Bouzes
Bouzes oder Buzes (Vorlage:ELSalt, fl.; * 528; † 556) war ein oströmischer General, der unter der Regentschaft Justinians I. (527–565) an den Kriegen gegen die Sassaniden teilnahm.
Familie
Bouzes war gebürtiger Thraker. Er war wahrscheinlich ein Sohn des Rebellen Vitalian. Prokopios nennt Koutzes und Venilus Brüder des Bouzes. Eine nicht namentlich genannte Schwester war die Mutter des Domnentiolus.[1]
Iberischer Krieg
Schlacht von Mindouos

Bouzes wird zuerst im Jahr 528 als dux von Phoenice Libanensis (zusammen mit seinem Bruder Koutzes) genannt. (Ihre Provinz war Teil der größeren Diözese des Ostens und umfasste das Gebiet östlich des Libanongebirges) Bouzes war in Palmyra stationiert, Coutzes in Damaskus. Zu dem Zeitpunkt werden beide Brüder von Prokop als jung beschrieben.[1]
Ihre erste bekannte Mission war es, Belisar im Iberischen Krieg gegen das Sassanidenreich bei Mindouos zu Hilfe zu kommen.[1] Belisar versuchte, an dieser Stelle eine Festung zu errichten. "Als der Kaiser (Justinian I.) dies hörte, nämlich das Belisar es mit seiner Armee nicht vermochte die Perser von diesem Ort zu vertreiben, befahl er eine weitere Armee dorthin, sowie Koutzes und Bouzes, die zu der Zeit die Soldaten im Libanon befehligten. Diese waren zwei Brüder aus Thrakien, beide jung und geneigt, den Feind in einen Kampf zu verwickeln. Also marschierten beide Armeen in voller Stärke am Bauplatz auf, die Perser, um den Baufortschritt mit aller Macht zu behindern, die Römer, um die Bauarbeiter zu verteidigen. Es kam zu einer wilden Schlacht, in der die Römer besiegt wurden; und es herrschte ein großes Gemetzel unter ihnen, während einige auch gefangen genommen werden. Unter diesen war auch Koutzes. All diese Gefangenen führten die Perser in ihr Land fort, und, nachdem sie sie gefesselt hatten, hielten sie sie in einer Höhle. Die begonnene Festung wurde, da niemand sie mehr verteidigte, dem Erdboden gleichgemacht."[2]
Schlacht bei Dara
Bouzes überlebte die Niederlage. Als nächstes wird er in der Schlacht bei Dara (Juni 530) erwähnt. Er diente dort als Befehlshaber der Kavallerie zusammen mit Pharas dem Heruler. Unter seinen Bediensteten war ein Andreas, der sich am ersten Tag der Schlacht auszeichnete.
Belagerung von Martyropolis
Im Jahr 531 war Bouzes nicht in der Lage, and der Schlacht von Callinicum (19. April 531) teilzunehmen. Er war in dieser Zeit in Amida stationiert, wo ihn eine Krankheit von Feldzügen abhielt. Zacharias von Mytilene erwähnt, dass Bouzes seinen Neffen Domnentiolus beauftragte, eine Armee nach Abhgarsat zu führen. Diese Ortschaft wird nur von Zacharias beschrieben.[1] Die oströmische Armee traf auf die Sassanidische Armee und wurde geschlagen. Domnentiolus wurde gefangen genommen und in das Sassanidenreich verschleppt. Im Jahr 532 wurde der so genannte Ewige Friede zwischen den beiden Großmächten geschlossen. Domnentiolus wurde "im Zuge eines Gefangenenaustauschs" freigelassen.[3]
Im September/Oktober 531 waren Kouzes und Bessas gemeinsam Kommandanten der Garnison von Martyropolis. Die Stadt war von einer starken sassanidischen Armee belagert. Der Tod von Kavadh I. bewirkte das vorzeitige Ende der Belagerung.[1] Prokopius berichtet: "Und die Perser fielen abermals mit einer großen Armee unter dem Befehl des Chanaranges, des Aspebedes und Mermeroes in Mesopotamia ein. Da niemand sich zutraute, der sassanidischen Armee entgegenzutreten, rastete die Armee und belagerte Martyropolis, wo Bouzes und Bessas als Kommandanten der Garnison stationiert worden waren. Diese Stadt liegt in einem Land, dass Sophanene genannt wird, zweihundertvierzig Stadien nördlich der Stadt Amida gelegen; sie liegt direkt am Fluss Nymphius, der das Land der Römer und der Perser teilt. Also begannen die Perser, die Befestigungen anzugreifen, und obwohl die Verteidiger ihnen mannhaft widerstanden, erschien es unwahrscheinlich, dass sie lange aushalten würden. Denn der kreisförmige Wall war an den meisten Stellen leicht zu erstürmen, außerdem hatten die Verteidiger weder ausreichenden Proviant noch Kriegsmaschinen noch sonst etwas, das ihnen hätte von Nutzen sein können."
