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Benutzer:Grammer/Universität im Nationalsozialismus

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Universitäten in der Weimarer Republik

Wissenschaft und Politik

In der Weimarer Republik gab es im Vergleich zum Kaiserreich zentrale Veränderungen im Hochschulwesen. Der Artikel 142 der Weimarer Verfassung garantierte erstmalig die Freiheit von Forschung und Lehre. Innerhalb der Kultusministerien gab es einen teilweisen personellen Wandel. Die Ämter besetzten ab 1918/19 neben Personen, die aus dem alten monarchischen System kamen, auch Parteipolitiker aus allen politischen Spektren. Gleichzeitig blieb das Bildungssystem föderal, und die Universitäten behielten im wesentlichen ihre bisherige rechtliche Struktur.[1]

Zur besseren finanziellen Unterstützung von Forschung und Hochschulen wurden in der Weimarer Republik (halb-)staatliche Förderstellen gegründet, zum Beispiel der Humboldt-Verein, der Stiftungsverband für die deutsche Wissenschaft und die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft.[2] Diese förderten vorwiegend anwendungsorientierte Projekte. Die zum Teil auf Unabhängigkeit von bestimmten Rohstoffen und Grunderzeugnissen zielende Forschung knüpfte an Autarkiebestrebungen des Ersten Weltkrieges an, die bis zum Zweiten Weltkrieg kontinuierlich fortgesetzt wurden.[3]

Professoren und Studierende in der Weimarer Republik

Bundesarchiv Bild 102-00995, Berlin, Feier studentischer Verbindungen

Bei der Professorenschaft handelte es sich um eine kleine Gruppe: Im Jahr 1925 gab es 4862 Lehrkräfte an den Universitäten des Deutschen Reichs und 1829 Lehrkräfte an den technischen Hochschulen. Sie übten jedoch aufgrund ihrer elitären Stellung in der Gesellschaft einen enormen Einfluss, insbesondere auf die Studierendenschaft, aus.[4]:216f.

Mit dem Ende des wilhelminischen Kaiserreichs fürchteten viele Professoren um ihren sozialen Status und das Prestige, falls sich die Räterepublik durchsetzen würde. Einzig deshalb bekannten sich in der Frühphase der Weimarer Republik viele Professoren zur neuen Staatsform. Dies änderte sich jedoch bereits 1919. Von da an standen die meisten Professoren der Republik distanziert und kritisch, teilweise feindselig und überheblich gegenüber. Im Irrglauben, eine aufrechte nationale Gesinnung zu haben, glorifizierten die Professoren unkritisch die wilhelminische Vergangenheit. Damit trugen sie zu einer dauerhaften Schwächung der Republik bei.[4]:218f.

Das Verhältnis der Studierenden zum republikanischen Staat reichte von ambivalenter Reserve bis zur schroffen Verachtung. Es gab zwar demokratisches Potential, jedoch verband die große Mehrheit den neuen Staat mit der als schmachvoll empfundenen Kriegsniederlage.[4]:212 Die antidemokratische Subkultur des wilhelminischen Verbindungsstudententums wurde nicht verboten, die Zahl der Mitglieder in Verbindungen und Burschenschaften stieg stark an.[4]:214f. Ab 1924 hatte der völkisch und national geprägte Hochschulring einen enormen Einfluss auf die Universitäten. 1927 kam es zum offenen Bruch zwischen den Studierenden und der Republik, woraufhin die verfasste Studentenschaft ihre staatliche Anerkennung verlor.[4]:215 Ab 1928 „eroberte“ der Nationalsozialistische deutsche Studentenbund (NSDStB), die Hochschulen. Dieser zeichnete sich durch Antirationalismus, Frontsoldatenmythos, völkischer Nationalismus, Antisemitismus und Verachtung des Weimarer Parteienstaates aus. Im Wintersemester 1929/30 erreichte der NSDStB erstmals absolute Mehrheiten an den Universitäten Erlangen und Greifswald. Im Juli 1931 erlangte er bei den Wahlen des 14. deutschen Studententags die absolute Mehrheit. Viele Studierende zeigten sich folglich bereits früh und in öffentlich wirksamer Weise für die nationalsozialistische Ideologie empfänglich.[4]:215f.

Umgestaltung der Universitäten nach 1933

Rechtliche Umgestaltung

Das Recht der Universitäten in der Weimarer Republik

In der Weimarer Republik standen den Universitäten gewisse „Selbstverwaltungsrechte“ zu. Anerkannt war, dass der Rektor der Universität von den Mitgliedern des Senats und die Dekane von den Mitgliedern der Fakultäten gewählt wurden, wobei die ordentlichen Professoren (Ordinarien) den Senat und die Fakultäten dominierten. Darüber hinaus konnten die Ordinarien auch darüber entscheiden, wer an die Universität berufen wurde bzw. wer sich habilitieren konnte. Diese Art der kollektiven Selbstverwaltung schützte die Universitäten jedoch nicht vor Eingriffen des Gesetzgebers. Grund hierfür war, dass nach allgemeiner Rechtsauffassung für das Hochschulrecht der „Vorbehalt des Gesetzes“ nicht galt.[5] Darüber hinaus war nach der Weimarer Verfassung nicht das Reich, sondern die jeweiligen Länder des Reiches für die Hochschulpolitik und -verwaltung sowie für das Beamtenrecht zuständig. Somit übten am Ende der Weimarer Republik die neun Reichsländer einen erheblichen staatlichen Einfluss auf ihre jeweiligen - insgesamt 23 - Universitäten aus, "der nur in geringem Maße an gesetzliche Vorgaben gebunden war".[6]

Das Recht der Universitäten im Nationalsozialismus

Bundesarchiv Bild 146-1972-026-11, Machtübernahme Hitlers

Nachdem die Reichsregierung unter Adolf Hitler am 30. Januar 1933 vom Reichspräsidenten ernannt worden war, kam es zu einer "radikalen Umgestaltung" an den Universitäten [7].

Beamtenrecht

Am 6. April 1933 erfolgte z.B. im Land Baden die Beurlaubung sämtlicher jüdischer Mitarbeiter im öffentlichen Dienst auf Grundlage eines Erlasses des badischen Innenministers („Badischer Judenerlaß“). Am 7. April 1933 trat das von der Reichsregierung beschlossene “Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ (BBG) in Kraft. Bei diesem Gesetz handelte es sich um das erste reichseinheitliche Beamtengesetz in Deutschland. Am 21. Januar 1935 folgte das „Gesetz über die Entpflichtung und Ersetzung von Hochschullehrern aus Anlaß des Neuaufbaus des deutschen Hochschulwesens“. Mithilfe dieser Gesetze konnten Juden, Kommunisten und Sozialdemokraten aus den Universitäten entfernt und beamtete Professoren jederzeit versetzt und entpflichtet werden.

Hochschulrecht

Erste Veränderungen erfolgten u.a. in Baden durch die „Badische Hochschulverfassung“ vom 24. August 1933, in Preußen mit dem Runderlass „Vorläufige Maßnahmen zur Vereinfachung der Hochschulverwaltung“ vom 28. Oktober 1933 sowie durch das „Hamburger Hochschulgesetz“ vom 21. Januar 1934. Im Mittelpunkt dieser gesetzlichen Regelungen stand die Stellung des „Rektors der Hochschule“, der nun von dem jeweils zuständigen Minister des Landes bestimmt wurde. Damit begann bereits in den Ländern die Entwicklung von der „Selbstverwaltung“ zum „Führerprinzip“.

Die Reichsregierung erließ am 22. April 1933 das reichseinheitliche „Gesetz über die Bildung von Studentenschaften an den wissenschaftlichen Hochschulen“. Danach bildeten die voll eingeschriebenen Studierenden mit deutscher Abstammung und Muttersprache, ohne Berücksichtigung der Staatsangehörigkeit die Studentenschaft der Hochschule. Am 25. April 1933 folgte das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“, das eine „rigorose Kapazitätsbegrenzung mit eindeutig antijüdischer Stoßrichtung“ mit sich brachte.[8] Neben diesen reichseinheitlichen Gesetzen bestanden zuerst einmal noch die hochschulrechtliche Kompetenzen der Länder weiter. Erst das „Gesetz über den Neuaufbau des Reiches“ vom 30. Januar 1934 führte dazu, dass die Länder zu einer „untergeordneten Institution“ des Reiches wurden [9] und somit keine eigene Hochschulverwaltung mehr betreiben konnten.

Am 1. Mai 1934 wurde die Errichtung des Reichsministeriums für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (REM) verkündet und dem neu gegründeten Ministerium die Entscheidungen über die Gestaltung des Hochschulwesens übertragen. Die „Reichs-Habilitations-Ordnung“ trat am 13. Dezember 1934 in Kraft. Danach hatten die Fakultäten nur noch das Recht, dem bereits promovierten Kandidaten den akademischen Grad „Dr. habil“ zu verleihen. Die Lehrbefugnis jedoch konnte nur noch der Reichswissenschaftsminister verleihen. Ziel dieser Regelung war es, dass nur politisch genehme Dozenten an den Hochschulen unterrichten konnten. Die Einführung der „Reichsstudienordnung“ am 18. Januar 1935 brachte darüber hinaus eine „völlige Umstrukturierung der öffentlich – rechtlichen Vorlesungspläne mit sich".[10]

Die erste Universitätsverfassung, die für das gesamte Reich galt, trat am 3. April 1935 in Kraft. Im Mittelpunkt dieser „Richtlinien zur Vereinheitlichung der Hochschulverwaltung“ stand die Stellung des Rektors als „Führer der Hochschule". Wesentliche Änderungen folgten nur noch durch die Eingliederung von Universitäten aus angegliederten bzw. besetzten Ländern des Reiches. Zu einer Kodifizierung des Hochschulrechtverfassungs- bzw. -verwaltungsrecht kam es während der Zeit des Nationalsozialismus nicht.

Der Rektor als „Führer der Hochschule“

Der Rektor der Universität hatte das Vorschlagsrecht für die Ernennung der Dekane, die wiederum die Fakultäten führten. Senat und Fakultäten hatten dagegen nur noch Beratungsfunktionen. Darüber hinaus wurden - soweit vorhanden - außerhalb der Universitäten die Kuratoren, Gauleiter, Reichsstatthalter, Reichsamtsleiter vom Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbund und die Landesregierungen und innerhalb der Universität die Leiter der Dozentenschaft und der Studentenschaft an der Hochschulpolitik bzw. -verwaltung beteiligt. Nicht geregelt wurde jedoch, wie im Falle von Konflikten zwischen den Beteiligten zu verfahren sei. Innerhalb der Universität lag das vor allem daran, weil die Rechte des „Führers der Hochschule“ nicht näher definiert, sondern der Begriff als gegeben vorausgesetzt wurde, in der Praxis aber verschieden ausgelegt wurde.[11] Einerseits wurde vertreten, dass der Rektor als politischer Berater des Ministers lediglich „erforderliche Maßnahmen vorschlagen“ muss, soweit er nicht selber zu Durchführung der Maßnahmen ermächtigt ist.[12] Andernseits wurde der Rektor als jemand gesehen, der „Wenn es notwendig erscheint, (...) in der Lage ist, Anordnungen zu treffen, die der ängstliche Jurist als Kompetenzüberschreitung oder gar Verfassungsbruch bezeichnen würde“.[13]

Die Reaktionen des Lehrkörpers auf die Machtübernahme

Die Reaktion auf die Machtbestrebungen der NSDAP war unter den Hochschullehrern keineswegs einheitlich. Es lassen sich zwei Akteursgruppen benennen, zum einen die schon finanziell abgesicherten, älteren Ordinarien in höheren Positionen und zum anderen die in finanziell ungesicherten Verhältnissen angestellten, jüngeren Dozenten.

Individuelle Reaktionen

Zahlreiche rechtskonservative Hochschullehrer konnten sich – teilweise schon vor 1933 – mit Teilen der NS-Ideologie identifizieren: z.B. mit der Ablehnung der Weimarer Republik, Sehnsucht nach einem starken Staat und Glorifizierung des Militärischen.[14]:49 Über den Nationalsozialismus schreibt Jörg Tröger: „Der Großteil der Ordinarien (…) sah in ihm so etwas wie einen Bündnisgenossen im Prozeß der nationalen, militanten Selbstbehauptung, dessen rauhe Sitten man ihm schon abgewöhnen würde.“[14]:47 Zugleich fürchteten die Ordinarien, von den Nationalsozialisten, von denen manche eine sehr antiintellektuelle Rhetorik pflegten, entmachtet zu werden und passten sich dem neuen Regime an. Sie sahen sich im Dilemma, ihre Institutionen möglichst gegen die Reform-Eingriffe der Regierung zu schützen und gleichzeitig den wissenschaftlichen Anspruch zu wahren. So äußerte kaum jemand in der Öffentlichkeit Kritik, nur in privatem Kreis, sodass ein Bild der Einigkeit zwischen Hochschullehrern und NS-Regierung entstand.[15]:74

In den Jahren nach 1933 ließ selbst die Kritik der zunächst NS-skeptischen Professoren nach. So wurden die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 und der Anschluss Österreichs 1938 als Errungenschaft der Nationalsozialisten bewertet.[15]:88

Für die Dozenten in bislang nicht festen Arbeitsverhältnissen bedeuteten die Entlassungen von Kollegen auf Basis des BBG neue Aufstiegschancen. Vor allem jüngere Hochschullehrer traten in die Partei ein, manche aus Karrieregründen, andere aus ideologischer Motivation. An einzelnen Universitäten waren schon im Sommer 1933 20-25% der Dozenten der NSDAP beigetreten.[15]:73

Institutionelle Reaktionen

Bundesarchiv Bild 183-J00682, Berlin, Heldengedenktag, Ehrenmal

Eilfertigen, vorauseilenden Gehorsam zeigt das Beispiel der medizinischen Fakultät der Berliner Universität (der Kaiser-Friedrich-Wilhelm-Universität, später HU), die das gesamte jüdische Personal der Institute und Kliniken bereits am 1. April 1933 entließ, obwohl das BBG erst am 7. April in Kraft treten sollte.[16]:21

Zehn von vierundzwanzig Hochschulen in Deutschland veröffentlichten nach der Machtübernahme Loyalitätsbekundungen für Hitler. Knapp zehn Prozent aller Lehrenden an deutschen Universitäten schlossen sich diesen an.[17] Beispielsweise gelobten am 11. November 1933 etwa 900 Professoren verschiedener Hochschulen bei einer Festivität zur „nationalsozialistischen Revolution“ Treue zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat (siehe Bekenntnis der Professoren).

Einige Fachrichtungen versuchten zudem, ihren besonderen Stellenwert für den Nationalsozialismus hervorzukehren. Die Germanistik galt beispielsweise als „Nationalwissenschaft“ und die Gestaltpsychologie setzte sich in Verbindung mit der nationalsozialistischen Revolution dafür ein, politische Ideologie und psychologische Theorie miteinander zu verknüpfen.[18]

Schwierig einzuschätzen ist die zweideutige Reaktion des Verband Deutscher Hochschulen. Während in früherer Literatur dem Verband eine eher unterstützende Rolle eingeräumt wurde, deuten heutige Historiker z.B. eine Erklärung vom 21. April 1933 auch als vorsichtige Bedenkenäußerung. Zwar wird ein Bekenntnis zum Nationalismus geäußert, darüber hinaus wird jedoch auch der Wunsch nach Autonomie von Hochschulen und Kritik an "[der] Form der Politisierung (…), die eine Verengung auf Sonderanschauungen" darstellt.[15]:74

Vereinzelter Protest

Franck,James Autogramm 1952.

Nur ein geringer Teil der deutschen Hochschullehrer stand der NSDAP und deren Hochschulpolitik kritisch oder gar ablehnend gegenüber. Folglich löste zum Beispiel das BBG nur vereinzelt offenen Widerstand vonseiten der Lehrerschaft aus, sodass solche Proteste meist wirkungslos blieben. Ein signifikantes Beispiel hierfür ist der Fall des jüdischen Physikers und Nobelpreisträgers James Franck. Obwohl er durch das Frontkämpferprivileg von den Maßnahmen im Rahmen des BBG verschont geblieben wäre, trat er trotzdem am 17. April 1933 von seiner Professur in Göttingen zurück und hoffte seine Kollegen zum Umdenken zu bewegen. Allerdings blieb der gewünschte Erfolg seiner Protestaktion aus und sollte sich sogar ins Gegenteil umkehren. Nur fünf Tage nach dem Rücktritt Francks bekundeten 42 Göttinger Kollegen ihm gegenüber öffentlich ihre Abneigung und bezeichneten sein Handeln als „Sabotageakt“ gegen das NS-Regime.[19]

Festzustellen ist außerdem, dass die Protestaktionen primär von den betroffenen jüdischen Hochschullehrern getragen wurden. Andere beteiligten sich nur sehr selten offenkundig am Protest und Widerstand. Nennenswert ist in diesem Zusammenhang der Berliner Pharmakologe Otto Krayer, welcher sich unter anderem für seine jüdischen Kollegen einsetzte. Er lehnte z.B. aus Protest eine neu zu besetzende Stelle von einem entlassenen jüdischen Mitarbeiter ab.[16]:22

Vertreibung und Emigration

Auf Grundlage des BBG, dessen Geltungsbereich bis Mai 1933 auf nichtbeamtete Hochschullehrer, bis hin zu Lehrbeauftragten ausgedehnt wurde, sind 1933 und in den Folgejahren etwa 18,6 Prozent des Lehrkörpers der deutschen Universitäten entlassen worden. Inklusive derer, welche die Universität „freiwillig“ verließen, waren es 19,3 Prozent.[20] Frauen waren vom BBG früher als Männer betroffen, da für sie bestimmte in den Durchführungsbestimmungen des Gesetzes formulierte Ausnahmeregelungen nicht griffen. So konnte eine Verzögerung der Vertreibung erwirkt werden, wenn die betroffene Person bereits vor 1914 eine Professorenstelle innehatte oder im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte – beides war Frauen nicht möglich.[21]:263

Insgesamt wird der Verlust der deutschen Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen auf rund 3000 Personen beziffert, was etwa 20% ihres Personals ausmachte.[22] Dies wirkte sich in verschiedenen Fächern und Disziplinen höchst unterschiedlich aus. Vor allem die modernen Disziplinen und Teildisziplinen, die in den zwanziger Jahren ihre Professionalisierungsphase durchmachten, waren von Entlassungen betroffen (Ökonomie, Soziologie, Politikwissenschaft / Biochemie, Atomphysik). In den Sozialwissenschaften betrug die Entlassungsquote an einzelnen Hochschulen bis zu 60% des Lehrkörpers.[22] Manche Hochschulen, wie die Universität Tübingen, die bereits vor 1933 eine antisemitische Personalpolitik verfolgte, waren dagegen kaum betroffen. Die Veränderungen an den Hochschulen während des Nationalsozialismus hatten auch Auswirkungen auf den Anteil der Frauen am Wissenschaftsbetrieb. Dies wird am Beispiel der Berliner Universität deutlich. Dort war bis Herbst 1933 die Mehrzahl der Wissenschaftlerinnern von der Universität vertrieben worden. Bis 1937 wurden die verbliebenen Wissenschaftlerinnen geduldet, jedoch keine neuen eingestellt. Erst mit der Vorbereitung des Zweiten Weltkrieges und vor allem ab 1939 wurden wieder Frauen als Assistentinnen und Dozentinnen eingestellt.[21]:290f.

Von den 901 entlassenen Hochschullehrern wurden 38 (4,2%) Opfer nationalsozialistischer Vernichtungspolitik, 36 (4,0%) nahmen sich das Leben.[20] Etwa zwei Drittel der Entlassenen sind emigriert. Von den Emigranten sind wiederum etwa zwei Drittel in die USA ausgewandert, wo viele Wissenschaftler gute Arbeitsbedingungen, existenzsicherndes Auskommen und Offenheit der dortigen Wissenschaftscommunity vorfanden. Daneben emigrierten Wissenschaftler in nennenswertem Umfang nach Großbritannien und in die Türkei, wo die Modernisiererregierung unter Atatürk großes Interesse am Fortschritt und Anschluss an europäische Wissenschaftsstandards hatte.[22] Über die Situation von Frauen im Exil lässt sich kaum eine allgemeingültige Aussage treffen. Wenn Wissenschaftlerinnen im Exil eine neue Anstellung fanden, dann jedoch meist nicht ihrer Qualifikation entsprechend.[21]:279f.

