Türkei

Staat in Südosteuropa und Vorderasien
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Die Türkei (Eigenbezeichnung Türkiye) ist der Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches und ging nach dem Ersten Weltkrieg aus diesem hervor. Die Türkei ist eine laizistische Republik. Der Laizismus geht auf den Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk zurück. Atatürk war bestrebt, durch viele gesellschaftliche Reformen die Türkei nach dem Vorbild Europas zu modernisieren.

Türkiye Cumhuriyeti
Türkische Republik
Türkische Flagge
Türkische Flagge
Wappen der Türkei
Wappen der Türkei
(Details) (Details)
Wahlspruch: Yurtta Sulh, Cihanda Sulh
(türk. „Frieden in der Heimat, Frieden in der Welt“)
Amtssprache Türkisch
Hauptstadt Ankara
Staatsform Laizistische Republik, parlamentarische Demokratie
Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer, seit 17. Mai 2000
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan, seit 11. März 2003
Fläche 779.452 km²
Einwohnerzahl 68.893.918 (Stand Juli 2004)
Bevölkerungsdichte 88,25 Einwohner pro km²
Gründung 29. Oktober 1923
Währung Yeni Türk Lirası (bis 31. Dezember 2004: Lira)
Zeitzone UTC+2
Nationalhymne İstiklâl Marşı
Kfz-Kennzeichen TR
Internet-TLD .tr
Vorwahl +90
Lage der Türkei

Geographie

 
Topographie der Türkei

Die Türkei erstreckt sich geographisch über zwei Kontinente. Der größte Teil des türkischen Staatsgebiets liegt mit ca. 97 % auf dem asiatischen Kontinent. Lediglich 3 % der Gesamtfläche (23.623 km²) befinden sich auf dem europäischen Kontinent. Der europäische Teil der Türkei wird auch als Thrakien bezeichnet und der asiatische Landesteil als Anatolien. Die Türkei bildet somit geographisch eine Schnittstelle zwischen Okzident und Orient.

 
Landschaft westlich Ankaras

Die Landesgrenzen der Türkei haben eine Gesamtlänge von ca. 9.848 km, davon sind 7.200 km vom Meer umgrenzt. Im Westen der Türkei liegt das Ägäische Meer, im Süden das Mittelmeer und im Norden das Schwarze Meer. Daneben teilt die Türkei mit acht Nachbarländern eine Grenze mit einer Gesamtlänge von 2.648 km. Im Nordwesten grenzt sie an Griechenland (206 km Grenze) und Bulgarien (240 km), im Nordosten an Georgien (252 km), Armenien (268 km), Aserbaidschan (Exklave und autonome Republik Nachitschewan, mit der die Türkei einen 9 km langen Grenzstreifen teilt), im Osten an den Iran (499 km) und im Süden an den Irak (352 km) und Syrien (822 km).

Vor allem der Norden der Türkei gehört zu den am stärksten Erdbeben-gefährdeten Regionen der Welt und wurde in den letzten Jahren immer wieder von Erdbeben erschüttert. Da eine gewisse chronologische Ost-West-Abfolge der Beben in der Nordtürkei festzustellen ist, gehen Experten davon aus, dass in absehbarer Zeit auch İstanbul von einem großen Beben erschüttert werden wird. Die letzten großen Beben in der Provinz Kocaeli lagen bereits weniger als 100 km von Istanbul entfernt.

 
Klimadiagramm İstanbul
 
Klimadiagramm Ankara
 
Klimadiagramm Antalya
 
Klimadiagramm Van

Die Fläche der Türkei wird zu 26,2 % von Wald eingenommen, landwirtschaftlich werden 36,3 % der Gesamtfläche genutzt.

Höchste Berge der Türkei:

Wichtigste Flüsse der Türkei: Kızılırmak 1335 km, Euphrat (Fırat), Sakarya, Murat, Tigris (Dicle), Seyhan, Göksu, Çoruh, Großer Mäander.

Seen der Türkei: Vansee (Van Gölü) 3713 km², Großer Salzsee (Tuz Gölü) 1500 km², Beyşehir Gölü 656 km², Eğridir Gölü 468 km², Akşehir Gölü 353 km², İznik Gölü 298 km²

Bedeutende Inseln der Türkei: Imroz (Gökçeada) 279 km², Marmara Adası 117 km², Bozcaada 36 km², Uzunada 25 km², Alibey 23 km², Pasalimanı 21 km², Avşar 21 km²

Provinzen

Die Türkei teilt sich in 81 Provinzen auf:

Provinzen (1-81 von links oben nach rechts unten)
Adana Adıyaman Afyon Ağrı Amasya Ankara Antalya Artvin
Aydın Balıkesir Bilecik Bingöl Bitlis Bolu Burdur Bursa
Çanakkale Çankırı Çorum Denizli Diyarbakır Edirne Elazığ Erzincan
Erzurum Eskişehir Gaziantep Giresun Gümüşhane Hakkari Hatay Isparta
Mersin İstanbul İzmir Kars Kastamonu Kayseri Kırklareli Kırşehir
Kocaeli Konya Kütahya Malatya Manisa Kahramanmaraş Mardin Muğla
Muş Nevşehir Niğde Ordu Rize Sakarya Samsun Siirt
Sinop Sivas Tekirdağ Tokat Trabzon Tunceli Şanlıurfa Uşak
Van Yozgat Zonguldak Aksaray Bayburt Karaman Kırıkkale Batman
Şırnak Bartin Ardahan Iğdır Yalova Karabük Kilis Osmaniye
Düzce

Städte

Datei:Ankara panoramic.HB.jpg
Blick auf Ankara vom Atakule Tower (Richtung N-No)

Die Verstädterung ist in der Türkei weit voran geschritten, 74 % der Gesamtbevölkerung leben in der Stadt. Während der Südosten der Türkei sehr dünn besiedelt ist, konzentriert sich die Bevölkerung in den großen Städten der Westküste.

Hauptstadt ist das in Zentralanatolien gelegene Ankara mit 3.519.177 Einwohnern. Ankara ist auch eine wichtige Wirtschafts- und Universitätsstadt. Größte Stadt und zugleich wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist das am Bosporus gelegene Istanbul (türk.: İstanbul), das auf beiden Seiten der Meeresenge liegt und sich so auf zwei Kontinente über eine Fläche von 1.269 km² erstreckt. Die eigentliche Stadt hat 9.797.536 Einwohner, in der Metropolregion, die mit der Bodenfläche der Provinz Istanbul identisch ist, leben auf einer Fläche von 5.220 km² - das ist mehr als doppelt so groß wie das Saarland - 11.588.545 Menschen. Damit ist Istanbul eine der größten Städte der Welt. İzmir ist mit 2.501.895 Einwohnern die drittgrößte türkische Stadt und verfügt nach Istanbul über den zweitgrößten Handelshafen. Weitere wichtige Städte sind: Bursa 1.413.485 Einwohner, Adana 1.249.680 Einwohner und Gaziantep 1.066.561 Einwohner (Stand jeweils 1. Januar 2005).

 

Siehe auch: Liste der Städte in der Türkei

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte der Türkei, Byzantinische Reich, Osmanisches Reich, Völkermord an den Armeniern, Kleinasiatische Katastrophe, Türkischer Befreiungskrieg

Auf dem Gebiet der heutigen Türkei lebten und herrschten die Hethiter, Griechen, die Perser anschließend die Makedonier unter Alexander dem Großen. Anschließend gliederte das Römische Reich die heutige Türkei in sein Herrschaftsgebiet ein. Die Herrschaft des vereinten Römischen Reiches hielt bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. Danach fiel Kleinasien nach der Teilung des Römischen Reiches an Ostrom.

Datei:Verfallene Trojanische Mauern.jpg
Verfallene Mauern von Troja

Die ersten Türken trafen erst im 11. Jahrhundert n. Chr. in Anatolien ein. Die ursprüngliche Heimat der Türken war Zentralasien bzw. West China. Die Seldschuken schlugen die byzantinische Armee in der Schlacht von Mantzikert im Jahre 1071 vernichtend. Daraufhin eroberten sie große Gebiete Ost- und Mittelanatoliens. Nachdem Überfall der Mongolen wurde das seldschukische Reich geschwächt sodass sich viele türkischen Stämme verselbständigten. Aus so einem Fürstentum erwuchs das spätere Osmanische Reich.

Datei:Osman I (Osman Ghazi).jpg
Osman I ("Osman Gazi")

Um 1299 begründete Osman I. (*1259, †1326; (regierte 1299-1326) das nach ihm benannte Osmanische Reich und die Osmanen-Dynastie.

Nach der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 herrschten die Nachfolger der Seldschuken, die Osmanen, über große Teile des Nahen Ostens, Nordafrikas, der Krim, des Kaukasus und des Balkans.

Im späten 17. Jahrhundert begann der Niedergang des osmanischen Reiches, das immer weiter aus seinen europäischen Besitzungen zurückgedrängt wurde. Das ab dem 19. Jahrhundert stark zunehmende Unabhängigkeitsstreben diverser Nationen im Vielvölkerstaat des osmanischen Reiches, die Besetzung Nordafrikas durch europäische Mächte und schließlich die Niederlage im Ersten Weltkrieg bewirkten seinen endgültigen Verfall.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Mittelmächte. Nachdem Frankreich und Großbritannien den Armeniern einen selbstständigen Staat in Ostanatolien versprochen hatten, begannen Armenier mit Hilfe der Russen sich gegen die Türken zu erheben. Danach kam es 1915 zum Völkermord an den christlichen Armeniern, bei dem nach Schätzungen bis zu 1,5 Millionen Armenier umkamen. Die meisten dieser Opfer starben nach ihrer Deportation ohne jegliche Verpflegung in der syrischen Wüste.

