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Waschbär

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Nordamerikanischer Waschbär
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Ordo: Raubtiere (Carnivora)
Vorlage:Superfamilia: Hundeartige (Canoidea)
Vorlage:Familia: Kleinbären (Procyonidae)
Vorlage:Subfamilia: Procyoninae
Vorlage:Genus: Waschbären (Procyon)
Vorlage:Species: Nordamerikanischer Waschbär
(Procyon lotor)

Der Nordamerikanische Waschbär (Procyon lotor) ist der zahlenmäßig wichtigste Vertreter der Familie der Kleinbären und ist ursprünglich in Mittel- und Nordamerika beheimatet. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist er nach mehreren Aussetzungen sowie Ausbrüchen aus Pelztierfarmen und Gehegen auch auf dem europäischen Festland und dem Kaukasus in großer Zahl vertreten.

Der Waschbär zählt zu den intelligentesten Säugetieren unserer Fauna und ist bekannt für seine ausgeprägte haptische Wahrnehmung und sein gutes Gedächtnis.

Aussehen

Der Waschbär erreicht Körperlängen zwischen 70 und 85 cm; der buschige, schwarz-braun geringelte Schwanz ist dabei etwa 20 bis 25 cm lang. Das Körpergewicht erwachsener Tiere liegt zwischen fünf und zehn Kilogramm. Männliche Exemplare sind in der Regel etwas schwerer. Durch den Winterspeck können Waschbären zu Winteranfang bis zu 50 % mehr wiegen als im Frühling. Extremwerte über 20 Kilogramm sind bekannt, bei in freier Natur lebenden Tieren aber äußerst selten.

Waschbären in Gefangenschaft, zumal zu Winteranfang, neigen zur Körperfülle

Charakteristisch für diese Tierart ist die markante schwarze Gesichtsmaske, die sich deutlich von der umgebenden weißen Gesichtsfärbung abhebt. Am restlichen Körper hat das Fell eine braune bis graue Färbung. Die Ohren sind abgerundet und kurz. Die Beine wirken im Verhältnis zum gedrungenen Rumpf zierlich. Der Waschbär kann sich auf seine Hinterläufe setzen und seine Vordertatzen, deren Aufbau an die Hände von Primaten angelehnt ist, als geschickte Greifwerkzeuge einsetzen.

Alter

Wild lebende Waschbären können über zwölf Jahre alt werden. Viele sterben durch jedoch schon wesentlich früher, so dass die durchschnittliche Lebenserwartung deutlich darunter liegt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass nur die Hälfte der in einem Jahr geborenen Waschbären das erste Lebensjahr überlebt. Waschbären in Gefangenschaft können demgegenüber bis zu 20 Jahre alt werden. In Gegenden mit hohem Verkehrsaufkommen oder starker Jagd lassen sich manchmal mehr als 75 % aller Todesfälle auf diese beiden Todesursachen zurückführen. Beispielsweise wurden in den USA in den 1980er Jahren fast fünf Millionen Waschbären pro Jahr erlegt. Sowohl in Europa als auch in Amerika haben Waschbären außer dem Menschen keine ins Gewicht fallenden natürlichen Feinde.

Lebensweise

Allgemeines

Waschbären sind Allesfresser. Ihr Speiseplan setzt sich je nach Nahrungsangebot aus ungefähr gleichen Teilen aus pflanzlicher Nahrung (Beeren, Obst, Getreide und Nüsse), Wirbellosen (Insekten und Würmer) und kleinen Wirbeltieren (Fische, Amphibien und Mäuse) zusammen. Während sie im Frühjahr überwiegend tierische Nahrung zu sich nehmen, bevorzugen sie im Herbst kalorienhaltige pflanzliche Kost wie Fallobst. Auf dem Speiseplan von verstädterten Waschbären stehen dazu Küchenabfälle aller Art sowie Haustierfutter.

Waschbären sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere, was der Hauptgrund dafür ist, dass man sie in freier Natur nur selten zu Gesicht bekommt. Sie sind geschickte Kletterer und übertagen mit Vorliebe in den Baumhöhlen alter Eichen. Wenn ein Waschbär außerhalb der Reichweite einer seiner bevorzugten Hauptschlafstätten ist, bezieht er sein Taglager alternativ auch in alten Steinbrüchen, im dichten Gestrüpp oder Dachsbauten. In den nördlichen Bereichen seines Verbreitungsgebiets hält der Waschbär eine Winterruhe, während der er seine Aktivitäten stark reduziert.

