Ruhla

Stadt in Thüringen
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Wappen Karte
Datei:Ruhla2.png
Überblick
Bundesland: Thüringen
Landkreis: Wartburgkreis
Fläche: 38,51 km²
Einwohner: 6.691 (31.12.2004)
Bevölkerungsdichte: 174 Einwohner je km²
Höhe: 420 bis 530 m ü. NN
Postleitzahl: 99842
Vorwahl: 036929
Geografische Lage: 50° 52' n. Br.
10° 22' ö. L.
Gemeindeschlüssel: 16 0 63 066
Kfz-Kennzeichen: WAK
Ortsteile: Thal, Kittelsthal
(beide 1994 eingemeindet)
Adresse der
Stadtverwaltung:
Carl-Gareis-Straße 16
99842 Ruhla
Offizielle Website: www.ruhla.de
E-mail-Adresse: info@ruhla.de
Politik
Bürgermeister: Gerald Pietsch (CDU)

Ruhla (umgangssprachlich "die Ruhl" genannt) ist seit 2004 ein staatlich anerkannter Erholungsort (Luftkurort), der sich in einer Höhe von bis zu 530 m mitten im Thüringer Wald und direkt am Rennsteig befindet. Zur Stadt Ruhla gehören außerdem noch die Ortsteile Thal und Kittelsthal. Ruhla allein hat 4.056 Einwohner, mit den beiden Ortsteilen zusammen sind 6.691 Menschen in Ruhla wohnhaft. Der Name Ruhla stammt wahrscheinlich von einem durch den Ort fließenden Bach, welcher neben dem heute gebräuchlichsten Namen, "Erbstrom" auch als Rolla bezeichnet wurde.

Geschichte

Die Uhrenstadt Ruhla wurde im Jahre 1355 erstmals urkundlich erwähnt, feiert also 2005 ihr 650-jähriges Jubiläum. Das Stadtrecht wurde ihr ab 1886 zuerkannt. Ansiedlungen in und um Ruhla gab es aber schon weitaus früher. Ruhlas erste Siedler waren sogenannte "Waldschmiede" welche zugleich Bergleute, Köhler und Schmelzer waren. Sie verwendeten die von der Natur gegeben Rohstoffe Holz und Eisenerz um Eisen herzustellen, und aus diesem dann Blankwaffen zu produzieren.

Der Schmied von Ruhla

Aus dieser Zeit stammt auch die weit über die Stadtgrenzen bekannte Sage vom Schmied von Ruhla:

So soll sich Landgraf Ludwig II. von Thüringen, der als schwach und milde gegenüber seinem Landadel bekannt war und nichts davon wusste, wie sehr die Landesfürsten die Bürger und Bauern knechteten, auf einem seiner Jagdritte im Ruhlaer Forst verirrt haben. Als er nach langer Suche endlich des Feuer eines Ruhlaer Waldschmiedes sah, soll er ihn aufgesucht und um Herberge gebeten haben. Als der Schmied ihn fragte wer er sei, leugnete der Fürst seine wahre Idendität und gab an ein Jäger des Landgrafen zu sein. Der Schmied, auch verbittert über die verfehlte Milde Ludwigs und der damit verbundenen Knechterei durch die Fürsten, gab darauf seinen Unmut über den Landgrafen preis, gewährte ihm jedoch seine Bitte um Unterkunft. Als Ludwig sich nun, verwundert über die Worte des Mannes, zur Ruhe legte fing der Schmied an die ganze Nacht hindurch zu arbeiten, so dass der Graf kein Auge zu tun konnte. Schlag um Schlag hämmerte der Schmied auf das Eisen und sagte immer und immer wieder: "Landgraf, werde hart! Landgraf, werde hart, so hart wie dieses Eisen!" und "Du böser, unseliger Herr! Siehst du nicht, wie deine Räte das Volk plagen?" Als der Morgen kam und Graf Ludwig ungeschlafen von dannen zog, besann er sich des Schmiedes Worte und regierte fortan mit eiserner Hand. Daher pflegte man auch lange Zeit sprichwörtlich von einem strengen, unbeugsamen Mann zu sagen: "er sei in Ruhla hart geschmiedet worden".