Nach der Niederlage der Mittelmächte verlor das Osmanische Reich infolge des Friedensvertrages von Sèvres seine verbliebenen Gebiete außerhalb von Anatolien und Thrakien. Darüber hinaus sollte das Gebiet der heutigen Türkei weitgehend zerstückelt werden. Griechenland wurden die Stadt Smyrna (türkisch İzmir) und Teile von Westanatolien zugesprochen. Die Region um Adana sollte an die Italiener gehen und der französische Besitz sollte neben Syrien auch Kilikien umfassen. In den östlichen Landesteilen der heutigen Türkei mit den Städten Kars, Ardahan und Erzurum sollte ein armenischer Staat entstehen. Südlich davon und östlich des Euphrat wurde den Kurden eine autonome Region zugesprochen. Diese Pläne wurden allerdings nicht umgesetzt.

Das Bestreben der Besatzungsmächte, die heutige Türkei aufzuteilen, führte zu den Befreiungskriegen, die von Mustafa Kemal koordiniert und geleitet wurde. Mustafa Kemal begann vom 19. Mai 1919 mit der Mobilisierung des Widerstandes. Durch mehrere Schlachten gelang es Ihm die Besatzung und Aufteilung wie sie im Vertrag von Versailes vorgesehen war zu verhindern.

Besonders heftig waren ab 1920 die kämpfe mit Griechenland. Der Krieg endete am 9. September 1922 mit der der Einnahme und dem Niederbrennen des damals mehrheitlich griechisch bewohnten Smyrna (İzmir). Der Sieg der Türkei gipfelte in der sog. Kleinasiatischen Katastrophe in dessen Folge viele Griechen und Türken aus Ihrer Heimat vertrieben wurden.

Nach dem Sieg der Türkei konnte sie am 24. Juli 1923 im Vertrag von Lausanne die Bestimmungen aus dem Vertrags von Sèvres revidieren und so den Verlust großer Teile der heutigen Türkei verhindern. Mit dem Vertrag wurden die bis heute gültigen Grenzen des neuen Staates völkerrechtlich anerkannt. Gleichzeitig wurde der „Bevölkerungsaustausch“ mit Griechenland in geregelte Bahnen gelenkt.

Nachdem alle ausländischen Kräfte aus Anatolien vertrieben wurden, rief Mustafa Kemal am 29. Oktober 1923 die Republik aus.

Datei:Ataturk.gif
Mustafa Kemal ("Atatürk")

Im Laufe seiner Amtszeit führte Atatürk tiefgreifende Reformen im politischen und gesellschaftlichen System durch, die die Türkei in einen modernen, säkularen, weltlichen und am Westen orientierten Staat verwandelten. Unter anderem wurde im Jahre 1922, noch vor der Ausrufung der Republik, das Sultanat abgeschafft und am 29. Oktober 1923 das Kalifat. 1924 schaffte die Türkei die religiösen Gerichte ab und 1925 wurde im Zuge einer umfassenden „Kleiderreform“ der Fez (traditionelle türkische Kopfbedeckung der Männer) und der Schleier für die Frau verboten und die Koedukation eingeführt. Im selben Jahr wurde die islamische Zeitrechnung durch den Gregorianischen Kalender ersetzt sowie das metrische System eingeführt.

In den folgenden Jahren wurden ganze Rechtssysteme aus europäischen Ländern übernommen und den türkischen Verhältnissen angepasst. 1926 wurde zunächst das Schweizer Zivilrecht und damit die Einehe und die Gleichstellung von Mann und Frau übernommen. Es folgten das deutsche Handelsrecht und das italienische Strafrecht. Die Gleichstellung der Geschlechter gelang allerdings nur teilweise. 1928 wurde die Säkularisierung ausgerufen und im gleichen Jahr die Arabische Schrift durch die Lateinische ersetzt. Im Zuge weiterer Reformen wurde in der Türkei 1930 das aktive Frauenwahlrecht eingeführt und seit 1934 dürfen sich Frauen auch selbst zur Wahl stellen (passives Frauenwahlrecht). Nur wenige der Reformen, etwa Atatürks Idee, dass in den Moscheen statt auf Arabisch nur noch auf Türkisch gebetet werden sollte, erwiesen sich als undurchführbar und wurden zurückgenommen.

Nachdem am 10. November 1938 Atatürk starb, wurde sein enger Weggefährte Ismet Inönü der zweite türkische Staatspräsident. Inönü war bestrebt, die Modernisierung der Türkei fortzuführen und die außenpolitische Neutralität beizubehalten.

Datei:Anitkabir.DO.jpg
Anıtkabir - Das Mauseleom von Atatürk in Ankara

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs bewahrte die Türkei seine außenpolitische Neutralität. Erst am 23. Februar 1945 erklärte die Türkei Deutschland und Japan symbolisch den Krieg, um anschließend die UN-Charta mit zu unterschreiben.

1946 wurde in der Türkei zum ersten Mal eine zweite politische Partei zugelassen. Die DP (Demokratische Partei) errang bei den Wahlen am 14. Mai 1949 die Mehrheit der Stimmen. Damit endete die seit Republikgründung herrschende Einparteienherrschaft der CHP.

Der sich abzeichnende Ost-West-Konflikt und die Versuche der Sowjetunion Einfluss auf die Türkei auszuüben, führte zu endgültigen Aufgabe der außenpolitischen Neutralität der Türkei. 1950 nahm die Türkei auf der Seite der USA am Korea-Krieg teil und trat 1952 in die NATO ein.

Die politische Situation in der Türkei seit den 1960er Jahren schien relativ verwirrend, da sie von stark wechselnden Mehrheiten, Neuwahlen, Parteineugründungen beziehungsweise -umbenennungen und Drohungen des Militärs zur Machtübernahme gekennzeichnet war. Diese innere Instabilität machte die Türkei anfällig für ausländische Einflüsse, insbesondere der NATO aber auch der Weltbank und des IWF. Die politische Situation läßt sich grob folgendermaßen Charakterisieren:

  • der inzwischen sozialdemokratische Kemalismus der CHP (Republikanische Volkspartei) von Bülent Ecevit (* 1925) Ministerpräsident in den Jahren 1974 - 1975 und 1978 - 1979
  • die Konservative Strömung der AP (Gerechtigkeitspartei, ehemals DP, dazwischen DYP (Partei des Rechten Weges)) unter Süleyman Demirel (*1924), Ministerpräsident 1965 - 1971, 1975 - 1977, 1979 - 1980 und 1991 - 1993; Staatspräsident seit 1993,
  • die wirtschaftsliberalistische Politik von Turgut Özal (1923 - 1993). Er war 1983 bis 1989 Ministerpräsident und 1989 bis 1993 Staatspräsident.
  • schließlich bleibt das Militär eine eigenständige Macht, die mit Kenan Evren (*1918) ab 1980 das Amt des Staatspräsidenten inne hat. Zuvor Putschte sich das Militär zweimal an die Macht (1961 und 1980) gab sie aber kurze Zeit später wieder ab.
  • Aufstieg des politischen Islams in den neunzigern unter Erbakan

Der Aufstieg des politischen Islam in der Türkei hatte vor allem soziale Ursachen und wurde durch die "Krise" des türksichen Parteiensystems verstärkt. Rechts wie link im politschen Spektrum konkurierten mehrere Parteien um die Gunst der Wähler. Zudem spielten schon seit den 50er Jahre die Politiker gern mit den religiösen Empfindungen um Wählerstimmen zu gewinnen. Die "Unfähigkeit" wirtschaftliche und soziale Probleme zu lösen führten mitte der neunziger Jahre dazu dass die fundementalistische Wohlfahrtspartei (RP) aus den Parlamentswahlen am 24. Dezember 1995 als Wahlsieger aus den Wahlen hervor ging. Damit bildete zum ersten Mal in der türkischen Geschichte eine islamistische Partei die stärkste politische Kraft. Die Vorstellungen der "Islamisten" unter Erbakan und der divergierenden politischen und gesellschaftlichen Realitäten führte zum vorzeitigem Ende der Ära Erbakan. Viel gravierender war die anschliessende Spaltung der islamisten. Die "fundementalistische" Strömung unter Erbakan spielen seit den letzten Wahlen im Jahre 2002 keine Rolle mehr. Die gemäßigte Strömung unter dem derzeiten Ministerpräsidenten Erdogan scheint sich mit der demokratische lazistischen Grundstruktur der Türkei abgefunden zu haben.

Im Februar 1994 wurde die gewählte kurdische Parlamentarierin der DEP-Partei (Leyla Zana) unter dem Vorwurf verfassungsfeindlichen Handelns inhaftiert. Mitte 2004 wurden sie und drei weitere inhaftierte DEP-Abgeordnete nach heftigem Druck der EU freigelassen.

Unter der Regierung Ecevit (1999-2001) begannen umfassende Reformen im Zivilrecht und stärkten die Menschen- und Freiheitsrechte (z.B. Versammlungs- und Demonstrationsrecht). Diese Reformen wurden unter der Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (seit 2001) fortgesetzt. Unter anderem wurde die Todesstrafe abgeschaft, Folter verboten und die kulturellen Freiheiten der kurdischen Minderheit gestärkt. So ist der Gebrauch der kurdischen Sprache, Kurdischunterricht und kurdische Radio- und Fernsehkanäle nun erlaubt.

