Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Störung (ADS) oder Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) nach DSM-IV ist neben aggressiven Verhaltensweisen das am häufigsten diagnostizierte Störungsbild des Kindes- und Jugendalters.
Kernsymptome sind dabei Aufmerksamkeitsstörungen, Impulsivität und optional Hyperaktivität.
ADS ist als Attention Deficit Disorder (ADD) in der DSM-IV definiert. ADS und ADHS werden heute in der Literatur synonym verwendet; es kann als Unterscheidung dienen, dass von "ADS" ohne-, und von "ADHS" mit ausgeprägtem Hyperaktivitätssymptom gesprochen wird; einige Autoren verwenden auch "ADS", um auszudrücken, daß die Hyperaktivität nicht mehr, wie früher, das Leitsymptom ist. Laut ICD-10 wird ADS als Hyperkinetisches Syndrom (HKS) bezeichnet.
Früher war es bekannt als Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD) (englisch Minimal Brain Dysfunction (bis in die 60er Jahre -Damage)), in der Schweiz wiederum als Psychoorganisches Syndrom (POS).
Die häufigen, jedoch ungenauen und widersprüchlichen Presseberichte zum Thema mystifizieren ADHS eher als darüber aufzuklären. Dies schlägt sich auch in der Meinung von Politikern nieder.
Einführung
ADS ist eine
- meist behandelbare,
- lebenslang persistierende (bleibende),
- meist genetisch bedingte (nach einigen Biologen immer)
- auf einer neurobiologischen Störung der vorderen Gehirnregionen basierende
- Symptomatik,
die mit erheblichem Leidensdruck für Betroffene und Angehörige einhergeht. Das Suchtrisiko und das Risiko von Betragensstörungen von unbehandelten ADS-Betroffenen ist stark erhöht. ADS erlaubt allerdings auch eine offenere Wahrnehmung und geht sehr häufig mit Empathie und Kreativität einher, so dass behandelte ADS-Betroffene durch Betonung ihrer Stärken gute Lebensaussichten haben.
Ist ADS eine Krankheit?
ADS ist ein Modus der Wahrnehmung und des Denkens, der seine Stärken und Schwächen hat. Die Behandlung führt also nicht zu einer "Heilung", sondern ermöglicht es dem behandlungsbedürftigen Betroffenen, mit seinen Schwächen umzugehen und seine Stärken auszuspielen.
Genausogut könnte man Weiblichkeit als Krankheit ansehen. In bestimmten Berufen findet eine besondere Förderung von Frauen über Quotenregelungen statt ("Therapie"), und es gibt Initiativen, Mädchen und Frauen mehr Selbstbewusstsein zu geben und sie "fit" (en. passend) für die bestehende Gesellschaft zu machen, aber von einer Krankheit würde niemand reden.
Muss jeder Betroffene behandelt werden?
ADS kann man, grob gesagt, in drei Schweregrade einteilen.
- Der Leicht Betroffene hat zwar die biologische und genetische Disposition, bei ihm ist die Symptomatik aber nicht so schwer ausgebrochen, dass er behandlungsbedürftig ist. Er hat eine höhere Kreativität, ist etwas impulsiver als normal, und kann sich nicht so gut konzentrieren, wie andere Menschen, dafür bekommt er aber auch am Rande liegende Details mit; dies hat aber keinen Krankheitswert, und er hat keinen Leidensdruck. Besonders eine frühzeitige Information des Umfeldes über ADS und ein günstige psychosoziale Entwicklung können einen Betroffenen in seiner Entwicklung in diese Kategorie stellen. Trotzdem sollte er informiert werden, da er eine hohe Wahrscheinlichkeit hat, betroffene Kinder zu zeugen.
- Der Mittelschwer Betroffene ist behandlungsbedürftig und leidet neben ADS später unter Folgeschäden, entwickelt aber keine Betragensstörung und macht keinen sozialen Absturz durch. Sein Selbstmordrisiko ist trotzdem ohne Behandlung erhöht, und er ist von Schulversagen und Versagen im Beruf gefährdet.
- Ein Schwer Betroffener entwickelt Betragensstörungen und gleitet sehr wahrscheinlich in die Sucht oder Kriminalität ab; ohne Behandlung kann er sich nicht sozialisieren.
Hieran sieht man, dass längst nicht alle eigentlich Betroffenen behandlungsbedürftig sind. Nimmt man die leicht Betroffenen, die eigentlich nicht unter ADS nach DSM-IV fallenden dazu, halten einige Neurologen und Psychologen aus den Vereinigten Staaten von Amerika eine Durchsetzung mit ADS-Disposition bis zu 25% für möglich.
Nach der übereinstimmenden Meinung vieler Neurologen und Psychologen hat sich die Grenze zwischen behandlungsbedürftiger mittlerer Betroffenheit und leichter Betroffenheit in den letzten Jahrzehnten zu Ungunsten der leicht Betroffenen verschoben. Einerseits ist daran die vernetzte Gesellschaft und die damit einhergehende Reizüberflutung schuld, andererseits der wissenschaftliche Fortschritt, der den Anteil an theoretischen Grundlagen selbst in eher praxisorientierten Fächern wie Maschinenbau stark erhöht hat.
Mit Prophylaxe, wie dem Marburger Konzentrationstraining und einer umfassenden Information des Umfeldes kann man unter Umständen erreichen, daß sich die Symptomatik nicht zu schwer entwickelt. Hierbei sollte man aber bedenken, daß ein Großteil des Schweregrades neurobiologisch bedingt ist und man nur Grenzfälle beeinflussen kann.
ADS-Symptome
Kernsymptome
Die Kernsymptome von ADHS sind:
- Aufmerksamkeitsstörungen (Vorzeitiger Abbruch von Tätigkeiten, insbesondere bei kognitiven Leistungen)
- Impulsivität (Handeln ohne vorheriges Überlegen und Unfähigkeit, abzuwarten)
Häufig, aber bei weitem nicht immer, tritt noch als ehemaliges Leitsymptom auf:
- Hyperaktivität (Exzessive motorische Ruhelosigkeit)
Die Hyperaktivität war ehemals das einzige sichere Symptom, und aus dem besseren Verständnis der Genese seit 1990 hat sich ergeben, dass mehr Betroffene als bisher diagnostiziert werden können und sich das Geschlechterverhältnis zwischen betroffenen Frauen und Männern von 1:9 auf 1:3 verschieben konnte. Die Rate der Betroffenen, früher mit 3-6% angegeben, wird heute eher mit 6% angegeben und ist noch nicht vollständig erforscht. Auch Raten von 10-15%, teils bis 25%, wenn man leicht betroffene nicht Therapiebedürftige hinzurechnet, erscheinen heute zunehmend realistisch.
Als Voraussetzung für die Diagnose ADHS müssen die Symptome mindestens seit sechs Monaten vorliegen und erstmals schon vor dem siebten Lebensjahr aufgetreten sein. Dabei müssen sie deutliche Beeinträchtigungen für das Leben der betroffenen Person mit sich bringen. Ein Ausschluss von möglichen anderen Störungen, welche die hyperkinetischen Symptome besser erklären würden, ist dabei unerlässlich. Es darf zum Beispiel keine tief greifende Entwicklungsstörung, eine Schizophrenie oder eine andere psychotische Störung vorliegen.
Der ICD-10 unterscheidet, für das Hyperkinetische Syndrom (HKS), eine Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung (F 90.0), Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität (F 98.8) oder Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens (F 90.1).
