Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen
Das Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen (im Folgenden Borussia Breslau) ist eine Vereinigung immatrikulierter und ehemaliger Studenten. Es wurde am 23. November 1819 in Breslau gegründet und ist Mitglied des Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem es mit den anderen Corps im Breslauer Senioren-Convent seit 1855 angehört. Es bestand bis 1945 in Breslau an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität und der Technischen Hochschule und besteht seit 1951 an der Universität zu Köln und der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Borussia Breslau ist farbentragend und pflichtschlagend.
Farben, Wahlspruch, Wappensprüche
Die Farben der Borussia Breslau sind Schwarz-Rot-Weiß auf Silber. Schwarz und Weiß sind die Landesfarben Preußens. Rot ist die Farbe der Schärpe des Schlesischen Kränzchens in Frankfurt an der Oder. [1]
Der Wahlspruch der Borussia Breslau lautet virtuti semper corona [2]. Er ist schon beim Schlesischen Kränzchen in Frankfurt an der Oder um die Wende des 18. zum 19. Jahrhundert üblich und führt sich zurück auf die siebte Zeile der letzten Strophe der Ode an die Freude von Friedrich Schiller.
Borussia Breslau hat zwei Wappensprüche. Einer lautet: Unsern Bund trennt nur der Tod [3], ein schon bei den Studentenorden Ende des 18. Jahrhunderts übliches Treuegelöbnis, das auch beim Schlesischen Kränzchen in Frankfurt an der Oder vorkommt. Der zweite Wappenspruch lautet: Vivant omnes fideles fratres intimo foedere iuncti. [4]. Er geht ebenfalls auf die Studentenorden und Kränzchen zurück.
Mitgliedschaft
Jeder Student an einer Hochschule, die akademische Grade verleiht, kann Mitglied bei Borussia Breslau werden. Über seine Aufnahme entscheiden die studierenden Aktiven des Corps. Von 1819 bis heute zählt Borussia Breslau etwa 1.300 Corpsbrüder. Unter Corpsstudenten werden sie Breslauer Preußen genannt.
Zweck und Idee der Borussia Breslau sind in ihrer Constitution festgehalten: Als Lebensgemeinschaft will das Corps Borussia Breslau seine Mitglieder in gegenseitiger Achtung und Vertrauen zu aufrichtiger und dauernder Freundschaft verbinden und sie - ohne ihre politische, religiöse und wissenschaftliche Haltung zu beeinflussen - zu ehrenhaften, charakterfesten und tatkräftigen Persönlichkeiten heranbilden. Jeder Corpsbruder soll sich, aufgeschlossen gegenüber allen Werten der Kultur, durch Herzensbildung wie durch Können, durch Individualität wie durch Zivilcourage auszeichnen. Das Corps soll seine Mitglieder so prägen, daß sie sich vorbildlich für die menschliche Gemeinschaft einsetzen. [5]
Die jungen Aktiven fechten Bestimmungsmensuren. Die Corpsbrüder sind in Freundschaft auf Lebenszeit verbunden, nach dem Studium als Alte Herren.
Geschichte

1786 bis 1819
Geistig-sittlich führt sich Borussia Breslau auf das studentische Urkränzchen an der Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder im preußischen Brandenburg zurück. Geprägt durch den Deutschen Idealismus wurde dieses Urkränzchen am 3. Juli 1786 zu Lebzeiten Friedrich des Großen von einigen Mitgliedern der verbotenen, freimaurerisch geprägten Studentenorden gegründet.[6] Aus dem Urkränzchen ging das Schlesische Kränzchen hervor, das vom 12. April 1787 bis zum 10. August 1811 bestand. Eintragungen auf Studentenpfeifen und in studentischen Stammbüchern weisen die Kette der Studenten vom Schlesischen Kränzchen bis zum späteren Corps Borussia Breslau nach. Diese Verwandtschaft wird obendrein deutlich durch den von beiden getragenen Wahlspruch „virtuti semper corona“. 1810 wurde die Berliner Universität gegründet. Die protestantische Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder wurde dadurch überflüssig. Sie wurde 1811 mit der katholischen Breslauer Universität Leopoldina zur staatlichen Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau im preußischen Schlesien zusammengelegt. Die Kränzianer des Schlesischen Kränzchens aus Frankfurt zogen nach Breslau und gründeten dort eine Landsmannschaft Silesia, die vom 11. November 1811 bis 15. Mai 1813 bestand. Die Silesia hatte einige Nachfolgeverbindungen, zuletzt eine Landsmannschaft Teutonia, aus der das Corps Borussia zu Breslau hervorging.