Unterstützt wurde die Wissenschaftsemigration - insbesondere in die USA - von der privaten Rockefeller Foundation, die als wichtigste Agentur zur Flüchtlingshilfe eine Schlüsselrolle einnahm – sie stellte zwei Drittel der Gelder bereit, die insgesamt in den USA für Aufnahme und Integration von Wissenschaftsemigranten aufgebracht wurden, unterstützte aber auch Hilfskomitees in Großbritannien.[23]

Die Wissenschaftsemigration stellte einen Aderlass für die deutsche Wissenschaft dar, bewirkte aber zugleich auch einen enormen internationalen Kulturtransfer, der durch die Rückwirkung auf Europa nach 1945 in starkem Ausmaß zur umfassenden Internationalisierung der Wissenschaften beitrug.


Wissenschaftspolitik im Nationalsozialismus

Bundesarchiv Bild 183-L15757, Prag, Hochschulkonferenz, v. Neurath

Die NS-Wissenschaftspolitik war von konkurrierenden Interessengruppen und den sich daraus ergebenden uneinheitlichen Zielen im Spannungsverhältnis verschiedener Entscheidungsstellen charakterisiert. Die Nationalsozialisten vertraten im Allgemeinen keine antiwissenschaftliche Haltung , vielmehr war ihnen die Bedeutung der Wissenschaft und Forschung für eine erfolgreiche und moderne Kriegsführung bewusst. Damit lässt sich die Sichtweise der Nationalsozialisten eher als antiintellektualistisch bezeichnen.[24]:28

Innerhalb der NS-Wissenschaftspolitik lassen sich vier verschiedene Programmpunkte unterscheiden, die insgesamt das Verständnis der nationalsozialistischen Wissenschaft abbilden und einen Eindruck von einem Wissenschaftskonzept im NS-Staat vermitteln:

  1. Wissenschaft nicht mehr als Selbstzweck, sondern mit konkret nutzbringender Leistung,
  2. Rassenbrgriff als zentraler Bestandteil der Wissenschaft und Forschung,
  3. Entwicklung einer ganzheitlichen Wissenschaft,
  4. Ablehnung einer internationalen Wissenschaftsgemeinschaft.[25]:141-143

Träger der Wissenschaftspolitik

Bundesarchiv Bild 146-2005-0168, Alfred Rosenberg

Es bestand eine Vielzahl von Entscheidungsstellen, deren Zuständigkeitsbereiche sich überschnitten. Die bedeutendsten Akteure der NS-Wissenschaftspolitik waren das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung (auch: Reichserziehungsministerium oder REM), der Nationalsozialistische Deutsche Dozentenbund(NSDDB), die Hochschulkommission der NSDAP, sowie die Abteilung Wissenschaft im Amt Rosenberg.[25]:135 Die zwischen ihnen ausgetragenen Konflikte um Einfluss und Macht, werden als einer der Hauptgründe gegen eine zielgerichtete Wissenschaftspolitik angesehen. Einen Konsens unter den Entscheidungsträgern gab es jedoch hinsichtlich der Personalpolitik, der Haltung gegenüber demokratischen Strukturen, des Führerprinzips und der gezielten Unterstützung bestimmter Disziplinen. Des Weiteren bot diese Situation des „Ämterchaos“ die Ausgangslage für die Einflussnahme anderer Stellen und Personen auf die Ausprägung der Wissenschaftspolitik.[25]:136-137

Wissenschaftliche Institutionen

Die Auswirkungen der NS-Wissenschaftspolitik auf die verschiedenen wissenschaftlichen Institutionen werden in der Literatur unterschiedlich bewertet. Zu den wichtigsten dieser Institutionen zählen die Hochschulen, die großen Forschungseinrichtungen z. B. die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), sowie Einrichtungen wie die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V. Für die Hochschulen lässt sich dabei zeigen, dass der NSDDB Einfluss auf die administrative Arbeit, aber auch bei der Berufungspraxis hatte, da neben der fachlichen Eignung eines Hochschullehrers seine politische Beurteilung relevant wurde. Außerdem wirkte die Einführung der Reichshabilitationsordnung (Verlinken?) und die damit verbundenen Selektionsmechanismen auf die akademische Selbstverwaltung der Hochschulen ein.[26] Bei der Betrachtung der KWG können unterschiedliche Aspekte der NS-Wissenschaftspolitik beobachtet werden. Anhand der herausragenden finanziellen Förderung der natur- und technikwissenschaftlichen gegenüber der geistes- und sozialwissenschaftlichen Institute, wird die Wertschätzung der hier im Zentrum stehenden Disziplinen durch die Nationalsozialisten zum Ausdruck gebracht. Spätestens ab 1938 stieg die Förderung dabei relativ in Bezug auf andere Fächer, als auch absolut.[24]:31f. Symptomatisch für die NS-Wissenschaftspolitik ist ebenfalls die institutionelle Verflechtung der Führungsspitzen der KWG mit politischen Ämtern. Personen wie der Generalsekretär der KWG Ernst Telschow nutzten dabei mit ihren persönlichen Bemühungen die unscharfen Zuständigkeitsbereiche der wissenschaftspolitischen Akteure und bestimmten dadurch die Ausformungen der Wissenschaftspolitik mit.[24]:33

Bundesarchiv Bild 183-R0116-504, Max Planck

Studierende

Quantitative Entwicklung der Studierendenzahlen

An den Universitäten sanken die Studentenzahlen von 88.930 im Sommersemester 1933 auf 40.716 im Sommersemester 1939- also auf weniger als die Hälfte.[27] Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 waren bereits 60.225 Studenten an den deutschen Universitäten immatrikuliert gewesen, 1931 hatte die Zahl der Immatrikulierten den Höchststand der Zwischenkriegszeit mit 103.912 erreicht. Die „Überfüllungskrise“ bzw. Überproduktion von Akademikern wurde bereits in den 1920er Jahren intensiv diskutiert – einschließlich der Befürchtung, dass der massive Zustrom an Studierenden auch solche an die Hochschulen bringe, die für ein Studium nicht hinreichend geeignet seien.[28] Zeitgenössische Schätzungen gegen Ende der Weimarer Republik gingen davon aus, dass die Zahl der Hochschulabsolventen etwa zwei- bis dreimal so hoch sei wie der reale Bedarf an akademischen Berufsanfängern.[29] Bereits ab 1931 ging die Zahl der Studierenden an den Universitäten kontinuierlich zurück. Im Jahr der Etablierung der NS-Herrschaft war sie bereits auf unter 90.000 gesunken; mit Ausbruch des Krieges (im Wintersemester 1939/40) erreichte sie ihren Tiefststand von 28.696.

Einig ist sich die neuere Forschung darin, dass dieser Rückgang der Studierendenzahlen nur zu einem geringen Teil auf die dirigistische Hochschulpolitik des Nationalsozialismus zurückzuführen ist, sondern vor allem vor dem Hintergrund demografischer Veränderungen, verringerter Studienbereitschaft und der wachsenden Attraktivität anderer Berufsfelder für Abiturienten interpretiert werden muss.[30]

Während und in Folge des Ersten Weltkriegs hatten sich die Geburtenziffern dramatisch reduziert. 1917/18 lag die Zahl der Lebendgeborenen um ca. die Hälfte unter dem Vorkriegsniveau. Diese geburtenschwachen Jahrgänge führten zwischen 1934 und 1936 zu einer deutlichen Reduzierung von AbiturientInnen (von über 40.000 auf knapp 26.000). Hinzu kam deren sinkende Studienneigung, die sich erklärt durch die Perspektivunsicherheit hinsichtlich der Verwertung eines akademischen Abschlusses, durch ökonomische Gründe, die eine Finanzierung des Studiums unmöglich machten sowie durch neue Karrierechancen in der wieder expandierenden Wirtschaft und – für männliche Abiturienten– vor allem in der Wehrmacht. Verschärft wurde die Wirkung der genannten Faktoren jedoch in der Tat durch ein Bündel regulierender und restriktiver Maßnahmen der Hochschulpolitik.

Rechtliche Regelungen, Zulassungsbedingungen und Studienförderung

Als Reaktion auf die „Überfüllungskrise“ hatten die Kultusminister der Länder im Februar 1933 eine Vereinbarung getroffen, nach der Abiturienten mit geringen schulischen Leistungen möglichst von einem Hochschulbesuch abgeraten werden sollte. Wer gegen diesen ausdrücklichen Rat trotzdem studierte, wurde von Studienvergünstigungen ausgeschlossen.[31] Auch das im April 1933 verabschiedete „Gesetz gegen die Überfüllung der deutschen Hochschulen und Schulen“ verfolgte das Ziel, den Zugang zum Hochschulschulstudium am beruflichen Bedarf auszurichten und energisch zu drosseln. Im Dezember 1933 wurde ein allgemeiner Numerus clausus eingeführt: Von den über 40.000 Abiturientinnen und Abiturienten des Jahrgangs 1934 sollten nur 15.000 in einem Hochschulreifevermerk die Genehmigung zum Studium erhalten.[32] Nach dem Übergang der hochschulpolitischen Kompetenzen vom Reichsinnenministerium an das neu gegründete Reichserziehungsministerium im Mai 1934 wurde diese Strategie infrage gestellt unter Verweis auf die Gefahr künftigen Nachwuchsmangels in akademischen Berufen, der sich inzwischen bereits abzuzeichnen begann. Schon ab Februar 1935 wurde deshalb wieder auf den Hochschulreifevermerk verzichtet. Selbst diejenigen Studenten, denen er 1934 nicht erteilt wurde, konnten nachträglich ein Studium aufnehmen, sofern sie als „politisch zuverlässig“ eingestuft wurden.[33]

Sonderwege zur Öffnung der Hochschulen waren außerdem das „Langemarckstudium“, die Begabtenprüfung und die Zulassung zum Studium nach erfolgreichem Besuch einer Fachschule.

Das Langemarckstudium wurde 1934 aufgrund studentischer Initiativen eingeführt. Es verfolgte die Absicht, begabte und politisch zuverlässige Jugendliche aus unteren sozialen Schichten in speziellen Ausbildungskursen auf ein Hochschulstudium vorzubereiten. Hierfür musste man von der Partei oder einer ihrer Gliederungen, dem Reichsarbeitsdienst oder der Wehrmacht vorgeschlagen werden. Politische Kriterien spielten neben Begabung, Leistung und körperlicher Gesundheit eine wichtige Rolle und wurden in Ausleselagern überprüft. Die Begabtenprüfung für Berufstätige wurde in modifizierter Form aus der Weimarer Republik übernommen. Der Übergang von einer Fachschule zur Universität wurde in einer reichseinheitlichen Regelung aus dem Jahre 1938 an eine Sonderreifeprüfung gebunden. Die Zulassung zum Studium beschränkte sich auf die Fächer, die eine direkte Fortsetzung des Fachschulstudiums darstellten. Solche Öffnungsstrategien, die auch Angehörigen unterer Schichten ein Studium ermöglichen sollten, wurden allerdings an den Universitäten kontrovers bewertet, weil diese einen wissenschaftlichen Niveauverlust befürchteten.[34]

Die öffentliche Studienförderung – für die vor allem das Reichsstudentenwerk zuständig war – schwankte nicht nur während des Nationalsozialismus erheblich, sondern korrespondierend zu den zyklischen Ab- und Zunahmen der Studentenzahlen lässt sich dies auch bereits für die Weimarer Zeit nachweisen.[35] Nur ein geringer Teil der Studenten bezog finanzielle Förderleistungen. Die finanziellen Spielräume waren jedoch sehr eng. Bei der Verteilung von Darlehen und Stipendien nahm neben den Kriterien der Begabung und Bedürftigkeit politisches Wohlverhalten eine wichtige Rolle ein.[36]

Während des Krieges wurde schließlich eine „Sonderförderung“ für studierende Kriegsteilnehmer eingeführt. Außerdem wurde wegen des hohen Bedarfs der Wehrmacht an Ärzten ein großer Teil der männlichen Medizinstudenten zu einem „nebendienstlichen Studium“ abgeordnet und wie Offiziersanwärter besoldet. Über die Verteilung von Stipendien und finanzielle Anreize wurde insofern auch die Fächerwahl zu steuern versucht.

Verschiebungen zwischen Studienfächern

Die fachliche Gliederung der Studentenschaft veränderte sich in der Zeit des Dritten Reiches spürbar.[37] Am deutlichsten erkennbar sind der Rückgang des Studiums der Theologie und der Rechtswissenschaft sowie der klare Aufschwung des Studiums der Medizin. In den Philosophischen Fakultäten und in den Naturwissenschaften gingen die Studentenzahlen zunächst zurück, dies wurde jedoch in den Kriegsjahren ein Stück weit wieder aufgefangen.

Direkte steuernde staatliche Eingriffe – etwa über die Einführung eines fächerbezogenen Numerus clausus – hat es nicht gegeben, in einzelnen Fächern allerdings sehr deutliche Attraktivitätssteigerungen durch bevorzugte finanzielle Unterstützung und ebenso klare Bestrebungen, politischen Kriterien bei der Frage der Zulassung und Förderung einen hohen Stellenwert zuzumessen. Letztere dienten auch der erklärten Absicht des NSDAP-Programms, die soziale Exklusivität des Hochschulstudiums aufzubrechen.

Soziale Auslese

Die Studentenschaft während der Weimarer Zeit war vor allem mittelständisch geprägt. Mehr als die Hälfte waren Beamtenkinder, kamen aus dem gewerblichen Mittelstand oder aus Bauernfamilien.[38] Arbeiterkinder blieben weitgehend vom Studium ausgeschlossen. 1931 betrug ihr Anteil lediglich 3%, obwohl mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Bevölkerung zur Arbeiterschaft gehörte. Trotz des Ausbaus schulischer Bildung und nachschulischer Weiterbildungsmöglichkeiten war es ihnen in aller Regel kaum möglich, den Hochschulzugang zu erreichen und ein Studium zu finanzieren. Erklärbar ist das durch die zyklischen Schwankungen des Akademikerarbeitsmarkts. Gerade soziale Aufsteiger lassen sich durch unsichere Berufsaussichten eher abschrecken als diejenigen, die durch Familientradition und Vermögen eher in der Lage sind, Berufseinstiege zu erleichtern und Wartezeiten zu überbrücken.

Im Parteiprogramm der NSDAP war das Ziel verankert, jedem fähigen und fleißigen Deutschen das Erreichen höherer Bildung zu ermöglichen und dafür auch staatliche Förderung bereitzustellen. Insbesondere die nationalsozialistischen Studentenführer griffen diese programmatischen Absichtserklärungen zur sozialen Öffnung von Hochschulen auf und kritisierten immer wieder, dass nach wie vor der Zugang zur Hochschule zu stark ein Privileg gehobener Schichten bleibe. Dies schlägt sich in der Tat in den Daten der Hochschulstatistik deutlich nieder. Das soziale Profil der Studentenschaft veränderte sich nicht spürbar. Die ohnehin sehr kleine Gruppe studierender Arbeiterkinder nahm nach 1933 eher noch ab, der Anteil aus Bildungs- und Besitzbürgertum stammenden dagegen zu.[39] Dies erklärt sich mindestens zum Teil aus dem während der Kriegsjahre deutlich gestiegenen Anteil weiblicher Studierender; denn diese kamen noch weit stärker aus dem Bürgertum, als das bei den männlichen Studierenden der Fall war.

Frauenstudium: Zwischen Beschränkung und Aufbruch

Ebenso wie für die Analyse der Entwicklung der Gesamtstudierendenzahlen im Nationalsozialismus sollte auch für die Entwicklung der Studentinnenzahlen die Zeit vor wie nach 1933 bis 1945 berücksichtigt werden.

Nachdem sich um 1900 die Universitäten nach und nach auch für Frauen geöffnet hatten, stieg deren Anteil an der Gesamtstudierendenschaft bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges mit 4.053 Studentinnen auf 6,7 Prozent. Während des Krieges wuchs die Zahl zunächst weiter an und nahm mit der Inflation Anfang der 1920er erstmals ab. Dieser Rückgang war jedoch nicht von Dauer, denn mit der fortwährenden Öffnung der Universitäten in der Weimarer Republik nahm die Gesamtzahl aller Studierenden insgesamt stark zu, wobei die Anzahl der Studentinnen schneller anstieg als die der Studenten. Im Jahr 1931 erreichte die weibliche Studienbeteiligung mit 18,9 Prozent vorerst ihren Höhepunkt. Mit Beginn des Nationalsozialismus nahm die Zahl der Studentinnen jedoch deutlich ab.[40]

Während des Nationalsozialismus wurde Frauen der Zugang zu Bildung schon durch die Verschlechterung der Mädchen-Schulbildung erschwert. Entsprechend des nationalsozialistischen Frauenbildes wurden beispielsweise ab 1935 an den höheren Schulen zwei Stunden Handarbeit statt je einer Stunde Mathematik und Englisch unterrichtet. Auch die „Neuordnung des höheren Schulwesens“ im Jahr 1938 verschlechterte die Chancen von Frauen auf einen Studienplatz. An den Mädchengymnasien gab es dadurch nur noch sprachliche oder hauswirtschaftliche Oberstufen. Der Unterricht in den naturwissenschaftlichen Fächern und Latein wurde somit weiter reduziert.[41]

Während durch das „Gesetz gegen die Überfüllung von Schulen und Hochschulen“ von 1933 nur noch jeder zweite Abiturient eine Hochschulzugangsberechtigung erhielt, war es sogar nur jeder siebten Abiturientin möglich ein Studium aufzunehmen.[42] Zusätzlich mussten Frauen zum Bestehen der Eignungstest, die von Land zu Land verschieden waren, höhere Punktzahlen erreichen. Auch legte das Gesetz fest, dass nur noch 15.000 Abiturientinnen und Abiturienten insgesamt eine Zulassung erteilt werden durfte, darunter in keinem Land mehr als 10 Prozent Frauen. Auf Grund dieser Regelungen wird auch von einem „Geschlechtsspezifischen Numerus Clausus“[43] gesprochen. Doch langfristige Auswirkungen auf die Studentinnenzahlen kann das Gesetz nicht verursacht haben, denn es wurde bereits 1935 wieder aufgehoben.

Die in den 1970er Jahren unter Historikerinnen verbreitete These, die sinkenden Studentinnenzahlen hingen mit einer frauenfeindlichen NS-Politik sowie direkt mit dem „Gesetz gegen die Überfüllung von Schulen und Hochschulen“ zusammen, muss jedoch differenzierter betrachtet werden.

Erstens sollte bezüglich dieses Gesetzes bedacht werden, dass bereits Ende der 1920er Jahre in der Weimarer Republik über ähnliche Zugangsbeschränkungen debattiert wurde. Damit sollte die „Überfüllung der höheren Berufe“ beziehungsweise die „Überproduktion von Akademikern“ verhindert werden. In diesem Kontext muss auch die Verabschiedung des Gesetzes von 1933 gesehen werden.[44]

Zweites gingen die Zahlen der Neuimmatrikulationen bereits vor 1933 zurück, diese sinkende Studierwilligkeit betraf sowohl Frauen als auch Männer.[45]

Drittens muss die schlechte allgemeine wirtschaftliche Lage, insbesondere die Arbeitsmarktlage für die akademischen Berufe berücksichtigt werden. Diese betraf vor allem die Berufsaussicht für Studierende des Lehramtes – ein von Frauen bevorzugtes Studienfach. Zusätzlich waren die Aussichten für angehende Studienrätinnen wesentlich schlechter als für ihre männlichen Kollegen. Statt daher ein anderes Fach zu studieren, entschieden sich die meisten Abiturientinnen für Ausbildungen im außeruniversitären Bereich. Solche "Ersatzkarrieren" im kaufmännischen oder industriellen Bereich eröffnet sich vor allem im zweiten Drittel der 1930er Jahre als sich die wirtschaftliche Lage deutlich verbessert hatte.

