Nordkorea

Staat in Ostasien
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Das auf der asiatischen Halbinsel Korea gelegene Nordkorea (Hangeul: 북조선, Hanja: 北朝鮮 Pukjosŏn) wurde am 9. September 1948 unter Kim Il-sung gegründet. Der offizielle Name ist Demokratische Volksrepublik Korea (Hangeul: 조선민주주의인민공화국, Hanja: 朝鮮民主主義人民共和國 Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk). Im Norden grenzt es an China und Russland (8 km Grenze), im Süden an Südkorea. Nordkorea liegt mit seiner Westküste am Gelben Meer (koreanisch: Westmeer) und an der Bucht von Korea. Im Osten des Landes liegt das Japanische Meer (koreanisch: Ostmeer).

조선민주주의인민공화국
(朝鮮民主主義人民共和國)

Chosŏn Minjujuŭi Inmin Konghwaguk
Demokratische Volksrepublik Korea
Flagge von Nordkorea Wappen von Nordkorea
(Details) (Details)
Amtssprache Koreanisch
Hauptstadt Pjöngjang
Staatsform Volksrepublik
Vorsitzender der Nationalen Verteidigungskommission Kim Jong-il1
Vorsitzender des Präsidiums der Obersten Volksversammlung Kim Yong-nam2
Regierungschef Pak Pong-ju
Fläche 120.540 km²
Einwohnerzahl 22.224.195
Bevölkerungsdichte 184 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit von Japan am 15. August 1945
Währung nordkoreanischer Won 150 Won = 1 US-Dollar
Währungssymbol ₩; ISO-4217-Code: KPW
Zeitzone UTC+9 (Korea Standard Time)
Nationalhymne Achimun pinnara
Kfz-Kennzeichen KP
Internet-TLD .kp (reserviert, wird nicht verwendet)
Vorwahl +850
1 Kim Jong-il ist in Nordkorea die am meisten Machtfülle vereinigende Person. Die Position des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission wird als das Amt mit der größten Regierungsbefugnis angesehen.
2 Kim Yong-nam wird als de facto Staatsoberhaupt angesehen. Der 1994 verstorbene Kim Il-sung ist seit 1998 Ewiger Präsident.
Lage Nordkoreas in Asien
Lage Nordkoreas in Asien
Karte von Nordkorea
Karte von Nordkorea

Geographie

 
Klimadiagramm Pjöngjang.

Das Landesinnere ist wegen seines gebirgigen Charakters nur dünn besiedelt. Der höchste Berg ist der Paektu-san mit 2.744 m Höhe. Die Bevölkerung konzentriert sich auf die Küstenregionen im Westen und Osten des Landes. Im Herbst ist das Land gelegentlich von Taifunen betroffen. Die Hauptstadt Pjöngjang liegt im Westen des Landes und hat ca. 2,7 Mio. Einwohner.

Bevölkerung

Nordkorea hat 22,17 Mio. Einwohner. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Männer beträgt 60 Jahre, die der Frauen 66 Jahre. Durch die immer wieder auftretenden Hungersnöte und die schlechte medizinische Versorgung hat sich die Lebenserwartung jedoch deutlich reduziert.

Nordkorea ist ethnisch homogen und weist den prozentual niedrigsten Ausländeranteil aller Staaten dieser Welt auf. Sieht man von einer kleinen chinesischen Minderheit im Norden des Landes ab, so leben fast ausschließlich Koreaner im Land. Gründe hierfür sind die nationalistische Politik der Regierung, gesellschaftliche Ächtung aller Nichtkoreaner und die geringe Attraktivität des Landes für Einwanderer. Es gilt als praktisch unmöglich, sich als Ausländer in Nordkorea niederzulassen.

Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation, insbesondere der schlechten Nahrungsmittelversorgung, sind in den letzten Jahren viele Nordkoreaner nach China geflüchtet. Es wird vermutet, dass sich zwischen 50.000 und 300.000 nordkoreanische Flüchtlinge in China aufhalten. China schiebt jedoch Flüchtlinge aus Nordkorea ab, sodass diese zurück nach Nordkorea müssen. Angaben von Amnesty International zufolge werden Flüchtlinge, die von der chinesischen Grenze zurück kommen, in Nordkorea als Landesverräter angesehen, gefoltert und hingerichtet.