1819 bis 1933
Das Corps Borussia Breslau wurde am 23. November 1819 von dreizehn ehemaligen Burschen der tags zuvor aufgelösten Landsmannschaft Teutonia und einigen sonstigen Studenten in Breslau gestiftet. Borussia übernahm dabei die Farben der Teutonia sowie deren Wahlspruch und Wappensprüche. Innerhalb der Borussia, schon bei der Teutonia, gab es eine Fraktion Silesia. Diese stiftete 1821 das Corps Silesia zu Breslau.
In den Jahrzehnten bis zur Revolution von 1848/49, im restaurativen Vormärz mit seinem Nein zur selbstverwalteten Studentenverbindung und den drakonischen Bestrafungen der Verbindungsstudenten (Karzer, Consilium abeundi bis hin zur Relegation), musste Borussia zu Breslau zweimal förmlich suspendieren, bestand aber heimlich weiter, 1824 - 1829 und 1834 - 1838. Die Jugend im Corps ließ sich in ihrem Selbstverständnis durch die Staatsmacht nicht niederdrücken. Dieses Selbstverständnis ist romantisch beschrieben, auch von Breslauer Preußen, in den beiden "Musen-Almanache der Universität Breslau" von 1842 [7] und 1843 [8]. Ab 1848 mit Entstehen des bürgerlichen Vereinslebens identifizierten sich die Alten Herren zunehmend mit ihrem Corps. Am 1. August 1850 fand zum ersten Mal ein Treffen aller ehemaligen Angehörigen der Borussia Breslau statt. Ab 1871 nahmen die Alten Herren bestimmenden Einfluss auf das Geschehen im Corps. In Folge der Studentenbewegung der 1960er Jahre verschob sich dieser Einfluss der Alten Herren zugunsten der Jugend.
Schlesien war die katholischste der preußischen Provinzen. Viele junge Schlesier studierten Katholische Theologie und wurden Corpsstudenten. Von den Breslauer Corps hatte Borussia die meisten Priester, Jesuiten und kirchlichen Würdenträger in ihren Reihen. Zudem hatte Breslau eine der größten jüdischen Gemeinden in Preußen. Die Juden in Breslau entwickelten ein jüdisches Bildungsbürgertum, das mit vielen berühmten Namen glänzte und seine Söhne in die Corps schickte, so der Breslauer Preuße Robert Dalen, vormals Robert Davidson, der beim Kösener Congress oKC 1865 präsidierte. Borussia zu Breslau stand exemplarisch für die souveräne Toleranz Preußens.

Diese Modernität fand in den 1870er Jahren mit Bismarcks antikatholischem Kulturkampf und durch den aufkommenden Antisemitismus ein Ende, sodass es in der Folgezeit bei Borussia zu Breslau nur noch vereinzelt katholische und keine jüdischen Aktiven mehr gab. Die katholischen Studenten traten in die katholischen Studentenverbindungen und die jüdischen Studenten in die neu entstehenden jüdischen Studentenverbindungen, wie die pflichtschlagende Viadrina zu Breslau von 1886, ein. Nach dem Ersten Weltkrieg gewann der Antisemitismus in der deutschen Gesellschaft zunehmend an Schärfe [9]. Auf dem Kösener Congress 1921 stimmten die Corps, so auch Borussia zu Breslau, im Sinne eines Tributs an den durch Antisemitismus geprägten Zeitgeist dafür, jeden jüdischen Geist aus dem Kösener auszuschließen und ab sofort keine Juden und Judenstämmlinge mehr aufzunehmen.[10] Zur frühen Modernität fand das Corps nach seinem Wiederentstehen in Köln und Aachen zurück.