Viertens wurde 1934 für angehende Studierende ein obligatorischer halbjähriger Arbeitsdienst eingeführt. Auch dieser könnte in geschlechtsspezifischer Hinsicht die Studienentscheidung beeinflusst haben. Insgesamt handelte es sich bei den zu verrichtenden Tätigkeiten um ungewohnt harte körperliche Arbeit für die Abiturientinnen. Einerseits kann dies für Frauen eine abschreckende Wirkung gehabt haben, andererseits ist bekannt, dass es diejenigen, die den Dienst erst einmal angetreten hatten, in ihrer Entscheidung zu studieren durch die unangenehme körperliche Arbeit eher bestärkt wurden.

Fünftens kam es nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zu einem absoluten und relativen Rückgang der Stipendiatinnen. Besonders stark war dieser bei den in der Reichsförderung geförderten Studentinnen: waren 1928 noch 13 Prozent aller Geförderten Frauen, lag der Prozentsatz 1937 bei nur noch 5,5.

Sechstens spielte sicherlich auch das damalige bildungspolitische Klima eine Rolle. Der Antiintellektualismus des nationalsozialistischen Regimes und das damit einhergehende sinkende Sozialprestige akademischer Berufe dürften dazu beigetragen haben, dass sich Männer wie Frauen vermehrt gegen ein Studium entschieden.

Siebtens muss in Bezug auf die Lebens- und Studienbedingungen zur damaligen Zeit berücksichtigt werden, dass diese für Frauen insgesamt schlechter waren. Zwar war nach dem Ersten Weltkrieg und der Inflation die wirtschaftliche Lage aller Studierenden prekär, doch Frauen stand im Schnitt noch weniger Geld zur Verfügung. Die Familien waren weniger dazu bereit, Geld in das Studium ihrer Töchter zu investieren. Auch gestaltete sich die Zimmersuche schwieriger. Frauen waren zur Untermiete nicht gern gesehen und die Männer hatten demgegenüber auch Möglichkeiten über die zahlreichen Verbindungshäuser einen Wohnplatz zu finden. Außerdem waren Studentinnen bei der Stipendienvergabe benachteiligt und hatten Schwierigkeiten einen sogenannten Studentenjobs zu finden, da es sich dabei hauptsächlich um Werkarbeit handelte. Zahlreiche damalige Artikel über das „Frauenstudium“ belegen außerdem einen Anstieg der frauenfeindlichen Stimmung unter Studenten mit der NS-Machtübernahme.

Als mit den Jahren 1936/37 ein Mangel an Akademikerinnen und Akademikern festgestellt wurde, ermutigte die NS-Propaganda ausdrücklich auch Frauen zur Aufnahme eines Studiums. Erreicht wurde dieses Ziel jedoch erst mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. NAb 1939 schrieben sich immer mehr Frauen für ein Studium ein, nicht zuletzt um Kriegsdienstverpflichtungen zu umgehen.

Während und auf Grund des Krieges waren die Hörsaale also größtenteils von Frauen besucht. Diese mussten jedoch zum Ende des Krieges ihr Studium in vielen Fällen abbrechen, um den Kriegsheimkehrern „Platz zu machen“. Nach Annette Vogt hatte die frauenfeindliche Politik der Nationalsozialisten gravierende Folgen für die Integration von Frauen in den Wissenschaftsbetrieb im Nachkriegsdeutschland. Noch sieben Jahre nach Kriegsende betrug der Anteil weiblicher Lehrkräfte an den deutschen Universitäten nur 3,3 Prozent. Zudem zeigte eine qualitative Befragung von Universitätsprofessoren in den frühen fünfziger Jahren, dass starke Vorurteile gegen Frauen als Studentinnen sowie als Dozentinnen und Forscherinnen das Klima an der Universität prägten und offen geäußert wurden. Die absoluten Zahlen der weiblichen Studienbeteiligung von 1944 wurden erst wieder in den 1960ern erreicht.

Insgesamt kann festgehalten werden, dass eine Förderung des Frauenstudiums seitens der NS-Politik zum Ende der 1930er Jahre zwar erfolgreich war, jedoch ausschließlich aus ökonomischen Gründen, nicht aus emanzipatorischen und Gleichstellungsbestrebungen stattgefunden hat.

Politische Selektion

Über die Verknüpfung der Zulassung zum Studium mit der Prüfung politischen Wohlverhaltens hinaus begann unmittelbar nach der „Machtergreifung“ eine Säuberungswelle, die sich vor allem gegen links orientierte Studierende richtete. Es wurden – unter aktiver Mitarbeit von Studierenden – Schwarze Listen erstellt, die Grundlage für die Einleitung von Disziplinarverfahren und Relegationen waren. Die Regelungen waren im Jahr 1933 in einzelnen Ländern und auch in den verschiedenen Hochschulen noch sehr unterschiedlich. Der gemeinsame Nenner bestand darin, dass all diejenigen zu entfernen seien, die sich in „antinationalem Sinne aktiv betätigt“ hätten – sei es als Mitglieder oder Sympathisanten kommunistischer, sozialdemokratischer oder sonstiger missliebiger Parteien und Gruppierungen. Die praktische Umsetzung der jeweils formulierten Erlasse erfolgte ebenfalls sehr uneinheitlich. Die einzelnen Hochschulen verfügten durchaus über beträchtliche Spielräume bei der Abstufung repressiver Maßnahmen. Wie viele Studierende von diesen Maßnahmen betroffen waren, ist schwer zu quantifizieren, weil die Archivunterlagen weitgehend vernichtet wurden, für die Jahre 1933/34 lässt sich an den 23 existierenden Universitäten eine Zahl von 423 Relegationen aus politischen Gründen ermitteln, an allen Hochschulen zusammen waren 548 Studierende betroffen (0,5 % der damals Studierenden).[46] Damit gelang es offenbar, mindestens die exponierten Gegner des NS-Regimes zu entfernen. Die Abschreckungswirkung lokal bekannter Beispiele dürfte erheblich gewesen sein. Aus autobiografischen Zeugnissen wird deutlich, dass in vielen Fällen die „politische Säuberung“ nicht nur den Ausschluss vom Studium bedeutete, sondern darüber hinaus Verhaftung, Folter, Gefängnis oder Konzentrationslager.[47] Und kaum nachweisbar ist der Anteil derjenigen, die ihr Studium abbrechen mussten, weil sie aufgrund der in x.2 skizzierten nach politischen Kriterien ausgerichteten Förderungsregelungen keine finanzielle Basis mehr hatten.

Ausschluss und Vertreibung jüdischer Studierender

Am 25. April 1933 wurde das „Gesetz gegen die Überfüllung deutscher Schulen und Hochschulen“ verabschiedet, das zusammen mit den zugehörigen Durchführungsverordnungen die Grundlage für die nahezu vollständige Entfernung jüdischer Studierender schuf. Prozentual bildeten im Jahre 1932/33 jüdische Studenten mit knapp 3,7% nur einen relativ kleinen Teil der Studentenschaft.[48] Im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil von 0,9% waren sie allerdings deutlich überrepräsentiert. Auch der Frauenanteil unter den jüdischen Studierenden war überproportional hoch. Bereits vor 1933 hatten die Nationalsozialisten massiv gegen die „Verjudung“ akademischer Berufe polemisiert und nach Maßnahmen gegen die „Überfremdung“ der Hochschulen gerufen. Durch Festlegung von Höchstgrenzen (5% an jeder einzelnen Fakultät), Einführung von Ahnennachweisen und die nahezu vollständige Verweigerung der Erteilung des Hochschulreifevermerks für jüdische Abiturienten wurde der Anteil jüdischer Studierender zunächst auf unter 1% gesenkt. Faktisch gab es ab 1933 kaum noch jüdische Studienanfänger, auch die Zahl ausländischer jüdischer Studierender nahm drastisch ab. Auch viele bereits kurz vor dem Abschluss stehende mussten ihr Studium abbrechen, weil sie nicht zum Examen oder anschließenden Referendariaten zugelassen wurden oder ihre Chancen in freien Berufen stark beschnitten wurden. So verweigerte man jüdischen Ärzten Approbation und kassenärztliche Anerkennung, jüdische Anwälte durften sich nicht niederlassen und wurden nicht zum Notar ernannt. Ab 1937 war für Juden die Zulassung zur Promotion ausgeschlossen. Endgültig vervollständigt wurde die Vertreibung 1938. Im Anschluss an das Novemberprogrom („Reichskristallnacht“) sprach das Reichserziehungsministerium die telegraphische Anweisung aus, Juden die Teilnahme an Lehrveranstaltungen und das Betreten der Hochschulen zu verbieten.[49] Die wenigen verbliebenen „nichtarischen“ Studenten erlebten das Studium subjektiv überwiegend als sehr belastend, litten unter Diskriminierung und Vereinsamung und erfuhren kaum Unterstützung.[50] Es ist also kaum verwunderlich, dass auch diejenigen, die nicht zur Aufgabe des Studiums gezwungen wurden, „freiwillig“ ausschieden.

Motivation

Allgemein kann die Studierendenschaft der 1920er und 1930er Jahre als sehr empfänglich für die Ideen des Nationalsozialismus betrachtet werden. So waren es vor allem die jungen Leute an den Universitäten, die aufgrund ihrer Euphorie, ihrer Freiheit, ihrer Freizeit und einem Gefühl elitärer Überlegenheit die Ideologie der NSDAP teilten.[51]

Schon zu Beginn der 1920er Jahre lässt sich bei den Studierenden eine Anschlussfähigkeit an nationalsozialistisches Gedankengut feststellen. Die Kriegserfahrungen, die militärische Niederlage von 1918 und die als ungerecht empfundenen Bestimmungen des Versailler Vertrages trugen dazu bei, dass sich immer mehr Studierende mit den Ideen und den Zielen der Nationalsozialisten identifizierten.[52] Dabei spielten sicherlich auch Zukunftsunsicherheiten eine Rolle. Diese Ängste wurden durch die Debatte um die sogenannte Überfüllungskrise der Hochschulen und der akademischen Berufe geschürt und von nationalsozialistischen Versprechungen aufgefangen. Vor allem Studenten aus den schlagenden und tradierten Korporationen schlossen sich aufgrund der ideologischen Parallelen dem 1926 gegründeten NSDStB an. Dieser konnte so noch vor 1933 einen schnellen Aufstieg innerhalb der Universitäten verzeichnen. [53] '

Die wichtigsten studentischen Organisationen

Die wichtigsten studentischen Organisationen waren nach 1933 der Nationalsozialistische Studentenbund (NSDStB), sein weibliches Pendant die Arbeitsgemeinschaft Nationalsozialistischer Studentinnen (ANSt), die deutsche Studentenschaft (Dst), die Korporationen sowie in der Anfangszeit der Stahlhelm.

Hiervon waren nur der NSDStB und der ANSt von Anfang an nationalsozialistische Organisationen. Während der NSDStB bereits seit 1926 bestand, war der ANSt im Wintersemester 1930/31 gegründet worden. Mitglieder dieser Arbeitsgemeinschaft waren nationalsozialistisch gesinnte Frauen, deren Ziel es war, durch ihre „wesensgemäßen“ weiblichen Eigenschaften zum Aufbau einer nationalsozialistischen Gemeinschaft beizutragen. Der Dst war ursprünglich der Dachverband aller Studierendenausschüsse, seine Mitglieder waren indirekt alle deutschen Studierenden. Er befand sich allerdings seit 1931 unter Führung eines Mitglieds des NSDStB. Die nationalsozialistisch orientierten Studenten waren in Kameradschaften unterteilt, die vom NSDStB und vom Dst organisiert wurden.

Die verschiedenen Korporationen waren konservative studentische Organisationen, die eine sehr gespaltene Einstellung zu dem Nationalsozialismus und dem NSDStB hatten. (hier wird nicht klar, was die gespaltene Einstellung ausmacht und weiter oben hiess es doch, dass sich vor allem studenten aus den korporationen dem nsdstb anschlossen...?)

Der Stahlhelm Studentenring Langheim war eine ideologisch dem NSDStB sehr nahe stehende paramilitärische Organisation, die sich jedoch bereits im Juli 1933 dem NSDStB unterordnete und im April 1934 in diesen eingegliedert wurde, was seiner Auflösung gleichkam.

Korporationen im NS

Bereits im akademischen Milieu der Kaiserzeit und der Weimarer Republik galten die Korporationen als wichtigste Sozialisationsinstanz für Studenten.[54] Die Korporationen, unterteilt in schlagende und nicht-schlagende Verbindungen, hatten im Jahr 1929 71.000 studentische Mitglieder. Das waren 56,5 Prozent der männlichen Studenten.[55]

Die „Deutsche Burschenschaft“, in der viele Burschenschaften miteinander verbunden waren und sind, gehörte zu den größten Verbindungen. 1929 umfasste diese Korporation 8.678 studentische Mitglieder und 25.138 Alte Herren.[56]

Bundesarchiv Bild 102-00246, Berlin, Aufmarsch NS-Studentenbund

Die Burschenschaften waren angetan von der neuen Bewegung und ordneten den Nationalsozialismus sogar in die korporationsstudentische Tradition ein.[57] Das Verhältnis zwischen der Deutschen Burschenschaft und dem NSDStB war jedoch nicht unproblematisch. Innerhalb der Deutschen Burschenschaft gab es viele kritische Stimmen, wenn es um den NSDStB ging. Die Kritik bezog sich aber nicht auf den Nationalsozialismus an sich, denn die Grundideen der Ideologie wurden geteilt, sondern richtete sich eher gegen das Ziel der Gleichschaltung und gegen das Führerprinzip.[58] Die Korporationen wollten an ihrer Selbstständigkeit und Selbstbestimmtheit festhalten. Diese Prinzipien waren mit der Volksgemeinschaftsideologie des NSDStB nicht vereinbar.[59] Zu beachten ist an dieser Stelle aber auch die Tatsache, dass der NSDStB eine akademische Elite zwar ablehnte, sich viele Mitglieder aber trotzdem selbst als elitär betrachteten. Hier wird eine Zersplitterung innerhalb des NSDStB bereits deutlich. Diese Problematik lässt sich auch an der Tatsache erkennen, dass viele Studenten sowohl Mitglied in Korporationen waren als auch aktiv für den NSDStB arbeiteten. Vor allem die Nähe zur Partei und der dynamische Aktivismus des NSDStB waren für die Studenten reizvoll. Für die Zeit vor 1933 lässt sich festhalten, dass die Studenten bei Wahlen für den NSDStB stimmten, das soziale Leben aber weiterhin durch die Verbindungen geprägt wurde.[60]

Ab 1931 kam es zu Schwierigkeiten im Verhältnis zwischen den Verbindungen und dem NSDStB. Im Zuge des Ziels der Gleichschaltung wirft der NSDStB die Frage auf, ob die Vielzahl der Verbindungen überhaupt noch benötigt werde.[61] Die Burschenschaften waren empört, wiesen jedoch trotzdem (wieso trotzdem?) auf die Befürwortung des Nationalsozialismus hin.[62]

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 veränderte sich die Landschaft der Korporationen nachhaltig. Auf der einen Seite bildete sich die Tendenz heraus eine Zusammenarbeit zwischen Verbindung und NSDStB abzulehnen, auf der anderen Seite gab man sich kompromissbereit, auch in der Hoffnung ein weiteres Bestehen der einzelnen Verbindungen aufrecht zu erhalten.[63]

In den ersten Jahren nach der Gleichschaltung versuchten sich die Korporationen in erster Linie am Leben zu erhalten. Diverse interne Streitigkeiten, Zerwürfnisse mit neu gegründeten Verbänden (u.a. dem GStV: „Gemeinschaft studentischer Verbände“), die zwischen den Korporationen und dem NSDStB vermitteln sollten, machten die Aufrechterhaltung der Korporationen neben dem NSDStB schwierig.[64] Zudem wurde aggressiv um neue Mitglieder geworben und gegen Korporationsstudenten gehetzt: „Ab 1. November 1935 wird daher jeder der neu zur Hochschule kommenden Studenten vor die Frage gestellt, ob er Mitglied des Studentenbundes oder Aktiver einer Korporation, ob er politischer Kämpfer oder Spießer werden will.“[65]

Im Oktober 1935 erließ die NSDAP ein Verbot, das einem Korporationsstudenten die Mitgliedschaft im NSDStB und der Hitlerjugend verbat. Daraufhin lösten sich die Verbände auf. Auch die Deutsche Burschenschaft löste sich am 6. Oktober 1935 auf und stellte alle Korporationen dem NSDStB zur Verfügung.[66]

Studentische Eingriffe in die Hochschulpolitik 1933-45

Die nach der Machtübernahme neu eingesetzten Kultusminister der Länder kannten sich in der Universität kaum aus und brauchten daher Hilfe für deren Neustrukturierungsprozesse.

Unter den Professoren gab es kaum alteeingessene NSDAP-Mitglieder und den gerade neu Angeworbenen wurde nicht recht getraut. Daher suchten die Kulturminister vor allem die Zusammenarbeit mit dem NSDStB und stärkten gleichzeitig die Rolle des Dst. Dieser wurde nach nationalsozialistischen Prinzipien neu gestaltet.

Die studentische demokratische Selbstverwaltung in Form der ASten wurde in vielen Bundesländern aufgelöst, stattdessen wurde ein Studierendenführer von oben eingesetzt.

Insgesamt bekamen die nationalsozialistischen Studierenden deutlich mehr Einfluss und Macht. Ein Ausdruck dieses Machtgefühls und der damaligen Aufbruchsstimmung war die von Dst organisierte Bücherverbrennung. Der NSDStB war zu einer Massenorganisation geworden. Die nationalsozialistischen Studierenden hatten auch Einfluss auf die Personalpolitik der Universitäten, indem sie beispielsweise kritisches Material über Professoren sammelten. Neben jüdischen und linken Professoren blieben auch die konservativen nicht verschont, die der NSDAP zwar nicht kritisch gegenüberstanden, jedoch auch keine Parteimitglieder waren.

Sie standen nicht nur Einzelpersonen sondern dem kompletten Lehrkörper ablehnend gegenüber.(das steht etwas uneingebettet hier... )

Natürlich wurden auch unliebsame Professoren angeschwärzt, die politisch keinen Grund dafür lieferten. (was ist damit gemeint? juedische professoren oder liefern die schon nen politischen grund??)

Allerdings wurde nicht nur versucht Professoren abzusetzen, sondern auch die frei gewordenen Stellen mit Sympathisanten zu besetzen. Insgesamt wurde in dieser Personalpolitik auch ein Generationenkonflikt deutlich.

Nachdem im Juli 1933 Hitler die "nationalsozialistische Revolution" für beendet erklärt hatte und im Herbst 1933 die erste Entlassungswelle zu Ende war, hätte es sich nach Meinung der Politik an den Hochschulen wieder beruhigen sollen. Dennoch kam es zu von Dst und NSDStB organisierten Boykottaktionen gegen im Amt gebliebene jüdische Professoren. Bei diesen Boykottaktionen machten allerdings nicht alle Studierenden mit. Erst als 1935 alle jüdischen Professoren entlassen wurden, endeten diese Aktionen.

Insgesamt wurde im Winter 1933/34 versucht die Studierenden wieder zur Ruhe zu bringen. Es kam zu vielen Disziplinarverfahren, da es nicht mehr toleriert wurde, wenn ein Professor beleidigt wurde. In den nächsten Jahren wurde das REM zum Hautakteur der Hochschulpolitik, da sich der NSDStB und der Dst durch ihr Konkurrenzverhalten gegenseitig blockieren. Ab 1936 entspannte sich dieses Verhältnis und der neue Führer des NSDStB Gustav Adolf Scheel war zeitgleich der Führer des Dst. Er stellte die örtliche Studierendenschaften direkt unter sich und schwächte damit auch die Rektoren.

