Orgeln der Frauenkirche (München)

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Der Dom zu Unserer Lieben Frau oder kurz Frauenkirche genannte Kirchenbau in der Münchner Altstadt ist die Kathedralkirche des Erzbischofs von München und Freising und gilt als Wahrzeichen der bayerischen Landeshauptstadt.

Frauenkirche ca. 1900
Türme der Frauenkirche München von vorne

Der dreischiffige spätgotische Backsteinbau mit umlaufendem Kapellenkranz ist 109 m lang und 40 m breit, seine Türme mit den charakteristischen Hauben sind 99 Meter hoch. Da die Stadtverwaltung im Stadtzentrum innerhalb des Mittleren Rings keine Gebäude mit einer Höhe von über 100 Metern erlaubt, und auch außerhalb dieses Rings seit November 2004 vorläufig keine höheren Gebäude im Stadtgebiet mehr gebaut werden dürfen, sind die Türme weithin sichtbar. Der Südturm kann bestiegen werden und bietet einen einmaligen Blick auf München und die nahen Alpen.

Die Kirche böte etwa 20.000 stehenden Menschen Platz, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass die Stadt zur Bauzeit im ausgehenden 15. Jahrhundert nur etwa 13.000 Einwohner hatte. Dennoch wirkt der Innenraum für seine Größe keineswegs erdrückend, weil er durch 22 zweireihig angeordnete hohe Achteckpfeiler geschickt gegliedert ist. Vom Hauptportal aus gesehen scheinen die Säulenreihen durchlichtete „Wände“ zwischen den mit Sterngewölben versehenen Schiffen aufzurichten. Zur Raumwirkung der Kirche gibt es eine Sage, die verbunden ist mit einem übergroßen Fußabdruck in einer quadratischen Bodenplatte im Eingangsbereich des Kirchenschiffs, dem sogenannten Teufelstritt.

Baugeschichte

Schon im 13. Jh. errichteten die Wittelsbacher am Rande des Viertels, welches ihre damalige Residenz umgab, eine Kirche, die auf ihr Betreiben 1271 ein eigenes Pfarrrecht bekam. Diese Kirche hatte die ungefähr gleichen Ausmaße wie die Franziskanerkirche zu Salzburg, welche heute noch existiert. Sie war von Ludwig dem Bayern und seiner Frau Beatrix als Grablege ausersehen. Der Neubau wurde von Jörg von Halspach ausgeführt, der gleichzeitig (1470) das alte Münchner Rathaus erbaute. Er entschied sich für einen schlichten Bau mit einfachem Bildprogramm. Der Rat der Stadt hatte sich für ihn entschieden, da er ein "Maurer" war, und man sich aus Kost- und Materialgründen für einen Ziegelsteinbau aussprach, da es keinen naheliegenden Steinbruch gab. Am 9. Februar 1468 wurde von Herzog Sigismund und Bischof Tulbeck der Grundstein zur neuen Marienkirche gelegt. Der Bau schritt vergleichsweise zügig voran. Der riesige Dachstuhl wurde noch vor der Auswölbung des Baus von Meister Heinrich Zimmermann aus Straubing aufgesetzt, die Türme wurden, abgesehen von den Turmspitzen, bereits 1488 fertiggestellt. Man war also nach nur 20 Jahren fertig geworden, was im Vergleich zu anderen großen Kirchen eine sehr kurze Bauzeit war. Kurz nach der Fertigstellung verstarb Jörg von Halsbach und wurde in der Kirche begraben.

Zur Finanzierung des Baus gewährte der Papst einen vollständigen Ablass denjenigen, die nach München pilgerten, dort ihre Sünden beichteten und einen Wochenlohn spendeten. Die so eingenommenen Gelder wurden zur Finanzierung der Baukosten eingesetzt. Die Einweihung des Gotteshauses, das als letztes Hauptwerk in der Tradition der spätgotischen bayerischen Stadtpfarrkirchen mit ihrem schlichten, verhaltenen Stil gilt, erfolgte am 14. April 1494. Die Türme wurden dann um 1525 mit dem Aufsetzen der charakteristischen Welschen Hauben, vollendet, nachdem zuvor noch während einer kriegerischen Auseinandersetzung Kanonen auf den freien Türmen aufgestellt gewesen waren.