Armenische Revolte
Bouzes taucht 539 in den Quellen wieder auf. Er folgte dem verstorbenen Sittas als Befehlshaber des römischen Armenien nach. Er wurde mit der Bewältigung der armenischen Revolte betraut. Durch sein Bestreben wurde Johannes, ein Abkömmling der armenischen Arsakiden, ermordet. Der Sohn des Johannes, Artabanes, überlebte.[1] "Nach dem Tod des Sittas befahl der Kaiser Bouzes, gegen die Armenier vorzugehen; und dieser sandte ihnen ein Angebot, zu einer friedlichen Übereinkunft zwischen dem Kaiser und allen Armeniern zu gelangen, und bat sie, einige armenische Würdenträger zur Beratschlagung über die Angelegenheit zu entsenden. Weder konnten die Armenier Bouzes trauen, noch wollten sie sich dessen Vorschläge anhören. Aber es gab einen Mann aus dem Geschlecht der Arsakiden, der mit Bouzes befreundet war, ein gewisser Johannes, der Vater des Artabanes, welcher zur Beratschlagung mit seinem Stiefsohn Bassakes und einigen anderen bei Bouzes eintraf; als diese Gesandtschaft dort ihr Lager aufschlug wurde sie von der römischen Armee eingekreist. Bassakes flehte daraufhin seinen Stiefvater an zu fliehen. Weil er ihn aber nicht überzeugen konnte ließ er ihn allein zurück und die Gesandtschaft floh. Bouzes traf Johannes also allein an und erschlug ihn. Danach gab es für die Armenier keine Hoffnung mehr auf Frieden mit den Römern, und weil sie den Kaiser nicht allein im Krieg besiegen konnten, wandten sie sich an den persischen Großkönig." Diese Ereignisse führten zu einem neuen Krieg zwischen Persern und Oströmern.[4]
Im Jahr 540 ernannte Justinian Belisar und Bouzes gemeinsam zu magistri militum per Orientem. Bouzes sollte das Gebiet zwischen dem Euphrat und der persischen Grenze kontrollieren. Belisarius war gerade aus den Gotenkriegen zurückgerufen worden und befand sich noch auf der italienischen Halbinsel. Er konnte sein neues Kommando nicht vor 541 übernehmen.
Im Frühling des selben Jahres griffen die Sassaniden oströmisches Gebiet an. Sie umgingen die Festungen in Mesopotamien auf der Suche nach leichterer Beute in Syria und Kilikien. Bouzes war zu dem Zeitpunkt in Hierapolis stationiert. Im Hochsommer eroberten die Sassaniden Sura. Bouzes verließ Hierapolis mit seinen besten Truppen und versprach der Stadt, im Falle eines persischen Angriffs zurückzukehren. Aber Prokopius beschuldigt Bouzes, einfach verschwunden zu sein, so dass weder die Einwohner von Hierapolis noch die Sassaniden ihn aufspüren konnten.[1][5]
Später im selben Jahr wird Bouzes in Edessa erwähnt. Die Einwohner dieser Stadt wollten ein Lösegeld für die sichere Rückkehr ihrer Gefangenen bezahlen, die in Antiochia festgehalten wurden. Bouzes verhinderte das.