Außenpolitische Konstanten der Türkei waren die Westbindung und das Bestreben in die EU aufgenommen zu werden. 1963 schloss die Türkei mit der damaligen EWG ein Assoziations-Abkommen ab. Am 1. Januar 1996 wurde zwischen der EU und der Türkei eine Zollunion eingeführt. Nachdem die damalige EG 1989 einen Antrag der Türkei auf Vollmitgliedschaft abgelehnt hatte, wurde auf dem EU-Gipfel in Luxemburg 1997 entschieden, dass die Türkei für einen Beitritt in Frage kommt. Am 11. Dezember 1999 bekam die Türkei offiziell den Beitrittskandidaten-Status zuerkannt. Auf dem Gipfel von Kopenhagen 2002 setzte die EU fest, dass im Dezember 2004 über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen entschieden wird. Dazu muss die Türkei die Kopenhagener Kriterien erfüllen.

Am 17. Dezember 2004 entschieden die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel, dass ab dem 3. Oktober 2005 mit der Türkei Verhandlungen über den EU-Beitritt aufgenommen werden. Voraussetzungen dafür sind jedoch die Fortsetzung der begonnenen Reformen, eine weitere Verbesserung der Menschenrechtssituation und insbesondere die Unterzeichung eines Abkommens über eine Zollunion mit den 10 neuen EU-Mitgliedsstaaten, darunter auch Zypern, noch vor Beginn der Verhandlungen am 3. Oktober 2005.

Im November 2003 verübte eine türkische Zelle der Al-Qaida mehrere Bombenanschläge in Istanbul. Ziele der Anschläge, bei denen 60 Menschen starben, waren zwei Synagogen, das britische Konsulat und die Filiale der britischen HSBC-Bank.

Siehe auch:


Der Kurden-Konflikt

Die Kurden stellen die größte ethnische Minderheit in der Türkei dar. Ca. 50 % aller Kurden leben in der Türkei. Durch den 1923 geschlossenen Vertrag zwischen der Türkei und den Alliierten des Ersten Weltkriegs verloren die Kurden ihren Status als Minderheit, einen unabhängigen kurdischen Staat hat es zuvor nie gegeben.

Bis vor kurzem betrieb die Türkei eine Assimilierungspolitik gegenüber den Kurden und leugnete kulturelle und ethnische Unterschiede. Aufgrund staatlicher Restriktionen konnte die kurdische Kultur nicht frei ausgelebt werden. Es durfte kein Kurdisch an den Schulen gelehrt oder auch nur zwischen den Schülern gesprochen werden und es durften auch keine Medien in Kurdisch vertrieben werden. Aus den Schulbüchern, Lexika und Landkarten wurden die Definitionen und Erläuterungen über Kurden und ihre Siedlungsgebiete verbannt. Auch das Benutzen der kurdischen Sprache auf den Ämtern war verboten. Offiziell wurden die Kurden als „Bergtürken“ bezeichnet.

Im Jahre 1978 entstand in dieser Situation die umstrittene „Arbeiterpartei“ Kurdistans (PKK). Die PKK war eine marxistisch-leninistische Gruppe mit Abdullah Öcalan an ihrer Spitze. 1984 begann sie mit ihrem bewaffneten Kampf für ein unabhängiges Kurdistan. Seit 1984 wurden während der bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen dem türkischen Militär und der PKK ca. 30.000 Menschen getötet. Im Zuge der Regierungsmaßnahmen wurden etwa 3.500 Dörfer zerstört. Hunderttausende flüchteten aus den umkämpften Provinzen vor allem in die großen Metropolen im Westen der Türkei.

Aufgrund des Krieges wurden die bilateralen Beziehungen der Türkei vor allem mit ihren südlichen Nachbarn (Syrien, Irak und Iran) stark belastet. Die Türkei warf diesen Staaten die offene Unterstützung der PKK vor. Bewiesen ist, dass die PKK vor allem den kurdischen Norden des Irak (bis 2005) und auch die Staatsgebiete von Syrien und die ur-kurdische Nordwest-Region Irans als Rückzugsgebiete benutzte und dort auch Ausbildungscamps unterhielt.

Den Höhepunkt fand diese Auseinandersetzung 1999, als auf den Druck der Türkei hin Abdullah Öcalan seinen Aufenthaltsort in Syrien verlassen musste. Auf der Flucht wurde Öcalan im Februar 1999 in Kenia von türkischen Geheimdienstlern gefasst und den türkischen Gerichten überstellt. Nachdem der Vorsitzende gefasst wurde, erklärte die PKK einen einseitigen Waffenstillstand.

Im Jahre 2004 sind wieder Kämpfe zwischen der türkischen Regierung und der ehemaligen PKK aufgeflammt. Die PKK änderte im April 2002 ihren Namen in KADEK, im November 2003 wiederum in KONGRA-GEL.

Die PKK und ihre Nachfolgeorganisationen werden derzeit von vielen Staaten (auch Deutschland) als Terrororganisation eingestuft.

Der Zypernkonflikt

Hauptartikel: Zypern-Konflikt

Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten auf Zypern 120.000 Türken und 450.000 Griechen. 1955 nahm die zyperngriechische Untergrundorganisation EOKA (unter General Grivas) ihren Kampf gegen die britischen Kolonialherren auf. Sie verübten zunächst Anschläge gegen die Briten und dann auch gegen die Zyperntürken. 1959 einigten sich Großbritannien, Griechenland und die Türkei im Londoner Abkommen auf die Gründung einer unabhängigen Republik Zypern unter Beteiligung der griechischen und türkischen Volksgruppen. 1960 wurde die Republik Zypern, bestehend aus zwei gleichberechtigten Volksgruppen, gegründet.

Schon wenige Jahre später warfen die Vertreter der Zyperngriechen den Vertretern der Zyperntürken vor, ihr Vetorecht so intensiv zu nutzen, dass die Handlungsfähigkeit der Kommunen gefährdet sei. Drei Jahre nach der Republikgründung versuchte deshalb der Präsident, Erzbischof Makarios III., die Verfassung dergestalt zu ändern, dass die tatsächliche Bevölkerungsstruktur besser abgebildet würde. Da diese Änderung den griechischen Bevölkerungsteil begünstigt hätte, befürchteten die Zyperntürken, dies würde zu einer Hegemonie der Griechen führen.

Nachdem die Vorschläge von den Anhängern des Führers der Zyperntürken, Facıl Küçük, zurückgewiesen wurden, kam es zu Kämpfen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Im März 1964 wurde eine UN-Friedenstruppe zur Überwachung eines Waffenstillstands nach Zypern geschickt.

1974 stürzte die damalige Militärregierung Griechenlands Makarios und versuchte, Zypern mit Griechenland zu vereinigen. Wenige Tage später entsandte die Türkei Truppen, die die Putschregierung stürzen und den Anschluss verhindern sollten. Nach schweren Kämpfen wurde ein Waffenstillstand vereinbart, der zur bis heute dauernden Teilung der Insel in einen selbständigen und einen von der Türkei kontrollierten Teil führte. Am 15. November 1983 wurde die Türkische Republik Nordzypern (TRNZ) unter Rauf Denktaş proklamiert.

2004 stimmten die beiden Volksgruppen getrennt über den Annan-Plan zur Wiedervereinigung ab, der von der türkisch-zypriotischen Seite angenommen und der griechisch-zypriotischen Seite abgelehnt wurde.

Siehe auch: Geschichte Zyperns

Verwaltung und Politik

Hauptartikel: Politisches System der Türkei

In der Türkei herrscht, wie in allen westlichen Demokratien, eine Gewaltenteilung zwischen der Legislative, Exekutive und der Judikative. Nach der Verfassung aus dem Jahr 1982 ist die Türkei eine parlamentarische Demokratie mit einem relativ mächtigen Präsidenten und einer unabhängigen Justiz.

Gesetzgebendes Organ (Legislative) ist in der Türkei die Große Nationalversammlung (Türkiye Büyük Millet Meclisi). Sie besteht aus 550 Parlamentariern, die vom Volk direkt für fünf Jahre gewählt werden. Ab dem 18. Lebensjahr ist jeder Staatsbürger in der Türkei wahlberechtigt. Gewählt werden darf jedoch nur innerhalb der Türkei, eine Wahlbeteiligung aus dem Ausland z.B. durch eine Briefwahl für im Ausland lebende türkische Staatsbürger existiert nicht. Aufgrund dieser Reglung sind Millionen von türkischen Staatsbürgern die im Ausland (vor allem in der Europäischen Union) leben und arbeiten von den Wahlen ausgeschlossen.

Staatsoberhaupt ist der vom Parlament für sieben Jahre gewählte Staatspräsident. Eine Wiederwahl des Staatspräsidenten ist per Verfassung verboten. Der Staatspräsident beauftragt den Parteivorsitzenden der Mehrheitspartei mit der Bildung der Regierung. Regierungschef ist der Ministerpräsident, der die Mehrheitspartei bzw. die Regierungskoalition repräsentiert. Der Staatspräsident segnet die Minister der Regierung ab.

Das Verfassungsgericht ist der oberste Gerichtshof der Türkei. Es entscheidet über die Verfassungsmäßigkeit der vom Parlament verabschiedeten Gesetze.