 
Eine originale Skizze vom Restaurator der Kirche, M. Berger (1859). Der linke Entwurf zeigt einen laternenartigen Aufbau über dem letzten gotischen Gesimskranz, mit einer umlaufenden Galerie und einer durch einen Knopf abgeschlossenen Kuppel, der rechte Plan zeigt eine gotisierende Kuppel, ähnliche der des Bartholomäusdoms in Frankfurt, mit daraufgestellter offener Laterne, von einer kleinen Kuppel überragt

Um die Gottesdienste angemessen feiern zu können gründete Herzog Albrecht V. 1492/95 das Kollegialstift Zu Unserer Lieben Frau durch Vereinigung der Stifte Ilmmünster und Schliersee, die auch Reliquien der neuen Nebenpatrone mitbrachten, der hl. Arsatius vom Schliersee und Sixtus aus Ilmmünster. Zum Zeitpunkt der Weihe waren auch die Fenster unter Verwendung alter Teile als Stiftung der Wittelsbacher und die wichtigsten Altarretabeln fertiggestellt. 1502 wurde das Chorgestühl durch Erasmus Grasser fertiggestellt. Im 16. Jh. kamen neue Stiftungen hinzu.

1580 kamen die Reliquien des hl. Benno von Meißen nach München und die Verehrung dieser Reliquien führte zu einer vom Hofe betriebenen Neuausstattung. In deren Zuge wurde zuerst 1604 vom Bildhauer Hans Krumper der Bennobogen geschaffen, ein Triumphbogen am Eingang zum Chor, der fünf Altäre überspannte, darunter den des hl. Benno. Ein Triumphkreuz schloss den Bogen an der Spitze ab.

 
Das Innere der Kirche (1858), kurz vor der Regotisierung. Gut erkennbar ist der gewaltige Bennobogen und dahinter der ebenfalls monumentale Maria-Himmelfahrt-Altar von Peter Candid. Vorne rechts kann man die Kanzel (1780) von Anton Boos erkennen.

1620 kam der monumentale Hochaltar, der die Himmelfahrt Mariens darstellte und ein Werk Peter Candids war, hinzu. Das Kenotaph für Ludwig den Bayern aus schwarzem Marmor und Bronze, unter anderem geschmückt mit Bronzefiguren von einem nicht realisierten Grabmal für Albrecht V. von 1622 wurde in der Geschichte mehrmals versetzt und stammt von Hans Krumper. Nach und nach wurden im 17. und 18. Jh. alle Altäre mit neuen Gemälden und Retabeln ausgestattet. 1770/72 fertigte Ignaz Günther neue Türflügel und neue Reliefs fürs Chorgestühl. 1780 kam schließlich noch eine Kanzel von Anton Boos hinzu. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Stift aufgehoben und Teile der Ausstattung zerstört. Jedoch wurde München in der darauffolgenden Reorganisation der Kirchenverwaltung Erzbischofsitz und so kam zur Funktion als Pfarrkirche die als Bischofssitz.

 
Ein Entwurf zum Umbau der Türme und des äußeren Kirchenschiffs (1857) von J.M. Kolb. Rund um das Dach sollten Fialen aufgesetzt werden und die Welschen Hauben durch Turmspitzen im Stile der französischen Hochgotik ersetzt werden.

Der Bennobogen wurden im 19. Jahrhundert bei einer Purifizierung wieder entfernt wie auch die andere barocke Ausstattung. Der "Restaurator" war M. Berger, doch sein Werk, nach damaligen Maßstäben zwar eine Restaurierung, ist aber aus heutiger kunstgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Sichtweise eher ein Kahlschlag gewesen, dem wichtige Kunstwerke zum Opfer fielen. Die Ausstattung wurde nach damaligem Muster in einer überbordenden Neogotik ausgeführt, die verschiedene Varianten der Gotik vermischte. An den Säulen wurden Apostel- und Heiligenfiguren angebracht. Diese wurden in einer starren Form gearbeitet, kennzeichnend für die Imitation der Gotik durch das 19. Jahrhundert. Neue Seitenaltäre und ein neuer Hochaltar wurden angebracht, sowie eine Kanzel, die mit einem reich verzierten (wieder stark imitierenden und idealisierenden) Helm bekrönt wurde, was auch mit den Heiligenfiguren geschah.

