Antisemitismus

Judenfeindschaft im Kontext moderner Ideologien, insbesondere Nationalismus, Rassismus und Islamismus
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Dieser Artikel ist nicht neutral, weil der die - ohne Zweifel vorhandenen - Ursachen der Judenfeindlichkeit beflissentlich ausklammert. Obwohl die Wikipedia angeblich wissenschaftlich ist, ist diese Frage hier sogar ausgesprochen verpönt! Sogar auf der Diskussionseite werden schon die Versuche, eine echte Diskussion aufkommen zu lassen, gnadenlos gelöscht.


Judenfeindlichkeit ist eine pauschale Ablehnung der Juden, die sich durch die Geschichte vor allem Europas zieht. Juden sind seit mehr als 2000 Jahren weltweit sehr oft Anfeindung, Unterdrückung, Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung und Ermordung ausgesetzt. Diese Feindschaft richtete sich gegen:

Diese Formen von Judenfeindlichkeit mit je eigenen Hauptmerkmalen lassen sich historisch voneinander abgrenzen, aber nicht trennen: Denn alle Varianten zeigen bestimmte Gemeinsamkeiten. Dazu gehören antijüdische Stereotypen von "reichen", "geizigen", "neidischen", "verstockten", "schmarotzenden" und "hinterhältigen" Juden; verunglimpfende Karikaturen von Juden aus verschiedenen Zeiten ähneln sich. Auch das Motiv einer jüdischen Weltverschwörung kehrt immer wieder. Sie gipfelten in der staatlich organisierten und industriell vollzogenen Massenvernichtung im „Holocaust“ während des Zweiten Weltkriegs.

Da dessen Wurzeln, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von antiker, christlicher, neuzeitlicher und gegenwärtiger Judenfeindlichkeit noch unzureichend erforscht wurden, trifft man oft eine begriffliche Konfusion an: So werden antike und mittelalterliche Judenverfolgung, aber auch heutige antizionistische und anti-israelische Haltungen oft pauschal als "Antisemitismus" bezeichnet, obwohl sie nicht rassistisch motiviert sein müssen. Dieser Begriff hat sich seit 1945 für die fundamentale Ablehnung alles "Jüdischen" eingebürgert. Damit wird jedoch der von Judengegnern ideologisch geprägte Rassenbegriff indirekt übernommen.

"Judenfeindlichkeit" wiederum kann antisemitische Tendenzen, die schon vor dem 19. Jahrhundert auftraten, übersehen und einebnen. Auch erfasst dieser unspezifische Oberbegriff noch nicht die besondere Ablehnung "des Jüdischen", die auch ohne reale Juden funktioniert. Darin deutet sich das Problem einer allgemeingültigen Definition des Phänomens an.

Gemeinsam ist allen Formen von Judenfeindlichkeit ihre Irrationalität. Juden wird gemäß dem Zitat des Patriarchen aus Lessings Nathan der Weise oft das Existenzrecht abgesprochen, einfach weil sie Juden sind:

"Tut nichts, der Jude wird verbrannt".

Das zu Grunde liegende Phantombild, das im Nationalsozialismus paranoide Dimensionen annahm, besagt: Juden sind per se verkommen, böse und verdorben. Als "typisch" für sie gilt dann alles, was diesem Negativbild entspricht; was ihm widerspricht, kann nichts mit dem Judesein zu tun haben und wird als Verstellung angesehen. Die Absurdität dieser Vorurteilsstruktur drückt ein jüdischer Witz aus den 30er Jahren aus, den Kurt Tucholsky überliefert hat. Darin sagt ein Jude zum anderen:

"Es geht wieder los, gegen die Juden und gegen die Fahrradfahrer."
"Wieso denn gegen die Fahrradfahrer?"
"Wieso denn gegen die Juden?"

Nicht zuletzt weil es dafür keine rationale Begründung gibt und die Judenfeindschaft sich seit Jahrtausenden gegenüber dem Judentum verselbständigt hat, ist sie mit Gründen, die an die Ratio appellieren, allein kaum zu überwinden.

Die Großreiche der Antike - Ägypter, Assyrer, Babylonier, Perser, Griechen, Römer - versuchten oft, den eroberten Völkern ihre Götter und Kultur aufzuzwingen. Im damals verbreiteten Polytheismus stellte das für viele Völker kein so großes Problem dar, indem sie die neuen Götter in ihr Pantheon aufnahmen oder ihre alten Götter unter den Namen der Neuen weiter verehrten. Das Judentum sah sich dagegen durch die fremdem Religionen stets bedroht: Es akzeptierte nur einen Gott und lehnte alle anderen Götter ab (Monotheismus). Das führte zu einer Reihe von religiös-politischen Konflikten in und um Israel. So versuchte schon der Seleukide Antiochus IV. um 170 v. Chr., Israels Religion und damit seine Eigenart auszulöschen.

Unter der neuen Weltmacht Rom blieb den Juden ihre Religionsausübung zunächst erlaubt. Doch mit der römischen Kaiserzeit entstanden erneut Spannungen, die schließlich zum jüdischen Krieg führten. Er endete 70 n. Chr. mit der Zerstörung des 2. Jerusalemer Tempels. Damit verlor das Judentum sein religiöses und staatliches Zentrum. Auch danach galten Juden selbst gebildeten Römern als "Feinde des Menschengeschlechts."

Der christliche Antijudaismus

Dieser entstand seit 70 n. Chr. mit dem Christentum. Religiöse Deutungsmuster wie der "Christus-" bzw. "Gottesmord", der allen Juden Schuld am Tod Jesu gab, und die "Enterbung" des Volkes Gottes zu Gunsten der Kirche dienten anfangs der Selbstbehauptung einer jüdischen Minderheit in Israel. Sie wurden von der heidenchristlichen Mehrheit übernommen und seit 380 in eine Staatsreligion mit universalem Herrschaftsanspruch integriert.

