Deutschland

Staat in Mitteleuropa
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Deutschland (die amtliche Staatsbezeichnung lautet Bundesrepublik Deutschland) ist ein Bundesstaat in Mitteleuropa und hat gemeinsame Grenzen mit Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Luxemburg, Belgien und den Niederlanden. Im Norden bilden die Nordsee und die Ostsee die natürlichen Staatsgrenzen.

Bundesrepublik Deutschland
Flagge der Bundesrepublik Deutschland Wappen Deutschlands
[ Details ] [ Details ]
„Einigkeit und Recht und Freiheit“
Amtssprache Deutsch
Hauptstadt Berlin
Staatsform Demokratisch-parlamentarischer Bundesstaat
Regierungsform Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt Bundespräsident  Prof. Dr. Horst Köhler
Parlamentspräsidenten Bundestagspräsident  Wolfgang Thierse
Bundesratspräsident  Matthias Platzeck
Regierungschef Bundeskanzler  Gerhard Schröder
Fläche 357.026,55 km² (61.)
Einwohnerzahl 82.501.000 Einw. (Stichtag 31.12.2004) (14.)
Bevölkerungsdichte 231,1 Einw./km² (34.)
BIP
 - Total (Nominal)
 - Total (PPP)
 - BIP/Einw. (Nominal)
 - BIP/Einw. (PPP)
2005 (geschätzt)
€ 2 207,24 Mrd. (2004)
$2,498 Billionen (5.)
$35.075 (17.)
$30.150 (17.)
Gründung der Bundesrepublik 23. Mai 1949
Gründung des
Deutschen Reiches
Norddeutschen Bundes

18. Januar 1871
16. April 1867
Wiedervereinigung und Rückgewinn der vollen Souveränität 3. Oktober 1990 ( Tag der Deutschen Einheit )
Währung 1 Euro = 100 Cent
Zeitzone MEZ mit europäischer Sommerzeit
Netzspannung 230 V, 50 Hz.
Nationalhymne 3. Strophe des
Liedes der Deutschen
Nationalfeiertage 3. Oktober (Tag der Deutschen Einheit)
Kfz-Kennzeichen D
Internet-TLD .de
Vorwahl +49
(1) Einige wichtige Regierungsbehörden und Ministerien (z. B. der offizielle Hauptsitz des Verteidigungsministeriums) befinden sich in der Bundesstadt Bonn und an anderen Plätzen.
Lage Deutschlands in Europa
Lage Deutschlands in Europa

Bundeshauptstadt und Regierungssitz ist Berlin; einige Bundesministerien befinden sich in der Bundesstadt Bonn. Das politische System ist föderal und als parlamentarische Demokratie organisiert: Nach der Definition im Grundgesetz versteht sich Deutschland als demokratischer und sozialer Bundesstaat. Dieser Bundesstaat besteht aus 16 teilsouveränen Bundesländern. Die Bundesrepublik Deutschland ist unter anderem Mitglied der Vereinten Nationen, der Europäischen Union, der NATO und der G8.

Geografie

 
Topografische Karte Deutschlands
 
Wichtige Städte

Geographische Lage und Großräume

Deutschland liegt in Mitteleuropa zwischen 47°16′15″ und 55°05′33″ nördlicher Breite und 5°52′01″ und 15°02′37″ östlicher Länge. Die Nord-Süd-Ausdehnung reicht von List auf Sylt im Norden bis Oberstdorf/Allgäu im Süden und beträgt 880 km; die West-Ost-Ausdehnung zwischen der Gemeinde Selfkant (NRW) und Deschka (Sachsen) ist nur unwesentlich geringer und beträgt 750 km, wodurch das deutsche Staatsgebiet ein recht kompaktes, leicht rechteckiges Gebilde formt. Der geographische Mittelpunkt Deutschlands wird je nach Methode unterschiedlich ermittelt und liegt im westlichen Thüringen. Laut Statistischem Jahrbuch Deutschland (Stand: 2000) ist er in der Gemeinde Niederdorla auf Koordinaten fehlen! Hilf mit.unbenannte Parameter 1:51_09_54_N_10_27_19_E_type:landmark_region:DE-TH, 2:51°09′54″ nördlicher Breite und 10°27′19″ östlicher Länge zu finden.


Die landschaftlichen Großräume unterscheiden sich vor allem in der Abfolge von Nord nach Süd, da das Gelände nach Süden hin tendenziell höher und steiler wird. Der nördliche Teil Deutschlands, die Norddeutsche Tiefebene, ist ein hauptsächlich von den Eiszeiten geformtes Tiefland, an das sich nach Süden die bewaldeten Mittelgebirge im Zentrum und in südlicheren Teilen des Landes anschließen. Insbesondere in Bayern, aber auch in Baden-Württemberg, gehen diese Landschaften in das relativ hoch liegende Nördliche Alpenvorland und dies wiederum in das Hochgebirge der Alpen über.

Gewässer

Deutschland grenzt mit den Bundesländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein an die Nordsee. Diese ist ein Randmeer des Atlantik und das am dichtesten befahrene Seegebiet der Erde. Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein liegen an der Ostsee, einem Binnenmeer, das über den Skagerrak mit der Nordsee verbunden ist. Der Tidenhub an der Ostsee ist wesentlich geringer als an der Nordsee.

Die deutschen Flüsse gehören zu sechs großen Flusssystemen, deren Einzugsbereiche fast die gesamte Fläche einnehmen. Diese sind der Rhein, die Donau, die Elbe, die Weser, die Oder und die Ems. Der längste dieser Flüsse ist die Donau; sie ist mit 2.845 Kilometern ab dem Zusammenfluß von Brigach, Breg und der Donauquelle in Donaueschingen beziehungsweise 2.888 Kilometern ab der Breg-Quelle am Rande des Schwarzwaldes nach der Wolga der zweitlängste Strom in Europa. Allerdings verläuft nur ein kleiner Teil der Donau-Gesamtstrecke durch Deutschland. Die Donau mündet ins Schwarze Meer.

Alle anderen deutschen Flüsse entwässern in die Nord- oder Ostsee. Die Hauptwasserscheide verläuft östlich des Oberrheingrabens über den Hauptkamm des Schwarzwaldes, danach folgt sie der Schwäbischen und Fränkischen Alb. Der Rhein ist von diesen Strömen derjenige, der die längste Strecke innerhalb Deutschlands zurücklegt: Von seinem 1320 km langen Flusslauf führen 852 km durch Deutschland. Er hat zudem für die Deutschen eine identitätsstiftende Rolle inne, die sich aus der Geschichte und zahlreichen Mythen und Sagen speist. Auch seine wirtschaftliche Funktion ist bedeutend: er ist eine der am stärksten befahrenen Wasserstraßen Europas.

Die Elbe entspringt im Riesengebirge in Tschechien und mündet nach ungefähr 1165 km – davon 770 km in Deutschland – bei Cuxhaven in die Nordsee. Sie gehörte zeitweilig zu den am meisten mit Schadstoffen belasteten Flüssen Europas, doch mittlerweile hat sich die Wasserqualität deutlich verbessert. Die Weser speist sich aus den Flüssen Werra und Fulda und entwässert den mittleren Teil Deutschlands. Die Einzugsgebiete von Oder und Ems liegen im äußersten Osten bzw. Westen. Ein Überblick über weitere Flüsse findet sich in der Liste der Flüsse in Deutschland.

Die Seen in Deutschland sind größtenteils im Gefolge der Eiszeit entstanden, nach deren Ende sich ehemalige Gletschertäler mit Wasser füllten. Daher finden sich die meisten der großen Seen in ehemals von Inlandeis bedeckten Gebieten oder deren Vorland, insbesondere in Mecklenburg und dem Alpenvorland. Der größte mit deutschem Anteil ist der Bodensee, an den auch Österreich und die Schweiz grenzen. Der größte See, der ausschließlich auf deutschem Staatsgebiet liegt, ist die Müritz, die Teil der mecklenburgischen Seenplatte ist. Eine Orientierung über die Seen in Deutschland bietet die entsprechende Liste.

Gebirge und Senken

 
Das Zugspitzmassiv von Nordosten aus

Die Alpen sind das einzige Hochgebirge, an dem Deutschland Anteil hat. Hier befindet sich mit der Zugspitze (2962 m) der höchste Berg Deutschlands. Die Mittelgebirge nehmen tendenziell von Nord nach Süd an Höhe und Ausdehnung zu. Höchster Mittelgebirgsgipfel ist der Feldberg im Schwarzwald mit 1493 m, gefolgt vom Großen Arber im Bayerischen Wald mit 1453 m. Gipfel über 1000 m erreichen außerdem das Erzgebirge, das Fichtelgebirge und als Sonderfall der Harz, der sich recht isoliert als nördlichstes Mittelgebirge in Deutschland mit dem Brocken auf 1141 m erhebt. Nördlich der Mittelgebirgsschwelle erheben sich nur noch vereinzelte Formationen über 100 m, von denen der Hagelberg im Fläming mit 200 m die höchste ist.

Details finden sich in der Liste der höchsten Berge Deutschlands und der Liste der Gebirge Deutschlands.

Die niedrigste Landesstelle, die betretbar ist, liegt bei Neuendorf-Sachsenbande in der Wilstermarsch. Sie liegt 3,54 m unter Normalnull. Die tiefste Senke befindet sich unter Wasser auf dem Grund des Hemmelsdorfer Sees und verzeichnet 39,10 m unter Normalnull. Die tiefste künstliche Senke besteht derzeit im Tagebau Hambach in Nordrhein-Westfalen und liegt 293 m unter Normalnull.

Inseln

 
Kreidefelsen auf der Insel Rügen, 2003

Gemessen an der Küstenlinie verfügt Deutschland über eine beachtliche Zahl an Inseln. Diese sind in der Nordsee meist in Form von Inselketten dem Festland vorgelagert und stellen Festlandsreste dar, die durch Landsenkung und nachfolgende Überflutung von der Küste getrennt wurden. Unterteilt werden sie in die nordfriesischen und die ostfriesischen Inseln, die Bestandteil des deutschen Wattenmeeres sind. Die nordfriesischen Inseln gehören zu Schleswig-Holstein und bestehen aus größeren Inseln wie Sylt, Amrum und Föhr sowie den wesentlich kleineren Halligen. Die zu Niedersachsen gehörenden ostfriesischen Inseln sind von Aufbau und Größe sehr ähnlich. Größte dieser Inseln ist Borkum. Einen Sonderfall stellt das weiter außen gelegene Helgoland dar, das Deutschlands einzige Hochseeinsel ist.

Die Inseln in der Ostsee liegen an der deutschen Boddenküste, sind tendenziell größer und weisen ein bewegteres Relief auf. Die größte dieser Inseln und gleichzeitig größte deutsche Insel ist Rügen, gefolgt von Usedom, deren Ostzipfel bereits zu Polen gehört. Wie die Nordseeinseln auch, sind die Ostseeinseln beliebtes Reiseziel und von bekannten Seebädern gesäumt.

Daneben verfügt Deutschland auch über Inseln in Binnengewässern, von denen die bekanntesten Mainau und Reichenau im Bodensee und Herrenchiemsee im Chiemsee sein dürften. Für die vollständige Aufführung aller Inseln siehe: Liste deutscher Inseln

Klima

Deutschland gehört zur gemäßigten Klimazone Mitteleuropas im Bereich der Westwindzone und befindet sich im Übergangsbereich zwischen dem maritimen Klima in Westeuropa und dem kontinentalen Klima in Osteuropa. Das Klima wird unter anderem vom Golfstrom beeinflusst, der die klimatischen Werte für die Breitenlage ungewöhnlich mild gestaltet.

Extreme Wetterbedingungen wie langanhaltende Dürren, Tornados, strenger Frost oder extreme Hitze sind vergleichsweise selten. Gelegentlich treten jedoch Stürme auf, deren Zunahme insbesondere in den Winterhalbjahren zunehmend Sorge bereitet und in den Jahren 2000 und 2002 zu schweren Schäden geführt hat. Regelmäßig ereignen sich auch Hochwasser, die nach intensiven Regenperioden im Sommer (Oderhochwasser 1997, Elbehochwasser 2002) oder nach der Schneeschmelze im Winter zu Überschwemmungen und erheblichen Zerstörungen führen können. Dürren betreffen hauptsächlich den Nordosten Deutschlands, können zuweilen aber auch das ganze Land in Mitleidenschaft ziehen, wie zuletzt während der Hitzewelle 2003.