Der NSDStB mischte sich erneut inoffiziell in die Berufungsverfahren ein. Der Dozentenbund zeigte sich dabei kooperativ, um an nützliche Informationen über mögliche Bewerber zu kommen.

Aber auch offiziell wurde von 1937 bis 1941 die Reichsstudentenführung von allen Rektoratsbesetzungen informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Auch nach 1941 soll Scheel inoffiziell weiter befragt worden sein.

Scheel wurde 1944 zusätzlich Führer des NS Dozentenbundes, was seine Machtposition weiter verstärkte. (das hört etwas abrupt auf)

Konkurrenz zwischen dem NSDStB und dem Dst

(falls wir kuerzen wollen, koennte das evtl raus, da diese konkurrenzsituation schon im vorherigen abschnitt deutlich wurde) 1934 begannen der NSDStB und der Dst zu konkurrieren, da sie beide die Aufgabe hatten sich um die Politisierung der Studierenden und um das Studentenleben allgemein zu kümmern. Eine dieser Aufgaben war z.B die Etablierung von Kameradschaftshäusern in denen alle NS Studenten zusammen wohnen sollten. Dieses Projekt wurde jedoch später auf Wunsch Hitlers wieder eingestellt.

Hinzu kam das sie auch unterschiedlichen Stellen in NS Politikapparat unterstellt waren. Der Dst war dem REM unterstellt, während der NSDStB dem Stab Heß unterstellt war.

Diese Konkurrenz ging soweit, dass es zu Verhaftungen kam nachdem im Juli 1933 der Führer des NSDStB Oskar Stäbel formal den Dst unter den NSDStB stellte und der Dst Führer Gerhard Krüger dies ignorierte. Das Reichsinnenministerium ließ daraufhin Krüger verhaften. SA Chef Röhm ließ seinerseits nun Stäbel verhaften und wollte das Innenministerium besetzen. Nach Verhandlungen kamen beide wieder frei und Stäbel übernahm in beiden Organisationen die Führung.

Jedoch wurde ihm nach den Aufständen in München die Führung wieder entzogen und zwei unterschiedliche Führer eingesetzt, wodurch die Konkurrenz wieder belebt wurde. Erst als unter Gustav Adolf Scheel wieder eine Personalunion stattfand beruhigte sich die Konkurrenz endgültig.

Studentischer Alltag

Als erste Regulierungsinstanz kamen 1933 die SA Hochschulämter in die Universitäten die ab 1934 alle Mitglieder der Dst, d.h. alle “arischen” Studenten dazu verpflichtet an einer Art paramilitärischen Ausbildung teilzunehmen. Dieser Wehrsport war bei den Studenten nicht gerade attraktiv und forderte von ihnen bis zu 24 Stunden die Woche ein.

Der Dst forderte von den Studenten 4-5 Stunden die Woche Zeit für die politische Erziehung ein. Auch der NSDStB verlangte ihre Hilfe bei der Fachschaftsarbeit und politische Seminare und die Korporationen verlangten auch zeitliche Unterstützung.

Bei den Studentinnen gab es auch eine hohe zeitliche Belastung durch die unterschiedlichen Seminare und sozialen Tätigkeiten des ANSt. Sie war allerdings nicht so stark wie bei den Studenten. Insgesamt war unter diesen Bedingungen ein normales Studium nicht mehr möglich. Von Seiten der Universitäten und der Professoren wurde sich auch über den starken Qualitätsabfall beschwert.

Es kam in München zu einem Studentenaufstand, in dessen Folge es Änderungen gab um den Studentenalltag wieder zu erleichtern.

Die Aufgaben in NSDStB und ANST wurden minimiert oder zu freiwilligen Aufgaben gemacht. Der NSDStB wurde von einer Massenorganisation zu einer Eliteorganisation umstrukturiert und der Führer des Dst und NSDStB wurden personell erneuert.

Ende Oktober 1934 wurden die SA Hochschulämter aufgelöst. Stattdessen wurde Pflichtsport eingeführt. der auch Wehrsport beinhaltete aber weniger zeitliche belastete.

Das REM ordnete ab 1935 an, dass Fachschaftsarbeit freiwillig sein sollte.

Insgesamt war die zeitliche Belastung danach für Studenten und Studentinnen geringer, allerdings im Vergleich zur Weimarer Zeit immer noch relativ hoch.

Der studentische Arbeitseinsatz

Seit 1934 gab es den Studentischen Arbeitseinsatz, er wurde unterteilt in Fabrikdienst, Landdienst und Ernteeinsatz Der Ernteeinsatz hatte als Hintergrund, dass die Regierung zu wenig Erntehelfer hatte und das mit Studenten ausgleichen wollte, die Gründe für den Fabrikdienst und den Landdienst waren eher politisch propagandistisch. Der Fabrikdienst wurde von der ANSt ins Leben gerufen und wurde auch danach eher von Studentinnen gemacht. Zu Anfang war der Arbeitsdienst freiwillig, dadurch gab es aber keine große Beteiligung an ihm.

1937 wurde dann mehr Druck auf die Studenten ausgeübt. Man durfte den Kameradschaften nur noch beitreten wenn man sich im Arbeitseinsatz bewährt hatte. Insgesamt machten die Studenten der kleineren Universitäten den Arbeitseinsatz häufiger.

Im Sommer 1939 versuchte der NSTStB alle Studenten zum Ernteeinsatz zu bringen, nachdem die eingeplanten polnischen Saisonarbeiter nicht kamen. Der NSDStB schickte, ohne die Befugnisse dafür zu haben an alle Studenten die Ankündigung das eine Rückmeldung zum Semester oder eine Immatrikulation nur möglich war wenn man vorher Ernteeinsatz geleistet hätte.

Darauf informierte das REM die Universitäten das der NSDStB diese Kompetenzen nicht hätte, die Information wurde jedoch unterschiedlich an die Studenten weiter gegeben. In Folge dessen kam es in Bonn zu einem Aufstand der Studenten.

Am Ende beteiligten sich 28,7 % der Studenten an dem Ernteeinsatz.

Die politische Haltung der Studenten während des Krieges

Die Propaganda des NSDStB war darauf ausgerichtet auf den Krieg vorzubereiten.

Die meisten NSDSTB Funktionäre meldeten sich sofort nach Kriegsbeginn freiwillig zur Front, sodass im März 1940 93% der Kameradschaftsführer bei der Wehrmacht waren und man keine einsatzfähigen Nationalsozialisten mehr an der Uni hatte. Insgesamt gab es eine Verjüngung der Studentenschaft. Die Studenten versuchten sich vor den Diensten des NSDStB zu drücken sie standen der Hochschulpolitik gleichgültig und desinteressiert gegenüber. Die meisten von ihnen hatten seit der Kindheit und Jugend in der HJ eine distanzierte Haltung zu den NS Organisationen und Seminaren.

Bundesarchiv Bild 183-2007-0928-500, Einkleidung Kriegsfreiwilliger

1941 versuchte der NSDStB mit mehr Kontrolle, die Studenten für sich zu gewinnen. Alle Studenten mussten sich vor der Immatrikulation bei der örtlichen Studentenschaft melden. So konnte man die Stundeten stärker kontrollieren und zum Eintritt in den NSDStB drängen. 1942 wies das REM, nachdem dieses Drängen von Einigen übertrieben wurde, in einem Runderlass darauf hin dass der NSDStB die Immatrikulation eines Studenten nicht verhindern könnte.

Trotz dieser offensiven Praktiken gingen die Mitgliederzahlen des NSDStB stark zurück. Einer der Hauptgründe war, dass viele Studenten aus dem Militär kamen und von da Geld bekamen und nicht auf Stipendien des NSDStB angewiesen waren.

In den letzten beiden Kriegsjahren erfuhr zwar das Ansehen des NSDStB einen Tiefpunkt aber seine Mitgliederzahlen erholten sich wieder, da die kriegsverletzten Studenten aus dem Krieg wiederkehrten. Und in einer Art verzweifelten Loyalität dem NSDSTB als aktive Mitglieder beitraten. Ihnen ist es wohl zu verdanken das sich der NSDStB bis Ende 1944 an vielen Universitäten halten konnte.

Studentischer Widerstand

Unterteilung in studentischen Widerstand und Dissens:

Als Widerstand gilt im Folgenden jede Handlung, die auf einer Ablehnung des Nationalsozialismus beruhte und einen Sturz der Regierung bezweckte.[67] Demgegenüber soll der Begriff Dissens für alle Anschauungen und Reaktionen stehen, die sich gegen die nationalsozialistische Politik und Weltanschauung wandten, ohne jedoch die Schwelle zum organisierten Widerstand zu übertreten.[68]

Dissens

Der individuelle Dissens

Der individuelle Dissens war im Dritten Reich besonders oft vertreten. Der individuelle Dissens meint den Versuch unzähliger Studenten, sich bestimmten Verhaltensregeln der Regierung nicht anzupassen und sich möglichst viele individuelle Freiheiten zu bewahren.[69] Beispielsweise versuchte man sich Arbeitseinsätzen im Landdienst, in der Erntehilfe oder im Fabrikdienst zu verweigern.[70]

Der sozialelitäre Dissens

Wie groß die Verbreitung des sozialelitären Dissens war, ist unklar. Anhand von einigen Quellen kann man allerdings darauf schließen, dass es einen sozialelitären Dissens durchaus gegeben hat. Zwar gab es große Anstrengungen der nationalsozialistischen Propaganda, das elitäre Selbstbewusstsein der Studenten zu unterbinden.[71] Solch ein Auftreten widersprach nämlich der Vorstellung der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft. Oftmals wurden solche Anweisungen von den Studenten im Innern nicht anerkannt. Unter solchen Zuständen konnte es leicht zu einer Abgrenzung gegenüber dem Nationalsozialismus als Massenbewegung kommen.[72]

Der weltanschauliche Dissens

Beim weltanschaulichen Dissens handelt es sich meist um einen religiös begründeten Dissens.[73] Trotz äußerer Anpassung, kam es doch bei der Mehrheit der christlichen Studenten zu einer inneren Distanzierung vom NS-Regime.[74] Natürlich gab es auch gläubige Studenten, die versuchten sich zum Nationalsozialismus zu bekennen und gleichzeitig der Kirche treu zu bleiben.[75] Insgesamt war das oppositionelle Potential der christlichen Studenten, trotz einer verbreiteten Abwendung vom Nationalsozialismus, relativ gering. Zum einen kam es 1938/39 zu einem schnellen Abnahme der Theologiestudenten und damit zu einem geringeren Einflussvermögen von ihrer Seite.[76] Zum anderen äußerten die christlichen Studenten oftmals nur Kritik gegenüber der Einmischung des Staates in die Angelegenheiten der Kirche.[77] Die Vertreibung oppositioneller und jüdischer Studenten war beispielsweise kaum Inhalt ihrer Kritik. Nur selten entstand aus dem christlichen Dissens ein aktiver Widerstand gegen das NS-Regime.[78]

Widerstand

Widerstand in der Vorkriegszeit

Besonders die kommunistischen Studenten unternahmen, in den ersten Jahre der NS- Diktatur den Versuch, organisierten Widerstand gegen das NS-Regime durchzuführen.[79] Zwar wurden im Frühjahr 1933 kommunistische Studentengruppen verboten, jedoch formierten sich die Studenten an einigen Hochschulen zu kleinen illegale Gruppen.[80] Oftmals wurde in diesen Gruppen nur über "Ungerechtigkeiten" diskutiert, aber auf gefährliche Außenaktivitäten verzichtet. Unter solchen Gruppen, die wohl eher als Beispiel für Dissens stehen, fanden sich jedoch auch einige wenige Gruppierungen die tatsächlich organisierten Widerstand leisteten. Ein Beispiel dafür bildet eine kommunistische Studentenorganisation an der Berliner Universität, die im Herbst 1933 neu gegründet wurde.[81] Die Gruppe war vor allem 1934/35 besonders aktiv. Es wurden neben Flugblättern auch verschiedene Zeitungen wie "Antifaschistische Korrespondenz", "Der Rote Student" und "Der Sozialist" produziert und verteilt.[82] Zwar handelte es sich um sehr mutige Vorgehen der kommunistischen Studenten. Jedoch halfen die Texte der Flugblätter meistens nicht dazu nichtkommunistische Studenten von der "Schlechtigkeit" des NS- Regimes zu überzeugen. Vielmehr sprachen die Texte, wenn auch unbewusst, vor allem die eigenen kommunistisch gesinnten Verbündeten an.[83]

Widerstand während des Krieges=
Bundesarchiv Bild 146II-744, Kurt Huber

Ein Widerstand während des Krieges gestaltete sich als noch gefährlicher als vor dem Krieg. Denn die Widerstandskämpfer standen einem noch skrupelloserem Verfolgungsapparat gegenüber. Verstöße, die zu Beginn der NS- Diktatur "nur" eine Gefängnisstrafe zur Folge hatten, konnten nun den Tod bedeuten.[84] Die „Weiße Rose“ in München bildet wohl die wichtigste studentische Widerstandsgruppe der Kriegsjahre.[85] Auch bei der sehr viel unbekanntere „Weiße Rose“ in Hamburg handelt es sich um eine bedeutende Widerstandsgruppe.[86]


Der Einfluss der NS-Weltanschauung auf die Wissenschaft

Die Frage nach dem Einfluss des Nationalsozialismus auf die Entwicklung der Wissenschaften im „Dritten Reich“ lässt sich über die Wissenschaftspolitik hinaus und besonders in Hinblick auf den Einfluss einer nationalsozialistischen Weltanschauung bzw. Ideologie nicht einheitlich beantworten, da während der NS-Zeit in Deutschland eine unüberschaubare Anzahl ideologischer Überzeugungen neben einander existierten [Verlinkung zu „Nationalsozialismus“ in Wiki].[87] Von einer zentral implementierten Weltanschauung in Form einer konsistenten nationalsozialistischen Lehrmeinung kann daher in Hinsicht auf die Wissenschaft nicht gesprochen werden.[88] Allgemeine Fragen, welche die Beziehung zwischen den Bereichen Wissenschaft und Ideologie betreffen, sind in einer übergreifenden Perspektive nicht zu beantworten und eröffnen eine Reihe soziologischer und philosophischer Probleme [Verlinkung zu „Ideologie und Wissenschaft“ in Wiki]. Bezüglich der Fächerlandlandschaft an deutschen Universitäten zwischen 1933 und 1945 lassen sich jedoch einige konkrete Entwicklungen benennen, die nur im Kontext des Nationalsozialismus erklärt und in einen direkten Zusammenhang mit der Weltanschauung der beteiligten Akteure gebracht werden können.

Charakteristische Entwicklung besonderer wissenschaftlicher Disziplinen im Nationalsozialismus

Die einzelnen Disziplinen der Wissenschaften waren in sehr unterschiedlichem Ausmaß von nationalsozialistischer Ideologie beeinflusst, manche Forschungsprogramme wurden gezielt gefördert, andere bekämpft. Der NS-Staat förderte insbesondere solche Disziplinen, die entweder die NS-Ideologie stützten (z.B. Rassenhygiene, Arische Wissenschaften, Völkische Wissenschaften) oder die wirtschaftliche Autarkiebestrebung voranbringen konnte (z.B. Synthetischer Kraftstoff, Heilpflanzenforschung). Bezüglich der Geisteswissenschaft waren die anti-intellektuelle sowie die anti-internationale Grundhaltung weniger förderlich und sie hatten das Problem, ihren Nutzen für den "Volkskörper" unter Beweis stellen zu können, woraus dennoch eine ergiebige Kooperation mit dem NS-Staat entstand.

Biologie und Medizin

Die Biologie als naturwissenschaftliche Disziplin der Universität stand dem Nationalsozialismus näher als alle anderen Wissenschaftsdisziplinen und war somit inhaltlich von den gesellschaftlichen und moralischen Veränderungen im NS-Staat vermeintlich stärker geprägt als andere.[89] Bereits im Vorfeld der Machtergreifung 1933 konnte sich die sozialdarwinistische Weltanschauung, wenn auch mit Ausnahme des Widerstands einiger Fachvertreter, fest in dieser Disziplin etablieren.[90] Ideengeschichtlich resultiert die rassistische Ideologie auf der Verallgemeinerung des biologischen Prinzips von Darwins Evolutionstheorie auf Politik und Gesellschaft. Der "Kampf ums Dasein" einer Art wird zum "Kampf ums Dasein" eines Volkes. Da der Nationalsozialismus auf der gleichen Weltanschauung basiert und zur Untermauerung dieser Ideologie die Förderung wissenschaftlicher Forschungen in Aussicht stand, erscheint die Kooperation mit den Fachvertretern als wenig erstaunlich. Nicht selten kommt es zu einer Entfremdung der ursprünglichen Bedeutung biologischer Begriffe (z.B. Lebensraum).

Da der Rassebegriff in der nationalsozialistischen Wissenschaft und Forschung eine zentrale Bedeutung erhalten sollte,[91] wurden die hierzu bereits existierenden Forschungsgebiete (im folgenden: Zwillingsforschung) besonderes gefördert. Erkenntnisse zu vererbbaren Tier- und Pflanzenkrankheiten sollten auch auf Menschen anwendbar gemacht werden, wofür man eineiige Zwillinge untersucht hat. [92] Neben der Erblichkeit von körperlichen sollte dies auch für geistig-seelische Merkmale nachgewiesen werden.[93]

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EnthanasiePropaganda

Verhängnisvoll für unzählige Opfer des NS war jedoch nicht die Grundlagenforschung als solche, sondern die Veränderung der Forschungspraxis sowie das erklärte Ziel der NS-Führungselite die "Herrenrasse" nicht nur genetisch zu definieren, sondern dessen Erbgut von "minderwertigen" Einflüssen im Rahmen der Rassenhygiene zu reinigen. Gegenstand der Euthanasie war nun neben der Festlegung von Selektionsgesetzen auch die Durchsetzung (d.h. Zwangsabtreibungen, Zwangssterilisationen und Mord) derer.[94] Bezeichnend hierbei ist das Miteinander von Heilen und Vernichten in der nationalsozialistischen Medizin. Als lebenswert erachtetes Leben musste geschützt werden, lebensunwürdiges vernichtet - Das Individuum verlor seinen Eigenwert zugunsten des "Volkskörpers". Damit wurde einerseits der Mord von "Ballastexistenzen" (also Erb-erkrankten, psychisch Kranken usw.) legitimiert,[95] andererseits erklärt es die Beschreibung diverser NS-Ärzte durch ehemalige Patienten als fürsorglich im Nürnberger Ärzteprozess.[96] Als geeignetes Beispiel hierfür dient der Direktor der Tübinger Universitätsfrauenklinik August Mayer. Er war erklärter Gegner von Euthanasie und setzte sich z.B. entschlossen gegen die Verlegung Krebskranker aus den Kliniken, um sie ihrem Schicksal zu überlassen, ein. Seine Patientinnen beschrieben ihn als Umsichtig und Fürsorglich als Geburtshelfer. Gleichzeitig war er jedoch in besonderer Weise für das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" engagiert und u.a. an Zwangsabtreibungen von sogenannten "Ostpolen" beteiligt.[97] Das in den Augen des Arztes verkörperte Menschenbild entschied also über Heilen oder Vernichten für den Patienten. Die Patienten der Psychatrie hatten unter der Führung von NS-Ärzten denkbar schlechte Voraussetzungen. Mit der Begründung, dass Geisteskrankheiten aus vererbbaren, kranken Gehirnen resultieren würden, begann man die Tötung der "Unheilbaren" und setzte dies sogar noch in den Monaten nach Kriegsende selbstständig fort.[98]

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Da der Nationalsozialismus den Antisemitismus zur Grundlage wählte, um Raub und Mord an Millionen von Juden durchzuführen, bestand ein außergewöhnlich hohes Interesse daran, die als "Juden" identifizierte Rasse nicht nur biologisch zu definieren, sondern die Vererbbarkeit der vermeintlichen negativen psychisch-geistigen Eigenschaften nachweisbar zu machen. Besondere Popularität erlangten dabei die Forschungen des Josef Mengele nach Ende des "Dritten Reichs", der in Auschwitz-Birkenau jüdische wie Roma-und-Sinti-Zwillingspaare systematisch ermordet und verstümmelt hat. Bereits gegen Ende des "Dritten Reichs" griff man immer häufiger auf alte, christlich-religiös begründete Vorurteile (= Judenfeindlichkeit) zurück, da biologische Erkenntnisse zur rassistischen Begründung des Antisemitismus ausblieben.

