Der Tag, an dem die Erde stillstand (1951)

Film von Robert Wise (1951)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 4. September 2005 um 16:34 Uhr durch Marcus Cyron (Diskussion | Beiträge) (Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Infobox Film): "AF"

Film
Titel Der Tag, an dem die Erde stillstand
Originaltitel The Day the Earth Stood Still
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahre 1951
Länge 88 Minuten, USA: 92 Minuten
Stab
Regie Robert Wise
Drehbuch Edmund North nach einer Kurzgeschichte von Harry Bates
Produktion Julian Blaustein für 20th Century Fox
Musik Bernard Herrmann
Kamera Leo Tover
Schnitt William Reynolds
Besetzung

Der Tag, an dem die Erde stillstand (The Day the Earth Stood Still) ist ein bekannter Science Fiction-Film aus dem Jahr 1951. Regie bei dem Schwarzweißfilm führte Robert Wise.

Handlung

Eine fliegende Untertasse landet in Washington (D.C.) und wird von der Armee eingekreist. Aus dem UFO steigt ein Mann im Raumanzug und beteuert in Frieden zu kommen; dennoch wird er angeschossen. Daraufhin entsteigt ein riesiger Roboter dem Raumschiff und vernichtet sämtliche Waffen, bis er auf Zuruf des Verletzten still verharrt. Der Außerirdische, der wie ein Mensch aussieht, wird in ein Krankenhaus gebracht, wo er sich einem Sekretär des US-Präsidenten als Klaatu vorstellt. Er bittet, Führer aller Nationen herbeizurufen. Dies sei, so der Sekretär, aus politischen Gründen unmöglich.

Wohl um die Menschen besser zu verstehen, flieht Klaatu aus dem Krankenhaus und mietet sich als Mr. Carpenter in einer Pension in Washington ein. Nähere Bekanntschaft schließt er mit der Mitbewohnerin Helen Benson und deren Sohn Bobby. Als Helen mit ihrem Freund Tom einen Ausflug macht, gehen Klaatu und Bobby durch die Stadt. Dabei besichtigen sie unter anderem das Lincoln Memorial. Von der Gettysburg Address beeindruckt, sieht Klaatu, dass es Menschen gibt, die seine Botschaft verstehen würden. Bobby führt ihn zum Physiker Professor Barnhardt.

Klaatu enthüllt Barnhardt seine Identität und berichtet, dass die Außerirdischen die Menschen seit einiger Zeit beobachten. Die Nutzung der Atomkraft für Kernwaffen in Verbindung mit der beginnenden Raumfahrt könne nicht erlaubt werden. Barnhardt ist bereit, ein Treffen hochrangiger Wissenschaftler zu organisieren. Er empfiehlt Klaatu, den Menschen eine harmlose, aber eindrucksvolle Demonstration der außerirdischen Macht zu geben.

Am nächsten Tag stoppen für eine halbe Stunde alle elektrischen Geräte mit Ausnahme der lebenswichtigen. Klaatu gibt sich Helen zu erkennen. Tom, inzwischen misstrauisch geworden, hat Indizien gesammelt und informiert die Armee, dass „Mr. Carpenter“ der gesuchte Außerirdische ist. Helen flieht mit Klaatu. Sollte ihm etwas zustoßen, so weist er sie an, solle sie Gort - dem Roboter, der die ganze Zeit regungslos neben dem Raumschiff verharrte - mit den Worten „Klaatu Barada Nikto“ aufhalten; sonst würde dieser die Erde zerstören.

Tatsächlich wird Klaatu vom Militär erschossen. Helen rennt zum Raumschiff und ruft Gort die entscheidenden Worte zu. Gort holt daraufhin den Leichnam Klaatus und belebt ihn im Raumschiff wieder. Alle drei entsteigen dem Raumschiff, vor dem sich Wissenschaftler aus der ganzen Welt versammelt haben. Klaatu erklärt, dass er Abgesandter einer großen Föderation von Planeten sei. Um Kriege für alle Zeit unmöglich zu machen, habe diese eine Rasse von mächtigen Robotern geschaffen, die sie ständig überwachen und den unwiderruflichen Befehl haben, jeden Aggressor zu vernichten. So würden Kriege verhindert. Man werde sich in die Angelegenheiten der Menschheit, soweit sie nur diese betreffen, nicht einmischen – doch jeder Versuch, andere Planeten anzugreifen, hätte die völlige Auslöschung der Erde zur Folge. Entweder werde die Erde friedlich mit den anderen Planeten zusammenleben, oder sie werde bei ihrer bisherigen Weise bleiben – dann allerdings mit der Gefahr des Untergangs.

