem Rundbogen ein Hochrelief Anbetung der heiligen drei Könige. Rechts und links stehen auf Konsolen die Apostel Petrus und Paulus.

Heiliggrab-Nische

Die gotische Heiliggrab-Nische, mit einer Höhe von 115 cm, einer Breite von 150 cm und einer Tiefe von 50 cm, befindet sich in der Nordwand des östlichen Langhausjoches. Die Nische ist spitzbogig gotisch geschlossen. Darüber wurde ein gotischer Giebel mit einer Kreuzblume und Krabben angebracht. Seitlich steigen vom Fussboden vier Meter hohe Fialen auf. In der Nische steht eine Darstellung der schmerzhaften Mutter, wohl aus dem 20. Jahrhundert.[11][12]

Kreuze

Triumphkreuz

Triumphkreuz

Im Triumphbogen des Chores hängt ein spätgotisches Triumphkreuz aus dem 16. Jahrhundert. Der Triumphbogen ist der Gurtbogen, der Chor und Laienkirche voneinander trennt. Es trägt einen überlebensgroßen Korpus und endet in Vierpässen mit den Symbolen der Evangelisten. Die geflügelten Symbole Mensch, Löwe, Stier und Adler gehen auf Schriften des Propheten Ezechiel zurück, an die Johannes in der Offenbarung anknüpft. Es ist dort vom Thron Gottes und vier Lebewesen die Rede. Das erste glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler. Die Füße des Corpus sind entsprechend dem Zeitgeschmack übereinander gesetzt und mit einem Nagel befestigt.[13]

Altarkreuz

Das Altarkreuz ist eine arbeit aus dem 16. Jahrhundert. Es endet in Vierpässen, die mit Evangelistensymbolen geschmückt sind. Der Korpus ist überlebensgroß.

Wilgefortiskreuz

Wilgefortiskreuz

Im südlichen Querschiff steht ein Volto-Santo-Kreuz das sogenannte Wilgefortiskreuz in einer Nische. Das Kreuz mit einer Höhe von 175 cm und einer Breite von 150 cm besteht aus Lindenholz. Das Kreuz stammt aus dem 12. Jahrhundert und wurde in späterer Zeit umgearbeitet. Die Kreuzarme enden als Rundscheiben. Der Körper des bekleideten Gekreuzigten ist nur an den Händen genagelt, die Füße bleiben frei. Der Corpus schwebt vor dem Kreuz, der Kopf ist erhoben. Eine Rille auf dem Kopf stammt wahrscheinlich von einer früher vorhandenen Krone aus Metall.[14][15]

Eine wissenschaftliche Deutung dieses Kreuzes gibt es noch nicht. Es könnte sich auch um eine Christusdarstellung handeln.

Pankratiuskreuz

Das romanische Pankratiuskreuz ist ein kupfervergoldetes Kreuz mit Gravierungen. Es entstand zwischen 1100 und 1130 und stammt aus dem Umkreis der Helmershausener Werkstatt. Die Vorderseite, mit einem umlaufenden Dekor mir Sternchen in quadratischen Feldern, ist eingetieft. Über dem auf einer Konsole stehenden gekreuzigten Christus mit einem Mittelknotenschurz, ist ein Engel mit einem Lielienzepter dargestellt. Der Kruzifixus ähnelt dem Cappenberger Christus, er steht mit waagerecht ausgebreiteten, leicht angewinkelten Armen, auf einer Konsole, sein Kopf ist mit geschlossenen Augen gesenkt. Über dem Gekreuzigten ist die Inschrift IHC NAZARENVS REX IVDEORUM angebracht Die Rückseite zeigt das Agnus Dei, sie ist mit einem Band von eingravierten Blattrosetten umrandet; die Hintergrundziselierung ist flächendeckend angebracht. Die Kreuzarme sind mit den Evangelistensymbolen, Engeln, dem Hl. Pankratius und Inschriften verziert. Das Kreuz wird im Tresor der Kirche aufbewahrt.

Sakristeikreuz

Taufstein

Das Sakristeikreuz aua Eiche mit einem manieristischen Korpus stammt vom Anfang des 17. Jahrhunderts.[15] Es ist 80 cm hoch und 75 cm breit. Der feingliedrige Korpus ist mit einer Krone aus natürlichem Dornengeflecht bekrönt. Die Krone wurde möglicherweise in späterer Zeit ergänzt. Die Kreuzarme zeigen Evangelistensymbole.