Es wurde wiederholt berichtet, dass die Einwohner von der Regierung in die drei Klassen 1. „Genossen“, d. h. loyale Personen, 2. „schwankende Personen“, und 3. „feindlich gesinnte Personen“ eingeteilt sind. Die Klassenzugehörigkeit beeinflusst den Zugang zu Ausbildung, Beruf und auch zu von der Regierung verteilten Gütern wie z. B. Lebensmitteln. Man schätzt, dass etwa ein Viertel der Bevölkerung zu der Klasse der feindlich Gesinnten gehören.

Offiziell ist Nordkorea ein atheistischer Staat, die traditionellen Religionen sind überwiegend der Buddhismus und der Konfuzianismus.

Geschichte

Geschichte Koreas
Prähistorisches Korea
Antike
Proto-Drei-Reiche
Zeit der Drei Reiche
  • Goguryeo (37 v. Chr. – 668 n. Chr.)
  • Baekje (18 v. Chr. – 660 n. Chr.)
  • Silla (57 v. Chr. – 935 n. Chr.)
  • Gaya (42/370 – 562 n. Chr.)
Nord- und Südstaaten
Spätere Drei Reiche
Staaten der Reichseinheit
Kolonialzeit
Teilung Koreas

Die Geschichte vor dem zweiten Weltkrieg ist unter Korea zu finden.

Nordkorea ist als Folge des Zweiten Weltkriegs und des Koreakriegs entstanden. Kurz vor Ende des Krieges in der Pazifikregion hatten die USA und die UdSSR das von den Japanern besetzte Korea am 38. Breitengrad in Besatzungszonen aufgeteilt. Im Ergebnis wurde die koreanische Halbinsel in einen von den USA unterstützten südlichen und in einen von der Volksrepublik China unterstützten nördlichen Staat geteilt. In Südkorea bildete sich unter Syngman Rhee am 15. August 1948 die Republik Korea. In Nordkorea errichtete die Kommunistische Partei unter ihrem Parteivorsitzenden Kim Il-sung eine Volksrepublik nach realsozialistischem Muster, die am 9. September 1948 ausgerufen wird. Der Ostblock, unter anderem auch die DDR, unterstützte Nordkorea mit Entwicklungshilfe. Unter Kim Il-sung, getauft und christlich erzogen, wurden 260 Kirchen niedergewalzt und 2.300 christliche Gemeinden ausgelöscht, die Ausübung des christlichen Glaubens verboten. Nordkoreanische Truppen überschritten am 25. Juni 1950 den 38. Breitengrad und griffen den Süden an. Damit begann der bis 1953 währende Koreakrieg.

Kim Il-sung blieb unumschränkter Herrscher bis zu seinem Tod 1994.

Die südkoreanische Initiative zur Annäherung der beiden koreanischen Staaten führte im Jahr 2000 zu einem ersten Gipfeltreffen der beiden Staatsführer. Im Anschluss waren kurzfristig Besuche von seit Jahrzehnten durch die koreanische Teilung getrennt lebenden Familienangehörigen möglich. Eine grundlegende Wandlung in Richtung auf die Einheit Koreas hat sich dadurch jedoch noch nicht ergeben.

Bedingt durch das Wirtschaftssystem, den Zusammenbruch der wirtschaftlichen Beziehung zur früheren Sowjetunion und auch durch Naturkatastrophen kam es im Verlauf der 1990er Jahre zu einer Hungersnot. In dieser Zeit sind nach vorsichtigen Schätzungen mindestens 220.000 Menschen verhungert. Andere Schätzungen gehen von 1 Mio. bis zu 3,5 Mio. Hungertoten aus.

Am 22. April 2004 kam es in der an der Grenze zur Volksrepublik China gelegenen Stadt Ryongchon zu einer großen Eisenbahn-Katastrophe. Nach ersten Berichten wurden bis zu 3.000 Menschen verletzt oder getötet. (Siehe auch: Zugkatastrophe von Ryongchon)

Politik

Politisches System

Datei:Panmunjon grenze.jpg
Nordkoreanisches Grenzhaus bei Panmunjon.

Nordkorea ist ein realsozialistischer Staat mit deutlichen Zügen des Personenkultes in der Herrschaftsstruktur. Die offizielle Doktrin ist die so genannte „Juche-Ideologie“, die die politische Abschottung und die wirtschaftliche Autarkie des Landes fordert (siehe auch: Autonomie, Isolationismus). Es gibt neben der kommunistischen Arbeiterpartei von Korea, die den Regierungsapparat dominiert, kleinere politische Parteien, die aber nicht in Opposition zu ihr stehen. Wie in jedem totalitären Staat, werden auch in Nordkorea politische Gegner zur Erhaltung der Stabilität der Machtverhältnisse des Landes verfolgt.

