Vichy-Regime

politisches System in Frankreich 1940-1944
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Vichy-Regime (offiziell: État français) die französische Regierung nach der Niederlage vom Juni 1940 gegen Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Sie erhielt ihren Namen von ihrem Regierungssitz, dem Kurort Vichy in der Auvergne. Als die französische Armee den deutschen Vorstoß nicht stoppen konnte und General de Gaulle in London mit Winston Churchill über verzweifelte Anstrengungen zum Stopp des deutschen Vormarsches verhandelte, kam es unter Führung des greisen Marschalls Pétain zum Waffenstillstand vom 17. Juni in Compiègne. Dieser sah die Teilung Frankreichs in einen besetzen Teil im Norden und entlang der Atlantikküste und einen „unbesetzten, freien“ Teil im restlichen Frankreich im Süden vor.

De Gaulle gründete am 18. Juni in London die France-libre-Kräfte. Diese kämpften gegen die deutsche Besatzung und die Vichy-Regierung.

Das Parlament, das im Kasino in Vichy tagte, setzte am 10. Juli 1940 die Verfassung der Dritten Republik außer Kraft (die Verfassung sah dies nicht vor). 80 Parlamentarier demissionierten sofort als Zeichen des Protestes. Die anderen setzten Marschall Henri Philippe Pétain als Staatschef ein (obwohl Staatspräsident Albert Lebrun formell nie zurückgetreten war), mit dem Auftrag, eine neue Verfassung auszuarbeiten, die die Verteidigung der Arbeit, der Familie und des Vaterlandes sicherstellen sollte (« Travail, famille, patrie »).

Am 11. Juli 1940 wurde durch den Senat und die Nationalversammlung der État français anstelle der République proklamiert. Chef der Regierung war bis Ende 1940 Pierre Laval, dann 1941 und 1942 Admiral François Darlan und dann erneut Pierre Laval.

Marschall Pétain führte eine reaktionäre Politik und kollaborierte mit Deutschland; 130.000 ausländische und 70.000 französische Juden wurden deportiert. Ebenso wurde die Résistance bekämpft.

Da die Vichy-Regierung immer noch die Kontrolle über die französische Marine besaß, wurden sämtliche französischen Schiffe in Häfen unter britischer Kontrolle beschlagnahmt. Dennoch besaß die Vichy-Regierung größere Flottenverbände. In Mers El Kébir nahe Oran lagen mehrere Schiffe, die von den Briten am 3. Juli versenkt wurden, nachdem alle Übergabeangebote abgelehnt wurden. Dabei starben etwa 1.297 französische Seeleute. Bei dem Versuch, die französischen Flottenverbände nahe Dakar zu versenken, mussten die britischen Kräfte jedoch den Rückzug antreten.

Ein weiterer Konflikt zwischen Großbritannien und der Vichy-Regierung entstand, als einige deutsche Flugzeuge, nach der Niederschlagung eines Aufstandes im Irak im Juni 1941, durch Syrien fliegend in die Kämpfe eingriffen. Daraufhin besetzten britische und freifranzösische Verbände den Syrien und den Libanon, dessen nationale Führung bereits die Zusammenarbeit mit General de Gaulle als Gegenleistung für die eigene Unabhängigkeit ausgehandelt hatte (siehe Geschichte des Libanon). In Syrien und dem Libanon stellte General Fouad Chehab, der spätere libanesische Staatspräsident, mehrere tausend Mann arabische Freiwilligenverbände auf, die neben senegalesischen Eliteeinheiten einen Kern der "Armee des Freien Frankreichs" bildeten, und in Nordafrika (Schlacht von Bir Hakeim) kämpften und an der Befreiung Italiens beteiligt waren. Bei der Befreiung des Libanon wurden auch jüdische Freiwillige der Palmach aus Palästina eingesetzt, der spätere israelische General Moshe Dayan wurde bei diesen Kämpfen am Auge verletzt.


Ebenso griffen die Briten mit Hilfe von südafrikanischen Kräften Madagaskar an, um zu verhindern, dass die Japaner von Madagaskar aus den Handel im Indischen Ozean stören könnten.

Die Regierung verlor ihre ohnehin geringe reale Macht, als die Deutschen im November 1942 auch die „freie Zone“ besetzten, nachdem Pétain sich geweigert hatte, französische Truppen zur Verfügung zu stellen. Die deutsche Besetzung war Folge der Besetzung Nordafrikas durch die US-Amerikaner in der Operation Torch. Pétain verschickte daraufhin anfangs französische Freiwillige für die deutsche Rüstungsindustrie. Als ihre Anzahl den mit Hitler vereinbarten bei Weitem nicht entsprach, wurden Tausende Franzosen zwangsweise vom Vichy-Regime zum Service du Travail obligatoire rekrutiert.

Nach der Landung in der Normandie und nach der Befreiung richtete General de Gaulle am 9. September 1944 in Paris per Befehl die Republik wieder auf und bildete dort seine provisorische Regierung. Das Vichy-Regime war im Schutz deutscher Soldaten nach Süddeutschland geflohen.

Mit dem Vichy-Regime verbundene Personen

Literatur

  • Eberhard Jäckel: Frankreich in Hitlers Europa: die deutsche Frankreichpolitik im 2. Weltkrieg, Stuttgart 1966
  • Serge Klarsfeld: Vichy-Auschwitz: die Zusammenarbeit der deutschen und französischen Behörden bei der Endlösung der Judenfrage in Frankreich, Nördlingen 1989 ISBN 3-89190-958-6