Die Klimadaten betragen (gemittelte Werte der Jahre 1961–1990):

Wert Jahr Mar–Mai Jun–Aug Sep–Nov Dez–Feb Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
T-mittel 8,4 7,8 16,5 9,1 0,9 -0,5 0,5 3,7 7,6 12,2 15,5 17,1 16,9 13,8 9,4 4,2 0,9
T-min 4,6 3,4 11,6 5,5 -2,4 -3,0 -2,5 0,0 3,0 7,3 10,6 12,3 12,0 9,3 5,7 1,6 -1,5
T-max 12,4 12,3 21,4 12,8 2,9 2,0 3,4 7,5 12,1 17,2 20,4 22,0 21,9 18,4 13,1 6,9 3,2
T-Abstand 7,8 8,8 9,8 7,3 5,2 5,0 5,9 7,4 9,1 9,9 9,8 9,7 9,8 9,0 7,5 5,3 4,7
Frosttage 103,9 27,5 0,7 16,9 58,7 21,0 19,3 16,4 9,0 2,2 0,3 0,2 0,2 0,8 4,5 11,6 18,4
Niederschlag (mm) 700 163 221 166 150 51 40 48 51 65 77 72 71 57 50 58 59
Regentage 178,2 44,0 44,3 43,0 46,8 16,6 13,4 14,9 14,3 14,9 15,1 14,8 14,4 13,6 13,5 15,9 16,8
Luftdruck (hPa-1000) 9,3 8,1 13,7 9,9 5,7 5,5 5,5 6,4 7,6 10,2 12,9 14,2 14,2 12,4 9,9 7,3 6,0
Bewölkung (%) 72,0 69,3 63,0 73,8 81,9 83,5 78,0 74,8 69,3 63,8 64,8 63,5 60,6 66,9 72,9 81,5 84,3

Quelle: Tyndall Centre for Clamate Change Report

Seismologie

Erdbeben mit schweren Folgen gab es bisher nicht, da der Staat vollständig auf der Eurasischen Platte liegt. Es befinden sich daher keine Grenzen zweier großer Platten innerhalb des Landes, wodurch es nur zu relativ wenigen und schwachen Erdbeben kommt.

Der Rheingraben in Nordrhein-Westfalen zählt jedoch zu einer mäßig gefährdeten Erdbebenzone, die sich bis in die Nachbarländer Belgien und Niederlande erstreckt (siehe auch Erdbebengebiet Kölner Bucht). Schon aus vergangenen Jahrhunderten wird von Erdbeben in dieser Region berichtet. Seit 1955 wurden in der Erdbebenstation Bensberg an der Universität Köln mehr als 2000 Erdbeben gemessen. Das stärkste gemessene Erdbeben in der Region ereignete sich am 13. April 1992 nahe der deutschen Grenze bei Roermond. Es erreichte eine Stärke von 5,9 auf der Richterskala. Ausläufer des Bebens waren bis London und München zu spüren. 30 Menschen wurden, meistens durch herabstürzende Gegenstände, verletzt. Es entstand, in allen betroffenen Ländern zusammengefasst, ein Sachschaden von umgerechnet ca. 150 Millionen Euro.


Politik

Hauptartikel: Politisches System Deutschlands

Staatsorganisation

Vertikale Verwaltungsstruktur Deutschlands
Vertikale Verwaltungsstruktur Deutschlands

Hauptstadt und Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland ist Berlin. Nach Artikel 20 GG ist die Bundesrepublik Deutschland eine demokratische, soziale und rechtsstaatliche Bundesrepublik. Es gibt 16 teilsouveräne Bundesländer, von denen einige wiederum in Regierungsbezirke untergliedert sind. Die staatliche Ordnung regelt das Grundgesetz. Staatsoberhaupt ist der Bundespräsident mit repräsentativen Aufgaben. Protokollarisch gesehen folgen ihm der Präsident des Deutschen Bundestages, der Bundeskanzler und der jeweils amtierende Bundesratspräsident, der gemäß dem Grundgesetz den Bundespräsidenten vertritt. Der Regierungschef Deutschlands ist der Bundeskanzler. Er besitzt die Richtlinienkompetenz für die Politik der Bundesregierung (Kanzlerdemokratie).

Als Bundesstaat ist Deutschland föderal organisiert, d. h. es gibt zwei Ebenen im Politischen System: die Bundesebene, die den Gesamtstaat Deutschland nach außen vertritt, und die Länderebene, die in jedem Bundesland einzeln existiert. Jede Ebene besitzt eigene Staatsorgane der Exekutive (ausführende Gewalt), Legislative (gesetzgebende Gewalt) und Judikative (rechtsprechende Gewalt). Siehe auch: Gewaltenteilung

Bundestag und Bundesrat entscheiden gemeinsam über die Gesetze des Bundes und haben die Befugnis mit Zweidrittelmehrheit in beiden Organen die Verfassung zu ändern. In den Bundesländern entscheiden die Länderparlamente (Landtag bzw. Bürgerschaft) über die Gesetze ihres Landes. Obwohl die Abgeordneten der Parlamente nach der Verfassung nicht weisungsgebunden sind, dominieren Vorentscheidungen in den Parteien die Gesetzgebung.

 
Bundespräsident
Prof. Dr. Horst Köhler
 
Bundeskanzler
Gerhard Schröder

Die Exekutive bildet auf Bundesebene die Bundesregierung, die durch den Bundeskanzler geleitet wird. Auf der Ebene der Bundesländer leitet der Ministerpräsident (bzw. der Bürgermeister der Stadtstaaten) die Exekutive. Die Verwaltungen des Bundes und der Länder werden jeweils durch die Fachminister geleitet, sie stehen an der Spitze der Behörden.

Wie in anderen Ländern auch, spielen Verbände im politischen System eine wichtige Rolle. Mit ihrer Lobbyarbeit versuchen sie, die Politik in die Richtung ihrer Interessen zu bewegen. Die Zulässigkeit dieser Tätigkeiten ist nicht unumstritten und unterliegt häufiger Kritik insbesondere der durch die Lobbyarbeit jeweils negativ betroffenen anderen Verbände.

Das Bundesverfassungsgericht wacht über die Einhaltung des Grundgesetzes. Die Obersten Gerichtshöfe des Bundes sind der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, das Bundesarbeitsgericht, das Bundessozialgericht und der Bundesfinanzhof in München. Der Großteil der Rechtsprechung liegt in der Verantwortung der Bundesländer. Die Bundesgerichte sind fast immer nur Revisionsinstanz und prüfen die Entscheidungen der Landesgerichte auf formelle und materielle Rechtmäßigkeit. Siehe auch: Grundgesetz


Bundesländer

 
Karte Deutschlands mit eingezeichneten Grenzen der Länder
# Bundesland Landeshauptstadt Landesfläche Einwohnerzahl**
1 Baden-Württemberg Stuttgart 35.751,65 km² 10.717.000
2 Bayern München 70.549,19 km² 12.444.000
3 Berlin Berlin * 891,75 km² 3.388.000
4 Brandenburg Potsdam 29.477,16 km² 2.568.000
5 Bremen Bremen * 404,23 km² 663.000
6 Hamburg Hamburg * 755,16 km² 1.735.000
7 Hessen Wiesbaden 21.114,72 km² 6.098.000
8 Mecklenburg-Vorpommern Schwerin 23.174,17 km² 1.720.000
9 Niedersachsen Hannover 47.618,24 km² 8.001.000
10 Nordrhein-Westfalen Düsseldorf 34.083,52 km² 18.075.000
11 Rheinland-Pfalz Mainz 19.847,39 km² 4.061.000
12 Saarland Saarbrücken 2.568,65 km² 1.056.000
13 Sachsen Dresden 18.413,91 km² 4.296.000
14 Sachsen-Anhalt Magdeburg 20.445,26 km² 2.494.000
15 Schleswig-Holstein Kiel 15.763,18 km² 2.829.000
16 Thüringen Erfurt 16.172,14 km² 2.355.000

* Auch Bremen gilt als Stadtstaat. Im Gegensatz zu Hamburg und Berlin, die jeweils nur aus einer Stadt bestehen, gehört zum Bundesland/Stadtstaat Bremen noch die Stadt Bremerhaven.
** Stichtag: 31.12.2004

Parteienlandschaft

Die Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU) wurde 1945 als überkonfessionelle Nachfolgepartei bürgerlicher und religiös geprägter Parteien gegründet. In ihr vereinigten sich vor allem Kräfte aus Zentrumspartei, DVU und DVP. Sie steht für ein christlich-humanistisches Weltbild und ist konservativ geprägt. Mit der Ausnahme Bayerns ist die CDU im gesamten Bundesgebiet vertreten. Die Christlich Soziale Union (CSU) hat eine ähnliche Ausrichtung, wirkt aber nur in Bayern aktiv. Gemeinsam bilden beide Parteien im Deutschen Bundestag eine Fraktionsgemeinschaft, zusammen werden sie „die Union“ oder auch „Unionsparteien“ genannt.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) existiert einschließlich ihrer Vorläuferorganisationen seit 1863 und ist damit die älteste deutsche Partei. 1945 wiedergegründet, hat sie die Tradition der Sozialdemokratie maßgeblich geprägt. Sie versteht sich seit 1959 auch offiziell nicht mehr als Arbeiterpartei, sondern als eine Volkspartei, die für breite Schichten wählbar sein will. Ihr Bekenntnis lautet „Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität“.

Die Freie Demokratische Partei (FDP) wurde 1948 gegründet und gründet ihr Selbstverständnis in der Tradition des deutschen Liberalismus, der insbesondere in Wirtschaftsfragen für Freizügigkeit steht.

Die Grünen entstanden als bundesweite Partei 1979/80 aus den neuen sozialen Bewegungen, beispielsweise der modernen Frauenbewegung, der Friedens- und der Ökologiebewegung der 1970er Jahre. 1983 zogen sie erstmals in den Bundestag ein. 1990 schlossen sie sich mit der ostdeutschen Bürgerbewegung Bündnis 90 zu Bündnis 90/Die Grünen zusammen.

Die Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) war die Rechtsnachfolgerin der in der DDR allein herrschenden SED und in ihrer Popularität auf Ostdeutschland beschränkt. 2005 hat sich aus Protest gegen die Reformpolitik der rot-grünen Bundesregierung die Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit (WASG) gegründet und die PDS hat für die Bundestagswahl 2005 ihre Listen für WASG-Mitglieder geöffnet. Aus diesem Grund hat sich die PDS inzwischen in Die Linkspartei. umbenannt. Nach der Bundestagswahl streben beide Parteien eine Vereinigung an.

Rechtsextreme Parteien waren, von der Deutschen Reichspartei im Ersten Bundestag (1949–1953) abgesehen, nie im deutschen Bundestag vertreten, konnten aber auf Landesebene zeitweise in Parlamente einziehen. Eine relative Blütezeit erlebten sie Ende der 1960er und seit der Wiedervereinigung. Parteien dieser Richtung sind Die Republikaner, die Deutsche Volksunion (DVU) und die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD).

Es gibt zahlreiche regionale Parteien und „Splitterparteien“, deren politischer Einfluss auf Bundesebene aber durch die Sperrklausel der 5%-Hürde in der Regel auf außerparlamentarische Aktivitäten beschränkt ist. Die Ausnahmeregelung, über Direktmandate in den Bundestag einzuziehen, ist für diese ebenso fast unmöglich.

In der Geschichte der Bundesrepublik gab es bisher nur zwei Parteiverbote, gegen die rechtsradikale SRP 1952 und gegen die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) 1956. Ein Verbotsantrag gegen die NPD scheiterte 2004 wegen Versagens des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Siehe auch: Politische Parteien in Deutschland, Geschichte der Parteien in Deutschland, Politisches Spektrum

Außenpolitik

 
Vizekanzler und Außenminister
Joschka Fischer

Die wichtigsten Leitlinien bundesdeutscher Außenpolitik sind die Westbindung und die europäische Integration. Deutschland hat am Aufbau europäischer Organisationen einen entscheidenden Anteil; Ziel war dabei auch, den Nachbarn Angst vor Deutschland zu nehmen und die Beschränkungen durch die Besatzungsmächte überflüssig zu machen. Die Bundesrepublik ist seit 1950 Mitglied des Europarates und unterschrieb 1957 die Römischen Verträge, den eigentlichen Grundstein für die Europäische Union. Zentraler Aspekt für die Sicherheitspolitik und Ausdruck der Westbindung ist die Mitgliedschaft in der NATO, der die Bundesrepublik 1955 beitrat.