Es gibt zwar den Posten eines Regierungschefs, tatsächlich aber liegt die Macht bei Kim Jong-il, der zwar nominell nicht Präsident ist, dies bleibt seinem verstorbenen Vater Kim Il-sung vorbehalten, der 1998 zum „Ewigen Präsidenten“ erklärt wurde, aber Partei- und Armeechef ist. Er ist Träger verschiedener Spitzenämter im Machtapparat, davon sind die wichtigsten die Posten des Generalsekretärs der Arbeiterpartei von Korea, des Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission und der des Oberbefehlshabers der Koreanischen Volksarmee. Innerhalb des Landes wird er in der Öffentlichkeit mit „Geliebter Führer“ tituliert. In den deutschen Medien wird seine Position als „Machthaber“ (oder fälschlich als „Staatschef“) umschrieben.

Nordkoreas Verfassung von 1972 wurde 1992 und 1998 geändert. Dem Verfassungstext nach wird das Land theoretisch von einem Ministerpräsidenten und einem Zentralen Volkskommitee, das als wichtigstes Entscheidungsgremium firmiert, regiert.

Wie in realsozialistischen Staaten häufig der Fall, gilt das Parlament, die Oberste Volksversammlung, offiziell als höchstes Staatsorgan, so dass dessen Vorsitzender, der auch für die Beglaubigung auswärtiger Gesandten zuständig ist, als de facto Staatschef angesehen wird.

Die 687 Mitglieder der Obersten Volksversammlung werden für vier Jahre durch das Volk gewählt, da aber keine Gegenkandidaten vorgesehen sind, hat diese Wahl eher zeremoniellen Charakter. Das Parlament tritt zweimal jährlich für jeweils wenige Tage zusammen, es werden jedoch weitgehend lediglich vorher gefasste Beschlüsse der Arbeiterpartei ratifiziert. Für den Zeitraum zwischen den Sitzungstagen existiert ein Ausschuss mit legislativen Funktionen, der vom Parlament gewählt wird.

Die Bevölkerung leidet immer wieder an Hungersnöten, es mangelt an Konsumgütern und die Infrastruktur ist unzureichend. Das Gesundheitssystem des Landes ist ungenügend. Jedoch sei die Staatsführung laufend bemüht, diese Probleme in den Griff zu bekommen, wobei diese Bemühungen selten von Erfolg gekrönt sind, da der Fokus nordkoreanischer Politik auf die Wehrhaftigkeit gerichtet ist. Hauptsächlich arbeitet die Regierung daran, ihre Streitkräfte zur Kontrolle und zum Schutz des Volkes vor einer amerikanischen und südkoreanischen Bedrohung aufzurüsten, und die Bevölkerung wird auf Wehrhaftigkeit getrimmt. Dazu wird ein propagandistisch geprägtes Bedrohungsszenario gegenüber der Bevölkerung aufrechterhalten, welches von der stetig akuten Gefahr einer auswärtigen Aggression ausgeht. Die Streitkräfte dienen ebenfalls zur Unterdrückung des eigenen Volkes und zur Stabilisisierung des diktatorischen Regimes.

Im Jahr 2000 zeichneten sich erste Entspannungserfolge zwischen Nord- und Südkorea ab. Im März 2000 kam es zu einem Staatsbesuch des damaligen südkoreanischen Präsidenten Kim Dae-jung in Nordkorea. Vereinbart wurde damals auch die Öffnung einer Straße zwischen beiden Ländern, was im Februar 2003 geschah. Zudem wurden Besuche zwischen nord- und südkoreanischen Familien gestattet und Nordkorea durfte am Asean Regional Forum teilnehmen. Die Mannschaften Nord- und Südkoreas marschierten gemeinsam bei den XXVII. Olympischen Spielen in Sydney ein.

Atomwaffenkonflikt

1991 wurde erstmals ein Atomprogramm Nordkoreas vermutet. Im Zuge einer ohnehin geplanten Reorganisation amerikanischer Atomstreitkräfte zogen die USA ihre Waffen aus Südkorea zurück, was die nordsüdkoreanische Denuklearisierungserklärung von 1992 ermöglichte.

