Cantor-Verteilung

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Die Cantor-Verteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung, die singulär bezüglich des Lebesgue-Maßes ist. Die dazugehörige Verteilungsfunktion wird als Cantorfunktion oder auch Teufelstreppe bezeichnet.

Plot der Cantorfunktion (10 Iterationen)

Konstruktion der Cantor-Verteilung

Die Cantorverteilung   (mit   als Borelsche σ-Algebra) kann nicht einfach explizit angegeben werden. Sie muss rekursiv konstruiert werden, ähnlich wie die Cantormenge.

1. Variante der Konstruktion

Wenn man vom gleichverteilten Maß auf der Menge   ausgeht, erhält man auf der Menge   ein Produktmaß. Dieses Maß   lässt sich so interpretieren: Man betrachtet ein Experiment, in dem unendlich oft eine faire Münze geworfen wird; Elemente von   lassen sich als Ausgänge des Experiments interpretieren (die Folge   bedeutet zum Beispiel, dass immer abwechselnd Kopf und Zahl aufgetreten sind). Das Maß   weist einer Teilmenge von   nun seine Wahrscheinlichkeit zu. Zum Beispiel besagt das starke Gesetz der großen Zahlen, dass die Menge   der „gleichverteilten“ Folgen Wahrscheinlichkeit 1 hat, wobei   die folgenden Menge ist:

 

Das oben genannte Maß   lässt sich durch die oben genannte Bijektion in ein Wahrscheinlichkeitsmaß   auf der Cantormenge übersetzen. (Eine alternative Beschreibung von   ergibt sich als Hausdorffmaß zur Dimension  .)

Dieses Wahrscheinlichkeitsmaß   ist die Cantor-Verteilung, ein Beispiel für ein Maß, dessen Verteilungsfunktion zwar stetig, aber nicht absolut-stetig ist. Die Verteilungsfunktion

 

heißt Cantorfunktion (auch „cantorsche Treppenfunktion“). Dabei ist C die Cantormenge, die durch den im zugehörigen Artikel beschriebenen rekursiven „Drittelungs“-Prozess konstruiert werden kann. Auf jedem Intervall im Komplement der Cantormenge ist diese Funktion konstant; auf dem Intervall   hat sie zum Beispiel den Wert 1/2, und auf dem Intervall   hat sie den Wert 1/4.

2. Variante der Konstruktion

Bei dieser Konstruktion wird die Cantorfunktion   konstruiert, welche nach dem Korrespondenzsatz die Cantor-Verteilung   eindeutig bestimmt.


Sei   das System aller Teilmengen von  , welche als Vereinigung von endlich vielen disjunkten abgeschlossenen nichtleeren Intervallen dargestellt werden kann. Ferner sei   gegeben durch (mit  )

 

(Dies entspricht der bereits angesprochen rekursiven Drittelung der Intervalle, wobei nur das untere und das obere Drittel mitgenommen werden, während das mittlere Drittel „ausgewischt“ wird).

Sei weiterhin mit  

 

Schließlich sei die Cantormenge   definiert durch

 

Nun wird das Maß   folgendermaßen definiert:

 ,

wobei   das eindimensionale Lebesgue-Maß bezeichnet.   ist offensichtlich ein Wahrscheinlichkeitsmaß, die dazugehörige Verteilungsfunktion sei  . Für   gilt:

 

Für   gilt insbesondere   und  .

Da   gleichmäßig konvergent ist, ist die Cantorfunktion   durch

 

eindeutig definiert. Die dazugehörige Verteilung im Sinne der Maßtheorie ist die Cantor-Verteilung.

Eigenschaften

  • Die Cantorverteilung ist singulär bezüglich des Lebesgue-Maßes.
  • Die Cantorverteilung ist eine symmetrische Verteilung.
  • Die Cantorverteilung besitzt keine Lebesgue-Dichte.
  • Die Cantorfunktion ist stetig und monoton-nichtfallend zwischen 0 und 1.
  • Die Cantorfunktion ist fast überall differenzierbar mit Ableitung 0, aber dennoch nicht konstant.

In der Integrationstheorie machen also Ausdrücke der Form   Sinn, nicht dagegen der Ausdrücke der Form   weil im ersten Fall der Limes vor der Summe, im zweiten Fall dagegen nach der approximierenden Summe zu bilden wäre. Dabei ist g(x) eine beliebige, im Intervall [0,1] Lebesgue-integrierbare Funktion.