Im Mittelalter nahm die antijüdische Kirchenpolitik Züge einer systematischen Verfolgung an. Juden wurden nach erfolglosen Missionsversuchen zwangsgetauft, später ghettoisiert und dämonisiert. Im Kontext von sozialen Missständen, Kreuzzügen und Pest führte der Aberglaube häufig zu Massakern (Pogromen) an Juden. Martin Luther empfahl 1543 in seiner Schrift "Von den jüden und iren lügen" die Ausweisung der Juden, Arbeitszwang und Verbot ihrer Religionsausübung.

Die christliche Judenfeindlichkeit war nicht rassistisch - das Denken in rassischen Kategorien war dem Mittelalter fremd -, richtete sich aber gegen alle Juden als Nachkommen der "Mörder" des Heilands. Diese religiöse Ablehnung bestimmte Theologie und Politik im christlichen Abendland bis zur Aufklärung und darüber hinaus. Sie prägt die Volksfrömmigkeit bis in die Gegenwart hinein.

Der neuzeitliche Antisemitismus

Datei:AntisemitismusNSDAPJuden1933.jpg
Boykott jüdischer Geschäfte in Deutschland ab 1933

Nach der Französischen Revolution 1789 entstanden überall in Europa nationalistische Bewegungen. Das 19. Jahrhundert brachte zwar auch die beginnende Emanzipation der Juden in Europa, der Judenhass wirkte jedoch auch im aufgeklärten Bürgertum fort, suchte sich nun aber pseudowissenschaftliche Gründe. Ab etwa 1860 keimte der Rassismus auf. Auch Juden wurden nun als "Rasse" definiert. Im Kaiserreich bildete sich daraus eine politische Ideologie. Ein Konglomerat rechtsgerichteter Gruppen machte die Bekämpfung, Isolierung, Vertreibung und schließlich Vernichtung alles "Semitischen" zu seinem Programm. Gemeint waren die Juden.

Das bereitete dem Nationalsozialismus den Boden und führte zuletzt zum staatlich organisierten Massenmord (Holocaust) am europäischen Judentum.

Die durchgängige Judenfeindlichkeit in Europa führte Ende des 19. Jahrhunderts zur organisierten Suche von Juden nach einer eigenen Heimat. Diese Bewegung des Zionismus rief nach den ersten Einwanderungswellen (Alijah) eine Gegenreaktion hervor. Mit dem arabischen Aufstand 1936-39 begann der Widerstand von Palästinensern gegen jüdische Siedler. Dieser wandte sich gegen das Heimatrecht von Juden im Gebiet Palästinas und seit 1948 gegen das Existenzrecht des Staates Israel.

Dessen Politik verstärkte besonders seit dem Sechstagekrieg 1967 den Hass auf alle Juden: besonders in arabischen Ländern, aber auch in Europa und anderen Teilen der Welt. Dieser findet immer neue Nahrung durch den fortdauernden Nahostkonflikt. Dabei werden oft Motive aus dem europäischen Antisemitismus oder Antijudaismus übernommen. Dennoch muss die arabische und islamische Judenfeindlichkeit aus ihrer eigenen Geschichte heraus erklärt werden.

Der Konflikt hat auf beiden Seiten zu ideologischer Verschärfung geführt: Darum lehnen auch Juden und Bürger Israels den heutigen Zionismus ab, so wie auch Muslime und Araber den Islamismus ablehnen. Antizionismus muss also nicht prinzipielle Judenfeindlichkeit beinhalten.

Antijudaismus, Rassismus und Antisemitismus sind auch in Deutschland keineswegs überwunden, sondern weiter vorhanden und zeigen sich in letzter Zeit wieder verstärkt. Sie finden ein gesellschaftliches Umfeld vor, in dem verschiedene Phänomene zusammen kommen:

  • Der Geschichtsrevisionismus fälscht oder relativiert die Ursachen des Holocaust; auch die Holocaustleugnung besteht fort.
  • Ein "sekundärer Antisemitismus" gibt Juden die Schuld für gefühlte Belastungen, z.B. für die Zwangsarbeiterentschädigungen.
  • Israelkritik wird im Kontext aktueller Spannungen im Nahostkonflikt, im Gefolge des Irakkriegs und des Islamismus häufig zu Israel- und Judenfeindschaft verallgemeinert.
  • Neue Weltverschwörungstheorien verbinden sich mit alten antisemitischen Klischees.
  • Rechtsextreme Gewalt und rechtspopulistische Parteien vernetzen sich stärker und gewinnen dauerhafte Präsenz in Landtagen und Öffentlichkeit.
  • Mit dem Aussterben der Zeitzeugen des Holocaust verringert sich auch das Verantwortungsbewusstsein der Nachkriegsgeneration für die Erinnerung und das Gedenken des Judenmords. Die "Schlussstrichmentalität" hat die Mitte der Gesellschaft erreicht und schafft eine neue Normalität, in der Antisemitismus wieder Fuß fasst und sich verbreitet.

Siehe auch

Fettmilch-Aufstand, Pogrom, Inquisition, Kreuzzüge, Pest, Dreyfus-Affäre, Protokolle der Weisen von Zion, Nürnberger Rassengesetze, Reichskristallnacht, Wannseekonferenz, Auschwitz, Theodor Herzl, Fremdenfeindlichkeit

Literatur

  • Jacob Katz: Vom Vorurteil bis zur Vernichtung. Der Antisemitismus 1700-1933, C.H.Beck 1989


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