Geschichte bis 1850

Durch den entwicklungsbedingten Verfall des Waffenschmiedehandwerks spezialisierte man sich um 1530 auf das Herstellen von Messerwaren. Im Jahre 1640 wurde Ruhla, bedingt durch eine Erbschaft der Söhne des Herzogs Johann von Weimar, in zwei Herzogtümer (Sachsen-Weimar und Sachsen-Gotha) geteilt. Dabei bildete der Erbstrom, ein durch Ruhla verlaufender Gebirgsbach, die natürliche Grenze. Diese Teilung ist auch der Grund, warum sich mehrere Kirchen im Ort befinden. Erst 1920/21, bei der Bildung des Landes Thüringen, kam es zur Vereinigung der beiden Verwaltungsgebiete und damit auch zur Vereinigung der geteilten Stadt.

Die Teilung und die damit verbundenen Entwicklungsschwierigkeiten, aber auch Konkurrenz, Absatzschwierigkeiten und das Abwandern von 80 Familien der Messerschmiedezunft, führten im 19. Jahrhundert zum Niedergang des Ruhlaer Messerhandwerkes. Schon während der Blüte des Messerschmiedehandwerks entwickelte sich jedoch mit der Pfeifenbeschlagfertigung ein neuer Erwerbszweig und nur kurze Zeit später wurden in Ruhla komplette Tabakspfeifen hergestellt. 1750 wurde schließlich in Ruhla der "unechte" Meerschaum erfunden. In dieser Zeit wurde Ruhla auch als "Mekka der Pfeifenraucher der Welt" weltbekannt.

Geschichte ab 1850

Am 25. September 1862 wurde von den Gebrüdern Thiel ein Gewerbe für Pfeifenbeschläge angemeldet. Das Unternehmen entwickelte sich beständig und durch den in der Gründerzeit (1871-73) zusätzlich stattfindenden allgemeinen Aufschwung entschloss man sich in ein neues, größeres Gebäude umzuziehen. Die Produktpalette umfasste mittlerweile mehrere kleine Metallartikel und ab 1874 erwägte das Unternehmen die Produktion einer "Bieruhr". Ab 1891 stellte man die erste Ruhlaer Taschenuhr vor. Sie fand durch ihren sehr günstigen Preis zunächst im Ausland, vorallem in Amerika, reißenden Absatz. Ab 1901, nach einer Überarbeitung, gelang auch ein steigender Umsatz auf dem deutschen Markt. Die dafür benötigten Teile wurden auf eigens entwickelten Maschinen gefertigt, welche auch für andere Kunden angeboten wurden. Ruhla wuchs zu einem der bedeutendsten Orte der deutschen Uhrenindustrie heran. Im 1. und 2. Weltkrieg beschränkte sich die Produktion fast ausschließlich auf die Herstellung von Zeitzündern für die Rüstungsindustrie.

1952 ging das gesamte Unternehmen, auf Beschluss der Regierung der UdSSR in Volkseigentum über. Das Produktionssortiment umfasste neben Weckern, Armbanduhren, Schach-, Auto- und Tischuhren auch wieder Werkzeugmaschinen. Die Entwicklung neuer Fertigungstechnologien führte 1963 sogar zur weltweit einzigen, vollautomatisierten Fertigung des legendären "Kaliber 24", welches bis 1987 in mehr als 120 Millionen Uhren verbaut wurde. Zum Zeitpunkt der Wende begann erneut eine geschichtliche Umbildung der Uhrenindustrie Ruhlas. Aus den VEB Uhrenwerken Ruhla entstanden private, hochspezialisierte Klein- und Mittelbetriebe. Bis heute ist der Name Ruhla als Uhrenstadt nahezu jedermann ein Begriff.

 
Blick vom Mühlrainstein auf Ruhla

Tourismus

mini-a-thür

Der Ort bietet die Ausstellung "mini-a-thür" (Klein-Thüringen) mit Miniaturmodellen vieler Thüringen Sehenswürdigkeiten (zum Beispiel das Carl-Zeiss Planetarium von Jena) in einem Freigelände. Im Winter sind die Modelle in einer Museumshalle zu bestaunen.

Der Dichterhain ist eine 1863 angelegte Gedenkstätte für bekannte Ruhlaer Bürger. Diese ist unweit der "mini-a-thür" Ausstellung zu finden.

 
St.Concordiakirche

Winkelkirche

Außerdem bietet Ruhla eine besondere Kirche, eine Winkelkirche (sie ist eine von fünf in Deutschland befindlichen Winkelkirchen, und zudem die einzige welche noch im ursprüngliche Bauzustand erhalten geblieben ist). Die Die St.Concordia-Kirche befindet sich im ehemals eisenach-weimarischen Ortsteil von Ruhla. Ihr Bau 1660/1661 war des Resultat eines Streites zwischen den Bewohnern der geteilten Stadt um die damals einzige Kirche, die Trinitatiskirche, welche sich auf dem Gebiet des gothaischen Stadtteils befand. Mit dem Bau der St.Concordia-Kirche besaß nun jeder Stadtteil ein eigenes Gotteshaus. Die Kirche ist mit einer Jehmlich-Orgel ausgestattet und der Taufstein ist eine Schenkung des Ruhlaer Messerschmiedezunft.