Siehe auch: Liste der Präsidenten der Türkei, Vorlage:Navigationsleiste Türkische Ministerpräsidenten

Ergebnis der Parlamentswahlen

Bei den Parlamentswahlen im Jahre 2002 schafften Partei des Rechten Weges (DYP), Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP), Mutterlandspartei (ANAP) und DSP aufgrund der 10%-Hürde den Einzug ins Parlament nicht. Das schlechte Abschneiden der an der Regierungskoalition von 1999 bis 2002 beteiligten Parteien DSP, ANAP und MHP lag vor allem in der schweren Wirtschaftskrise, die die Türkei 2001 in eine tiefe Rezession stürzte und viele Bevölkerungsgruppen in die Armut trieb. Die konservativ-islamische Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) mit ihrem Vorsitzenden Recep Tayyip Erdogan ging aus diesen Wahlen als die klare Siegerin hervor und errang die Mehrheit der Parlamentssitze. Die neu gegründete AKP kam auf Anhieb auf 34,4 % der abgegebenen Stimmen. Obwohl sie nur ein Drittel der Stimmen auf sich vereinigen konnte, kam sie, weil viele andere Parteien an der 10%-Hürde scheiterten, auf fast 3/4 der Parlamentssitze (für Verfassungsänderungen wird eine 3/4 Mehrheit benötigt).

Die Ergebnisse der letzten Wahl (2002):

  • AKP 34,3 %
  • CHP 19,4 %
  • DYP 9,6 %
  • MHP 8,3 %
  • DEHAP 6,7 %
  • ANAP 5,1 %
  • DSP 1,1 %

Zusammensetzung des Parlaments (Stand Oktober 2003):

  • AKP (Vors. Recep Tayyip Erdogan) 368 Abgeordnete,
  • CHP (Vors. Deniz Baykal) 175 Abgeordnete,
  • DYP (Vors. Mehmet Agar), 3 Abgeordnete;
  • LDP 1,
  • Unabhängige: 3 Abgeordnete;

Verwaltung

Die Kommunalverwaltung ist in der Türkei in 81 Provinzen unterteilt, die durch den Gouverneur (Vali) verwaltet werden. Die einzelnen Provinzen sind weiter in einzelne Bezirke und Gemeinden unterteilt. Die Bezirke werden von einem Kaymakam geleitet, der vom Innenminister ernannt wird. Die Bürgermeister und Dorfvorsteher werden vom Volk gewählt. Die Autonomie der unteren Ebenen wird unter anderem durch das Fehlen eigener Geldquellen eingeschränkt.

Siehe auch: Liste der türkischen Provinzen

Gewerkschaften

Gewerkschaftsbünde Türk-İş (gemäßigt, ca. 2,13 Mio. Mitglieder), DISK (links-orientiert, ca. 0,35 Mio. Mitglieder) Hak-İş (islamisch-konservativ, ca. 0,36 Mio. Mitglieder).

Bevölkerung

Hauptartikel: Minderheitenpolitik der Türkei

Ethnien

Die genaue ethnische Zusammensetzung der Bevölkerung in der Türkei ist nicht exakt feststellbar. Die Gründe dafür sind vielfältig. Zum einen wurden bei den offiziellen Volkszählungen durch die türkischen Behörden die ethnische Zugehörigkeit nicht erfasst. Zum anderen wurden viele Minderheiten in der Türkei im Laufe der Zeit assimiliert und betrachten sich daher als Türken. Vor allem die genaue Zahl der Kurden ist sehr umstritten. Die Angaben zu den Ethnien differieren daher je nachdem, welche Quellen herangezogen werden, stark. Demnach leben in der Türkei folgende Ethnien: 70-80 % Türken (Staatsvolk), ca. 20–30 % Kurden, 2–3 % Zaza, 2 % Araber, 0,5 % Tscherkessen, 0,5 % Georgier sowie diverse andere ethnische Gruppen und Nationalitäten (Armenier, Griechen, Assyrer, Aramäer, Bosnier, Albaner, Lasen, Abachen, Tschetschenen, Bulgaren, u.a.).

Beim „Staatsvolk Türken“ muss man vorsichtig unterscheiden, da sich in den 70-80 % auch die turkvölkischen Minderheiten der Türkei befinden; die türkische Regierung unterscheidet diese nämlich seit 1965 nicht von „den eigentlichen Türken“. Das heißt, in diesen „70-80 %“ sind auch die in der Türkei lebenden Türken anderer Turkstämme wie rund 5 Millionen Krimtataren und Tataren, 2 Millionen Aserbaidschaner, 200.000 Mescheten, 18.000 Gagausen, 1.981 Usbeken, 1.137 Kirgisen, 925 Turkmenen und 600 Kasachen eingeschlossen; einzig die 500 Uiguren bekommen von der türkischen Regierung als einzige turkvölkische Volksgruppe Minderheitenstatus zugestanden.

Siehe auch: Türken, Turkvölker

Religion

Hauptartikel: Religion in der Türkei

 
Süleymaniye Mosche in Istanbul- Wurde in Auftrag von Sultan Suleiman dem Prächtigen in Auftrag gegeben und durch den Osmanischen Architekten Sinan gebaut (1557)

Das Prinzip des Laizismus schreibt eine strenge Trennung von Religion und Staat vor, genauer gesagt eine strikte Unterordnung der Religion unter den Staat. Artikel 24 der Verfassung von 1982 beschränkt die Glaubensfreiheit auf das Individuum. Religionsgemeinschaften können aus dem Verfassungsabschnitt keine Rechte geltend machen. Diese Haltung resultiert aus der herrschenden Ideologie des Kemalismus in der türkischen Elite.

Die sunnitisch-islamischen Einrichtungen werden vom staatlichen Diyanet İşleri Bakanlığı, dem Präsidium für Religionsangelegenheiten, verwaltet. Es regelt die Ausbildung der etwa 100.000 Imame und Muezzine, bezahlt und erhält die Moscheen und gibt landesweit den Inhalt der zu haltenden Predigten vor. Die anderen Religionsgruppen verwalten sich dagegen selbst, erhalten weniger staatliche Unterstützung, genießen dafür aber mehr innere Autonomie.

95,8 % der türkischen Bevölkerung bekennt sich zum Islam. Davon sind etwa 60 % Sunniten, die restlichen 30–35 % Aleviten. Nach anderen Schätzungen gibt es 70–75 % Sunniten und 20 bis 25 % Aleviten. Außerdem leben in der Türkei 0,2 % Christen (125.000) und 0,04 % Juden (23.000). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten jedoch noch etwa 20 % Christen auf dem Gebiet der heutigen Türkei.

Soziales

 
Bevölkerungsentwicklung der Türkei von 1961 bis 2002 (Bevölkerung in Tausend Einwohnern)

Seit der Republikgründung im Jahre 1923 wuchs die Bevölkerung der Türkei schnell an. 1927 lebten in der Türkei knapp 14 Millionen Menschen, 2003 waren es knapp 70 Millionen (siehe Graphik). In den letzten Jahren hat sich das Bevölkerungswachstum sehr verlangsamt. Während es 2000 noch 1,7 % betrug, wird für 2004 von einem Bevölkerungswachstum von 1,13 % ausgegangen.

Aus dem Balkan, Nahen Osten, Griechenland, Iran, Zentralasien, Krim usw. kamen Aussiedler in die Republik. Auf der anderen Seite verließen viele Minderheiten die Türkei, etwa Kurden, Assyrer, Griechen, Juden, Jeziden, Zaza usw. sowie Millionen von eigentlichen Türken.

Nachfolgend sind die Einwohnerzahlen der Türkei in ausgewählten Zeiträumen aufgelistet:

Die Türkei verfügt über eine sehr junge Bevölkerung. Die Altersstruktur setzte sich 2004 folgendermaßen zusammen: 26,6 % der Staatsbürger sind zwischen 0-14 Jahre alt, 66,8 % zwischen 15–64 Jahre und nur 6,6 % über 65 Jahre alt. Das durchschnittliche Alter der Bevölkerung lag 2004 bei schätzungsweise 27,3 Jahren.

Der Staat stellt für alle Bürger eine medizinische Grundversorgung zu Verfügung. 1999 kam im Durchschnitt ein Arzt auf 859 Einwohner. Die Lebenserwartung liegt in der Türkei bei 72,08 Jahren, wobei sie bei den Männern 69,68 Jahre beträgt und bei den Frauen 74,61 Jahre. Beim Lebensstandard, der durch den Human Development Index repräsentiert wird, liegt die Türkei weltweit nur auf dem 96. Platz (Stand 2003). Damit gehört sie zu den Ländern mit einem mittleren Entwicklungsstand (zum Vergleich: Deutschland belegt den 18. Platz).

Seit der Republikgründung wird versucht, die Stellung der Frau in der türkischen Gesellschaft zu verbessern. Die Türkei gehörte zu den ersten Staaten, die das Frauenwahlrecht einführten. Seit 1930 dürfen Frauen in der Türkei wählen und seit 1934 können sie sich selbst zur Wahl stellen. Dennoch zählt die Unterdrückung von Frauen und häusliche Gewalt in der Türkei zum Alltag. Laut Statistik schlägt die Mehrheit der Männer ihre Frauen mehr oder weniger regelmäßig. Erst 2004 wurde ein Gesetz durch das Parlament beschlossen, was so genannte „Ehrenmorde“ an Mädchen und Frauen wie vorsätzlichen Mord mit lebenslanger Haftstrafe ahndet. Davor wurden bei solchen Morden unter dem Motiv der Familienehre vor dem Gericht mildernde Umstände geltend gemacht.

