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Maria I. (England)

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Vorlage:Dynastie Maria I. Tudor (* 18. Februar 1516 in Greenwich; † 17. November 1558 im St. James's Palace) war von 1553 bis 1558 Königin von England und Irland. Sie stammt aus dem Hause der englischen Tudordynastie und war deren fünfte Monarchin.

Maria wurde zu einer Zeit Königin von England, in der das Land mit religiösen Spannungen zu kämpfen hatte und wirtschaftlich schlechten Zeiten entgegen steuerte. Während ihrer Regentschaft versuchte sie den Katholizismus wieder als Staatsreligion zu etablieren und den Protestantismus einzudämmen. Dabei kam es zur Hinrichtung von fast dreihundert Protestanten. Ihre Untertanen bedachten sie dafür mit dem Beinamen die Katholische, der Nachwelt ist sie aber aufgrund ihrer Brutalität überwiegend als die Blutige (engl. Bloody Mary) bekannt. Der Großteil von Marias Religionspolitik wurde von ihrer Schwester und Nachfolgerin Elisabeth I. wieder zurückgenommen.

Leben

Frühe Jahre

Kardinal Thomas Wolsey

Maria Tudor wurde am Montag, den 18. Februar 1516 als fünftes Kind von König Heinrich VIII. und seiner ersten Frau Katharina von Aragon im Palace of Placentia bei Greenwich geboren. Im Gegensatz zu den anderen Kindern, die Katharina in den Jahren geboren hatte, überlebte sie die ersten Monate ihres Lebens. Ihr Taufpate wurde der einflussreiche Kardinal Thomas Wolsey.

Kindheit und Jugend

In ihren frühen Jahren war Maria ein kränkliches Kind, das unter schlechtem Augenlicht, Stimmungsschwankungen und schweren Kopfschmerzen litt. Ihre schwache körperliche Verfassung ist vermutlich auf eine Syphilisinfektion zurückzuführen. Ihre Mutter Katharina, so wird angenommen, infizierte sie bei der Geburt mit der Krankheit, mit der sie sich allem Anschein nach bei ihrem Mann König Heinrich VIII. angesteckt hatte. Die genaue Herkunft der Krankheit kann heute nicht mehr einwandfrei rekonstruiert werden.

Als Prinzessin genoss Maria eine fundierte Ausbildung unter der Leitung ihrer Erzieherin Margaret Pole, Gräfin von Salisbury. Sie erlernte neben ihrer englischen Muttersprache Latein, Spanisch, Französisch und Italienisch. Außerdem wurde sie musisch unterrichtet und durch Gelehrte mit der Wissenschaft vertraut gemacht. Großen Anteil an Marias guter Erziehung in den frühen Jahren hatte auch ihre Mutter, die sie selbst in Latein unterrichtete; ihr gelang es auch den spanischen Humanisten Juan Luis Vives an den englischen Hof zu holen.

Maria bekam ihren eigenen Hof im Schloss Ludlow in Wales und der König gewährte ihr zahlreiche Privilegien. Der Hof in Ludlow war das Machtzentrum von Wales, von daher meist auch Regierungssitz des Thronfolgers, des Prinzen von Wales. Heinrich ernannte Maria im Alter von neun Jahren zur Prinzessin von Wales, als offizielle Thronfolgerin war sie jedoch nicht vorgesehen. Der König erhoffte sich noch einen legitimen Sohn und Nachfolger. Die Ernennung zur Prinzessin von Wales war dennoch der erste Schritt zum Erbe des Throns.

Ihr Vater hatte andere Pläne mit Maria. Die Zukunft der Prinzessin wurde bereits im Kindesalter vom König geplant, der seine Tochter in die Ehe versprach, um politische Bündnisse zu schließen. Im Alter von zwei Jahren wurde sie dem Dauphin Franz, Sohn des französischen Königs Franz I., versprochen. Nach drei Jahren wurde die Verbindung wieder gelöst. Schon im Jahr 1522 schmiedete der König mit dem Vertrag von Windsor ein zweites Eheversprechen. Ihr neuer Ehemann in spe war ihr Cousin ersten Grades und Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Karl V. Auch dieses Eheversprechen verlor wenige Jahre später erneut seine Bedeutung. Als Maria im Jahre 1526 in Wales einem Konzil vorstand, wurde der Vorschlag unterbreitet, die Prinzessin nicht mit dem Dauphin zu verheiraten, sondern mit dessen Vater , dem König Franz I. von Frankreich. Eine solche Verbindung sollte in einer Allianz beider Länder münden. Ein neues Eheversprechen wurde unterzeichnet, welches eine Heirat Marias mit Franz I. oder dessen zweitem Sohn Heinrich, dem Herzog von Orleans, vorsah. Kardinal Wolsey, Chefunterhändler Heinrichs VIII., konnte England die Allianz mit Frankreich ohne eine derartige Heirat sichern, da der französische König um jeden Preis eine Allianz mit England eingehen wollte.