 
Das Innere der Kirche nach der Neogotisierung. Die neue Ausstattung ist zu "gotisch" um gotisch zu sein. Rechts die neue Kanzel und im Hintergrund der neue Flügelaltar mit dem Kaiserkenotaph Ludwig des Bayern davor. An den Säulen sind Heiligenfiguren angebracht.

1944 wurde der Dom durch Luftangriffe schwer beschädigt, das Hallengewölbe stürzte teilweise ein und die Einrichtung zerstört oder geplündert. Dem Geschmack der Nachkriegsjahre entsprechend erfolgte der Wiederaufbau der Kirche in nüchterner und schmuckloser Form, die Renovierung wurde in mehreren Etappen, zuletzt 1994, durchgeführt. Von der ursprünglichen Ausstattung sind einzig die Glasgemälde der Chorfenster und einzelne Gemälde und Skulpturen erhalten die durch andere Stücke ergänzt wurden.

Die Helmstange des nördlichen Turms der Frauenkirche bildet den Nullpunkt im bayerischen Soldner Koordinatensystem, welches von 1801 bis 1927 als Grundlage für die erste bayerische Landesvermessung eingesetzt wurde.

Das Bauwerk

Das Bauwerk ist eine spätgotische, dreischiffige Hallenkirche, deren Chor fünfeckig gestaltet ist. Die Kirche ist in sich geschlossen und von außen schlicht gehalten, das sonst an gotischen Kirchen übliche Strebewerk verlegte Jörg von Halsbach in den Innenraum. Die einzelnen Pfeiler sind als durchgängiges Mauerwerk ausgeführt und fungieren als Trennwände der Seitenkapellen. Die Türme wirken mächtig und ziehen den Blick auf sich, da sie den First des Schiffes deutlich überragen. Ihre viereckigen Basen verjüngen sich nach oben leicht bis auf die Höhe des Dachfirsts. Dort gehen sie in Oktogone über und werden von den sogenannten Welschen Hauben abgeschlossen, welche aber erst 1525 aufgesetzt wurden. Man betrachtete sie eine Zeit lang als Produkt der frühen Renaissance, doch sind sie nach dem Vorbild von Holzschnitten von 1483, welche auf einer Pilgerfahrt nach Jerusalem vom dortigen Felsendom gefertigt wurden, gebaut worden. Den Felsendom sah man damals als Tempel Salomos an, die Hauben sollten für den Gläubigen daher das himmlische Jerusalem symbolisieren. Das Gebäude weist erstaunlich wenig Verzierung im Vergleich zu anderen Kirchen der Gotik auf. An den Ecken der Türme ist einfachstes Blendmaßwerk in Form von Drei- und Vierpässen angebracht, in Ziegelsteinformen gepresste Reliefverzierung findet man an den Seitenschiffaußenwänden. Aber gerade diese schmucklose Schlichtheit lässt den Bau gewaltiger und imposanter erscheinen, als dies von einer üppigen Verzierung geleistet werden könnte.

Das Bildprogramm

Das Bildprogramm der Kirche ist im Gegensatz zu anderen gotischen Bauwerken wie auch der Rest sehr einfach und schlicht gehalten. Es konzentriert sich auf zwei Motive, die an allen Eingängen wiederkehren, nämlich Maria mit dem Kind als Gebärerin des Heilands und Christus, der Heilsbringer, als Schmerzensmann, die Wundmale zeigend. Die Figuren sind an den Türen auf Konsolen angebracht. Im Innenraum kann man an den Anfängen der Dienste viele kleine Konsolfigürchen erkennen, einige Fratzenschneidend. Es sind Porträts der Handwerker, die am Bau der Kirche beteiligt waren. Alle Figuren sind farbig gefasst.

 
Das Epitaph von Michael von Faulhaber, Erzbischof von 1917-1952, im Dom
 
Der Haupteingang der Kirche. Gut erkennbar das schlichte Bildprogramm (Maria und Erlöser) und die sehr großen Krabben.