Ein Jahr später begann Nordkorea mit der Wiederaufarbeitung von Kernbrennstäben und erklärte seinen Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag. In drei Verhandlungsrunden konnten die USA das Einfrieren des nordkoreanischen Atomprogramms durch das Genfer-Rahmenabkommen erreichen, das am 13. August 1994 unterzeichnet wurde. Nordkorea wurde zur Stilllegung seines Atomwaffenprogramms verpflichtet und sollte dafür von den USA weniger atomwaffentaugliche Reaktoren, Energielieferungen, jährlich 500.000 t Erdöl, diplomatische Anerkennung und einen formalen Schutz vor Atomwaffenangriffen erhalten. Die Internationale Atomenergiebehörde überwachte seit Oktober 1994 wieder die Abrüstung Nordkoreas.

Am 22. Januar 1995 lockerten die USA die Handelsbeschränkungen. Am 18. April 1996 wurden die ersten „Vierer-Gespräche“ bestehend aus Nordkorea, Südkorea, USA und China zelebriert. Aus diesen Gesprächen resultierte am 5. August 1997 die Anerkennung des Waffenstillstandsabkommens von 1953. Weitere Verhandlungen scheiterten.

Am 31. August 1998 überflog eine koreanische Mittelstreckenrakete vom Typ „Godong-1“ Japan.

1999 inspizierten die USA die Atomanlagen von Yongbyon. Die vermutete Eignung zur Herstellung atomwaffenfähigen Materials wurde nicht bestätigt.

Im Jahr 2000, noch zu Zeiten der Regierung Clintons, zeichneten sich erste Entspannungserfolge ab.

Nordkorea verurteilte die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA. Am 28. desselben Monats stimmte Nordkorea der Resolutionen des UN-Sicherheitsrats zur Bekämpfung des Terrorismus zu.

Bei der Rede zur Lage der Nation von US-Präsident George W. Bush im Januar 2002 landete Nordkorea auf der Liste der „Schurkenstaaten“, der „Achse des Bösen“. Hierauf sah sich das kleine Land immens bedroht durch die USA. Bereits im Oktober 2001 hatte US-Präsident George W. Bush Nordkorea provoziert, Kim Jong-il als „Pygmäen“ beschimpft und die Absicht zum Sturz des Staatschefs geäußert.

Im Oktober 2002 gab Nordkorea zu, an einem Atomwaffenprogramm zu arbeiten und räumte somit eine ernstzunehmende Verletzung des mit den USA vereinbarten Abkommens ein, welches Nordkorea die Entwicklung und den Bau von Atomwaffen untersagt und im Gegenzug einen Angriff der USA verbot. Allerdings hatte US-Präsident George W. Bush diesen Vertrag schon kurz nach seinem Amtsantritt für irrelevant erklärt, da Nordkorea das Abkommen schon vorher stets verletzt habe.

2002/2003 nahm Nordkorea das Recht der Selbstverteidigung für sich in Anspruch, nachdem es wiederholte Angriffsdrohungen der USA gegeben hatte.

Im April 2003 fanden in Peking Gespräche zwischen den USA und Nordkorea statt, die einen Tag früher als geplant beendet wurden, nachdem die nordkoreanische Delegation offiziell erklärt haben soll, über Atomwaffen zu verfügen. ([1])

Am 10. Februar 2005 erklärte Nordkorea erneut und diesmal öffentlich, funktionsfähige Atomwaffen zu besitzen. Gleichzeitig gab es seinen Rückzug aus den Sechs-Parteien-Gesprächen über die Beilegung des Atomstreites bekannt, an denen neben Nord- und Südkorea auch die Volksrepublik China, Russland, Japan und die USA teilgenommen hatten und drohte mit dem Ausbau seines Arsenals. Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas, KCNA, warf in der Verlautbarung den USA eine „Politik zur Isolierung und Erstickung“ vor und rechtfertigte den Atomwaffenbesitz als Mittel der Selbstverteidigung gegen die USA.

Die „Militär zuerst“-Politik Songun ist der vorherrschende Polit-Slogan Nordkoreas. Es ist eine Art Verteidigungsparole Nordkoreas gegen die Drohkulisse Washingtons.

Der Schutz der revolutionären Führung um jeden Preis ist der höchste Patriotismus und die erste Priorität unseres Militärs und des Volkes“, hieß es nach Berichten der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap in einem Leitartikel der offiziellen Zeitung Rodong Shinmun.

