Mindener Dom

Kirchengebäude in Minden
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Der Mindener Dom Ss. Gorgonius und Petrus ist eine römisch-katholische Pfarrkirche in der ostwestfälischen Stadt Minden an der Weser in Nordrhein-Westfalen.

Mindener Dom
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Blick vom Altar in das Langhaus
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Fensterrosette

Der Mindener Dom war die Bischofskirche des um 800 von Karl dem Großen im ostwestfälischen Minden gegründeten Bistums Minden. Diese katholische Diözese ging in der Reformation unter, das Fürstbistum bestand als säkularer Staat bis 1648 fort. Der Dom blieb römisch-katholische Pfarrkirche, die heute zum Erzbistum Paderborn gehört.

Im Laufe der Jahrhunderte wuchs der Dom von einer einfachen Saalkirche über eine karolingisch-romanische Basilika mit monumentalem Westwerk zur heutigen gotischen Hallenkirche mit reduziertem Westwerk (Westriegel). Die Vorgängerbauten fielen meist Stadtbränden zum Opfer. Ihre Reste wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in den Trümmern und Fundamenten des jetzigen Bauwerks wiederentdeckt. Fast 600 Jahre blieb der Dom so gut wie unverändert. Im Zweiten Weltkrieg wurde am 28. März 1945 die Altstadt bombardiert und der Dom beinahe völlig zerstört. In den 1950er-Jahren erfolgte der stilbereinigte Wiederaufbau unter der Leitung des Architekten Werner March. Der Mindener Dom ist 1995 in die Denkmalliste der Stadt Minden eingetragen worden.

Lage

 
Die Domfreiheit und die Lage des Doms in Minden.

Der Dom befindet sich in der ostwestfälischen Stadt Minden an der Weser im Nordosten Nordrhein-Westfalens. Minden war als Bischofssitz des Bistums Minden im kleineren, westlichen Teil des Bistum gelegen. Die Fläche des Bistums Minden erstreckte sich im Norden bis in die Lüneburger Heide östlich der Weser. Im Süden lief sie bis zur Grenze mit den Nachbarbistümern Padernborn / Osnabrück bei Kirchlengern und Löhne, sowie im Westen mit den Nachbarbistümern Osnabrück und Bremen bei Haßbergen.

Der Dom zu Minden ist als Bischofskirche des Bistum Mindens in der unteren Altstadt der Siedlung Minden auf der unteren Uferterrasse der Weser in der Nähe der alten Furt gebaut worden. Die Weserfurt bildete hier den günstigsten Flussübergang bis ins 100 km entfernte Bremen hinunter[1] Zusammen mit der Johannisfreiheit, dem späteren Wichgrafenhof, dem Deichhof, sowie der angrenzenden Bebauung von Markt, Scharn und Bäckerstraße bildeten sie den größten Teil der hochwassergefährdeten Unterstadt.[2]

Das Oberflächenrelief der Unterterasse auf dem westlichen Weserufer war nicht so flach wie es heute erscheint. Die Kirche steht wahrscheinlich auf einer schildartigen Erhebung, der sich hier bis zu 4 Meter über das westlich anschließende Areal erhob.[1] Damit war sie klar von der Siedlung abgegrenzt, die sich westlich nach der Vertiefung anschloss. Minden zog sich hier nicht entlang der Weser sondern entlang des alten Flusslauf der Bastau und berührte die Weser nur an der Weserfurt mit einer Spitze. Der Dom lag damit auf einer exponierten Stelle ein wenig ab von der Weser und damit der Stadt östlich vorgelagert. Ihn umgab die sogenannte Domfreiheit, sie wurde durch einen Wall und Graben geschützt. Diese waren nicht nur nur gegen die Weser ausgebildet, sondern auch gegen die Stadt Minden. In Höhe des alten Rathauses und südlich der heutigen Bäckerstraße fand man bei Grabungen noch Reste der Befestigung. Die sogenannte Domburg Minden hat ungefähr eine Fläche von 250 m mal 170 m und reicht damit annähernd an die Anlagen in Paderborn und Münster heran.[3] Die Domfreiheit wurde ab dem 11. Jahrhundert zunehmend und gemäß der kirchlichen Zwecke bebaut und damit fand gleichzeitig eine städtebauliche Annäherung an die Stadt statt, immer bedroht vom Weserhochwasser, das auch im 12. Jahrhundert nochmal in die Domfreiheit eingedrungen sein muss.[4] Die Stadt Minden mit der Domfreiheit wurde dann gegen Ende des 12. Jahrhunderts durch die Stadtmauer befestigt, damit war die Hochwassergefahr auf der Unterterasse und damit in unmittelbarer Umgebung des Standort des Doms erst einmal verringert. Für die Domfreiheit sind Hochwasser aus den Jahren 1020, 1341, 1643, 1682, 1744, 1798/99 belegt.[5] Beim Magdalenenhochwasser von 1341 soll dabei auch durch den Dom geflossen sein.