Aufbau des Innenraums

Der Innenraum der Kirche ist nicht, wie das Äußere vermuten lässt, dunkel, wie z.B. der des Kölner Doms, sondern hell und einladend. Beim Betreten der Vorhalle sieht man die elf Säulenpaare als weiße Wand. Diese achteckigen, schmucklosen Säulen gliedern den Raum in drei Schiffe. Der Boden ist von einem Rautenmuster, bestehend aus einem grün-bläulichen und einem rötlichen Stein bedeckt. Die Decke ist in schönster spätgotischer Manier als Sterngewölbe ausgeführt. Die Dienste dieses Gewölbes setzen sehr hoch an und sind nach der Restaurierung 1989/94 wieder in dem originalen zarten Ockerton gehalten. An den Seiten befinden sich 21 Kapellen, durch das nach innen verlegte Strebewerk von einander getrennt sind.

Äußerer Rundgang

Beginnen wir den Rundgang am Hauptportal. Es ist der Mutter Gottes geweiht. Auch hier finden sich Figuren des Erlösers und der Maria (siehe Bildprogramm), beide in Form einer spätgotischen S-Kurve. Die Rippe, die die Tür umrahmt, ist im oberen Teil mit außergewöhnlich großen Krabben besetzt. Die Rippe läuft über der Tür spitz zusammen und mündet in einer Kreuzblume. Die Türflügel, ein Werk Ignaz Günthers von 1772 (wie auch alle anderen Türen), wurde nach dem Krieg vereinfacht rekonstruiert. Sie zeigt in einem Medallion im oberen Teil der Tür, der tympanonartig ausgeführt ist, im Relief Maria als unbefleckt Empfangene und als apokalyptisches Weib. Der Rest der Tür ist mit verschiedenen Motiven verziert. Die zwei Seiten der Türflügel werden durch halbplastisch ausgeführte ionische Säulen begrenzt. Diesem Schema folgen die anderen Türen auch, nur werden die jeweiligen Heiligen, denen das Portal geweiht ist, im Medallion ergänzt. Rechts von der Tür befindet sich der Aufgang zum Südturm, den man gegen Eintritt besteigen kann und ein Relief mit der Ölbergszene (Jesus betet, während seine Jünger schlafen), welches ein Zeichen für verfolgte war, dass sie bei der Kirche Schutz erfahren konnten.

 
Das Asylzeichen am Sixtusportal
 
Epitaph an der Südseite

Weiter an der Südseite sind zahlreiche Epitaphien angebracht. Sie erinnern an den Friedhof, der die Kirche bis ins 18. Jh. umgab, dann aber aus Hygienegründen ausgelagert wurde. Die einfachen Holzkreuze der ärmeren Bevölkerung sind natürlich nicht erhalten, aber die Epitaphien der Bürger- und Patrizierfamilien, die an der Mauer angebracht sind, sind steinern und so erhalten. Sie sind teilweise figürlich geschmückt, manche Texte sind kaum oder gar nicht mehr lesbar. 1984/85 wurden sie mit Hilfe der Messerschmid-Stiftung konserviert. Einer der erhaltenen Grabsteine ist z.B. der des Cosmas Damian Asam.

Die südwestliche Tür ist dem hl. Arsatius geweiht, einem Nebenpatron der Kirche und der Patron des Stifts Ilmmünster, welches seine Reliquien 1492/95 bei der Zusammenlegung des Stifts mit dem vom Schliersee mitbrachte. Arsatius erlangte allerdings nur wenig Bedeutung in München, weshalb seine Reliquien wieder an einen anderen Ort kamen. Das südöstliche Tor, das sogenannte Brautportal, hat als einziges der Kirchenportale ein reich profiliertes gotisches Gewände mit kleinteiligem Figurenschmuck entstanden, der um 1480 entstand und 1860 ergänzt wurde. In den zwei Ringen von Figuren, die die Tür umschließen sind Personen (Apostel, Propheten) aus der Bibel und Heilige zu sehen. An den Portalseiten sind besonders qualitätsvolle Darstellungen Marias mit dem Kinde und des Erlösers zu sehen. Christus hält die Arme vom Körper angewinkelt weg, damit die Wunden besser zu sehen sind. Er steht vor einem in Stein gehauenen Tuch. Die Tür ist dem hl. Donatus geweiht. Die Rippe, welche das Gewände umschließt, ist wie am Hauptportal mit Krabben besetzt, was an den anderen Portalen nicht der Fall ist.