Kritiken und Hintergrund

Der Tag, an dem die Erde stillstand war ein internationaler Erfolg und gilt bis heute als Klassiker des Science-Fiction-Films. Neben Alarm im Weltall, Die Dämonischen, Kampf der Welten und Metaluna 4 antwortet nicht fehlt er in keiner Auflistung der großen SF-Filme der 1950er. Ungewöhnlich für die Zeit ist, dass die Außerirdischen nicht kommen, um die Erde zu erobern, sondern um die Menschheit zum Frieden aufzurufen. Die „Bösen“ im Film sind eindeutig die menschlichen Regierungen und das Militär. Auch die einfachen, vorurteilsbehafteten Menschen und die sensationsgierige Presse, welche den friedlichen Außerirdischen als tödliche Bedrohung darstellt, werden kritisiert.

Regisseur Robert Wise erlangte mit dem Film - sein erster für ein großes Studio - große Bekanntheit.

Michael Rennie, ein vorher in den USA völlig unbekannter britischer Schauspieler, gilt als ideale Besetzung für den immer etwas fremd wirkenden Klaatu, der die Menschen zu verstehen versucht. Ursprünglich hatte Claude Rains den Klaatu spielen sollen.

 
Patricia Neal mit Roald Dahl

Auch die schauspielerische Leistung von Patricia Neal, Sam Jaffe und des jungen Billy Gray gilt als hervorragend. Etwas unangebracht wirkt die Besetzung von Hugh Marlowe, nicht weil er seine Rolle nicht passend spielte, sondern weil die Liaison seines Charakters mit dem von Patricia Neal von Anfang an unwahrscheinlich ist.

Einige damals in den USA bekannte Nachrichtensprecher hatten Cameoauftritte in dem Film: sie kommentieren die Landung des Raumschiffs.

Der hünenhafte Roboter Gort wurde von Lock Martin, einem großen Laiendarsteller, gespielt. Es gab zwei Kostüme für Gort, eines mit dem Reißverschluss hinten, eines mit dem Reißverschluss vorne, jeweils für Aufnahmen von vorn oder von hinten. Man sieht in manchen Einstellungen, wie das Kostüm sich faltet; allerdings besteht der Roboter laut Film aus einem völlig unbekannten Metall, das sich also durchaus so falten könnte. Da Martin Patricia Neal nicht heben konnte, wurde sie in der entsprechenden Szene zunächst mit Drähten hochgezogen und dann durch eine leichte Puppe ersetzt.

Spezialeffekte wurden sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzt. Die Landung der fliegenden Untertasse in Washington ist sowohl eine der ersten filmischen Darstellungen eines solchen UFOs überhaupt als auch für die Zeit erstaunlich realistisch. Bemerkenswert sind auch die Luftbilder von Großstädten mit stehenden Autos, aber sich bewegenden Menschen.

Das Drehbuch übernahm von der Vorlage Farewell to the Master (siehe unten) zwar nur ein Grundthema, gilt aber dennoch als angemessene Umsetzung des Stoffs. Eine getreue Umsetzung der Geschichte, die im wesentlichen in einem Museum spielt, wäre wahrscheinlich kein guter Film. Die Botschaft des Films, die Nebenhandlung des sich unter die Menschen begebenden Klaatu und die mögliche christliche Symbolik (siehe unten) fehlen in der Kurzgeschichte.

Besondere Aufmerksamkeit fand die Filmmusik von Bernard Herrmann, der ein Theremin einsetzte, um - erfolgreich - einen futuristischen Effekt zu erzielen. Er erhielt dafür einen Golden Globe. Der Einsatz des Theremins in Science-Fiction-Filmen wurde danach so populär, dass es auch in der Filmmusik der SF-Hommage/-Parodie Mars Attacks! Verwendung fand.

Die Geschichte selbst ist aufgrund einiger Parallelen als Analogie zur biblischen Geschichte von Jesus Christus gedeutet worden: Klaatu kommt mit einer Botschaft des Friedens, wird aber verfolgt und getötet. Er ersteht wieder auf, verkündet den Menschen seine Botschaft und verschwindet dann in den „Himmel“. Als Indiz für diese Deutung gilt auch der Name, den sich Klaatu zulegt: „Carpenter“ ist das englische Wort für „Zimmermann“, der angenommene Beruf des Jesus von Nazareth. Es ist auch möglich, dass die Änderung des Roboternamens von „Gnut“ in „Gort“, was „God“ (Gott) ähnlicher klingt, vom Drehbuchautor in diesem Sinne beabsichtigt war. Gort stünde dann als Analogie zu Gott, der die Menschen bestrafen wird, wenn sie es nicht schaffen, in Frieden zu leben.
Als Helen im Film Klaatu fragt, ob Gort ihn wiederbelebt habe, sagt er: „Nur der allmächtige Geist kann das“, und erklärt, dass die Wiederbelebung nur für eine gewisse Zeit anhalten wird. Dies wurde auf Wunsch des Studios eingebaut, um Proteste von christlicher Seite zu vermeiden: die Macht über Leben und Tod liegt nach deren Vorstellung nur bei Gott selbst.
Regisseur Robert Wise hat beteuert, die Parallelen zur christlichen Symbolik erst bemerkt zu haben, nachdem der Film veröffentlicht war und Kritiker darauf hinwiesen.