Maria unter Heinrich VIII.

Im Jahr 1527 kehrte Maria an den Hof ihres Vaters zurück. Inzwischen traten Krisen in der Ehe ihrer Eltern auf, weil Katharina nicht den gewünschten männlichen Thronerben zur Welt gebracht hatte. Der König hatte sich nach einigen Affären in Anne Boleyn verliebt. Er strebte eine Annullierung seiner Ehe an und trennte sich von Katharina von Aragon im Juli des Jahres 1531. Papst Clemens VII. lehnte es strikt ab, die Ehe Heinrichs mit der katholischen Katharina zu annullieren. Als Konsequenz daraus spaltete Heinrich VIII. die englische Kirche von der Römisch-Katholischen Kirche ab und setzte sich selbst als Oberhaupt ein. Die Ehe wurde vom Erzbischof von Canterbury Thomas Cranmer nach einer Anhörung annulliert und Heinrich konnte im Januar des Jahres 1533 seine Geliebte Anne Boleyn heiraten.

Heinrich VIII. und seine Familie

Die Ehe ihrer Eltern war für nichtig erklärt worden und dies hatte das auch für Maria weitgehende Folgen. Sie wurde von ihrem Vater für illegitim erklärt, verlor ihren Status als Prinzessin von Wales und war nun lediglich eine Lady. Maria war zu einem Bastard geworden. Zusätzlich wurde sie des königlichen Hofes verwiesen und gezwungen, als Hofdame unter Lady Shelton, einer Tante Königin Annes, zu arbeiten, um ihre neugeborene Halbschwester Elisabeth zu versorgen. Lady Maria musste nach Hatfield umziehen. Jeglicher Kontakt zu ihrer Mutter wurde ihr untersagt, aber sie erhielt, so gut sie konnte, den Kontakt zu Katharina durch geschmuggelte Briefe aufrecht. Als ihre Mutter 1536 starb, durfte Maria nicht an deren Begräbnis teilnehmen. Die Behandlung Marias durch die im Volk verhasste Königin Anne empfanden viele Menschen als ungerecht. Obwohl Maria nach dem englischen Gesetz illegitim war, galt sie dennoch als die wahre Thronerbin.

Nachdem Anne Boleyn 1536 die Gunst den Königs verloren hatte und geköpft wurde, hoffte Maria, dass ihre Leidenszeit zu Ende war. Ihre Halbschwester Elisabeth erlitt dasselbe Schicksal wie Maria zuvor; auch sie verlor ihren Platz in der Thronfolge und wurde zur Lady herabgestuft. Wie sich herausstellte, war es ihr Vater Heinrich VIII., nicht die Königin Anne allein, der für Marias Probleme verantwortlich war. Ihr blieb nur ein Weg, die Gunst des Königs wiederzuerlangen, sie musste Zugeständnisse machen. Maria schwor, dem König treu zu dienen, wie es ihr Gewissen erlaubte, weigerte sich aber, den Eid auf ihn als Oberhaupt der Kirche von England zu leisten. Schließlich wurde Maria offenbart, dass der König gedachte, sie der Ketzerei anzuklagen und hinrichten zu lassen, falls sie sich ihm weiter widersetzen würde. Sie erwägte die Flucht auf den Kontinent. Eine Flucht gestaltete sich als zu riskant und schwierig; daher lenkte Maria, den eigenen Tod vor Augen, ein und leistete den Eid. Sie akzeptierte Heinrich als Oberhaupt der Kirche, obwohl dies ihrem katholischen Glauben widersprach und gegen die päpstliche Autorität verstieß. Ebenfalls erkannte sie die Annullierung der Ehe ihrer Mutter Katharina als rechtmäßig an, wodurch sie ihre eigene Bastardisierung legitimierte. Maria hatte ihr Gewissen und katholischen Glauben verraten. Diese Entscheidung verzieh sie sich nie, umso konsequenter griff sie während ihrer späteren Herrschaft durch.