Krieg in Lasika
Die Kampagne von 540 war der Auftakt zum lang andauernden Lasischen Krieg (541-562). Im Jahr 541 war Bouzes einer der zahlreichen Befehlshaber, die sich in Dara versammelten um über das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Er befand sich unter den Befürwortern einer Invasion in persisches Gebiet. Von Bouzes selbst wird im anschließenden Feldzug nichts berichtet. Die oströmische Armee war nicht in der Lage, Nisibis zu erobern, dafür aber Sisauranon. Im Folgejahr überfiel Chosrau I abermals oströmisches Gebiet. Bouzes zog sich daraufhin nach Hierapolis zurück. Er und andere appellierten dann in einem Brief an Belisar, sie dort zu unterstützen. Aber Belisar marschierte stattdessen nach Europum.
Gunstverlust
Im Sommer 542 brach in Konstantinopel die Justinianische Pest aus. Der Kaiser wurde krank, und es gab Diskussionen um seine Nachfolge. Belisarius und Bouzes, die beide weit entfernt im Feld standen, schworen sich, keinen Kaiser zu unterstützen ohne die Zustimmung des jeweils anderen. Theodora stieß sich an der leichtfertigen Rede über den Tod ihres Mannes und berief beide in die Hauptstadt zurück. Dort wurde Bouzes für zwei Jahre und vier Monate (542-545) in einem Kellerverlies gefangen gehalten, das sich unter den Frauengemächern des Kaiserpalastes befand. Nachdem er freigelassen worden war, berichtet Prokopius, dass er zeitlebens nur noch schwache Sehkraft und eine schlechte Gesundheit besaß.
Spätere Jahre
Im Spätsommer von 548 weihte Germanus, der Neffe Justinians, Bouzes in die Verschwörung des Artabanes ein, mit dem Ziel, den Kaiser zu ermorden. Die Verschwörung scheiterte.
Im Frühling 549 wurde Bouzes wieder ins Feld geschickt. Er führte (zusammen mit Aratius, Constantianus, and Johnannes) eine Armee von 10.000 Kavalleristen nach Norden, um die Langobarden gegen die Gepiden zu unterstützen. Der Feldzug war aber von kurzer Dauer, da beide Parteien nach kurzer Zeit einen Friedensvertrag schlossen. Dies ist die letzte Erwähnung von Bouzes durch Prokopius.[1]
Bouzes wird nochmals bei Agathias als einer der Befehlshaber der Armee in Lasika erwähnt.
Im Jahr 556 wurde Bouzes befohlen, Nesus (eine kleine Insel am Fluss Phasis) zu verteidigen. Danach wird in den Quellen nichts mehr über ihn berichtet.[1]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i Martindale, Jones & Morris (1992), S. 254–257
- ↑ Prokopios, Die Geschichte der Kriege, Buch 1, Kapitel 13
- ↑ Martindale, Jones & Morris (1992), S. 413
- ↑ Prokopius, Geschichte der Kriege, Buch 2, Kapitel 3
- ↑ Prokopius, Geschichte der Kriege, Buch 2, Kapitel 5-6
Quellen
- John Bagnell Bury: History of the Later Roman Empire: From the Death of Theodosius I to the Death of Justinian, Band 2
- Geoffrey Greatrex: The Roman Eastern Frontier and the Persian Wars (Teil II, 363–630 n.Chr.
- John R. Martindale, A.H.M. Jones, John Morris: The Prosopography of the Later Roman Empire - Band III, 527–641
- Prokopius von Caesarea: Geschichte der Kriege. Band 1, Bücher I-II
Personendaten | |
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NAME | Bouzes |
KURZBESCHREIBUNG | General |
GEBURTSDATUM | 5. Jahrhundert oder 6. Jahrhundert |
STERBEDATUM | 6. Jahrhundert |