Sprachen

In der Türkei werden folgende Sprachen verwendet:

Siehe auch: Turksprachen, Türkische Sprache, Türk Dil Kurumu

Bildungssystem

Schulsystem

In der letzten Erziehungsreform von 1997 wurde die gesetzliche Schulpflicht von 5 Jahren auf 8 Jahre erhöht. Danach findet der Übergang in die vierjährige Sekundarstufe II statt, in der alle Schüler seit 2004/05 eine zweite Fremdsprache wählen müssen.

Derzeit bemüht sich die AKP-Regierung intensiv um den erleichterten Hochschulzugang der Berufsschulabgänger. Ziel der Bemühungen ist es vor allem, den Abgängern der Imam-Hatip-Schulen den Zugang zu nicht-theologischen Studienfächern zu erleichtern. Die Imam-Hatip-Schulen gelten seit der Erziehungsreform von 1997 als Berufsschulen der Sekundarstufe II, in der Vorbeter und Prediger ausgebildet werden.

Im Schulwesen der Türkei bestehen aufgrund mangelnder Finanzierung und der hohen Zahl schulpflichtiger Kinder erhebliche Defizite. Ca. 25 % der türkischen Bevölkerung sind im schulpflichtigen Alter. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem Osten und dem entwickelteren Westen der Türkei wirkt sich auch auf das Schulsystem aus. So besteht im Osten eine große Zahl von einzügigen Schulen mit mehr als 50 Schülern pro Klasse. Dennoch gibt es Probleme, die die Türkei als Ganzes betreffen. Beispielsweise sind die Eltern aufgrund von fehlenden Betriebsmitteln in den Schulen gezwungen, erhebliche finanzielle Mittel zur Unterstützung der Schulen aufzubringen. Aufgrund dieser Probleme ist die türkische Bildungspolitik im Moment noch weit von ihrem Ziel der 100%-Einschulungsquote entfernt. Lediglich 93 % aller schulpflichtigen Kinder gehen zur Schule. Besonders betroffen sind Mädchen, von denen laut einer Weltbank-Studie ca. 600.000 nicht eingeschult sind. Im Jahre 2000 waren ungefähr 6 % der Männer und 18 % der Frauen in der Türkei Analphabeten.

An den türkischen Schulen und Hochschulen herrscht absolutes Kopftuchverbot, sowohl für die Schüler/Studenten als auch für die Lehrkräfte. Dieses Verbot wird auch mit Polizeigewalt durchgesetzt und ist in den letzten Jahren immer wieder Thema hitziger Debatten. Die Türkei sieht sich als laizistischen Staat an, der keine religiösen Präferenzen hat.

Siehe auch: Kopftuchstreit

Hochschulen

Die Türkei besitzt 53 staatliche Hochschulen und 24 staatlich anerkannte private Stiftungsuniversitäten. An den Universitäten des Landes studieren 1,95 Mio. Studenten und damit 28 % aller Schulabgänger eines Jahrganges. Diese werden von ca. 77.100 Lehrkräften unterrichtet und betreut. Kontrolliert werden die Hochschulen durch den türkischen Hochschulrat (YÖK), dem seit 6. November 1981 alle Hochschulen unterstellt sind.

Der Hochschulrat koordiniert neben den Finanzen und dem Personalplan auch die Lehrinhalte, erarbeitet Pläne zur Eröffnung neuer Hochschulen und regelt den Zugang zu den Hochschulen. Jährlich wird durch die "Türkische Zentralstelle für Studentenvermittlung", die dem YÖK unterstellt ist, eine Aufnahmeprüfung durchgeführt. Das Ergebnis dieser Prüfung ist für die Wahl der Hochschule und Studienfach entscheidend.

Die staatlichen Hochschulen sind schlecht finanziert, da lediglich 0,5 % des BSP für die F&E ausgegeben wird. Für das Studium an den privaten Universitäten sind Gebühren zwischen 5.000 bis 12.000 US$ pro Jahr erforderlich.

Die meisten der 16.328 ausländischen Studenten kommt vor allem aus den zentralasiatischen Turk-Staaten. Ein Teil der Studenten erhält zur Finanzierung des Studiums Studienkredite von der "Anstalt für Kredite und Heime für Jugendliche in der Hochschulausbildung" (Yurt-Kur). 2004 waren es 220.614 Studenten und 174.374 Studenten haben eine Wohnung in Studentenwohnheimen.

Siehe auch: Liste der türkischen Universitäten

Kultur

Hauptartikel: Musik der Türkei

Die heutige türkische Kultur ist eine Verschmelzung verschiedener Kulturen. Dazu können u. a. die alttürkische Nomadenkultur Zentralasiens und Sibiriens, die Kultur im osmanischen Reich mit ihren arabischen, byzantinischen und persischen Einflüssen sowie die starke europäische Richtung seit Gründung der Republik durch Atatürk gezählt werden. Kulturelles Zentrum des Landes bildet die Millionenmetropole Istanbul.

 
Gemälde von Nazmi Ziya Guran

Bedeutende Künstler aus der Türkei sind u. a. der Filmregisseur Yılmaz Güney (Goldene Palme in Cannes für Yol – Der Weg (1982)), die Dichter Orhan Veli und Nâzım Hikmet, die Schriftsteller Yaşar Kemal, Orhan Pamuk oder Aziz Nesin.

Türkische Popsänger wie Sezen Aksu, Tarkan und Mustafa Sandal waren in letzter Zeit auch im Ausland recht erfolgreich. 2003 siegte die Türkei beim Eurovision Song Contest mit dem Titel Everyway That I Can von Sertab Erener.

Siehe auch: Türkischsprachige Kultur in Deutschland, Liste türkischsprachiger Künstlerinnen und Künstler, Staatsensemble für klassische türkische Musik

Medien

Hauptartikel: Medien in der Türkei

Die türkische Medienlandschaft ist sehr vielfältig. Zahlreiche Printtitel, Rundfunk- und Fernsehsender kämpfen um die Gunst der türkischen Rezipientinnen und Rezipienten. Die meisten Verlage und TV-Sender sind in der Hand einiger weniger Medienkonzerne, deren größter, die Aydin-Dogan-Gruppe, einen Gesamtmarktanteil von über 50% inne hat. Dieser hohe Konzentrationsgrad, die harte Konkurrenz um den (relativ) kleinen türkischen "Werbekuchen", das Nicht-Vorhandensein einer Berufsvertretung für Journalistinnen und Journalisten und die, in den letzten Jahren zwar deutlich entschärfte, aber dennoch nach wie vor kritische Situation im Bezug auf Freiheit der Meinungsäußerung, sind Probleme, denen sich die türkischen Medien und Medienmacher gegenübersehen.

Die junge, innerhalb weniger Jahre zur auflagenstärksten türkische Tageszeitung avancierte Posta, ist ebenso Teil des Medien und Wirtschaftkonglomerates des Aydin Doğan-Gruppe, wie das angesehene, und meist auch international erhältliche Blatt Hürriyet und die Titel Milliyet und Radikal. Weitere wichtige und auflagenstarke Titel sind Aksam, Türkiye, die zur Dinç-Bilgin-Gruppe gehörende Sabah, die gemäßigt islamistische Zaman, und die gemäßigt linke Cumhuriyet. Es erscheinen zahlreiche Wochen- und Monatszeitschriften die sich in der Regel auf ein bestimmtes Thema spezialisieren (Frauen-, Motor-, Sportmagazine etc.).

Die Fernseh- und Radio Landschaft ist in der Türkei als duales System organisiert. Die öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehanstalt TRT betreibt vier nationale Fernseh- und fünf Radiosender. Bis 1990 Monopolist, hat die TRT ihre frühere Bedeutung eingebüsst; ihr Marktanteil bleibt inzwischen deutlich unter dem der wichtigsten privaten Konkurrenz. 16 nationale, 15 regionale und 229 lokale Fernsehstation (Stand Mai 2005) stehen den fast 70 Millionen Türkinnen und Türken zur ihrer Unterhaltung & Information zur Verfügung. Die beliebtesten Fernsehsender ATV, Show-TV, Star und Kanal D sind "Vollprogramme", die Unterhaltungsshows, Filme, Serien und Information gleichermaßen senden. NTV, TV8, Habertürk und CNN-Türk bringen Nachrichten nonstop. Die Hörfunklandschaft ist ähnlich vielfältig.

Nach der fundamentalen Wirtschaftskrise 2001, die der Türkei unter anderem eine Hyperinflation bescherte, und viele Betriebe an den Rand des Ruins brachte, erfasste eine beispiellos schnelle Konzentrationsbewegung die türkische Medienlandschaft. Viele Medienunternehmen wurden, um ihren Erhalt zu sichern, vom Staat auf- und kurz später wieder privatisiert. Seit dem prägen einige wenige Medienkonzerne die türkische Medienlandschaft.

Der größten unter ihnen, die Aydin-Dogan-Gruppe, ihr gehören unter anderem die Tageszeitungen Posta, Hürriyet, Milliyet, Radikal, und die Fernsehsender Kanal D und CNN-Türk an. Weitere: Dinç-Bilgin-Gruppe (u. a. Sabah, ATV), Ihlas-Gruppe (Türkiye, TGRT, u. a.), Çukurova-Gruppe (Show-TV, Aksam); Dogus-Gruppe (NTV).