Während des Kalten Kriegs war der Spielraum deutscher Außenpolitik begrenzt. Als eines der wichtigsten Ziele galt die Wiedervereinigung. Militäreinsätze im Ausland kamen nicht in Frage. Laut Grundgesetz darf sich die Bundeswehr an Angriffskriegen nicht beteiligen, ihre Aufgabe besteht lediglich in der Landes- und Bündnisverteidigung. Durch die von Deutschland initiierte Ostpolitik unter der Devise Wandel durch Annäherung, die zunächst von wichtigen Verbündeten sehr skeptisch betrachtet wurde, konnten dennoch eigenständige politische Akzente gesetzt werden. Später wurde diese Politik als erfolgreich angesehen.

Seit der Wiedervereinigung hat Deutschland seine außenpolitischen Grundsätze erweitert und einen Weg zu größerer internationaler Verantwortung eingeschlagen. So nimmt die Bundeswehr seit 1991 mit Zustimmung des Bundestages und zusammen mit verbündeten Armeen an verschiedenen friedenserhaltenden und -erzwingenden Einsätzen auch außerhalb Deutschlands und des Territoriums der Nato-Verbündeten teil (Out-Of-Area-Einsätze).

Traditionell spielt Deutschland zusammen mit Frankreich eine führende Rolle in der Europäischen Union. Deutschland treibt die Bemühungen voran, über die Wirtschafts- und Währungsunion hinaus ein einheitliches und wirkungsvolles System der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik zu schaffen. Weitere außenpolitische Ziele sind die Verwirklichung des Kyoto-Protokolls zum Klimaschutz sowie die weltweite Anerkennung des Internationalen Strafgerichtshofs. Bedeutendes Interesse hat Deutschland auch an einer friedlichen Lösung des Nahostkonflikts. Aufgrund der schwierigen Materie und den Begrenzungen deutscher Politik besteht der Beitrag vor allem in der Bereitstellung informeller Kontaktmöglichkeiten zwischen den beteiligten Parteien. Die Bundesregierung lehnte den Irak-Krieg 2003 ab, da sie die Existenz von Massenvernichtungswaffen bezweifelte und eine diplomatische Lösung bevorzugte. Dafür wurde sie von wichtigen Verbündeten stark kritisiert. Zusammen mit den Verbündeten Großbritannien und Frankreich bemüht sich die Bundesrepublik, den Iran im Dialog dazu zu bewegen, auf die Weiterführung seines Atomprogramms zu verzichten. Die Bundesregierung strebt einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen an. Die Durchsetzung dieses Zieles wird jedoch aufgrund des Widerstands anderer, teils verbündeter Staaten erschwert und hat nur geringe Aussicht auf Erfolg.

Militär

Datei:Leopard2A6.jpg
Leopard 2A6 (Bundeswehr)
 
Tornado

Hauptartikel: Bundeswehr

Nach ihrer Gründung 1949 hatte die Bundesrepublik Deutschland zunächst keine eigenen Streitkräfte. Unter dem Eindruck des Koreakrieges und der als aggressiv empfundenen sowjetischen Politik in Osteuropa trat die Bundesrepublik 1955 der NATO bei und stellte Streitkräfte auf. Nach der Wiedervereinigung wurden Teile der Nationalen Volksarmee der DDR in diese Streitkräfte eingegliedert.

Die als Bundeswehr bezeichnete militärische Gesamtorganisation besteht aus den Streitkräften und ihrer Verwaltung. Die Streitkräfte gliedern sich in die Teilstreitkräfte Heer, Luftwaffe und Marine und die unterstützenden Organisationsbereiche Streitkräftebasis und Zentraler Sanitätsdienst.

In der Bundeswehr dienten im April 2005 257.000 Soldaten und 125.000 zivile Mitarbeiter. Seit 2001 haben auch Frauen uneingeschränkten Zugang zum Dienst in den Streitkräften. Ihr Anteil beträgt 6,2 Prozent der Soldaten (Stand 2005). Die Bundesrepublik Deutschland gab im Jahr 2004 24,4 Milliarden Euro für die Bundeswehr aus, womit sie im internationalen Vergleich nach absoluten Ausgaben den sechsten Platz und im Vergleich zum jeweiligen BIP einen Platz im letzten Drittel der NATO belegt. Das wird von einigen als zu wenig angesehen, vor allem, da die Bundeswehr sich nach dem Kalten Krieg auf erheblich veränderte Aufgaben einstellen muss.

Auf dem US-Stützpunkt Ramstein und dem Luftwaffenstützpunkt Büchel (beide in Rheinland-Pfalz) sind heute noch 65 US-amerikanische Wasserstoffbomben stationiert, an deren Einsatzplanung Deutschland im Rahmen der nuklearen Teilhabe beteiligt ist.


Geschichte

Der Hauptartikel Geschichte Deutschlands vermittelt einen detaillierten Überblick. Zum mittelalterlichen Deutschland siehe Deutschland im Mittelalter. Für die Entwicklung der neuen deutschen Staaten nach dem 2. Weltkrieg siehe die Artikel Geschichte der Bundesrepublik Deutschland und Geschichte der DDR.

Frühgeschichte und Antike

 
Karte der germanischen Stämme um 100 n. Chr. (ohne Skandinavien)

Die ältesten Siedlungsbelege auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland sind etwa 700.000 Jahre alt, seit rund 500.000 Jahren geht man von einer dauerhaften Besiedlung aus. In Deutschland existieren bedeutende Fundstätten von Urzeitmenschen: Nach dem Neanderthal in Mettmann ist der frühe menschliche Vertreter der Gattung Homo sapiens neanderthalensis, dem Neanderthaler, benannt. Diese wurden vor etwa 40.000 Jahren von dem zugewanderten Homo sapiens sapiens, dem modernen Menschen, verdrängt. In der Jungsteinzeit entwickelten sich Ackerbau, Viehzucht und feste Siedlungsplätze. Aus dieser Zeit sind einige bedeutende kulturelle Relikte erhalten, etwa die Venus von Willendorf und die Himmelsscheibe von Nebra, die darauf deutet, dass schon in frühgeschichtlicher Zeit in dieser Region Astronomie betrieben wurde.

Erste schriftliche Erwähnung finden keltische und germanische Stämme bei den Griechen und Römern in der vorchristlichen Zeit. Um 500 vor Christus war das heutige Süddeutschland keltisch und das heutige Norddeutschland germanisch besiedelt. Die Germanen wanderten im Laufe der Jahrhunderte südwärts, so dass um Christi Geburt die Donau die ungefähre Siedlungsgrenze zwischen Kelten und Germanen war. Sprachforscher vermuten, dass viele Merkmale süddeutscher Dialekte auf keltischen Einfluss zurückgehen. Von 58 v. Chr. bis etwa 455 n. Chr. gehörten die Gebiete links des Rheins sowie südlich der Donau zum Römischen Reich, von etwa 80 bis 260 n. Chr. auch der größte Teil des heutigen Baden-Württemberg südlich des Limes. Die Gebiete im heutigen Deutschland verteilten sich auf die Provinzen Germania Superior, Germania Inferior und Raetia; zumeist gründeten die Römer in diesem Gebiet Legionslager, die sich später zu Städten entwickelten. Wichtigste Städte zu römischer Zeit waren Köln und Trier. Zur Sicherung der Grenzen siedelten die Römer befreundete germanische Stämme in den Provinzen an. Außerdem wanderten Siedler aus den übervölkerten Teilen des Römischen Reiches, insbesondere aus Italien, ein und wurden westlich des Rheins und südlich der Donau sesshaft. Weitreichende Einflüsse, die auch das deutsche Vokabular beeinflussten, führten die Römer insbesondere in Hausbau, Handwerk, Wein- und Ackerbau sowie Verwaltung und Militär ein. Eine erste Geschichte Gesamtgermaniens verfasste der römische Schreiber Tacitus im Jahr 98.

Völkerwanderung und Frühmittelalter

Datei:Vertrag-von-verdun 1-660x500.png
Die Gebietsaufteilung im Vertrag von Verdun (843)

Nach dem Einfall der Hunnen 375 und zeitgleich mit dem Niedergang Westroms ab 395 setzte die Völkerwanderung ein, in deren Verlauf die germanischen Stämme immer weiter nach Südwesten zogen. In die nurmehr fast menschenleeren Gebiete des heutigen Ostdeutschland wanderten im 7. Jahrhundert bis zur Elbe-Saale-Linie slawische Stämme ein. Weite Teile der Bevölkerung der heutigen ostdeutschen Bundesländer waren daher bis ins hohe Mittelalter slawisch geprägt (Germania Slavica). Erst im Zuge der hochmittelalterlichen Ostsiedlung wurden sie assimiliert und akkulturiert. Der Hauptteil West- und Mitteleuropas wurde vom Frankenreich eingenommen, das heutige Norddeutschland wurde von den Sachsen beherrscht.

Nach der blutigen Unterwerfung und Zwangsmissionierung der Sachsen erstreckte sich das Frankenreich bis zur Nordsee, der Elbe und dem heutigen Österreich. Auf dem Höhepunkt der fränkischen Macht stellte Karl der Große einen Anspruch auf die Führungsmacht in Europa. 800 ließ er sich in Rom zum Kaiser krönen. Doch die Einheit seines Reiches währte nicht lange: Streitigkeiten unter seinen Nachfolgern bewirkten im Vertrag von Verdun (843) die Dreiteilung des Reiches in das ostfränkische Reich unter König Ludwig dem Deutschen), das westfränkische Reich unter König Karl dem Kahlen und dem zwischen ihnen liegenden Königreich Lothars I., das den Namen Lotharingien erhielt. Das ostfränkische Reich bildete den groben geografischen Rahmen für das später entstehende Deutsche Reich.

Heiliges Römisches Reich (962–1806)

Als traditioneller Beginn der deutschen staatlichen Tradition wird oft der 2. Februar 962 angesehen, an dem Otto I. als erster ostfränkischer König in Rom zum Kaiser gekrönt wurde und damit das Heilige Römische Reich begründete. Im 10. Jahrhundert wurde erstmals für das bisherige ostfränkische Reich auch der Terminus regnum teutonicum („Deutsches Reich“) verwandt.

Die fränkischen Teilreiche waren schon zuvor unterschiedliche Wege gegangen: Während sich das ehemalige Westfränkische Reich romanisierte und mit der Zeit zum französischen Zentralstaat entwickelte, blieb das ostfränkische Reich durch Territorialfürsten geprägt, die den Kaiser wählten und dadurch ihre Partikularinteressen geltend machen konnten. Obwohl die Kaiser des römisch-deutschen Reiches wiederholt versuchten ihre Position zu stärken, teilte sich das Reich immer weiter in souveräne Klein- und Kleinststaaten sowie Reichsstädte. Nach Reformation und Dreißigjährigem Krieg, der nach Opferzahl in Bezug auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands fatalste Krieg, hatte der Kaiser nur noch eine überwiegend formale Machtstellung.

Der Name des Heiligen Römischen Reiches änderte sich über die Jahrhunderte mehrfach. So wurde es im 12. Jahrhundert noch als „Heiliges Reich“ bezeichnet, ab Mitte des 13. Jahrhunderts als „Heiliges Römisches Reich“ und ab dem 16. Jahrhundert als Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation.

Der Weg zum deutschen Nationalstaat (1806–1871)

 
Jubelnde Revolutionäre nach Straßenkämpfen am 19. März 1848 in Berlin

Dieser Zustand währte bis 1806, als Napoleon in seinen Eroberungskriegen Mitteleuropa überrannte und das schwache Reichsgebilde zum Einsturz brachte. Der deutsche Kaiser Franz II., der erst 1804 auch Kaiser des österreichischen Vielvölkerstaates geworden war, musste die Reichskrone auf Druck des französischen Kaisers ablegen. Unter Napoleon Bonaparte wurde die Anzahl der deutschen Staaten durch Zusammenlegung erheblich verringert und auch viele Reichsstädte verloren ihre Unabhängigkeit (deren Zahl hatte zeitweise über 80 betragen). Nach der Niederlage Napoleons restaurierte der Wiener Kongress weitgehend die alten Herrschaftsverhältnisse. Deutschland, nun ohne einigendes Band, war teilweise im Deutschen Bund, einer losen Vereinigung von 38 deutschen Staaten unter Führung Österreichs organisiert. Kurz darauf wurde der Deutsche Zollverein geschaffen, in dem das wiedererstarkte Preußen dominierende Macht war.

