Aktuelle Nachrichten & Ereignisse im Oktober 2005.
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Für feststehende Termine kommender Ereignisse siehe auch Wikipedia:Glaskugel.
Miami/Florida. Nach den Verwüstungen in Cancún und der Halbinsel Yucatan hat Hurrikan Wilma nun auch Florida erreicht. Bisher wird nur von zahlreichen Sachbeschädigungen berichtet: Zahlreiche Häuser seien abgedeckt und viele Yachten in den Buchten durch die Wucht des Sturms zerstört worden.
Detroit/Michigan. Rosa Parks, die Frau die die amerikanische Bürgerrechtsbewegung initiiert hat, indem sie einen Bus boykottierte, stirbt im Alter von 92 Jahren. Dieser Fall ging vor den Supreme Court und beendete die Rassentrennung. Sie ist eine der wichtigsten Amerikanerinnen des 20. Jahrhunderts. Sie litt an Demenz.
Bagdad/Irak. Bei der Explosion von drei Autobomben im in der Nähe des von Journalisten und internationalen Organisationen genutzten Hotel Palestine starben mindestens 17 Menschen.
Peking/China. Auch im "Reich der Mitte" erwägt man „drastische Maßnahmen“ im Kampf gegen Aids. In den nächsten fünf Jahren werden zehn Millionen Infektionen befürchtet.
Brasilien. Brasilien lehnte per Volksabstimmung überraschend ein Waffenverbot ab. Im Land sterben jährlich mehr Menschen durch Waffengewalt als durch Krebs oder Verkehrsunfälle.
Mexiko. Da sich das "Auge" des Hurrikan Wilma wesentlich langsamer bewegt, werden konzentriertere und schwere Verwüstungen befürchtet. Das Zentrum bewegt nach der Insel Cozumel nach Norden auf die 600.000 Einwohner zählende Metropole Cancún zu, wo die Straßen alsbald durch den immensen Regen aufgefüllt wurden, die Strände des Touristenzentrums wurden entweder schwer beschädigt oder gar fortgespült. Der dortige Flughafen ist bis auf weiteres geschlossen. Im US-BundesstaatFlorida forderten die Behörden die Touristen auf der exponierten Inselkette der Key Wests zur Abreise auf.
Lagos/Nigeria. In Nigeria wurden bei einem Flugzeugabsturz alle 117 Passagiere getötet; die Boeing 737-200 war auf dem Weg von Lagos in die Hauptstadt Abuja. Aufgrund von Fehlinformationen suchte man zunächst an einer falschen Stelle nach dem Wrack und ging von einer Anzahl von Überlebenden aus. In der Maschine saßen auch zahlreiche ausländische Geschäftsleute und Diplomaten.
Izmir/Türkei. Ein schweres Erdbeben bei Izmir hat in der Nacht zum Freitag heftige Erschütterungen, Zerstörungen, 37 Verletzte und zwei Todesopfer verursacht. Das Epizentrum lag rund 45 Kilometer südwestlich von Izmir. Das Erdbeben der Stärke 6,0 auf der Richterskala war ebenfalls auf den benachbarten griechischen Inseln wie Chios und Samos zu spüren.
Rio de Janeiro/Brasilien Ein US-brasilianisches Forscherteam alarmiert im Fachblatt "Science" (Bd. 310, S. 480) : Die Urwaldzerstörungen in Brasilien sind doppelt so groß wie bisher bekannt; jährlich geht zudem die halbe Fläche Deutschlands an Regenwald durch Rodung verloren. Die Zahl der jedes Jahr in den Tropen aussterbenden Arten wird auf 50.000 geschätzt.
Pakistan. Pakistans Präsident Pervez Musharraf empfindet die internationalen Hilfen für das Erdbebengebiet als „total inadäquat“; Milliarden weitere Dollar würden gebraucht.
Australien. Erstmals wurde die Vogelgrippe auch auf diesem Kontinent nachgewiesen. Der australische Quarantäne- und Kontrollenservice entdeckt Antikörper der Vogelgrippe in den Tauben, die aus Kanada nach Melbourne importiert wurden.