Nach neuesten Meldungungen des japanischen Geheimdienstes steht der erste Test einer nordkoreanischen Atomwaffe kurz bevor.

Menschenrechte

Nordkorea zählt mit zu den Ländern, in denen die Menschenrechte am wenigsten geachtet werden. Kritik an der Führung wird strengstens bestraft. Die Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert, nicht genehmigte Versammlungen sind verboten. Es ist den Nordkoreanern nicht erlaubt, das Land zu verlassen. Auch der Aufenthaltsort im Land wird von den Behörden vorgeschrieben. Oft werden Straftäter in der Öffentlichkeit hingerichtet.

Menschenrechtsgruppen berichten von mehreren Gefangenen- und Arbeitslagern im Land, in denen auch viele politische Gefangene inhaftiert sind. Auch schwangere Frauen werden in diesen Lagern zu langer und harter Arbeit gezwungen. Die Inhaftierten sind der Willkür der Wärter ausgeliefert, zudem gibt es Berichte über Folter in diesen Lagern. So starben Inhaftierte in Folge von Folter, Hunger durch Nahrungsmittelentzug oder wurden aufgrund von geringen Vergehen hingerichtet. Westlichen Hilfsorganisationen zufolge sind rund 200.000 (Stand 2005) Menschen interniert, von denen etwa 10 bis 20 % jährlich sterben oder exekutiert werden. Vereinzelte Zeugen, denen es gelungen ist, aus Nordkorea und den Lagern zu fliehen, berichten zudem über Menschenversuche. Demnach würden die Gefangenen in regelrechten Laboren zum Testen von Gasen oder Viren herangezogen.

Auch sollen nach China geflüchtete Nordkoreaner, die aus China nach Nordkorea abgeschoben wurden, hingerichtet worden sein, teilweise öffentlich, um Landsleute vor einer Flucht abzuschrecken. So sollen Anfang 2005 in nur einem Monat 70 Menschen auf diese Weise gestorben sein.

Die Verteilung von durch das Ausland gelieferten Nahrungsmitteln und anderer Hilfsgüter wurde bisher immer durch die Behörden durchgeführt. Die Regierung verschlimmerte so besonders während der Hungersnot der 1990er Jahre die Situation, da hierbei regierungsfreundliche Personen und insbesondere das Militär bevorzugt wurden. Da eine gerechte Verteilung der Hilfsgüter nicht gewährleistet werden konnte, zogen sich mehrere Hilfsorganisationen aus Nordkorea zurück (Ärzte ohne Grenzen im September 1998, Oxfam im Dezember 1999, CARE im Juni 2000).

Informationsfreiheit

Die öffentlichen Medien werden vollständig vom Staat kontrolliert. Die Bürger haben praktisch keinen Zugang zu unabhängigen und ausländischen Nachrichtenquellen. In der 2004 von „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlichten Rangliste zur Pressefreiheit belegte Nordkorea hinter Kuba den letzten Platz.

Im Juni 2004 – 18 Monate nachdem der erste Netzbetreiber seinen Dienst aufgenommen hatte – verfügte die Regierung Nordkoreas, dass alle Mobiltelefone eingezogen werden sollen und alle Mobilfunkbetreiber verboten werden. Es soll damit verhindert werden, dass unliebsame Informationen ins Land kommen oder dasselbe verlassen.

Die nordkoreanische Regierung ist bestrebt, freie Berichterstattung in Nordkorea zu unterbinden. Journalisten dürfen sich nur in Begleitung von Aufpassern im Land bewegen.

Verwaltungsgliederung

Nordkorea gliedert sich in zwei Städte unter zentraler Verwaltung der Regierung, drei besondere Verwaltungsregionen und neun Provinzen.

Städte unter zentraler Verwaltung der Regierung

  • Pjöngjang (P'yŏng-yang Chik'alshi; 평양 직할시; 平壤直轄市)
  • Rasŏn (Rajin-Sŏnbong) (Rasŏn Chik'alshi; 라 선 (라진-선봉) 직할시; 羅先 (羅津-先鋒) 直轄市)

Besondere Verwaltungsregionen

Provinzen

Ehemalige Städte unter zentraler Verwaltung der Regierung

Einige Städte waren früher selbständig und standen unter zentraler Verwaltung der Regierung. Sie gehören jetzt verschiedenen Provinzen an. Es handelt sich dabei um folgende Städte:


Siehe auch: Liste der Städte in Nordkorea

Infrastruktur

Das Verkehrsnetz ist vor allem auf die Bedürfnisse des Militärs ausgerichtet. Hauptverkehrsträger ist die Eisenbahn. Von Pjöngjang führen Autobahnen nach Nordosten. Jedoch hat der Individualverkehr in Nordkorea keine Bedeutung. Bei Pjöngjang befindet sich ein internationaler Flughafen.

