Porta Alpina
Porta Alpina ist der Arbeitstitel eines Projektes einer unterirdischen Bahnstation in der Mitte des schweizerischen Gotthard-Basistunnels mit Anbindung der Gemeinde Tujetsch/Sedrun und der ganzen Surselva ans europäische Hochgeschwindigkeitseisenbahnnetz.
Situation
In Sedrun befinden sich Zwischenangriffsstollen für den Bau des Basistunnels. Zuerst führt ein knapp ein Kilometer langer Zugangsstollen waagrecht in den Berg. Von dort führen zwei Schächte senkrecht 800 m tief auf das Niveau des Eisenbahntunnels. Diese Stollen möchte die Intressengemeinschaft Porta Alpina zusammen mit der im Gotthard-Basistunnel vorgesehene Nothalte- und Multifunktionsstelle Sedrun so ausbauen, dass eine permanente Umsteigestation für die Surselva und das Graubünden geschaffen werden kann. Eine im September 2003 veröffentlichte Studie kam zum Schluss, dass die Porta Alpina wirtschaftlich interessant und baulich sowie betrieblich machbar wäre. Auch eine Untersuchung unter der Federführung der Fachstelle öffentlicher Verkehr Graubünden in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verkehr kam zum selben Resultat. Am 19. Oktober 2005 erklärte sich gar der Bundesrat der Schweiz bereit, sich mit 7,5 Millionen Franken am Vorprojekt zur Porta Alpina zu beteiligen.
Kosten
Die Baukosten betragen lediglich 40 bis 50 Millionen Franken und die öffentliche Bahnstation würde im Vergleich zu anderen Bahnbauten ein außerordentlich günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen. Ob jedoch die Betriebs- und Unterhaltskosten der Tunnelstation Porta Alpina durch die zu erwartenden Einnahmen gedeckt werden können, ist unklar.
Auswirkungen
Die Studien schlagen vor, dass Schnellzüge im Stundentakt an der Haltestelle Porta Alpina anhalten sollen. Dank enormen Zeitersparnissen würde so die abgelegene Region in die Nähe der grossen und wirtschaftlich starken Ballungsräume nördlich und südlich der Alpen rücken und nicht nur die Surselva zum Naherholungsgebiet dieser bedeutenden Wirtschaftszentren machen, sondern für die einheimische Bevölkerung auch attraktive Arbeitsplätze in erreichbare Nähe bringen.
Die Studie Porta Alpina Sedrun: Bauliche und betriebliche Machbarkeit zeigt jedoch auf, dass die Zeitvorteile für Anreisende aus dem Norden auf die obere Surselva beschränkt bleiben. Bereits für die Anreise nach Ilanz ist eine Fahrt über Chur dem Halt an der Porta Alpina vorzuziehen.
Die Studie nennt zudem Probleme bei einer Einbindung der Haltestelle "Porta Alpina" in das Fahrplannetz. Ein Halt so genannter A-Züge (EuroCity, InterCity) ist wegen der notwendigen Abbremsung und Wiederbeschleunigung und der zeitlich knappen Knoteneinbindung der Züge in Arth-Goldau und Mailand nicht möglich. Ein Halt von B-Zügen ist grundsätzlich möglich. Die Reisezeit zwischen Arth-Goldau und Bellinzona verlängert sich jedoch um rund 6 Minuten (Haltezeit plus Abbrems- und Anfahrverlustzeiten). Dadurch kommt es im Tessin zu Problemen bei den Anschlüssen, welche in Locarno und Bellinzona (mit Anschluss nach Lugano) sind. Zwischen Ankunft und Abfahrt des B-Zuges in Locarno liegen nur zwei Minuten. Dies bedingt eine so genannte überschlagene Wende, die eine zusätzliche Zugskomposition benötigt. Der Anschluss des B-Zuges von Lugano in Bellinzona ist laut Studie nicht mehr möglich. Damit sind negative Auswirkungen auf eine S-Bahn Tessin im Halbstundentakt zu erwarten und eines der Argumente für den Ceneri-Basistunnel stark geschwächt.
Mit der Porta Alpina würde in der Mitte des längsten Tunnels der Welt die tiefste Bahnstation mit dem höchsten und schnellsten Lift der Welt entstehen und eine international vermarktbare Attraktion nicht nur für den Kanton Graubünden, sondern auch für das Tourismusland Schweiz entstehen.
Eröffnung der Station wäre im Jahre 2015 mit Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels.
Offene Fragen
Noch gibt es aber zahlreiche ungeklärte Fragen. Reisende in südlicher Richtung müssten infolge der riesigen Dimensionen der Multifunktionsstelle bis zu 400 m weit gehen um zu den Liften zu gelangen, jene aus der Nordröhre gar mit einem Elektrobus zugeführt werden. Da die Liftkapazität wohl auf 80 Personen begrenzt sein wird, werden in Spitzenzeiten mit mehr als 320 Passagieren Wartezeiten von bis zu einer halben Stunde entstehen. Ein Aufenthalt im Bahntunnel selbst wäre auch nicht möglich, der Bau von abgeschotteten Warteräumen würde notwendig. Eine Liftfahrt mit einem Höhenunterschied von 800 m innerhalb 70 Sekunden hat auch ihre Tücken; so befürchtet man gesundheitliche Probleme bei empfindlichen Personen. Oben angelangt ist ein weiterer Umstieg in Zubringerbusse nötig, welcher die Reisenden dann entweder zum Bahnhof oder ins Skigebiet fahren würden. Kritiker fragen sich deshalb, ob Bahnfahrende bereit sind, drei mal innerhalb kurzer Zeit umzusteigen und eine Zubringer-Reisezeit von mindestens 20 Minuten von der Haltestelle Porta Alpina bis zum Zentrum von Sedrun auf sich zu nehmen. Bereits sind deshalb Ideen aufgetaucht für eine Schrägbahn vom Ort Sedrun hinab zur Porta Alpina. Ob und in welchem Umfang das Projekt dereinst verwirklicht wird ist deshalb nach wie vor fraglich.