Schon bald nach der gescheiterten nationalen und liberalen Märzrevolution von 1848/1849 kam es zur Kollision der Preußen mit der Großmacht Österreich um die Vormachtstellung im Deutschen Bund wie auch in Europa, die zum Deutschen Krieg von 1866 führte. Nachdem Preußen diesen Krieg für sich entschieden hatte, kam es zur Auflösung des Deutschen Bundes, zur Annexion seiner norddeutschen Kriegsgegner durch Preußen und dadurch zu einer weiteren Schrumpfung der Zahl deutscher Staaten.

Deutsches Kaiserreich (1871–1918)

 
Deutsches Kaiserreich, 1871–1918
 
Konfession im Jahre 1890
 
Reichsgründung, Versailles, 1871

Die anschließende Gründung des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung leitete die so genannte kleindeutsche Lösung ein, die auf eine staatliche Einigung unter Ausschluss Österreichs zielte. Das Deutsche Reich wurde nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und der Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser im Spiegelsaal von Versailles ausgerufen.

Mit der Reichsgründung wurden Gebiete eingegliedert, die noch nie oder nicht mehr zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehört hatten, sondern Teile Preußens außerhalb des Reiches waren. Dazu gehörten West-, Ostpreußen und Danzig, das überwiegend polnischsprachige Gebiet Posen und Schleswig. Lothringen und das Elsass wurden von Frankreich annektiert und als Reichsland unter unmittelbare Verwaltung gestellt.

Als ideeller Begründer des Deutschen Reiches wurde Otto von Bismarck erster Reichskanzler. Seine antidemokratisch-konservative Grundhaltung verhinderte allerdings die Reichseinigung unter demokratischen Bedingungen und schuf die Voraussetzung dafür, dass in Deutschland Nationalismus und Demokratie einander fremd wurden. Er führte einen wenig erfolgreichen Kampf gegen die Sozialdemokratie und die katholische Kirche (siehe Kulturkampf). Seine aggressiv-kriegerische Außenpolitik änderte sich ab der Reichsgründung dagegen zu einer Bündnispolitik, die auf die Isolierung Frankreichs abzielte und ein vertraglich geregeltes, aber fragiles Paktsystem in Europa schuf. Gleichwohl blieb die Außenpolitik imperialistisch ausgerichtet: Auf der Berliner Kongo-Konferenz trat Deutschland 1884 mit der Forderung nach einem „Platz an der Sonne“ in den Kreis der Kolonialmächte ein, nachdem schon in den frühen 1880er Jahren deutsche Vereine Territorien in Afrika und Asien erworben hatten. Im Dreikaiserjahr kam Wilhelm II. an die Macht, der wenig später Bismarck zur Kündigung zwang und die Außenpolitik in Richtung Konfrontation änderte. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand löste im Jahre 1914 den ersten Weltkriegs aus.

Weimarer Republik (1919–1933)

 
Deutsches Reich 1925
 
Friedrich Ebert 1921
 
Paul von Hindenburg

Mit der deutschen Kapitulation 1918 und der Novemberrevolution endete nicht nur der erste Weltkrieg, sondern auch die Monarchie im Deutschen Reich (wie auch in Österreich-Ungarn). Der Kaiser dankte ab und das Deutsche Reich wurde zu einer parlamentarisch-demokratischen Republik. Im Versailler Vertrag wurde es von den Siegermächten zu großen Gebietsabtretungen gezwungen. Ferner wurden jährliche Reparationszahlungen festgelegt, die über einen Zeitraum von 80 Jahren gelten sollten. Der Vertrag, der nur widerwillig von der deutschen Delegation unterschrieben wurde, bedeutete für Deutschland eine Demütigung, die den Revanchegedanken Frankreichs – ausgelöst durch dessen Erniedrigung knapp 50 Jahre zuvor – umsetzte.

Bereits unmittelbar nach der Abdankung des Kaisers wurde am 9. November 1918 die Republik ausgerufen. Die Regierung bildete zunächst der Rat der Volksbeauftragten, unter dessen Verantwortung in Weimar eine Verfassung ausgearbeitet wurde, weswegen die Republik später Weimarer Republik genannt wurde. Noch im selben Jahr wurde die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet, und im Januar 1919 die Deutsche Arbeiter Partei, die sich später in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannte. Am 11. August 1919 trat die neue Reichsverfassung in Kraft.

Die Hypothek der Reparationszahlungen belastete von Beginn an das politische Klima der jungen Republik. Die von rechtsextremen Kräften verbreiteten Verschwörungstheorien (siehe Dolchstoßlegende) führten zu zahlreichen politischen Morden und Putschversuchen, von denen die wichtigsten der Kapp-Putsch 1920 und der Hitler-Putsch 1923 waren. Wichtige Vertreter der demokratischen Kräfte wie Matthias Erzberger und Walther Rathenau starben im Kugelhagel extremistischer Attentäter. Der erste Reichskanzler Philipp Scheidemann überlebte einen Anschlag nur knapp.

Zugleich verschärfte sich die wirtschaftliche Lage dramatisch. Die hohen Reparationszahlungen, die durch die Notenpresse bedient wurden, und die Konfiszierung von Rohstoffen durch französisches Militär kulminierten 1923 in einer Hyperinflation, die weite Teile des Mittelstands verarmen ließ, und bürgerkriegsähnlichen Zuständen, dem so genannten Ruhrkampf. Die demokratiefeindlichen Tendenzen nahmen derart zu, dass man schon bald von einer „Demokratie ohne Demokraten“ sprach. Erst Mitte der Zwanziger Jahre erholte sich die Konjunktur, worauf sich auch die politische Stimmung verbesserte. In den kurzen „goldenen Zwanzigern“ blühte auch die Kultur auf und das mittlerweile über vier Millionen Einwohner zählende Berlin wurde zur dynamischsten Stadt Europas.

Ein jähes Ende erfuhr die Prosperität mit dem Zusammenbruch der Weltwirtschaft im Gefolge des Schwarzen Freitags, als die New Yorker Börse zusammenbrach und die Weltwirtschaftskrise ausbrach. Zu deren Höhepunkt 1932 waren in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen arbeitslos und lebten größtenteils in Elend. In der Folge fanden extremistische Parteien noch stärkeren Zulauf als zuvor, so dass es für die gemäßigten Parteien zunehmend schwieriger wurde, stabile Regierungen zu bilden. Nach dem Erdrutschsieg der Nationalsozialisten 1930 verfügten die Reichskanzler, die in rascher Folge wechselten, über keine parlamentarische Mehrheit mehr und regierten mit Hilfe von demokratisch nicht mehr legitimierten Präsidialkabinetten. Der Reichspräsident Paul von Hindenburg setzte seine Befugnis um, den Reichskanzler ohne Zustimmung des Parlamentes zu ernennen. Gesetze wurden nur noch per Notverordnung erlassen.

Auf den Straßen fanden immer häufiger gewalttätige Zusammenstöße zwischen den erstarkenden Kommunisten und Nationalsozialisten, was zu einem Gefühl großer Unsicherheit in der Bevölkerung führte. Die gleichzeitige Massenarbeitslosigkeit ließ Rufe nach einem starken Mann lauter werden, der an die guten Jahre des Kaiserreichs wieder anknüpfen sollte. Verschärft wurde die Stimmung durch die demokratiefeindliche Agitation von Alfred Hugenberg, dessen Medienimperium praktisch die gesamte öffentliche Meinung kontrollierte. Um eine weitere Stärkung der radikalen Flügelparteien zu verhindern, tolerierte die SPD im Reichstag weitgehend die auf Kürzung der Sozialausgaben basierende Spar- und Deflationspolitik des Reichskanzlers Brüning, welche aber die wirtschaftliche Krise noch weiter verschärfte. Dessen Nachfolger Franz von Papen setzte 1932 die bis dahin stabile Regierung in Preußen – dem damaligen „Bollwerk der Demokratie“ – im so genannten Preußenschlag, gewissermaßen einem Staatsstreich von oben, ab und unterstellte den Freistaat über die Einsetzung eines Reichskommissars dem direkten Zugriff des autoritär geprägten Kabinetts. Dieses Vorgehen und eine krasse Unterschätzung der Nationalsozialisten bereiteten den Boden für die Machtübernahme durch die NSDAP, deren in der SA organisierten paramilitärischen Trupps nun ungehemmten Straßenterror verbreiteten.

Eine Abfolge dramatischer Ereignisse markierte das Ende der Weimarer Republik. Am 30. Januar 1933 ernannte Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Am 27. Februar kam es zum Reichstagsbrand. Hitler nutzte die Brandstiftung, um eine weitere Notverordnung zu verabschieden, die auf unbestimmte Zeit die Grundrechte außer Kraft setzte. Die nun folgenden Massenverhaftungen politischer Gegner, insbesondere Kommunisten und Sozialdemokraten, prägten das Vorfeld der Reichstagswahl am 5. März 1933. Trotz erheblicher Stimmengewinne verfehlte die NSDAP auch hier die absolute Mehrheit und ging daher ein Bündnis mit der reaktionär geprägten DNVP ein. Die endgültige Machtübernahme erfolgte fünf Tage später, als der neu zusammengetretene Reichstag mit den Stimmen der klerikalen und bürgerlichen Parteien das Ermächtigungsgesetz verabschiedete, welches Hitlers Regierung unumschränkte Macht zubilligte. Einzig die SPD stimmte gegen das Gesetz. Ein totalitärer, diktatorischer Unrechtsstaat war entstanden, der für die abscheulichsten Verbrechen verantwortlich werden sollte, die je von Deutschen begangen wurden.

Nationalsozialistische Herrschaft (1933–1945)

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Adolf Hitler

Hauptartikel: Zeit des Nationalsozialismus

Die NSDAP errichtete im Deutschen Reich sehr schnell einen totalitären Einparteienstaat, indem zunächst missliebige Personen aus allen staatlichen Organisationen entfernt wurden. Bereits 1933 wurde in Dachau das erste Konzentrationslager errichtet, in das vor allem politische Gegner gesperrt wurden. Außer Kommunisten, Sozialdemokraten und Gewerkschaftern betraf dies auch kirchliche Vertreter, die sich der offiziellen Politik widersetzten. Eine Reihe von Direktiven sorgte für die völlige Gleichschaltung der öffentlichen Meinung im Sinne der NSDAP. Missliebige Publikationen wurden, beispielsweise in der öffentlichkeitswirksamen Bücherverbrennung, aus dem Verkehr gezogen und der gesamte Kunstbetrieb auf Parteilinie gebracht – unerwünschte Kunstwerke wurden für „entartet“ erklärt. Innerhalb kürzester Zeit durchdrang die Partei auch das Privatleben, indem die von Joseph Goebbels gesteuerte Propaganda allgegenwärtig wurde und bereits auf Kinder Druck ausgeübt wurde, den Parteiorganisationen beizutreten.

Persönlich sicherte sich Hitler ab, indem er auch innerparteiliche Gegner und ehemalige Weggefährten ermorden ließ. Im fingierten Röhm-Putsch ließ er am 30. Juni 1934 („Nacht der langen Messer“) den SA-Führer Röhm und eine Reihe innenpolitischer Gegner töten, woraufhin auch die ihm lästig gewordene SA entmachtet wurde. Statt dessen setzte er auf die ihm bedingungslos ergebene SS und die Reichswehr, deren Generalität auf ihn persönlich ihren Treueeid ablegte. Zur Bekämpfung jeglicher politischer Opposition und freier Meinungsäußerung wurde die Gestapo eingesetzt, die über eigene Gefängnisse und Folterkeller verfügte.