Heinrich VIII. heiratete die Hofdame Jane Seymour, die ihm den lang ersehnten männlichen Thronfolger Eduard, Herzog von Cornwall schenkte. Jane Seymour versuchte Lady Maria mit ihrem Vater zu versöhnen. Marias Zugeständnisse brachten diesen schließlich zum Einlenken. Sie durfte Patin ihres Halbbruders Eduard werden und wieder in den königlichen Palästen wohnen. Kurz nach der Geburt des Thronfolgers verstarb Königin Jane an Komplikationen in Folge der Geburt. Maria wurde die Ehre zuteil, auf einem schwarzen Pferd als Haupttrauernde dem Trauerzug vorneweg zu reiten. Catherine Parr, die letzte Frau Heinrichs, verbesserte Marias Lage am Hof und führte die Familie weiter zusammen. Der Act of Parliament von 1544 integrierte die beiden Töchter Heinrich VIII. wieder in die Thronfolge; aber beide blieben illegitim.

Maria unter Eduard VI.

Datei:Maria i england.jpg
Maria I. (1544)

König Heinrich VIII. starb am 28. Januar 1547, ihm folgte sein Sohn Eduard auf den Thron nach; Englands erster protestantischer König. In seinem Testament setzte Heinrich Maria wieder als Erbin ein; er erklärte sie also wieder für legitim. In den ersten Jahren seiner Kindheit standen sich Eduard und seine Schwestern nahe; sie schrieben sich Briefe und tauschten Geschenke aus. Schlagartig änderte sich Eduards Verhalten seinen Schwestern gegenüber, nachdem er König geworden war. Eduard war erst neun Jahre alt, als er seinem Vater auf den Thron folgte und wurde von einflussreichen Politikern manipuliert und beeinflusst. Maria, zunächst guter Hoffnung, musste sich dann eingestehen, dass die neuen Gesetze der protestantischen Regierung es ihr unmöglich machten am königlichen Hof zu bleiben. Maria zog nach Kenninghall. Dort versuchte sie ihre Religion auf die alte, katholische Art und Weise in einer eigenen Kapelle auszuleben. König Eduard VI. befahl Maria unter Einfluss seines Vormunds Eduard Seymour die privaten Messen aufzugeben. Maria wandte sich mit Erfolg an ihren Cousin Kaiser Karl V. vom Heiligen Römischen Reich, der England mit Krieg drohte, falls Lady Maria an der Ausübung ihrer Religion gehindert werden würde. Maria hielt weiter an den alten religiösen Praktiken fest. Nachdem Eduard Seymours Rebellion von 1549, den König mit Maria von Schottland zu vermählen, gescheitert war, wurde er im Tower hingerichtet. Als neuer Vormund des Königs erlangte der machthungrige Herzog John Dudley von Northumberland, vor dem sich Maria fürchtete, entscheidenden Einfluss am Hofe.

Die Thronbesteigung

Den englischen Thron bestieg Maria 1553, nachdem ihr Halbbruder Eduard VI. gestorben war. Im seinem Testament verfügte der Verstorbene, dass seine beiden Halbschwestern Maria und Elisabeth erneut von der Thronfolge ausgeschlossen werden sollten. Dieser Teil seines letzten Willens verstieß gegen den Act of Parliament von 1544, der die Schwestern wieder in die Thronfolge mit einbezog und war somit ungesetzlich. Unter dem Einfluss des Herzogs John Dudley von Northumberland wies Eduard VI. die Krone dessen Schwiegertochter Lady Jane Grey zu. Johanna, wie Jane Grey auch genannt wird, war ein Nachkomme von Marias Tante Mary Tudor, Herzogin von Suffolk und hatte rechtlich keinen Anspruch auf die Krone.

Eduard starb am 6. Juli 1553 und noch am selben Tag wurde Johanna zur Königin proklamiert. Der Herzog von Northumberland versuchte Maria habhaft zu werden, die sich zum Zeitpunkt des Todes König Eduards in Suffolk aufhielt. Truppen wurden ausgesandt, um sie gefangen zu nehmen oder zu töten. Maria konnte sich dem Zugriff John Dudleys entziehen und floh nach Norfolk. Dort versammelte sie ihre Anhängerschaft. Die Bevölkerung empfand Maria als rechtmäßige Erbin des Throns. Daher stand es überwiegend auf ihrer Seite und missbilligte die Thronbesteigung Johannas. Aufkommende Unruhen wurden mit Gewalt unterdrückt. Der Herzog von Northumberland schreckte sogar vor Strafmaßnahmen gegen Kinder, die es gewagt hatten Königin Maria zu preisen, nicht zurück. Das Land unterstützte weiterhin Maria und am 19. Juli gelang es ihr, sich gegen ihre Großnichte Johanna durchzusetzen. Die Unterstützung für ihre Kontrahentin verschwand, Johannas Proklamation wurde aufgehoben und Maria zur Königin von England und Irland ausgerufen. Königin Maria traf am 3. August zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth, die sie in ihren Thronansprüchen unterstützt hatte, unbestritten und triumphierend in London ein.