Das Diagnostische Manual DSM-IV lässt eine differenziertere Diagnosestellung bei einer situationsübergreifenden Störung zu und unterteilt in drei ADHS-Erscheinungsbilder:
- ADHS, kombinierter Typ (häufigste Erscheinungsform mit allen drei Kernsymptomen) (314.01)
- ADHS, vorwiegend unaufmerksamer Typ (primär Aufmerksamkeitsstörung, geringe Hyperaktivität und Impulsivität) (314.00)
- ADHS, vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ (primär Hyperaktivität und Impulsivität, geringe Aufmerksamkeitsstörung) (314.01)
Weitere häufig bei ADS-Betroffenen beobachtete Symptome
Neben den Kernsymptomen können verschiedene zusätzliche Auffälligkeiten aus ADS oder durch ADS ausgelösten Folgeschäden auftreten, in klinischen Untersuchungen sind hyperkinetische Störungen ohne komorbide Störungen sogar die Ausnahme.
Häufig sind dissoziale Verhaltensstörungen (bei mehr als 50 % aufgrund geringer Frustrationstoleranz durch erhöhte Impulsivität auch im affektiven Bereich), Lernstörungen (in der Schule sind 80 % der Betroffenen mindestens zwei Noten schlechter als Durchschnitt), Tic-/Sprech-/Sprachstörungen und Beziehungsprobleme aller Art.
Neben den negativen Symptomen werden aber sehr häufig eine ausgeprägte Phantasie, Hypersensibilität, eine hohe Intelligenz und ein besonderes Körpergefühl beobachtet, das sich in einer niedrigen Schmerzschwelle wie auch in besserem Wissen über die Vorgänge im Körper äußern kann. Nicht selten spüren schwangere ADS-Frauen die Bewegungen ihres Kindes, bevor dies nicht-betroffene Frauen tun.
ADS-Kinder sind häufig Schreikinder, die schnell laufen können und den Mutterleib für ständige Bodenturnübungen verwenden.
Ursachen
Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist ein multifaktorieller Erklärungsansatz für ADHS am wahrscheinlichsten.
Zweifellos besteht bei Betroffenen eine Störung der Neurobiologie, die Striatofrontale Dysfunktion.
Im Verlauf der Entwicklung führt diese Störung zu verschiedenen psychosozialen Faktoren, die die Entstehung der Symptomatik und der Folgeschäden beeinflussen.
Bei der Genese scheinen die psychosozialen Bedingungen eine allenfalls geringe Rolle zu spielen, aber sie tragen wohl stark zur Ausprägung des Schweregrads der Störung bei.
Es lassen sich durch die Impulsivität von ADS verschiedene Störungen der Selbstregulation feststellen. Diese wiederum führen zu einer Zunahme negativer Interaktionen mit Eltern, Peers und Lehrern, was durch ungünstige Bedingungen in Familie und Schule noch verstärkt werden kann.
Dadurch wird wiederum eine Zunahme der hyperaktiven Symptomatik bewirkt sowie die Entstehung komorbider Symptome (beispielsweise Leistungsdefizite, aggressives Verhalten, emotionale Störungen) begünstigt. Ein regelrechter Teufelskreis entsteht.
Vorkommen
ADHS betrifft nach den Kriterien des DSM-IV ca. 4-8 % aller Schulkinder in Deutschland. Nimmt man die Bemessungsgrundlagen des ICD-10 für das Hyperkinetische Syndrom, so erhält man Schätzraten von 1-3 %. Rein rechnerisch bedeutet das, dass in jedem Klassenzimmer durchschnittlich etwa ein betroffenes Kind sitzt. Fest steht, dass Jungen gegenüber Mädchen deutlich häufiger von Symptomen betroffen sind, die meisten Studien geben das Verhältnis zwischen 3:1 und 9:1 an. Da bei Mädchen jedoch häufiger der unaufmerksame Typus auftritt und diese sich meist ruhiger und unauffälliger verhalten, kann man davon ausgehen, dass die "Dunkelziffer" der betroffenen Mädchen deutlich höher ist und ein Verhältnis von 3:1 realistisch ist.
Die Prävalenz von ADHS im Erwachsenenalter wird mit zwischen 1,3 und 4,7 % angegeben (Quelle: Deutsches Ärzteblatt Ausgabe 37 vom 10. September 2004). In diesem Alter bildet sich die Hyperaktivität stark zurück, und ADS wird von Komorbiditäten begleitet, häufig Depressionen, Angststörungen und Störungen des Selbstbildes.
ADS im Erwachsenenalter ist seit 1995 bekannt und seit 2003 auch in Deutschland anerkannt.
Fast alle Experten betonen, dass heutzutage nicht mehr Kinder betroffen sind als früher. ADHS tritt aber aktuell verstärkt und offensichtlicher zu Tage. Als Gründe dafür werden allgegenwärtige Reizüberflutung durch Computer, Handys, Fernsehen und die häufiger vorzufindende Strukturlosigkeit in Familie, Schule und Gesellschaft angeführt. Mit diesen Gegebenheiten sehen sich ADHS-Betroffene im allgemeinen einer größeren Herausforderung gegenüber, ihr Leben zu gestalten.
Problematisch ist die Diagnosestellung, da die Hauptsymptome auch als völlig normale Entwicklungsphasen im Vorschulalter auftreten und die Unterscheidung zwischen Normvariation und Auffälligkeit Eltern und Erziehern daher oft schwer fällt. In einer Studie von Manfred Döpfner konnten einzelne Symptome bei bis zu 31 % der Jungen festgestellt werden, die notwendige Anzahl der Kriterien für eine ADHS-Diagnose erreichten hier aber nur 6 % aller Kinder.
In den letzten 30 Jahren wurden zumeist Erziehungsfehler, Elternproblematik, Vernachlässigung und frühkindliche Traumata für die Ursachen von ADHS gehalten und die Störungen grundsätzlich als soziales und pädagogisches Problem angesehen. Diese Ansichten werden von neueren Untersuchungen jedoch ausgeschlossen.
Hypoaktive ADHS-Kinder
Dieser ADS-Typ fällt, wenn überhaupt, zumeist erst im Jugendalter auf. Häufig sind Mädchen davon betroffen. Im Gegensatz zu dem auffälligen, hyperaktiven Subtypus sind diese Kinder eher ruhig und verträumt.
Meistens können sie sich sehr gut alleine beschäftigen, und sind in ihrer eigenen Welt oft zufrieden. Erst mit konkreten Leistungsanforderungen, bekommen sie ihre Probleme. Manchmal schon im Kindergarten, meistens jedoch erst in der Schullaufbahn.
Diese sogenannten "Träumer" werden mit der Welt der Leistungsanforderungen, der Gruppenregeln und Verhaltensnormen konfrontiert, die sie verunsichern und irgendwann einmal schließlich überfordern. Typischerweise kommt es zu einem unerklärlichen Versagen in der Schule. Vorhandenes Potential wird nicht ausgeschöpft, und die Betroffenen gelangen in einen Kreislauf der Frustration.
Obwohl normale oder gar überdurchschnittliche Intelligenz vorhanden ist werden diese Kinder häufig als "unterdurchschnittlich begabt" bzw. "eigenbrötlerisch" oder gar "faul" wahrgenommen.
Diagnostik
Voraussetzung für jede Behandlung von ADHS ist eine fundierte Diagnose durch einen mit der Materie vertrauten Arzt, Psychiater oder Psychologen, die auch Differentialdiagnosen und eventuelle begleitende Krankheiten (z.B. Depression, Angstkrankheit) berücksichtigt.
Es hat sich bei Betroffenen sehr häufig als schwierig herausgestellt, einen kompetenten Facharzt für ADS zu finden, und sehr viele Betroffene werden erst in relativ hohem Alter diagnostiziert. Dr. Med. Kirsten Stollhoff, Autorin des Buches "Hochrisiko ADHS" (siehe Literatur), rechnet vor, dass bei den etwa 5% schwer Betroffenen, von denen man realistischerweise ausgehen kann, 1999 584.700 Kinder in Deutschland behandlungsbedürftig wären; behandelt wurden davon nur 10%. 1990 wurden gar nur 2.500 Kinder in Deutschland medikamentös behandelt.
