Monarchismus

staatspolitische Theorie und Bewegung
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Monarchismus ist eine mit dem Paternalismus verwandte Ideologie, bei der eine Einzelperson eine oft von einem Gott abgeleitete Autorität zugesprochen wird, die ihre Herrschaft über den persönlichen Machtbesitz hinaus legitimiert. Die Änhänger der Staats- und Regierungsform Monarchie sind die Gefolgsleute, die mit neueren politischen Begriffen auch als Monarchisten oder Legitimisten bezeichnet werden.

Die Ideologie hat zahlreiche Untergruppen, die sich zum teil drastisch unterscheiden oder sogar feindlich gegenüberstehen. Bestandteile des Monarchismus sind in allen autoritären Staatsformen zu finden, zu einem grossteil direkte Nachformungen.

Geschichtliche Entwicklung

In ihrem Ursprung war Monarchismus ein regional begrenzter Despotismus, eines wohlhabenden Landbesitzers. Dieser Landbesitzer, wie etwa der römische Patronus oder auch Rancher im wilden Westen, machte die übrigen Bauern wirtschaftlich von sich abhängig. Er wurde somit als Einzelperson Mittelpunkt der Gesellschaft, sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Da sein sozialer Status auf dem Landbesitz basierte, war dieser innerhalb der Familie erblich. Letztlich, wahrscheinlich um die entstandene Gemeinde vor Dieben zu schützen, nahm der Landbesitzer Krieger in seinen Dienst und errichtete somit (eventuell unbewusst) ein Gewaltmonopol.

Von diesem Moment an liegen die drei primären sozialen Klassen einer Monarchie vor: Herrscher, Gefolgsleute und Untertanen. Die Verwandlung von Großgundbesitzer, der seinerseits ursprünglich ein Bauer war, zum Alleinherrscher über ein regional begrenztes Gebiet ist erfolgt. Gleichzeitig endet die Anarchie, da nunmehr ein Staat existiert.

Letztlich realisierten die Monarchen, das sie durch Heiratspolitik und Raubzüge ihren Landbesitz und folgerichtig ihr Herrschaftsgebiet vergrößern konnten. Auf diese Art und Weise wurden aus Kleinstaaten, größere zusammenhängende Gebiete.

Mit dem geschichtlichen Verlauf bilden sich letztlich die Ideologischen Untergruppen dieses Ur-Monarchismus aus und nehmen die Form an, wie sie uns auch in der Gegenward erscheint.

Gefolgsleute / Monarchisten - Die Träger der Monarchie

 
Satsuma-Samurai, 19. Jahrhundert
 
Otto von Bismarck, Albrecht Graf von Roon, Helmuth von Moltke (von links nach rechts)

Die Gefolgsleute eines Monarchen sind Untertanen die besondere Privilegien genießen und im Gegenzug die Amtsgeschäfte führen, um das Regime aufrecht zu erhalten. Aufgrund der gewährten Privilegien wird für Gefolgsleute der Erhalt der Monarchie letztlich eigenes Interesse. Der Status eines Gefolgsmannes wird je nach Ideologischer Untergruppe anders vergeben, wobei hierbei der Gegensatz zwischen Aristokratie und Meritokratie das größte Differnzierungsmerkmal ist. In jeder Untergruppe stellen jedoch Soldaten, Beamte, Politiker und andere Monarchen (als Vasall) den essentiell wichtigsten Teil der Gefolgsleute.

Im Falle einer Entmachtung der Herrscherfamilie organisieren sich deren loyale Gefolgsleute und Untertanen sehr häufig, um entweder den neuen Herrscher zu bekämpfen und/oder versuchen die die alte Ordnung widerherzustellen. So vertreten etwa die 47 Rōnin und der Bund der Aufrechten die selbe Ideologische Grundhaltung.

In Politik und Gesellschaft sind Gefolgsleute heute unter der Bezeichnung Monarchisten oder Legitimisten bekannt, im weiterem Sinne stellen sie in allen Monarchien eine eigene Gesellschaftsklasse. So z.b. die Ritter, Samurai oder Mandarin.

Das Werk Hagakure des Japanischen Autors Yamamoto Tsunetomo stellt sowohl das Selbstbild, als auch die Gesellschaftliche Funktion der Gefolgsleute sehr anschaulich dar.

In der industriellen Gessellschaft wurden die Gefolgsleute letztlich durch die Bourgeoisie weitestgehend entmachtet. Daher gehen in Staaten mit der Staatsform Monarchie die Anhänger des Monarchismus meist Hand in Hand mit dem Konservativismus, während hingegen in Republiken, in denen der Status der Gefolgsleute gesetzlich abgeschafft wurde, Monarchisten eher Splittergruppen bilden die auf eine Verbesserung ihrer Lebensumstände durch eine Monarchie hoffen.