Von Beginn an verfolgte Hitler zwei Ziele: einen Angriffs- und Vernichtungskrieg zur Schaffung neuen „Lebensraumes im Osten“ und die Verfolgung der Juden, die mit Diskriminierung, Demütigung und Ausgrenzung begann und später im planmäßig angelegten, größten Genozid aller Zeiten, dem Holocaust, endete. Nachdem sich Hitler der Gefolgschaft des Militärs versichert hatte, begann schon ab 1934 die Ausrichtung der Wirtschaft auf einen bevorstehenden Krieg: Die Rüstungsausgaben wurden innerhalb kürzester Zeit auf gewaltige Summen getrieben. Arbeitsprogramme, eine enthemmt expansive Geldpolitik und Schuldenwirtschaft waren die wirtschaftspolitischen Instrumente hierfür. Die dadurch sinkende Arbeitslosigkeit wurde von der Bevölkerung begrüßt und als Einlösung wirtschaftlicher Versprechen aufgenommen.

Das Schicksal der Juden verschlimmerte sich kontinuierlich: 1935 wurden die Nürnberger Rassengesetze verabschiedet, die persönliche Beziehungen zwischen „Ariern“ und Juden als „Rassenschande“ brandmarkten und schwer bestraften. Juden verloren zuerst alle öffentlichen Ämter, wurden willkürlich verfolgt, bestohlen und erpresst und schließlich mit einem völligen Berufsverbot belegt. Die „Arisierung“ enteignete in großem Stil alle jüdischen Unternehmen. Immer häufiger wurden nun auch Juden in Konzentrationslager eingewiesen. Viele fassten den Entschluss zur Emigration, die meisten aber blieben in Deutschland, weil sie sich als Deutsche fühlten und ihre Heimat nicht verlassen wollten.

Die rassistische Weltsicht der Nationalsozialisten und ihre Bemühungen zur Züchtung einer „Herrenrasse“ betraf auch andere Bevölkerungsgruppen: Sinti und Roma, Homosexuelle und behinderte Menschen wurden ebenso Opfer von Repression, Gewalt und Mord.

Währenddessen feierte das Regime einige Propagandaerfolge. 1935 wurde das Saarland eingegliedert. 1936 zog das nationalsozialistische Deutsche Reich mit der Ausrichtung der Olympischen Spiele internationales Interesse und teilweise ungehemmte Bewunderung auf sich. Im gleichen Jahr wurde das entmilitarisierte Rheinland wieder besetzt. Die aggressive Expansion über die deutschen Grenzen hinaus begann mit dem Anschluss von Österreich im Jahr 1938, der unter dem Jubel großer Teile der Bevölkerung betrieben wurde, woraufhin Deutschland als „Großdeutsches Reich“ bezeichnet wurde. Im selben Jahr erreichte Hitler im Münchner Abkommen die Annexion des von Deutschen besiedelten Sudetenlandes. Erst als die Deutschen im März 1939 auch in das restliche Tschechien einmarschierten und es als „Protektorat Böhmen und Mähren“ dem Reichsgebiet zuschlugen, erkannten die anderen Staaten den Fehler, den sie mit ihrer Beschwichtigungspolitik (siehe Appeasement) begangen hatten.

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1.9.1939: Soldaten der deutschen Wehrmacht überschreiten die Grenze zu Polen

Als Deutschland schließlich am 1. September 1939 Polen angriff, war die Geduld der Alliierten erschöpft. Großbritannien und Frankreich erklärten Deutschland den Krieg. Der Zweite Weltkrieg sollte in sechs Jahren 55 Millionen Menschen das Leben kosten. Mit einer Serie taktischer Erfolge, die als Blitzkrieg in die Geschichte eingingen, gelangen Deutschland zunächst bedeutende militärische Erfolge. Polen wurde im Nichtangriffspakt zwischen Hitler und Stalin aufgeteilt, die Wehrmacht warf anschließend ihre Armeen nach Westen, überfiel die neutralen Staaten Belgien und Niederlande und besetzte innerhalb von sechs Wochen Frankreich. Zu diesem Zeitpunkt erreichte Hitlers Popularität im Volk seinen Höhepunkt und das Deutsche Reich erstreckte sich nun vom Elsass bis nach Krakau.

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Judenstern
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KZ Auschwitz-Birkenau

Mit Kriegsbeginn war auch das Schicksal der Juden und der anderen verfolgten Minderheiten besiegelt. Die Ausreise wurde verboten, die Juden wurden in enge Ghettos gepfercht und gezwungen, einen Judenstern zu tragen. Bei unzureichender Verpflegung und ständig ausbrechenden Seuchen mussten sie Zwangsarbeit in der Kriegswirtschaft verrichten. Viele von ihnen starben an Entkräftung, Hunger oder Misshandlungen. 1942 wurde auf der Wannseekonferenz die völlige Vernichtung der Juden beschlossen, woraufhin die SS den Holocaust fabrikmäßig organisierte. Vor allem in Polen errichtete sie riesige Vernichtungslager, in denen die meisten Opfer, in Viehwaggons herangekarrt, sofort vergast wurden. Allein in Auschwitz-Birkenau ermordeten die Schergen auf diese Art über eine Million Menschen. Insgesamt beläuft sich die Zahl der Ermordeten auf geschätzte sechs Millionen.

Zwischenzeitlich hatte Hitler auch der Sowjetunion den Krieg erklärt. Im Juni 1941 marschierte das Heer scheinbar unaufhaltsam auf Moskau vor und wurde erst im Dezember gestoppt. Nachdem der Kriegsverbündete Japan im selben Monat die amerikanische Marine in Pearl Harbor überfallen hatte, erklärte Deutschland auch den USA den Krieg. Mangelnde Ressourcen und die Übermacht des Gegners ließen schon bald die Kriegswende eintreten. Als entscheidender Zeitpunkt wird gemeinhin die erbittert geführte und verlorene Schlacht um Stalingrad angeführt, die in der völligen Aufreibung der deutschen 6. Armee endete.

Je unvermeidlicher die Niederlage wurde, desto härter wurde die Politik nach innen geführt. Goebbels rief im Berliner Sportpalast 1943 den „totalen Krieg“ aus. Die gesamte Produktion wurde nun nur noch auf den Krieg ausgerichtet, während die deutschen Armeen an allen Fronten zurückwichen und unter dem Bombardement der Aliierten fast alle größeren deutschen Städte in Schutt und Asche sanken. Erst als die sowjetischen Armeen schon Berlin eingenommen hatten, nahm sich Hitler am 30. April 1945 in seinem Führerbunker das Leben. Die deutsche bedingungslose Kapitulation folgte am 8. Mai. Die überlebenden politischen und militärischen Hauptverantwortlichen wurden später in den Nürnberger Prozessen verurteilt.

Alliierte Besatzung (1945–1949)

 
Die vier Besatzungszonen gemäß des Potsdamer Abkommens (d. h. bereits ohne die von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellten Ostgebiete)

Hauptartikel: Deutschland 1945–1949

Die Hauptsieger, zunächst die USA, die Sowjetunion und Großbritannien, später auch Frankreich, bemühten sich anfangs noch um eine gemeinsame Besatzungspolitik. Einig war man sich über eine Demilitarisierung und die so genannte Entnazifizierung sowie die Demontage der deutschen Industrie. Aber schon bei der Frage, was man unter einer Demokratie zu verstehen habe, zeigten sich erste Meinungsverschiedenheiten zwischen der Sowjetunion einerseits (siehe Volksrepublik) und den Westmächten andererseits. Zudem hatten Frankreich und die Sowjetunion umfangreiche Annektionspläne.

Auf Betreiben Stalins, der Ostpolen annektiert und der Sowjetunion zugeschlagen hatte, wurden große Teile des deutschen Ostens als Ausgleich unter polnische Verwaltung gestellt. So fielen Pommern, Schlesien und das südliche Ostpreußen an Polen, das nördliche Ostpreußen als Gebiet Kaliningrad an die Sowjetunion – ein Vorgehen, das von den Westmächten auf der Konferenz von Potsdam nur widerstrebend gebilligt wurde. Die meisten deutschen Bewohner im neuen Einflussbereich der UdSSR wurden aus Polen, der ČSSR, usw. vertrieben. Im Kerngebiet des besiegten Deutschen Reiches entstanden die Bundesrepublik Deutschland (BRD – nichtamtliche, politisch strittige Abkürzung) und die Deutsche Demokratische Republik (DDR) – wobei die Bundesrepublik sich gemäß eines Verfassungsgerichtsurteils völkerrechtlich als „identisch“ mit dem Deutschen Reich betrachtete.

Die Republik Österreich wurde – abgesehen vom endgültigen Verlust Südtirols – in den früheren Grenzen wiederhergestellt. Die Grenzziehung der Bundesländer in der Bundesrepublik Deutschland wurde teilweise durch die Grenzen der Besatzungszonen bestimmt, z. B. zwischen Niedersachsen und Mecklenburg bzw. Sachsen-Anhalt sowie zwischen Thüringen und Hessen.

Teilung und Wiedervereinigung (1949–Gegenwart)

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Die Berliner Mauer am Bethaniendamm

Die Bundesrepublik Deutschland wurde am 23. Mai 1949 in den drei westlichen Besatzungszonen gegründet. An diesem Tag wurde die Verfassung (Grundgesetz) als Provisorium in Kraft gesetzt. Das Grundgesetz enthielt in der Präambel „(...) Das gesamte Deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden“ ein „Wiedervereinigungsgebot“, an dem bis zur tatsächlichen Wiedervereinigung 1990 festgehalten wurde. Die Gründung der DDR erfolgte am 7. Oktober 1949 in der Sowjetischen Besatzungszone. Der Kalte Krieg zwischen West und Ost trennte die westlich orientierten Staaten von den kommunistisch beherrschten. Die zunehmend undurchdringlichen Grenzbefestigungen bildeten einen von Churchill so bezeichneten Eisernen Vorhang, zogen sich quer durch Mitteleuropa und teilten Deutschland. Mit dem Bau der Berliner Mauer 1961 war auch West-Berlin als letztes Tor zur Zuflucht nach Westen abgeriegelt.

Während in der DDR eine Planwirtschaft nach stalinistischem Muster errichtet wurde, entschied sich die Bundesrepublik für die soziale Marktwirtschaft. Das einsetzende Wirtschaftswunder führte zu anhaltend hohen Wachstumsraten, Vollbeschäftigung und Wohlstand. Für diesen langanhaltenden Aufschwung sorgte eine Wirtschaftspolitik unter dem ersten Kanzler Konrad Adenauer, die maßgeblich von dessen Wirtschaftsminister Ludwig Erhard gesteuert wurde, der ihm 1963 ins Kanzleramt nachfolgte. Die wichtigsten außenpolitischen Meilensteine dieser Ära waren die Westintegration – 1955 trat Westdeutschland der NATO bei – und die Beteiligung am wirtschaftlichen Zusammenschluss in Europa, der durch die Römischen Verträge 1957 einen entscheidenden Schub erhielt. Die DDR, in der auch nach einem Volksaufstand am 17. Juni 1953 die stalinistische Politik der SED weitergeführt wurde, integrierte sich dagegen zunehmend in die osteuropäischen Systeme des Warschauer Pakts und des RGW.

Erst in den sechziger Jahren beschäftigten sich die Deutschen wieder intensiver mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Diktatur. Zur gleichen Zeit führten einige politische Affären und das Aufkommen libertärer Ideen insbesondere der Studenten zum Ruf nach einem tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel. Eine 1967 einsetzende Wirtschaftskrise und die massiven Studentenunruhen 1968 verstärkten den Eindruck eines politischen Notstands. Die 1966 gebildete große Koalition aus CDU und SPD verabschiedete eine Reihe grundlegender Gesetzesänderungen (Notstandsgesetze) und versuchte, sich mit Hilfe der Globalsteuerung an die wirtschaftlich schwierigeren Zeiten anzupassen.

Mit dem Antritt der sozialliberalen Regierung unter Willy Brandt wurden eine Reihe sozialer, gesellschaftlicher und außenpolitischer Reformen umgesetzt. Die Ostpolitik, die auf Verständigung mit dem Warschauer Pakt setzte, führte zu außenpolitischer Entspannung, deutsch-deutscher Annäherung und brachte Brandt 1972 den Friedensnobelpreis ein, wurde aber in Westdeutschland oft scharf kritisiert. Die Ölkrise 1973, die mit inflationären Tendenzen aufgrund unmäßig hoher Tarifabschlüsse zusammenfiel, ließ die Regierung in die Krise geraten. Brandt trat nach der Aufdeckung einer Spionageaffäre um seinen Berater Günter Guillaume zurück. Sein Nachfolger Helmut Schmidt hatte mit steigender Verschuldung und Arbeitslosigkeit, mehreren Wirtschaftskrisen und dem Terror der RAF zu kämpfen. Als Kanzler und Person bei den Deutschen geschätzt, verlor er jedoch den Rückhalt seiner Fraktion, die zunehmend gegen seine Unterstützung des NATO-Doppelbeschlusses opponierte.