Vor allem Aydin Doğan ist für Kritiker des türkischen Mediensystems inzwischen zu einem "Lieblingsfeind" geworden: Während er die Organisation in einem Berufsverband bzw. einer Gewerkschaft für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterbinde, drücke er die Löhne nach unten. Auch die Verbindungen zwischen Dogan und dem Machtzentrum des Landes sorgen für Kritik. So sind nicht nur Medienunternehmen sondern auch Bau-, Tourismus, Transportfirmen etc. Teil seines Konglomerates.

Während die Situation der Medienfreiheit in der Türkei in der Vergangenheit eine überaus schwierige war, bis in die späten 90er Jahre hinein zahlreiche Journalistinnen und Journalisten verhaftet und Zeitungen reihenweise geschlossen wurden, hat sich die Lage in den letzten Jahren deutlich entspannt. Obwohl es nach wie vor internationale Kritik an der Situation der Medienfreiheit gibt, und auch in den letzten Jahren noch besorgniserregende Fälle aufgetaucht sind, haben die Reformen der Verfassung und des Pressegesetzes, die auch auf Druck der Europäischen Union zustande gekommen sind, die Situation entschärft.

Die Regulierung der privaten Fernseh- und Radiosender obliegt der Regulationsbehörde RTÜK, die sowohl Lizenzen erteilen, entziehen als auch zeitlich begrenzte Sendeverbote erteilen kann. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen wird durch seine Direktion geleitet, welche zwar formal unabhängig ist, jedoch von der Regierung ernannt wird. Das Pressewesen ist staatlich nicht (mehr) reguliert, die meisten Printmedien unterliegen jedoch der freiwilligen Selbstkontrolle des türkischen Presserates, der auch Beschwerden zu elektronischen Medien bearbeitet.

Türkische Literatur

Hauptartikel: Türkische Literatur

Die Wurzeln der Türkischen Literatur reichen weit zurück in die Vergangenheit. Vor der Annahme des Islam war die schriftliche und mündliche türkische Literatur von der Nomadenkultur und dem Schamanismus geprägt. In der Frühzeit bestand die Literatur aus mündlich überlieferten Geschichten, Sagen, Klagelieder, Liebes- und Naturgedichte und Sprichwörter. Die Orhon-Inschriften aus dem 6. und 7. Jahrhundert bilden die ersten schriftlichen literarischen Werke der Türken.

Die Türken traten in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts zum Islam über. Mit dem Islam stieg auch der Einfluss der arabischen und persischen Sprache auf die türkische Literatur. Ab dem 11. Jahrhundert bildete sich bei den Türken, die sich in Anatolien niederließen, das Türkei-Türkische heraus. Der islamische Einfluss hielt vom 11. Jahrhundert bis in die Mitte des 19.Jahrhunderts an. In dieser Zeit kann die Entwicklung der türkischen Literatur in zwei Hauptgruppen unterschieden werden. Zum einen in die Diwan-Literatur und zum anderen in die Volksliteratur.

In der Tanzimat-Periode im 19. Jahrhundert wurde der westliche Einfluss stärker. Zunächst wurde westliche Literatur ins Türkische übersetzt und in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts erschienen die ersten türkischen Romane. Eine besondere Rolle nahm in dieser Entwicklungsphase die Zeitung "Servet-i fünûn" ("Schatz des Wissens") mit dem Dichter Tevfik Fikret und dem Romancier Halit Ziya Uşaklıgil ein. Zugleich kommt auch eine nationalistische und patriotistische Dichtung auf.

In der Zeit der Republikgründung kommt es zu großen Veränderungen in der türkischen Literatur. Prägend sind insbesondere zwei Ereignisse: 1) Einführung der lateinischen Schrift 1928 und 2) die großen Sprachreformen ab 1932. Die neuen Schriftsteller wenden sich von der herkömmlichen festgefügten Stilistik und Sprache ab. Dieses wird besonders von den Garip-Dichtern um Orhan Veli propagiert.

Mit der Form verändern sich auch die Inhalte der türkischen Literatur zunehmend. Frühe Vertreter sind Fakir Baykurt, Sabahattin Ali, Sait Faik Abasıyanık und Yaşar Kemal, die den einfachen Menschen in den den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellten. Mit der Hinwendung zur Schilderung der Lebensumstände bleibt soziale und politische Kritik am Staat nicht aus. Der Staat reagiert mit Zensur und politischer Gewalt. Autoren wie Nâzım Hikmet, Yaşar Kemal oder Aziz Nesin verbringen wegen der Verfolgung ihrer Publikationen viele Jahre in türkischen Gefängnissen. Kemal bezeichnete das Gefängnis deshalb als "Schule der türkischen Literatur".

Mit den Arbeitsmigranten kommen in den 60er Jahren türkische Literatur und türkischstämmige Schriftsteller auch nach Westeuropa. Bücher werden verstärkt übersetzt. Aras Ören, Yüksel Pazarkaya oder Emine Sevgi Özdamar befassen sich auf unterschiedliche Weise mit dem Leben in Deutschland. Teilweise wird diese Literatur auch wieder in die Türkei zurückgetragen.

Während die Zensur und die drei Militärputsche (1960, 1971 und 1980) die Entwicklung der türkischen Literatur hemmen, tragen Schriftsteller auf dem Umweg dieser Migrantenliteratur mit dazu bei, dass es heute eine sehr vielfältige und eigenständige türkische Literatur gibt. Ein bekannter Vertreter aktueller türkischer Literatur ist Orhan Pamuk.

Siehe auch: Neues türkisches Alphabet

Türkischer Film

Das Massenkino wird durch triviale und leichte Komödien und Action-Filme beherrscht. Sämtliche Komödien von Kemal Sunal sind in der Türkei sehr berühmt. Kemal Sunals Paraderolle ist der sympathische Verlierer aus der Unterschicht, der trotz aller Widrigkeiten sein Herz am rechten Fleck hat. Cüneyt Arkin ist ein weiterer Vertreter, der das Historien- und Action-Genre geprägt hat. Als Kara Murat kämpft er in tendenziösen Historienfilmen gegen "Christen". Als Action-Held tritt er vor allem als Polizist gegen Gangster an.

Daneben brachte das türkische Kino auch Filme mit ernsthafteren Themen hervor. Der Film „40 qm Deutschland“ aus dem Jahr 1986, in dem Tevfik Baser Regie führte (und auch das Drehbuch zum Film lieferte), handelt von Problemen einer türkischen Immigrantin in Deutschland, die von ihrem Mann in der kleinen Wohnung von der Außenwelt isoliert wird. In Vizontele aus dem Jahr 2001 werden die Auswirkungen des ersten Fernsehers in einem abgelegenen Dorf geschildert. Der "kurdische" Film behandelt die politische und soziale Situation der Kurden in der Türkei, exemplarisch kann der Film Günese Yolculuk (1999) genannt werden.

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Yilmaz Güney

Einer der wichtigsten türkischen Regisseure, Drehbuchautoren und Darsteller ist Yilmaz Güney (1937 - 1984). Als Schauspieler hat der kurdischstämmige Güney es zum Volkshelden in der Türkei geschafft. Yilmaz Güney holte sich als erster türkischer Regisseur mit seinem Film Yol 1982 die Goldene Palme beim Filmfestival in Cannes. Den Film stellte Güney im Exil fertig und er war somit nicht der türkischen Zensur unterworfen.

Der Film "Uzak" (Weit) von Nuri Bilge Ceylan (Produzent, Regisseur, Kameramann und Autor) erhielt 2003 den großen Jury-Preis in Cannes. Die beiden Hauptdarsteller, Muzaffer Özdemir und Mehmet Emin Toprak, wurden zudem als beste Schauspieler ausgezeichnet. "Uzak" handelt von der Situation des modernen türkischen Mannes der in der Großstadt lebt, der sich in das Private zurückzieht.

Sitten und Gebräuche

Bei der Begrüßung wird meistens einmal auf die eine und dann auf die andere Wange geküsst. Bei älteren Menschen küsst man auf die Hand. Das Küssen auf die Hand ist lediglich ein Ritual, das zur traditionellen Verbeugung hinzugefügt wurde.

Türkische Küche

Hauptartikel: Türkische Küche

Die gegenwärtige türkische Küche ist das Resultat einer Vermischung der ursprünglichen einfachen nomadischen Kochtradition der türkischen Stämme mit der indischen, persischen und arabischen Küche. Sie bezieht seit ihrer Völkerwanderschaft darüber hinaus Einflüsse aus dem Mittelmeerraum ein.

Die türkische Küche hat auch die griechische und die Balkanküche geprägt. So stammt zum Beispiel der "Zaziki" aus dem türkischen "Cacık" und "Cevapcici" kommt von "Kebap Şişi" (Kebap-Spieß; Spießbraten). Auch der "Joghurt" kommt vom türkischen "Yoğurt".

Feiertage

Offizielle Feiertage:

Religiöse Feiertage:

  • Zuckerfest: Das „Zuckerfest“ bildet den Abschluss des Fastenmonats Ramadan.
  • Opferfest: Höchster sunnitischer Feiertag. Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der bereit war, seinen Sohn Ismail an Allah zu opfern (siehe auch Opferung Isaaks). Am Opferfest ist es für einen Moslem "Sitte", falls er es sich finanziell leisten kann, ein Tier zu schächten und das Fleisch an Bedürftige zu verteilen. Diese Tradition nimmt seit langem in der Türkei die Tendenz zum Spenden an bedürftige Privatpersonen und Hilfs-Einrichtungen wie Weisenheime usw.