1910 eröffnete die Technische Hochschule Breslau, von der ab 1918 Studenten bei Borussia zu Breslau aktiv wurden.
Im Jahre 1929 wurde in einem schmückenden Relief des neu gebauten, expressionistischen Breslauer Postscheckamts der Zirkel der Borussia Breslau verewigt, auf dem Tönnchen eines Studenten, der seinen Monatswechsel bekommt. Architekt war der Breslauer Preuße Lothar Neumann [11].
1933 bis 1945
Die nationalsozialistischen Vorgaben Führerprinzip und Gleichschaltung standen im Widerspruch zu den corpsstudentischen Werten Conventsprinzip und Subsidiarität. Im Sinne seiner Vorgaben verfolgte das nationalsozialistische Regime die Indoktrinierung der Studenten in so genannten Kameradschaften mit Führerprinzip, nationalsozialistischen Schulungen und Wehrsport. Die Studenten der herkömmlichen Studentenverbindungen mussten ebenfalls an Schulungen und Wehrsport der SA und SS teilnehmen, so auch die jungen Corpsbrüder der Borussia; das wurde als erster Schritt hin zur Gleichschaltung empfunden. Als Unterbringung für die nationalsozialistischen Kameradschaften hatte das Regime die Verbindungshäuser im Auge. Am 30. Juni 1933 wurden alle 69 jüdischen Studentenverbindungen im Deutschen Reich für aufgelöst erklärt, und ihre Häuser wurden beschlagnahmt. Das alles ließ bei den anderen Studentenverbindungen die Sorge entstehen, Ähnliches erleiden zu müssen, auch den Verlust des Corpshauses.
Unter Vorgabe des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 erfolgte am 20. Juli 1933 der Grundsatzbeschluss des Allgemeinen Deutschen Waffenrings ADW, dem der KSCV angehörte, dass ein waffenstudentischer Verband nur noch anerkannt wird, wenn „unter seinen Mitgliedern weder Judenstämmlinge noch jüdisch Versippte“ sind. "Judenstämmlinge" waren Corpsbrüder mit jüdischen Vorfahren, und "jüdisch Versippte" waren Corpsbrüder mit jüdischstämmigen Frauen. Bezüglich der "jüdisch Versippten" ging der Grundsatzbeschluss des ADW über das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums hinaus; er folgte hier den weitergehenden Grundsätzen der NSDAP für die Aufnahme von Parteimitgliedern. Dieser Grundsatzbeschluss war ein weiterer Teil des administrierten, rassistischen Antisemitismus Hitlers, der auf dem völkischen, Neid getriebenen Antisemitismus der 1920er Jahre aufsetzte. Obwohl der Beschluss den corpsstudentischen Werten Toleranz und Lebensbund widersprach, wurde er von nahezu allen Corps hingenommen, auch von Borussia Breslau. Jüdische Corpsbrüder gab es nicht bei Borussia zu Breslau, wohl "Judenstämmlinge“ und „jüdisch Versippte“. Acht Alte Herren waren Betroffene. 1934/35 schieden sie aus dem Corps aus und wurden aus der Corpsliste gestrichen. Sie schieden aus, damit der Corpsbetrieb weitergeführt werden konnte und das Corpshaus unangetastet blieb, nahmen an Corpsbrüdertreffen aber weiterhin teil, soweit es ihnen möglich war. Die vor 1945 Verstorbenen unter ihnen erhielten zeitnah zu ihrem Ableben einen Nachruf in der Corpszeitung der Borussia Breslau.[12]