Hinweise für ADS können leicht gefunden werden, beispielsweise durch Konzentrationstests wie der BP-Konzentrationstest nach Esser, der von jedem Lehrer im Klassenrahmen durchgeführt werden könnte. Kinder, die in solchen Tests auffallend schlecht abschneiden, sollten einem kompetenten Neurologen oder Pädiater zur weiteren Abklärung vorgestellt werden. Namen von mit ADS befassten Fachärzten finden sich in vielen Kassenärztlichen Vereinigungen in Deutschland, die häufig eigene ADS-Zirkel haben. Es muss betont werden, dass ein schlechtes - oder gutes - Abschneiden in einem bestimmten Test nicht automatisch eine oder keine ADS bedeutet, aber als Hinweis dienen kann.
Weitere Diagnostik funktioniert über Beurteilungen von Lehrern ("sehr verträumt und unkonzentriert", "zappelig", aber auch "schlechte Schrift" und "langsam"), Befragung der Eltern, und auch der Kinder selbst. Zusätzlich wird in der Regel ein MRT und ein EEG angefertigt, um andere Erkrankungen auszuschließen.
Ein Test auf die Denkfähigkeit in mehreren Teilbereichen ("Intelligenztest") rundet in der Regel die Diagnostik ab.
Ein weiterer Hinweis ergibt sich aus der Reaktion auf bestimmte Medikamente. Seit den 30er Jahren weiß man, dass ADS-Betroffene paradox auf Beruhigungs- und Stimulanzmedikamente reagieren das heißt, sie können auf Beruhigungsmittel und Narkose lebhaft reagieren und andere Dosen verlangen, während sie auf Stimulanzien oder Kaffee beruhigt ansprechen.
Dies macht man sich auch in der Therapie zunutze: Das als bisheriger Goldstandard in der ADS-Behandlung eingesetzte Methylphenidat ist eigentlich ein Stimulanzmittel.
Behandlung
Ziel der Behandlung ist es, das individuell unterschiedlich vorhandene Potential auszuschöpfen, die sozialen Fähigkeiten auszubauen und eventuelle Begleitstörungen zu behandeln. Im Allgemeinen sollte die Behandlung multimodal erfolgen, das heißt, es sollten parallel mehrere Behandlungsschritte durchgeführt werden (Psychotherapie + Psychosoziale Interventionen + Pharmakotherapie).
Vorsorge
Für die Behandlung von Babies, Klein- und Schulkindern mit ADS, aber auch für nicht-ADS-Betroffene empfehlenswert, hat sich das Marburger Konzentrationstraining (MKT) herausgestellt.
Ähnlich dem Autogenen Training beruht es auf verbaler Selbstinstruktion.
Es ist auch für vollkommenen gesunde Kinder oder für Kindern mit ungesicherter Diagnose geeignet.
Autogenes Training kann ebenfalls als unterstützende "sanfte" Maßnahme bei älteren Kindern und Erwachsenen hilfreich sein.
Information
Eingehende Information aller beteiligten Personen über ADHS ist wesentlicher Bestandteil jeglicher Therapie. Betroffene sollten Bescheid wissen über die Art der Störung (ADHS ist keine Geisteskrankheit, kein Schwachsinn und keine Faulheit), die Symptome, die konkret möglichen Alltagsschwierigkeiten und etwaige Behandlungsmöglichkeiten.
Neben dem ärztlich-psychologischen Gespräch gibt es einschlägige Literatur, sowohl für Eltern als auch für betroffene Erwachsene und Kinder, wobei diese Bücher im Aufbau oft auf die Art der Störung Rücksicht nehmen (wenig Fließtext, viele Zeichnungen, usw.).
Medikamentöse Einstellung
Die Medikation ist bei mittel- und schwer Betroffenen nötig. Nur durch Medikation kann eine weitere Therapie erst greifen. Die Medikation nimmt einen Großteil des beträchtlichen Leidensdruckes von Betroffenen, aber auch deren Eltern, Angehörigen und Umfeld.
Grundmedikation
Zur medikamentösen Behandlung der AHDS werden in erster Linie Stimulanzien eingesetzt, die den Dopaminstoffwechsel im Gehirn beeinflussen. Dazu gehören insbesondere Methylphenidat (siehe auch Ritalin, Medikinet) und Amphetaminderivate (D-L-Amphetamin), in der Schweiz auch Dexamin. Beide Medikamente werden seit Jahrzehnten eingesetzt und mindestens 70 % der Betroffenen sprechen darauf an, wobei Methylphenidat heute in der Schulmedizin als Mittel der Wahl gilt.
Die Wirkung der Stimulanzien zeigt sich bei vielen ADHS Patienten bereits nach einer halben Stunde. Sie werden gewöhnlich ausgeglichener und aufmerksamer, allerdings hält die Wirkung bei den Kurzzeit-Präparaten nur wenige Stunden an. Da die optimal wirksame Dosis sehr unterschiedlich sein kann, ist es wichtig, die Dosierung individuell einzustellen. Neuerdings sind auch Präparate erhältlich, die nur einen Teil des Wirkstoffes sofort abgeben und den Rest über Stunden verteilt. Damit lassen sich morgendliche Einmalgaben erreichen.
Zusätzlich können Antidepressiva zur Behandlung eingesetzt werden.
Methylphenidat wird seit 1959 eingesetzt und ist im Rahmen der Kurzzeitwirkung umfangreich untersucht worden. Langzeitanwendungen werden kontrovers diskutiert, bisherige Studien mit Kontrolltomographien haben aber keine Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung durch Methylphenidat ergeben. Trotzdem sollte der Wirkstoff nur nach sorgfältiger ärztlicher Indikationsstellung im Rahmen eines Gesamtbehandlungskonzeptes verordnet werden.
Die Einstellung auf das Medikament erfolgt nach der so genannten Titrationsmethode, in dem der Arzt zunächst die notwendige Einzeldosierung (in der Regel zwischen 5 und 20 mg) und die individuelle Wirkungsdauer (ca. 3-5 h) bestimmt. Anhand von Beobachtungsbögen wird die Wirkung von Eltern, ggf. Lehrern oder Therapeuten beurteilt und danach die Dosierung angepasst. Die notwendige Dosis variiert individuell stark. Während man früher davon ausging, dass die Regeldosis nicht über 1 mg pro Kilogramm Körpergewicht liegen sollte, ist heute eine derartige Empfehlung nicht mehr gängig.
Aufgrund der kurzen Wirkzeit kann an deren Ende ein Rebound-Phänomen auftreten. Hierbei nehmen die Patienten wieder Symptome der Unruhe bzw. Hyperaktivität wahr. Eine zu hohe Dosis von Methylphenidat führt ebenfalls zu Unruhegefühl oder innerer Anspannung, selten auch zu einer deutlichen Reduktion der Aktivität mit Mattigkeit und einem Unlustgefühl. Diese Erscheinungen halten für die Wirkdauer an und können im nachhinein durch angemessene Dosisfindung korrigiert werden.
Nebenwirkungen der Behandlung mit Stimulanzien sind normalerweise auf die Einstellungsphase begrenzt und kurzzeitig. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören Appetitminderung oder auch Magenbeschwerden, Kopfschmerzen und seltener Ticstörungen. Während bei einigen Kindern zunächst Schlafprobleme auftreten können, benötigen andere Kinder sogar eine kleine Dosis Methylphenidat um ihre gedankliche Unruhe und Reizfilterschwäche behandelt zu bekommen und zum Schlaf zu finden.
ADHS-Patienten weisen ein erhöhtes Suchtrisiko auf, weshalb die Gabe von Stimulanzien lange als Risiko für eine spätere Suchtentwicklung galt. In Studien wurde gezeigt, dass die Gabe von Methylphenidat nicht zu einer Abhängigkeitsentwicklung beiträgt. Vielmehr scheint sich das Risiko für frühzeitige Nikotin-, Alkohol- bzw. Drogenabhängigkeit zu vermindern. Nur bei bewusst missbräuchlicher Verwendung oder extrem hohen Dosierungen besteht ein Toleranzeffekt mit der Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung.
