Andy Warhol
Andy Warhol, Geburtsname Andrew Warhola, (* 6. August 1928 in Pittsburgh; † 22. Februar 1987 in New York City), war Mitbegründer und einer der bedeutendsten Vertreter der amerikanischen Pop-Art.
Leben
Warhol kokettierte gern mit seinem Geburtsdatum und "verjüngte" sich gelegentlich auf den Jahrgang 1930, weshalb in Biografien unterschiedliche Angaben zu finden sind. Er war Sohn ostslowakischer bzw. ruthenischer Immigranten. Seine Eltern stammten aus Mikova, einem Dorf bei Medzilaborce, wo es das "Museum für moderne Kunst der Familie Warhola" gibt. Dort werden neben 17 Serigraphien von Andy Warhol auch Werke seiner Verwandten und Dokumente zur Familiengeschichte gezeigt.
Warhols Beitrag zur Etablierung der Pop-Art in der darstellenden wie kinematografischen Kunst in den 1960er Jahren ist bedeutend. Seine Karriere begann in den 1950er Jahren als Illustrator für Mode-, Hochglanz- und Lifestylemagazine und entwickelte sich rasant. 1952 hatte er seine erste wichtige Einzelausstellung, 1956 stellte er bereits im Museum of Modern Art in New York aus.
Warhol war eine ebenso skurrile wie gespaltene Persönlichkeit. Als nahezu autistischer, schüchterner und zurückhaltender Künstler zeigte er sich, einem Chamäleon gleich, zumeist mit weissblond gefärbter Perücke und dunkler Sonnenbrille. Er gab nur wenig von sich preis, war wortkarg und stilisierte sich selbst zur Sphinx und Ikone der New Yorker Kunstszene. In Interviews und Gesprächen entzog er sich geschickt präzisen Fragen zu seiner Person und übte sich konsequent darin, den Mythos "Andy Warhol" aufzubauen. Manchmal sandte er sogar Doppelgänger zu Presseterminen und Vernissagen. Erst in seinen, 1989 posthum von seiner Sekretärin Pat Hackett veröffentlichten Tagebuchaufzeichnungen erfährt man mehr über den Menschen Warhol und seine wahre Persönlichkeit.
Am Morgen des 22. Februar 1987 verstarb Warhol überraschend und unter bis heute ungeklärten Umständen an den Komplikationen einer Gallenblasenoperation im New York Hospital. Er wurde im engsten Familienkreis in seinem Geburtsort Pittsburgh beigesetzt.
Werk
Warhols Kunst war geprägt durch die serielle Reproduktion, bzw. Reproduzierbarkeit von Bildgegenständen, Alltäglichem und Banalem.
Vorrangig sind seine Porträts bekannter Persönlichkeiten (Marilyn Monroe, Elvis Presley, Liz Taylor und vielen anderen mehr. Er interessierte sich auch für die Ästhetik der Ware (Konsumgesellschaft), wobei Konsum von ihm positiv gesehen wurde. Umstritten ist, ob dies eine Variante der Überidentifikation darstellte, wie auch viele seiner Statements. Er liebte Künstlichkeit und raffinierte Kolportagen und schaffte es (als gelernter Grafiker) geschickt, sich selbst als Image/Marke zu erfinden und zu feiern. Sein Werk folgt dem beständigen Versuch, die Grenzen zwischen Kunst und Kommerz, also kommerziell angewandter Kunst (Werbung, Design) und bildender Kunst (Hochkultur) aufzuheben. Er vertrat gerne das Ideal einer Business-Kunst.
In seiner "Factory", einer Fabrikhalle in New York, arbeitete er in den 1960er Jahren mit befreundeten Künstlern zusammen. Die "Factory" war ein Pool der kreativen New Yorker Szene.
Warhol spezialisierte sich anfangs auf die Serigrafie (Siebdruck). Ausgangsmaterial waren häufig Bilder aus den Medien. Viele seiner Arbeiten wurden aber nicht von ihm selbst, sondern seinem damaligen Assistenten Gerard Malanga nach seinen Anweisungen ausgeführt. Berühmt sind etwa die dreidimensionale Brillo-Box (Siebdruck auf Holzkisten), die Campbell-Suppendosen, unzählige Marilyn Monroe-Porträts oder Serien von Autounfällen und elektrischen Stühlen auf Leinwand. Mit der von ihm geförderten Rockgruppe Velvet Underground (Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison und Maureen Tucker sowie dem deutschstämmigen Modell und Sängerin Nico) konzipierte er - für die damalige Zeit prätenziöse wie skandalöse - Multimedia-Happenings ("Exploding Plastic Inevitable").
Diese Performances betäubten durch den ohrenbetäubenden Verstärkerlärm Velvet Undergrounds und intensive Licht- und Stroboskopeffekte und schockierten durch sexuelle Andeutungen der tanzenden Akteure.
Nach einem Attentat durch die Frauenrechtlerin Valerie Solanas 1968, bei dem Warhol durch zahlreiche Pistolenschüsse lebensgefährlich verletzt wurde, ließ es der Künstler ruhiger angehen: Die "Factory" wandelte sich zum schlichten Bürohaus, er selbst sah sich zunehmend als Filmproduzent und überließ die handwerkliche Ausführung von Arbeiten seinen Adlaten.
In den 1970er Jahren war er begeisterter Besucher der New Yorker Party- und Glamour-Szene (Studio 54), die er zunehmend auf Polaroids portraitierte. Bekannt aus dieser Zeit sind eine Reihe von Underground-Filmen wie etwa ein stundenlanges Porträt des Empire State Building in einer einzigen Kameraeinstellung, aber auch Filme mit Junkies, die an Pornographie grenzen (Flash, Trash, Blue Movie).