Maria regiert aufgrund der Thronfolgeregelung von 1544 de jure vom 6. Juli an, de facto aber erst seit dem 19. Juli, nachdem Johanna gestürzt worden war. Maria wurde am 1. Oktober 1553 zur Königin gekrönt.

Herrschaft

In ihren ersten Amtshandlungen als Königin von England ließ Maria die Ehe ihres Vater Heinrich VIII. mit Katharina von Aragon wieder für gültig erklären. Außerdem begnadigte sie zahlreiche im Tower of London inhaftierten Katholiken, unter anderem Thomas Howard, den Herzog von Norfolk und Stephen Gardiner, letzteren ernannte sie zu ihrem Lordkanzler. Maria war zu der Überzeugung gekommen, dass Johanna durch ihren Schwiegervater John Dudley gezwungen wurde, die Krone anzunehmen. Daher ließ sie Gnade walten, sie begnadigte ihre Großnichte und deren Vater Henry Grey, die nach Johannas Sturz zusammen mit dem Herzog von Northumberland eingesperrt wurden. Der Herzog von Northumberland, John Dudley, wurde des Hochverrats an der Krone angeklagt und hingerichtet.

Aufstand der Protestanten

Elisabeth I.

Maria versuchte zu verhindern, dass ihre protestantische Halbschwester Elisabeth ihr auf den englischen Thron nachfolgte. Daher schaute sie sich nach einem geeigneten Ehemann um. Nachdem sie Edward Courtenay, Graf von Devon, zurückgewiesen hatte, fiel ihre Wahl nach Vorschlag des römischen Kaisers Karl V. auf dessen Sohn, den spanischen Prinzen Philipp. Der erwählte Bräutigam stieß bei den Engländern auf klare Ablehnung. Sogar Marias eigener Lordkanzler Gardiner und das House of Commons fürchteten, dass England zu einer spanischen Provinz werden würde und stark unter spanischen Einfluss geraten würde.

Aufstände und Revolten brachen aus, als Maria an ihrer Wahl festhielt. Der Herzog von Suffolk, Henry Grey, verkündete, seine Tochter Johanna sei die eigentliche Königin von England. Sir Thomas Wyatt versammelte eine Streitmacht bei Kent und er kämpfte gegen die Truppen der Königin, der Wyatt einst auf den Thron verhalf. Die königliche Armee besiegte Thomas Wyatts Truppen erst vor den Toren Londons. Der Aufstand wurde gänzlich mit Gewalt niedergeschlagen und Henry Grey sowie seine Tochter Johanna, die am Aufstand nicht beteiligt war, wurden des Hochverrats für schuldig befunden und enthauptet. Maria sah sich ebenfalls durch ihre Schwester Elisabeth aufgrund deren protestantischen Glaubens bedroht; daher nutzte sie den Aufstand für ihre Zwecke. Sie beschuldigte ihre Schwester Elisabeth, an dem protestantischen Aufstand gegen sie teilgenommen oder unterstützt zu haben, und ließ sie in den Tower von London sperren. Erst als sich die inhaftierte Elisabeth offen zum Katholizismus bekannte, ließ Maria Gnade walten und wandelte die Strafe nach zwei Monaten in einen Hausarrest um.

Marias Religionspolitik

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Reginald Pole, Porträt von Sebastiano del Piombo, 1540

