Franz Beckenbauer

deutscher Fußballspieler, -trainer und -funktionär (1945–2024)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. September 2005 um 18:43 Uhr durch Rybak (Diskussion | Beiträge) (Zitate). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Franz Beckenbauer (* 11. September 1945 in München) war ein deutscher Fußballspieler und Trainer und ist heute ein gewiefter Sportfunktionär, hochdotierter Werbeträger, geschickter Geschäftsmann und einflußreicher Journalist. Beckenbauer ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten in der deutschen Medienlandschaft.

Franz Beckenbauer (2005)

Seit 1994 ist Franz Beckenbauer Präsident des FC Bayern München. Zusätzlich ist er Vorsitzender des Organisationskomitees zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und hat die erfolgreiche WM-Bewerbung geleitet. Außerdem ist er seit einigen Jahren einer der Vizepräsidenten des DFB.

Beckenbauer war deutscher Nationalspieler, Teamchef der deutschen Fußballnationalmannschaft sowie Vereinstrainer des FC Bayern München und ist Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft. Er gilt als einer der besten Fußballer aller Zeiten. Was seine Erfolge als Spieler, Trainer und Funktionär betrifft, ist er die herausragendste Fußballpersönlichkeit in Deutschland.

Biografie

Karrierebeginn

Franz Beckenbauer wurde 1945 als Sohn eines Postbeamten in München-Giesing (Zugspitzstraße) geboren. Er verbrachte seine Jugendzeit am Knabeninternat der Jesuiten in Ingolstadt und erlernte das Fußballspiel beim SC 1906 München. 1958 plante Beckenbauer den Wechsel zu einem größeren Verein. Der TSV 1860 München war damals der größte Club in München und der 13-jährige Franz wäre auch dorthin gewechselt, wenn er nicht während eines Spieles für den MSC mit einem der Löwen-Spieler aneinander geraten wäre. Nachdem diese Streiterei sogar mit einer Ohrfeige gegen die spätere Fußball-Ikone geendet hatte, änderte Beckenbauer seine Pläne und wechselte schließlich für die folgende Saison zum FC Bayern München, der damaligen Nummer 2 in der Stadt. Als er noch keine 20 Jahre alt war, debütierte Beckenbauer für die Bayern in der Regionalliga (damals zweithöchste Spielklasse), wo er als Linksaußen auflief und ein Tor erzielte. 1964 absolvierte Beckenbauer drei Länderspiele in der DFB-Jugendauswahl.

Spielererfolge

Sein Stern ging bei der Fußballweltmeisterschaft 1966 in England auf, als er, wie er es mittlerweile in der Nationalelf sehr häufig tat, im defensiven Mittelfeld spielte. Im Endspiel gegen England musste er gegen Bobby Charlton spielen, den überragenden Spieler der Engländer. Später sagte man, durch diese Manndeckeraufgabe des damals 20-jährigen Beckenbauer habe sich Deutschland der Siegchance im Endspiel beraubt. Auch bei der Weltmeisterschaft vier Jahre später in Mexiko durfte Beckenbauer nicht auf der geliebten Liberoposition spielen, da dort noch Willi Schulz agierte. Im Halbfinale im Jahrhundertspiel gegen Italien zog er sich eine schwere Schulterverletzung zu und musste, da das Auswechselkontingent erschöpft war, mit verbundener Schulter weiterspielen.

Mit dem FC Bayern München schaffte er 1965 den Aufstieg von der Regionalliga in die Bundesliga. Ihm gelangen vier deutsche Meistertitel in München, vier Europapokalsiege sowie vier DFB-Pokalerfolge. Der Defensivmann, der jedoch stets auch das Angriffsspiel seines Teams ankurbelte, bestritt in den zwölf Jahren als Nationalspieler 103 Länderspiele und schoss 14 Tore. 1972 führte der Münchner als Kapitän Deutschland zum Europameistertitel durch einen 3:0-Endspielsieg gegen die UdSSR.

