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Taklamakan

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Satellitenaufnahme des Tarim-Beckens mit der Taklamakan-Wüste; im Süden davon liegen das Gebirge Kunlun Shan und die nordwestlichen Ausläufer des Tibetischen Hochlandes. (NASA/MODIS/Blue Marble)

Die Taklamakan-Wüste oder Takla Makan ist nach der Rub al-Chali die zweitgrößte Sandwüste der Erde. Sie erstreckt sich in Zentralasien im Tarim-Becken über Bereiche der südwestlichen Mongolei und den Westen Chinas. Nach mancher Definition wird sie als Teil der Wüste Gobi angesehen.


Die genaue Bedeutung des Namen „Taklamakan“ ist unklar. Laut dem Magazin Geo stammt der Name aus dem Uigurischen und lautet so viel wie „Begib dich hinein, und du kommst nie wieder heraus“. Es finden sich aber auch Bezeichnungen wie „Platz ohne Wiederkehr“ (angeblich arabisch) oder „Wüste des Todes“. In jedem Fall spiegelt der Name wider, dass es sich um eines der lebensfeindlichsten Gebiete dieses Planeten handelt.

Geographie

Die Taklamakan-Wüste füllt das gesamte Tarim-Becken und damit etwa zwei Drittel der autonomen Xinjiang-Uygur-Region aus. Sie ist dominierender Teil des 700.000 km² großen Wüstenraums zwischen den Gebirgen Tienshan, Pamir, Kunlun und Bejschan.

Ihre Fläche von rund 300.000 km² ist zum Großteil mit bis zu 100 m hohen Dünen bedeckt. Sie entstand durch Staub- und Sandablagerungen, die von den Gletschern in das Becken herabgeweht werden. Die Dünen gelten wegen der starken Winde als sehr schnell wandernd. Die Winde führten auch zur Formung von Yardangs, durch Winderosion entstehende vorspringende Strukturen.

In der Wüste liegen einige Salzseen. Das bekannteste Beispiel war der Lop Nor, der sich aus dem Tarim, dem Tschertschen-Darja und dem Hädik-gol mit seinen Unterläufen Kongque, Kontsche-darja und Kum-darja bildete und 1972 zur Salzwüste austrocknete. In der Nähe befinden sich ein Kernwaffentestgebiet und ein Raketentestgebiet.

Klima

Mit unter 30 mm Niederschlag im Jahr gilt die Wüste als hyperarid. Dieses extreme trockene Klima entsteht durch die Kombination zweier Faktoren. Zum einen ist die Taklamakan eine Reliefwüste, eine Wüste, die im Regenschatten von Gebirgen liegt. Dazu kommt die kontinentale Lage. Vom Meer herangeführte Luftmassen haben ihre Feuchtigkeit unterwegs verloren, bis sie Zentralasien erreicht haben. Durch die Ferne zu einem Meer mit ausgleichender Wärme schwanken die Temperaturen aufs Jahr bezogen zwischen -30 bis +50°C. Auch im Tagesverlauf schwankt die Temperatur sehr stark.

Kara Buran

Berüchtigt ist der kara buran, der schwarze Sandsturm. Er kann tonnenweise Sand aufwirbeln und über Tage oder gar Wochen andauern. Seinen Namen erhielt er, weil er dabei oftmals den Himmel verfinstert. Da ihm bereits viele Karawanen, und wahrscheinlich sogar ganze Städte zum Opfer fielen, wird er mit vielen Mythen verbunden. So gibt es die Sage von der Armee eines chinesischen Kaisers, die unter dem Sand einer 250 m hohen Düne begraben sein soll.

Geschichte

Verlauf der Seidenstraße, um die Taklamakan herum zweigeteilt

Viele archäologische Spuren sind durch die Trockenheit gut konserviert. So sind in der Taklamakan einige versunkene Städte zu finden, die entweder durch Wüstenausbreitung und Sandstürme versandet sind, oder deren Zufluss ausgetrocknet ist. Ein Beispiel ist Loulan, die eine Handelsstadt am heute ausgetrockneten Lop Nor war. Die archäologischen Funde deuten auf tocharische, hellenistische und buddhistische Einflüsse hin. Die Forscher und Entdecker Nikolai Michailowitsch Prschewalski, Aurel Stein, Albert von Le Coq, Paul Pelliot und besonders Sven Hedin beschrieben die Gefahren der Reise und untergegangene Städte der Wüste.