Heutige Umgebung

Der Dom liegt in der unteren Altstadt und ist von zwei Domhöfen umgeben, die stadtbildprägend sind. Der Kleine Domhof liegt westlich des Westwerks. Er bildet den Vorplatz zum Haupteingang des Doms und damit den räumlichen Abstand zur Stadt aus. An der westlichen Seite des Kleinen Domhofs liegt das alte Rathaus und nördlich der Rathausneubau von 1978 von Harald Deilmann. Der Platz wird südlich abgeschlossen durch die Neubau des Haus am Dom aus den 1970er-Jahren. Es enthält im ersten Stock die Schatzkammer des Doms. Nördlich vom Dom befindet sich die größte innerstädtische Platzanlage, der Große Domhof. Er schließt mit seinem östlichen Ausläufer an den Chorraum des Domes an. An diesem Platz steht westlich die alte Regierung, Vorläuferbau dort war der Bischofshof. An der östlichen Seite des Platzes stehen zwei restaurierte Kurienhäuser. Südlich an den Dom schließt sich das Domkloster mit dem Klosterhof an: Der zugehörige Kreuzgang mit Ost- und Südflügel ist 1140 entstanden und erschließt einen Zugang zur Marienkapelle. Ausgestattet ist der Kreuzgang mit einem Altarretabel mit einer Abendmahldarstellung. Heute wird das Kloster durch ein kirchliches Altenheim genutzt.

Baugeschichte

 
Grundriss
 
Mindener Dom

Erster Dom (karolingischer Dom)

Um 800 wurde in dem durch Kaiser Karl neu gegründeten Bistum Minden zunächst eine einfache, turmlose Saalkirche errichtet, bestehend aus einem schlichten Saal und einem quadratischen, flachen Chor. Diese karolingische Bauform war auch anderswo im ostwestfälischen Raum gebräuchlich und findet sich beispielsweise in Paderborn. Sie war zudem typisch für die in Westfalen nach der Sachsenmission gebauten Kirchen. Im Gegensatz zum heutigen Dom besaß dieser Bau wahrscheinlich eine Außenkrypta von unbekanntem Ausmaß, etwa an der Stelle der heutigen Sakristei. Bemerkenswert ist, dass der Altar der Kirche eine alte Brunnenanlage überdeckt, vermutlich einem vorchristlichen, germanischen Brunnenheiligtum.[6] Bei Grabungen im 20. Jahrhundert wurde festgestellt, dass dieser erste Dombau auf der Vierung und Teilen des Mittelschiffes des heutigen Dombaus gebaut war.[7] Der karolingische Dom brannte zumindest teilweise 947 ab.

Zweiter Dom (spätkarolingische-ottonische Dom / Basilika )

Die karolingischen und ottonischen Bischöfe waren fest in die Reichspolitik eingebunden, der Bischof des Bistums Minden wird sogar als Stütze des Königtums bezeichnet.[8] Bischof Dietrich (853–880) soll 847 zugegen gewesen sein als die Marienkirche in Hildesheim geweiht wurde. Und auch zwei Jahre später bei der Weihung des Kölner Doms zugegen. Auch seine Nachfolger nahmen aktiv an der deutschen Politik teil.[9] Entsprechend aktuell waren ihre Anforderungen an die aktuelle Baukunst, die sie auch an ihrer eigenen Bischofskirche umgesetzt haben dürften.

952 wurde der Nachfolgebau, eine dreischiffige, flachgedeckte Basilika fertig gestellt. Die Seitenschiffe waren sehr schmal gehalten, (Breitenverhältnis zum Mittelschiff 1:4).[10] Hier wurde zum ersten mal ein dreitürmiges Westwerk in den Bau integriert. Das Westwerk war vermutlich als Aufenthaltsraum für die deutschen Kaiser gedacht. Über eine in das Langhaus hineinragende Empore konnten sie an den Gottesdiensten teilnehmen. Wenn diese Vermutungen zutreffen, macht das hier erstmals erbaute Westwerk des Mindener Doms damit die überregionale Bedeutung der Mindener Bischofskirche klar: Der Kaiser hatte hier einen festen Residenzpunkt. Besuche des Kaisers lassen sich in Minden nachweisen.[11]

Die zwei Türme des Westwerks flankierten einen offen, tonnengewölbige Vorhalle. Eine Emporenanlage überspannte den Bereich der Pfeilerhalle und Vorhalle. Der Nordturm war in mehrere Etagen unterteilt und besaß keine Treppe. Damit war der Zutritt an ein an den Dom anschließenden Palastes gewährleistet.