Die Botschaft des Films ist recht eindeutig der Aufruf zur Beendigung der Kriege und insbesondere zur Vernichtung der Kernwaffen. Der Wissenschaftler Professor Barnhardt ist leicht als filmisches Pendant zu Albert Einstein zu erkennen, der sich in seinen letzten Jahren ebenfalls gegen Kernwaffen engagierte. Dennoch gibt es Kritik an der Botschaft: die vorgeschlagene Lösung, sich freiwillig einer Rasse von übermächtigen Robotern zu versklaven, sei wenig erbaulich. Klaatu behauptet im Film, die Menschen müssten auf keine Freiheit verzichten außer auf die, „unvernünftig zu handeln“. Darauf könne man allerdings fragen: Wer bestimmt, was „unvernünftig“ ist? So vereinfache der Film die komplexe Problematik von Krieg und Frieden im atomaren Zeitalter doch sehr. Regisseur Wise hat zugegeben, dass diese Probleme im Film ausgeblendet werden; die grundsätzliche Botschaft, Kriege zu beenden, sei aber weiterhin richtig und das wichtigste Element des Films.

DVD

Die in Deutschland vertriebene DVD (EAN 4010232010490) bietet als Extra einen Audiokommentar von Robert Wise zusammen mit Nicholas Meyer, den Kinotrailer und einen Vergleich des Filmmaterials vor und nach der Restaurierung. Besonders interessant ist ein US-amerikanischer Wochenschau-Bericht (Movietone News) zur Premiere 1951, der stark propagandaartige Reportagen über die tatsächlichen Spannungen im Kalten Krieg enthält. Vor diesem Hintergrund wirkt es erstaunlich, dass ein Film mit dieser Botschaft überhaupt vom großen Studio 20th Century Fox produziert wurde. Tatsächlich gab es aber nur Probleme mit der US-Armee, die sich nach Durchsicht des Drehbuchs weigerte, Material zur Verfügung zu stellen. Aufgrund guter Kontakte des Studios erhielten die Macher schließlich Geräte und Statisten von der Nationalgarde.
Der Film heißt übrigens tatsächlich Der Tag, an dem die Erde stillstand, nicht: still stand, wie es durch die Schriftart auf dem DVD-Cover aussieht.

Farewell to the Master

Der Film basiert auf der Kurzgeschichte Farewell to the Master (deutsch: Abschied vom Herrn) von Harry Bates, die zuerst 1940 im Magazin Astounding Stories of Super Science erschien.

Die Geschichte wird aus Sicht des Reporters Cliff Sutherland erzählt: Etwa drei Monate vor Beginn der Handlung erschien ein Raum-Zeit-Schiff; der menschenähnliche Klaatu und der Roboter Gnut entstiegen ihm. Kaum hatte Klaatu sich und Gnut vorgestellt, erschoß ein Wahnsinniger Klaatu. Gnut stellte daraufhin jede Tätigkeit ein, hat sich seither offenbar nicht mehr bewegt. Um mögliche weitere Insassen des Schiffes oder spätere Reisende aus der Zivilisation Klaatus vom Bedauern der Menschheit über den Anschlag zu überzeugen, setzte die Menschheit Klaatu in einem eigens errichteten Mausoleum bei. Gnut und das Schiff ließ man, wo sie waren, und umbaute sie mit einem zusätzlichen Flügel der Smithsonian Institution. Dort stellt Cliff nun durch Vergleich seiner Fotos fest, dass der Roboter sich von einem Tag auf den anderen doch bewegt, obwohl zusätzlich irdische Wissenschaftler alles getan hatten, den Roboter lahmzulegen. Er findet heraus, dass der Roboter nachts herumstreift und seltsame Versuche durchzuführen scheint. Schließlich bricht Gnut aus dem Museum aus, nimmt den Reporter als Schild gegen den Beschuss der Armee und holt aus dem Mausoleum die dort hinterlegten Bild- und Tonaufzeichnungen von der Ankunft und Ermordung Klaatus. Damit begibt er sich in das Schiff. Der Reporter folgt ihm eigenmächtig und erlebt, wie der Roboter ein Doppel Klaatus zu kurzem Leben erwecken kann. Die zwar wenigen Sätze, die Cliff während der Lebensspanne des Doppels mit diesem wechseln kann, sind jedoch sehr aufschlussreich, auch Cliff gibt einen wertvollen Denkanstoß. Beim Abschied, ehe das Schiff zu seiner Herkunft zurückkehrt, klärt Gnut den Reporter über ein Missverständnis auf, das Cliff – und dem Leser – die Sprache verschlägt.