Als Königin legte Maria die größte Aufmerksamkeit auf religiöse Aspekte. Sie hatte die Entscheidung ihres Vaters die englischen Kirche von der katholischen Kirche in Rom abzuspalten immer abgelehnt. Zusätzlich führte ihr Halbbruder Eduard VI. den Protestantismus in England ein. Der Rekatholisierung Englands galt Marias oberste Priorität. Außerdem strebte sie die Wiederherstellung der päpstlichen Autorität an. Sie versuchte mit der Hilfe von Kardinal Reginald Pole die von ihrem Vater geschaffene anglikanische Staatskirche wieder mit der römisch-katholischen zu vereinigen. Kardinal Pole, der Sohn von Marias Erzieherin Margaret Pole, wurde zu ihrem wichtigsten Berater und sie ernannte ihn zum Erzbischof von Canterbury. Pole, der in Rom verweilte, kam 1554 nach England zurück. Die Königin konnte sich der Unterstützung ihres eigenen Parlaments bei der Rekatholisierungspolitik nicht sicher sein. Das erste Parlament Marias schaffte zwar die meisten religiösen Gesetze Eduards wieder ab, jedoch stieß sie bei der Rückgabe des beschlagnahmten Kirchenguts, insbesondere bei den Ländereien, die in den Besitz der Parlamentariern übergegangen waren, auf massiven Widerstand. Maria gab die von Heinrich VIII. beschlagnahmten klösterlichen Ländereien, die sich noch im Besitz der Krone befanden wieder an die Franziskaner und Dominikaner zurück. Nach dem Wyatt Aufstand fürchtete Maria weitere protestantische Aufstände, die sie mit allen Mitteln zu verhindern suchte. Die ersten Verbrennungen der wegen Ketzerei verurteilten Protestanten setzten ein. Einige der protestantischen Bischöfe, die nicht ins Ausland geflohen waren, fanden ihr Ende auf dem Scheiterhaufen, allen voran Erzbischof Thomas Cranmer. Zu den weiteren Opfern der Verfolgung gehörten unter anderem der verheiratete Priester John Rogers und der Bischof von Gloucester, John Hooper. Der überwiegende Teil der Verurteilten waren einfache Menschen aus dem Volk. Viele von Marias Untertanen hatten ihren Glauben aus Pflichtgefühl gegenüber der Krone gewechselt. Die mit den öffentlichen Verbrennungen bezweckte Abschreckung setzte nicht ein, im Gegenteil, die Bevölkerung stellte sich zunehmend auf die Seite der protestantischen Märtyrer. Die Verfolgung der Protestanten währte ununterbrochen über drei Jahre lang. Maria erhöhte die Zahl der Verbrennungen nach einem Jahr noch, als sie das Recht auf Widerrufen nach einer Verurteilung abschaffte. Maria sah sich innerhalb wie außerhalb Englands einer zunehmend Gegnerschaft gegenüber. Da sie bei der Durchsetzung ihrer religiösen Politik auch vor Gewalt nicht zurückschreckte, ging sie als Bloody Mary in die Geschichte ein. In Irland stieß die Rekatholisierung der Untertanen auf weit weniger Gegenwehr wie es in England der Fall war. Maria konnte als ihr Ende nahte nicht davon ausgehen, dass die Rekatholisierung lange bestand haben würde.

Heirats- und Außenpolitik

König Philipp II. von Spanien (Porträt von Antonio Moro)

Die Königin setzte die bestehende Außenpolitik ihrer Vorgänger fort. Die Tudor Könige betrieben eine Annäherung Englands an Spanien gegen Frankreich, allerdings stieß ihr Plan den spanischen Thronfolger zu heiraten auf Misstrauen. Auf Geheiß ihres Vetters Karl V., den sie sehr verehrte und als ihren Retter und Unterstützer ansah, heiratete Maria schließlich am 25. Juli 1554 dessen Sohn Philipp II. von Spanien in der Winchester Cathedral. Philipp wurde durch den Ehevertrag mit dem Titel König von England tituliert. Alle Dokumente und Abkommen des Parlaments mussten fortan von beiden unterzeichnen werden. Die reale Macht Philipps war jedoch sehr begrenzt, daher spricht man heute nicht von gleichberechtigten Herrschern, wie es zum Beispiel bei Maria II. und Wilhelm III. der Fall gewesen war. Ein weiterer Punkt des Ehevertrags versicherte England, dass es Philipps Vater, dem römischen Kaiser, in keiner Weise verpflichtet war, weder finanziell noch militärisch zur Seite zu stehen. Marias Liebe zu Philipp wurde jedoch nie erwidert. Lange hoffte man auf einen männlichen Nachfolger, doch Maria wurde nicht schwanger. Philipp fand seine Frau unattraktiv und sah seine Ehe als reines dynastisches Bündnis an. Bereits 14 Monate nach der Vermählung verließ er daher England unter Angabe falscher Gründe, während Maria unter einer von mehreren Phantomschwangerschaften litt.