Eine Auswahl historisch bedeutsamer Gefolgsleute, zum leichteren Verständnis:


Brot und Spiele - Die Doktrin des Monarchismus

Während durch die Gewährung von Privilegien die Gefolgsleute zu Trägern der Monarchie werden, ist eine ähnliche Strategie erforderlich um auch die Untertanen zu kontrollieren. Im Monarchismus wird daher das Prinzip "Zuckerbrot und Peitsche" zur Doktrin.

Dieser Doktrin liegen zwei soziologische Faktoren zugrunde: Militanz und politisches Bewusstsein.

  • Unter Militanz versteht man in diesem Zusammenhang den Grad der Verärgerung über die Regierung bis hin zur gänzlichen Ablehnung der selbigen, ausgelöst dadurch das bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Diese können sowohl materieller als auch ideologischer Art sein. So sind z.b. Hungersnot, hohe Steuern und Frondienste, Krieg, Nationalismus oder Liberalismus Faktoren die Militanz erheblich erhöhen.
  • Politisches Bewusstsein umfasst die Möglichkeiten der Bevölkerung selbständig ihre Interessen durchzusetzten und stellt im direktesten Sinne deren Selbsbewusstsein dar. So ist die Äußerung von Kritik an der Regierung eine sehr geringe Form des politischen Bewusstseins, während politische Agitation als Schriftsteller oder Parteimitglied sehr hohes Bewusstsein widerspiegelt. Das Maximum politischen Bewusstseins hingegen ist die Anwendung von Gewalt.

Ist in der Bevölkerung ein hohes Maß beider Faktoren vorhanden, kann dies zu einer Rebellion führen in der die Herrschaft des Monarchen beendet wird. Dies kann durch einen Gefolgsmann geschehen, der mit der Unterstützung des Volkes den Platz seines Herren einnimmt, aber auch durch eine Revolution wie etwa die Französische Revolution oder die Oktoberrevolution.

Daher ist es zwingender Bestandteil Monarchistischer Politik beide Faktoren niedrig zu erhalten. In logischer Konsequenz versucht die Regierung möglichst alle Bedürfnisse der Untertanen zu befriedigen, was Karl Marx als reaktionären Sozialismus bezeichnet, gleichzeitig aber das politische Bewusstsein unterdrückt.

Gaius Julius Cäsar gilt als klassisches Beispiel, teilweise sogar als Urheber dieser Doktrin. Durch die Konsequente weiterführung der Politik der Populares als Diktator, in Form niedriger Steuern, allgemeiner zugänglichkeit zur kulturellen und wirtschaftlichen Infrastruktur und erhalt des Rechtsstaates senkte er die Militanz auf ein Minimum. Widerum die harte vorgehensweise gegen Gnaeus Pompeius Magnus, die Gallier, den Senat und andere Feinde seiner Ordnung stellte klar das Widerstand einen hohen Preis hatte, und das politische Bewusstsein des Volkes aus Furcht sank. Letztlich waren sich die Anhänger der Republik darüber im klaren, das kein neuerlicher Bürgerkrieg sondern nur politischer Mord als Mittel in Frage kam sich des Despoten zu entledigen.

Ideologische Untergruppen

Anarcho-Monarchismus und passiver Monarchismus

Anarcho-Monarchismus stellt das streben nach der Etablierung einer Monarchie Anstelle der vorherrschenden Gesellschaftordnung, oder die Abspaltung eines Territoriums als Monarchie dar. Im ursprünglichen Sinne, waren dies die Landbesitzer die durch ihre soziale Stellung ein Gewaltmonopol schufen. Mit dem voranschreiten der geschichtlichen Entwicklung erweiterte sich das Spektrum des Anarcho-Monarchismus jedoch auch um den Verrat eines Gefolgsmannes, den Coup d'État, die bewusste Einrichtung eines Satellitenstaates und letztlich sogar die Machtergreifung über einen Volksentscheid.

Populäre Beispiele für Anarcho-Monarchismus sind Friedrich I. (Preußen), Napoléon Bonaparte oder Otto von Habsburg. Anschaulich für den politsichen Vorgang im Anarcho-Monarchismus ist auch der Roman Herr der Fliegen von William Golding, in dessen Handlung der Junge Jack durch eigenes Bestreben zum Diktator wird.