Nach dem Auseinanderbrechen der Koalition gelang 1982 Helmut Kohl über ein konstruktives Misstrauensvotum die Wahl zum Kanzler. Er regierte länger als alle seine Vorgänger und gilt als Kanzler der deutschen Einheit: Seit der Machtübernahme von Michail Gorbatschow 1985 in der Sowjetunion setzte eine Entspannungs-, schließlich eine Öffnungspolitik ein, in deren Gefolge im Mai 1989 Ungarn als erster kommunistischer Staat seine Westgrenzen öffnete. Kohl einigte sich mit Gorbatschow im Juli über die Bedingungen einer deutschen Wiedervereinigung. Die einsetzende Massenflucht ostdeutscher Bürger über Ungarn in den Westen setzte das kommunistische Regime in der DDR zusätzlich unter massiven politischen Druck. Ab Oktober kam es zu Massendemonstrationen, die schließlich zur Öffnung der Grenzen am 9. November führten. Die antikommunistische Revolution setzte mit der Stürmung der Stasi-Zentrale ein und bewirkte innerhalb kurzer Zeit den Zusammenbruch des kommunistischen Systems der DDR. Nach den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im März 1990 war der Weg frei für die offizielle deutsch-deutsche Vereinigung, die im Einvernehmen mit den alliierten Vertretern im Rahmen der „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ stattfand.

Am 3. Oktober 1990 erfolgte der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland. Die Truppen der ehemaligen Besatzungsmächte verließen weitgehend das Land, die noch verbliebenen Militäreinheiten der ehemaligen Besatzungsmächte haben keinerlei Hoheitsbefugnisse mehr und unterliegen dem NATO-Truppenstatut. Die neue bzw. „vergrößerte“ Bundesrepublik Deutschland erlangte damit erstmals seit dem Ende des 2. Weltkriegs ihre volle staatliche Souveränität.

Die neunziger Jahre waren nach dem kurzen Boom der Wiedervereinigung von wirtschaftlicher Stagnation, Massenarbeitslosigkeit und Reformstau geprägt, weswegen die Regierung Kohl 1998 abgewählt wurde. Im ersten durch Wahlen herbeigeführten Regierungswechsel in der Nachkriegsgeschichte errang eine rot-grüne Koalition unter Führung von Gerhard Schröder die Macht.

Bevölkerung

Hauptartikel: Wohnbevölkerung in Deutschland

In der Bundesrepublik Deutschland leben auf der Fläche von 357.026 km² über 80 Millionen Einwohner. Das Land gehört damit zu den am dichtesten besiedelten Flächenstaaten der Welt. Etwa 75 Millionen Einwohner - 91 % der Bevölkerung - sind deutsche Staatsbürger. Von diesen haben wiederum 7 Millionen einen Migrationshintergrund, das heißt, sie sind

  • im Land geborene oder seit Jahrzehnten in Deutschland lebende ehemalige Ausländer, die seit der Änderung des Staatsbürgerschaftsrechts auf eigenen Antrag eingebürgert wurden,
  • oder Bürger deutscher Nationalität, die aus anderen Staaten eingewandert sind. Zwischen 1950 und 2002 waren dies insgesamt 4,3 Millionen Menschen. Der Hauptteil dieser durch das Gesetz als „Aussiedler“ bzw. „Spätaussiedler“ bezeichneten Menschen kommt aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion (51%, umgangssprachlich meist als „Russlanddeutsche“ bezeichnet) und Polen (34%).

Die 9 % der Bevölkerung mit anderer Staatsangehörigkeit (ca. 7 Millionen) setzen sich aus unterschiedlichen Ethnien und Nationalitäten zusammen. Etwa 1,8 Millionen sind türkische Staatsangehörige, die übrigen knapp 4,9 Millionen sind hauptsächlich EU-Bürger (etwa 2,1 Millionen), größtenteils aus Italien (0,5 Millionen), Griechenland (0,3 Millionen), Polen (0,3 Millionen) und Österreich (0,2 Millionen). Der Anteil der europäischen Staatsbürger aus Nicht-EU-Ländern (etwa 3,2 Millionen) hat sich durch Migration aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und aus dem ehemaligen Jugoslawien (etwa 1,0 Millionen; unter anderem durch Kriegsflüchtlingen) in den 1990er Jahren erhöht. Die Zahl der gesamten polnischen Diaspora in Deutschland beläuft sich auf weit über 2 Millionen.

Somit ergibt sich ein Gesamtanteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund von etwa 15 %; ein Hinweis darauf, dass sich die ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung einerseits verändert hat, dies aber andererseits nicht mehr über Nationalitäten erfasst werden kann. Ein gewisses Maß an Einwanderung ist im Hinblick auf den Rückgang der Geburtenzahl und die daraus folgende negative demografische Entwicklung von politischer Seite gewünscht, um die soziale Absicherung der Bevölkerung nicht zu gefährden.

Die fünf größten Städte sind (Stand 31. Dezember 2004):

  1. Berlin mit 3.389.078 Einwohnern; (31 März 2005)
  2. Hamburg mit 1.734.830 Einwohnern;
  3. München mit 1.397.537 Einwohnern; (31 März 2005)
  4. Köln mit 969.709 Einwohnern;
  5. Frankfurt am Main mit 655.079 Einwohnern.

Für weitere Städte siehe: Liste der Städte in Deutschland, Liste der Großstädte in Deutschland

Die größten Ballungsgebiete werden zunehmend als Metropolregionen ausgewiesen. Hier stellt sich die Rangfolge anders dar (Stand 2005):

  1. Rhein-Ruhr mit 11,1 Millionen Einwohnern;
  2. Rhein-Main mit 5,4 Millionen Einwohnern;
  3. Berlin-Brandenburg mit 4,1 Millionen Einwohnern.

Große mehrkernige Ballungsräume sind außerdem das Sachsendreieck (3,2 Millionen Einwohner) und das Rhein-Neckar-Dreieck (2,4 Millionen Einwohner).

Sprache

Datei:Heutige deutsche Mundarten.PNG
Das heutige deutsche Sprachgebiet nach dem 2. Weltkrieg
 
Das Gebiet der deutschen Mundarten vor dem 2. Weltkrieg

Die in Deutschland gebräuchliche Sprache ist Deutsch. In den überregionalen Medien und als Schriftsprache wird Hochdeutsch verwendet. Als Sprache des Alltags wird hochdeutsch jedoch nur in einigen Regionen ausschließlich gesprochen, während ansonsten daneben eine der vielen deutschen Mundarten verwendet wird.

Neben der deutschen Sprache sind regional auch die Sprachen der seit langem in Deutschland ansässigen Minderheiten als offizielle Sprachen anerkannt, wie Dänisch, Friesisch und Sorbisch. Gleiches gilt für das Niedersächsische (Plattdeutsch), das teils als eigenständige Sprache, teils aber auch als niederdeutscher Dialekt betrachtet wird. Die Zahl der Sprecher dieser Gruppen ist jedoch vergleichsweise klein und tendenziell abnehmend. Diesem Trend soll durch Unterricht in Kindergarten und Grundschule entgegengewirkt werden. Andere ehemals verbreitete Sprachen wie Moselromanisch (im 11. Jahrhundert ausgestorben), Polabisch (im 18. Jahrhundert ausgestorben) oder Jiddisch werden heute nicht mehr gesprochen.

Anders als in anderen Ländern gilt die Verwendung von Dialekten in Deutschland nicht als Makel, der das gesellschaftliche Fortkommen behindert. Stattdessen werden die Mundarten als kulturelle Bereicherung gesehen. Die bekanntesten Dialekte sind unter anderen Alemannisch, Bairisch, Fränkisch, Hessisch, Schwäbisch, Niederrheinisch, Thüringisch und Sächsisch und Pfälzisch. Diese Dialekte können von Gemeinde zu Gemeinde leichte Nuancen aufweisen. Hochdeutsch als Alltagssprache wird im vergleichsweise begrenzten Raum Südniedersachsen zwischen Hannover und Kassel gesprochen.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich in Deutschland viele Menschen aus anderen Ländern niedergelassen. Untereinander wird hier neben dem Deutschen noch häufig die Muttersprache verwendet. Die beiden am häufigsten verwendeten Sprachen sind Türkisch und Russisch.

Die deutsche Sprache war einst die Verkehrssprache von Mitteleuropa, Osteuropa und Skandinavien. Zeitweilig war Deutsch auch die international verwendete Wissenschaftssprache, bevor es von Englisch abgelöst wurde. In Europa ist es nach Englisch die am häufigsten unterrichtete Fremdsprache, weltweit liegt sie hier auf dem dritten Platz. Innerhalb der europäischen Union ist Deutsch die Sprache mit den meisten Muttersprachlern, noch vor Englisch, Französisch, Spanisch oder Italienisch. Deutsch ist die am zweithäufigsten im Internet verwendete Sprache mit 8 % aller Internetseiten, nach englisch mit 50 % aller Seiten.

Einen Beitrag zur Entwicklung des Hochdeutschen leistete Martin Luther im 16. Jahrhundert mit seiner Übersetzung der Bibel. Johann Christoph Adelung veröffentlichte 1781 das erste große Wörterbuch. Jacob und Wilhelm Grimm begannen 1852 mit der Herausgabe des umfassendsten Deutschen Wörterbuchs, das 1961 vollendet wurde, aber seither einer Überarbeitung unterzogen wird. Die deutsche Rechtschreibung wurde im Laufe des 19. Jahrhunderts zunehmend normiert. Ein Durchbruch zu einer deutschen „Einheitsschreibung“ gelang mit dem „Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache“ von Konrad Duden (1880), das in der Rechtschreibreform von 1901 in leicht veränderter Form zur Grundlage der amtlichen Rechtschreibung erklärt wurde. Erst 1996 kam es zu einer erneuten Rechtschreibreform.

Die an Schulen vorrangig gelehrte Fremdsprache ist Englisch, gefolgt von Französisch und danach von Russisch. In den letzten Jahren ist auch Spanisch immer beliebter geworden.

Englisch ist heute in allen Bundesländern teilweise bereits ab der 3. Grundschulklasse, spätestens aber ab den 5. Klassen der weiterführenden Schulen die erste Pflichtfremdsprache. Hiervon ausgenommen ist lediglich das Saarland, wo der Fremdsprachenunterricht nach wie vor mit Französisch beginnt. An einigen Gymnasien besteht die Möglichkeit, Latein als erste Fremdsprache zu belegen.

Wirtschaft

1-Euro-Münze
1-Euro-Münze
 
Das Volkswagenwerk in Wolfsburg
 
Zentrale der Deutschen Bank in Frankfurt am Main

Hauptartikel: Wirtschaft Deutschlands

Deutschland ist relativ rohstoffarm, seine Wirtschaft ist vorwiegend auf den industriellen und Dienstleistungssektor konzentriert. Große Flächen des Landes werden landwirtschaftlich genutzt, jedoch sind nur 2–3 % der Beschäftigten in der Landwirtschaft tätig. Deutschland ist mit einem Bruttoinlandsprodukt von ca. 2,2 Billionen Euro (Stand: 2004) die drittgrößte Volkswirtschaft und Industrienation der Welt. Zudem ist Deutschland die weltgrößte Exportnation. Beim Lebensstandard, der durch den Human Development Index repräsentiert wird, liegt Deutschland auf Platz 19 in der Welt. In der EU nimmt Deutschland nach dem BIP je Einwohner Rang 11 ein.