Im März des Jahres 1557 kehrte Philipp II, nach der Abdankung Karls inzwischen König von Spanien, zu seiner Ehefrau Maria nach England zurück. Philipp II. blieb bis Juli und überredete Maria Spanien im Krieg gegen Frankreich beizustehen. Maria unterstützte die katholischen Spanier, gegen den Willen ihres eigenen Volkes. Aufruhr in England war die Folge der im Juni 1557 begonnenen Mobilmachung Englands gegen Frankreich, dass eine Verschwörung gegen die englische Krone unterstützt hatte. Zahlreiche Splittergruppen sorgten für Unruhe und das gemeine Volk wurde durch aufrührerische Pamphlete von Seiten der Protestanten gegen die verhaßten Spanier aufgebracht. Selbst der Papst Paul IV. in Rom stellte sich gegen Maria und auf die Seite der Franzosen. Im Krieg erging es den englischen Truppen schlecht, zwangsläufig verlor das Königreich Calais, seine letzte Bastion auf dem europäischen Festland, im Januar 1558 an Frankreich. Der Ausgang des Krieges wurde in England als Desaster angesehen.

Wirtschaftspolitik

Innenpolitisch hatte Maria mit einer ernsten Wirtschaftskrise zu kämpfen. Ein Überangebot an Wolle hatte zu einem massiven Preisverfall geführt, der England schwer zu schaffen machte. Da der Exporthandel Englands zu einem großen Teil aus Wollwaren bestand, brach eine wichtige Einnahmequelle Englands weg. Der Wertverlust des Geldes, der bereits in den letzten Jahren der Regierungszeit Heinrich VIII begonnen hatte, begünstigte die Krise noch. Die Inflation wurde vom Heinrichs Finanzier Thomas Gresham übersehen und verschärfte sich unter Eduard VI. noch. Maria versuchte durch eine Währungsreform dem dramatischen Wertverlust des Geldes entgegenzuwirken. Die Maßnahmen erwiesen sich als ungeeignet, erst Elisabeth I. konnte während ihrer Herrschaft die Ökonomische Katastrophe abwenden. Marias tiefe religiöse Überzeugungen veranlassten sie zu einigen sozialen Reformen, die ebenfalls weitestgehend erfolglos blieben und das Leid unter den Ärmsten nicht lindern konnten. Maria verbesserte die Verwaltung richtungsweisend und führte neue Zollregelungen zur Verbesserung der königlichen Finanzlage ein. Ihre Nachfolgerin Elisabeth profitierte nachhaltig von den Finanz- und Verwaltungsreformen.

Tod und Nachfolge

Haupttor des St. James's Palace

Während ihrer Herrschaft musste Maria mehrere Scheinschwangerschaften durchstehen, die ihre ohnehin schwache körperliche Verfassung weiter schwächten. Sie hoffte weiterhin einen männlichen Nachkommen zu gebären. Eine erneute Scheinschwangerschaft veranlasste sie 1558 in ihrem letzten Willen, ihren Mann Philipp als Regenten für ihr minderjähriges Kind einzusetzen. Als ihr Bauch schließlich anschwoll, dachte man, dass sie nun gebären würde. Maria war aber nicht schwanger, vielmehr litt sie an einer unheilbaren Krankheit. Maria starb am 17. November 1558 im St. James's Palace mit zweiundvierzig Jahren an einer Influenza, sowie an Eierstock- und Unterleibskrebs. Unter Historikern wird angenommen, dass eine Zyste in den Eierstöcken den Krebs hervorrief und eine Schwangerschaft Marias verhinderte. Zeitlebens wollte Maria verhindern, dass ihre protestantische Halbschwester Elisabeth die Nachfolge für sie antrat, um eine katholische Thronfolge in England zu gewährleisten. Da Marias Ehe mit dem spanischen König aber kinderlos blieb, bestieg ihre Schwester als Elisabeth I. den englischen Thron und herrschte bis ins Jahr 1603. Königin Maria ist neben ihrer Schwester Elisabeth in Westminster Abbey begraben.

Die lateinische Inschrift auf ihren Grabsteinen lautet:

Partner beide in Thron und Grab,
hier ruhen wir die beiden Schwestern,
Elisabeth und Maria,
in der Hoffnung auf eine Auferstehung.

Persönlichkeit

Datei:Mary Tudor sig.jpg
Signatur Marias

Maria Tudor war eine Prinzessin, wie es sich für die damalige Zeit schickte. Sie hatte Freude an den Annehmlichkeiten ihres Standes, so machte sie leidenschaftlich gerne Musik und las Bücher. Außerdem war sie eine begnadete Reiterin und ging gerne mit auf die Jagd, des weiteren war sie sprachbegabt und hatte ein Talent für Handarbeiten, besonders gut konnte sie sticken und nähen.