Taufstein

Der Taufstein steht auf der linken Seite des Schiffes vor dem ersten Pfeiler. Das Becken aus Marmor ist 114 cm hoch, der Deckel mit einr Höhe von 78 cm wurde im 19. Jahrhundert aus Eichenholz angefertigt, er erinnert an einen neuromanischen Turm. Die Grundform der Basis ist achteckig.

Wandmalereien

Wandgemälde St. Christophorus

[15]

  • Über der Wilgefortisfigur ist eine Wandmalerei des hl. Christophorus aus dem 14. Jahrhundert zu sehen. Die Darstellung ist 3,36 m hoch und 1,19 m breit. Die Arbeit ist in Freskotechnik ausgeführt. Sie wurde 1952 bei Renovierungsarbeiten freigelegt.[16]
  • Malereien in der Mariennische im nördlichen Querschiff aus dem 14. Jahrhundert. Bei Renovierungsarbeiten 1970 wurden die Malereien aus dem Katharinen-Martyrium entdeckt. Die Malereien der Martinus-Legende und der Törichten Jungfrauen wurden in der Nische des südlichen Querschiffes freigelegt und in die Marienkirche übertragen, um Raum für die neue Orgel zu schaffen.
  • Am Langhausvierungsbogen wurden mittelalterliche Malereien gefunden, ein mittelalterliches Fragment wurde am Turmbogen des Langhauses freigelegt.
  • Die Darstellung eines Zimmermannes bei der Arbeit (möglicherweise Josef), findet sich am Turmbogen.[17]

Beichtstühle

Die Beichtstühle aus Eichenholz wurden in die Wände eingebaut, die historischen Fassaden blieben erhalten und erhielten verschließbare Türen. Sie sind mit Antikglas ausgestattet und wurden 1970 renoviert.

Gestühl

Das Gestühl stammt aus der Zeit um 1840. Es wurde so umgebaut, dass bequemes Sitzen und Knien möglich ist. Die fünf Meter langen Bänke aus Eichenholz wurden 1970 restauriert.

Kreuzweg

Andachtskapelle

Die Kreuzwegstationen stammen aus dem Jahr 1954 und wurden von Paul Plontke gemalt. Die erste Station hängt an der Wand des südlichen Seitenschiffes, die letzte vor der Heilig-Grab-Nische. Die Ölgemälde sind 100 cm hoch und 84 cm breit.

Grabplatten

An den Wänden der unteren und der oberen (Ratsstube) Turmhalle, sind sechs und vier Grabplatten angebracht. Sie stammen vom Friedhof, der die Kirche umgab und sind der Rest einer großen Anzahl solcher Platten. Der Friedhof wurde seit 1807 nicht mehr belegt, die Platten wurden zuerst in der Turmhalle gelagert und dann 1943 zum größten Teil verschrottet. Auf das Betreiben von Richard Unkraut, einem Nachfahren des Everhard Jodokus Kannegießer blieben zehn Platten erhalten. Sie wurden bei er Renovierung im Jahr 1970 angebracht. Eine davon ist die für den ehemaligen Bürgermeisters Johann Heinrich Kannegießer, eine andere die für Albert Gerling.

Andachtskapelle

Die ehemalige Sakristei hinter der Orgel wurde zu einer Andachtskapelle umgebaut und entsprechend eingerichtet. Sie ist bestuhlt und mit einer Vorrichtung zum Abbrennen von Opferkerzen ausgestattet. Im Zentrum steht der alte Klappaltar aus der früheren Kapelle des Maria-Hilf-Krankenhauses. Dieser ist neugotisch und stammt aus der Zeit um 1900. Zu sehen sind Reliefs aus der Erlösungsgeschichte. Weiterer Bestandteil der Kapelle ist ein Bild der „Immerwährenden Hilfe“ mit vergoldetem und reich verziertem Rahmen.[17]

Orgel

Die Orgel

Die ursprüngliche Orgel stand auf einer von Holzsäulen getragenen Empore im Westjoch des Mittelschiffes. 1920 wurde diese in den Turm versetzt. Die untere Turmhalle wurde durch einen Bogen aus Rabitz geöffnet und als Kriegergedächtniskapelle eingerichtet. Somit war die Sicht auf die Ratsstube verdeckt.[5]