Im Vollzug der Gleichschaltung wurden ab 1934 die Studentenverbindungen und -verbände insgesamt zunehmend stark unter Druck gesetzt. Sie sollten für die Eingliederung in den NSDStB als einzige studentische Großorganisation gefügig gemacht werden. Diesem Druck konnte der Kösener Senioren-Convents-Verband auf Dauer nicht widerstehen. Er beschloss deshalb am 28. September 1935 als erster studentischer Verband die Selbstauflösung. Am 13. Oktober 1935 folgte die Selbstauflösung des Corps Borussia zu Breslau, offiziell einschließlich seiner Altherrenschaft. Der Arierparagraph des Regimes war weder beim KSCV noch bei Borussia zu Breslau der Grund für die Auflösung. Bei Borussia bestanden Altherrenschaft und Corpshausgenossenschaft faktisch weiter. Das Corpshaus blieb den Corpsbrüdern erhalten. Der Altherrenschaft der Borussia gelang es, dass keine nationalsozialistische Kameradschaft das Corpshaus nutzte und dass somit das Corpshaus weiterhin den Corpsbrüdern für Treffen alleinig zur Verfügung stand. 1941 feierte die Altherrenschaft letztmals ein Stiftungsfest während des Krieges. 1944 erschien zum letzten Mal die Corpszeitung der Borussia in Breslau. 1945 im Mai verlor Borussia Breslau ihre Heimat in Schlesien. Schlesien wurde polnisch.
1945 bis heute
Anlässlich des ersten Nachkriegsstiftungsfests der Altherrenschaft der Borussia zu Breslau in Hannover am 2. Oktober 1948 wurden die acht Alten Herren, die 1934/35 das Corps verlassen hatten, wieder in die Corpsliste der Borussia zu Breslau aufgenommen. Die Rekonstitution des Corps erfolgte am 21. April 1951 in Münster (Westfalen). Viele Schlesier fanden im Rheinland nach 1945 eine neue Heimat. Köln übernahm 1950 die Patenschaft für das ehemalige Breslau. Die Universität zu Köln pflegte seit 1951 die Tradition der Breslauer Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität. Am 9. Oktober 1951 wurde der Sitz des Corps Borussia Breslau an die Universität Köln verlegt. Um nach Breslauer Tradition die Verbindung von Studenten der Geisteswissenschaften und der Ingenieurwissenschaften aufrechtzuerhalten - auch im Hinblick auf eine zeitgemäße Altherrenschaft –, wurde ab November 1951 eine Außenstelle des Corps in Aachen an der dortigen Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule, der RWTH Aachen, betrieben. Am 31. Juli 1954 wurde Aachen zum zweiten offiziellen Standort des Corps erklärt, und das Corps erhielt den Namen Borussia Breslau zu Köln und Aachen. Den gleichen Weg gingen auch die drei anderen Kösener Corps des ehemaligen Senioren-Convents zu Breslau, Silesia, Lusatia und Marcomannia. Fast 50 Jahre hat Borussia Breslau erfolgreich einen aktiven Corpsbetrieb in Köln und Aachen gepflegt, mit zwei Corpshäusern und einem Corpsbus. Corpsburschen-Convente und Veranstaltungen fanden an den Wochenenden abwechselnd in Köln und in Aachen satt. 1968 wurde ein Student aus Japan bei Borussia Breslau aktiv. Am 10. Mai 1969 fand zum ersten Mal der "Große Geh" der Borussia Breslau vom Kölner Corpshaus zum Aachener Corpshaus über 75 km statt. Es ist eine Veranstaltung von Breslauer Preußen aller Generationen, die in unregelmäßigen Abständen auf freiwilliger Basis stattfindet, bis heute. In den 1990er Jahren ließ das studentische Interesse für Studentenverbindungen in Köln nach. Borussia Breslau konzentrierte sich zunehmend auf Aachen, zumal die RWTH Aachen begann, neben den technischen Fakultäten auch geisteswissenschaftliche Fakultäten einzuführen. Seit 2004 gibt es nur noch ein Corpshaus in Aachen. Das Fechten der Bestimmungsmensuren erfolgt seit 1951 im Kölner Consenioren-Convent mit Korbschläger.