Marias Wesen wurde stark durch ihre Erlebnisse in ihrer Kindheit, sowie den frühen Jugendjahren geprägt. Die spätere Härte, die sie gegen Protestanten an den Tag legte, hatte ohne Zweifel dort ihre Wurzeln. Der protestantische Glaube machten sie zum Bastard und trennte sie von ihrer geliebten Mutter, daher lehnte sie den protestantischen Glauben so sehr ab. Sie galt als starrköpfig und besaß großes Durchsetzungsvermögen. Um ihr Leben zu retten, hatte sie einst ihr Gewissen verraten und es sich nie verziehen. Daher sah sie Kompromisse während ihrer Regentschaft als ein Zeichen der Schwäche an und herrschte dementsprechend mit harter Hand.

Die katholische Erziehung ihrer spanischen Mutter Katharina machte aus Maria eine tief religiöse Frau. Ihr Beiname die Katholische geht auf ihren starken Glauben und ihre konfliktgeladene Religionspolitik zurück. Neben dem Beinamen die Blutige, der aus ihrer Brutalität gegen die Protestanten resultierte, wurde sie auch die spanische Maria genannt. Schließlich war Maria Halbspanierin und Ehefrau des spanischen Königs. Die katholische Königin mit den spanischen Wurzeln verstand die Probleme und Wünsche ihres englischen Volkes nicht, weil es ihr fremd war.

Bedeutung

Maria I. 1554 (by Hans Eworth)

Maria steht für eines der dunkelsten Kapitel Englands im 16. Jahrhundert. Mit ihrem Namen ist fast ausschließlich die brutale Verfolgung der Protestanten verbunden. Während den fünf Jahren ihrer Herrschaft fanden fast 300 Menschen den Tod auf dem Scheiterhaufen. Im marianischen England des 16. Jahrhunderts waren Verfolgungen keine Seltenheit, unter Eduard VI, sowie Elisabeth I. wurde Katholiken verfolgt und hingerichtet, während es in den ersten Jahren Heinrich VIII. Protestanten waren. Kein Monarch ging aber mit der Härte Marias vor. Obwohl Maria nicht ganz allein für die Verbrennungen der Ketzer verantwortlich gemacht werden kann, massiv unterstützt wurde sie unter anderem von Reginal Pole, dem Lordchancellor Stephen Gardiner und dem Bischof von London, Edmund Bonner, wird die Schuld ausschließlich ihr zugeschrieben. Dies spiegelt sich auch in dem Namen Blutige Maria (Bloody Mary) wieder, den Marias Nachfolgerin Elisabeth prägte und der bis heute geläufig geblieben ist. In einer Phase des religiösen Umbruchs verfolgte Maria eine rein katholische Politik. Marias Ziel, die alte Religion wieder einzuführen, scheiterte, denn ihre Härte gegen Protestanten beschleunigte die Abkehr vom Katholizismus nur noch mehr.

Die Königin hatte die Sympathien der Untertanen zusehends verspielt und gänzlich verloren nachdem sie den spanischen Kronprinzen Philipp geheiratet hatte. Eine Heirat mit einem Habsburger sollte England vom Rand der europäischen Politik in dessen Zentrum rücken, doch Philipp verfolgte eigene Ziele. Für ihn war England nur ein politischer wie militärischer Verbündeter. Der Tiefpunkt in Marias Herrschaft war sicherlich der Kriegseintritt auf Seiten der Spanier gegen die Franzosen und der Verlust Calais' nach Kriegsende an Frankreich. Der Verlust von Englands letzter Bastion auf dem Festland versetzte dem aufkeimenden Nationalgefühl der Briten einen gehörigen Rückschlag, von dem sich die Briten erst spät wieder erholen sollten.

Die Regentschaft Marias hat trotz ihrer kurzen Zeitspanne und des überwiegenden Scheiterns ihrer Politik einiges in England verändert das fortwirkte. Der Katholizismus wurde nicht völlig ausgelöscht und der englische Protestantismus entwickelte sich zum Puritanismus weiter. Mit Marias Tod war die katholische Restauration beendet und Elisabeth I. machte sie in weiten Teilen wieder rückgängig. Die englische Geschichtsschreibung sieht die größte Bedeutung Marias darin, dass ihr Scheitern erst das elisabethanische Zeitalter ermöglichte.