Auch bei Erwachsenen stellt die Behandlung mit Methylphenidat nach den geltenen Leitlinien in Deutschland die medikamentöse Behandlung der ersten Wahl dar. Allerdings ist derzeit kein derartiges Präparat in Deutschland für die Behandlung bei Erwachsenen zugelassenen, kann jedoch vom Arzt im Rahmen eines Heilbehandlungsversuches verordnet werden (sog. "off-label"-Verordnung). Allerdings ist bei einigen Krankenkassen derzeit die Kostenübernahme nicht geklärt. In der Schweiz wird Ritalin von der Krankenkasse auch für Erwachsene bezahlt, Dexamin jedoch weder für Erwachsene noch für Kinder.
Amphetaminsulfat wirkt sehr ähnlich Methylphenidat; wenn ein Kind unter Methylphenidat einen Tic entwickelt, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieser unter Amphetaminsulphat nicht auftritt, und umgekehrt. Des weiteren ist Amphetaminsulfat günstig bei Sozialen Störungen.
Strattera (Wirkstoff Atomoxetin) ist ein seit März 2005 in Deutschland erhältliches Antidepressivum (sog. Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer), der sich in internationalen Studien ebenfalls als wirksam in der Behandlung von ADHS erwiesen hat. Der Wirkeintritt kann jedoch im Gegensatz zu Stimulanzien erst nach einigen Wochen beurteilt werden, da das Medikament schrittweise auf die Wirkdosis (in der Regel 1,2 mg/kg Körpergewicht) eingestellt werden muss.
Ferner liegen zur Wirkung und den Nebenwirkungen von Atomoxetin noch keine Langzeitstudien vor, da das Medikament erst zu kurz auf dem Markt ist.
Weitere Medikation
Darüber hinaus kommen trizyklische Antidepressiva und selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer in Frage, die jedoch nur bei einem wesentlich kleineren Prozentsatz der Betroffenen wirken und aufgrund des ungünstigen Nebenwirkungsprofils nur in Ausnahmen Verwendung finden. Mit großem Erfolg werden Antidepressiva eingesetzt, wenn Depressionen als Begleiterkrankungen auftreten, da diese Mittel dann nicht nur die Depression, sondern auch die ADS-Symptomatik positiv beeinflussen können. Hierbei haben sich folgende Mittel als besonders geeignet herausgestellt.
Mirtazapin (Handelsname Remergil) ist ein tetrazyklisches Antidepressivum, das die Bildung von Serotonin und Noradrenalin anregt.
Venlafaxin (Handelsname Trevilor) ist ein Selektiver Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufname-Hemmer.
Fluoxetin (Handelsname Fluoxetin, Fluxet) ist ein Selektiver Serotonin Wiederaufname-Hemmer. In hohen Dosen kann Fluoxetin auch die Noradrenalin- Wiederaufnahme hemmen (Individuell verschieden, Einnahme bis max. 80 mg zulässige Höchstdosis pro Tag).
Die Mittel wirken mit der Beeinflussung des Serotoninhaushaltes nicht nur gegen die Manien und Depressionen, sondern die Noradrenalin-Komponente wirkt auch auf Antriebskraft und Konzentration des ADS-Betroffenen.
Psycho- und Physiotherapie
Psychotherapeutische Behandlungsmethoden gelten als ein wesentliches Therapieangebot im Rahmen der multimodalen Therapie. Zielsetzung ist dabei, einen möglichst angemessenen Umgang mit den ADHS-Besonderheiten und Problemen zu erwerben.
Problematisch und wirkungslos wird die Therapie, wenn der Therapeut die organische Entstehung von ADS ignoriert. Eine medikamentöse Therapie ist in der Regel Voraussetzung für die Wirksamkeit jeder weiteren Therapie.
Ein Kind, das unter medikamentöser Einstellung ein unauffälliges Sozialverhalten zeigt und sich normal sozialisieren kann, braucht unter Umständen auch keine weiteren Therapien.
Dr. Med Doris Ryffel-Rawak, die in der Schweiz viel mit Betroffenen, vor allem Erwachsenen, arbeitet (siehe Literatur), sieht die Verhaltenstherapie allerdings zumindest bei Erwachsenen, neben medikamentöser Einstellung und Coaching, als wesentlich zur Behandlung mittlerer bis schwer Betroffener an.
Im Kindesalter orientieren sich verhaltenstherapeutische Therapieprogramme daran, in einem Elterntraining Informationen zu ADHS und geeignete Hilfen zum Aufbau erwünschten Verhaltens zu vermitteln (z.B. Verstärkersysteme mit einem Token-System oder Response-Cost, feste Strukturen und Regeln, Hilfen im Umgang mit Problemverhalten). Weitere Zielbereiche können die Verbesserung der Selbststeuerung (z.B. durch Coaching, Selbstinstruktionstraining oder Selbstmanagement-Methoden) und Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen sein.
Im Erwachsenenalter fehlen bisher Untersuchungen, die einen Wirkungsnachweis der Psychotherapie bei ADHS zeigen. Derzeit laufen jedoch Forschungen, die unter anderem ein spezielles Fertigkeitentraining bei ADHS-Erwachsenen untersuchen. Es ist zu erwarten, dass auch bei Erwachsenen verhaltenstherapeutische Therapieangebote effektiv sind.
Allerdings weisen betroffene Erwachsene häufig Begleitstörungen (z.B. Ängste, Depressionen, Essstörungen, Suchtprobleme, Persönlichkeitsstörungen) auf. Liegen erhebliche Selbstwertprobleme und negative Selbstüberzeugungen vor, können auch tiefenpsychologische Behandlungsangebote zur Stärkung der Ich-Strukturen hilfreich sein.
Da häufig das gesamte Familiensystem betroffen ist, haben auch systemische Behandlungskonzepte einen Stellenwert in der Therapie. Die Berücksichtigung der selbst betroffenen Elternteile hinsichtlich der Bindungsstrukturen und Interaktionsverhalten in der Familie gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Mit ADS ist häufig eine Neigung zur Grobmotorik und eine Störung der Feinmotorik verbunden. Abhilfe hier kann eine Ergotherapie schaffen.
Weitere Behandlungsunterstützung
Doris Ryffel-Rawak (siehe Literatur) sieht Coaching neben Medikamenten und Verhaltenstherapie als wesentlich für die Behandlung ADS-Betroffener an. Hierbei steht dem Betroffenen neben dem Therapeuten und Nervenarzt noch eine Vertrauensperson zur Verfügung, die ihn versteht, mit ihm Ziele entwirft, und mit ihm gemeinsam Strategien entwickelt, wie diese Ziele zu erreichen sind. Somit arbeitet der Coach fast permanent mit dem Betroffenen und hilft ihm, die getroffenen Vorsätze auch umzusetzen.
Nährstofftherapie
Relativ neu ist ein Behandlungsansatz durch Näherstofftherapie. Dabei wird die medikamentöse Einstellung mit der Aufnahme von Omega-3-Fettsäure, Omega-6-Fettsäure, Magnesium, Zink und Vitamin E durch Lebensmittel oder Nahrungsergänzungspräparate normalerweise in Kapselform kombiniert. Ebenfalls wird empfohlen, in dieser Therapie vor allem den Konsum von Lebensmitteln mit hoher Glykämischer Last zu vermeiden und möglichst proteinhaltige mit kohlenhydratreicher Nahrung zusammen zu verzehren; also beispielsweise zum Frühstück Quark mit Honig zu sich nehmen.