 
Das Gewände des Donatusportales. Gut erkennbar ist die feingliedrige Ausführung.

Die reiche Verzierung des Portals lässt sich damit erklären, dass es in früheren Jahrhunderten häufiger als die anderen Portale frequentiert wurde, da sich in der Nähe der Schrannen(Getreide)markt befand. Im Laufe des Tages kamen von dort die meisten Menschen. Deshalb wurde das Tor auch Schrannentor genannt und man Trug dieser Frequentierung Rechnung und schmückte das Tor besonders. Rechts des Portals befindet sich eine Tafel mit der Grundsteinlegungsinschrift von 1468. Über dem Text kann man ein Relief sehen. Dies zeigt links das Wappen Herzog Sigmunds (*1439-†1501)und ihn selbst kniend in der Mitte, Maria, die sich rechts von ihm befindet, anbetend. Sigmund hatte sich 1467 aus den Herrschaftsgeschäften zurückgezogen. Die Regierung übernahm Albrecht IV., genannt der Weise. Sigmund hingegen vergnügte sich nun auf seinem Sitz, der Blutenburg, was von Blütenburg kommt. Er behielt sich jedoch das Patronat über die Frauenkirche vor, weshalb auch er auf der Grundsteininschrift porträtiert ist.

Über dem Portal ist eine aufgemalte Sonnenuhr auf der Mauerfläche, welche dort leicht hervortritt. Deshalb ist das Fenster über dem Portal sehr kurz, da es erst über der Sonnenuhr anfängt. Weiter, um den Kirchenchor herum, an dem wiederum Epitaphien angebracht sind, gelangt man vorbei an der Schatzkammer, der ehemaligen Sakristei aus der Gotik, welche heute ein Raum ausschließlich zum Gebet darstellt (Sakramentskapelle) und der heutigen, barocken Bennosakristei, an der ebenfalls Epitaphien zu sehen sind, gelangt man zur Nordseite. Direkt an die Sakristei schließt das Bennoportal an, geweiht dem Stadt- und Landespatron Benno von Meißen, dessen Reliquien im Zuge der Gegenreformation nach München kamen. Nun zum letzten Portal, dem des hl. Sixtus, Papst und Märtyrer und Patron des Stifts Schliersee und seit der Gründung des Stifts unserer lieben Frau Nebenpatron der Kirche. Links neben dem Portal befindet sich ein interessantes Detail. Ein Asylzeichen (wie am Hauptportal), dass Verfolgten Schutz signalisierte. Diese Praxis geriet lange Zeit in Vergessenheit, ist aber durch Aufnahme von Personen durch die Kirche, welche Abgeschoben werden sollten wieder präsent geworden. Gegenüber des Portales steht das Bennobrünnlein, ein Werk Prof. Josef Henselmanns von 1972, das den alten, im Krieg zerstörten Brunnen ersetzte.

 
Die Tafel mit der Grundsteinlegungsinschrift. Im Relief über dem Text ist links Herzog Sigmunds Wappen und in der Mitte er selbst, die Mutter Gottes auf der rechten Seite anbetend.

Innerer Rundgang

Der Rundgang verläuft im Uhrzeigersinn.

Die Eingangshalle

 
Der berühmte Teufelstritt

In der bei der Restaurierung 1989-1994 in ihrer ursprünglichen Baugestalt wiederhergestellten Vorhalle befindet sich links der Grabstein des ersten Erzbischofs von München und Freising, Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel (1761-1846), von Ludwig Schwanthaler. Unterhalb des Grabmales steht ein Modell der Kirche und ihres Grundrisses, 1997 durch den Lions Club gestiftet. Rechter Hand sind die Gemälde "Vermählung Mariens" und als Oberbild "Hl. Christophorus" von J.A. Wolff aufgehängt.