Die Studenbewegung der 1960er Jahre nahm Einfluss auf Borussia Breslau. 1969 beging Borussia Breslau den Festakt anlässlich ihres 150. Stiftungsfestes im Auditorium Maximum der RWTH Aachen, mit einer Ansprache des Rektors Professor Dr.-Ing. Dr.h.c. mult. Herwart Opitz[13]. 1972 führte Borussia Breslau das Corpspräsidium als Exekutivorgan des Feierlichen Corps-Convents FCC ein. Das Corpspräsidium ist paritätisch mit Aktiven und Alten Herren besetzt unter dem Vorsitz des Vorsitzenden der Alt-Herrenschaft. Die Constitution der Borussia Breslau sagt: Das Corpspräsidium hat für eine dauernde Koordinierung zwischen CC und AHV zur Sicherung der Lebensgemeinschaft zu sorgen. Das Corpspräsidium soll, frei von Teilinteressen der Aktiven oder der Alten Herren, in der Zusammensetzung die Vielfalt der Generationen, der Lebensräume und der Interessen widerspiegeln und nach den Leitideen des Corps die Einheit und Geschlossenheit der Corpsbrüder nach innen und außen sichern.[14]. 1974 entschied Borussia Breslau in einer namentlichen Befragung aller Corpsbrüder über das Beibehalten der Bestimmungsmensur zur Förderung der Selbsteinschätzung und der Freundschaft. Die Zustimmung erfolgte mit qualifizierter Mehrheit quer durch die Generationen[15]. Seit 2006 tagt unbefristet die Kommission "Quo Vadis, Borussia?“, besetzt mit Vertretern aller Generationen der Borussia. Die Kommission erarbeitet Vorschläge, um Borussia Breslau bei der Umsetzung ihrer oben wiedergegebenen Idee zeitgemäß und attraktiv zu halten. Es werden Antworten auf die Herausforderungen der Globalisierung gesucht. Dabei stehen als Themen im Vordergrund: Erfolg im Studium, Befähigung im Wettbewerb, Teamfähigkeit und Führungsqualitäten, Respekt vor anderer Kultur, Mehrwert durch Netzwerk. [16][17]
2008 feierte Borussia Breslau zu Köln und Aachen ihr 189. Stiftungsfest in Breslau. Der Festakt fand statt in der historischen Aula Leopoldina der Universität zu Breslau mit Ansprachen der Rektoren Professor Dr. hab. Leszek Pacholski der Universität Breslau und Professor Dr. hab. Tadeusz Luty der Technischen Universität Breslau.[18]
Corpshäuser
Bis 1879 trafen sich die Breslauer Preußen in Breslauer Braustuben, den so genannten Kretschamhäusern [19], wie „Zum Walfisch“, „Zum grünen Kürbis“, „Zum Goldenen Baum“, "Villa Nova" oder in Kaffee- und Gasthäusern wie "Zur Hoffnung", "Zum Storch". Ab 1879 tagten sie in einem Hofgebäude der „Weberbauerschen Brauerei“, wo sie einen eigenen Kneipraum hatten, mit Corps Marcomannia im selben Haus. Auch kamen sie im Fürstensaal des „Schweidnitzer Kellers“ zusammen.
1897 bezog Borussia ihr erstes Corpshaus in Breslau, Neue Gasse 6 (heute Nowa 6), einen Neubau nahe der Liebichshöhe. Es war das erste Haus seiner Art in Breslau. Das Corpshaus sollte den Zusammenhalt der Corpsbrüder durch Kneipen mit den Alten Herren aus Breslau und Umgebung fördern - an fünf Tagen in der Woche. Es diente aber auch als Aushängeschild einer selbstbewussten Alt-Herrenschaft, geprägt durch den Wilhelminismus bis in die 1930er Jahre. Das Corpshaus blieb beim Kampf um die Festung Breslau am Ende des Zweiten Weltkriegs unzerstört. Es wird heute nach einigen Umbauten im Inneren von den polnischen Pfadfindern fürsorglich genutzt und immer wieder von den Breslauer Preußen besucht.