Das mittlere Qaudrum (von lateinisch quadrum, Viereck) wurde durch einen dritten Turm überbaut.

Die niedrigen seitlichen Treppentürme des heutigen Westriegels stammen noch von diesem Bau, allerdings gab es den mittleren Glockenturm noch nicht.

Ähnlichkeiten des Mindener Westwerks bestehen mit dem Westwerk der Abteikirche in Corvey. Auch dort ist das Westwerk dieser Zeit zweigeschossig mit Empore und Dreitürmigkeit. Der Mindener ist 70 Jahre nach dem Pendant in Corvey geweiht worden.

Der Bau besaß ein basilikales Langhaus, aber kein Querhaus.

Der Bau wurde 952 durch Bischof Helmwardt geweiht. Bei dieser Weihe sind die Gebeine des Heiligen Georginus aus dem Kloster Gorze / Lothringen nach Minden überführt worden.[11] Der Dom wurde durch einen Brand beschädigt, der bei dem Besuchs König Heinrich IV. am 19. Mai 1062 ausbrach, als bei einem Streit zwischen seinen Gefolgsleuten und Mindener Bürgern das Feuer ausbrach. Nicht nur der Dom sondern auch große Teile der Siedlung wurden beschädigt.[12]

Dritter Dom (salischer Dom)

Dies führte zu einem Neubau im Jahr 1071 durch Bischof Eilbert, der mit Hinweis auf seinen Bauherrn „Eilbert-Dom“ genannt wird. Die Finanzierung wurde durch König Heinrich IV. durch Erlöse aus einem Gut unterstützt, das er der Mindener Kirche ausdrücklich als Entschädigung für den Brand schenkte.[12] Bei dem Bau wurde das das mächtige Westwerk verändert und der Front eine Eingangshalle vorgelagert. Sie bildet den unteren Teil des heutigen Paradieses. Auch die Sakristei stammt aus dieser Zeit. Vom schönen Schmuckfußboden konnten Reste bei Ausgrabungen entdeckt werden. Übernommen wurden das brasilianische Langhaus und das Westwerk. Neue entstand ein romanische Querhaus mit angesetzten, oktogonalen Chor. Ferner wurde eine Sakristei angebaut und vor dem Westwerk eine eingeschossige Vorhalle, die sich in drei Pfeilerarkaden öffnete. Die Weihe des Doms wurde von Bischof Eilbert vorgenommen.

Vierter Dom (staufischer Dom)

Politische Umstände, wie die Verringerung der kaiserlichen Macht, führten 1152 zum Umbau des Westwerks, wobei der heutige Westriegel entstand. Zwischen den beiden niedrigeren Treppentürmen wurde nun das höhere Glockenhaus aufgerichtet, die Pfeilerhalle und die Empore gab man auf und reduzierte den Westbau auf einen Riegel in der Tiefe der seitlichen Türme. Überbaut wurde dies durch ein Glockenhaus. Der innere Westabschluss bekam eine weite, dreibogige Arkade zum Langhaus. Auch der Hildesheimer Dom wurde auf diese Art der Westriegel mit einem Glockenhaus überbaut, sodass von einem Einfluss aus Hildesheim augegangen werden kann.[6] Auch die Vorhalle, Paradies genannt erhielt um 1160/70 ein Obergeschoss.

Eine Tür im Nordturm verband Bischofspalast (siehe: Alte Regierung Minden und Dom miteinander. So konnte der Bischof direkt vom Obergeschoss des Palastes den Westriegel betreten und in der „Kaiserloge“ mit seinen Gästen dem Gottesdienst beiwohnen.

In dieser Zeit entstand auch das hochromanische Chorjoch im rheinischen Stil. Vermutlich errichtete man zusätzlich Chorflankentürme und eine Ringkrypta, die dann aber dem Bau des hochgotischen Chorpolygon zum Opfer fielen.

Am 1. Februar 1168 fand im Mindener Dom die Heirat von Heinrich des Löwen mit Mathilde von England statt. Die Domkirche erhielt dazu als Geschenk einen Arm des heiligen Gorgonius, der aus der Abtei Gorze nach Minden überführt wurde. Weiterhin erhielt die Kirche einen Hof. Gleichzeitig setzten die Umbau und Neubaumaßnahmen im Dom ein.