Neben Städteruinen wurden auch einige Mumien in der Region gefunden, von denen einige bis zu 4000 Jahre alt sind. Sie zeigen auf, welche verschiedenen Völker die Wüste einst durchquerten. Viele von ihnen scheinen ursprünglich aus Europa zu stammen und könnten Mitglieder der Tocharer gewesen sein.

Später wurden die Oasen der Wüste von Turkvölkern bewohnt. Während der Tang-Dynastie wurden die Osttürken erstmals besiegt und China konnte somit seinen Einfluss auf die wichtige Seidenstraße ausweiten. Die Seidenstraße war in dieser Region zweigeteilt und ihre Teilstrecken führten am nördlichen und südlichem Rande der unzugänglichen Taklamakan entlang. Phasen der chinesischen Herrschaft waren von der Herrschaft von Osttürken, Mongolen und Tibetern durchsetzt. Die heutige Bevölkerung besteht auf dem Land hauptsächlich aus den Turkvölkern der Uiguren und den Kasachen, während die größeren Städte überwiegend von Han-Chinesen bevölkert sind.

Beginn der Entdeckung

In Europa geriet die Taklamakan das erste Mal 1888 (laut manchen Quellen 1889) ins Blickfeld. Nach dem Mord an dem britischen Händler Andrew Dalgleishs im Himalaya flüchtete der Täter entlang der Wüste. Der einen zweiten Anschlag überlebende Bowers verfolgte den Täter und stieß in einer Oase auf alte Schriftstücke. Sie waren in einer indischen Sprache aus dem 5. Jahrhundert verfasst und handelten von einer Stadt im Wüstensand. Sie gelten als erste buddhistische Dokumente, die den Einfluss der damaligen indischen Kultur beweisen.

1895 machte sich der Entdecker Sven Hedin auf seine Reise zur Durchquerung der Wüste. Er fand die Überreste von Dandan Oilik, einer in der Wüste versunkenen Stadt. Dortige Wandmalereien zeigten einen indischen, griechischen und persischen Einfluss. Bei der Durchquerung kam er wegen Wassermangel nur knapp mit dem Leben davon, zwei der Begleiter und sieben Kamele starben. Die dramatische Reise wurde zu einem bis heute anhaltenden Mythos. Der Extremsportler Bruno Baumann wagte am 8. April 2000 eine Reise durch die Wüste, um die Hintergründe von Hedins Reise zu erkunden und überlebte ebenfalls nur knapp.

Erschließung

Aufgrund ihres Klimas war die Taklamakan lange Zeit unzugänglich. Die Trassen der ehemaligen Seidenstraße sind heute zu asphaltierten Verkehrsstraßen ausgebaut, auf denen die gesamte Wüste umfahren werden kann. An diesen Routen am Rand des Tarimbeckens liegen einige Oasenstädte wie die Hotan (bzw. Khotan), Kaschgar und Aksu. Diese Oasen werden durch Schmelzwasser der umliegenden Hochgebirge mit Wasser versorgt. In der Turfan-Oase ermöglichen Qanate, ein insgesamt 5000 km langes Netz unterirdischer Kanäle, den Anbau von Wein trotz extremer Temperaturen im Sommer.

Ungefähr in der Mitte der Wüste wurden große Erdöl- und Gasvorkommen entdeckt. Zu ihrer Erschließung baute die chinesische Regierung für etwa 10 Millionen € pro Kilometer eine asphaltierte Straße, die die Wüste von Luntai (Bügür) nach Minfeng (Niya) in Nord-Süd-Richtung vollständig durchquert. Diese Straße mit beidseitigen Sanddünenbefestigungen und permanentem Straßenreinigungsservice wird deshalb auch hinsichtlich ihres Baus und der Erhaltung als die teuerste Straße der Welt angesehen.

Literatur

  • Bruno Baumann: Karawane ohne Wiederkehr Malik Verlag, Berlin 2000. ISBN 3890291775
  • Christoph Baumer: Geisterstädte in der Wüste Taklamakan Belser, Stuttgart 1996. ISBN 3763023348