1970 erbaute die Orgelbaufirma Anton Feith (Höxter) die jetzige Orgel der Propsteikirche. Das Instrument hat 40 Register (Schleifladen) auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltraktur ist mechanisch, die Registratur elektrisch.[18]

I Hauptwerk C–g3

1. Quintade 16′
2. Prinzipal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Octave 4′
5. Gemshorn 4′
6. Octav 2′
7. Mixtur V 2′
8. Zimbel III 1/2
9. Trompete 16′
10. Silbermanntrompete 8′
II Oberwerk C–g3
11. Holzgedackt 8′
12. Praestant 4′
13. Koppelflöte 4′
14. Prinzipal 2′
15. Quinte 11/3
16. Scharff IV 1′
17. Terzian II
18. Krummhorn 8′
III Schwellwerk C–g3
19. Holzflöte 8′
20. Gedackt 8′
21. Salicional 8′
22. Singend Principal 4′
23. Spitzgedackt 4′
24. Nasat 22/3
25. Waldflöte 2′
26. Terz 13/5
27. Blockflöte 1′
28. Mixtur IV 11/3
29. Dulzian 16′
30. Oboe 8′
Pedal C–f1
31. Prinzipal 16′
32. Subbass 16′
33. Quintbass 102/3
34. Octav 8′
35. Pommer 8′
36. Choralbass 4′
37. Nachthorn 2′
38. Hintersatz V 2′
39. Posaune 16′
40. Clarine 4′
  • Koppeln: II/I, III/I, III/II, I/P, II/P, III/P

Kirchplatz

Der Kirchplatz ist eine der höchsten Erhebungen der Briloner Kernstadt und bot sich so als Standort der wehrhaften Kirche an. Der Kirchhof ist eine ehemalige Begräbnisstätte, er ist mit einer Mauer umrandet.

Barockkreuz

Hinter dem modernen schmiedeeisernen Tor auf der Nordseite steht südlich der Kirche, auf einem gekehlten Sandsteinsockel, ein Kreuz mit einem Korpus aus Gusseisen. Unter den Füßen des Gekreuzigten wurde ein Schildchen mit der Bezeichnung 1773 angebracht. Auf dem Steinsockel befinden sich Gebetssprüche.[19] Der lateinische Hinweis auf der Frontseite des Steinsockels lautet übersetzt Dies Kreuz hat der Bürgermeister Joseph Ludwig Ulrich für Gott und seinen gekreuzigten Sohn in frommer Absicht errichtet.

Bildstock

Ein neugotisches Heiligenhäuschen aus grünem Sandstein wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut. In der Nische steht eine 73 cm hohe Figur aus Weichholz, sie stellt die Hl. Anna dar. In der rechten Hand hält sie eine aufgeschlagene Seite aus dem Buch der Sprüche Die gottesfürchtige Frau wird Lob empfangen. Auf ihrer linken Seite sitzt die Tochter Maria Die Arbeit des 17. Jahrhunderts zeigt Spuren alter Fassung. Im Sockel ist die lateinische Inschrift (übersetzt): Zu Ehren der heiligen Mutter Anna wiederhergestellt 1870 durch die Spenden frommer Wohltäter, denen ewiges Leben geschenkt werden möge. Gelobt seien die verehrungswürdige Anna und die heilige Jungfrau Maria!

Golgotha-Kreuz

Das Golgotha-Kreuz steht auf einer Rasenfläche an der Nordseite der Kirche. Es stellt in monumentaler Darstellung den Kalvarienberg dar und dient als Erinnerung an die Glaubenserneuerung. Das Kreuz wurde 1991 von Bernhard Kleinhans aus Sendenhorst angefertigt.

Mahnmal

Etwas abseits wischen dem Turm und dem Südportal steht das Mahnmal für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. Im Jahr 1960 wurde nach einem Ratsbeschluss ein Wettbewerb unter den in Brilon geborenen und lebenden Künstlern, sowie fünf Teilnehrmern von Außerhalb ausgeschrieben. Es gingen acht Entwürfe ein, den Zuschlag erhielt Wilhelm Hanebal aus Büderich. Dieser Entwurf galt unter den Juroren als der am meisten ausgereifte. Den zweiten und dritten Platz teilten sich die Bildhauer Suberg aus Elleringhausen und Kirchner aus Münster. Das Mahnmal aus Diabas wurde am 9. November 1961aufgebaut. Es steht auf einer Bodenplatte und hat eine Höhe von 2,60 Metern. Auf der Platte sind eine Inschrift Die Toten mahnen und zwei versetzte Kreuze eingemeißelt.