Andererseits konnten sich einige etablierte Forschungsbereiche großer Zuwendung erfreuen, ohne dass diese hierfür allzu viele Eingeständnisse an das sich entwickelnde Weltbild machen mussten, sondern auf empirischen Grundlagen beruhend forschen konnten. Der Grund für die erhöhte Aufmerksamkeit war, dass ihre Erkenntnisse den NS-Staat ggf. von Importen unabhängig gemacht hätten. Wirtschaftlichkeit stand hier an oberster Stelle. So wurde beispielsweise bei der Heilpflanzenforschung u.a. mit Zwangsarbeitern aus KZs (= billige Arbeitskräfte) intensiv nach heimischen Pflanzen und deren evt. Heilwirkungen gesucht. Obwohl dies auch ideologisch untermauert wurde, da man sich der rein naturwissenschaftlichen Medizin zu widersetzen wollte, um nun von einer "ganzheitlichen" Medizin sprechen zu können,[99] kann hier nicht von einem rein weltanschaulich gebundenen Interesse an Naturheilkunde gesprochen werden, da andererseits intensive Anstrengungen unternommen wurden, durch die Entdeckung synthetischer Drogen wie z.B. Pervitin von Importen unabhängig zu werden.[100] Genauso wurde die genetische Forschung in der Botanik bezüglich der Nutzpflanzen zur "Erweiterung des deutschen Lebensraumes" gefördert.[101]

Geisteswissenschaften, Völkische Wissenschaften und der Ahnenerbe e.V.

„Arische“ Wissenschaften

Innerhalb des NS-Staates haben sich die bestehenden Disziplinen und Institutionen unterschiedlich stark an die Ziele und Entscheidungsträger der NS-Politik angenähert. Wurde diese Nähe vor allem von Disziplinen gesucht, deren praktischer Nutzen wie im Falle fast aller Geisteswissenschaften für politische und wirtschaftliche Ziele nicht unmittelbar auf der Hand lag,[102] so fand die Orientierung an rassistischen und nationalsozialistischen Überzeugungen im Bereich der Naturwissenschaften eher aus anderen Überlegungen heraus statt. Da sie durch ihre Industrie- und anwendungsorientierte Hochschulforschung die Bedürfnisse des NS-Staates in der Regel bereitwillig erfüllten, waren die Naturwissenschaften nicht auf die Legitimation ihrer Existenz durch eine ideologische Annäherung angewiesen und auch seitens der Politik erfolgte so gut wie keine ideologische Einflussnahme auf naturwissenschaftliche Methoden und Theorien.[103] In einigen Sonderfällen fanden allerdings Versuche einer ideologischen Umgestaltung von innen statt, die typischerweise von einer kleinen Kerngruppe aktiver Wissenschaftler mit antisemitischen oder nationalsozialistischen Überzeugungen innerhalb etablierter Wissenschaftsdisziplinen unternommen wurden. Die bekanntesten solcher ideologischen Bewegungen innerhalb der Naturwissenschaften fanden während der NS-Zeit in den Fächern Physik, Chemie sowie Mathematik statt und bezeichneten sich selbst entweder als „deutsche“, „arische“ oder „völkische“ Wissenschaften.[104] [Im nächsten Absatz kommt eine Zusammenfassung der folgenden drei Ausführungen zur Physik, Chemie und Mathematik. Die Begriffe in Anführungszeichen/ Zitate sind dort belegt.] Obwohl diese Bewegungen über kein gemeinsames Programm verfügten und innerhalb der jeweiligen Disziplin unterschiedliche Ziele verfolgten, so wiesen sie in ihren ideologischen Grundvorstellungen doch einige Gemeinsamkeiten auf: Sowohl die „Deutsche Physik“ und die „Deutsche Chemie“ als auch die „Deutsche Mathematik“ bemühten sich um die Errichtung eines alternativen Theoriegebäudes auf der Grundlage von rassentheoretischen Überlegungen. Dazu gehörte die Abgrenzung von allen nicht-deutschen und vor allem „jüdischen“ Wissenschaftstraditionen sowie die Begründung einer „arteigenen Wissenschaft“, die aus den besonderen Eigenschaften der „arischen Rasse“ entwickelt werden sollte. Allerdings herrschten über diesen groben Konsens hinaus zwischen den „arischen“ Wissenschaften unterschiedliche Vorstellungen darüber, worin genau die besonderen Eigenschaften der „arischen Rasse“ bestehen könnten und welche Rolle sie in der Methodik der jeweiligen Disziplin spielen sollten. Trotz punktueller Erfolge wie im Fall der „Deutschen Physik“ konnten sich die „arischen“ Wissenschaften an den Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen nicht dauerhaft etablieren. Sie blieben innerhalb der Fächerlandschaft kurzlebige Sonderformen während des Nationalsozialismus und hatten keinen bemerkenswerten Einfluss auf die Wissenschaftsentwicklung der Nachkriegszeit.[105]

„Deutsche Physik“

Johannes Stark
Bundesarchiv Bild 146-1978-069-26A, Phillipp Lenard

Die „Deutsche Physik“ oder auch „Arische Physik“ ist das prominenteste Beispiel einer von Wissenschaftlern selbst ausgerufenen Umgestaltung einer Naturwissenschaft nach nationalsozialistischen Gesichtspunkten.[106] Begründet wurde die „Deutsche Physik“ von den Nobelpreisträgern und prominenten Physikern Philipp Lenard und Johannes Stark. Charakteristisch für diese Sonderströmung ist die Ablehnung der als „jüdisch“ bezeichneten Relativitätstheorie und Quantenmechanik, die von den Vertretern der „Deutschen Physik“ als theorielastig, abstrakt und wirklichkeitsfremd wahrgenommen wurden. Satt dessen sollten ein vorrangig auf mechanischen Prinzipien basierendes physikalisches Weltbild etabliert und die Prinzipien der Naturerkenntnis in der „Deutschen Physik“ aus den angeblichen Alleinstellungsmerkmalen der „arischen Rasse“ entwickelt werden. Philipp Lenard formulierte diese Vorstellungen in dem Vorwort seines 1936 erschienen Lehrbuchs „Deutsche Physik“ folgendermaßen: „Der unverbildete deutsche Volksgeist sucht nach Tiefe, nach widerspruchsfreien Grundlagen des Denkens mit der Natur, nach einwandfreier Kenntnis vom Weltganzen.“[107] Die vorrangige Methode der physikalischen Forschung sollte dabei das Experiment sein und theoretische Überlegungen dann erst nachgeordnet und strikt nur aus den empirischen Ergebnissen abgeleitet werden. Die Anzahl aktiver Vertreter der „Deutschen Physik“ blieb aber überschaubar und kann auf etwa 30 Physiker beziffert werden. [Bis hierhin stellt der vorige Abschnitt eine Zusammenfassung des Wiki-Artikels zur „Deutschen Physik“ dar; deshalb sind auch keine zusätzlichen Quellen genannt. Wie aber macht man das deutlich?] Den größten Erfolg feierte die „Deutsche Physik“ 1939 mit der Installierung von Wilhelm Müller, einem in der Forschung als eher unbedeutend geltenden Schüler Starks, als Nachfolger von Arnold Sommerfeld auf dem Lehrstuhl für Theoretische Physik an der Universität München.[108] Die Besetzung des Lehrstuhl galt als Demonstration der politischen Macht der „Arischen Physik“, wurde hiermit doch der Nobelpreisträger Werner Heisenberg als potentieller Lehrstuhlinhaber und damit auch die Unterweisung in moderner theoretischer Physik in München bis 1945 verhindert.[109] Vergleichbares gelang an der Universität Heidelberg: Philipp Lenard, bis 1931 Direktor des Physikalischen Instituts,[110] übte auch nach seiner Emeritierung einen personalpolitischen Einfluss auf die Universitätsphysik in Heidelberg aus und erreichte durch enge Kontakte zu seinen ehemaligen Mitarbeitern am 1. April 1934 die Verdrängung des theoretischen Physikers Walther Bothe nach nur einjähriger Amtszeit als Institutsdirektor sowie die Installierung von August Becker als dessen Nachfolger.[111] Bereits vor seiner Emeritierung hatte der engagierte Nationalsozialist Philipp Lenard durch seine Personalpolitik eine hohe politische Homogenität des Physikalischen Instituts geschaffen, indem er gleich gesinnte Nachwuchswissenschaftler (Doktoranden und Assistenten) bevorzugt förderte.[112] Lenards Entscheidung, seinem treuen Schüler August Becker die Institutsleitung zuzuspielen, lässt sich einerseits mit dessen nationalsozialistischer Überzeugung und andererseits mit der daraus resultierenden Möglichkeit, auch ohne einen aktiven Posten über Becker weiterhin Einfluss auf Institutsangelegenheiten nehmen zu können, erklären.[113] August Becker wurde erst nach Kriegsende 1945 im Rahmen der Entnazifizierung von seiner Funktion als Institutsdirektor entbunden.[114]

„Deutsche Chemie“

Auch in der Chemie entstanden in Anlehnung an die ersten Erfolge der „Deutschen Physik“ eine vergleichbare Initiative zur Umgestaltung der Wissenschaft nach rassischen Gesichtspunkten, die von den theoretischen Chemikern Conrad Weygand, Karl-Lothar Wolf, Rembert Ramsauer, Helmut Harms und Robert M. Müller getragen wurde.[115] Diese Wissenschaftler bemühten sich um die Ausarbeitung einer auf nationalsozialistischer Ideologie begründeten Theorie und Systematik der Chemie als Alternative zu der vorherrschenden Lehre, welche von ihnen als rationalistisch, mechanistisch und zu speziell abgelehnt wurde.[116] Ähnlich der „Deutschen Physik“ basierten die Ansätze der „Deutschen Chemie“ auf der rassentheoretischen Überzeugung, dass nur deutschen Forschern die Erkenntnis der Natur in ihrer Ganzheit möglich sei.[117] Im Mittelpunkt des als Alternative zum modernen Atommodell begriffenen Theoriegebäudes stand dabei die von Wolf und Ramsauer entwickelte und in einem Lehrbuch von Wolf vorgestellte „gestalthafte Atomlehre“, welche die historische Atomlehre des deutschen Arztes Daniel Sennert (1572-1637) mit Goethes Morphologie verband. Die „Gestalt“ sollte dabei nicht als äußere Form, sondern als Träger der kleinsten Menge der Qualität jeglicher materiellen Erscheinungen in der Natur verstanden werden.[118] Hinter diesem Konzept stand die Überzeugung, dass die unterschiedlichsten Vorgänge und Formen in der Natur auf das selbe Entwicklungsmuster („Gestalt“) zurückgeführt werden könnten und somit trotz ihrer Unterschiedlichkeit mit einander verbunden seien.[119] Über dieses Prinzip der Einheitlichkeit und Ganzheit gelang auch die Verbindung der „Deutschen Chemie“ zur nationalsozialistischen Weltanschauung, da ähnlich der Überzeugung von der Ganzheitlichkeit des Volkskörpers und einer festen Rangordnung der Rassen auch die „gestalthafte Atomlehre“ von einem ganzheitlichen und organischen Naturbild und einer Rangordnung ihrer Elemente ausging.[120] Zwar erlangte Wolfs Lehrbuch über die „gestalthafte Atomlehre“ im „Dritten Reich“ bis hinein in die Nachkriegszeit einige Verbreitung,[121] konnte aber letztendlich weder im Nationalsozialismus noch in den Nachkriegsjahren einen bemerkenswerten Einfluss auf die etablierten Theorien entfalten.[122] Auch gelang es der „Deutschen Chemie“ nicht, an den Universitäten Fuß zu fassen. Als Gründe hierfür können die geringe Anzahl von überzeugten Anhängern der Bewegung, fehlende prominente Fürsprecher[123] und das Desinteresse von Fachkollegen und politisch Verantwortlichen aufgeführt werden.[124] Die etablierte Chemie und Wissenschaftspolitik, geleitet von den Forderungen nach wirtschaftlicher Autarkie und Kriegsbereitschaft, konzentrierten sich während der NS-Zeit auf anwendungsorientierte Forschung und konnten in der theoretisch ausgerichteten „Deutschen Chemie“ keinen Nutzen für die politischen Ziele erkennen.[125]

„Deutsche Mathematik“

Haupt Feigl Bieberbach 1930 Jena

1934 begründete der Mathematiker Ludwig Bieberbach, 1936-1945 Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Berlin,[126] eine ideologische Sonderströmung, die sich um die Herausarbeitung einer „Deutschen Mathematik“ durch die Abgrenzung von einer formalistischen und damit „jüdischen“ Mathematik bemühte. Die angeblichen Unterschiede zwischen den von Bieberbach identifizierten Arten der Mathematik folgten der von dem Psychologen und bekennenden Nationalsozialisten Erich Rudolf Jaensch entwickelten „Integrationstypologie“. Diese „Rassenseelenkunde“ unterschied zwischen verschiedenen psychologischen Typen, die im direkten Zusammenhang mit der rassischen Abstammung des Typenträgers stünden.[127] Demnach kämen die sog. J-Typen vorwiegend bei der „arischen Rasse“ vor und zeichneten sich in ihren naturwissenschaftlichen und mathematischen Arbeiten dadurch aus, dass sie nicht den Kontakt zur Wirklichkeit verlören, nicht in willkürliche Spekulationen abschweiften und dabei mehr der Anschauung als der Theorie zugewandt seien. Die sog. S-Typen, zu denen auch die „jüdische Rasse“ gezählt wurden, hätten dagegen den Zusammenhang mit einem größeren Ganzen nicht im Blick und würden zu stark dem Formalismus als Selbstzweck verfallen.[128] Unter einer „Deutschen Mathematik“ begriff Bieberbach somit eine von Wissenschaftlern des J-Typs geprägte Mathematik, welche „gegentypische“ Einflüsse nicht zulassen sollte. Bieberbach war als ordentlicher Professor und Wissenschaftler mit internationalen Verdiensten nicht darauf angewiesen, seine Karriere während der NS-Zeit durch einen ideologischen Anstrich zu befördern. Es ist daher wahrscheinlich, dass er sich aus einer tiefen ideologischen Überzeugung um die Etablierung einer „Deutschen Mathematik“ bemühte.[129] Bei seinen Fachgenossen stießen Bieberbach und die „Deutsche Mathematik“ allerdings größtenteils auf Ablehnungoder Desinteresse: Die 1936 von Bieberbach und Vahlen gegründete Zeitschrift „Deutsche Mathematik“ erschien zwar bis 1944, konnte aber nur mit Hilfe von Subventionen der DFG am Leben gehalten werden, da sie unter den Mathematikern in Deutschland nur geringen Absatz fand und ständig sinkende Verkaufszahlen verzeichnete.[130] Auch sein Versuch von 1934, die Zeitschrift der „Deutschen Mathematiker-Vereinigung“ (DMV) [Verlinkung auf Wiki] für polemischen Angriffe gegen den dänischen Mathematiker Harald Bohr zu missbrauchen, wurde von der Community mit seiner Absetzung als Schriftführer der Zeitschrift und Mitherausgeber der Jahresberichte geahndet.[131] Vergleichbare Manipulationsversuche erstreckten sich erstaunlicherweise aber nicht auf die Universität Berlin: An der naturwissenschaftlichen Fakultät setzte Bieberbach, so weit bekannt, seine politische Macht als Dekan nicht zur Förderung der „Deutschen Mathematik“ ein, sondern führte laut des Zeitzeugen Max von Laue seine Amtsgeschäfte mit einer bemerkenswerten Objektivität.[132] Insgesamt fanden sich unter den deutschen Professoren und Dozenten nur wenige bekennende Anhänger von Bieberbach. In Publikationen sprachen sich vor allem die Mathematiker Georg Hamel, Ernst August Weiß, W. H. Erhard Tornier und Oswald Teichmüller für eine „Deutsche Mathematik“ aus.[133]

Rüstungsforschung an Universitäten

Die Rüstungsforschung war bereits vor dem Zweiten Weltkrieg ein essenzieller Bestandteil des Universitätsalltags. In großem Umfang wurden akademische Ressourcen allerdings erst mit dem Kriegsbeginn mobilisiert. Die von den Hochschulinstituten zu bearbeitenden Aufgaben deckten dabei ein breites Spektrum an natur- und ingenieurswissenschaftlichen Fragestellungen ab.[134]:111 In Zusammenarbeit mit den Technischen Hochschulen und außeruniversitären Institutionen, wie der KWG, wurde an den Universitäten vorwiegend rüstungsrelevante Grundlagenforschung betrieben. Daneben umfassten die Arbeiten theoretische Machbarkeitsstudien, aber auch konkrete Experimentaluntersuchungen und Konstruktionsaufträge, wie z. B. Messgeräte für Raketenprüfstände oder Baugruppen für die elektrischen Instrumente der Fernraketenprojekte.[134]:135 Mit dem weiteren Kriegsverlauf zeichnete sich eine Konzentration von Forschungsbereichen an bestimmten Universitäten ab.[134]:117

Forschungsförderung

1937 übernahm der Reichsforschungsrat (RFR) die Förderung der naturwissenschaftlichen, medizinischen und ingenieurwissenschaftlichen Forschung mit dem Ziel, die Rüstungstechnologie zu verbessern. Hierbei förderte der RFR besonders die Grundlagenforschung, gefolgt von Zweckforschung und schließlich konkreten technischen Entwicklung. Eine einheitliche Bevorzugung der Grundlagenforschung ist aber nicht erkennbar, da ein Großteil dieser Projekte nicht schnell genug für konkrete militärische Entwicklungen nutzbar war. Mit der Institutionalisierung des RFR als selbstständige Behörde 1942 förderte er die Mehrheit der „kriegswichtigen“ Forschung ab 1943.[135]

Auftragsvergabe und Wissenstransfer

Mit der Vergabe von direkten Forschungsaufträgen an Universitäten und Technische Hochschulen schuf das Heereswaffenamt ab Kriegsbeginn eine neue Forschungsstruktur in der Waffenentwicklung. Neben der Industrie waren in Fragen der Rüstungsforschung die Hochschulen die wichtigsten Partner des Heereswaffenamtes.[134]:111 Durch die persönlichen Kontakte der Institutsleiter zum Heereswaffenamt wurden ganze Institute Bestandteil des Forschungsnetzwerks der Rüstungsforschung.[134]:116f.