In der Raummitte befindet sich der "Teufelstritt". Die Stelle des Tritts markiert den Punkt, von dem aus 1620-1858 kein Fenster zu sehen war (das Chorfenster, welches man heute von dort sieht, wurde durch den gewaltigen Renaissance-Hochaltar verdeckt). In dieser Zeit entstand die Legende, dass der Teufel nach Fertigstellung der Kirche sich in selbige schlich. Als er nun an besagtem Ort stand und kein Fenster sah, stampfte er vor Lachen auf, doch als er noch einen Schritt nach vorne trat, sah er die vielen Fenster und dass er zum Narren gehalten worden war. Da verwandelte er sich in einen wütenden Sturm und versuchte, die Kirche einzureißen. Noch heute lässt sich oft einer seiner Gesellen blicken, um das Werk seines Meisters zu Ende zu führen. Deshalb ist es um den Dom immer so windig. Eine andere Version besagt, dass Jörg von Halsbach einen Pakt mit dem Teufel schloss, um diese schneller fertigstellen zu können. Die einzige Bedingung des Teufels war, dass das Gebäude keine Fenster haben durfte. Nach der Fertigstellung kam der Teufel zur Inspektion auf dem Wind geritten, band diesen an den Türmen an und betrat das Kircheninnere. Erst dachte er, seine Bedingung sei erfüllt worden, doch dann bemerkte er betrogen worden war. Wütend stampfte er auf und fuhr zurück zur Hölle. Vor lauter Zorn vergaß er den Wind, weswegen dieser noch heute um den Dom streift.

Das Gitter am Übergang zum Kirchenraum ist 2000 gefertigt worden. An ihm steht das Motto Friedrich Wetters Pax Vobis. Die anderen Kapellengitter wurden 1993 gefertigt (einige auch schon 1985).

Orgel

Die Orgelempore ist insofern interessant, da sie von Anfang an als Platz für eine Orgel geplant war, womit die Frauenkirche eine der ältesten Kirchen ist, in welcher eine Orgel schon eine fest geplante Empore hatte.

 
Die Hauptorgel

Die heutige Orgel- und Sängerempore ist 1993 von Carl Theodor Horn gefertigt worden. Die Orgel selbst ist zweiteilig. Eine kleinere Nebenorgel über dem Südostportal kann mit der Hauptorgel zusammengeschaltet werden. Das Orgelwerk umfasst 95 Register und wurde 1994 von Georg Jann realisiert. Das Prospekt stammt von Wolgang Gsaenger.

Einführung Kapellen

Durch die Spendung eines bestimmten Betrages erwarb man das Recht eines Grabes in der Kirche. Dies war sehr begehrt , da die Menschen in früheren Jahrhunderten bei den heil- und segensspenden Reliquien liegen wollten, je näher, desto besser, weil sie dann mehr von deren Strahlen abbekommen würden. Dies war auch ein Grund, dass sich die Bürger lange, und das erfolgreich, gegen die Verlegung des Friedhofes von der Kirche wehrten. Durch Stiftung einer noch sehr viel höheren Summe konnte man sich das Recht auf eine Privatkapelle erwerben. Diese waren noch begehrter als eine Grabstelle und teilweise Jahrhunderte in der Hand einer Familie. Eine große Anzahl von Klerikern des Stifts zu unseren Lieben Frau waren jeden Tag nur damit beschäftigt, für alle verstorbenen Angehörigen der Stifter der Seitenaltäre und/oder Kapellen sogenannte Ewigmessen zu lesen, damit diese Erlösung fünden oder aus dem Fegefeuer in den Himmel kämen. Die Kleriker lebten von den Spenden der Gläubigen. Die Ewigmessen wurden bis zur Säkularisierung des Stifts 1803 vollzogen.

Nordturmkapelle/Tulbeckkapelle

Im Durchgang von der Eingangshalle befinden sich unter dem Scheidbogen an der Westwand das Epitaph des Chorherren Bernhard Eisenreich, gest. 1584 und an der Ostwand das des Lucas Wagner, gest. 1567.

In der Kapelle selbst steht an der Ostwand, auf der linken Seite am Durchgang zum Kircheninneren, der einzige erhaltene neogotische Seitenaltar, 1863 von J. Wirth gefertigt. Dieser ist vor allem in grün und gold gehalten und hat ein reich gearbeitetes Gesprenge.