Wirtschaft

Nordkorea hat eine straff zentralisierte Planwirtschaft, die von anderen Ländern in strenger Isolation gehalten wird. Nordkorea zählt zu den wenigen bestehenden staatssozialistischen Volkswirtschaften. Die für das Überleben der Bevölkerung notwendige Landwirtschaft wird zugunsten weiterer Aufrüstung vernachlässigt, so dass Nordkorea von ausländischen Lebensmittellieferungen abhängig ist. Die großen Anstrengungen im militärischen Bereich wirken sich äußerst negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus. Nordkorea verbraucht 33,9 % seines Bruttosozialprodukts für sein Militär. Nordkorea liegt damit an der Weltspitze, weit vor den USA (3,2 % BSP) und Südkorea (1,4 % BSP). Es besitzt ein stehendes Heer von 1,2 Millionen Soldaten, die so als Arbeitskraft der Wirtschaft entzogen sind. Heute (2003) ist das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt Nordkoreas mit 1.083 Euro etwa so groß wie das des Tschad.

Seit über fünfzig Jahren leidet die nordkoreanische Wirtschaft unter dem Embargo der USA und anderer westlicher Staaten. Der Zusammenbruch der Sowjetunion, schlechte Politik und eine Serie von Naturkatastrophen führten zur Stagnation der Wirtschaft. Die Versorgungslage im Agrarbereich ist schlecht. Zusätzlich werden viele Ressourcen, zu Lasten der Bürger, von der überdimensionierten Armee verbraucht.

Trotz allem wurden aber seit Anfang der 2000er zaghafte Versuche unternommen, die Wirtschaft ähnlich wie in der Volksrepublik China zu reformieren. So wurde es z. B. jedem freigestellt, in seiner Freizeit privat Landwirtschaft zu betreiben, wodurch sich in manchen Städten auch kleine Märkte bilden konnten. Zur Zeit fehlen Nordkorea mehr als eine Million Tonnen Weizen im Jahr um auch nur die Mindestversorgung der Bevölkerung sicherzustellen.

Nordkorea erhielt jahrelang Unterstützung in Form von Nahrung und Öl von den Vereinten Nationen und China. Diese wurde allerdings beendet als Nordkorea die Einstellung seines Atomwaffenprogrammes verweigerte.

Der bilaterale Handel zwischen China und Nordkorea hat im Jahr 2005 ein Rekordvolumen von 1,15 Milliarden Euro erreicht, dies ist ein Anstieg um 35,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig gingen die Handelstransaktionen mit Südkorea und Japan zurück. Die Exporte stiegen um 48,1 % und erreichten einen Wert von 488 Millionen Euro. Hauptsächlicher Grund war die Handelszunahme von Fischereierzeugnissen, Eisen und Fettkohle. [2]

Nord- und Südkorea bauen ein gemeinsames Auto, das den Namen „Pfeifender Wind“ trägt.

Der amerikanische Senat wirft Nordkorea vor, etwa 420 Millionen Euro pro Jahr durch Drogenschmuggel zu verdienen, was laut den Vorwürfen etwa 70 % der Deviseneinnahmen des Landes sein sollen. Das Geld würde unter anderem auch für den Kauf von Massenvernichtungswaffen verwendet.

Zudem gibt es Berichte, dass das SEK Trickfilmstudio in Pjöngjang Trickfilme exportiert und auch Auftragsarbeiten für westliche Studios übernimmt. Es soll unter anderem an den Filmen Pocahontas, Der König der Löwen, Asterix-und-Obelix und Teenage Mutant Ninja Turtles mitgearbeitet haben.

Tourismus

Massentourismus gibt es in Nordkorea fast gar nicht. Lediglich im Kŭmgangsan-Gebirge gibt es einige touristische Anlagen, die vom Hyundai-Konzern gebaut wurden und betrieben werden. Reisen dorthin sind nur in organisierten Gruppen von Südkorea aus möglich.