Aussichtspunkte

Der Carl-Alexander-Turm ist der einzige Aussichtsturm im westlichen Thüringer Wald und besitzt 111 Stufen bei einer Höhe von 21 m. Er ist nur wenige Kilometer von Ruhla entfernt und befindet sich auf dem 639 m hohen Ringberg. Der Aufstieg wird mit einer einzigartigen Aussicht auf den Thüringer Wald, Eisenach und die Wartburg, die Hörselberge, die Rhön, den Hohen Meißner, den Hainich und die Stadt Ruhla belohnt.

Die Ruine der 1137 erstmals erwähnten Scharfenburg, von deren Turm man einen wunderschönen Ausblick über des umliegende Land hat, findet man im Stadtteil Thal.

 
Ruhlaer Tabakpfeifenmuseum und Museum für Stadtgeschichte

Museum

Auch lohnenswert ist ein Besuch im Museum für "Tabakpfeifen und Stadtgeschichte" in Ruhla. Das Museum befindet sich im Zentrum Ruhlas in einem 1614 erbauten Herrenhaus. Heute zählt das Museum 15 Ausstellungsräume in denen neben der historischen Entwicklung der Stadt Ruhla auch die Entwicklung der Tabakpfeifenherstellung in Ruhla dokumentiert wird.

Tropfsteinhöhle

Im Ortsteil Kittelsthal befindet sich eine sehenswerte Tropfsteinhöhle. Diese wurde 1888 durch Bergbautätigkeiten entdeckt und schließlich 1896 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1968 wurde sie wegen notwendiger Bergsicherungsmaßnahmen geschlossen und 1992 nach erfolgter Rekonstruktion wieder für Besucher geöffnet. In der einzigen ausgebauten Tropfsteinhöhle Thüringens lassen sich Tropfsteingebilde bestaunen, welche ein Alter von mehreren tausend Jahren besitzen.

Sport in/um Ruhla

In Ruhla gibt es ein Stadion (genannt Mittelwiese), dort finden des öfteren Fussballspiele des Vereins EFC 08 Ruhla (Erbstromtaler Fussball-Club) statt, dieser spielt in der Landesklasse West. Außerhalb des Stadions ist auch noch eine asphaltierte Freifläche für Inline-Skater und Skateboarder. In Ruhla selbst sowie im Ortsteil Thal ist jeweils ein Freibad vorzufinden. Im Winter (und bei Schnee) ist in Ruhla eine 1,5km lange Rundspur (mit Hinweistafeln auf denen Hinweise zur jeweils angebrachtetsten Lauftechnik gegeben sind) aufzufinden. Etwas außerhalb von Ruhla sind auch noch vier Skisprung-Schanzen, wo die Mitglieder des WSC Ruhla (Winter-Sport-Club) trainieren.

Naturräumliche Einordnung

Geologie

Die Umgebung der Stadt Ruhla ist in geologischer Hinsicht sehr vielfältig. Sie gehört diesbezüglich zu den am Besten untersuchten Gebieten Deutschlands. Die ältesten in und um Ruhla anstehenden Gesteine sind kristalline Schiefer (Glimmerschiefer, Phyllite, Gneise, Amphibolit). In anderen Gegenden befinden sich diese in etwa 1000 Metern Tiefe, in Ruhla sind sie allerdings durch Gebirgshebungen und Abtragung an der Oberfläche. Hohe Berge, wie der Breitenberg und der Ringberg, bestehen aus solchem kristallinen Schiefer, sie sind also vorwiegend im Norden Ruhlas zu finden. An das Kristallingebiet schließt sich in nördlicher Richtung, vor Thal, ein unterschiedlich breites Zechsteinband an.

Westlich und Östlich von Ruhla befinden sich Gebiete in denen sich hauptsächlich Porphyre finden lassen. Die Porphyre bilden als ausfließende Ergussgesteine hohe Kuppen wie die Kahle Koppe im Osten und den Kissel im Westen. Sowohl im Porphyr als auch in den kristallinen Schiefern ist die Ausprägung der Täler gleich: V-Täler mit meist beiderseits steil abfallenden Hängen und so gut wie keiner Talsohle.