Die religiösen Feiertage richten sich nach dem Mondkalender, daher „bewegen“ sie sich jedes Jahr um ca. 11 Tage rückwärts und haben nach dem Gregorianischen Kalender kein festes Datum. Ab und zu kann es daher auch passieren, dass eines der Feste in einem Kalenderjahr zweimal stattfindet, einmal Anfang Januar und noch einmal Ende Dezember.

Der wöchentliche Ruhetag ist in der Türkei der Sonntag.

Sport

Fußball

Die beliebteste und bedeutendste Sportart in der Türkei ist der Fußball. Die höchste Spielklasse im türkischen Fußball ist die Süper Lig. Die wichtigsten Fußballvereine kommen neben Trabzonspor aus der Metropole Istanbul (Galatasaray Istanbul, Beşiktaş Istanbul und Fenerbahçe Istanbul mit dem deutschen Trainer Christoph Daum). Trabzonspor ist auch der einzige Nicht-Istanbuler Klub, der türkischer Fußballmeister werden konnte. In den letzten Jahren feiert auch die türkische Fußballnationalmannschaft wieder kleinere Erfolge. 2002 kehrte das Land nach 47 Jahren zur Fußball-Weltmeisterschaft zurück. In der Geschichte der Weltmeisterschaften war die Türkei erst das zweite Mal dabei. Trotzdem schaffte die türkische Mannschaft nach einem Sieg gegen Südkorea im "kleinen Finale" den dritten Platz der Weltmeisterschaften im Jahre 2002.

Siehe auch: Türkische Fußballnationalmannschaft, Türkischer Fußball-Meister

Olympische Spiele

Die Türkei hat sich seit dem Jahre 2000 für alle Olympische Sommerspiele beworben. So auch für die Austragung der Olympische Sommerspiele 2012 unter dem Konzept "Die Spiele in Europa und Asien". Doch die türkische Metropole verpasste jeweils die Endausscheidung. Dabei wurde extra für die Olympia-Bewerbung das Atatürk Olympiastadion für über 100 Mio. Euro gebaut. Auf die Kritik an den Anfahrtswegen und der Stadiontechnik wurde reagiert und diese kleineren Mängel wurden bereits behoben. Das türkische Bewerbungskomitee kündigte an, dass sich die Türkei auch um die Spiele 2016 und 2020 bewerben wird. Das Zentrum der Spiele sowie ein Großteil der Sportstätten befinden sich im europäischen Teil der Stadt Istanbul.

Siehe auch: Großer Preis der Türkei

Wirtschaft

Die wirtschaftliche Situation der Türkei ist immer noch sehr widersprüchlich. Einerseits besteht eine sehr große Kluft zwischen dem industrialisierten Westen und ihrer modernen Industrie (insbesondere den großen Metropolen) und dem agrarisch strukturierten und wenig entwickelten Osten.

Der Großraum Istanbul erreicht beispielsweise 41 % des durchschnittlichen Einkommens der 15 „alten“ EU-Staaten, der Osten hingegen nur 7 %. Diverse Projekte, u.a. die großen Staudamm-Projekte (Südostanatolien-Projekt (GAP)) sollen dem Osten helfen, sich besser zu entwickeln. Zudem gibt es innerhalb der türkischen Volkswirtschaft erhebliche strukturelle Probleme. So trägt die Landwirtschaft zum BSP lediglich 11,9 % bei, beschäftigt aber 40 % der Arbeitskräfte. Die Industrie trägt 29,6 % zum BSP bei und der Dienstleistungssektor 58,5 %. In der Industrie arbeiten 20,5 % aller Erwerbstätigen und in der Dienstleistung 33,7 %. Seit 1996 besteht zwischen der Türkei und der EU eine Zollunion (51,6 % der Exporte gehen in die EU).

Wirtschaftliche Entwicklung der Türkei

Die industrielle Revolution, die in Europa stattfand, erreichte das Osmanische Reich aus mehreren Gründen nicht. Zum einen fehlte es an Kapital, Infrastruktur und an der "richtigen" Mentalität. Der Unternehmer war in der Gesellschaft des osmanischen Reiches nicht so sehr angesehen wie eine Laufbahn als Offizier oder Beamter. Eine wirtschaftliche Betätigung außerhalb des Handwerks, der Landwirtschaft und als Großgrundbesitzer fand nicht statt. Es existierten nur wenige industrielle Betriebe im Reich. Die meisten waren in Istanbul, Izmit, Eskisehir, Bursa, Manisa und İzmir angesiedelt und befanden sich zumeist in staatlicher Hand. Die wenigen privaten Unternehmen waren im Besitz von Minderheiten wie Armenier, Griechen und Juden. Die Landwirtschaft und das Handwerk bildeten so das Rückgrat der osmanischen Wirtschaft.

Das Handwerk geriet im 18. Jahrhundert in immer größere Schwierigkeiten, da es nicht mit den industriell produzierten Waren konkurrieren konnte. Die europäischen Mächte hatten nämlich durch Verhandlungen eine weitestgehende Zollfreiheit für ihre Produkte erreicht.

Daher konnte die neu gegründete türkische Republik nicht auf eine Industrie zurückgreifen. Zudem wirkte die Vertreibung der Minderheiten sich nochmals negativ auf die wirtschaftliche Situation aus. Das Handwerk, die Kreditwirtschaft, der Außenhandel litten an dem Verlust des Know-hows der Armenier und Griechen. Mit dem Weggang der Mehrzahl dieser Minderheiten gingen Kapital, kaufmännische Erfahrung und die internationalen Handelsbeziehungen verloren. Zudem war die Landwirtschaft nicht effizient organisiert, weshalb auch dieser Bereich als Finanzquelle für Investitionen in die Industrie wegfiel. Auch die Rahmenbedingungen waren für einen wirtschaftlichen Aufschwung nicht vorhanden. Es fehlte an einem modernen Wirtschaftsrecht, Verwaltung, Steuersystem und einer ausgebildeten Bevölkerung (90 % der 14 Mio. Türken waren 1927 Analphabeten).

Auf dem Kongress in İzmir wurde 1923 unter Leitung von Atatürk die Wirtschaftspolitik der folgenden Jahre festgelegt. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung sollte die Industrie der Landwirtschaft bevorzugt werden. Um die private Wirtschaft anzuregen sollte der Staat sich auf die Investitionen in die Infrastruktur konzentrieren. Die private Wirtschaft kam aber in den frühen Jahren der Republik nicht in Gang. Grund waren die alten Probleme: Kapital, fehlendes kaufmännisches und technisches Wissen. Auch war die Türkei für ausländische Investoren aufgrund ihres kleinen Marktes zu uninteressant. 1927 waren in der der Türkei schätzungsweise nur 27.000 Industriemitarbeiter beschäftigt.

Nach dem Ende der Wirtschaftskrise der 30er-Jahre ging die Türkei dazu über die Industrialisierung durch staatliche Investitionen und Firmengründungen zu forcieren. Hierzu wurden "Fünfjahrespläne" aufgestellt und in Branchen wie z.B. Textil, Zement, Keramik, Banken investiert. Diese Politik zeigte bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nur bescheidene Erfolge. 1953 waren gerade mal 26.000 in privaten und 86.000 Arbeiter in staatlichen Unternehmen beschäftigt.

Die Phase zwischen 1945 und 1980 kann als eine binnenorientierte Wirtschaftspolitik bezeichnet werden. Die inländischen Unternehmer wurden durch Schutzzölle vor der ausländischen Konkurrenz geschützt und waren nicht gerade für ihre qualitativ hochwertigen Produkte bekannt. Der Export wurde durch die staatliche Bürokratie gehemmt, womit die notwendigen Devisen fehlten um die für die weitere Industrialisierung notwendigen Investitionsgüter und Vorprodukte zu importieren. Der Großteil der staatlichen Wirtschaftsunternehmen war ineffizient organisiert. Auch wurden sie von der Politik für politische und soziale Ziele missbraucht. Zum einen mussten sie zu politisch motivierten Festpreisen ihre Waren verkaufen, zum anderen wurden sie als Auffangbecken für Arbeitslose missbraucht und stellten daher Personal über ihren Bedarf ein. Um die hochgesteckten Ziele der Fünfjahrespläne zu erfüllen musste der Staat mehr investieren als er einnahm. Das Haushaltsdefizit stieg und mit ihm die Schulden, bis die Inflation auf zweistellige Werte anstieg (erst 2004 wurden wieder einstellige Inflationszahlen erreicht).

Die steigende Abhängigkeit durch die Auslandsverschuldung führte in den 50er-, 60er- und 70er-Jahren zu drei Finanz- und Wirtschaftskrisen die soziale und politische Krisen nach sich zogen und in Militärputschen endeten. Vor allem in den 60er-Jahren wanderten viele Türken aus (Gastarbeiter), vor allem nach Europa. Dadurch sank der Druck auf den Arbeitsmarkt, der durch ein starkes Bevölkerungswachstum hervorgerufen wurde. Die Geldüberweisungen der "Auslandstürken" waren in den folgenden Jahrzehnten einer der wichtigsten Devisenquellen der Türkei. Trotz der beschriebenen Schwierigkeiten war das durchschnittliche wirtschaftliche Wachstum der Türkei recht hoch. In den 50er-Jahren betrug es 6,7 %, in den 60ern 5,6 % und in den 70ern 4,1 %.