New York/Vereinte Nationen. UN-Generalsekretär Kofi Annan forderte mehr Unterstützung für die Opfer des Erdbebens in Pakistan. Insbesondere im Norden des Staates werde der Tod von zahlreichen Schwachen und Kindern befürchtet.
Paris/Frankreich. Hugo Chávez, der Präsident Venezuelas, warnte bei einem Treffen mit französischen Geschäftsleuten US-PräsidentGeorge W. Bush vor einer eventuellen Invasion seines Landes. Vor dem Hintergrund der Verknappung der US-amerikanischen Erdölreserven im Zuge mehrerer Hurrikans im Golf von Mexiko hatte der Fernsehprediger Pat Robertson, der als geistiger Berater Bushs gilt, die Ermordung Chávez und Vereinnahmung der dortigen Öl- und Gasbestände gefordert. Robertson hatte sich zwar für seinen Ausfall entschuldigt, was den bekannten Globalisierungsgegner Chavez dennoch nicht beruhigte. Jeden Tag sende Venezuela 1,5 Million Barrel Rohöl in die Vereinigten Staaten, was man jederzeit stoppen könne. Ein Preis von 160 US-Dollar pro Barrel wäre dann durchaus im Bereich des Möglichen. Obwohl der Sprecher des US-Departements Sean McCormack die Wogen zu glätten versuchte, passte die auf Druck der USA erfolgte Stornierung der Lieferung von F-16-Lizenzkampfjets durch Israel gegenüber den südamerikanischen Staat ins derzeitige Stimmungsbild.
Berlin/Deutschland. Nach Studie zur weltweiten Situation der Pressefreiheit durch die Organisation Reporter ohne Grenzen fiel Deutschland von Platz 11 unter 166 untersuchten Staaten auf Rang 18 ab. Laut Auskunft der Pressesprecherin, Katrin Evers, liege dies an einer Vielzahl von pauschalisierten Redaktionsdurchsuchungen und die verstärkte Durchsicht von Telefondaten ohne direkt begründeten Tatverdacht. Allerdings sei der in den letzten Monaten für Aufsehen sorgende Fall der ZeitschriftCicero, die Innenminister Otto Schily betreiben ließ, bei der Studie noch nicht ausgewertet worden. Insgesamt gehöre Deutschland zu jenen Länden, wo die Pressefreiheit grundsätzlich gesichert sei. An der Spitze der Rangliste stehen ausnahmslos nordeuropäische Staaten (Dänemark, Finnland, Irland, Island, Norwegen und die Niederlande), während Nordkorea den allerletzten Platz einnimmt.
Wien/Berlin. In Österreich und Teilen Deutschlands wird, als Vorsorgemaßnahme gegen eine Verbreitung der „Vogelgrippe“, die Freilandhaltung von Geflügel bis auf weiteres verboten. Auf diese Weise soll die Einschleppung des Virus durch Zugvögel verhindert werden, obwohl die Kontamination eher durch infiziertes Fleisch oder illegal importiertes Lebengeflügel wahrscheinlich ist.
Die Schwarzpappel wurde in Deutschland zum Baum des Jahres 2006 gekürt. Damit soll auch auf die Bedrohung ihrer natürlichen Lebensräume in großen Flussauen aufmerksam gemacht werden.
Bagdad/Irak. Saddam Hussein muss sich zweieinhalb Jahre nach seinem Sturz vor einem Sondertribunal für seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Mit ihm sind sieben führende Mitglieder der Baath-Partei angeklagt. Als erster Anklagepunkt gilt ein Massaker in der Stadt Dedscheel. Dort waren 1982 nach einem Attentatsversuch auf Saddam 143 Männer und Jungen hingerichtet wurden. Die weiteren zwölf Anklagen reichen vom Giftgasangriff auf Kurden (1988) in der Stadt Halabdscha bis hin zur Tötung zehntausender Schiiten nach deren Aufstand 1991. In der irakischen Öffentlichkeit wird der unter strengster Geheimhaltung abgehaltene Prozess mit geringem Interesse verfolgt, da man ihn als Schauprozess der USA interpretiert.