Wer die Erzählung und den Film kennt, wird kaum von einer Verfilmung im eigentlichen Sinne reden mögen. Zwar bestehen Verbindungen; Gestalten, Handlung und vor allem die Grundaussage sind jedoch im Film stark geändert. So spielt etwa die Erzählung in der Zukunft, der Roboter heißt Gnut und ist nicht von maschinenartiger Gestalt, sondern gleicht einer metallenen Statue eines nur mit einem Lendenschurz bekleideten Menschen; es gibt keinerlei Bezug zur atomaren Bedrohung oder Kriegsneigung, Klaatu mischt sich nicht unter die Menschen, und dergleichen mehr. Auch die überraschende Schlusswendung wird im Film nur angedeutet – in einem anderen, weit weniger ungeheuerlichen Sinne als in der Erzählung.

Für inhaltliche Ungereimtheiten wie auch Textabweichungen in den beiden unten aufgeführten deutschen Fassungen untereinander mag die Ursache im Originaltext liegen. Soweit es sich ohne Vergleich mit dem Original sagen lässt, scheint keine von beiden geglückt zu sein (Beispiel: Alpers, S. 46 „drehbare Roboter“; Forrest, S. 190 „mechanisch zusammengefügter Roboter“; dort auch „Meister“ statt „Herr“). Künftigen Übersetzern ist ist vor allem zu raten, im Schlusssatz das jetzt erste Wort als letztes in den Satz zu stellen.

Die Filmrechte hatte das Studio für $1.000 vom Verleger erworben, der Bates nicht gefragt hatte. Bates erhielt schließlich nur $500.

Einfluss auf die Popkultur

Der Tag, an dem die Erde stillstand hat über die Science Fiction-Szene hinaus Einfluss auf die populäre Kultur gehabt. Gleich die erste Zeile des Eröffnungslieds der Rocky Horror Picture Show erwähnt Film und Hauptdarsteller:

Michael Rennie was ill the Day the Earth Stood Still / But he told us where we stand

Das Cover-Design von Ringo Starrs Album Goodnight Vienna ist dem Film nachgebildet, mit Starr selbst an Stelle Klaatus neben Gort: siehe hier.

Eine Episode aus der dritten Staffel der Serie Futurama heißt Der Tag, an dem die Erde verdummte (The Day the Earth Stood Stupid). Hier wollen Außerirdische die Erde übernehmen, indem sie alle Bewohner verdummen.

Der Satz „Klaatu Barada Nikto“, mit dem die Erde vor der sofortigen Zerstörung gerettet wird, ist ebenfalls eine beliebte Phrase geworden. Der Satz ist etwa in Tron zu sehen, wird in Toys und Armee der Finsternis gesagt, und im Star Wars-Fandom heißen drei Wachen der Figur Jabba the Hutt in Die Rückkehr der Jedi-Ritter Klaatu, Barada und Nikto.

In den späten 1970ern und frühen 1980ern gab es eine kanadische Progressive Rock-Band mit Namen Klaatu. Einer ihrer Titel war: Calling Occupants of Interplanetary Craft.

Der Film Der Tag, an dem die Erde Feuer fing (The Day the Earth Caught Fire, 1961) scheint seinen Titel an Der Tag, an dem die Erde stillstand angelehnt zu haben; weitere größere Übereinstimmungen bestehen nicht.

Auszeichnungen

Nominierung

Literatur

Harry Bates: Abschied vom Herrn
In: Alpers/Fuchs (Hrsg.):
Science Fiction Anthologie, Band 3: Die Vierziger Jahre I (S. 46 – 94; Vorbemerkung S. 44/45)
„Hohenheim“ Verlag GmbH, Köln-Lövenich; Köln 1982
ISBN 3-8147-0027-9

Harry Bates: Abschied vom Herrn
In: Forrest/Ackermann u. a. (Hrsg. [mit dem ZDF]):
Die Vergangenheit der Zukunft (S. 188 – 237)
Burgschmiet Verlag, Nürnberg 1998
ISBN 3-932234-37-5