Von verstädterten Tieren abgesehen sind gewässerreiche Misch- und Laubwälder der bevorzugte Lebensraum von Waschbären. Hier finden sie genügend Nahrung und Unterschlupfmöglichkeiten. Sie meiden offenes Gelände, weil sie es bei Gefahr vorziehen, auf den nächsten zu Baum klettern um sich so ihrem Häscher zu entziehen. Waschbären leben gerne in der Nähe von Flüssen oder anderen Gewässern, da sie dort einen Großteil ihrer tierischen Nahrung finden.

Experimente von Verhaltensforschern haben gezeigt, dass die Lerngeschwindigkeit von Waschbären mit der von Rhesusaffen vergleichbar ist. Hervorzuheben ist ferner ihr ausgezeichnetes Gedächtnis, vor allem im Hinblick auf ihre haptische Wahrnehmung. So kann sich ein Waschbär noch Jahre später an die Kombination eines Schlosses erinnern, mit der ein Futterbehälter geöffnet werden konnte.

Insgesamt gilt, dass Waschbären Generalisten sind, die nur sehr geringe Ansprüche an die Art ihrer Nahrung stellen und sich sehr schnell an geänderte Umstände anpassen können. Dies erklärt ihren nachhaltigen Erfolg bei der Besiedlung neuer Lebensräume.

Sozialverhalten

Untersuchungen aus Deutschland und den USA, die Ende der 90er Jahre angestellt wurden, zeigen, dass Waschbären normalerweise keine Einzelgänger sind, wie früher häufig behauptet wurde. Statt dessen handelt es sich um Tierart mit einem komplexen und variablen Sozialverhalten. Miteinander verwandte Weibchen teilen sich häufig ein Territorium und treffen sich dabei gelegentlich an ergiebigen Futterstellen oder Hauptschlafstätten. Nicht miteinander verwandte männliche Waschbären leben häufig in sogenannten Junggesellengruppen zusammen um sich so gegenüber anderen Artgenossen besser behaupten zu können. In der Regel übersteigt die Größe einer solchen Gruppe zwei bis vier Individuen aber nicht.

Bei ausreichendem Nahrungsangebot können sich die Streifgebiete von Waschbären stark überschneiden, ohne dass es zu Auseinandersetzungen kommt. Ernsthafte durch Kämpfe mit anderen Waschbären hervorgerufene Verletzungen sind sehr selten. Männliche Exemplare zeigen jedoch gelegentlich aggressives Verhalten gegenüber nicht mit ihnen verwandten Jungtieren. Zum Informationsaustausch treffen sich Waschbären mit anderen Artgenossen an gemeinsamen Schlaf- oder Sammelplätzen oder hinterlassen dort Nachrichten in Form entsprechender Duftmarken.

Sexualverhalten & Fortpflanzung

Damit die Aufzucht der Jungen nicht mit dem Beginn des nächsten Winters zusammenfällt, paaren sich Waschbären meist im Februar. Zur Paarungszeit zieht das Männchen in seinem Streifgebiet rastlos umher und umwirbt die an einigen Sammelplätzen zusammenkommenden Weibchen. Ist es dabei erfolgreich, erstreckt sich die anschließende Paarung über mehrere Nächte hinweg, während denen sich intensives Vorspiel, der eigentliche Akt und eine anschließende Ruhepause abwechseln.

Nach etwa 65 Tagen Tragzeit bringt das nach der Paarung wieder allein lebende Weibchen im Frühling im Schnitt 2,5 bis 3,5 Junge zur Welt. Die Jungtiere sind bei der Geburt blind und mit einem gelblichem Flaum bedeckt. Im Alter von sechs bis acht Wochen verlassen sie erstmals die Wurfhöhle, erst im Herbst erfolgt die allmähliche Trennung von der Mutter. Mit dem Beginn seines zweiten Lebensjahres erreicht ein Waschbär die Geschlechtsreife, wobei einjährige Männchen anders als einjährige Weibchen bei der nächsten Paarungszeit in aller Regel nicht zum Zug kommen.

Um eine hohe, zum Beispiel durch Jagd ausgelöste, Sterblichkeitsrate auszugleichen, steigt der Anteil der trächtig werdenden Weibchen stark an. Während die Gesamtpopulation dadurch annähernd stabil bleibt, sinkt der Altersdurchschnitt rapide. Insofern erweist es sich fast immer als wirkungslos, Waschbären durch vermehrte Jagd aus einem Gebiet, dass für sie einen günstigen Lebensraum darstellt, dauerhaft vertreiben zu wollen.