Brüssel/Belgien. Nach der Entscheidung der EU-Kommission darf die italienische Großbank Unicredit die Münchner HypoVereinsbank übernehmen. Bedenken, die aufgrund größerer Aktivitäten beider Unternehmen in Polen und Kroatien bestanden, scheinen nach dem Bericht der Kommission ausgeräumt. Damit stellt dieses Unternehmen die größte internationale Banken-Fusion innerhalb Europas dar.
Berlin/Deutschland. In der konstituierenden Sitzung des 16. Deutschen Bundestages wird der westfälische CDU-Politiker Norbert Lammert zum neuen Bundestagspräsidenten gewählt. In seiner Antrittsrede betont Lammert die Rechte des Parlaments, speziell in Zeiten einer Großen Koalition. Bei der Wahl zu den Vizepräsidenten erhält der bisherige Präsident Wolfgang Thierse nur etwa zwei Drittel der Stimmen, und beim Kandidaten Lothar Bisky kommt es zu einem Eklat. Der ehemalige PDS-Parteichef und Spitzenkandidat der Linkspartei verfehlt auch im dritten (letzten) Wahlgang die einfache Mehrheit. Da traditionell jede Parlamentspartei einen Vizepräsidenten stellt (und deren Vorschläge von den anderen Fraktionen bisher gebilligt wurden), kündigt Bisky an, auch in später stattfindenden Wahlgängen zu kandidieren.
Frankfurt am Main. Die heute in der Mainmetropole beginnende 57. Frankfurter Buchmesse, die bis zum 23. Oktober dauert, hat mit 7200 Ausstellern Rekordgröße. Die Stimmung der Verlage ist meist optimistisch, sodass sie auf der weltgrößten Buchmesse 105.000 Titel vorstellen. 1000 Autoren werden sich präsentieren, davon 40 aus dem nominellen Gastland Korea, wobei das kommunistische Nordkorea seine Teilnahme abgesagt hat.
Irak: Die Ergebnisse der Volksabstimmung vom 15.Oktober über die Verfassung werden erst in einigen Tagen veröffentlicht, weil aus sunnitischen Wahlkommissionen widersprüchliche Resultate kamen. Die Wahlbeteiligung betrug über 60%, die Zustimmung dürfte bei 75% liegen, doch in einer der drei Sunniten-Provinzen scheinen die Nein-Stimmen fast zwei Drittel auszumachen. Trifft dies in 2 von 18 Provinzen zu, gilt der Verfassungsentwurf als abgelehnt.
Peking/China. Die Volksrepublik sagt den geplanten Peking-Besuch von Japans Außenminister Nobutaka Machimura ab. Als Grund wird der neuerliche Besuch des umstrittenen Yasukuni-Schreins durch Japans Ministerpräsident Junichiro Koizumi angegeben.
Karibik/Florida. Nur wenige Wochen nach den verheerenden Wirbelstürmen Katrina und Rita hat sich in der Karibik, von den Cayman Inseln kommend, der Hurrikan Wilma zum Sturm der höchsten Stufe aufgeladen. Über große Teilen Haitis gingen sintflutartige Regenfälle nieder; die folgenden Erdrutsche und Muren töteten neun Menschen. "Wilma" bedroht nun Kuba und die Halbinsel Yucatan, danach womöglich Florida. New Orleans wird auf eine zweite denkbare Evakuierung nach der Katastrophe vom 28. August vorbereitet.
Rom. Die Vorwahlen zum Spitzenkandidaten der Mitte-Links-Opposition Italiens gewann Romano Prodi, der ehemalige Präsident der EU-Kommission. Damit wird Prodi, wie seit langem erwartet, als Chef des Parteienbündnisses "Unione" den amtierenden Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi herausfordern. Erste Nachwahlbefragungen ergaben einen überraschend hohen Stimmenanteil von rund 75 Prozent. Die Parlamentswahl findet im Mai 2006 statt. Beinträchtigt wurde die Freude bei "Unione" durch die mafiaähnliche Ermordung des Vizepräsidenten der Regionsregierung von KalabrienFrancesco Fortugno durch zwei maskierte Männer, als dieser am Sonntag das Wahllokals im süditalienischen Lucri verließ. .