1955 wurde in Köln im Haus Ubierring 21 eine Zweizimmerwohnung als Corpswohnung angemietet. 1967 bezog Borussia Breslau in Köln ihr neu erbautes Kölner Corpshaus in Köln-Lindenthal Amalienstraße 5 in fußläufiger Nähe zur Universität.[20] Das Haus wurde 2001 verkauft. Ein 1983 im Garten des Corpshauses gepflanzter Mammutbaum erinnert an die Borussia in Köln.
1957 erwarb Borussia Breslau in Aachen in der Nizzaallee 63, am Lousberg ein repräsentatives, bürgerliches Reihenhaus im späten Jugendstil (1910), den vormaligen Wohnsitz des Aachener Tuchfabrikanten Dr. Alexander Schippan, und bezog es als Aachener Corpshaus.[21]. Es war zu Fuß 15 Minuten von der Technischen Hochschule entfernt. Das Haus wurde 2003 verkauft.
2004 bezog Borussia Breslau das nunmehrige, neu erbaute Aachener Corpshaus in der Nizzaallee 56, auf einem Grundstück mit altem Baumbestand ebenfalls am Aachener Lousberg, 20 Fuß-Minuten von der Technischen Hochschule entfernt.[22] Das Corpshaus zeigt mit seinem schwarzen Dach, seinem roten Anstrich und seinen weißen Fenstern die Farben der Borussia Breslau.
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Corpshaus in Breslau, Neue Gasse 6, 1897-1910
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Corpshaus in Breslau, Neue Gasse 6 (heute Nowa 6), nach der Aufstockung 1910-1945
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Corpswohnung in Köln, Ubierring 21, 2. Etage, 1955 - 1967
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Corpshaus in Köln, Amalienstraße 5, 1967 - 2001
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Corpshaus in Aachen, Nizzaallee 63, 1957 - 2003
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Corpshaus in Aachen, Nizzaallee 56, seit 2004
Verhältniscorps
- Kartell-Corps
- Holsatia Kiel (1924, befreundet seit 1890)
- Befreundete Corps
- Rhenania Würzburg (1875)
- Franconia Jena (1891)
- Albertina Hamburg (1955)
- Franconia München (1957)
- Guestphalia Berlin (1964)
- Guestphalia Halle (1994, 1890–1920)
- Guestfalia Greifswald (1840–1877), für beide Seiten das älteste Verhältnis.
Borussia Breslau zu Köln und Aachen gehört zum grünen Kreis des Kösener Senioren-Convents-Verbands (KSCV).
Breslauer Preußen

Es sind nur verstorbene Corpsbrüder aufgeführt
- August von Bönninghausen (1831–1904), Landrat in Coesfeld
- Carl Braband (1870–1914), liberaler Politiker
- Eberhard Buchwald (1886–1975), Professor für Theoretische Physik, Rektor der Universität Danzig
- Carl Caro (1850–1884), Lyriker und Bühnendichter
- Georg von Caro (1849–1913), Großindustrieller
- Gustav Dickhuth (1825–1893), Bürgermeister und Ehrenbürger von Breslau
- Friedrich Dierig (1845–1931), Fabrikant der Leinenweberei
- Waldemar Dyhrenfurth (1849–1899), skurriler Avantgardist und Gesellschaftskritiker
- Walther Ernst (1857–1928), Konsistorialpräsident
- Friedrich Fechner (1902–1964), Bundesrichter
- Gustav Freytag (1816–1895), liberaler Dramatiker, Romancier und Politiker