Als Bischof Werner von Bückeburg starb, soll der Dom in einem verwahrlostem Zustand gewesen sein, sein Nachfolger Anno von Landsberg wandt sich deshalb der Neuausstattung zu.[13]

Umbau im 13. Jahrhundert

Mitte des 13. Jahrhunderts wurde ein neues basilikales Langhaus in Angriff genommen, aber noch während des Baus wurden die Pläne geändert und man entschied sich für die heutige frühgotische, dreischiffige Hallenkirche. Als Bauzeit nimmt man die Zeit zwischen 1267 und 1290 an. Unterstützt wurde der Bau durch einen Ablass zugunsten des Doms von Papst Clemens dem IV.[11] Die Langhalle besteht aus 3 kompletten und einem schmalen Joch direkt vor dem Westwerk. Hier vermutet man dass eventuell die Beseitigung des romanischen Westwerks und der Bau einer gotischen Einturmanlage vorgesehen waren.[6]

Aus der Anfangszeit dieser Bauphase (Mitte des 13. Jahrhunderts) stammen das spätromanische, dreijöchige Querhaus und das Sakristei-Obergeschoss.

Etwa zu dieser Zeit wurde die Außenkrypta abgebrochen. Sie wurde durch eine hochgotische Oktogonanlage ersetzt (fünf Seiten eines Achtecks). Weiterhin wurden die ersten lichtvollen Fenster eingebaut, so die Fensterrose im Nordquerhaus und das Maßwerkfenster im südlichen Querhaus um 1350. Damit war der Dom vollendet. Geweiht angeblich 1290.

Die östliche Absiss wurde nur ungenügend fundamentiert und dies führte rund 100 Jahre später zu einem Neubau. Zur Unterstützung wird wieder ein Ablass durch den Papst 1341 ausgesprochen.

Weitere größere Bautätigkeit unterblieb, auch den mangelnden Einnahmen geschuldet. Durch die Reformation war die bisherige Finanzierung in Frage gestellt.

Durch den Friedensschluss am 24. Oktober 1648 wurde das Bistum Minden aufgelöst, das Territorium und das Vermögen des bischöflichen Stuhls fielen an Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Infolge dessen wurde die Domkirche zur Stiftskirche ausschließlich für den katholischen Gottesdienst. 1709 wurde Minden dem Apostolischen Vikariat des Nordens zugesteilt. Im Dom blieb der Bischofsstuhl stehen. 1719 wurde aus den Territorien Minden und Ravensberg ein Teil des Preußischen Staats geschaffen, verwaltet von der im Bischofshof eingerichteten Regierung in Minden. 1721 beabsichtige König Friedrich Wilhelm I. in Minden einen katholischen Landesbischof für alle preußischen Gebiete zu installieren, es kam aber nicht zur Ausführung. 1723 erfolgte die Gründung der Kriegs- und Domänenkammer für Minden-Ravensberg.

Fünfter Dom

Fast 600 Jahre blieb der Dom nahezu unverändert, bis er im 2. Weltkrieg durch Bomben zerstört wurde. Am 6. Dezember 1944 traf ein Sprengkörper den Dom und zerstörte die Nordseite des Chors, die Sakristei und die Domschatzkammer, die zu der Zeit sich noch an der Nordseite des Langhauses befand. "Das Chorgewölbe stürzte ein", so Probst Parensen und "der Hochaltar wurde schwer beschädigt."[14]. Am 28. März 1945 wurde der Dom ein zweites mal und diesmal schwerer getroffen. Die Haupthalle stürzte nach einem Volltreffer ein. Das Dach und das Westwerk wurde Opfer der Flammen. Nur Teile der Außenmauer, das Gewölbe des Querhauses und Teile der Vorhalle blieben erhalten. das Domkloster und die Propstei brannten bis auf die Grundmauern nieder.[14] Zum Wiederaufbau gründete sich 1946 der Mindener Dombauverein und erste Sicherungsmaßnahmen begannen. In den 1950er-Jahren erfolgte der Wiederaufbau unter der Leitung von Werner March, der architektonische und stilbereinigte Korrekturen enthält. Sein Ziel war, das mittelalterliche Raumbild wieder herzustellen.