Karibik. In der Karibik bildet sich zur Zeit ein neuer Hurrikan namens "Wilma", der bereits der 21. Tropensturm dieser Art 2005 ist. Aufgrund befürchteter Schäden an den Ölplattformen im Golf von Mexiko stieg der Preis des BarrelsRohöl an der New Yorker Börse von 40 auf 64 US-Dollar.
Lilongwe/Malawi. Nach Angaben des Präsidenten Bingu wa Mutharika droht in dem afrikanischen Staat eine Hungerkatastrophe, von der 5 Millionen Einwohner bedroht sind. Laut der Regierung habe man 50 Millionen $ für 330.000 t Getreide aus Südafrika bereitgestellt, benötige aber noch 158.000 t, um die Versorgung der Bevölkerung bis zur nächsten Ernte im März bzw. April 2006 garantieren zu können. Dadurch, dass mehr als 14 % der Bevölkerung mit AIDS infiziert sind, fehlt vielen Farmern und Farmarbeitern einfach die Kraft die benötigte Arbeit zu bewerkstelligen.
Juneau/Alaska. Am Mittwoch tritt im US-Bundesstaat Alaska ein Waffengesetz in Kraft, das sowohl den Waffenbesitz von Handfeuerwaffen, als auch ihr Mitführen im PKW liberalisiert. Das Bundesgesetz war auf Betreiben der National Rifle Association verabschiedet worden, um den restriktiveren lokalen Grundsätzen der Kommunen und Counties zuvor zu kommen. Alaska soll nach dem Willen der NRA Vorbild für die anderen Bundesstaaten werden.
Irak. Die gestrige Volksabstimmung über die künftige Verfassung hat eine große Wahlbeteiligung zu verzeichnen. Doch besteht die Gefahr, dass die Sunniten dreier Provinzen den Kompromiss-Entwurf von Ende August zu fall bringen.
Peking/China. Die Besatzung des zweiten bemannten Raumflugs der Volksrepublik China landete mit ihrer Raumkapsel Shenzhou 6 gegen 4.32 Uhr Ortszeit sicher in der Steppe der Mongolei auf, wobei man den geplanten Zielort um nur einen Kilometer verfehlte. Das Befinden der Taikonauten Fei Junlong und Nie Haisheng, die an Bord fünf Tage lang die Erde umkreist hatten, entspreche laut Angaben der Behörden den positiven Erwartungen. China ist nach Russland und den USA die dritte Nation, die einen bemannten Weltraumflug unternommen hat.
Hawai. Mit dem Sieg des deutschen Außenseiters Faris Al-Sultans endete die 27. Auflage des traditionellen Ironman Hawaii-Triathlons, das als härtestes und renommiertetes Rennen seiner Art gilt. Der 27-jährige Sohn eines gebürtigen irakischen Übersetzers und einer Deutschen gewann als ausgeglichenster Teilnehmer bei seiner dritten Teilnahme nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren sowie 42,195 km Laufen in 8:14:17 Stunden vor dem Neuseeländer Cameron Brown (8:19:36) sowie dem dreimaligen Gewinner Peter Reid aus Kanada (8:20:04). Nach Thomas Hellriegel (1997) und dem Vorjahressieger Norman Stadler, der nach mehrmaligem Reifendefekt demoralisiert aufgab, ist Al-Sultan der dritte Deutsche, der diesen Wettbewerb für sich entschied. Bei den Damen konnte die Schweizerin Natascha Badmann ihren sechsten Triumph feiern. Sie setzte sich in 9:09:30 Stunden gegen die beiden Australierinnen Michellie Jones (9:11:51) und Kate Major (9:12:39) durch.
Fresno/USA. In einem Gletscher am Mount Mendel im Kings Canyon National Park fanden zwei Bergsteiger in der Sierra Nevada die teilweise mumifizierte Leiche eines Militär-Piloten, der allem Anschein nach seit dem Zweiten Weltkrieg dort lag. Nach Angaben der Behörden gehörte der Tote zu einem AT-7-Trainingsflugzeug, dass am 18. November 1942 mit fünf Mann Besatzung bei einem Navigationstraining in der Region abgestürzt war. 1947 hatte ein Bergsteiger das Wrack und vier der Leichname gefunden.