Die Wirksamkeit ist noch umstritten; allerdings schadet diese Therapie mit ihrer Empfehlung zur ausgewogenen Ernährung auch nicht, wie dies andere alternative Behandlungen tun.
Siehe unter Literatur.
Behandlung Erwachsener mit Nikotinpflastern
In neuerer Zeit wurde eine Studie gemacht, Erwachsene mit ADS mit Nikotinpflastern zu behandeln; hierbei trat eine deutliche Besserung der Symptomatik auf. Dies erklärt auch, warum viele ADS-Betroffene früh mit dem Rauchen beginnen.
Alternative Behandlungen
Oligo-Antigene Diät
Die Oligo-Antigene Diät ist ursprünglich ein Verfahren bei Neurodermitis und wirkt in 10-20% der Fälle. Hierbei wird dem Patienten vier Wochen lang eine Diät nur aus allergisch unbedenklichen Nahrungsmitteln verabreicht.
Kommt es zu einer Besserung der Symptome, so werden nach und nach im Viertagesrhythmus weitere Nahrungsmittel zugesetzt und geprüft, ob sich die Symptomatik wieder verschlechtert; dann wird dieses Nahrungsmittel vollkommen ausgesetzt. Nach einiger Zeit sollte so herauskommen, welche Nahrungsmittel beim Patienten unbedenklich sind.
Wirkungslose und umstrittene Ansätze
Andere Ansätze befassen sich mit "alternativer" Medizin (z.B. Algen). Diese sind jedoch meist wirkungslos und teils nicht unumstritten, da die gesundheitliche Unbedenklichkeit nicht gewährleistet werden kann.
Seit den 90ern gibt es den NLP-Ansatz (D. Blackerby). Die Grundannahme für die Anwendung von NLP-Wissen besteht darin, dass die Symptome durch die "innere Wahrnehmung" des Einzelnen verursacht werden. Mit NLP-Wissen soll die Struktur der inneren Wahrnehmung erforscht und auch gezielt beeinflusst werden. NLP heilt auch nicht, sondern hilft nur mit der Besonderheit besser klar zu kommen, sie zu verstehen und Fehlreaktionen zu vermeiden.
Familientherapien und tiefenpsychologische Therapien sind, sofern der behandelnde Psychologe sie nicht als ein Aspekt der multimodalen Therapie ansieht und ADS rein tiefenpsychologisch zu erklären versucht (siehe Abschnitt in diesem Artikel), nachgewiesenermaßen wirkungslos; tiefenpsychologische- und vor allem Verhaltenstherapien eingebettet in ein Behandlungskonzept eines Neurologen oder Nervenarztes dagegen können die Symptomatik nachhaltig zusammen mit einer medikamentösen Einstellung und einem Coaching verbessern.
Zu Algen schreibt das Buch "Hochrisiko ADHS":
- Auch Algen verordnet der Heilpraktiker gern und viel. Es sind ganz spezielle Algen, die nur wirken, wenn sie von Jungfrauen bei Mondlicht geerntet werden. (Die Behauptung, die Wirkung sei erst sichergestellt, wenn die Algen von einäugigen, farbenblinden Pastorentöchtern eingebracht werden, die an einem Sonntag geboren wurden, hat sich als bösartiges Gerücht der Pharmaindustrie herausgestellt.....)
- Diese Algen sind teuer und nachweislich wirkungslos im Hinblick auf die ADHS-Symptomatik, können aber Leber und die Nerven schädigen. Das kanadische Gesundheitsministerium warnt nachdrücklich vor diesem "Allheilmittel", das auf höchst unseriöse Weise beworben wird.
Zu den meisten alternativen Therapien gibt es Untersuchungen und Doppelblind-Studien, die ihre Wirkungslosigkeit - teils ihre Gefährlichkeit - nachweisen.
Häufige Folgeerkrankungen
Sehr häufig sind emotionale Störungen wie reaktive Depressionen und Angststörungen, da der Betroffene sehr häufig von sozialen Gruppen zurückgewiesen wird. Bei Frauen werden auch Essstörungen beobachtet.
Auswirkungen auf die Biographie
Stärken durch ADS
Neben den negativen Symptomen haben ADS-Betroffene auch viele Stärken oder Eigenschaften, die richtig eingesetzt Stärken sind. So betrachten viele Experten wie auch Betroffene ein richtig eingestelltes ADHS als Gabe.
Zu ihren Stärken gehört ihre Hypersensibilität, dass sie Veränderungen sehr schnell erfassen können, was sich meist in einer besonderen Empathie und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn äußert; ihre Begeisterungsfähigkeit, die sich in besonderer Kreativität und Liberalität äußern kann, ihre Impulsivität, die sie richtig dosiert zu interessanten Gesprächspartnern macht; der Hyperfokus, der zu lang ausdauerndem und konzentriertem Arbeiten an bestimmten Themen führen kann, und viele andere.
Hyperaktivität kann auch zu besonderer Begeisterung am Leistungssport führen.
Alle diese Stärken sind ADS-Symptome, die ADS-Betroffene mit leichter bis mittlerer ADS und selbst bei mittlere bis schwer Betroffene unter Verhaltenstherapie lernen können, für sich einzusetzen. Viele ADS-Betroffene werden auch als hochintelligent beschrieben.
Thom Hartmann hat in seinem Buch Eine andere Art die Welt zu sehen die These aufgestellt, dass Betroffene aus genetischer Sicht "nur" die Nachfahren der steinzeitlichen Jäger und Sammler (Hartmann nennt sie daher "Hunter") seien. Ihm zufolge baut die moderne Gesellschaft jedoch auf "Farmer"-Systemen auf, was die "Hunter" dazu zwingt, sich erst in diesen zurechtzufinden und sich diese Grundlagen anzueignen.
In seinem 2000 erschienenen Buch ADD: Veränderungen selbst bewirken plädiert Hartmann dafür, ADHS als eine Eigenschaft zu sehen, die durchaus verändert bzw. behoben werden kann.
Da ADS vor allem durch die Biographien von Betroffenen diagnostiziert wird, finden viele ADS-erfahrene Psychologen Hinweise auf ein Vorliegen von ADHS in der Lebensgeschichte vieler berühmter Persönlichkeiten.
Es ist zwar immer problematisch, von Toten Parameter wie den IQ zu bestimmen. Die Diagnostik durch Biographie von ADS-Betroffenen macht diese Hinweise allerdings etwas sicherer als die beschriebene IQ-Bestimmung, die manchmal auch von ideologischen Faktoren abhängig ist; des Weiteren ist ADS so stark verbreitet, dass es fast schon unwahrscheinlich wäre, wenn nicht auch viele bedeutende Persönlichkeiten die Symptomatik hätten.
ADHS und Hochbegabung
Nach Beobachtung mehrerer Ärzte kommen hochbegabte Kinder mit ADS proportional häufiger vor als ohne ADS.
Intelligente und speziell hochbegabte Kinder sind von ADHS oft schwerer betroffen als normal begabte ADHS-Kinder; allerdings kommen sie nach Beobachtung einiger Ärzte auch häufiger vor.
Dank ihrer Intelligenz können sie sich über einen längeren Zeitraum anpassen und integrieren, jedoch fällt die Diskrepanz bei ihnen umso höher aus, wenn sie damit fehlschlagen. Selbstkrisen und Depressionen können die Folge sein.
Bekannt ist dieses Phänomen unter anderem aus der Schule, wo immer wieder hochbegabte Schüler in fortgeschrittenen Klassenstufen einen erheblichen Leistungseinbruch zeigen ohne dass sonstige äußere Gründe dies erklären könnten.
Unter anderem Doris Ryffel-Rawak beschreibt ADS-Betroffene sehr häufig als besonders kreativ und oftmals mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet, die sie aber durch die Schwächen von ADS nur selten gewinnbringend nutzen können.