Datei:Seitenaltar Tulbeck.jpg
Der Seitenaltar in der Tulbeckkapelle. Als Aufsatz enthält er einen Marienrelief mit Stifterbild des Bischofs Johannes Tulbeck.

Der Altaraufsatz enthält ein Marienrelief (um 1475). Auf diesem betet der Stifter, der Bischof Johannes Tulbeck, links kniend und seine Mitra neben sich abgestellt, Maria an, die Christus in Armen hällt. Dieser trägt in der einen Hand einen Reichsapfel, als Herrschaftszeichen, der Apfel steht aber auch dafür, dass Maria die neue Eva ist, die die Sünde tilgt. Hinter beiden schweben zwei Engel, welche einen Vorhang emporhalten, der mit Rosen bemalt ist. Flankiert wird das Relief von neogotischen Figuren der zwei weiblichen Heiligen Elisabeth und Agnes. Im Gesprenge steht der heilige Bischof Friederickus. Auf der gegenüberliegenden Seite steht der letzte erhaltene Fahnenschrank einer münchner Zunft. Dieser Schrank (um 1470) gehörte der Zunft der Wein- und Brandweinausschenker, was an den aufgemalten Zinnkrügen erkennbar ist. Die Zunftschränke enthielten deren Fahnen, welche bei kirchlichen Prozessionen von einem Mitglied getragen wurden.

 
Der Grabstein von Johannes Tulbeck (nach 1476)

Vor dem Altar ist der Grabstein von Johannes Tulbeck, von einem ehemaligen Hochgrab, an der Wand angebracht. Dieser ist eine bedeutende münchner Arbeit, entstanden nach 1476, gefertigt aus rotem Marmor. Der Tote wird schlafend, sein Kopf auf einem Kissen ruhend, dargestellt. An seiner Kleidung kann man wieder das Bildprogrammm, also Maria und den Erlöser, finden. Das Fenster über dem Grabstein ist ein Glasgemälde mit Szenen aus dem Wirken des hl. Benno und des hl. Korbinian von Richard Holzner (1931).

An der Westwand ist ein begehbarer Schrank angebracht, davor steht eine Infotafel über Benedikt XVI., der von 1977-1981 Erzbischof von München und Freising war, da viele Touristen sich für den ehemaligen Bischof interessieren.

 
Der Fahnenschrank der Zunft der Wein- und Brandweinausschenker

Der Radleuchter ist eine Kopie nach einem spätgotischem Original.

Unter dem Scheidbogen zum nördlichen Seitenschiff kann man an der Nordseite die Epitaphien des Kammerherren Joh. P. Bianchi, gest. 1615 und darunter das des Chorherren Franz Tichtl, gest. 1520, sehen. Gegenüber hängt das Altarbild "der Auferstandene" aus einer früheren Retabel der Tulbeckkapelle, welches dessen Benefiziat, der Chorherr Henry Anslew, um 1600 errichten ließ und das Epitaph des Chorherren Joh. P. Pronner, gest. 1618.

Kunstschätze

Neben der Architektur sind in der Kirche zum Teil jahrhundertealte Kunstschätze zu bewundern:
Noch aus der alten Marienkapelle stammt eine geschnitzte Erlöserskulptur aus der Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern.
Die Fenster im Chor wurden geschmückt mit Glasmalereien aus dem späten 14. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts, mehrere davon wurden geschaffen von dem Straßburger Peter Hemel von Andlau, der als bedeutendster Glasmaler seiner Zeit gilt. Das einzige vollständig erhaltene Fenster des Künstlers in der Chorscheitelkapelle zeigt unter anderem Darstellungen der Geburt Christi und der Darbringungen im Tempel.

Im Chorraum befinden sich einige Büsten und Figuren des in seiner Gesamtheit verlorenen gotischen Chorgestühls. Die Apostel- und Heiligenfiguren wurden 1502 von Erasmus Grasser, dem Schöpfer der berühmten Moriskentänzer im Alten Rathaus vollendet.
In der letzten Kapelle vor dem Chor sind drei Skulpturen der Anna Selbdritt, des Heiligen Georg und des Heiligen Rasso zu sehen. Sie stammen aus dem Umfeld Hans Leinbergers um 1520 und markieren bereits den stilgeschichtlichen Übergang von der Gotik zur Renaissance.