London. Ein britisches Labor stellte in einer Eiluntersuchung fest, dass neben der Türkei auch in Rumänien die aufgetretene Vogelgrippe auf den für den Menschen gefährlichen Erreger H5N1 zurückzuführen ist. Österreichs Gesundheitsministerin teilt mit, dass viele Länder Europas Impfpläne bereit haben und Ansteckungsgefahr nur direkt im Hühnerstall bestehe.
Brüssel. Laut EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou werden Veterinärexperten nächste Woche die jüngsten Entwicklungen analysieren und ihren Risiko-Katalog erweitern. Die Impfvorräte würden ausreichen, seien aber innert der EU ungleichmäßig verteilt.
London. Bond wird blond. Der Schauspieler Daniel Craig wird den Geheimagenten James Bond in dem Ende 2006 startenden Kinofilm Casino Royale darstellen.
Kalifornien. Die Asche des im Juli verstorbenen Filmschauspielers James Doohan (Ingenieur Scotty in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise) soll am 6. Dezember von einer US-Militärbasis mit einer Falcon I-Rakete in den Weltraum geschossen werden, wie die beauftragte Firma Space Services mitteilte.
Toledo (Ohio)/USA. Im US-BundesstaatOhio kam es am gesamten Wochenende zu Unruhen, als anläßlich eines Demonstrationsaufzuges des National Socialist Movements, einer nationalsozialistischen Gruppierung, diese mit Gegendemonstranten zusammenstießen. Dabei setzte die örtliche Polizei Tränengas insbesondere gegen letzte Partei ein. Der Bürgermeister der Stadt, Jack Ford, bekräftigte das Recht der Nazis ihre Sache öffentlich zu vertreten, was die Unruhen wahrscheinlich erst in Gang setzte. Die Presse sprach von einem wütenden Mob von 600 Menschen, zu dem sich auch Straßengangs gesellt hätten, die Baseball große Steine auf die Polizisten geworfen hätten, Autos beschädigt und eine Bar in Brand gesetzt hätten. Allein 114 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Offenbar war die Nazi-Bewegung bewusst in diese Stadt gegangen, die extrem abhängig von der Automobilindustrie ist, was sich durch eine hohe Arbeitslosenquote bemerkbar macht.
Den Haag/Niederlande. Wegen Terrorgefahr und angeblichen Schüssen riegelt die Polizei das Regierungsviertel ab und führt mehrere Razzien durch. Bei Durchsuchungen in verschiedenen Städten werden 7 Personen unter Terrorverdacht festgenommen, was die Staatsanwaltschaft gegenüber der niederländischen Nachrichtenagentur AFP bestätigt. ANP und der Rundfunksender Radio 1 melden die Absperrung einer Schule und des Gebäudekomplexes Binnenhof, in dem Büros von Ministerpräsident Jan Peter Balkenende und Außenminister Ben Bot sowie das Parlament angesiedelt sind. Die Antiterror-Einheiten bestätigen ihre Beteiligung am Einsatz nur indirekt. Laut Radio 1/NOS ist unter den Inhaftierten Samir A., der im April hinsichtlich Vorbereitung von Anschlägen freigesprochen wurde (Stand 13:30 Uhr).
Salamanca/Lateinamerika. In der westspanischen Kulturstadt beginnt der 3-tägige XV. Iberoamerika-Gipfel der Staats- und Regierungschefs von Iberoamerika sowie Spaniens und Portugals. Rund 20 Staaten sind vertreten und werden unter anderem die Problemkreise Staatsschuld und Migration beraten . Kubas Präsident Castro fehlt bereits zum 5.Mal, weil ihn Menschenrechts-Gruppen vor einem Madrider Gericht anzeigen wollen und ein Haftbefehl juristisch möglich wäre. Nach dem Gipfel werden einige Regierungschefs zum Madrider Höhepunkt der Fußballsaison kommen, dem Derby zwischen Real Madrid und Atlético (Anm.: es ging 3:0 aus).