- Kurt Fürer (1900–1988), Wirtschaftsjurist, Vorsitzender des VAC
- Robert Heinrich Ludwig Graf von der Goltz (1817–1869), preußischer Botschafter
- Julius Günther (1824–1909), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, Mitglied des deutschen Reichstags
- Hermann Grubert (1807–1874), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Friedrich Wilhelm Hauck (1897–1979), General der Artillerie, Ritterkreuzträger
- Georg Heimann (1864–1926), Konsul, Bankier
- Georg Heimann-Trosien (1900–1987), Bundesrichter
- Friedrich Wilhelm Hemprich (1796–1825), Naturforscher
- Hermann Kletke (1813–1886), Lyriker und liberaler Publizist
- Hans-Werner Koenig (1908–1988), Bauingenieur, Vorsitzender des Ruhr-Talsperrenvereins
- Carl Küttner (1902–1987), Unternehmer
- Friedrich Lentze (1900–1986), Professor für Hygiene und Mikrobiologie
- Carl Meinecke (1873–1949), Unternehmer
- Arthur Müller (1828–1873), Theaterdichter
- Lothar Neumann (1891 - 1963), Architekt des expressionistischen Postscheckamts Breslau
- Erich Opitz (1871–1926), Professor für Gynäkologie
- Erich Opitz (1909–1935), Professor für Physiologie
- Walter Otto (1878–1941), Professor für Geschichte
- Leopold Pelldram (1811–1867), Bischof
- Ulrich Petersen (1907–1992), herausragender Eisenhütteningenieur
- Emil Philippi (1871–1910), Professor für Geologie und Paläontologie
- Fritz Pietrusky (1893–1971), Professor für Medizin, Rektor der Universität Bonn
- Ernst Remak (1849–1911), Professor für Neuropathologie
- Lothar Scheche (1889–1975), Staatssekretär
- Carl Schneeweiß (1808–1887), Jesuit, Glaubensstreiter
- Heinrich von Schroeter (1856–1945), Polizeipräsident
- Robert Schwarz (1887–1963), Professor für Anorganische Chemie und Elektrochemie, Rektor der RWTH Aachen
- Konrad von Studt (1838–1921), Oberpräsident von Westfalen, preußischer Kultusminister, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Ernst von Treskow (1844–1915), Botschafter
- Ernst Wahner (1821–1908), Philologe und Gymnasiallehrer
- Leonhard Zander (1833–1890), Reformer des KSCV
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurde ausgezeichnet:
- Hendrick Hoeck (2004)
Weblinks
- Webpräsenz des Corps Borussia Breslau
- Informationen zu Corps Borussia Breslau
- Uniwersytet Wrocławski
- Vorlage:BAM
Einzelnachweise
- ↑ In der Constitution der Borussia zu Breslau vom 23. November 1819 werden die Corpsfarben wie folgt gedeutet: "Schwarz-rot-weiß ist das Band, welches als Symbol der brüderlichen Vereinigung die Brust des Preußen ziert, das Banner, dem er in ritterlicher Haltung folgen soll im Kampf für Recht, Ehre und wahre Freiheit. Rein und klar wie das Weiß im Band soll die Ehre eines Preußen sein. Rot ist das Zeichen der innigen brüderlichen Liebe, der jugendlichen Lust und Kraft. Schwarz bedeutet den männlichen Ernst des Lebens, den der Preuße offenbaren soll im Streit für Wahrheit und Ehre, der die Freude regelt und dem Frohsinn Zügel anlegt."