Das Richtfest für das Westwerk konnte am 3. März 1950 mit einer Glockenweihe gefeiert werden, am 3. Dezember 1953 das Richtfest des Langhauses, rund 3 Jahre später wurde das Gewölbe vollendet. Damit stand der Dom wieder, aber stilbereinigt: Statt Walme erhielt das Langhaus Giebel, die Kapitelle der Fenster an der Ostseite wurden von dem Detmolder Bildhauer Karl Ehlers neu gestaltet. Auf dem Westwerk wurde der Dachreiter in neuer Form wieder aufgebaut und im Innern die frühromanische Kaiserloge wieder hergestellt, nachdem sie zuvor durch einen Orgeleinbau völlig verdeckt wurde. Diese Freilegung wurde 1996 (?) beim erneuten Innenausbau wieder rückgängig gemacht. Erneuert wurde durch den Architekten Werner March auch der Eingang auf der Westseite: Statt des neugotischen Portals wurde eine dreibogen Eingang geschaffen sowie die im Obergeschoss liegende romanische Festergalerie rekonstruiert.

Der Dom wurde am 29. Juni 1957 durch den Paderborner Bischof Lorenz Jaeger eingeweiht.

Im Juni 2009 wurde der Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Dachreiters beschlossen. Er gibt dem nördlich vorgelagerten Großen Domhof mit den wiederaufgebauten Kurienhäusern wieder eine Orientierung.

Im Dezember 2009 wurde der neue Altar in der Sakristei durch den Weihbischof Manfred Grothe geweiht. Dabei setzte er die Reliquien von Pauline von Mallinckrodts und Graf von Galens in den Altar ein.[15]

Patronat

Der Mindener Dom ist den Heiligen Geogonius und Petrus geweiht, die das Patronat über den Kirchenbau ausüben. Im Dom sind als Reliquie ein Arm des heiligen Gorgonius aufbewahrt, der im 12. Jahrhundert im Zusammenhang von der Heirat von Heinrich des Löwen mit Mathilde von England der Kirche gespendet wurde.

Architektur und Baubeschreibung

Außenbeschreibung

Der Mindener Dom gilt als Zeugnis norddeutscher Baukunst. Der vorherrschende Westriegel prägt mit seiner romanischen Architektur die ehemalige Bischofkirche und gilt als Wahrzeichen der Stadt Minden. Die Längsseiten des Doms werden durch die Gliederung des Giebel des Lang- und Querhauses bestimmt, die durch die groß angelegten Maßwerkfenster mit feiner gotischer Ausprägung und Stilelementen geprägt werden. Hier finden sich Außenskulpturen: An der Nordseite befinden sich die Figuren eines Bischofs (Hl. Thiemar ?) und eines Kaisern (Heinrich VI. ?). Über dem Bischofsportal im Norden des Querhauses befindet sich eine Marienfigur. An der Südseite liegt in dem verkürzten Joch das Jungfrauenportal mit reichem Türschmuck. Nördlich schließt sich die Sakristei an die Ecke des Chor und Querschiffes an. Den Abschluss der Halle nach Osten bildet das kleinteilige Chorpolygon, auch dies ist mit großen Maßwerkfenstern geschmückt.

Architektonisch kann man vier Hauptstilrichtungen unterscheiden: Der Westriegel aus der Zeit der frühen und hohen Romantik, die hochgotische Langhaushalle, das Querjoch und den Chorjoch aus der Spätromantik und der Chorschluss aus der Spätgotik.[16]