Bundesarchiv Bild 146-1992-093-13A, Offiziere und NS-Führer, u.a. Goebbels und Speer

Die sich herausbildenden Arbeitsgruppen innerhalb der Institute orientierten sich, am Forschungsbedarf der Heeresversuchsstellen bzw. des Heereswaffenamtes. Zusätzlich begünstigt wurde diese Entwicklung durch das Interesse renommierter Ingenieurswissenschaftler, wie Heinrich Barkhausen und Enno Heidebroek, am Forschungsbedarf des Heereswaffenamtes.[134]:117

Neben den Planstellen übernahm das Heereswaffenamt in Einzelfällen die Finanzierung von zusätzlichen Mitarbeiterstellen. Die Berichterstattung der Forscher an das Heereswaffenamt wurde als „Geheime Kommandosache“ eingestuft, sodass die Forscher zur Geheimhaltung verpflichtet waren und ihre Ergebnisse direkt weiterleiteten. Zwischen- und Abschlussberichte wurden an Ansprechpartner in den Heeresversuchsstellen abgeliefert, die jeweils die Koordination der Forschungsprojekte übernahmen.[134]:117

Der Wissenstransfer erfolgte nicht nur zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer, sondern fand durch Vorträge und Kolloquien auch innerhalb der beteiligten Wissenschaftler über Institutsgrenzen hinaus, statt.[134]:120

Beispiele

Die Bereitschaft der Wissenschaftler, sich an der Rüstungsforschung zu beteiligen, wird häufig mit einem patriotischen Pflichtbewusstsein erklärt. Andererseits eröffnete sich für viele Wissenschaftler so die eine Möglichkeit, dem Kriegsdienst zu entgehen. Auch die Universitäten waren motiviert sich an der Rüstungsforschung zu beteiligen, da dadurch die Zuweisung von Personal, finanziellen Mitteln und vor allem von kontingentierten Mangelrohstoffen gesichert wurde. Dabei entbrannten mitunter inneruniversitäre Kämpfe um die Fördermittel. An der Universität Gießen wurde bereits 1934 das Institut für Erb- und Rassenpflege aufgebaut. Daneben wurde die medizinische Fakultät stark ausgebaut mit dem Ziel, eine möglichst große Zahl von Medizinstudenten für den kommenden Krieg auszubilden. Dadurch wurde eine enge Verbindung zwischen Wehrmacht und der Universität Gießen geschaffen, was deutlich zum Erhalt der existenzbedrohten Universität beitrug. Diese Spezialisierung führte dazu, dass die Universität Gießen Aufgaben übernehmen konnte, die eigentlich der Militärärztlichen Akademie in Berlin zugeordnet waren.[136] Durch einen Runderlass des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung von 1938 musste die Erforschung von Kampfstoffen und Kampfstofferkrankungen in die Lehrpläne der Universitäten einbezogen werden. Infolgedessen wurden, wie zum Beispiel an der Universität Greifswald, fächerübergreifende Gemeinschaftsvorlesungen für Medizin, Chemie und Pharmazie angeboten. Universitäre Institute, z. B. an der Universität Göttingen, übernahmen daneben auch Gutachterrollen, indem sie Industrieentwicklungen einer theoretischen und messtechnischen Fehleranalyse unterzogen. Sie befassten sich in diesem Rahmen auch mit der Entwicklung geeigneter Messverfahren.[134]:119 Im Zuge des Vierjahresplans wurden Universitätsinstitute zu sogenannten Vierjahresplan-Instituten umgewidmet. Nach Vorbild der KWIs sollten diese Institute Entwicklung und Fertigung in der Industrie beeinflussen.[137] Exemplarisch hierfür stehen das von Werner Osenberg geleitete Vierjahresplan-Institut für Fertigungsverfahren“ an der TH Hannover [138] oder die TU Darmstadt, welche in diesem Zusammenhang in den Gebieten der Papierfabrikation und Textilchemie geforscht hat.[139]


Mit dem von Fritz Haber entwickelten Chlorgas erzielte das Deutsche Kaiserreich im 1. Weltkrieg große Erfolge. In Anbetracht dessen wollte das Heereswaffenamt auch im 2. Weltkrieg nicht auf die Entwicklung und den Einsatz neuer Kampfgase verzichten. Eine Beteiligung der IG Farben blieb aufgrund der konzerninternen Richtlinien Carl Boschs jedoch zunächst aus. Einerseits war der Widerstand der Zivilbevölkerung gegen Kampfgas schon in der Weimarer Republik bedeutend und anderseits versprach die Entwicklung ziviler Produkte einen weitaus höheren Gewinn zu erwirtschaften.[140] Allerdings bot die Entwicklung von "Dual-Use"-Produkten, also solchen Giftgasen, die auch in der Landwirtschaft einsetzbar sind, wie Zyklon B, Kompromisse für die Chemieindustrie.[141] Letztendlich kam es dennoch zu einer Wiederbelebung der Giftgasforschung im Nationalsozialismus, auch wenn der Großteil der Militärs den Einsatz von Giftgas aufgrund der unvorhersehbaren militärischen Konsequenzen ablehnte.[142] Mit einer Produktionsmenge von 1500 Tonnen im Jahr 1943 hätte das 1936 entwickelte Nervengift TABUN und seine Weiterentwicklung SARIN den Kriegsverlauf verheerend beeinflussen können. Rein rechnerisch wäre mit dieser Menge die Vernichtung von 7,5 Mrd. Menschen möglich.[143] In Kooperation mit Ärzten und Universitätsmitgliedern wie Dr. Karl Wimmer und Prof. August Hirt (Straßburg), wurden Tests zur Wirkung an KZ-Insassen durchgeführt.[144]

Optimierung der Rüstungsindustrie mit Hilfe von Hochschulen

Neben der rüstungsrelevanten Grundlagenforschung wurden an Hochschulinstituten auch Daten gesammelt und ausgewertet, um die an mangelnder Kontinuität und Organisation leidende Rüstungsforschung zu verbessern. Dies beschäftigte vor allem Werner Osenberg, der sich für die Optimierung der technikwissenschaftlichen Forschung einsetzte. Im Rahmen seiner Professur für Werkzeugmaschinen und Fabrikorganisation an der TH Hannover wurde seit 1941 eine Zentralkartei mit allen Forschungseinrichtungen der Naturwissenschaften, Technik, Gesundheitsfürsorge und Ernährung erstellt. Sie erfasste Technische Hochschulen, Universitäten und Ingenieurschulen. Dadurch sollten zunächst Fachkräfte für die Marineforschung ausfindig gemacht werden. Die Kartei listete das Personal und die materielle Ausstattung von 600 Forschungsstätten. Auf Basis dieser Daten verfasste Osenberg Mitte 1942 die erste von mehren Denkschriften, in denen er eine höhere Auslastung der Arbeitskapazitäten der Hochschulinstitute für kriegswichtige Entwicklungsaufträge forderte. Dies sah die Befreiung von 645 Forschern vom Wehrdienst sowie die Rückholung von 1300 weiteren wissenschaftlichen Fachkräften von der Wehrmacht vor.[145] Außerdem wies Osenberg nach, dass 50-80% der Forschungsmöglichkeiten für wehrtechnische Zwecke nicht genutzt wurden. Den Grund hierfür sah er im Fehlen einer Zentralstelle zur Erfassung und Verteilung wehrtechnischer Aufgaben. Wechselnde Personalbesetzungen behinderten die Forschung zusätzlich. Es gab Bestrebungen des RFR, den von Osenberg kritisierten Zustand mithilfe der TH Berlin zu verbessern, welche an einer „Kartei- und Informationsstelle des Reichsforschungsrates“ arbeitete.[146]

Project Paperclip Team at Fort Bliss

Mit Hitlers Erlass zur „Konzentration der Rüstungs- und Kriegsproduktion“ vom 16. September 1944 wurde innerhalb des RFR die Wehrforschungsgemeinschaft gegründet, die sämtliche staatliche Rüstungsforschung an Universitäten, Technischen Hochschulen und außeruniversitären Instituten koordinierte, um möglichst viele für die Kriegsentscheidung wesentliche Forschungsergebnisse kurzfristig zu generieren. Mit der Integration aller staatlichen Institute wurde eine Bestandsaufnahme der für die Wehrforschung infrage kommenden Forschungsarbeiten erreicht, um auftretende Redundanzen zu unterbinden. Jedoch wurde damit auch eine Flut von eingehenden Forschungsanträgen ausgelöst, die als kriegswichtig eingestuft werden sollten, um einer Einberufung des Personals an die Front zu vermeiden. Die Effizienz der Wehrforschungsgemeinschaft ist in der Forschung umstritten. Bis zum unmittelbaren Kriegsende wurde an vielen Instituten geforscht. Die Kartei der Rüstungsforschungsprojekte und der daran beteiligten Wissenschaftler von Werner Osenberg wurde die Grundlage der Operation „Paperclip“, durch welche sich die Alliierten nach Kriegsende einen Großteil der Ergebnisse aneigneten

Entnazifizierung

Mit dem am 2.8.1945 beschlossenen "Potsdamer Abkommen" war die Entnazifizierung der Besatzungszonen festgeschriebenes Ziel der Alliierten. Die deutsche Gesellschaft, insbesondere Politik, Presse, Wirtschaft, das Militär und das Rechtswesen sollten von faschistischem Gedankengut und nationalsozialistischen Einflüssen befreit werden. Die Entnazifizierung stand im engen Zusammenhang mit der Entmilitarisierung und Demokratisierung der deutschen Gesellschaft.[147]:906

Bundesarchiv Bild 183-R86965, Potsdamer Konferenz, Gruppenbild

Dieser Prozess war innerhalb der deutschen Hochschullandschaft mit dem Gedanken eines raschen Wiederaufbaus verbunden.[148] Geschlossene Bildungsstätten sollten entsprechend des "Reeducationgedankens" und der Demokratisierungszielsetzung schnell wiedereröffnet werden, nachdem sie umfassend entnazifiziert worden seien.[147]:224 Das Ziel wurde nicht erreicht. Die Universitäten und Hochschulen wurden wiedereröffnet, bevor der Prozess der Entnazifizierung abgeschlossen war.

Die erste, noch unorganisierte Zeit der Besatzung bis zum Sommer 1945 war geprägt von Plünderungen in den Hochschulen und Festnahme bzw. Evakuierung bedeutender Wissenschaftler. Ab dem Herbst 1945 begann die eigentliche Phase der Entnazifizierung. Es kam zu Massenentlassungen seitens der Alliierten, aber auch zu universitären Eigenmaßnahmen.[147]:906f.

Mit dem "Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus" des Alliierten Kontrollrates vom 5. März 1946 übertrugen die Besatzungsmächte die Entnazifizierungsaufgabe auf deutsche Stellen. Die Militärregierungen behielten die Aufsicht für eine sachgemäße und ordentliche Durchführung der Prozesse.[149] Im „Spruchkammerverfahren“ sollten Laienrichter individuell über die Schuldfrage und damit über die berufliche Zukunft der Hochschulangehörigen entscheiden. Jedoch kam es recht häufig zur Vergabe sogenannter „Persilscheine“ (entlastende Aussagen von glaubwürdigen Dritten). Nur ein Bruchteil der Angeklagten wurde schuldig bzw. mitschuldig gesprochen. Die meisten wurden als Mitläufer oder als entlastet eingestuft und freigesprochen. Das als Mittel der Entnazifizierung gedachte Spruchkammerverfahren entwickelte sich zum Instrument für die Rehabilitation der Hochschulangehörigen.[150]

Persilschein

Die Entnazifizierung des Hochschulwesens lief nicht in allen vier Besatzungszonen identisch von statten. Nach Mitchell Ash kann man zwischen einer relativ strengen Handhabe in der amerikanischen und der sowjetischen Zone und einer milderen Handhabe in der britischen und französischen Zone unterscheiden.[147]:226

Die vier Besatzungszonen

Amerikanische Besatzungszone

Laut Klaus-Dietmar Henke waren die amerikanischen Besatzungsmächte die Hauptorganisten der Entnazifizierung Deutschlands.[151] Zudem wird ihr Vorgehen in der Literatur allgemein als rigoroser, schematischer und weniger pragmatisch als das der anderen westlichen Mächte beschrieben.[152]

Bereits vor Kriegsende fand in Amerika eine Vorbereitung der Besatzungspolitik Deutschlands statt. So wurde schon 1944 ein Handbuch der Prinzipien und Maßnahmen der Besatzungspolitik für Deutschland vom Military Government veröffentlicht. Durch dieses war es den Besatzungsmächten möglich Handlungsrichtlinien für die Beurteilung und Reglementierung des Bereichs “Bildungswesen und Religionsangelegenheiten“ abzuleiten.[153] Die meisten Entlassungen erfolgten diesbezüglich 1945 direkt nach der amerikanischen Besatzung. Das elementare Ziel der Amerikaner war es eine demokratische Bildungsarbeit im besetzten Deutschland und die dafür notwendige personelle Säuberung durchzuführen.[154] Ihre Strategie war es den Deutschen eine gewisse Eigenverantwortung im Bezug auf die Hochschulreform zu überlassen, um ihnen somit in der Praxis die Demokratie näher zu bringen. Dennoch waren es die amerikanischen Universitätsoffiziere und ihre Vorgesetzten, die allgemeine Richtlinien aufstellten und sich ein Kontrollrecht bei der Entnazifizierung des Hochschulpersonals vorbehielten. Tatsächlich allerdings übernahm hier oft der strengere Counter-Intelligence Corp die Entnazifizierung an den Hochschulen, da diese zu Meist als Sicherheitsfrage angesehen wurde.[155] Bei der geplanten personellen Umgestaltung der Universitäten wurde auf Informationen aus zwei Quellen zurückgegriffen: Zum einen auf die „Schwarzen“ „Grauen“ und „Weißen“ Listen, über Personen die stark, teilweise oder nicht mit dem Nationalsozialismus verstrickt waren und zum Anderen auf Fragebögen, welche die Universitätsgelehrten verpflichtet waren wahrheitsgemäß auszufüllen.[156] Doch viele Gelehrten fanden sich mit ihrer Entlassung nicht ab, gingen an andere Universitäten in den Westzonen oder nutzten mit Geschick die demokratischen Methoden der Spruchkammerverfahren aus. Bei diesem Verfahren waren die Besatzungsmächte davon abhängig, dass Kollegen gegen Kollegen aussagen. So kam es, dass viele der ehemals entlassenen Gelehrten in den 50er Jahren wieder an den Hochschulen tätig waren.[157]

Nach Meinung Henkes haben insbesondere die Amerikaner gravierende Fehler bei ihrer Säuberungspolitik gemacht.[158] Zwei Personen, denen es laut Ash beispielsweise gelang durch ein kollegiales Netzwerk und Verhandlungen ihre Möglichkeiten in der Entnazifizierungspolitik der Amerikaner auszunutzen waren: Otmar Freiherr von Verschuer und Kurt Gottschaldt.[159]

Britische Besatzungszone

Auch die Briten sahen die Entnazifizierung der Hochschulen als Frage der Sicherheit an und beauftragten den Public Safety Special Branch mit dieser Arbeit.

Jedoch sollte sich die Politik der Briten von der konsequenten Handlungsweise der Amerikaner unterscheiden. Auch waren die Briten weniger stark auf ihre Besatzungszeit vorbereitet. So saßen anders als bei den Amerikanern in der für die Entnazifizierung verantwortlichen Abteilung hauptsächlich britische Polizeibeamte, die nur wenig über Deutschland wussten und die Sprache nur schlecht beherrschten.[160] Hauptziel der Briten war der wirtschaftliche Wiederaufbau Deutschlands, der gleichsam einen Bedarf an qualifizierten Wissenschaftlern mit sich brachte und somit eine kompromisslose Säuberung unmöglich machte. Diese praktische Einstellung der Briten gab vielen bekannten deutschen Wissenschaftlern Anlass in die britische Zone umzusiedeln. Insgesamt wurden in der britischen Besatzungszone 23 Prozent (157) aller Professoren, Dozenten und Assistenten, die im Jahre 1945 in der Hochschule tätig waren, entlassen. Doch nach 1947 zeichnete sich auch in der britischen Besatzungszone ein ähnliches Bild, wie in der amerikanischen Besatzungszone ab. Denn durch Bemühungen, zumeist seitens der Professoren selbst, wurde eine Vielzahl der Entlassenen wieder eingesetzt.[161]

Französische Besatzungszone

Gleichwohl die Ergebnisse der Entnazifizierung durch die Franzose nicht stark von den der Briten und Amerikanern abwichen, beschreibt Ash das Vorgehen der Franzosen als etwas milder. Deutsche Wissenschaftler wurden relativ zügig in französische oder deutsche Universitäten integriert. Man wollte gleichsam mit ihnen kooperieren und ihre Arbeit unter französischer Kontrolle wissen. In der Summe wurden bis April 1946 26,3 Prozent der Hochschullehrer entlassen.[162] Im französischen Sektor gibt es neben den Wiedereröffnungen der Universitäten Tübingen und Freiburg mit der Universitätsneugründung in Mainz auch eine Besonderheit. Die Neugründung fand auf Initiative der französischen Militärregierung statt. Ihre Beweggründe waren von verschiedener Natur. Öffentlich argumentierte man, dass im nördlichen Teil der französischen Besatzungszone eine Universität fehlt, inoffiziell sollte diese Gründung Mittel der Umerziehungspolitik sein. Zudem hatten die französischen Behörden den geheimen Plan das linke Rheinufer von Deutschland zu trennen und dort den Kern eines neuen unabhängigen Landes zu schaffen. Diese Land sollte dann mittels der Universität seine Elite selbst ausbilden können. Die Eröffnung erfolgte am 22. Mai 1946. Da es sich im Fall der Mainzer Universität um keine Wiedereröffnung, sondern um eine Neugründung handelt, fand hier auch keine Entnazifizierung im eigentlichen Sinne statt. Jedoch war die studentische Selektion vergleichsweise stark ausgeprägt. Ziel war es außerdem die Rheinische Kultur zu wahren, indem man nicht zu viele Studenten der anderen Zonen annimmt. Im Bezug auf das Lehrpersonal sah dies anders aus, der größte Anteil der ordentlichen öffentlichen Professoren kam aus der sowjetischen Besatzungszone. Um eine größere Auswahl an Lehrenden zu haben, sagte man in Mainz auch nichthabilitierten Professoren eine Stelle zu. Laut der Statuten gehörte es zum Ziel bei den Studenten einen Charakter und intellektuelle Fähigkeiten zu generieren und einen besonderen Geist an der Universität zu schaffen. Die Anfangsjahre der Uni Mainz verliefen erfolgreich. Doch um etwa 1948 sah sich die Uni mit einem moralischen Problemen konfrontiert: Mehr und mehr verbreitete sich das Gerücht, die Universität Mainz sei ein “Nazinest“.

In Anbetracht dessen, dass etwa ein viertel aller ordentlichen öffentlichen Professoren ehemalige Parteimitglieder gewesen sind, lässt sich das Gerücht in Bezug auf die Lehrkörper nachvollziehen, in Bezug auf die Studenten jedoch trifft dies nicht zu.