Im Jahre 1974 folgte dann der größte Erfolg im Weltmeisterschaftsfinale gegen die niederländische Fußballnationalmannschaft: Deutschland wurde durch ein 2:1 zum zweiten Mal Fußball-Weltmeister. Er nahm an drei Weltmeisterschaften (1966, 1970 und 1974) teil. Im Jahre 1977 wechselte Beckenbauer zu Cosmos New York in das damalige Fußball-Entwicklungsland USA und wurde dort dreifacher US-amerikanischer Meister (1977, 1978, 1980). Nach seiner Rückkehr in die Fußball-Bundesliga im Jahre 1980 spielte Beckenbauer beim Hamburger SV. Bevor er seine aktive Laufbahn 1982 beendete, errang Franz Beckenbauer mit dem HSV seinen fünften Meistertitel. Im Sommer des folgenden Jahres ließ er sich noch einmal zu einer letzten Saison bei Cosmos New York als Spieler überreden.

Als Fußballspieler wurde er in den Jahren 1966, 1968, 1974 und 1976 zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. 1972 und 1976 war er Europas Fußballer des Jahres. Im Laufe seiner Bundesligakarriere absolvierte er 424 Bundesliga-Spiele, davon 396 für den FC Bayern München und 28 für den Hamburger SV. Alle 44 Bundesliga-Tore erzielte er für die Bayern.

Teamchef

1984 übernahm er als Teamchef die deutsche Nationalmannschaft und führte sie 1986 ins WM-Endspiel und 1990 zum dritten Weltmeistertitel. Damit gelang Franz Beckenbauer ein seltenes Kunststück: Er war nach Mario Zagallo der Zweite, der sowohl als Spieler als auch als Trainer Fußball-Weltmeister wurde.

Vereinstrainer/Präsident

In der Saison 1990/91 arbeitete Beckenbauer für Olympique Marseille (zunächst als Cheftrainer, später dann als technischer Direktor). Am 25. November 1991 wurde Beckenbauer zum Vizepräsidenten des FC Bayern München gewählt. Er trat anschließend insgesamt zweimal als Interimscoach bei den Bayern in Erscheinung. Im Jahr 1994 errang er auch in der Funktion des Trainers den deutschen Meistertitel, sowie 1996 erstmalig den UEFA-Cup.

Sportpolitische Karriere

Seit 1994 ist er Präsident des FC Bayern München. Franz Beckenbauer unterstützte als Vorsitzender des Bewerbungskomitees die Bewerbung um die Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland. Der "größte sportpolitische Erfolg des vereinten Deutschlands", sei in erster Linie Franz Beckenbauer zu verdanken, schrieb die FAZ 2004. Bundeskanzler Gerhard Schröder attestierte ihm, er sei eine "geglückte Mischung aus Selbstbewusstsein, Sensibilität und Bescheidenheit." Er ist Leiter des Organisationskomitees für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Nach dem Rücktritt von Rudi Völler als Bundestrainer am 24. Juni 2004 gründete Franz Beckenbauer die Trainerfindungskomission (TFK) um einen neuen Bundestrainer für die deutsche Nationalmannschaft zu finden.

Franz Beckenbauer kündigte Anfang 2005 an bei der nächsten Wahl um das Präsidentenamt der UEFA zu kandidieren. Nachdem die UEFA-Kommission im estnischen Tallinn am 21. April 2005 entschieden hat, die Wahl von 2006 auf 2007 zu verschieben, steht der Kandidatur für Franz Beckenbauer nichts mehr im Wege. Neben Franz Beckenbauer, der noch bis Ende 2006 Präsident des Organisationskomitees der WM 2006 ist, hat auch der ehemalige französische Fußballspieler und Funktionär Michel Platini seine Kandidatur um das Präsidentenamt angekündigt.

Spitzname "Der Kaiser"

Seit 1968 wird Beckenbauer, vor allem von Fans und wohlwollender Presse, als Kaiser bezeichnet. Anlässlich eines Freundschaftsspiels des FC Bayern München in Wien posierte er neben einer Büste des ehemaligen österreichischen Kaisers Franz II. Joseph Karls. In der Berichterstattung wurde er nun als "Fußball-Kaiser" bezeichnet, woraufhin sich die Bezeichnung Kaiser rasch verbreitete und verselbständigte.