Langhaus

 
Grundriss

Das vielgliedrig, aufgelöste Langhaus präsentiert sich in drei Schiffen, das sich über vier Jochen von dem Westriegel bis zum Querhaus erstreckt. Der Grundriss des Mittelschiffs bildet dabei innerhalb eines Joches nahezu ein Quadrat, während er bei den schmaleren Seitenschiffen zwischen den Jochen ein Rechteck bildet. Diese Gliederung ist typisch für ein Langhaus, das zu Beginn einer Reihe von westfälischen Hallenkirchen des 13. und 14. Jahrhundert steht. [17] Zwei Unregelmäßigkeiten fallen in dem Grundriss auf: Zum einen das kleiner Westjoch. Hier nimmt man als Ursache die Anbindung der Joche an die Ostwand des Westriegles an, bei der Rücksicht auf Altäre an der Westwand der Halle genommen werden musste. Due Stützung des Jochs ist hier nur auf Kapitelle gestellt und keine zum Boden fortlaufende Stütze. Zum anderen nimmt die Südseite der Kirche im südlichen Seitenschiff die Begrenzungsmauer und Pfeilerreihe einen nach Süden hin versetzten Verlauf. Hier nimmt man an, dass dies der Anpassung an Vorgängerbauten geschuldet ist. Bei einem systematischen Aufbau wäre das Querhaus nicht mehr entscheidend nach Süden vorgesprungen. Der vertikale Aufbau der Halle ist durch die Pfeiler bestimmt, die nicht sehr hoch sind und trotzdem einen hallenartigen Charakter erzeugen. Dies wird durch eine Stelzung aller Gewölbebögen erreicht. Zudem sind die Gewölbe mit Busung gemauert, damit liegt der Scheitelpunkt höher als der der Scheid-, Schild- und Gurtbögen [18]. Auch dies eine Änderung am Wideraufbau des fünften Doms nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die Pfeiler im Mittelschiff sind in einem besonderen Merkmal der Halle aufgebaut: Vor dem Pfeilerkern sind vier Dienste für die sogenannten Gurt- und Scheidebögen abgebracht. In den frei bleibenden Diagonalen erheben sich vier dünnere Dienste für die Gewölberippen. Das bedeutet dass an einem Pfeiler abwechselnd acht Dienste angelegt sind, deren Kämpfer und Kapitelle zu einer geschlossenen Zone verschmelzen. Die frühe Kombination dieser beiden Bauweisen gilt als Besonderheit im Mindener Dom. [19]

Die seitlichen Fensteröffnungen wirken transparent und lichtvoll, sie reichen in voller Breite in einem Seitenteil eines Jochs von den Schildbögen bis weit herunter. Allen sechs Fenstern liegt ein gleiches Grundmotiv in ihren Maßwerken zugrunde, das in den einzelnen Fenstern variiert wird. Grundaufbau ist, dass zwei selbstständige Fenstereinheiten oben von einem runden Element bekrönt werden. Diese Art findet sich in Deutschland kaum, Vorläufer in nicht so reicher Ausstattung finden sich Herford, Paderborn oder Lippstadt. [20] Während die Maßwerkfenster nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut worden sind, sind die Fenster selber von Prof. Vinzenz Pieper aus Münster und Anton Wendling aus Aachen neu gestaltet worden.

Querhaus

Das vorspringende, romanische Querhaus besteht aus drei gleich großen quadratischen Jochen. Die Gewölbe sind kuppelig ansteigend gemauert, in der Vierung und im Südquerhaus durch acht Rippen getragen, im Nordquerhaus durch vier. Sowohl Süd- als Nordquerhaus besitzen ein Stufenportal mit seitlichen Säulen, die in den spitzbögigen Archivolten als Unterzüge weiterlaufen. [21] Nachträglich eingebaut wurde die Fenterrose an der Nordwand über dem Portal, sowie ein Maßwerkfenster an der Ostwand des Südquerschiffes.

Chor

Ähnlich wie das Gewölbe des Querhauses ist das Joch des Chors aufgebaut, dessen Nord- und Südwand reich gestaltet ist. Über vier Blendarkaden erheben sich ein doppelgeschossiges, zweischaliges Wandsystem, die je zwei Laufgänge verdecken. Ähnliches findet man in rheinischen Kirchen.[22] Der Chor wird nach Osten durch die spätgotische Apsis abgeschlossen, die von großen Maßwerkfenstern beherrscht werden. Die Neuverglasung nach dem zweiten Weltkrieg durch Prof. Vinzenz Pieper fand zu den Themen Geburt Christi, Auferstehung, Sendung des Heiligen Geistes statt.

Innenausstattung

 
Das Mindener Kreuz (Original, Domschatzkammer)
 
Die Goldene Tafel (Original, Berlin, Bode-Museum)

Der Mindener Dom ist trotz erheblicher Verluste reich an bedeutenden Kunstwerken aus verschiedenen Epochen, darunter das romanische Mindener Kreuz über dem Hauptaltar (Kopie; Original in der Domschatzkammer) und ein sehr lebendiger spätromanischer Apostelfries (Rest eines Lettners) im südlichen Querschiff.

Mindener Kreuz

...

Goldene Tafel

Seit 2002 zählt zu den Kostbarkeiten auch eine aufwändige Kopie der Mindener Goldenen Tafel im Ostabschluss des Hochchors, eines geschnitzten und überwiegend golden gefassten Flügelaltars mit romanischer Predella und gotischem Retabel, in dessen Mitte eine Marienkrönung, umgeben von einem Kranz musizierender Engel sowie zahlreichen Aposteln und Heiligen zu sehen ist.