Stockholm. Der britischeDramatikerHarold Pinter erhält den Nobelpreis für Literatur. Insbesondere in deutschen Literaturkritikerkreisen wird die Wahl als nicht mehr zeitgemäß empfunden, da Pinter zwar in den 60er Jahre für einige Denkanstöße gesorgt , aber seitdem im Gegensatz zu manch anderen keine weitere Entwicklung gezeigt habe.
China/Gobi: Nach zwei Jahren führt die Volksrepublik erneut einen bemannten Raumflug durch. Eine Rakete vom Typ «Langer Marsch» startete am Morgen mit zwei Astronauten von der Raumfahrtstation Jiuquan am Rand der zentralasiatischen Wüste. Der Start fand am Tag nach Beschluss eines neuen Fünfjahresplans durch das KP-Zentralkomitee statt und verlief trotz einer nahen Kaltfront mit Schneefall problemlos. Die Taikonauten Fei Junlong (40) und Nie Haisheng (41) sollen fünf Tage in der Umlaufbahn bleiben, die nach 30 Minuten erreicht war.
Anders als beim 21-Stunden-Flug vom 15.Oktober 2003 sollen die Männer ihre Kapsel verlassen und im 2,8 Meter langen Arbeitsbereich leben. Geplant sind Experimente und Tests, z.B. der Schlafsäcke und der Lebenssysteme des 9m langen Raumschiffes Shenzhou VI. Es ist mit 4 Triebwerken und 8t eine Weiterentwicklung des russischen Sojus-Modells und Teil eines Konzepts ähnlich der Constellation (Shuttle-Nachfolger der NASA). Einst soll es mit stärkeren Raketen 10-25t Nutzlast haben und einen Mondflug ermöglichen.
Wiesbaden/Deutschland: Die stark gestiegenen Preise für Benzin und Heizöl haben die Inflation auf den höchsten Stand seit vier Jahren getrieben: Der Verbraucherpreisindex für September stieg gegenüber Sept.2004 um 2,5 %, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Es bestätigt damit eine Schätzung von Ende September. Im August lag der Wert noch bei 1,9 %. Die Europäische Zentralbank in Frankfurt strebt eine maximale Preissteigerung von 2 % an. Im Vergleich zum Vormonat ergab sich ein Anstieg von 0,4 %.
Basel: In der Ciba-Chemiefabrik von Grenzach-Wyhlen (Baden-Württemberg) löste eine Verpuffung einen Großbrand aus. Zwar wurde niemand verletzt und der Brand in 2-3 Stunden gelöscht, doch empfahl man zunächst auch im Schweizer Grenzgebiet, alle Fenster geschlossen zu halten.
Berlin: Die Spitzengremien von SPD und Union beraten über die gestern vereinbarte Große Koalition. In der SPD ist die Zustimmung des Linksflügels ungewiss, in Teilen der Union besteht Unmut über die "Preisgabe" des Finanzministeriums.
EU/Afrika: Die Europäische Union beauftragt ihre Innen- und Justizminister, über ein gemeinsames Vorgehen bei den großen afrikanischen Flüchtlingsströmen zu beraten. Sie betreffen neben Spanien auch Italien, Frankreich und England. Neben Änderungen der Asylpolitik ist an vermehrte Wirtschaftshilfe und an Auffanglager im mittleren Afrika (z.B. Tanzania) gedacht, aber auch in der Ukraine. Gegen solche Pläne wendet sich Amnesty International: die EU solle sich nicht zu einer "Festung" gegenüber ärmeren Staaten entwickeln.
Novi Sad: Die im Kosovo-Krieg1999 zerstörte Freiheitsbrücke wird wieder eröffnet. Die Donau ist damit wieder auf ihrer gesamten Länge ungehindert befahrbar.