Derzeit ist Deutschlands Wirtschaft durch eine für Deutschland ungewohnt hohe Arbeitslosigkeit, insbesondere in Ostdeutschland, und relativ niedrige wirtschaftliche Zuwachsraten gekennzeichnet (2003: −0,1 %, 2004: 1,6 %), die überwiegend auf stagnierende Binnennachfrage zurückzuführen sind. Im Außenhandel ist Deutschland dagegen sehr erfolgreich (Exporte 2000–2004: +49 %). Die Arbeitslosigkeit steigt seit den 1970er Jahren von Konjunkturzyklus zu Konjunkturzyklus kontinuierlich an. Die Suche nach der Ursache dieser Wirtschaftsmisere spaltet derzeit die Gesellschaft: Unternehmerverbände und neoliberale Ökonomen sehen den in Deutschland traditionell stark ausgebauten Sozialstaat als Verursacher der Wirtschaftskrise, da die geringen Lohnkosten in osteuropäischen Nachbarstaaten zur Verlagerung der Produktion verleiten, obwohl auch Länder mit einem ausgebauten Sozialstaat und einer hohen Staatsquote eine hohe Wirtschaftsdynamik aufweisen (Schweden, Finnland, Norwegen, Österreich). Als Ursache gilt auch, dass die Staatsausgaben zu einem großen Teil über Sozialabgaben finanziert werden, die die Arbeitsplätze verteuern anstatt den Staat stärker über arbeitsplatzunabhängige Steuern zu finanzieren. Gewerkschaften und Globalisierungskritiker argumentieren mit keynesianistischen Modellen und behaupten, dass die Binnennachfrage durch Kürzungen im Sozialbereich geschwächt werde.

Zudem fehlte nach der Wiedervereinigung eine ausreichende ökonomische Basis für die politisch motivierte Angleichung ostdeutscher Löhne an das Westniveau.

Als weltweit konkurrenzfähigste Branchen der deutschen Industrie gellten die Automobil-, elektrotechnische, Maschinenbau- und Chemieindustrie.


Soziales

In Deutschland ist die Gleichstellung der Geschlechter weitgehend verwirklicht. Auch bietet Deutschland seinen Menschen eine umfangreiche soziale Absicherung. Für Arbeitnehmer besteht eine Pflichtmitgliedschaft in der Sozialversicherung, die aus fünf so genannten Säulen besteht: Krankenversicherung, Unfallversicherung, Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung und Pflegeversicherung. Diese soziale Grundsicherung wird grundsätzlich durch Beiträge der Versicherten finanziert, die Defizite allerdings durch Steuergelder ausgeglichen. Die Geschichte der Sozialversicherung beginnt im Kaiserreich. Spätere Regierungen haben sie nach und nach erweitert und um zusätzliche soziale Transferleistungen erweitert, wodurch heute ein großer Teil des Staatshaushaltes für Soziales verwendet wird.

Die Beitragshöhe für die gesetzliche Krankenversicherung bemisst sich in der Regel nach der Höhe des Einkommens, so dass sich selbst Menschen mit geringerem Einkommen eine Krankenversicherung leisten können. Die Pflichtmitgliedschaft für die meisten Arbeitnehmer sorgt für eine breite Basis der Beitragszahler. Neben dieser gesetzlichen Krankenversicherung sind viele Deutsche meist höheren Einkommens über eine private Krankenversicherung abgedeckt. Das deutsche Gesundheitswesen gehört zu den höchst entwickelten der Welt, was sich in der international sehr niedrigen Rate der Kindersterblichkeit, der hohen durchschnittlichen Lebenserwartung sowie dem hohen Prozentsatz erfolgreicher Operationen zeigt. Schwachpunkt ist die überwiegend unter Ausschluss von Wettbewerb organisierte, streng gesetzlich geregelte Systematik von Beiträgen, Vergütungen und Leistungen, die die Kosten seit Jahrzehnten treibt und zu Verschwendung, Abrechnungsbetrügereien und zu hohem Verwaltungsaufwand führt. Nach Vorstellungen von Reformern soll die kostengünstigere Gesundheitsvorsorge die Ausgaben für die teurere Behandlung reduzieren.

Deutschland verfügt über ein umlagenfinanziertes Rentensystem. Dies bedeutet, dass die jeweils arbeitende Bevölkerung durch ihre Beiträge die Zahlungen an die Rentner finanziert. Sobald die Beitragszahler in Rente gehen, sollen sie dann in den Genuss der Zahlungen kommen. Die Höhe der Rente bemisst sich nach der Höhe der Beitragszahlungen sowie den Beitragsjahren. Die Entwicklung der Renten ist dabei an die allgemeine Lohnentwicklung gekoppelt. In den vergangenen Jahrzehnten hatte die Rentenversicherung umfangreiche Rücklagen gebildet, die jedoch von den Regierungen für versicherungsfremde Zwecke verwendet wurden. Als Ausgleich verpflichtete sich der Staat, die Finanzierung der Rente durch Steuern zu sichern. Die derzeit niedrige Geburtenrate sowie die hohe Arbeitslosigkeit stellen ein Problem für dieses Rentensystem dar.

Bedürftige, nicht arbeitsfähige Bewohner Deutschlands können Sozialhilfe in Anspruch nehmen. Sie soll jedem Empfänger ein Leben ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht.

Neben den vom Staat organisierten Transferleistungen der Bürger untereinander gibt es noch innerstaatliche Transferleistungen. Durch den Länderfinanzausgleich sind Bundesländer mit hohem Steueraufkommen dazu verpflichtet, einen Teil ihrer Einnahmen an schlechter gestellte Länder abzugeben, damit die Lebensverhältnisse in Deutschland nicht zu weit auseinander gehen. Durch den auf die Einkommenssteuer erhobenen Solidaritätszuschlag sollen die den neuen Bundesländern entstandenen teilungsbedingten Lasten gemildert werden.

Die umfassende Fürsorge des Staates hat eine Erwartungshaltung auf Seiten der Bürger hervorgebracht, der zur Folge der Staat zur Lösung aller sozialen Belange verpflichtet und in der Lage ist. Traditionelle soziale Systeme wie Ehe, Familie und Religion haben entsprechend an Bedeutung eingebüßt.


Verkehr

 
Verlauf der Autobahnen 1-9

Der Straßenverkehr hat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Eisenbahn als wichtigsten Verkehrsträger abgelöst. Deutschland besitzt eines der dichtesten Straßennetze der Welt. Es umfasst 11.980 km Autobahnen und 41.386 km Bundesstraßen.

Das Eisenbahnnetz der Deutschen Bahn AG ist in den vergangenen Jahren geschrumpft. Dem Rückgang des Eisenbahnverkehrs, besonders nach seiner Umstellung vom gemeinnützigen öffentlichen auf einen gewinnorientierten privaten Bahnbetrieb im Rahmen der Bahnreform ab 1993, steht ein starkes Wachstum des Straßen- und Luftverkehrs gegenüber.

Es gibt in Deutschland ein gut ausgebautes Netz von Wasserstraßen für die Binnenschifffahrt. Die wichtigsten schiffbaren Flüsse sind Rhein, Main, Weser und Elbe. Bedeutende Kanäle sind der Mittellandkanal, der Main-Donau-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal, der Nord-Ostsee-Kanal und der Elbeseitenkanal. Der Binnenhafen Duisburg-Ruhrort ist der wichtigste und umschlagsstärkste Hafen Deutschlands und der größte Binnenhafen Europas. Der Mannheimer Hafen ist der zweitgrößte Binnenhafen Europas.

Der Rhein-Main-Flughafen in Frankfurt am Main ist das Drehkreuz der deutschen Fluggesellschaft Lufthansa. Trotz der durch den weiter wachsenden Straßen- und Luftverkehr verursachten Umweltschäden und der wesentlich von diesen beiden Verkehrsträgern mitverursachten globalen Erwärmung ist die deutsche Verkehrspolitik auf deren weiterer Förderung statt auf die Verlagerung dieser Transporte auf die Schiene im Rahmen des Möglichen ausgerichtet.

Auf Grund des überproportional hohen Außenhandelsanteils ist Deutschland in erheblicher Weise auf den Seehandel angewiesen. Es verfügt über eine Anzahl moderner Seehäfen, wickelt aber auch große Anteile seines Handels nach Übersee über die Häfen von Nachbarländern, vor allem der Niederlande, ab. Um künftig wieder größere Anteile in eigenen Häfen umzuschlagen, gibt es derzeit mehrere große Bauprojekte. Dazu gehört der Bau eines 4. Containerterminals in Bremerhaven, die geplante – und sehr umstrittene – Vertiefung von Weser und Elbe und der neue Tiefwasserhafen JadeWeserPort in Wilhelmshaven. Er wird als einziger echter Tiefwasserhafen in Deutschland ab 2010 die größten dann in Fahrt befindlichen Containerschiffe abfertigen können. Die drei umschlagstärksten Seehäfen in Deutschland sind Hamburg, Wilhelmshaven und Bremen mit Bremerhaven.

Siehe auch: Liste deutscher Eisenbahngesellschaften, Liste der Autobahnen in Deutschland, Liste von Eisenbahnstrecken in Deutschland

 
ICE 3 bei Einfahrt nach Dortmund
 
Containerschiff im Hamburger Hafen
 
Flughafen Frankfurt


 
Martin Luther
 
Berliner Dom

Im Staat gilt Religionsfreiheit. Aufgrund der vielen Verbindungen von Staat und christlicher Kirche in vielen sozialen und schulisch-kulturellen Bereichen besteht nur eine bedingte Trennung von Staat und christlicher Religion im Sinne der Amtskirchen.

Gemeinschaften

Wie der größte Teil West- und Mitteleuropas, ist das heutige Deutschland in einem, bis zur Antike zurück reichenden, historischen und kulturellen Kontext christlich-abendländisch geprägt. Dieser Prägung liegen Einflüsse aus der antiken griechischen und römischen Kultur ebenso zugrunde wie Traditionen aus der jüdisch-christlichen Glaubenslehre, die sich seit Beginn der Christianisierung Nordwesteuropas, ab etwa dem 4. Jahrhundert, mit den archaischen Sagen und Mythen urgermanischer und keltischer Traditionen vermischt hatten.

Die Mehrheit der bundesdeutschen Staatsbürger gehört offiziell einer christlichen Konfession an: Römisch-Katholische Kirche 31,7 % (tendenziell überwiegend in West- und Süddeutschland), Evangelische Kirche 31,3 % (tendenziell vor allem in Nord- und Ostdeutschland), orthodoxe Kirche und orientalische Kirchen insgesamt 1,14 %, Neuapostolische Kirche 0,46 % und ein geringer Anteil von Angehörigen christlicher Freikirchen, wie z. B. der Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten), der Bund freier evangelischer Gemeinden, der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, die Methodisten, Adventisten und verschiedene charismatischer Gemeinden. Die Anzahl praktizierender Christen dürfte jedoch weit geringer sein, da viele Deutsche nur aus traditionellen Gründen einer der beiden Amtskirchen angehören. Das Land wurde seit der fränkischen Zeit christianisiert. Die christliche Reformation begann Anfang des 16. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, angeführt von Johannes Calvin, Martin Luther und Ulrich Zwingli. Sie prägt die religiöse Landschaft im deutschen Sprachraum bis heute.

Etwa 30 % der Bevölkerung gehören keiner Religionsgemeinschaft an. Dies gilt insbesondere für das Gebiet der ehemaligen DDR, da dort seitens der kommunistisch orientierten Regierung bis 1989 eine atheistische Weltanschauung propagiert und vermittelt (siehe Jugendweihe) und der Kirchenaustritt gefördert wurde. Aber auch im Westen hat – wenn auch prozentual in wesentlich geringerem Umfang – die Zahl von Kirchenaustritten, insbesondere aus den evangelischen Kirchen, zugenommen.

Die Angehörigen der islamischen Gemeinden zählen ca. 3,3 Mio. Menschen und sind vorwiegend ausländischer Abstammung, davon mittlerweile etwa 732.000 deutsche Staatsangehörige oder knapp 0,9 %; die Zeugen Jehovas zählen ca. 164.000 oder 0,2 % der Bevölkerung.

Etwa 100.000 Menschen oder 0,12 % der Bevölkerung gehören jüdischen Gemeinden an. Seit den 1990er Jahren verzeichnen diese einen starken Zuwachs durch die Zuwanderung von Menschen jüdischen Glaubens aus Osteuropa, vor allem aus der Ukraine und aus Russland.

Von den Mitgliedern bestimmter christlicher Kirchen sowie der jüdischen Gemeinden erhebt der Staat traditionell eine Kirchensteuer und leitet diese an die Kirchen (bzw. den Zentralrat der Juden in Deutschland) weiter, die mit den Steuergeldern schwerpunktmäßig von ihnen organisierte öffentliche und soziale Aufgaben finanzieren.