Vorfahren

          ┌──> Edmund Tudor (1430-1456),
          │    Halbbruder von Heinrich VI.
          │
     ┌──> Heinrich VII. Tudor (1457-1509),	
     │    König von England und Lord von Irland
     │    │
     │    └──> Margaret Beaufort (1443-1509)
     │         
     │
┌──> Heinrich VIII. Tudor (1491-1547),
│    König von England und Irland
│    │
│    │    ┌──> Eduard IV. (1442-1483),
│    │    │    König von England
│    │    │
│    └──> Elizabeth von York (1465-1503),
│         Prinzessin von York
│         │  
│         └──> Elisabeth Woodville (1437-1492)
│             
│
Maria I. Tudor (1516-1558), die Katholische
Königin von England und Irland
│
│         ┌──> Johann II. (1397-1479),
│         │    König von Aragonien
│         │
│    ┌──> Ferdinand II. (1452-1516),
│    │    König von Aragonien, Neapel und Sizilien
│    │    │
│    │    └──> Juana Enriquez (1425-1468)
│    │         
│    │
└──> Katharina von Aragón (1485-1536),
     Prinzessin von Aragonien
     │
     │    ┌──> Johann II. (1405-1454),
     │    │    König von Kastilien & León
     │    │
     └──> Isabella I. (1451-1504), 
          Königin von Kastilien & León
          │
          └──> Isabella von Portugal 
               ...

Maria in der Kunst und Literatur

  • Literatur
    Die historische Figur Maria, Königin von England, ist Gegenstand von einigen historischen, englischen Romanen, von denen einige auch ins Deutsche übersetzt wurden, wie z.B. Jean Plaidys The Shadow of the Crown oder in The Queen‘s Fool von Philippa Gregory.
  • Theater & Oper
    Im 19. Jahrhundert diente das Leben von Maria Tudor zur Vorlage für Victor Hugos Theaterstück Mary Tudor. Das Stück Queen Mary von Tennyson entstand annähernd zur selben Zeit. Giovanni Pacini schrieb eine Oper über die Königin Maria im Jahre 1847 mit dem Titel: Maria Regina d'Inghilterra.
  • Film & Fernsehen
    Die Person Maria Tudor tritt zahlreichen Filmen auf, zu den bekanntesten zählen unter anderem die Filme Elizabeth von 1998 oder Lady Jane von 1985. Die BBC zeigte 1971 die sechsteilige Serie Die Frauen von Heinrich VIII.

Titel

Mit der Thronbesteigung wurde Maria mit demselben Titel zur Königin proklamiert wie ihre direkten Vorgänger Heinrich VIII. und Eduard VI:
Maria, durch Gottes Gnaden, Königin von England, Frankreich und Irland, Bewahrer des Glaubens und Oberhaupt der Kirche von England und Irland.

Nach der Heirat mit Philipp von Spanien wurde das Ehepaar mit König und Königin betitelt. Der offizielle Name lautete:
Maria und Philipp, durch Gottes Gnaden, König und Königin von England, Frankreich, Neapel, Jerusalem und Irland, Bewahrer des Glaubens, Prinzen von Spanien und Sizilien, Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Mailand und Brabant, Grafen von Habsburg, Flandern und Tirol.

Mit der Thronbesteigung Philipps änderte sich der Titel erneut:
Maria und Philipp, durch Gottes Gnaden, König und Königin von England, Spanien, Frankreich, Beider Sizilien, Jerusalem und Irland, Bewahrer des Glaubens, Erzherzöge von Österreich, Herzöge von Mailand und Brabant, Grafen von Habsburg, Flandern und Tirol.

Literatur

  • Maria Tudor (1516-1558) England unter Maria der Katholischen, David M. Loades (Callwey) München 1982, ISBN 3-7667-0638-1
    --Standardwerk--
  • Maria Tudor: die Blutige, Hilda F. M. Prescott (Kohlhammer) 1966
  • Maia Tudor, das Lebensschicksal einer englischen Königin, Marie von Bunsen (Siegismund) Berlin 1941
  • Englische Könige und Königinnen. Von Heinrich VII. bis Elisabeth II., HRSG: Peter Wende (C.H. Beck) München 1998,
    ISBN 3-406-43391-X
  • Die Tudors und die Stuarts (1485 -1714), Raingard Eßer (Kohlhammer) 2004, ISBN 3-17-015488-5

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