Zugleich kann jedoch der passive Monarchismus in der Bevölkerung vorhanden sein, womit wie unter Brot und Spiele beschrieben die Zustimmung der Bevölkerung zur Monarchie gemeint ist. Somit ist der passive Monarchist ein konservativer Untertan, der die Monarchie erhalten will da er mit den politischen Umständen zufrieden ist. Im Falle des Überganges zu einer anderen Staatsform entwickeln sich passive Monarchisten häufig zu Anarcho-Monarchisten, streben die alte Ordnung widerherzustellen. So etwa der Bund der Aufrechten oder die DNVP vor der Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten, die hofften eine Restauration des Kaisertums würde die Probleme der Weimarer Republik lösen.

Es gibt bis in die Gegenward hinein Parteien und Vereine denen Anarcho-Monarchismus verbunden mit einer weiteren Untergruppe zugrunde liegt, so etwa die deutschen Monarchiefreunde oder die Schwarz-Gelbe Allianz in Österreich.

Klassischer Monarchismus

Das bekannteste Beispiel für klassischen Monarchismus sind die Herrschaftsprinzipien Alexanders des Großen und der Diadochen, auch die Römischen Kaiser können als Vertreter dieses Herrschaftsprinzips angesehen werden. Der Status des Gefolgsmannes wird unabhängig vom religiösem Bekenntnis oder der ethnischen Zugehörigkeit vergeben, während zugleich auch die anderen Untertanen ihre Kultur und Religion ohne Einschränkungen ausüben dürfen. Der Monarch der Klassik strebt universelle Macht in einem umfassenden Vielvölkerstaat an getrieben von dem Wunsch über ein Imperium zu herrschen, andere Politische Inhalte ausser der Herrschaft sind für ihn und seine Anhängerschaft irrelevant. Seine Person wird idealisiert, als unersetzbar dargestellt oder sogar als Gott verehrt. Im Zuge der Renaissance erfolgte auch eine Widerentdeckung der klassischen Ideen des Monarchismus, die bei Ludwig XIV. (der Sonnenkönig) deutlich hervortreten. Der klassiche Monarchismus ist Aufgrund seiner Eigenschaft als reiner Despotismus jedoch sehr Strukturschwach, wandelt sich folgerichtig gebunden an das Schicksal des Staates entweder zu einer anderen Untergruppe oder zerfällt

Aufgrund des offen praktizierten Imperialismus ist der klassische Monarchismus eine sehr beliebte Vorlage für Figuren in der Jugendliteratur. So z.b. für Sauron, Imperator Palpatine oder Ming.

Die Ausübung der Macht erfolgt durch Absolutismus, Feudalismus, Prinzipat oder auch Gottkönigtum wie das des Tennō.

Fundamentalistischer Monarchismus

Der fundamentalistische Monarchismus verfolgt eine klare Doktrin der Verbreitung einer bestimmten Religion und unterdrückt alle anderen Religionen in seinem Herrschaftsgebiet. Der Monarch wird als Diener Gottes aufgefasst (Gottesgnadentum), ferner stellt der Klerus einen beträchtlichen Anteil in der Klasse der Gefolgsleute. Die Ausnutzung des Prinzips der politischen Religion legitimiert daher den Machtanspruch des Herrschers, setzt der allgemeinen Doktrin Brot und Spiele die Doktrin Ora et labora entgegen.

Das politische Bewusstsein wird dadurch unterminiert, dass den niederigen Untertanen der Zugang zur Bildung im Sinne der Aufklärung verwehrt wird. Statt dessen Erfolgt eine gesteuerte Erziehung des Untertans zur Prädestinationslehre, Einschüchterung durch religiöse Dogmen, wie etwa die Johannesoffenbarung, und Anwendung bestialischer Strafen.

Folgerichtig betrachtet der Untertan die Welt nunmehr als grässliches Gefängnis, dem er nur durch Wohltaten und loyalität ins Jenseits zu entfliehen vermag. Ferner glaubt er seine Herrscher, den Monarchen und den Klerus, sogar als Beschützer vor dem Heidentum und den Mächten der Finsternis.

Die Fundamentalisten propagieren die Religion jedoch nicht im Bewusstsein zu herrschen, sie sind in der Tat selber von dieser Aufgabe überzeugt. Da eine fundamentalistische Monarchie Absolutismus oder Feudalismus als Herrschaftsform benötigt um ihre Unterdrückungsdoktrin durchsetzen zu können, dabei gleichzeitig der Wissenschaft und der wirtschaftlichen Entwicklung schaden, sind Staaten dieser Untergruppe auch Technologisch Rückständig.

Einige Arabische Staaten, etwa Saudi-Arabien, werden weiterhin fundamentalistisch regiert.