- ↑ deutsch: Der Tüchtigkeit gebührt stets die Krone. Oft nur als v s c vermerkt
- ↑ im Wappen als U B T N D T
- ↑ deutsch: Hoch leben mögen alle treuen Brüder, die durch ein inniges Band verbunden sind. Oft nur als vfifi vermerkt, ohne fideles fratres
- ↑ Konstitution des Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Stand 31. Mai 1980, Seite 4
- ↑ Günter Bäro: Festkommers zur Stiftung des Frankfurter Kränzchen vor 225 Jahren, Berliner Märker, Breslauer Preußen und Schlesier trafen sich in Frankfurt (Oder), Deutsche Corpszeitung CORPS, Ausgabe 4/2011, Seite 21
- ↑ Studenten Musen-Almanach für das Jahr 1842 Enthaltend Gedichte von im Jahre 1841 in Breslau Studierender. Leopold Freund, Breslau 1842 (wahrscheinlicher Herausgeber der Breslauer Preuße Christian Ankelein)
- ↑ Musen-Almanach der Universität Breslau. Herausgegeben von Dr. Freytag. Leopold Freund, Breslau 1843 (Herausgeber der Breslauer Preuße Gustav Freytag)
- ↑ Till van Rahden, Juden und andere Breslauer, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 139, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2000
- ↑ [Protokoll über den] Kösener Kongress 1921, Frankfurt am Main 1921, S. 17-18.
- ↑ Hans Koepf, Deutsche Baukunst. Von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Dt. Fachzeitschrift- und Fachbuch-Verlag, 1956
- ↑ Heinrich Bonnenberg, Rede anlässlich des Festaktes zum 175. Stiftungsfest der Borussia Breslau zu Köln und Aachen im Krönungssaal des Aachener Rathauses am 17. Juni 1994, Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln/Aachen, Heft 87, 1994, Seite 46
- ↑ Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln/Aachen, Heft 63, 1970, Seite 14
- ↑ Konstitution des Corps Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Stand 31. Mai 1980, Seite 22
- ↑ Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln/Aachen, Heft 67, 1974, Seite 4
- ↑ Heinrich Bonnenberg, Umformatieren, Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln/Aachen, Heft 99, 2006, Seite 45
- ↑ Quo Vadis, Borussia?, Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln/Aachen, Heft 100, 2007, Seite 136
- ↑ Jörg Naumann: Borussia Breslau zu Köln und Aachen feierte 189. Stiftungsfest in der Heimatstadt ihrer Gründung, Deutsche Corpszeitung CORPS, Ausgabe 3/2008, Seite 21
- ↑ Die Breslauer Kretschmereien, Festschrift aus Anlass der 100-jährigen Wiederkehr der Erhebung Preußens gegen Napoleon, Breslau, 1913
- ↑ Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln, Heft 61, 1968, Seite 16
- ↑ Corps-Zeitung der Borussia Breslau zu Köln und Aachen, Köln, Heft 51, 1958, Seite 16
- ↑ Jörg Naumann: Borussia Breslau baut ein neues Haus in Aachen, Deutsche Corpszeitung CORPS, Ausgabe 4/2004, Seite 22
Literatur
- Constitution der Silesia zu Frankfurt (Oder) aus dem Jahr 1797. Einst und Jetzt - Sonderheft 1981 des Jahrbuchs des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung, 1981, S. 54-55
- Alfred Methner, Georg Lustig: Geschichte des Corps Borussia zu Breslau, Breslau, 1911
- Heinrich Bonnenberg, Hermann Sternagel-Haase, Alfred Methner, Georg Lustig: Geschichte des Corps Borussia zu Breslau. Die ersten 100 Jahre 1819-1919, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln, 1984
- Hermann Sternagel-Haase: Geschichte des Corps Borussia zu Breslau, Band II: 1919-1951, Köln 1987
- Johann Hermann Müller-Tschirnhaus: Geschichte des Corps Silesia 1837-1897, Breslau 1897, und 2. Auflage, Breslau 1931
- Wolfgang Kraus: Corpsgeschichte der Guestfalia zu Greifswald. Hagenow i. Meckl., 1927
- Leopold Biermer: Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Corps Borussia Breslau, jetzt zu Köln und Aachen, Uelzen, 1969
- Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps. Ihre Darstellung in Einzelchroniken, Hilden, 2007, ISBN 3933892244, S. 38-39
- Hans-Joachim Weber: Erinnerungen an Breslauer Korporationen. Eine Postkarte aus dem Jahre 1911, zur hundertjährigen Jubelfeier der Universität Breslau. Einst und Jetzt 11 (1966), S. 91-104