Marokko-Algerien-Spanien: wie Madrid meldet, hat Marokko mit der Abschiebung von etwa 1000 illegalen Flüchtlingen begonnen, die in der Vorwoche über die Grenzzäune der span.ExklavenCeuta und Melilla geklettert sind. Hunderte Schwarze wurden in Busse mit unbekanntem Ziel gesetzt bzw. von der Grenzstadt Oujdazu Fuß nach Süden geschickt, nach internationalen Protesten aber am 10./11.Oktober zurückgebracht. Montag nachmittag startete das erste Flugzeug mit über 100 Flüchtlingen nach Senegal.
Frankfurt/Main. Nach 60 Jahren hat die US-Luftwaffe am Montag ihre Rhein-Main Air Base am Frankfurter Flughafen mit einem Festakt des Flughafenbetreibers Fraport "symbolisch" geschlossen. Der Flughafen war für die US-amerikanische Luftwaffe seit 1945 ihr "Tor zu Europa" und zählte einst zu den wichtigsten Stützpunkten weltweit. Die endgültige Schließung steht zum Jahresende an.
Berlin: Nach wochenlangen Sondierungsgesprächen ist nun die Große Koalition fix und die Verteilung der Ministerposten auf die Parteien entschieden. Wie bereits vorher gemutmaßt, wird Angela Merkel das Kanzleramt übernehmen; die CDU/CSU-Fraktion stellt 6 weitere Minister, die SPD hingegen acht. Noch-Bundeskanzler Gerhard Schröder kündigte an, sich nun ganz aus der Politik zurückziehen zu wollen.
Burgenland/Österreich. Bei den heutigen Landtagswahlen erringt die SPÖ mit 19 Mandaten (+2) eine absolute Mehrheit. Erste Hochrechnung von 16 Uhr: SPÖ 51,3% (+4,7%) ÖVP 36,8% (+1,5%) FPÖ 6,2% (-6,4%) Grüne 5,3 (-0,2%) Sonstige 0,4% (+0,4).
Pakistan: Bei einem Erdbeben der Stärke 7,6 (Richterskala) in der Grenzregion zwischen Pakistan und Indien nahe Islamabad werden mehr als 30.000 Menschen getötet; besonders betroffen ist der pakistanische Teil von Kaschmir, wo hunderte Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten sind. Die erbetene internationale Hilfe läuft rasch an, u.a. mit 20 Transporthubschraubern. Eine Woche später sind es zwar bereits über 120 Hubschrauber, doch erhöht sich die geschätzte Opferzahl auf 40-50.000 Tote, fast 100.000 Verletzte und 2 - 2,5 Millionen Obdachlose.
Bagdad/Washington D.C.. Die US-Armee hat ihren Militäreinsatz "Eiserne Faust" im westlichen Irak beendet. Am Samstag teilt die Armee mit, dass in Sadah nahe der Grenze zu SyrienneueKontrollposten errichtet wurden, um die "Präsenz in dem Gebiet aufrecht zu erhalten". Damit solle besser als bisher das Eindringen von Anhängern des TerrornetzesAl Kaida aus Syrien über das Euphrat-Tal in den Irak verhindert werden. Der Einsatz mit rund tausend US-Soldaten dauerte 7 Tage. Laut US-Armee wurden mehr als 50 Aufständische und ein US-Soldat getötet. Seit Ende September haben die US-Streitkräfte bereits drei weitere Einsätze im Euphrattal geführt. Die sunnitische Provinz El Anbar ist eine der Hochburgen der Rebellen.
Hamburg. Der frisch gewählte Bundestagsabgeordnete der Linkspartei.PDS, Lutz Heilmann, war nach Informationen des "Spiegel" 1989 hauptamtlicher Mitarbeiter des DDR-Geheimdienstes. Wie vorab berichtet wird, habe Heilmann die Tätigkeit für die Stasi gegenüber dem Magazin eingeräumt; seine LübeckerGenossen habe er vor seiner Kandidatur informiert und so die "entsprechende Regelung der Linkspartei" erfüllt. Deren Bundessprecher sagte dem Magazin, er sehe in dem Vorgang "kein großes Problem". Heilmann ist damit der erste hauptamtliche Stasi-Mitarbeiter, der nun im Bundestag sitzt. Laut "Spiegel" arbeitete Heilmann bei der Stasi-Hauptabteilung Personenschutz, die für die Sicherung und Versorgung der Partei- und Staatsführung zuständig war.