Zusätzlich verschob sich das politische Interesse der französischen Militärregierung mehr und mehr, da die Abspaltung des Rheingebiets nicht mehr Ziel war. Vielmehr sahen die Franzosen die Universität nun als Mittel, um weiterhin Ansehen und Einfluss in Westdeutschland halten zu können.[163]

Sowjetische Besatzungszone

In der sowjetischen Besatzungszone sah die Situation zuerst etwas anders aus als in den westlichen Zonen. Allein in aus der Berliner Universität wurden zwischen Herbst 1945 und Frühjahr 1946 427 Fakultätsmitglieder entlassen. Das entspricht etwa 78 Prozent der Gesamtzahl aller Entlassungen. Nach und nach entstand jedoch eine Unstimmigkeit zwischen der Zielsetzung der Entnazifizierung, welche einen ideologisch-politischen Hintergrund hatte und ihrer jedoch inkonsequenten und pragmatischen Durchführung. Die Demokratisierung, welche sich die SBZ im Zuge der Entnazifizierung zum Ziel setzte, beinhalte eine Umstrukturierung der wissenschaftlichen Institutionen. Und zwar sollte durch eine politische Säuberung des Lehrkörpers an den Universitäten, Platz für neue Lehrende geschaffen werden.[164]

Im August 1945 richtete die sowjetische Militärregierung (SMAD) die Deutsche Verwaltung für Volksbildung (DVV) ein. In ihren Zuständigkeitsbereich fiel die direkte Aufsicht über die Universitäten und außeruniversitäre Einrichtungen bezüglich der Entlassungen aus dem Lehrkörper. Unmittelbar nach der Wiedereröffnung der Universitäten entstanden jedoch Konflikte zwischen den Universitätsleitungen und der DVV hinsichtlich der Hochschulautonomie. Primär ging es um mögliche bzw. notwendige Entlassungen von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern. Die personelle Umstrukturierung war u.a. durch diese Unstimmigkeiten aber auch durch ständige Kurswechsel der SMAD sehr unkoordiniert und folglich nicht durchgehend effektiv. Das Ausmaß dieser Desorganisation erkennt man in der teilweise diktatorischen Vorgehensweise, die an den Tag gelegt wurde.[165]

Im August 1947 erklärte die SMAD die Entnazifizierung offiziell für beendet. Ursächlich für diese Entscheidung war die Befürchtung, dass man den wissenschaftlichen Standard durch eine konsequente Umstrukturierung nicht halten könne. Stattdessen sollten im Einzelfall nominelle NSDAP-Mitglieder, die nur als Mitläufer in die Partei eintraten, wieder in den Lehrstuhl eingegliedert werden.[166]

In der ersten Entlassungswelle von Herbst 1945 bis Frühjahr 1946 verloren insgesamt 948 Lehrkräfte ihren Arbeitsplatz, wobei es in den einzelnen Ländern der SBZ sehr große Unterschiede gab. Fast gleichzeitig begann die Integration der ehemaligen NSDAP-Mitglieder. Waren im Jahr 1948 etwa 747 Professoren und Dozenten – 58,9% weniger als zehn Jahre zuvor – in der SBZ angestellt, stieg die Zahl bis 1954 auf 869 an. Der Anteil der ehemaligen NSDAP-Mitglieder von 28,4% war dabei vergleichbar mit dem der westlichen Zonen.[167]

Insgesamt fand ein sehr hoher Austausch des Personals an den Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen statt. Doch entgegen der heute verbreiteten Ansicht einer strengen Entnazifizierung auf personeller Ebene, gab es in der DDR an den Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen eine unerwartet hohe Zahl von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern.[168]

Remigration und Wiedergutmachung

Die Remigration deutscher Hochschullehrer aus dem Exil gehört zu den noch weitgehend unerforschten Bereichen der Wissenschaftskultur der Nachkriegszeit.[169] Bereitschaft zur Rückkehr bestand bei den Wissenschaftlern, bei denen die materielle Sicherheit in den Exil-Ländern nur gering war, welche vergleichsweise isoliert zu anderen Wissenschaftlerkreisen lebten und bei denjenigen, die sich der deutschen Kultur besonders verbunden fühlten. Nach 1945 sind nur einzelne Gelehrte remigriert. Diese Rückkehr geschah in der Regel im Wege von Neuberufungen, genaue Rückkehrmotive sind jedoch unklar.[170]

Rahmenbedingungen, die die Rückkehrer in Deutschland vorfanden

In der britischen Zone wurde ein Aufruf zur Rückkehr vorgeschlagen, da die Remigration als eine „solidarische Ehrenpflicht“[171] angesehen wurde. Dieser auf der Rektorenkonferenz 1945 unterbreitete Vorschlag blieb jedoch erfolglos.[172] Die Wiedereinsetzung der, durch die Entnazifizierung verdrängten, Wissenschaftler hatte auf Wunsch der Siegermächte eine hohe Priorität. Das Ausführungsgesetz Art. 131 GG verlangte eine Mindestquote von 20% ehemals verfolgter Hochschullehrer. Dieser Forderung wurde jedoch an den Hochschulen nicht nachgekommen.

In der SBZ wurde der Neuaufbau der Wissenschaften unter engen ideologischen Vorgaben unter Ausschluss der Emigranten vollzogen. Erlaubt wurde eine Rückkehr nur bei Linientreue, ein Recht auf Rückkehr gab es nicht.[173] Die Option einer Rückkehr in die SBZ wurde mit einer Welle von Kampagnen gegen die Westemigranten im Zuge der Stalinisierung noch unattraktiver.

In den Rehabilitierungsbestimmungen nach 1945 wurden erste Wiedergutmachungsbestimmungen für Beamte festgelegt. Ein Erlass vom September 1945 legte fest, dass ehemals Verfolgten ein Warte- bzw. Ruhegeld gezahlt werden sollte. Der finanzielle Ausgleich der vorangegangen Jahre wurde dadurch jedoch nicht kompensiert.[174] Die Ruhegehälter waren unter dem Umstand zu gewähren, dass eine bestimmte Altersgrenze erreicht oder der Beamte dienstunfähig war. Sollte die Altersgrenze der Personen noch nicht erreicht sein, war angedacht, sie bei Einstellungen zu bevorzugen. Diese Überlegung wurde jedoch schon neun Tage später wieder zurück genommen, da sie nicht umsetzbar schien. Um Ungerechtigkeiten zu vermeiden, konnten die Beamten, die keine Stelle erhielten, ebenfalls Ruhegehaltsbezüge bekommen.[175] Diese Bestimmungen waren formal gültig, wurden jedoch bis 1947 nicht ausgeführt.

Die nach 1945 neu entworfenen Habilitationsordnungen gingen auf die Problematik der in der NS-Zeit entlassenen Hochschullehrer nicht ein: die Universitäten verfolgten das Gewohnheitsrecht. Mit der neuen Habilitationsordnung entfiel der 1939 eingeführte Beamtenstatus. Die Universitäten wollten den staatlichen Einfluss soweit wie möglich verdrängen .[176] Künftige Dozenten verloren ihre soziale Absicherung, die ihnen als Widerrufsbeamte vor 1945 durch regelmäßige Bezüge zugestanden hätte. Mit dem Wirksamwerden der Habilitationsbestimmungen im Frühjahr 1946 entwickelten sich diese zu einem „Instrument, das sich gegen die ehemals verfolgten Privatdozenten richtete“.[177] Viele Dozenten hatten den Wohnort gewechselt, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Laut der Richtlinien musste ein Dozent sich entscheiden, seine Umgebung aufzugeben und einen Wohnsitz in Nähe der Universität zu bewohnen, um eine bezahlte Vorlesungsfähigkeit zu erlangen. Falls dies nicht geschah, verloren sie Lehrberechtigung und Zugehörigkeit der Hochschule.[178]

Weitere Probleme bereitete die Frage nach dem Professorentitel. Nach 1945 sollten Professoren ihre ehemaligen Kollegen rehabilitieren. Obwohl ihnen eigentlich die Verleihung des Professorentitels zugestanden hätte, konnten viele Kollegen der ehemals Verfolgten es nicht über sich bringen, ihnen den Titel als Akt der Wiedergutmachung zu verleihen.[179]

Wiedergutmachungsprofessuren bzw. –dozenturen wurde in Universitäten ein eigener Etat zugewiesen. Die zusätzlichen Stellen waren personengebunden und förderten nach 1945 den Wiederaufbau der Universitäten. Trotz dieser Sonderstellung und der daraus resultierenden Vorteile entschied man sich an den Hochschulen nicht immer für eine Rehabilitierung der ehemals Verfolgten. Ehemals verfolgte Privatdozenten und nichtbeamtete Professoren fielen nicht unter das Beamtenrecht.[180] Sie erlangten zwar ihre Lehrberechtigung wieder, bekamen jedoch keine bezahlten Stellen an den Universitäten, mit denen sie ihren Lebensunterhalt hätten finanzieren können.

Zuständig für die Wiedergutmachungsverfahren der Hochschullehrer nach dem BWGöD (Bundesgesetz zur Regelung der Wiedergutmachung für die Angehörigen des öffentlichen Dienstes) vom Mai 1951 waren die jeweiligen Kultusministerien. Für die vertriebenen Hochschullehrer kam ein Ausgleich der finanziellen Verluste in Frage, aber keine „Wiedergutmachung“ der finanziellen Folgen.[181]

Einfluss auf die Wissenschaft

Emigranten und Remigranten haben auf langfristige Sicht einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung der Universitäten im Hinblick auf den Anschluss an die internationale Wissensgemeinschaft.[182] In Berlin und Frankfurt waren Remigranten als akademische Lehrer überproportional vertreten. Die Politikwissenschaft war als eine wieder neu eingeführte Disziplin ein vollständiger Reimport von Emigranten. Die Rückkehrquote lag bei 25% und damit weit über dem Durchschnitt der anderen Fächer.[183]

Der Austausch von Professoren sowie Rückberufungen von Emigranten waren zentrale Maßnahmen, um den Universitäten bei der eigenständigen Demokratisierung zu helfen. Die wissenschaftliche Befähigung der Dozenten rückte in den Hintergrund, die finanzielle und berufliche Versorgung und die gesellschaftliche Rehabilitierung fand größere Beachtung.[184]

Beurteilungen und Reputationen wurden nicht zur zur Rehabilitation genutzt, sondern dienten auch der Ausgrenzung ehemaliger Kollegen. An den Universitäten ist im Herbst 1945 eine Abwehrhaltung gegenüber den Remigranten festzustellen. Statt einer breiten Rehabilitierung emigrierter Professoren wurde vordergründlich das „Ziel der Ergänzung der Besten“ verfolgt. Die unterlassene Rückberufung der Emigranten wird heute in der Geschichtsschreibung als ein bedeutendes Defizit der Universitäten nach 1945 angesehen.[185]

Ist die Entnazifizierung gescheitert?

Die Frage nach dem Erfolg oder Misserfolg der Entnazifizierung an den deutschen Hochschulen lässt sich nicht eindeutig beantworten.

Die unterschiedlich stark ausgefallene personelle Säuberungspolitik hatte in allen vier Besatzungszonen das Ergebnis, dass die meisten Entlassungen bereits kurz nach Beginn der Besetzung wieder rückgängig gemacht wurden.[186] In der Bundesrepublik geschah dies auf rechtlicher Grundlage des Art. 131 des Grundgesetzes, welches den offiziellen Abschluss des Entnazifizierungsprozesses 1948 kennzeichnete.[187] Die Gründe hierfür sind unter anderem in der Ambivalenz von Fachkräftebedarf für ein neues funktionierendes Wirtschafts- und Rechtssystem sowie den zu hoch angesetzten Säuberungszielen zu finden, welche zunächst einer sachgerechten Analyse des Säuberungsproblems hätte unterzogen werden müssen.[188] Dadurch kam es zu einer zu großen Anzahl von Entscheidungsdirektiven und infolge dessen zu einer Überdehnung des zu entlassenden Personenkreises, die zu einer Massenentlassung führte, deren Folge eine Massenrehabilitation war.[189] Exemplarisch hierfür sind die Universitäten in Niedersachen zu nennen. In fünf der dort ansässigen Hochschulen wurden 31% der Professoren, Dozenten und Assistenten (208 von 676) im Zeitraum 1945 bis Juli 1947 entlassen, 25% davon legten erfolgreich Beschwerde gegen die Entlassung ein.[190] Diese Massenrehabilitation, die nicht nur im Bereich des Hochschulwesens stattfand, war auch darin begründet, die Gesellschaft zusammenzuhalten und die Hochschulen vor dem Zusammenbruch zu schützen.[191] In den vergangenen Jahren mussten sich viele von ihnen auf andere Weise ihren Lebensunterhalt verdienen, zum Teil mit schwerer körperlicher Arbeit. Diese unsichere finanzielle Lage zusammen mit dem sozialen Prestigeverlust verstanden sie als Demütigung und versuchten daher wieder in ihre alten Postionen zurückzugelangen.[192] Dabei wurden laut Clemens Vollnhals die wieder eingestellten Professoren zur politischen Zurückhaltung gezwungen, um eine Rehabilitierung im beruflichen und sozialen Umfeld nicht zu gefährden.[193]

Folgen der Entnazifizierung

Der Fokus der Hochschulpolitik lag primär auf der Wiederherstellung der Universitäten als ernstzunehmende Akteure der Lehre und Forschung und zum Halt des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland. Die Restaurierung der alten Strukturen der Weimarer Republik wurde in erster Linie von lokaler Ebene, also von den einzelnen Universitäten selbst vorangetrieben.[194] Bewusst wurden die Kompetenzen im Zuge des föderalistischen Systems wieder an die Länder verteilt. Die Bildungs- und Wirtschaftsministerien hatten die offizielle Entscheidungsbefugnis. Jedoch muss die Westdeutsche Rektorenkonferenz (WRK), die 1949 als beratendes Gremien gegründet wurde, beachtet werden. Sie brachte stetigen Input in die Kultusministerkonferenz ein, die die Richtlinienkompetenz der Hochschulpolitik bestimmte. Die Folge war eine deutliche Machtverschiebung hin zu den Ordinarien, deren Interessen die WRK unter anderem vertrat.[195] Durch diese Entwicklung zur Restauration statt einer tatsächlichen Erneuerung, hatten es Nachwuchskräfte schwer, sich an den Universitäten zu etablieren. Zudem erschwerten die Massenrehabilitation und der Einstellungsvorzug der Opfer des Dritten Reiches sowie früherer Ordinarien der SBZ die Einstellung von Nachwuchskräften und es setzte in der Nachkriegszeit eine Überalterung der Dozentenschaft ein. Zudem war eine deutliche Kontinuität der universitären Strukturen mit der Weimarer Republik zu erkennen. Der dadurch bedingte Konservatismus verhinderte tiefgreifende Hochschulreformen.[196]

Reformbemühungen wurden dennoch durchaus ernsthaft diskutiert, wobei die universitäre Selbstverwaltung, die Einheit der Wissenschaften und der Zusammenhalt von Forschung und Lehre gefordert wurde. Die Rückbesinnung auf Wilhelm von Humboldt war bereits in den ersten Nachkriegsjahren an den Universitäten anzutreffen, wobei vor allem die Untrennbarkeit von Forschung und Lehre betont wurde.[197] In den späteren Diskussionen um die Reformbemühungen der 1960er Jahre setzte sich dieses Bild fort; die Rhetorik der Rückbesinnung auf das Humboldtsche Ideal findet sich später in den Reformdebatten der 1960er und 70er Jahre und in der Legitimationsdebatte der 1980er Jahre wieder.[198] Tatsächlich wurde die Forschung nach 1948 immer mehr an außeruniversitäre Einrichtungen ausgelagert.[199] Zudem sorgten die konservativen Professoren de facto für eine Politik der Kontinuität und weniger der Erneuerung, was auch die Besatzungsmächte enttäuscht feststellen mussten. Demokratisierungsversuche der Universitäten scheiterten an den Ordinarien, die Kompetenzverluste befürchteten und nur geringe Zugeständnisse in diese Richtung machten, die hauptsächlich die Rechte des Mittelbaus und der Studentenschaft betrafen. Der Immatrikulation von Frauen standen sie jedoch kritisch gegenüber, wodurch auch weiterhin die männlichen Studenten an den Universitäten in der Überzahl waren.[200] Die Studentenschaft setzte sich aus ähnlichen sozialen Gruppen wie 1933 zusammen, lediglich in der sowjetischen Zone wurden Arbeiter- und Bauernkinder besonders gefördert.[201] Die Idee des Studium Generale und ein breiterer Zugang der Bevölkerung zur Universität wurde mehrheitlich befürwortet. Bedeutende Veränderungen in westdeutschen Hochschulen wurden trotz Scheitern einer umfassenden Reform im Zuge durchgesetzt, beispielsweise der Ausbau von Kontakten zu ausländischen Universitäten sowie die rasche Entwicklung neuer Fächer nach 1947 und trugen zu einer allgemeinen Verwestlichung bei.[202]

Berlin, Kreuzberg, Bluecherplatz 1, Amerika-Gedenk-Bibliothek

Die Hochschulreform umfasste auch die Bibliotheksbestände der Universitäten, die durch die Nazifizierung und den Folgen des Krieges in desolatem Zustand waren.[203] Im Westdeutschen Sektor wurde die Wiederherstellung und der Austausch der Bibliotheksbestände vor allem durch Neubauten von Universitätsbibliotheken in den 1950er Jahren und einer umfassenden Neukonzeption des Bibliothekswesens in den 1960er Jahren umgesetzt, wobei sich von Beginn an eine zunehmend stärkere Amerikanisierungstendenz sowohl im architektonischen als auch im Bibliotheksbestand abzeichnete. [204] Ein Beispiel für die Bibliotheksneugründungen ist die in der Zeit von 1952 bis 1954 errichtete Amerika-Gedenkbibliothek, die das amerikanische Volk den Westdeutschen als Zeichen der Anerkennung ihres Durchhaltevermögens während der einjährigen Stadtblockade gestiftet wurde. Diese Bibliothek sollte als zentrale Bibliothek allen Bevölkerungsschichten zugängig sein und das allgemeine Ziel der Demokratisierung unterstützen.[205] Die Besatzungskräfte waren dennoch über den mangelnden Willen zu tiefgreifenden Reform enttäuscht und das von ihnen vorgeschlagene Projekt, Hochschulräte und -beiräte einzuführen, scheiterte an der Angst der Hochschulen vor Einmischung durch Kirche und etwaigen Instituten.[206]

Neugründungen in der direkten Nachkriegszeit beschränkten sich auf die Freie Universität Berlin (1948) sowie die Universitäten Mainz (1946) und Saarbrücken (1947).[207] Diese Neugründungen sollten neue Impulse in das Hochschulwesen der Bundesrepublik bringen – die Gründung der Universität Mainz in der französischen Zone kann als Reaktion auf die strukturelle Stagnation und Kontinuität verstanden werden[208] – reihten sich jedoch bald in die Strukturen der alten Universitäten ein. Die Übernahme von Aspekten französischer Universitäten, wie etwa die Möglichkeit einer Professur ohne Habilitation, konnten sich in der westdeutschen Wissenschaftslandschaft nicht durchsetzen.[209] Tatsächliche Neuorientierungen und Reformbemühungen zu gründender Universitäten tauchten erstmals Ende 1959 auf und prägten die hochschulpolitische Debatte der 1960er Jahre.[210]

Freie Universitaet Berlin Luftbildfoto mit markiertem Campus 01-2005

Die Gründung der Freien Universität Berlin - als ideologisches Gegenmodell zur marxistisch geprägten Universität Unter den Linden (die spätere Humboldt Universität) – wurde zudem unter dem Vorzeichen des sich anbahnenden Kalten Krieges angeregt.[211] Seit 1946 wurden die deutschen Universitäten in den ideologischen Konflikt hineingezogen. Während in der sowjetischen Besatzungszone die Weichen auf die Ausbildung politisch opportuner Wissenschaftler gestellt wurden, reagierten die westlichen Zonen hierauf mit einem Schüren der Angst vor dem Kommunismus und der Stärkung der Sozial- und Politikwissenschaften zur politischen, nicht wissenschaftlichen, Bildung der Studenten.[212]

Die Kontinuität des Hochschulbetriebes, die sich in der personellen Kontinuität manifestierte, wird durch die veränderten Rahmenbedienungen nach 1945 relativiert. Der Bedeutungsverlust der deutschen Universitäten im internationalen Zusammenhang lässt sich daher nicht nur damit begründen, sondern ist auch die Folge von anderen Maßnahmen und Prozessen: dem Forschungsverbot der Alliierten 1945 und 1946, der langsamen wirtschaftlichen Erholung beider Teile Deutschlands im Verhältnis zur dominierenden Stellung der USA, forschungspolitische Weichenstellungen (Rolle der DFG als oberste Forschungsinstanz, nur seltenes Zurückholen einstiger Vertriebener), Fortführung alter Forschungsprogramme in rekonstruierter Form.[213]

Die Universitätsgeschichtsschreibung der Nachkriegszeit blendete lange die Jahre unter nationalsozialistischer Ägide aus. Rektoratsreden und Geschichtsschreibungen der eigenen Universität übergingen diese Zeit oft unkommentiert.[214] Die Rhetorik der Umdeutung der Vergangenheit spiegelt sich in diesen zeitgenössischen Zeugnissen deutlich wieder. Erst in den 1970er Jahren wurde diese Zeitspanne vermehrt in den Festschriften der Hochschulen beachtet.