Tastsinn & "Waschen" der Nahrung

Waschbären "waschen" in Gefangenschaft häufig ihre Nahrung

Waschbären sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere. Ihre farbenblinden Augen sind jedoch nicht sonderlich gut an diese nächtliche Lebensweise angepasst, so dass ihnen der Tastsinn als zentraler Sinn dient. Waschbären tasten die Nahrung mit ihren Vorderpfoten sorgfältig von allen Seiten ab, um sich ein genaues Bild von dem gefundenen Gegenstand zu machen. Da dies häufig am Rande eines Gewässers geschieht, wurde früher irrtümlich vermutet, dass der Waschbär seine Nahrung "wäscht". Ganz ähnliches Verhalten zeigen Waschbären jedoch auch an Land. In Gefangenschaft tendieren Waschbären dazu, das ihnen gegebene Futter zu einer Wasserstelle zu tragen und es dort auf gleiche Weise zu "waschen", weil sie den mit diesem Vorgang verbundenen Sinneseindruck vermissen.

Lebensweise im menschlichen Siedlungsraum

Der Waschbär zählt zu den ausgesprochen urbanophilen Tierarten, das heißt ihm ist es in besonderer Weise gelungen, städtische Gebiete als Lebensraum zu nutzen, insbesondere waldnahe, altholzreiche Stadtrandgebiete mit einem hohen Grünflächenanteil.

Im menschlichen Siedlungsraum weist der Waschbär erstaunliche Verhaltensanpassungen auf. Sind die Streifgebiete in amerikanischen Waldgebieten etwa 50 bis 600 Hektar groß, umfassen sie in Städten oft nur ein bis zehn Hektar. Weiterhin ist die Populationsdichte in der Stadt deutlich höher. Während etwa in Kassel auf 100 Hektar je nach Jahreszeit ungefähr 100 Waschbären kommen, leben in Waldgebieten auf der gleichen Fläche selten mehr als zehn Tiere.

Die Gründe dafür sind in erster Linie in unserer Wohlstandsgesellschaft zu suchen: Küchenabfälle auf dem Komposthaufen oder in der Biotonne sowie Haustierfutterreste stellen für den Waschbär ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot dar. Hinzu kommt das große zusätzliche Angebot an Schlaf- und Wurfplätzen. An erster Stelle sind hier Gartenhäuschen, Garagen und verlassene Gebäude zu nennen, aber auch ungewöhnliche Plätze wie die Kanalisation werden als Tagesverstecke genutzt. In Wohnhäusern nutzen die Tiere gerne Dachböden oder Kaminschächte als Schlafplatz, was zu Konflikten mit den zweibeinigen Hausbesitzern führen kann. Erklettert werden die Gebäude in der Regel über das Fallrohr der Regenrinne oder angrenzende Bäume.

Verbreitungsgebiet

Verbreitung in Amerika

Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Waschbären erstreckt sich von Panama über Mexiko und fast die gesamte USA bis zum Süden Kanadas. Bevorzugter Lebensraum sind gewässerreiche Laubwälder mit einem hohen Eichenanteil. Jedoch ist zu beobachten, dass der Waschbär zunehmend sogar für ihn als nicht geeignet erachtete Landstriche wie Steppen und Küstengebiete besiedelt.

Verbreitung in Europa

Alle in Europa vorkommenden Waschbären gehen auf Tiere zurück, die im 20. Jahrhundert aus Pelztierfarmen und Gehegen ausgebrochen sind oder ausgesetzt wurden. Als derartiger Gefangenschaftsflüchtling sind sie der Gruppe der Neozoen zuzurechnen, wobei sie in Deutschland inzwischen jedoch zu den einheimischen Tierarten gezählt werden. Heute gibt es in weiten Teilen Deutschlands sowie Gebieten der angrenzenden Länder stabile Waschbärpopulationen. Weitere Vorkommen existieren im Süden Weißrusslands, dem Kaukasus und im Norden Frankreichs, wo einige Exemplare von amerikanischen Soldaten ausgesetzt wurden.