Die zweite Kapelle von Osten im südlichen Seitenschiff bewahrt Reliquien des Heiligen Benno, des Schutzpatrons der Stadt. Das Reliquienkästchen mit der Silberbüste des Heiligen ist ein Werk Münchener Goldschmiede um 1600.
Über dem Eingang zur Sakristei im nördlichen Seitenschiff hängt heute das barocke ehemalige Hochaltarbild mit der Darstellung der Aufnahme Mariens in den Himmel von Peter Candid
Unter dem Chor in der Krypta befinden sich die ältesten Gräber der Wittelsbacher in München. Einzigartig ist das Grabmonument für Kaiser Ludwig den Bayern, dessen figürliche Darstellungen nicht nur Bezug auf das Leben des Kaisers sondern auch auf die Geschichte des Hauses Wittelsbach insgesamt nehmen. Die Bronzefiguren von Wilhelm IV. und Albrecht V. auf dem Gehäuse aus schwarzem Marmor wurden zwischen 1619 und 1622 von Hans Krumper geschaffen.

Kirchenkrypta

In der Gruft liegen die Erzbischöfe von München und Freising sowie zahlreiche Angehörige des Hauses Wittelsbach begraben, darunter Kaiser Ludwig der Bayer und seine Söhne Ludwig V. und Stephan II.. Danach wurden die meisten bayrischen Herzöge bis einschließlich Albrecht V. hier bestattet. Auch der letzte regierende Wittelsbacher König Ludwig III. ruht hier.

Kirchenglocken

Die Münchner Frauenkirche hat insgesamt zehn Glocken. Die 1451 gegossene, drei Tonnen schwere Winklerin wurde am 30. März 2004 nach einer Reparatur in den Nordturm zurückgehängt. Am selben Tag wurden drei neue, in Passau gegossene Glocken in den Südturm gehängt, um die im Krieg beschädigten und danach entfernten zu ersetzen. Die größte der drei neuen Glocken heißt Cantabona und wiegt 850 kg, die beiden anderen Michael und Speciosa (440kg).

Entfernt wurde ebenfalls 2004 die 1958 in Erding gegossene Piusglocke, die mit ihrem Schlagton nicht genau zu den übrigen Glocken passte.


Glocke Schlagton Gießer, Gussjahr Gewicht (kg) Durchmesser (cm) [1] Turm
Susanna (Salveglocke) Hans Ernst, 1490 8000* 206 Nordturm
Frauenglocke c' Bartholomäus Wengle, 1617 3000 166,5 Nordturm
Winklerin es' Meister Paulus, 1451 3000 142 Nordturm
Bennoglocke d' B. Wengle, 1617 2100 147,5 Südturm
Präsenzglocke e' Ulrich v. Rosen, 1492 1600 132 Südturm
Cantabona g' Rudolf Perner, 2003 850 108 Südturm
Frühmessglocke a' M. Paulus, 1442 800 105 Südturm
Speciosa h' R. Perner, 2003 540 89 Südturm
Michaelisglocke c" R. Perner, 2003 440 84 Südturm
Klingl es" unbekannt, 14. Jh. 350 74 Südturm

Die Salveglocke ist die vermutlich schwerste Kirchenglocke Bayerns und gilt europaweit als eine der klangschönsten Glocken des Mittelalters.

Quellen

  1. Erzbistum München und Freising: Über die Glocken. 7. April 2004
Sonntägliche große Führung durch die Kirche (14.00 h)

Literatur

  • Christl Karnehm: Die Münchner Frauenkirche : Erstausstattung und barocke Umgestaltung; Verlag Herbert Utz; ISBN 3831661138
  • Hans Ramisch, Peter B. Steiner: Die Münchner Frauenkirche; Wewel Verlag; 1994; ISBN 3790406260
  • Hans Ramisch: Die Frauenkirche in München; Verlag Schnell&Steiner GMBH; 1999; ISBN 3795442982

Liste der Erzbischöfe von München und Freising