1971 gestaltete Warhol das legendäre Cover des Albums "Sticky Fingers" der Rolling Stones. Es zeigt die Lendengegend eines Mannes in einer engen Jeans in Nahaufnahme, die einen echten Reißverschluss hat. Wenn man diesen öffnet, sieht man die Zunge von Mick Jagger. Das Zungenlogo ist seither das Markenzeichen der Band.
Sein Einfluss auf Kunst und Popkultur der 90er und der Jahrtausendwende ist weitreichend. Künstler und Künstlerinnen wie z.B. Jeff Koons, Mariko Mori, Res Ingold (Ingold Airlines), oder auch die Literaten der Popliteratur können in Selbstbespiegelung und postmodern-leichter Weltsicht als seine Nachfolger betrachtet werden.
Werke (Auswahl)
- 1963, "White Car Crash 19 Times"
- 1964, "Marilyn"
- 1964, "Flowers"
- 1964, "Campbell Soup"
- 1964, "Jackie", Triptychon, Museum Ludwig, Köln
- 1972, "Mao"
- 1975, "Mick Jagger", Neue Galerie - Sammlung Ludwig, Aachen
- 1980, "Holstentor", Lübeck, - Kunsthalle St. Annen
- 1987, "Joseph Beuys", Galerie Bernd Klüser, München
- "Thirty Are Better Than One" (Eine Verfremdung von Leonardo da Vincis Mona Lisa)
- "The Last Supper" (Eine Verfremdung von Leonardo da Vincis Das Abendmahl)
In den 1980ern diverse Gemeinschaftsarbeiten mit den befreundeten Malern Jean-Michel Basquiat und Francesco Clemente
Zitate
- "In Zukunft kann jeder Mensch für 15 Minuten Berühmtheit erlangen."
- "Sex und Partys sind das Einzige, wo man persönlich erscheinen muss."
- "Ich wünschte, ich könnte so etwas wie Bluejeans erfinden. Etwas, damit sich die Leute an einen erinnern. Einen Massenartikel."
- "Ein Film ist ein Film ist ein Film ist ein Film." (Anm.: Das ist eine Abwandlung eines Gedichts von Gertrude Stein.)
- "Die Ästhetik unserer Tage heißt Erfolg."
- "Wenn ich am Strand bin, kann ich mich gar nicht satt sehen. Der Sand sieht so schön aus, und es sieht so schön aus, wenn er vom Wasser überspült wird und ganz glatt wird, und die Bäume und das Gras, alles sieht so herrlich aus. Ich glaube, ein Stück Land, das man nicht kaputtmacht, wäre das allerschönste Kunstwerk, das man je besitzen könnte.'
- "Ein biederes Erscheinungsbild finde ich am Besten. Wenn ich nicht so schlecht aussehen wollte, dann würde ich bieder aussehen wollen. Das fände ich auch gut."
Literatur
- Pat Hackett: "Andy Warhol - Das Tagebuch" (The Andy Warhol Diaries)", Droemer Knaur 1989, ISBN 3-426-26429-3
- Andy Warhol: Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück, Droemer Knaur 1991, vergriffen
- Isabell Dufresne (Ultra Violet): Andy Warhol Superstar, ISBN 3785705352
Videographie
- The Kitchen (Regie)
- Cocaine Cowboys (1979) (Darsteller)
- Sleep (1963) (Regie)
- Flesh (1968) (Produzent)
- Chelsea Girls
- Bike Boy (1966) (Produzent und Regie)
- Blue Movie (1968) (Regie, Drehbuch und Kamera)
- Women in Revolt (1970) (Produzent, Regie und Drehbuch)
- Trash (1970)
- Empire (Film) (1974)
- Andy Warhol's Frankenstein (1974)
Andy Warhol hat eine unzählige Reihe von Filmen mit zumeist experimentellem Charakter gedreht und war zeitweilig Produzent von Lou Reeds Gruppe Velvet Underground.
Diskographie
- The Velvet Underground & Nico, (Das legendäre "Bananenalbum"), Schallplatte 1967, remasterte CD Version 1996
- Lou Reed, John Cale: Songs for Drella. CD,WB 1990 (eine posthume musikalische Hommage an Andy Warhol)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Das Andy Warhol Museum in Pittsburg (englisch)
- Biografie Andy Warhol
- Aktuelle Ausstellungen mit Andy Warhol
- Bilder
- Die Kunst des Andy Warhol Poster, Reproduktionen, seine Philosophie und andere Informationsquellen]
- Ausführliche Site über die meisten Akteure und Mitwirkenden aus Warhols Factory (englisch)
- Auf den Spuren von Andy Warhol
- «Factory Made» - Website über die Factory (englisch)
- Art Gallery - Andy Warhol
Mitarbeiter, Protagonisten, "Superstars" und Opfer aus Warhols Umfeld (Auswahl)
mit Bitte um Ergänzungen
- Paul America
- Brigid Berlin alias Brigid Polk
- Candy Darling
- "Baby" Jane Holzer
- Gerard Malanga
- Paul Morrissey
- Nico
- Ondine
- Edie Sedgwick
- Ingrid Superstar
- International Velvet alias Susan Bottomly
- Lou Reed & Velvet Underground
- Mary Woronov
- Ultra Violet alias Isabelle Collin Dufresne
- Viva alias Susan Hoffman
Personendaten | |
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NAME | Warhol, Andy |
ALTERNATIVNAMEN | Warhola, Andrew |
KURZBESCHREIBUNG | Begründer und der bedeutendste Künstler der Pop-Art |
GEBURTSDATUM | 6. August 1928 |
GEBURTSORT | Pittsburgh |
STERBEDATUM | 22. Februar 1987 |
STERBEORT | New York City |