Medienfigur

Beckenbauer wird aufgrund seines Fußballsachverstandes oft als Kommentator eingesetzt und hat eine eigene Kolumne bei der BILD-Zeitung. Aufgrund seiner enormen Popularität im In- und Ausland wirbt Beckenbauer für zahlreiche Produkte: derzeit für o2 Germany, die Postbank und die Sponsoren der Fußballweltmeisterschaft 2006. Schon als junger Spieler warb er für Suppen von Knorr mit dem Slogan "Das schmeckt!". Darüber hinaus besang er auch Schallplatten. Der Titel "Gute Freunde kann niemand trennen" wird auch heute immer wieder eingespielt, wenn über ihn berichtet wird. Mit seinen Werbeverträgen hat er mittlerweile mehr Geld erwirtschaftet als in seiner Fußballkarriere.

Privates

Zur Unterstützung behinderter, bedürftiger und unverschuldet in Not geratener Menschen gründete er die Franz-Beckenbauer-Stiftung. Franz Beckenbauer ist Vater von vier Söhnen (Thomas, Michael, Stefan und Joel-Maximilian) sowie einer Tochter (Francesca). Am 18. November 2004 wurde er nach 14-jähriger Ehe von seiner zweiten Frau Sybille Beckenbauer geschieden. Beckenbauer lebt mit Heidi Burmester, von der er mittlerweile zwei Kinder hat, im österreichischen Kitzbühel. Sein Sohn Stefan Beckenbauer spielte 1992/93 für den 1. FC Saarbrücken in der Fußball-Bundesliga. Beckenbauer ist ein leidenschaftlicher Golfspieler mit Handicap 7.

Erfolge

Erfolge als Spieler

  • Weltmeister (1974)
  • Vizeweltmeister (1966)
  • WM-Dritter (1970)
  • Europameister (1972)
  • Vizeeuropameister (1976)
  • Europapokal der Landesmeister-Sieger (1974, 1975 und 1976) mit Bayern München
  • UEFA-Cup-Zweiter (1982) mit Hamburger SV
  • Pokal der Pokalsieger: Sieger (1967) mit Bayern München
  • Weltpokalsieger: Weltpokalsieger (1976) mit Bayern München
  • Deutscher Pokalsieger: Deutscher Pokalsieger (1966, 1967, 1969 und 1971) mit Bayern München
  • Deutscher Meister: Deutscher Meister (1969, 1972, 1973, 1974) mit Bayern München sowie (1982) mit Hamburger SV
  • Fußball-Bundesliga: Platz 2 (1970, 1971) mit Bayern München sowie (1981) mit Hamburger SV
  • US Liga: US Meister (Soccer Bowl): (1977, 1978, 1980) mit Cosmos New York

Erfolge als Trainer


Zitate

Die Fußball- und Lebensweisheiten von Franz Beckenbauer sind beinah genauso berühmt wie die von Sepp Herberger oder Max Merkel. Hier einige Beispiele:

  • Die Schweden sind keine Holländer - das hat man ganz genau gesehen.
  • Es gibt nur eine Möglichkeit: Sieg, Unentschieden oder Niederlage!
  • Ich bin immer noch am überlegen, welche Sportart meine Mannschaft an diesem Abend ausgeübt hat. Fußball war´s mit Sicherheit nicht.
  • Abseits ist, wenn der Schiedrichter pfeift.
  • Das interessiert mich, wie wenn in China ein Raderl umfällt.
  • Am Spielstand wird sich nicht mehr viel ändern, es sei denn es schießt einer ein Tor.
  • Eine Stunde später habe ich gedacht, was hast du da wieder für einen Blödsinn erzählt.

Literatur

Film

  • Libero - Regie: Wigbert Wicker (Deutschland 1973)

Vorlage:Wikiquote1

Vorlage:Navigationsleiste Trainer des FC Bayern München