Das für die Verbreitung des Waschbären in Europa wichtigste Ereignis war das Aussetzen von zwei Waschbärpaaren im Jahr 1934, das mit Genehmigung von Hermann Görings Jagdbehörde am hessischen Edersee erfolgte. Obwohl es auch schon vorher Ansiedlungsversuche gegeben hatte, erwies sich keiner als derart erfolgreich wie dieser. Das Gebiet um den Edersee stellte einen für Waschbären fast optimalen Lebensraum dar, so dass die von diesem Zentrum ausgehende weitere Verbreitung schnell und dauerhaft erfolgen konnte. 1956 wurde der Bestand in Deutschland auf etwa 285 Tiere geschätzt, 1970 auf etwa 20.000 Tiere und im Jahr 2003 auf mehrere Hunderttausend. Genetische Untersuchungen haben gezeigt, dass außer jenen im brandenburgischen Raum fast alle Waschbären im deutschsprachigen Raum auf diese vier Gründertiere zurückgehen. Obwohl durch diesen Gründereffekt ein genetischer Flaschenhals entstanden ist, scheint dies keine negativen Einflüsse auf die Gesundheit der Waschbärpopulation gehabt zu haben.

Der Ausbruch von etwa zwei Dutzend Waschbären nach einem Bombentreffer auf ein Waschbärgehege in Wolfshagen bei Strausberg in Brandenburg im Jahre 1945 führte zu einem weiteren Verbreitungsgebiet. Die daraus entstandene Population lässt sich bis heute genetisch und parasitologisch von der mitteldeutschen unterscheiden. Während über 70 % der Waschbären der mitteldeutschen Population mit dem Waschbärspulwurm infiziert sind, wurde bislang bei keinem Waschbär aus dem brandenburgischen Verbreitungsgebiet eine Spulwurminfektion diagnostiziert. Interessant sind Ergebnisse aus dem Ostharz in Sachsen-Anhalt. Hier waren 39 % aller untersuchten Tiere infiziert. Sachsen-Anhalt scheint somit eine wichtige Rolle als Verschmelzungsgebiet der beiden großen Populationen zu spielen.

Datei:Waschbärkarte-Europa-Variante2 -neu.jpg
Verbreitung des Waschbären in Europa - Legende: Rot = Gebiete mit stabiler Population, Gelb = Gebiete mit regelmäßigen Nachweisen, Punkte = Einzelnachweise, ? = Gebiete mit unklarer Population wegen fehlender Daten

Verbreitung in Städten

Die ersten Berichte über Waschbären, die dauerhaft im städtischen Raum leben, stammen aus den 1920er Jahren aus einer Vorstadtsiedlung von Cincinnati (Ohio, USA). Ein verstärktes Auftreten in nordamerikanischen Metropolen wie Washington (D.C.), Chicago und Toronto wird seit ca. 50 Jahren beobachtet.

In Europa stammen die ersten Beobachtungen verstädteter Waschbären aus den 1960er Jahren aus Kassel in Nordhessen. Heute existiert in keiner anderen mitteleuropäischen Stadt ein vergleichbar hohes Waschbäraufkommen. Aber auch in zahlreichen anderen Städten und Ortschaften Nordhessens, Südniedersachsens und des Harzes werden die Tiere immer häufiger innerhalb der Stadtgrenzen angetroffen. Jedoch beschränken sich ausgeprägte Stadtpopulationen in Europa derzeit auf diese Verbreitungsschwerpunkte.

Waschbären und Menschen

Konflikte im menschlichen Siedlungsraum

Um Futter bettelnder Waschbär

Im Hinblick auf die Ausbreitung des Waschbären im menschlichen Siedlungsraum fallen die Meinungen sehr unterschiedlich aus. Die Positionen reichen von überschwänglicher Zuneigung gegenüber den Tieren, verbunden mit intensivem Füttern, bis hin zur totalen Ablehnung. Während abgeerntete Obstbäume und aufgerissene Müllsäcke als "Bagatelldelikte" angesehen werden können, stellt das Eindringen in Gebäude um Dachböden als Schlaf- und Wurfplätze zu nutzen ein großes Problem dar. Hierbei entstehende Schäden, zum Beispiel durch einsickerndes Regenwasser, gehen schnell in die Tausende.

Um derartige Schäden zu vermeiden ist es nicht sinnvoll, einzelne Tiere zu fangen oder zu töten, da derartige Schlafplätze in der Regel von mehreren Waschbären gemeinsam genutzt werden. Statt dessen müssen vorbeugende Maßnahmen ergriffen werden, die verhindern, dass Waschbären überhaupt erst in das Gebäude gelangen können. Im Hinblick auf die günstigen Lebensbedingungen, wie sie städtische Lebensräume Waschbären bieten, ist es ebenfalls nicht möglich, die Tiere durch starke Jagd dauerhaft aus der Stadt zu vertreiben. In der Regel würde dadurch die Geburtenrate in ähnlich starkem Maße ansteigen und selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte, würden bald darauf andere Waschbären in die auf diese Art und Weise frei werdenden Territorien nachfolgen.