Türkei. Beginn der offiziellen EU-Beitrittsverhandlungen. Die zuletzt im EU-Parlament und von Österreich vorgebrachten Bedenken wurden durch den Passus ausgeräumt, im Laufe der Verhandlungen auch die Aufnahmefähigkeit der EU zu prüfen, sowie durch Wiederaufnahme der Beitrittsgespräche mit Kroatien.
=== Montag, 3. Oktober 2005 === (Tag der Deutschen Einheit)
Washington D.C./USA. US-PräsidentGeorge W. Bush nominiert Harriet Miers für die Nachfolge von Sandra Day O'Connor als Richterin am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Miers, die Rechtsberaterin des Präsidenten, hat keine Erfahrung als Richterin. Ihre Nominierung hat viele Beobachter überrascht. Vor allem konservative Mitglieder der republikanischen Parteibasis haben dem Präsidenten in ersten Reaktionen im Internet Vetternwirtschaft vorgeworfen. Sie zeigten sich enttäuscht, dass Miers sich nie klar gegen ein verfassungsmässiges Recht auf Abtreibung ausgesprochen hat.
Madrid/Nordafrika. Die spanischeExklaveMelilla in Marokko ist Medienberichten zufolge erneut das Ziel eines Massenansturms afrikanischerFlüchtlinge geworden. Bis zu 800 Menschen hätten am frühen Morgen versucht, den sechs Meter hohen Metallzaun zu überwinden, berichtete der private spanische RadiosenderCadena Ser am Montag. Rund 300 von ihnen sei es gelungen, auf spanisches Territorium vorzudringen. Melillas Stadtoberhaupt Juan José Imbroda machte indirekt marokkanische Behörden für den Vorfall verantwortlich. Eine Lösung könne nur "von der anderen Seite der Grenze" kommen, sagte er dem Radiosender. Die Marokkaner hätten in der Nacht zum Montag "nicht sehr stark" kooperiert.
Graz/Österreich. Die SPÖ erzieltLandtagswahl Steiermark in der steirischenLandtagswahl einen Erdrutschsieg. Nach vorläufiger Hochrechnung (17:30 CET) gewinnt sie mehr als 9 Prozent gegenüber dem Ergebnis der Wahlen 2000 und überholt damit die seit 60 Jahren regierende ÖVP. Liste Hirschmann, BZÖ und FPÖ verfehlen den Einzug. Die Grünen erreichen im Gegensatz zur FPÖ das notwendige Grundmandat. Die Ergebnisse im Detail: SPÖ 41,7 (+9,3); ÖVP 38,7 (-8,6); KPÖ 6,3 (+5,3); Grüne 4,7 (-0,9); FPÖ 4,6 (-7,8); LH 2,0; BZÖ 1,7 Prozent.
Dresden/Deutschland. Im Wahlkreis 160 fand eine Nachwahl statt, weil die NPD-Direktkandidatin kurz vor der Bundestagswahl vom 18. September verstorben war. Die Nachwahl stieß wegen der laufenden Verhandlungen für eine Große Koalition auf großes Interesse, weil eine Mandats-Verschiebung zwischen CDU und SPD möglich erschien. Montag früh wurde mitgeteilt, dass der CDU-DirektkandidatAndreas Lämmel gewählt wurde, jedoch bei den Zweitstimmen die SPD knapp voranlag. Dadurch gewinnt die Union nun ein Überhangmandat, was ihren Vorsprung im Bundestag von 3 auf 4 Mandate erhöht.
Eine Anschlagsserie auf der indonesischen Ferieninsel Bali hat zahlreiche Opfer gefordert. Mindestens 22 Menschen sind ums Leben gekommen. Diplomatenkreisen nannten 32 Tote und mehr als 100 Verletzten die Rede. Ob auch deutsche Touristen unter den Toten und Verletzten von Bali sind, ist noch nicht klar. Die Bomben explodierten kurz hintereinander in den Orten Jimbaran und in Kuta, etwa 30 Kilometer von Jimbaran entfernt.