Gefahren
Bei unbehandelten ADS-Betroffenen ist die Gefahr, Drogensüchtig zu werden, um ein vielfaches erhöht als bei Nicht-Betroffenen. Auf dem 9. Suchtmedizinischen Kongress 2000 in München stellte Prof. M. Huss, Berlin, eine Studie vor, dass behandelte Betroffene ein signifikant geringeres Suchtrisiko als unbehandelte haben; ihr Suchtrisiko ist auf das Maß von nicht-Betroffenen reduziert. Dies wird von vielen Neurologen auf versuchte Selbstmedikation geschoben: Alkohol, Nikotin und Drogen wirken auch auf den gestörten Dopaminhaushalt des Betroffenen, und er macht die Erfahrung, dass er sich unter diesen Stoffen besser fühlt. Da diese Mittel unverhältnismäßige Nebenwirkungen haben, ist dies oft der Weg in die Sucht.
Wird ADS nicht diagnostiziert, hat dies Auswirkungen auf das Umfeld. Der Betroffene wirkt "desinteressiert", "faul", er macht die Erfahrung des Schulversagens, und im Kindesalter erleben sie immer wieder Sanktionen für ihr Verhalten durch Eltern, Lehrer und andere Gruppen; erst nach der ADS-Diagnose können diese Personen überhaupt erst wissen, wie sie sich dem Betroffenen gegenüber verhalten sollen.
Hierdurch kommt es sehr häufig zu den weiter oben angesprochenen Folgeschäden (Komorbiditäten), die zu einem Karriereabsturz führen können. Ein Betroffener, der immer die Erfahrung machen musste, seine Fähigkeiten nicht optimal einsetzen zu können, wird irgendwann resignieren und eine Karriere weit unter seinen Fähigkeiten einschlagen, wenn er nicht durch eine Suchtkarriere den sozialen Absturz erlebt.
Die Impulsivität vieler Betroffenen kann zu Berufsversagen führen, bei Mädchen und Frauen zu ungewollten Schwangerschaften.
Kriminalität ist ebenfalls ein Problem vieler schwer ADS-Betroffener. Einerseits kann sich dies ausprägen als Beschaffungskriminalität bei Drogensucht. Andererseits kann die Kriminalität selbst den ADS-Betroffenen die Stimulation geben, die sie benötigen; fehlende Impulskontrolle führt zu Körperverletzung, Sachbeschädigung, Vandalismus, Vergewaltigung und Diebstahl. Dies gilt besonders bei Betroffenen mit Betragensstörungen.
Ob die oft mit schwerem ADS einhergehenden Betragensstörungen eine Ausprägung der Störung sind, oder ob sie durch die gestörte Eltern-Kind-Beziehung und die Isolation von Gleichaltrigen entstehen, wird unter Neurologen noch diskutiert.
ADS in der Literatur
Nach Prof. Michael Hamm wurde ADS als Krankheitsbild bereits von Hippokrates von Kós um 400 v. Chr. beschrieben. Dieser führte es auf ein Ungleichgewicht von Feuer zulasten von Wasser im menschlichen Körper in Verbindung und empfahl eine multimodale Therapie aus körperlicher, geistiger und musischer Ertüchtigung sowie eine Diät mit Gerste statt Weizen, Fisch statt Fleisch und Wasser als Getränk.
Heinrich Hoffmann beschrieb als erster in seinem Buch "Der Struwwelpeter" Mitte des 19. Jahrhunderts die Symptome von ADHS in seiner Schilderung vom Zappelphilipp und Hans Guck-in-die-Luft.
Bei der Arbeit mit ADS-Betroffenen fielen Psychologen aber immer wieder bekannte Personen auf, bei denen sie Hinweise auf ADS fanden; entweder durch ihre eigene Lektüre, oder durch Hinweise ihrer Patienten, die sich von einem bestimmten Autor besonders verstanden fühlten.
Als Beispiele seien an dieser Stelle Ludwig van Beethoven, Winston Spencer Churchill, Walt Disney, Thomas Edison, Albert Einstein, Benjamin Franklin, John F. Kennedy, Theodore Roosevelt, Jules Verne, H.G. Wells, Orson Welles, die Familie von Thomas Mann, Hermann Hesse, Friedrich Nietzsche, E.A. Poe, Heinrich von Kleist, Friedrich Schiller und die Gebrüder Wright genannt.
Auch in der Kinder- und Jugendliteratur werden immer wieder Kinder beschrieben, bei denen sich Hinweise auf ein Vorliegen von ADHS finden, neben den oben bereits erwähnten Zappelphillipp und Hans-guck-in-die-Luft sind dies exemplarisch Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga und Tom Sawyer.
Diskussion
ADS ist zwar lange bekannt, und es existieren auch Langzeitstudien zur Behandlung mit Methylphenidat und zur Biographie unbehandelter Betroffener; die Durchbrüche in der Erforschung der Genese von ADS und das Begreifen als neurobiologische Störung folgten aber erst Alan Zametkins PET-Studie von 1990. So ist ADS immer noch nicht vollständig erforscht, und der aktuelle Forschungsstand ist auch außerhalb der Neurologie noch nicht vollständig realisiert - von einigen Gruppen wird er auch bewußt ignoriert.
Auch werden häufig von Journalisten zur Auflagensteigerung Ängste vor dem unter das BTM-Gesetz fallende Methylphenidat und die gezielte Persönlichkeitsveränderung von ADS-Betroffenen durch Medikation und Verhaltenstherapie aufgegriffen und ausgeschlachtet. Daß es dadurch zu einer Verunsicherung von Eltern Betroffener kommt und so ein ADS-Kind eventuell unbehandelt bleibt und in seiner Biographie so den erweiterten Risiken von Sucht, Depression und sozialem Absturz ausgesetzt ist, wird von ihnen nicht beachtet oder billigend in Kauf genommen.
Politische oder psychologische Ideologien können ebenfalls auf dem Rücken von ADS-Betroffenen propagiert werden. Kirsten Stollhoff (siehe Literatur) zeigt ebenfalls die Möglichkeit auf, dass viele ADS-Betroffene nach ihrer Diagnose bei medikamentöser Einstellung der wirkungslosen Psychoanalyse ganz und teilweise der nur Folgeschäden behandelnden tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie verloren gehen, und dass deswegen die Lobby der Therapeuten versucht, die neurobiologische Genese der Störung zu bezweifeln und die medikamentöse Therapie in Misskredit zu bringen. Hier hat sie vor allem den hochumstrittenen göttinger Neurobiologen Gerald Hüther im Blick, der sich sehr häufig gegen eine medikamentöse Therapie von ADS in psychoanalytischen Organen äußert und 2002 mit einer Untersuchung von fünf Ratten einen Zusammenhang zwischen Methylphenidat und Parkinson-Krankheit behauptete, der mittlerweile widerlegt ist und von dem sich der Arbeitskreis Neurobiologie der Universität Göttingen nachdrücklich distanzierte.
Tiefenpsychologische Sicht
Aus Sicht einiger Entwicklungspsychologen und Psychoanalytiker wird es für unwahrscheinlich gehalten, dass die entsprechenden Symptome auf einem angeborenen Stoffwechseldefekt basieren. Vielmehr müssten frühkindliche lebensgeschichtliche Faktoren als ursächlich angesehen werden. ADS/ADHS steht mit einem veränderten Stoffwechsel im Gehirn in Verbindung. Dieser veränderte Stoffwechsel muss jedoch keine ursächliche Erklärung für das Verhalten der Kinder darstellen. Ebensogut könne man annehmen, dass sich das plastische menschliche Gehirn bei ADS-Kindern so entwickelt hat, weil sie bestimmte Erfahrungen machten. Diese ebenfalls in der Psychologie vertretene These sieht den Grund des Verhaltens eher in den Erfahrungen des Kindes als in der Vererbung.