Kultur

Siehe: Traditionelle koreanische Denkweisen und Ideologie, Südkoreanische Kultur

Kulturaustausch

2004 wurde ein Lesesaal des Goethe-Instituts [3] im Chollima-Kulturhaus, Jonggwangstraße 8-33 in Pjöngjang eröffnet. Der Bestand ist vielseitig und umfasst neben deutscher Literatur vor allem praktische Fachbücher von Medizin bis Bauingenieurwesen. Deutsche Zeitschriften und Zeitungen wie ZEIT, Spiegel oder FAZ sind dort für jedermann frei zugänglich. Der Zugang ist im Prinzip nicht kontrolliert. Allerdings kollidieren die Öffnungszeiten mit dem normalen Tagesablauf der Bevölkerung: Studenten z. B. dürfen den Campus vor 17 Uhr nicht verlassen – eine Stunde nach Schließung des Lesesaals. Das Projekt hat jedoch vor allem Modellcharakter und soll zeigen, wie Bibliotheken aussehen können. Die Bibliothek wird von zwei Koreanern mit deutschen Sprachkenntnissen geleitet.

Bibliothekswesen

 
Die große Studienhalle des Volkes (Mai 2005).

Es soll 15.000 Bibliotheken in Nordkorea geben. Jede Kommune ist verpflichtet neben der alltäglichen Grundversorgung auch Bibliotheken einzurichten.

Allerdings gibt es keine bibliothekarische Ausbildung. Die Übernahme einer Bibliotheksleitung zumindest einer Hochschulbibliothek setzt ein Hochschulstudium voraus. Eine Initiative des Goethe-Instituts versucht seit Mai 2005, dem Land zu einer qualifizierten Ausbildungsstätte für Bibliothekare zu verhelfen.

Die Nationalbibliothek in Pjöngjang nennt sich „Große Studienhalle des Volkes“ und ist eine Mischung aus Bibliothek und Volkshochschule. Sie soll 30 Millionen Medieneinheiten beherbergen. Zu besichtigen sind in der Tat zahlreiche spezialisierte Lesesäle sowie Hörsäle, Sprachlabore und Einrichtungen für die Produktion von Fernlehrmaterialien.

Es gibt ein landesweites Intranet, an das 40 Sites angebunden sein sollen. Großes Handicap ist die absolute Abschottung zum globalen Internet. Als Bibliothekssystem scheint CDS/ISIS zum Einsatz zu kommen und als Katalogisierungsformate ein MARC-Derivat.

Weitere Themen

Literatur

  • Hyondok Choe, Du-Yul Song, Rainer Werning(Hg.): Wohin steuert Nordkorea? Soziale Verhältnisse - Entwicklungstendenzen - Perspektiven, PapyRossa Verlag Köln 2004. ISBN 3-89438-309-7
  • Hanns W. Maull und Ivo M. Maull: Im Brennpunkt: Korea. Beck-Verlag München 2004. ISBN 3-406-50716-6
  • Pierre Rigoulot: Nordkorea: Steinzeitkommunismus und Atomwaffen, Anatomie einer Krise. Kiepenheuer & Witsch Köln 2003. ISBN 3-462-03347-6
  • Jens Tevres, Vimal Vichare: Hände weg von Nordkorea! Ahriman-Verlag 2003 (Ketzerbriefe, 115) ISBN 3-894-84233-4
  • Bruce Cumings: Korea's Place in the Sun. A Modern History. W. W. Norton & Company 1998. ISBN: 0-39331681-5
  • Feffer, John: Nordkorea und die USA, die amerikanischen Interessen auf der koreanischen Halbinsel. Diederichs München 2004.
  • Maierbrugger, Arno: Nordkorea-Handbuch: unterwegs in einem geheimnissvollen Land. Trescher Berlin 2004 (= Trescher-Reihe Reisen).
  • Frank, Rüdiger: Nordkorea: Zwischen Stagnation und Veränderungsdruck, in: Derichs, Claudia/Heberer, Thomas (Hrsg.): Einführung in die politischen Systeme Ostasiens, Opladen 2003, S. 271-325.
  • Rigoulot, Pierre: Verbrechen, Terror und Geheimnis in Nordkorea, in: Courtois, Stéphane/Werth, Nicolas u.a.: Das Schwarzbuch des Kommunismus. Unterdrückung, Verbrechen und Terror, München/Zürich 1998 (original frz.: 1997), S. 609-629.

Film

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