Südwestlich von Ruhla findet man den Bereich des Ruhlaer Granits, mit seinen Blockfeldern und Einzelblöcken (diese haben einen höheren Quarzanteil und sind somit härter). Die im Granitgebiet ausgebildeten Täler sind Muldentäler, da der Granit grusig verwittert und seine Verwitterungsprodukte dann leicht abzutransportieren sind. Auch an das Granitgebiet schließt sich ein unterschiedlich breites Zechsteinband an, in südlicher Richtung, bei Steinbach/Altenstein.

Erwähnenswert aus geologischer Sicht ist noch, dass es im Raum Ruhla zu einer Mineralisierung von Rissen und Spalten kam. Diese Mineralisierung war die Voraussetzung für den später betrieben Bergbau (z.B. der Abbau von Eisenerz), welcher zusammen mit der Weiterverarbeitung der Rohstoffe der Hauptgrund für die Besiedlung des Ruhlaer Raums war.

Die Böden hängen vom jeweiligen Untergrund ab. Auf Granit ist der Boden lehmig und steinig, auf Glimmerschiefer und Gneis ist er durchlässig und steinig. Die Böden rund um Ruhla sind alle kalkfrei und nicht sehr mächtig.

Klima

Das Klima in Ruhla ist maritim. Der durchschnittliche Jahres-Niederschlag beträgt 820mm, am meisten regnet es im Juli (intensive Gewitterregen). Die niederschlagsärmsten Monate sind Februar und März. Die Jahresdurchschnittstemperatur in Ruhla ist 7°C, am wärmsten ist es im Juli (14°C) und am kältesten im Januar (-1°C).

Vegetation

Im Ruhlaer Waldgebiet sind hauptsächlich Buchen und Fichten vorzufinden, oberhalb von 700 Metern befinden sich fast ausschließlich nur noch Fichten. Fast die Hälfte des gesamten Waldgebietes um Ruhla besteht aus Fichten, den zweitgrößten Anteil hat der reine Buchenwald. An Lichtungen wachsen vereinzelt auch Ahorne, Eschen und Birken; der Mischwaldanteil ist insgesamt sehr gering. Bis vor etwa 250 Jahren sah dieses Bild jedoch anders aus. Denn zu dieser Zeit bestanden die Ruhlaer Wälder nur aus Lauburwäldern (vorwiegend Buchen). Diese teilweise Monokultur der Fichten führt bis heute zu einer Bodenverarmung.

Persönlichkeiten

Sportler

In Ruhla aufgewachsen und wohnhaft ist der nordische Kombinierer Marko Baacke. Dieser war bereits zweimal Deutscher Jugendmeister, zweimal Deutscher Juniorenmeister, zweimal Vizejuniorenweltmeister und im Jahre 2001 belegte er im Gesamtweltcup Platz 5 und wurde Weltmeister im Sprint. Im Jahre 2004 war er Sieger des Deutschlandspokals.

Eine weitere Skisportlerin aus Ruhla, die bisher viele Erfolge verzeichnen kann ist Juliane Seyfarth. Sie war 2003 und 2004 Deutsche Schülermeisterin im Skispringen. Zudem ist die erst 14-jährige Deutsche Meisterin im Damenskispringen.

Der in Ruhla aufgewachsene Ron Spanuth gewann 2001 Bronze mit der deutschen Langlaufstaffel in Lathi.

Dieter Neuendorf, ein Skispringer, wurde 1966 in Oslo Vizeweltmeister in seiner Sportart.

Weitere "Ruhlaer"

  • Ludwig Storch (1803-1881): Ruhlaer Heimatdichter und Schriftsteller
  • Arno Schlothauer (1872-1942): Ruhlaer Heimatdichter
  • Otto Böttinger (1867-1942): Ruhlaer Heimatdichter
  • Hartmann Schenk (1634-1681): Schriftsteller und Pfarrer
  • Johann Andreas Stumpff (1768-1846): Königlich Britischer Harfenmacher
  • Georg Heinrich Lux (1779-1861): Organist und Komponist
  • Friedrich Lux (1820-1895): Musiker und Komponist

Literatur

  • "Die Tradition der Pfeifenherstellung in Ruhla" von Karsten Müller (1996)
  • "Naturpark Thüringer Wald" - Wanderkarte von Lutz Gebhardt (2004)
  • "Die Geschichte der Ruhlaer Eisenbahn 1880-1967" von Harald Rockstuhl

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