Das Original hatte fast 450 Jahre an dieser Stelle gestanden, bevor es 1909 an das Berliner Bode-Museum verkauft wurde. Die Anfertigung der Kopie, die mehrere Jahre in Anspruch nahm, wurde vom Dombau-Verein aus Beiträgen und Spenden finanziert. Eine weitere Kopie der Goldenen Tafel entstand bereits 1891 durch den der Wiedenbrücker Schule angehörenden Bildhauer Anton Mormann (1851–1940) und befindet sich in der kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Herford.

Orgeln

Im Dom befinden sich zwei Orgeln, die von der schweizerischen Orgelbaufirma Kuhn erbaut worden sind.

Hauptorgel

 
Hauptorgel
 
im Modell

Die Hauptorgel im Westwerk des Domes wurde 1996 erbaut. Schwellwerk, Großpedal und Chamadenwerk stehen in der "Kaiserloge". Die übrigen Werke (Hauptwerk, Oberwerk und Kleinpedal) wurden vor die Logenarkaden gehängt.

Das Instrument hat 62 Register auf drei Manualen mit Schleifladen. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen elektrisch. Die Disposition wurde insbesondere mit Blick auf Orgelmusik des Barock, der französischen und der deutschen Romantik angelegt. Mit Blick auf die romantisch-sinfonische Orgelliteratur wurden die Zungenregister zum Teil in Deutscher (Nr. 13–15, 26, 60, 61) und zum Teil in Französischer Bauart (Nr. 27, 28, 40–47, 59, 62) konstruiert.[23][24]

Chororgel

 
Chororgel

Die Chororgel wurde 2001 erbaut.[23][24]

Glocken

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die zerstörten Glocken am 29. Januar 1948 in der Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock fünf neue Glocken gegossen. Bei den drei großen Glocken wurde das Material der in der Feuersbrunst der Zerstörung geschmolzenen alten Glocken wurde mit eingegossen, zwei kleinere Glocken wurden nachgegossen. Die Glocken wurden als Ergebnis der Handwerkskunst zunächst auf der Hannover Messe gezeigt und dort auch das erste mal geläutet. 3. März 1950 wurde das Richtfest des Westwerks gefeiert und die Glocken vor Ort geweiht.[14]

Hans August Mark aus Brockscheid goss acht neue Glocken in mehreren Güssen.[25] Sie hängen in einem Eichenholz-Glockenstuhl im Westwerk des Doms; überschwere Holzjoche sorgen für einen langsamen Läuterhythmus. Die Glocken gestalteten zeitgenössische Künstler wie Leopold Haffner, Heinrich Gerhard Bücker, Johannes Halekotte, Jürgen Suberg, Paul Reding, Walter Habdank und Schwester Ehrentrud Trost. Die klangliche Disposition ist spannungsgeladen, da sich zwei Halbton-Intervalle zwischen den Glocken 7 und 6 sowie 4 und 3 befinden, außerdem die Glocken 7 und 3 zueinander im Tritonus stehen. Dieses Geläut ersetzt die oben erwähnten fünf Glocken von 1948 der Gießerei Petit & Gebr. Edelbrock (Schlagtonfolge: h0–d1–e1–fis1–g1).[26]

Nr.
 
Name
 
Gussjahr
 
Gießer, Gussort
 
Durchmesser
(mm)
Gewicht
(kg)
Nominal
(16tel)
Künstler
1 Frieden Christi 1993 Hans August Mark, Brockscheid 2003 5495 gis0 +2 Leopold Haffner
2 Maria 1993 Hans August Mark, Brockscheid 1537 2445 cis1 +1 Heinrich Gerhard Bücker
3 Petrus 1993 Hans August Mark, Brockscheid 1386 1850 dis1 +4 Johannes Halekotte
4 Gorgonius 1994 Hans August Mark, Brockscheid 1312 1515 e1 +3,5 Leopold Haffner
5 Magdalena 1994 Hans August Mark, Brockscheid 1164 1105 fis1 +4 Jürgen Suberg
6 Herkumbert 1998 Hans August Mark, Brockscheid 1091 955 gis1 +3 Paul Reding
7 Franziskus 1994 Hans August Mark, Brockscheid 1053 880 a1 +6 Walter Habdank
8 Pauline 1998 Hans August Mark, Brockscheid 844 509 cis2 +6 Schwester Ehrentrud Trost

Literatur

Film

Die aufwändige Videodokumentation "Zeuge der Geschichte – Der Dom zu Minden", DVD Länge 19 Min, wurde vom Dompfarramt und dem Dombauverein im Jahre 2007 in Auftrag gegeben. Anlass waren die Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Wiederaufbaus des Domes nach seiner Zerstörung im 2. Weltkrieg. Auf der DVD erhält man neben Informationen zum Domschatz und der Architektur des Doms auch seltene Einblicke in das Lapidarium und die Vorbereitungen zum Gottesdienst in der Sakristei.