Aus tiefenpsychologischer Sicht sind die Eltern und Erzieher also integraler Bestandteil des Phänomens und die Störungen im Verhalten der Kinder nur wiederum Manifestationen der Verhaltensprobleme ihrer Bezugspersonen. Folgt man dieser Sichtweise, ist die Bezeichnung für dieses Syndrom nicht weniger treffend, da die Kinder und Jugendlichen an den Aufmerksamkeitsdefiziten zum Beispiel ihrer Eltern ihnen gegenüber leiden und dies durch entsprechende aufmerksamkeitschaffende Aktivitäten (Hyperaktivität) zu kompensieren versuchen.
Diese Sichtweise hält keiner Bestätigung durch Studien stand; Psychologen, die versucht haben, ADS-Betroffene nach dieser Sichtweise zu "heilen", haben in vielen Fällen den Leidensdruck von Betroffenen und ihren Bezugspersonen unnötig erhöht und eine wirkungsvolle Therapie weiter hinausgezögert (siehe Stollhoff, Hochrisiko ADHS). Des weiteren führt sie zu einer Stigmatisierung von Eltern ADS-Betroffener, die durch ihr Kind schon genügend Leidensdruck haben.
Auf keinen Fall kann diese Sichtweise erklären, weswegen einige Geschwister ADS-Betroffen sind, andere, teils Zwillingsgeschwister, aber nicht.
ADHS ist nicht spezifizierbar
Kritiker gehen davon aus, dass es sich bei ADHS nicht um ein abgrenzbares und spezifisches Syndrom handelt, sondern um eine unspezifische Sammlung von Symptomen, wie sie ihrer Meinung nach auch bei anderen systemischen Erkrankungen, zum Beispiel aus dem rheumatodien Formenkreis, zu finden seien. Sie nehmen an, dass die Probleme von ADHS-Betroffenen einen anderen Hintergrund haben und die Unterordnung unter eine gemeinsame Diagnose somit sehr willkürlich sei.
Besonderheiten, bei denen Hyperaktivität häufig ein Merkmal ist, sind das Angelman-Syndrom und Autismus.
Manchmal wird ADS auch als Modekrankheit bezeichnet, von skrupellosen Nervenärzten erschaffen, um ihr Auskommen zu sichern.
Diese Kritiker haben meist keinerlei Erfahrung in der Behandlung von mehreren ADS-Betroffenen. Vor allem wird von ihnen die organische Nachweisbarkeit von ADS ignoriert.
ADS ist eine Krankheit der Gesellschaft, nicht der Kinder
Diese Meinung wird häufig von Politikern und Pädagogen vertreten, unter Anderem vom Politiker Reinald Eichholz (zitiert in Hochrisiko ADHS von Stollhoff) oder Nicola Raschendorfer in ihrem Buch "ADS - und wenn es das gar nicht gibt?".
Die Meinung ist, dass ADS-Kinder eigentlich "ganz normal" in einer unnormalen Gesellschaft sind und ihre Medikamentation die Gesellschaft nur von nötigen Reformen von sich und dem Schulsystem ablenkte. Man solle die Kinder lieber so akzeptieren, wie sie sind, als sie zu medikamentieren. Viele "kranke" Kinder seien auch nur "krank", weil die Gesellschaft ihnen nicht erlaubt, sich zu integrieren.
Einerseits bezweifeln auch Neurologen nicht, dass sich die Grenze zwischen leichtem, nicht behandlungsbedürftiger ADS und behandlungsbedürftigem ADS in den letzten Jahrzehnten verschoben hat.
Andererseits ist es sicher legitim, diese Gesellschaft verändern zu wollen. Dies zu tun, indem man ADS-Betroffenen die Behandlung vorenthalten will, verschiebt den Kampf aber auf den Rücken von Menschen, denen man dadurch das Leben erschwert und ihnen eine Karriere von Versagen und Unzufriedenheit gibt. Die Gesellschaft wird sich nicht so schnell ändern, und den Fortschritt zurückdrehen zu wollen, mutet an wie die Proteste londoner Weber gegen die ersten Dampfmaschinen. Der Behandlungsbedürftige muss in seinem Umfeld behandelt werden und hat ein Recht darauf, in der vernetzten Gesellschaft beispielsweise einer Großstadt fähig zu sein, ein Leben zu führen, und nicht in einem Bergdorf als Einsiedler leben zu müssen.
Schließlich zeigt sich bei den sicher besorgten Vertretern dieser Meinung, dass sie keinerlei Erfahrung mit ADS-Betroffenen haben.
Dies zeigt sich zum Einen in einem sehr problematischen Verhältnis zum Bild der ADS. Nicola Raschendorfer zitiert die renommierte "Pionierin auf dem Gebiet der ADS-Therapie" Cordula Neuhaus:
- Auf die Frage: "Wie erzähle ich dem Kind, was mit ihm los ist?" empfiehlt sie, Metaphern wie "Dein Gehirn arbeitet gut, aber es ist ein bißchen kurzsichtig" oder "Der Arbeitsspeicher in deinem Gehirncomputer ist so groß, daß immer wieder etwas herausfällt, bevor es auf der Festplatte ist" (zu groß = gut für Kinder) zu verwenden
um daraus weiterhin Schlüsse zu ziehen:
- Das Bild, das dahinter steht, sieht düster aus: Die Kinder leiden unheilbar an etwas, mit dem man sie nicht offen konfrontieren darf, das man ihnen so schonend wie möglich beibringen muß.
- Raschendorfer, ADS (siehe Literatur), S. 21
Davon, daß ADS ein Modus der Wahrnehmung ist, der seine Stärken und Schwächen hat, und die Behandlung nicht zu einer "Heilung" führt, sondern dem Betroffenen ermöglicht, mit seinen Schwächen umzugehen und seine Stärken auszuspielen, scheint diese Argumentation nichts zu wissen oder wissen zu wollen. Genausogut könnte man die Förderungsprogramme für Frauen in bestimmten Berufen als "Therapie" ansehen, die sie von der "Krankheit Weiblichkeit" heilen soll.
Zum Anderen ist die Aufforderung, den Betroffenen so zu akzeptieren, wie er sei, sicher nicht schlecht; der Betroffene selbst erlebt aber einen beträchtlichen Leidensdruck, weil er sich selbst nicht so akzeptieren kann, wie er ist. Er fängt vieles hoffnungsvoll an, um es nicht zu Ende zu führen und erlebt so die Erfolgserlebnisse einer abgeschlossenen Sache nur selten. Seine Impulsivität katapultieren ihn aus Gruppen heraus. Er sucht ständig nach neuen Stimulantien, und muss weiter suchen, sobald er sie gefunden hat. Wenn er eine Sache zu Ende bringt, verfällt er in Depressionen, weil die Stimulation des Kampfes um die Sache wegfällt. Schließlich und Endlich sind ein Abrutschen in die Drogenszene und ungewollte Schwangerschaften bei Mädchen sicher keine Sachen, die man so einfach auf die Gesellschaft schieben und "akzeptieren" kann. Ob die Propagandisten dieser sehr ideologischen Meinung den Betroffenen immer noch "akzeptieren", wenn er die gesuchte Stimulation in einer kriminellen Vereinigung oder einer rechtsextremen Gruppe findet, darf zumindest stark bezweifelt werden.
Den Bedürfnissen des Betroffenen selbst wird diese gut gemeinte, aber zu blauäugige Argumentation in keinem Falle gerecht, und es ist auch in keinster Weise für sein Umfeld hilfreich, wenn Lehrer ihn und seine Eltern stigmatisieren, weil er Methylphenidat nimmt oder die Eltern von solchen "Enthüllungen" aufgeschreckt ihrem betroffenen Kind die wirksame Hilfe vorenthalten. Mit derartigem Schubladendenken kommt man beim komplexen Phänomen ADS nicht weiter.