Nationalistischer Monarchismus

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert gehörten die meisten Monarchien zu dieser Gruppe. Die Herrschaft erfolgt durch Absolutismus, Konstitutionelle oder parlamentarische Monarchie. Diese neue Untergruppe entstand als direkte Folge der französischen Revolution mit dem Aufkommen des Nationalismus der Industriealisierung. Die Monarchie wird als Nationalstaat geführt, der Monarch sieht sich als Diener seiner Nation. Träger der staatlichen Ordnung sind nunmehr nicht die Gefolgsleute allein, sondern auch die Bourgeoisie und der Nationalismus in der Bevölkerung. Im direktesten Sinne wurde die Expansion des Reiches nun zum allgemeinen wirtschaftlichen Interesse, etwa durch den Erwerb von Kolonien oder der erzwungenen Öffnung von Märkten.

Das Prinzip Brot und Spiele findet nunmehr eine Erweiterung und nimmt erheblich komplexere Ausmaße an. Die Untertanen waren durch die neue Weltordnung in Bourgeoisie und Proletariat aufgespalten, Maßnahmen die Militanz und politisches Bewusstsein der einen Klasse verringerten erhöhten in logischer Konsequenz die der anderen. Gleichzeitig zog der Monarch der Bourgeoisie und Proletariat begünstigte aber auch den Ärger seiner eigentlichen Gefolgsleute auf sich, die ihre Privilegien nicht verlieren wollten. So z.b. ist es noch in unserer Gegenward üblich das gesetzliche Eingriffe in den Kapitalismus die Bourgeoisie verärgern, Bedürfnisse des Proletariates hingegen befriedigen.

Dies resultierte Weltweit in dem Bonapartismus ähnlichen oder angelehnten Praktiken, alle drei Gruppen zugleich befriedigen zu wollen, mit erheblichen Einfluss auf Verfassung und Gesetzgebung. Bekannte Denkmodelle sind Adelsparlamente wie das House of Lords und das Klassenwahlrecht aber auch das Sozialsystem eines Otto von Bismarck.

In der Mehrheit lehnen sich Nationalistische Monarchien jedoch am stärksten an die Gefolgsleute und die Bourgeoisie an, die Militanz der benachteiligten Klasse des Proletariat hingegen wird durch Sozialsysteme gesenkt.

Je nach der Art der Verfassung entwickelt sich der Nationalistische Monarchismus zum post-Monarchismus, bleibt bestehen oder wendet sich dem Faschismus zu.

Faschistischer Monarchismus

Im Zuge des Nationalistischen Monarchismus wandten sich einige Monarchen wie Viktor Emanuel III. oder Hirohito dem Faschismus zu. Das System des Faschismus erlaubt eine starke Integration der Bourgeoisie in Staatsinteressen, eine agressive Aussenpolitik, die Ausschaltung des Sozialismus und Widerherstellung der absoluten Macht.

Multi-Ethnischer Monarchismus

Der Multi-Ethnische Monarchismus ist das Gegenstück zum Nationalistischen Monarchismus in einem Vielvölkerstaat. Die Verbindung im Vielvölkerstaat wird als allgemein positiv für seine Bevölkerungsgruppen dargestellt, da sie einen koordinierten Binnenhandel ermöglicht und die Staatsrechtliche Konstruktion besseren Schutz vor Agressoren bieten könne. Es wird de facto also ein auf dem Staat basierender Nationalismus propagiert und in Opposition zu dem auf Volkszugehörigkeit basierendem Nationalismus gestellt.

Bekannte vertreter dieser Untergruppe sind Belgien, ehemals Österreich-Ungarn aber auch das zaristische Russland und Jugoslawien durch den Panslawismus. .

Im Gegensatz zum Nationalistischen Monarchismus besteht jedoch wenig Zusammenhalt innerhalb einer solchen Staatsrechtlichen Konstruktion.

Über Otto von Habsburg haben Multi-Ethnische Gedanken maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung der Paneuropa-Union genommen.

post-Monarchismus

Der post-Monarchismus oder auch Scheinmonarchie ist eine neure Untergruppe, bei der sich der Monarch aus der Politik zurückzieht und im Zuge einer Parlamentarischen Monarchie die Amtsgeschäfte dem Parlament überlässt. Daher die Ideologie im direktem Sinne gesehen nicht mehr praktiziert wird, der Staat de jure eine Monarchie ist de facto jedoch wie eine Republik regiert wird.

Dies wird, mit Aussnahme der Gefolgsleute, von der Bevölkerung sehr positiv aufgefasst.


Monarchistische Literatur