Des Weiteren ist der Religionsunterricht laut Grundgesetz fakultatives, aber dennoch ordentliches Unterrichtsfach in den Schulen (mit Ausnahme weniger Bundesländer wie Bremen, Berlin und Brandenburg). Dieser Unterricht wird in aller Regel von einem Vertreter einer der beiden großen christlichen Amtskirchen abgehalten.

Siehe auch: Religionen in Deutschland

Feiertage

Die Feiertage haben überwiegend einen christlich-religiösen Hintergrund. Die wichtigsten christlichen Feiertage sind Ostern, Weihnachten und Pfingsten. Der Tag der Deutschen Einheit und der Erste Mai (Tag der Arbeit) sind ebenfalls arbeitsfreie Feiertage. Dazu kommen noch Feiertage speziell in den einzelnen Bundesländern. Die Sonntage und neun Feiertage gelten im gesamten Bundesgebiet als „Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung“.

Kultur und Gesellschaft

 
Ludwig van Beethoven (17701827)

Deutschlands Beiträge zum Weltkulturerbe sind zahlreich, und es wird häufig als das Land der Dichter und Denker bezeichnet.

Die deutsche Literatur reicht zurück bis in das Mittelalter. Hier sind besonders Autoren wie Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach zu nennen. Das Nibelungenlied, dessen Autor unbekannt ist, ist ebenfalls ein wichtiger Beitrag zur deutschen Literatur. Als die bedeutendsten deutschen Autoren gelten Goethe und Schiller sowie Heine, und im 20. Jahrhundert dann die Nobelpreisträger Berthold Brecht und Günter Grass. Andere bedeutende Autoren sind Hesse, Mann, Böll und Enzensberger. Deutschlands Einfluss auf die Weltphilosophie war ebenfalls von großer Bedeutung. Beispielhaft sind hier Leibniz, Kant, Hegel, Marx, Engels, Schopenhauer, Nietzsche und Heidegger zu nennen.

Siehe auch: Deutsche Literatur, Deutsche Nobelpreisträger

Auf dem Gebiet der Musik lässt sich Deutschlands Einfluss durch die Werke von Bach, Beethoven, Brahms, Schumann, Orff und Wagner ermessen.

In der Malerei brachte Deutschland viele hervorragende Künstler hervor, wie den Renaissancekünstler Dürer, den Romantiker Friedrich, den Surrealisten Ernst, den Konzeptualisten Beuys oder den Neoexpressionisten Baselitz.

Die Architektur trug ebenfalls Blüte in Deutschland. Mehrere UNESCO-Weltkulturerbestätten sind im Land verrteilt, zum Beispiel der Kölner Dom und die Museumsinsel in Berlin. Berühmte Architekten sind unter anderem der Neoklassiker Schinkel und Gropius, der Gründer des Bauhaus.

Deutschland war auch das Heimatland von Wissenschaftlern wie Helmholtz, Fraunhofer, Fahrenheit, Kepler, Haeckel, Humboldt, Einstein, Born, Planck, Heisenberg, Creutzfeldt, Hertz, Röntgen, Koch, Hahn, Leibniz, Liebig und Bunsen, sowie von Erfindern und Ingenieuren wie Gutenberg, Otto, Siemens, Braun, Daimler, Benz und Diesel.

Bedeutende Mathematiker wurden in Deutschland geboren, wie Bessel, Dedekind, Gauß, Hilbert, Jacobi, Riemann und Weierstraß.

Viele historische Persönlichkeiten, obgleich nicht Bürger Deutschlands im modernen Sinn, waren bedeutende und einflussreiche Figuren in der deutschen Kultur, wie Mozart, Franz Kafka und Stefan Zweig.

Seit ungefähr 1970 hat Deutschland wieder eine blühende Popkultur, die nun vermehrt von der neuen alten Hauptstadt Berlin ausgeht, sowie eine selbstbewusste Musik- und Kunstszene. Deutschland ist ebenso berühmt für seine vielen Opernhäuser, wobei das bekannteste die Bayreuther Festspiele sind. Die Frankfurter Buchmesse ist ein Treffpunkt der internationalen Literaturszene. Das größte Ereignis des deutschen Films ist die Berlinale.

Bildung

 
Aula der alten Universität Heidelberg

Hauptartikel: Bildung in Deutschland

Das Bildungswesen liegt in der Verantwortung der Bundesländer, wird jedoch durch bundesweite Konferenzen der Kultusminister koordiniert. In allen Bundesländern besteht eine neunjährige Schulpflicht, die Hochschulreife wird je nach Bundesland nach zwölf oder dreizehn Schuljahren erworben.

Praktisch alle jungen Erwachsenen besuchen nach der Schule eine weiterführende Bildungseinrichtung. Auszubildende in Betrieben besuchen an ein oder zwei Tagen in der Woche die Berufsschule. Studierende können zwischen universitären und anwendungsorientierten Hochschulen (Fachhochschulen) wählen.

Auch die berufliche Weiterbildung spielt eine große Rolle. Für Arbeitslose stellt die Bundesagentur für Arbeit Weiterbildungsgutscheine bereit.

Beinahe regelmäßig erntet das Land in den letzten Jahren Kritik von der OECD für seine Bildungspolitik, da insbesondere die ausländische Bevölkerung schulische Mängel aufweist (PISA-Studien). Die Ausgaben für Bildung liegen im OECD-Vergleich unter dem Durchschnitt. Die schulische Förderung im Grundschulalter ist verbesserungswürdig, insbesondere was Betreuungsmöglichkeiten und gezielte Förderung schwächerer Schüler angeht. Auch die universitäre Lehre ist verbesserungswürdig, wobei die Diskussion um eine stärkere Eigenbeteiligung der Studenten oder eine verstärkte Förderung durch den Bund kreist. Ein grundsätzliches Problem liegt in der Zuständigkeit der chronisch finanzschwachen Bundesländer für das Bildungssystem. Beinahe nur noch der Bildungsbereich bietet Möglichkeiten zu Haushaltseinsparungen, da andere Haushaltsposten gesetzlich festgeschrieben sind. Ansätze für eine Reform auf diesem Gebiet, die dem Bund mehr Befugnisse übertragen würden, sind bislang an politischen Erwägungen sowie der fehlenden Bereitschaft der Länder gescheitert, eigene Aufgaben abzugeben. Experten befürchten ein Zurückfallen des Landes in der Bildungspolitk und fordern einen massiven Umbau des Bildungssystems.

Sport

 
Deutsche Fußballnationalmannschaft

Die beliebteste Sportart in Deutschland ist Fußball; alleine sechs Mio. Aktive aus 170.000 Mannschaften sind im Deutschen Fußball-Bund organisiert, der im Jahre 2006 die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten wird. Sportliche Erfolge im Fussball kann Deutschland als dreimaliger Weltmeister (1954 gegen Ungarn, 1974 gegen Niederlande und 1990 gegen Argentinien) und dreimaliger Europameister (1972 gegen Sowjetunion, 1980 gegen Belgien, 1996 gegen Tschechische Republik)vorweisen. Regelmäßige TV-Zuschauerzahlen betreffend kann hiermit nur die Formel 1 konkurrieren. Mittlerweile ist auch Basketball bei der jungen Bevölkerung sehr beliebt, jedoch hinsichtlich von TV-Zuschauerzahlen nicht mit der Formel 1 beziehungsweise dem Fußball zu vergleichen. Auch Handball und Eishockey sind beliebte Mannschaftssportarten in Deutschland. Tennis hat nach dem Ende des Becker/Graf-Booms wieder an Popularität verloren. Weiterhin ist auch Radsport eine sehr beliebte Sportart in Deutschland. Vor allem durch den Ullrich-Boom gewann diese Sportart 1997 wieder an Popularität. Auch im Wintersport sind deutsche Sportler sehr erfolgreich. Es werden im Bobsport, Rennschlitten, Biathlon, Langlauf und Eisschnelllauf regelmäßig Medaillien in Welt-, Europameisterschaften und Olympiaden gewonnen. Wichtige Vertreter im Bobsport sind die Gebrüder Lange, im Rennschlittensport Georg Hackl, Biathlon Frank Luck und im Eisschnellauf Gunda Niemann-Stirnemann und Claudia Pechstein, die beide zu den erfolgreichsten Teilnehmer an Winterolympiaden der Welt zählen.

Höchste Bauwerke

Das höchste deutsche Bauwerk ist der Fernsehturm Berlin mit 368 m. Danach folgen die LW-Sendemasten des Senders Donebach mit 363 m Höhe und der Richtfunkmast Berlin-Frohnau mit 358,7 m Höhe. Ulm: Das Ulmer Münster hat mit 161,53 m Höhe den höchsten Kirchturm der Welt. Mit einer strukturellen Höhe von 264 m ist der Commerzbank-Tower in Frankfurt am Main das höchste Hochhaus.

Sehenswürdigkeiten (Auswahl)

Küche

Datei:Weißwurst2.JPG
Weißwürste mit Brezel und Senf

Hauptartikel: Deutsche Küche

Die Deutsche Küche ist äußerst vielfältig und variiert stark von Region zu Region. Bekannt ist Deutschland vor allem für seine deftigen und schweren Gerichte wie Eisbein mit Sauerkraut oder verschiedenen Eintöpfen. Dies ist mit Deutschlands relativ weit nördlicher Lage zu begründen, weshalb man, vor allem im Winter, auf ausreichende Kalorienversorgung achten musste. Aber auch sehr alte und einfache Speisen wie z. B. Armer Ritter sind Tradition. Die regionale Küche variiert jedoch stark und ist außerdem von den umliegenden Ländern beeinflusst. Vor allem in Norddeutschland werden sehr viele Kartoffeln gegessen.

Im Süden kommen jedoch die traditionellen Knödel, Spätzle und Nudeln hinzu. Ziemlich neu ist Reis als Beilage. Regionale Besonderheiten sind z. B. die Weißwurst in Bayern, die Bratwurst der Franken, oder der Saumagen in der Pfalz. Heute machen sich in Deutschland starke ausländische Einflüsse bemerkbar. Beliebt sind so auch Pizza, Spaghetti und Döner. Ferner gibt es auch viele griechische, indische und chinesische Restaurants. Außerdem sind inzwischen Fast-Food-Restaurants von den bekannten Fast Food-Ketten in nahezu jeder Stadt vertreten. Getrunken wird in Deutschland viel Kaffee, im Norden auch Tee. Die Deutschen lieben außerdem ihr (regional ebenfalls verschiedenartiges) Bier sowie die verschiedenen Weinsorten (aus klimatischen Gründen ist der Weinanbau und -konsum im Westen und Süden verbreiteter als im Norden und Osten.

Ähnlich wie in anderen europäischen Staaten gibt es auch in Deutschland einen Trend weg von den traditionellen „schweren“ Speisen zu „leichterer“, fettärmerer Kost.

Medien

 
Die neun Landesrundfunkanstalten der ARD

Radio und Fernsehen sind auch von Deutschen Erfindern geprägt worden. Bei Radio wie Fernsehen gibt es neben den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten wie die ARD und das ZDF auch private Anbieter, wie z.B. die Pro7/Sat1 Media AG und RTL. Außerdem gibt es sog. Pay-TV, (wie z. B. Premiere). Die Versorgung der Bevölkerung mit Sendungen zu allen Themen erfolgte bisher über örtliche Kabelunternehmen, Satelliten und Rundfunk (UHF/VHF). Seit 2003 gibt es eine weitere Quelle: DVB-T, also digitales, terrestrisches Fernsehen. Die Signale werden per Funk über UHF/VHF-Kanäle versendet. Pro UHF-VHF-Kanal sind bis zu 4 Sender übertragbar, abhängig von der Datenrate. Für den Empfang benötigt man einen DVB-T-Receiver, unter guten Bedingungen kann man die bisherigen UHF/VHF-Antennen hierzu nutzen. In Deutschland werden etwa 30 DVB-T-Fernsehprogramme angeboten, die in den Ballungsräumen schon empfangbar sind. In einigen Gebieten wurden die bisherigen analogen, terrestrischen UHF/VHF-Sender bereits abgeschaltet. In den nächsten Jahren wird die Versorgung mit DVB-T ausgebaut. Unter anderem werden auch Radiosender ihre Angebote senden.

Siehe auch

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