Literatur
Fachliteratur
- Manfred Döpfner: Hyperaktivität und Impulsivität. In: D.H. Rost (Hrsg.): Handwörterbuch der pädagogischen Psychologie. Weinheim: Beltz, 2001. (260-265)
- Manfred Döpfner: Hyperkinetische Störungen. In: F. Petermann (Hrsg.). Lehrbuch der klinischen Kinderpsychologie. Göttingen: Hogrefe, 2002. (152-179)
- Hesslinger B, Tebartz van Elst L, Thiel T, Haegele K, Hennig J, Ebert D: Frontoorbital volume reductions in adult patients with attention deficit hyperactivity disorder. Neuroscience Letters (2002) 328 (3): 319-321
- Bernd Hesslinger: Psychotherapie der ADHS im Erwachsenenalter. Hograefe 2004, ISBN 3801718565
- Johanne Krause und Klaus-Henning Krause: ADHS im Erwachsenenalter. Stuttgart 2004 (2.Auflage). ISBN 3794523717
- Kathleen G. Nadeau: A Comprehensive Guide to Attention Deficit Disorder in Adults. Research, Diagnosis and Treatment, 1995, ISBN 0876307608
- Paul Wender: Aufmerksamkeits- und Aktivitätsstörungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. ISBN 317017097X
- Zametkin, Alan J.: Cerebral glucose metabolism in adults with hyperactivity of childhood onset, New England Journal of Medizine, Nr. 20, Vol. 323, 1990
- Zametkin, Alan J. et al.: Brain metabolism in teenagers with attention-deficit hyperactivity disorder in: Ach Gen Psychiatry Vol. 50, May 1993: 333-340
Auswirkungen von ADS auf die Biographie
- Doris Ryffel-Rawak: ADS bei Erwachsenen, Huber, Bern, 2003, ISBN 3456836317 und Wir fühlen uns anders!, Huber, Bern, 2003, ISBN 3456839596 - Erklärung der Symptomatik und einiger ADS-Karrieren anhand von Patientenberichten
- Kirsten Stollhoff (Hrsg.), Hochrisiko ADHS. Plädoyer für eine frühe Therapie., Schmidt-Römhild, 2003, ISBN 3795007968 - Erklärung der Symptome und ADS-Karrieren, die in Kriminalität und Dissozialität endeten, weil sie nicht oder zu spät diagnostiziert wurden
Für Eltern
- Dieter Claus, Elisabeth Aust-Claus, Petra-Marina Hammer: Das ADS-Buch. Neue Konzentrations-Hilfen für Zappelphilippe und Träumer. Oberstebrink 1999, ISBN 398044936X
- Manfred Döpfner, Stephanie Schürmann und Gerd Lehmkuhl: Wackelpeter und Trotzkopf. Hilfen für Eltern bei hyperkinetischem und oppositionellem Verhalten. Weinheim: Beltz, 2000.
- Jeffrey Freed und Laurie Parsons: Zappelphilipp und Störenfrieda lernen anders, 3. Auflage 2002, ISBN 3-407-22834-1
- Fritz Jansen, Uta Streit: Eltern als Therapeuten Springer, Berlin 2005, ISBN 3540555935
- Cordula Neuhaus: Das hyperaktive Baby und Kleinkind, Urania Stuttgart 2003, ISBN 3332014110
- Cordula Neuhaus: Das hyperaktive Kind und seine Probleme, Urania Stuttgart 2003, ISBN 3332008722
- Cordula Neuhaus: Hyperaktive Jugendliche und ihre Probleme, Urania Stuttgart 2000, ISBN 3332010883
Für Betroffene
- Dieter Claus, Elisabeth Aust-Claus, Petra-Marina Hammer: ADS Das Erwachsenen-Buch. Hilfe zur Selbsthilfe. 2002, ISBN 3934333060
- Edward M. Hallowell und John J. Ratey: Zwanghaft zerstreut. Die Unfähigkeit aufmerksam zu sein. 1999, ISBN 3499607735
- Cordula Neuhaus: Lass mich, doch verlass mich nicht - ADHS und Partnerschaft, München 2005, ISBN 3423341068
- Doris Ryffel-Rawak: ADHS bei Frauen, 2004, ISBN 3456841213
- Sari Solden: Die Chaosprinzessin. Frauen zwischen Talent und Misserfolg. BV-AH e.V. ISBN 3933067022
- Lynn Weiss: Leben mit ADS, Brendow 2003, ISBN 3870679700
- Lynn Weiss: Eins nach dem anderen... Das ADD-Praxisbuch für Erwachsene ISBN 387067833X
Nährstofftherapie
- Prof. Dr. Michael Hamm und Dr. med. Mirko Berger: ADHS bei Erwachsenen - Die Nährstofftherapie. Hannover 2004, ISBN 3899935101
- Georg Keller: Hilfe bei AD(H)S. Knaur 2004, ISBN 3426669358
ADS als Chance
Diese, normalerweise aus den USA stammenden, Bücher verklären teilweise die positiven Aspekte von ADS - sind allerdings gerade deswegen Balsam für ADS-Betroffene, die neben einem hohen Leidensdruck und vielen Schwächen auch klare Stärken erleben.
- Thom Hartmann: Eine andere Art, die Welt zu sehen. Schmidt-Römhild 1997, ISBN 3795007356
- Thom Hartmann: ADHS als Chance begreifen Schmidt-Römhild 2004 ISBN 3795007925
- Lynn Weiss: ADS im Job, Brendow 2003, ISBN 3870679948
Kritisch
- Gerald Hüther und Helmut Bonney: Neues vom Zappelphilipp., Düsseldorf 2002. ISBN 3530401315
- Methylphenidat und Parkinson-Syndrom Eine Spekulation macht ihre Runde und wird als Gerücht entlarvt von Aribert Rothenberger Antwort auf Hüthers Behauptungen für ein Fachpublikum
- Es gibt Grund zur Sorgfalt, aber keinen Grund zur Sorge Stellungnahme der Universität Göttingen zu Hüthers Behauptungen
- Stellungnahme von Dr. Klaus Skrodzki, AG ADHS zu Hüthers Behauptungen
- Nicola Raschendorfer: ADS: Und wenn es das gar nicht gibt? Verlag an der Ruhr, 2003. ISBN 3860728210
Weblinks
Einführende Informationen
- Die Aufmerksamkeitsstörung (ADS) einführender Artikel von Doris Ryffel-Rawak
- ADD-Online Umfangreiche Informationen zu ADHS/HKS.
- Web4Health Viele Informationen, insbesondere zu Medikamenten und Therapien.
- DGPPN Leitlinien zu ADHS bei Erwachsenen. [PDF-Format]
Selbsthilfeverbände
Bei näherem Interesse zu ADS sollte auf jeden Fall ein kompetenter Neurologe konstatiert werden. Selbsthilfeverbände können ebenfalls viele gute Informationen geben; ihr Vorteil ist, daß hier das persönliche Gespräch gefunden werden kann und sich damit nicht zuletzt die Suche nach einem kompetenten Neurologen einfacher gestaltet.
- Bundesverband Arbeitskreis Überaktives Kind e.V.
- Bundesverband Aufmerksamkeitsstörung/Hyperaktivität e.V.
- http://www.ads-kurse.de/ads_adhs_selbsthilfegruppen.htm Adressen von Selbsthilfegruppen zu ADS
- Hypies.de Seite für und von Betroffenen.
- Eigen-Sinn Private Selbsthilfeseite für hochbegabte Kinder mit ADHS.
- http://www.zappelphilipp.de Ein Betroffener über ADS
Fachgruppen von Ärzten
Zusätzlich zur AGADS unterhalten die meisten Kassenärztlichen Vereinigungen Qualitätszirkel zu dem Thema.
Kritisches
- ADS-Kritik Website, welche die Existenz von ADHS bestreitet.