Waschbären als Krankheitsübertrager

Aus dem verstärkten Kontakt zwischen Waschbär und Mensch ergeben sich Probleme bezüglich der Übertragung von Krankheiten. Im Gegensatz zu seiner amerikanischen Heimat weist der Waschbär in Europa ein stark eingeschränktes Parasitenspektrum auf. Während die Waschbärtollwut in Amerika eine ernstzunehmende Gefahr darstellt, ist diese in Europa bislang noch nicht nachgewiesen worden. Hier gilt zur Zeit nur ein einziger Parasit des Waschbären als ein für den Menschen potentiell gefährlicher Erreger, nämlich der Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis) der im Dünndarm der Tiere lebt. Die Infektion erfolgt dabei durch die orale Aufnahme von infizierten Spulwurmeiern im Waschbärkot, zum Beispiel bei der Säuberung von Latrinen.

Waschbären als Haustiere

Waschbären, vor allem die Jungtiere, wirken auf den Menschen possierlich. Als Haustiere sind sie jedoch wenig bis gar nicht geeignet. Der Waschbär ist kein domestiziertes Tier. Selbst an ihre Besitzer gewohnte Tiere, die die Geschlechtsreife erreicht haben, können zubeißen oder kratzen, wenn sie sich bedrängt fühlen. Kastration ist der einzig gangbare Weg einen erwachsenen Waschbären dauerhaft im Haus zu halten. Waschbären lassen sich jedoch nur sehr ungerne einsperren und sind als ausgesprochen neugierige Tiere dazu in der Lage, sehr rasch sehr massive Verwüstungen im Haushalt anzurichten. Wenn überhaupt, ist über die äußerst zeitaufwendige Aufzucht von Jungtieren hinaus daher nur eine Gehegehaltung möglich.

Waschbären in Mythologie und Kultur

Der Waschbär ist ein integraler Bestandteil der indianischen Mythologie. In Sagen und Erzählungen wird dabei unter anderem auf sein außergewöhnliches Geschick beim Fangen von Bachkrebsen eingegangen. Der englische Name des Waschbärs, Raccoon, leitet sich vom Wort Aroughcun oder Ahrah-koon-em ab, den die Algonkin-Indianer dem Tier gaben, was soviel wie der mit den Händen kratzt bedeutet. In der westlichen Welt spielt der Waschbär nur in der Kinder- und Jugendliteratur eine Rolle. So schildert Sterling North in seinem autobiographischen Roman Rascal der Waschbär, wie er als Kind zur Zeit des 1. Weltkriegs einen Waschbären aufzog.

Pelzverarbeitung

Waschbären sind weltweit eine der wichtigsten Pelztierarten. Dazu wurden sie früher auch in Pelztierfarmen gezüchtet, seit einigen Jahrzehnten werden sie aus Kostengründen aber fast ausschließlich in freier Natur gejagt. Ihr Pelz wird zu Mänteln oder Hüten, die als typische Trapperhüte gelten, verarbeitet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Nordamerika so viele Waschbären für die Herstellung von Pelzen erlegt, dass ihre Anzahl gebietsweise deutlich zurückging.

Literatur

  • Ulf Hohmann, Ingo Bartussek: Der Waschbär. Reutlingen: Verlagshaus Reutlingen, Oertel + Spörer, 2001. ISBN 3-88627-301-6 (Standardwerk zum Thema Waschbär, erscheint im Oktober 2005 in neuer Auflage)
  • Ingo Bartussek: Die Waschbären kommen. - Wissenswertes und praktische Tipps für den Umgang mit unseren neuen, wilden Nachbarn. Niedenstein: Cognitio-Verlag, 2004. ISBN 3-932583-10-8
  • Cord Riechelmann: Wilde Tiere in der Großstadt. Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin, 2004, ISBN 3-89479-133-0
  • Frank-Uwe Michler: Waschbären im Stadtgebiet. - Wildbiologie 2/2004, Wildbiologie International 5/12, Infodienst Wildbiologie & Oekologie. - Zürich, Schweiz, 2004.

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