Gestaltung des Kirchplatzes

Propstei

Erhebung zur Propsteikirche, päpstliche Urkunde von 1925

Um das große Erzbistum Paderborn zu strukturieren und das Diözesanbewusstsein zu stärken, bat der Bischof Caspar Klein den Papst, die Pfarrkirche in den Stand einer Propsteikirche zu erheben. Per Dekret vom 14. Dezember 1925 folgte Papst Pius XI. diesem Wunsch.

Pröpste

Bischof Caspar bestimmte in einem Begleitschreiben zum Dekret des Papstes: Zugleich bestimme ich, dass der jeweilige Inhaber der Pfarrstelle gedachter Propsteikirche von nun an den Titel eines Propstes und die entsprechenden Insignien zu tragen berechtigt ist. Diese bestehen in der üblichen Tracht eines Propstes und in einem Kreuz aus weißer Emaille, das auf der Vorderseite das Bildnis der hl. Apostel Petrus und Andreas und auf der Rückseite das Bild des Hl. Liborius trägt. Das Kreuz ist am schwarzen Seidenband zu tragen. [20]

Name Amtszeit Bemerkungen Foto
Dr. Josef Brockhoff 1926 bis 1932 Erster amtierender Propst
Josef Brockhoff
Josef Brockhoff
Franz Meyer 1932 bis 1957 Die Propst-Meyer-Straße wurde nach ihm benannt
Anton Dünnebacke 1957 bis 1974
Heinrich Prinz 1975 bis 1999
Dr. Karl-Heinz Wiesemann 1999 bis 2002 ist zurzeit Bischof von Speyer.
Karl-Heinz Wiesemann als Bischof von Speyer
Karl-Heinz Wiesemann als Bischof von Speyer
Stefan Wigger 2002 bis 2009
Dr. Reinhard Richter seit 2009

Literatur

  • Volker Gedaschke und Heinrich Hülsbusch Propsteikirche St. Petrus und Andreas in Brilon Podszun Verlag Brilon 2011 ISBN 978-3-86133-623-5
  • Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952
  • Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, 2011, ISBN 978-3-422-03114-2
  • Propsteipfarramt Brilon (Hrsg.): Propsteikirche Brilon. gedruckt bei Hecker in Brilon, 1999,
  • Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952

Einzelnachweise

  1. 750 Jahre Stadt Brilon. 1970, S. 123.
  2. NRW-Live
  3. Propsteipfarramt Brilon (Hrsg.): Propsteikirche Brilon. 3. Auflage. 1988.
  4. Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 155–156.
  5. a b c Propsteipfarramt Brilon (Hrsg.): Propsteikirche Brilon. gedruckt bei Hecker in Brilon, 1999, S. 6.
  6. Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 154.
  7. Der Westen
  8. Propsteikirche St. Petrus und Andreas, 3. Auflage. von 1988
  9. Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 157–158.
  10. Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 161–162.
  11. Propsteipfarramt Brilon (Hrsg.): Propsteikirche Brilon. gedruckt bei Hecker in Brilon, 1999, S. 10.
  12. Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 158.
  13. Joachim Merz: Briloner Heimatbuch. Band VII, S. 99 und 100
  14. Joachim Merz: Briloner Heimatbuch. Band VII, S. 101.
  15. a b c Dehio, Georg, Unter Wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, 2011, ISBN 978-3-422-03114-2, S. 195.
  16. 750 Jahre Stadt Brilon Hrsg. Stadt Brilon, S. 101.
  17. a b Propsteipfarramt Brilon (Hrsg.): Propsteikirche Brilon. gedruckt bei Hecker in Brilon, 1999, S. 12.
  18. Pastoralverbund Brilon
  19. Wilhelm Rave (Hrsg.); Paul Michels, Nikolaus Rodenkirchen, Franz Herberhold: Bau- und Kunstdenkmälder von Westfalen, Kreis Brilon. 45. Band, Aschendorfsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1952, S. 171.
  20. 750 Jahre Brilon , 1970, S. 123.
Commons: Propsteikirche Brilon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 23′ 39,7″ N, 8° 34′ 3,2″ O