[{{canonicalurl:Commons:
Category:Minden Cathedral|uselang=de}} Commons: Dom zu Minden] – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Klaus Günter: Die Ausgrabungen auf dem Domhof in Minden 1974–1977, in: Zwischen Dom und Rathaus, Beiträge zur Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Minden, Herausgegeben im Auftrag der Stadt Minden von Hans Nordsiek, Minden 1977, S. 25.
  2. Roland Pieper: Die Domfreiheit, in: Roland Pieper, Anna-Beatriz Chadour-Sampson: Stadt Minden II, Altstadt 1 – Der Dombezirk. Teilband 1 und 2. In: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 50. Klartext, Essen 1998/2000, ISBN 3-88474-632-4, S. 1137.
  3. Klaus Günter: Die Ausgrabungen auf dem Domhof in Minden 1974–1977, in: Zwischen Dom und Rathaus, Beiträge zur Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Minden, Herausgegeben im Auftrag der Stadt Minden von Hans Nordsiek, Minden 1977, S. 28.
  4. Klaus Günter: Die Ausgrabungen auf dem Domhof in Minden 1974–1977, in: Zwischen Dom und Rathaus, Beiträge zur Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Minden, Herausgegeben im Auftrag der Stadt Minden von Hans Nordsiek, Minden 1977, S. 33.
  5. Wilhelm Schroeder: Chronik des Bistums und der Stadt Minden, Minden 1886, S. 74, S. 250, S. 626, S. 640, S. 669.
  6. a b c Werner Rösner: Der Dom zu Minden, Große Baudenkmäler Heft 321, München, Berlin 1989.
  7. Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982, mit Bezug auf Hans Thümmler, dem wissenschaftlichen Leiter der Grabungen nach der Zerstörung des Doms.
  8. Kurt Ortmanns: Das Bistum Minden in seinen Beziehungen zu König, Papst und Herzog bis zum Ende des 12. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Germania Pontificia. Bensberg 1972.
  9. Roland Pieper, Anna-Beatriz Chadour-Sampson: Stadt Minden II, Altstadt 1 – Der Dombezirk. Teilband 1 und 2. In: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 50. Klartext, Essen 1998/2000, ISBN 3-88474-632-4, S. 58.
  10. Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  11. a b c Zur Baugeschichte des Doms, in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  12. a b Roland Pieper, Anna-Beatriz Chadour-Sampson: Stadt Minden II, Altstadt 1 – Der Dombezirk. Teilband 1 und 2. In: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 50. Klartext, Essen 1998/2000, ISBN 3-88474-632-4, S. 60.
  13. Roland Pieper, Anna-Beatriz Chadour-Sampson: Stadt Minden II, Altstadt 1 – Der Dombezirk. Teilband 1 und 2. In: Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen. Band 50. Klartext, Essen 1998/2000, ISBN 3-88474-632-4, S. 61.
  14. a b c Amtage: 50 Jahre Neuweihe des Mindener Doms
  15. Mindener Tageblatt vom 7. Dezember 2009; abgerufen September 2010.
  16. Baumotive des bestehenden Domes und ihre Geschichte, in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  17. Baumotive des bestehenden Doms und ihre Geschichte S. 10 in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  18. Baumotiv des bestehenden Doms und ihre Geschichte S. 10 in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  19. Baumotive des bestehenden Doms und ihre Geschichte S. 11 in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  20. Baumotive des bestehenden Doms und ihre Geschichte S. 11 in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  21. Baumotive des bestehenden Doms und ihre Geschichte S. 13 in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  22. Baumotive des bestehenden Doms und ihre Geschichte S. 12 in: Siegfried Kessemeier, Jochen Luckhardt: Dom und Domschatz in Minden, 1982.
  23. a b Website der Domgemeinde: Große Domorgel.
  24. a b "organ - Journal für die Orgel" (Ausgabe 1/1998), Schott Musik International, Mainz, ISSN 1345-7941(?!?!).
  25. Anläuten des Plenums, Fronleichnam 11. Juni 2008.
  26. Claus Peter: Westfalen. In: Kurt Kramer (Hrsg.): Die deutschen Glockenlandschaften. DKV, München 1989, S. 74.

Koordinaten: 52° 17′ 19″ N, 8° 55′ 7″ O