Einzelnachweise

  1. von Brocke: Kultusministerien und Wissenschaftsverwaltungen. 2002, S. 196 und Tabellen S. 202 ff.
  2. Ash: Wissenschaft und Politik als Ressourcen für einander. 2002, S. 38.
  3. Szöllösi-Janze: Die institutionelle Umgestaltung der Wissenschaftslandschaft. 2002, S. 69ff.
  4. a b c d e f Titze: Hochschulen. 1989, S. 209-240
  5. Thieme: Deutsches Hochschulrecht. 2004, S. 17.
  6. Krausnick: Staat und Hochschule im Gewährleitsungsstaat. 2012, S. 8.
  7. Kluge: Die Universitäts-Selbstverwalung. 1958, S. 100.
  8. von Hehl: Nationalsozialistische Herrschaft. 1996, S. 33.
  9. Schaefer: Führergewalt statt Gewaltenteilung. 1985, S. 92.
  10. Limpert: Personelle Veränderungen in der Staatsrechtslehre und ihre Situtation nach der Machtergreifung. 1985, S. 56.
  11. Seier: Der Rektor als Führer. 1964, S. 109.
  12. Walz: Der Rektor als Führer der Universität. 1935, S. 6.
  13. Groh: Aus der Praxis einer Universitätsverfassung. 1935, S. 4.
  14. a b Tröger: Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich. 1984.
  15. a b c d Grüttner: Die deutschen Universitäten unter dem Hakenkreuz. 2003.
  16. a b Vossen: Der politische Systemwechsel von 1933 und seine Auswirkungen auf die Hochschulpolitik. 2009.
  17. Kater: Die nationalsozialistische Machtergreifung an den deutschen Hochschulen. Zum politischen Verhalten akademischer Lehrer bis 1939. 1981, S. 65.
  18. Olszewski: Zwischen Begeisterung und Widerstand. Deutsche Hochschullehrer und der Nationalsozialismus. 1989, S. 88f.
  19. Heiber: Universität unterm Hakenkreuz. Die Kapitulation der Hohen Schulen. 1992. S. 26.
  20. a b Grüttner/Kinas: Die Vertreibung von Wissenschaftlern. 2007, S. 147.
  21. a b c Vogt: Hintereingang Hauptportal.
  22. a b c Krohn: Deutsche Wissenschaftsemigration seit 1933 und ihre Remigrationsbarrieren nach 1945. 2002, S. 437f.
  23. Krohn: Deutsche Wissenschaftsemigration seit 1933 und ihre Remigrationsbarrieren nach 1945. 2002, S. 441f.
  24. a b c Hachtmann: TITEL. 2008.
  25. a b c Grüttner: TITEL. 1998.
  26. Mertens: Anmerkungen zur NS-Wissenschafts- und Forschungspolitik, 2002. S. 225-230.
  27. Datenhandbuch zur Deutschen Bildungsgeschichte, Bd. I: Hochschulen, 1.Teil, Göttingen 1987, S. 29 f.
  28. Titze, H. 1984, Die zyklische Überproduktion von Akademikern im 19. Und 20. Jahrhundert, in: Geschichte und Gesellschaft 10, S. 92 ff.
  29. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 24
  30. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 102 ff., Rammer, Die Nazifizierung und Entnazifizierung der Physik an der Universität Göttingen, Dissertation an der Universität Göttingen 2004, S. 183 ff.
  31. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 102
  32. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 102
  33. Kleinberger, A.F. (1980): Gab es eine nationalsozialistische Hochschulpolitik? In: Heinemann, M. (Hg.): Erziehung und Schulung im Dritten Reich, Teil 2, Stuttgart, S. 18
  34. Vgl. hierzu Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 149 ff.
  35. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 142 (vgl. Tab. 6)
  36. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 146
  37. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 126 ff. sowie die Übersicht in Tab. 19, S. 490
  38. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 136 ff.
  39. Vgl. Datenhandbuch zur Deutschen Bildungsgeschichte, Bd. I: Hochschulen, 1.Teil, Göttingen 1987, S. 272ff.
  40. Huerkamp 1996, Bildungsbürgerinnen. Frauen im Studium und in akademischen Berufen 1900-1945, S. 76ff.
  41. Vogt 2007, Vom Hintereingang zum Hauptportal? Lise Meitner und ihre Kolleginnen an der Berliner Universität und in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, S. 250f.
  42. Huerkamp 1996, Bildungsbürgerinnen. Frauen im Studium und in akademischen Berufen 1900-1945, S. 80
  43. Huerkamp 1996, Geschlechtsspezifischer Numerus Clausus – Verordnung und Realität, in: Kleinau, Elke / Opitz, Claudia (Hg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung in Deutschland, Bd.2
  44. Huerkamp 1996, Geschlechtsspezifischer Numerus Clausus – Verordnung und Realität, in: Kleinau, Elke / Opitz, Claudia (Hg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung in Deutschland, Bd.2, S. 327ff.
  45. Huerkamp 1996, Geschlechtsspezifischer Numerus Clausus – Verordnung und Realität, in: Kleinau, Elke / Opitz, Claudia (Hg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung in Deutschland, Bd.2, S. 331
  46. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 504
  47. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 210
  48. Datenhandbuch zur Deutschen Bildungsgeschichte, Bd. I: Hochschulen, 1.Teil, Göttingen 1987, S.227
  49. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 220
  50. Grüttner 1995, Studenten im Dritten Reich, S. 224 ff.
  51. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 10
  52. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 15
  53. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 15f
  54. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 31
  55. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 32
  56. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 32
  57. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 32
  58. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 33
  59. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 33
  60. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 35
  61. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 35
  62. Grüttner, Michael: „Studenten im Dritten Reich“, S. 37
  63. Golücke, Friedhelm (Hg.): „Korporationen und Nationalsozialismus“; S. 14
  64. Golücke, Friedhelm (Hg.): „Korporationen und Nationalsozialismus“; S. 131
  65. Golücke, Friedhelm (Hg.): „Korporationen und Nationalsozialismus“; S. 132
  66. Golücke, Friedhelm (Hg.): „Korporationen und Nationalsozialismus“; S. 132
  67. Vgl. Grüttner, S. 427
  68. Vgl. Grüttner, S. 427
  69. Vgl. Grüttner, S. 428
  70. Vgl. Grüttner, S. 428
  71. Vgl. Grüttner, S. 428
  72. Vgl. Grüttner, S. 429
  73. Vgl. Grüttner, S. 430
  74. Vgl. Grüttner, S. 444
  75. Vgl. Grüttner, S. 442
  76. Vgl. Grüttner, S. 444
  77. Vgl. Grüttner, S. 444
  78. Vgl. Grüttner, S. 445
  79. Vgl. Grüttner, S. 445
  80. Vgl. Grüttner, S. 446
  81. Vgl. Grüttner, S. 449f
  82. Vgl. Grüttner, S. 450
  83. Vgl. Grüttner, S. 451
  84. Vgl. Grüttner, S. 457
  85. Vgl. Grüttner, S. 458
  86. Vgl. Grüttner, S. 467
  87. Broszat: Das weltanschauliche und gesellschaftliche Kräftefeld. 1990, S. 94.
  88. Deichmann: Flüchten, Mitmachen, Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit. 2001, S. 513.
  89. Zu einer solchen Beurteilung gelangt man durch die Aufarbeitung der rassistischen Vergangenheit der Biologie bereits vor Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. So handelt es sich bei dem Großteil der NS-Akteure nicht um verführte Opfer aus der Disziplin, sondern um bewusst sozial-darwinistisch argumentierende Wissenschaftler. Hierzu: Walter Kirchner, Ursprünge und Konsequenzen rassistischer Biologie, in: Jörg Tröger (Hg.), Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich, Frankfurt (Main) / New York 1986, S. 77-91.
  90. Walter Kirchner, Ursprünge und Konsequenzen rassistischer Biologie, in: Jörg Tröger (Hg.), Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich, Frankfurt (Main) / New York 1986, S. 80f.
  91. Grüttner 1998, S.141-143.
  92. Ute Deichmann, Biologen unter Hitler. Vertreibung, Karrieren, Forschung, Frankfurt/Main [u.a.] 1992, S. 169.
  93. Ute Deichmann, Biologen unter Hitler. Vertreibung, Karrieren, Forschung, Frankfurt/Main [u.a.] 1992, S. 101-102.
  94. Jost Herbig / Rainer Hohlfeld (Hg.): Die zweite Schöpfung, Geist und Ungeist in der Biologie des 20. Jahrhunderts. München / Wien 1990, S. 79-85.
  95. Lars Endrik Sievert, Naturheilkunde und Medizinethik im Nationalsozialismus, Frankfurt/Main 1996, S. 226ff.
  96. Walter Wuttke, Heilen und Vernichten in der nationalsozialistischen Medizin, in: Tröger (Hg.), Hochschule und Wissenschaft im Dritten Reich, 1986, S. 142-156.
  97. Ebd. S. 144-148.
  98. Ernst Klee, Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945, 2001 [2. Auflage], S. 78-92.
  99. Deichmann, Biologen unter Hitler, 1992, 86-88.
  100. Vgl. Werner Pieper (Hg.), Nazis on Speed. Drogen im 3. Reich [Band 1].
  101. Deichmann, Biologen unter Hitler, 1992, 158.
  102. Vgl. Abschnitt zur Wissenschaftspolitik. [Link?]
  103. Vgl. Bechstedt, Martin (1980): "Gestalthafte Atomlehre" - Zur "Deutschen Chemie" im NS-Staat. In: Mehrtens, Herbert/ Richter, Steffen (Hgg.): Naturwissenschaft, Technik und NS-Ideologie. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte des Dritten Reichs. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 142, 160.
  104. Vgl. Mehrtens, Herbert (1980): Das "Dritte Reich" in der Naturwissenschaftsgeschichte. Literaturbericht und Problemskizze. In: Mehrtens/ Richter (Hgg.): Naturwissenschaft, Technik und NS-Ideologie, S. 46.
  105. Vgl. ebd., S. 54.
  106. Der Name der Bewegung „Deutsche Physik“ leitet sich aus dem gleich lautenden Titel eines ab 1936 in vier Bänden erschienenen Lehrbuchs von Philipp Lenard ab: Lenard, Philipp (1936-1937): Deutsche Physik, 4 Bde., München: Lehmann.
  107. Lenard, Philipp (1936): Deutsche Physik. Band 1: Einleitung und Mechanik, München: Lehmann, S. IX.
  108. Vgl. Beyerchen, Alan D. (1977): Scientists under Hitler. Politics and the physics community in the Third Reich. New Haven: Yale Univ. Press, S. 166 f.
  109. Vgl. ebd.
  110. Vgl. ebd., S. 99 f.
  111. Vgl. ebd.
  112. Vgl. Breger, Herbert (1985): Streifzug durch die Geschichte der Mathematik und Physik an der Universität Heidelberg. In: Buselmeier, Karin/ Harth, Dietrich/ Jansen, Christian (Hgg.): Auch eine Geschichte der Universität Heidelberg. Mannheim: Edition Quadrat, S. 42 f.
  113. Vgl. Beyerchen 1977, S. 142.
  114. Vgl. Breger 1985, S. 43.
  115. Vgl. Deichmann 2001, S. 221 und Bechstedt 1980, S. 149 f.
  116. Vgl. Bechstedt 1980, S. 148 f.
  117. Vgl. ebd.
  118. Vgl. Deichmann 2001, S. 222 f.
  119. Vgl. ebd.
  120. Vgl. Bechstedt 1980, S. 153.
  121. „Theoretische Chemie. Eine Einführung vom Standpunkt einer gestalthaften Atomlehre.“ Erstveröffentlichung 1941, später in wenig veränderter Form nach dem Krieg dreimal neu aufgelegt. (Vgl. Deichmann 2001, S. 222.)
  122. Vgl. Bechstedt 1980, S. 160.
  123. Vgl. ebd.
  124. Vgl. Deichmann 2001, S. 221 und Bechstedt 1980, S. 160 f.
  125. Vgl. Bechstedt 1980, S. 160.
  126. Vgl. Grüttner, Michael (2004): Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik. Heidelberg: Synchron, S. 20.
  127. Vgl. Lindner, Helmut (1980): "Deutsche" und "gegentypische" Mathematik. Zur Begründung einer "arteigenen" Mathematik im "Dritten Reich" durch Ludwig Bieberbach. In: Mehrtens/ Richter (Hgg.): Naturwissenschaft, Technik und NS-Ideologie, S. 97.
  128. Vgl. ebd., S. 100-103, 107.
  129. Vgl. ebd., S. 104.
  130. Vgl. ebd., S. 98, 104 f. und Mehrtens, Herbert (1987): Ludwig Bieberbach and "Deutsche Mathematik". In: Phillips, Esther R. (Hg.): Studies in the history of mathematics. Buffalo: Mathematical Association of America (Studies in Mathematics, 26), S. 223 f.
  131. Vgl. Lindner 1980, S. 98.
  132. Vgl. Mehrtens 1987, S. 233.
  133. Vgl. Lindner 1980, S. 106.
  134. a b c d e f g h i Pulla: TITEL. JAHR.
  135. Wagner: Forschungsförderung auf Basis eines nationalistischen Konsenses. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft am Ende der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus. 2010, SEITENZAHL.
  136. Schmiedebach: Kollaborationsverhähltnisse, S. 227f.
  137. Hachtmann: Eine Erfolgsgeschichte? Schlaglichter auf die Geschichte der Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im „Dritten Reich“. Berlin, 2004.
  138. Maier: Rüstungsforschung im Nationalsozialismus. Göttingen, 2002.
  139. www.tu-darmstadt.de/universitaet?praesidium/th_nszeit/ns_chronik.de.jsp (05.07.2012).
  140. Heinrich Kahlert aus Furtwangen, Chemiker unter Hitler. Wirtschaft, Technik und Wissenschaft der deutschen Chemie von 1914 bis 1945, Langwaden 2001, S. 310f.
  141. Heinrich Kahlert aus Furtwangen, Chemiker unter Hitler. Wirtschaft, Technik und Wissenschaft der deutschen Chemie von 1914 bis 1945, Langwaden 2001, S. 311-314.
  142. Heinrich Kahlert aus Furtwangen, Chemiker unter Hitler. Wirtschaft, Technik und Wissenschaft der deutschen Chemie von 1914 bis 1945, Langwaden 2001, S. 307-338.
  143. Heinrich Kahlert aus Furtwangen, Chemiker unter Hitler. Wirtschaft, Technik und Wissenschaft der deutschen Chemie von 1914 bis 1945, Langwaden 2001, S. 318-321.
  144. Heinrich Kahlert aus Furtwangen, Chemiker unter Hitler. Wirtschaft, Technik und Wissenschaft der deutschen Chemie von 1914 bis 1945, Langwaden 2001, S. 318-321.
  145. Ludwig: Technik und Ingenieure im Dritten Reich, S. 245f. ; Federspiel, Ruth, S. 73f.
  146. Ludwig: Technik und Ingenieure im Dritten Reich, S. 245-247.
  147. a b c d Ash: Verordnete Umbrüche – Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. 1995.
  148. Defrance: Deutsche Universitäten in der Besatzungszeit zwischen Brüchen und Traditionen 1945-1949. 2000, S. 410.
  149. Vollnhals: Entnazifizierung. Politische Säuberung und Rehabilitierung in den vier Besatzungszonen 1945-1949. 1991, S. 16.
  150. Ash: TITEL. 2010, S. 909
  151. Vgl.: Henke, Klaus-Dietmar (1986): Die Grenzen der politischen Säuberung in Deutschland nach 1945. In: Herbst, Ludolf (Hg.): Westdeutschland 1945-1955 Unterwerfung Kontrolle und Integration. München: R. Oldenbourg Verlag, S.130.
  152. Vgl.: Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. S. 908.
  153. Vgl.: Gerhardt, Uta (1996): Die Amerikanischen Militäroffiziere und der Konflikt um die Wiedereröffnung um die Universität Heidelberg 1945-1946. In: Heß, Lehmann und Sellin (Hgg.): Heidelberg 1945. Stuttgart: S.32-33.
  154. Vgl.: Ash, Mitchel G.(2010): Konstruierte Kontinuitäten und divergierende Neuanfänge nach 1945. In: Grüttner, Hachtmann, Jarausch,John, Middell (Hgg.): Gebrochenen Wissenschaftskulturen. Universität und Politik im 20. Jahrhundert. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S.225.
  155. Vgl.: Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. S. 908-909.
  156. Vgl.: Gerhardt, Uta (1996): Die Amerikanischen Militäroffiziere und der Konflikt um die Wiedereröffnung um die Universität Heidelberg 1945-1946. In: Heß, Lehmann und Sellin (Hgg.): Heidelberg 1945. Stuttgart: S.33-34.
  157. Vgl.: Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. S. 908-909.
  158. Vgl.: Henke, Klaus-Dietmar (1986): Die Grenzen der politischen Säuberung in Deutschland nach 1945. In: Herbst, Ludolf (Hg.): Westdeutschland 1945-1955 Unterwerfung Kontrolle und Integration. München: R. Oldenbourg Verlag, S.130.
  159. Vgl.: Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. S. 915-923.
  160. Vgl.: Bird, Geoffrey (1981): Wiedereröffnung der Universität Göttingen. In: Heinemann, Manfred (Hg.): Umerziehung und Wiederaufbau. Die Bildungspolitik der Besatzungsmächte in Deutschland und Österreich. Stuttgart: Klett, S. 168.
  161. Vgl.: Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. S. 909-910.
  162. Vgl.: Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945. S. 910.
  163. Vgl.: Defrance, Corine (1994): Die Franzosen und die Wiedereröffnung der Mainzer Universität, 1945-1949. In: Clemens, Gabrielle (Hg.): Kulturpolitik im besetzten Deutschland 1945- 1949. Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 118 ff.
  164. Ash, Mitchel G.: Verordnete Umbrüche - Konstruierte Kontinuitäten: Zur Entnazifizierung von Wissenschaftlern und Wissenschaften nach 1945, S. 910
  165. Vgl. Ash 1995, S. 911
  166. Vgl. Ash 1995, S. 912
  167. Vgl. Ash 1995, S. 913
  168. Vgl. Ash 1995, S. 914
  169. Szabó, S. 9
  170. Krohn, S. 445
  171. Krohn, S. 450
  172. Krohn, S. 450
  173. Krohn, S. 451
  174. Szabó, S. 86
  175. Szabó, S. 86f.
  176. Szabó, S. 91
  177. Szabó, S. 94
  178. Szabó, S. 95
  179. Szabó, S. 96
  180. Szabó, S. 91
  181. Szabó, S. 14
  182. Krohn, S. 425
  183. Krohn, S. 447
  184. Szabó, S. 497
  185. Szabó, S. 501f.
  186. Ash, 2010, S. 908.
  187. Vgl. Ash 2010, S. 227
  188. Heinemann, 1990-91, S. 51; Ash, 2010, S. 908.
  189. Ash, 2010, S. 910.
  190. Vollnhals, 1991, S. 8.
  191. Defrance, 2000, S. 414.
  192. Vgl. Schael 2002, S. 56f
  193. Vollnhals, S. 34.
  194. Vgl. Ash 2010, S. 229
  195. Vgl. Ash 2010, S. 230f
  196. Defrance, 2000, S. 414.
  197. Vgl. Defrance 2000, S. 416
  198. Vgl. Jarausch: Das Humboldt-Syndrom. 1999, S. 73
  199. Vgl. Ash 2010, S. 239
  200. Vgl. Defrance 2000, S. 420
  201. Vgl. Defrance 2000, S. 416
  202. Defrance, 2000, S. 427.
  203. Defrance, 2000, S. 411.
  204. Paulus, Stefan: Vorbild USA?: Amerikanisierung von Universität und Wissenschaft in Westdeutschland 1945 - 1976, Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München, 2010, S. 467.
  205. Paulus, 2010, S. 461.
  206. Defrance, 2000, S. 417-419.
  207. Vgl. Ständige Konferenz der Kultusminister: Das Hochschulwesen in der Bundesrepublik Deutschland. 1966, S. 35
  208. Vgl. Defrance 2000, S. 416f
  209. Vgl. Ash 2010, S. 233
  210. Vgl. Westdeutsche Rektorenkonferenz: Zur Überfüllung und Neugründung wissenschaftlicher Hochschulen. 1960; Picht, Georg: Die deutsche Bildungskatastrophe. Munchen 1965; Schelsky: Einsamkeit und Freiheit. 1963 oder Anrich: Die Idee der deutschen Universität. 1960
  211. Vgl. Defrance 2000, S. 426
  212. Vgl. Defrance 2000, S. 421f
  213. Vgl. Ash 2010, S. 245
  214. Vgl. Ash 2010, S. 243

Literatur

Siehe auch