Ab 1982 vollzog sich eine wirtschaftspolitische Wende in der Türkei hin zu einer Liberalisierung. Dieser Wandel fand unter Turgut Özal (Ministerpräsident von 1983 bis 1989) statt und kann als exportorientierte Industrialisierung bezeichnet werden. Unter Özal wurde die Geld-, Finanz-, Außenhandels- und Devisenpolitik radikal verändert. Um die türkische Wirtschaft konkurrenzfähiger zu machen wurden Importverbote und -beschränkungen abgebaut und der Export gefördert. Damit ging ein weiterer Abbau der Bürokratie einher (z.B. Erleichterung ausländischer Investitionen). Während dieser Zeit stieg der Anteil der privaten Wirtschaft stark an, auch die zunehmende Privatisierung von ehemals staatlichen Unternehmen. Durch die zunehmende Senkung der Importbarrieren stieg der Konkurrenzdruck auf die türkischen Betriebe. Den Höhepunkt dieser Entwicklung bildete 1996 der Beitritt zur europäischen Zollunion.

Das befürchtete Zusammenbrechen der türkischen Wirtschaft trat jedoch nicht ein. Aber die erhoffte Zunahme der ausländischen Investitionen fand ebenfalls nicht statt. In den 90ern wuchs die türkische Wirtschaft mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von über 5 % und das, obwohl es immer wieder zu schweren Wirtschaftskrisen (1994, 1999 und 2001) kam.

Die letzte Krise wurde durch ein steigendes Leistungs- und Handelsbilanzdefizit, verbunden mit einem maroden Bankensystem und einer Staatskrise ausgelöst. Aufgrund dieser Probleme kam es zu Spekulationen und Kapitalflucht, was die türkische Zentralbank dazu zwang, die türkische Lira freizugeben. Durch den starken Wertverlust der Lira (innerhalb weniger Stunden 40 %) stiegen die ausländischen Schulden (in Lira gerechnet) in unbezahlbare Höhen, woraufhin viele Unternehmen in Konkurs gingen und die Arbeitslosigkeit stark anstieg. Resultat war eine der schwersten Rezessionen der türkischen Geschichte (die türkische Wirtschaftsleistung schrumpfte um über 8 %). Um einen Staatsbankrott abzuwenden gewährte der IWF der Türkei im Zeitraum von 20022004 einen Kredit in Höhe von insgesamt 31 Mrd. $. Aufgrund der strikten Austeritätspolitik der Regierungen seit 2001 und der Auflagen des IWF hat die Türkei die schwere Finanzkrise von 2001 überwunden.

Derzeitig konzentriert sich die Wirtschaftspolitik der Regierung auf die Inflationsbekämpfung. Die „chronische Inflation“ in der Türkei erreichte zeitweise dreistellige, beinahe hyperinflationäre Zahlen (1994/1995 betrug sie 150 %), 2003 sank sie auf 18,4 %, nach Schätzungen wird 2004 ca. 11 % erwartet. Am 1. Januar 2005 wurde die alte „Türkische Lira“ durch die „Neue Türkische Lira“ (Yeni Türk Lirası) ersetzt. Damit verliert die Türkische Lira 6 Nullen. Außerdem wird die Untereinheit der Lira, der Kuruş, wieder eingeführt. Der Kuruş wurde vor ca. zwei Jahrzehnten abgeschafft, weil aufgrund der hohen Inflation die Lira stark an Wert verloren hatte. Auf den Vorderseiten der neuen 20, 50 und 100 Lira-Scheine ist wie bis dahin der türkische Staatsgründer Atatürk zu sehen. Bis Ende 2005 sind beide Währungen gültig. Eine weitere wirtschaftliche Herausforderung für die Türkei stellt der hohe Schuldenstand dar. Bezogen auf das BSP beträgt sie 78,7 % (Stand 2003). Damit bekleidet die Türkei weltweit den 22. Platz der relativ am wenigsten verschuldeten Staaten.

Außenwirtschaftlich sucht die Türkei eine engere Anbindung an die EU und zugleich eine stärkere Einflussnahme auf die zentralasiatischen Turkvölker (u.a. Kasachstan, Usbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan). Deutschland ist mit über 13 % (9,4 Mrd $) der Importe und ca. 17 % (9,4 Mrd. $) der Exporte der größte Handelspartner der Türkei. Weitere wichtige Handelspartner sind die USA (Exporte 3,7 und Importe 3,4 Mrd. $), Großbritannien (Exporte 3,7 und Importe 3,5 Mrd. $), Italien (Exporte 3,2 und Importe 5,4 Mrd. $), Russland (Exporte 1,5 und Importe 5,4 Mrd. $) und Frankreich (Exporte 2,8 und Importe 4,2 Mrd. $).

Aktuelle Kennzahlen
Bruttosozialprodukt pro Kopf: 4172 $ (2004) / 7400* $ (2004)
Bruttoinlandsprodukt: 199,9 Mrd. $ / 508,7** Mrd. $ (2004)
Bruttosozialprodukt: 301,5 Mrd. $ (2004)
Arbeitslosigkeit: <9 % (offizielle Angaben)
Inflation: 9,4% (2004)
Schuldenstand: 134,4 Mrd. $ (Stand 2002)
Verschuldungsgrad am BSP: 78 % (2004)
* je Einwohner in Kaufkraftparität
** BIP in Kaufkraftparität

Siehe auch: Zentralasiatisch-Türkischer Gipfel, Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation

Wirtschaftssektoren

Die Textilindustrie ist der wichtigste Industriesektor der Türkei und stellt zugleich den größten Anteil bei den Ausfuhren dar. Allein 2004 exportierte die türkische Textilindustrie Waren im Wert von ca. 20 Mrd. $ (2003 waren es noch 15 Mrd. $). Begünstigt wird die starke Stellung der türkischen Textilindustrie dadurch, dass die Türkei der sechstgrößte Baumwollhersteller der Welt ist. Zunehmend gehen die türkischen Textilunternehmen dazu über statt billiger Massenware Markenmode zu produzieren und zu vertreiben. Dadurch versuchen die türkischen Unternehmen der Konkurrenz aus China auszuweichen. Die Türkei gehört weltweit zu den wichtigsten Textilproduzenten. Die Textilindustrie konzentriert sich überwiegend um die Städte Istanbul und Bursa. Insgesamt beschäftigt sie ca. 4 Millionen Menschen.

Daneben gewinnen die Automobilindustrie und die Elektronikbranche zunehmend an Bedeutung. In der Türkei wurden 2004 862.000 Autos produziert, von denen 519.000 exportiert wurden. Zentrum der Automobilindustrie ist die Stadt Bursa. Die Autozulieferindustrie exportierte 1999 Waren im Wert von 2,2 Milliarden Dollar. Etwa 500.000 Menschen arbeiten in dieser Branche. Eine besondere Stärke wurde in den letzten Jahren die Produktion von Fernsehgeräten. Nahezu alle großen Markenhersteller lassen bei den drei türkischen Unternehmen Vestel, Beko oder Profilo-Telra bauen. Ein Drittel aller in Europa verkauften Fernseher wird in diesen Firmen hergestellt. Zuletzt hat aufgrund dieser Stärke die Beko Electronic A.S. das traditionsreiche deutsche Unternehmen Grundig AG aufgekauft. 1999 betrug die Produktion in der Elektroindustrie 2,4 Milliarden Dollar. Farbfernsehgeräte im Wert von 674 Millionen Dollar wurden 1999 exportiert.

Die Investitionen von ausländischen Investoren in der Türkei liegen bei ca. 5,5 Mrd. US-Dollar (2002), davon alleine 4 Milliarden aus Deutschland. Es gibt ein nennenswertes Engagement ausländischer Unternehmen. 2002 gab es 5129 ausländische Kapitalgesellschaften, die in der Türkei aktiv waren, die meisten davon aus EU Staaten.

So lassen die Unternehmen MAN und DaimlerChrysler Busse in der Türkei bauen. Die BSH (Bosch-Siemens Hausgeräte) stellt am Rande von Istanbul Kühlschränke und Küchengeräte her. Das in Iskenderun gebaute Steinkohlekraftwerk ist das größte deutsche Investitionsprojekt, bei dem die Firmen Steag und RWE ca. 1,5 Mrd. US-Dollar investiert haben.

46% der gesamten Importe stammen aus der EU, dies waren im ersten Halbjahr 2003 11 Milliarden US Dollar. Auch zur Erschließung der Absatzmärkte in den früheren GUS Staaten, spielen die Niederlassungen der europäischen Konzerne eine bedeutende Rolle.

Die Türkei ist ein bedeutender Chromerzförderer der Welt, daneben werden Steinkohle, Braunkohle, Eisen-, Blei-, Zink-, Kupfer- und Silbererz gefördert. Im Südosten gibt es geringe Erdölvorkommen.

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftssektor der Türkei und einer der wichtigsten Devisenquellen des Landes. 2004 erreichte die Zahl der ausländischen Touristen mit 17,5 Mio. Urlaubern einen neuen Rekordstand (2003 waren es noch etwa 14 Mio.). Die größte nationale Gruppe unter den Türkei-Touristen stellen mit ca. 4 Millionen die Deutschen gefolgt von den Russen (1,6 Mio) und den Briten (1,3 Mio). Touristische Zentren sind die südliche Ägäis-Küste und die sogenannte türkische Riviera zwischen Antalya und Kap Anamur.

Die Nahrungsmittelindustrie konzentriert sich auf Westanatolien. Der Staat ist noch mit Unternehmen wie Zucker, Tee, Tabak und alkoholische Getränken tätig.

Seit 1980 gewinnt der Weinbau in der Türkei wieder an Bedeutung.

Überblick über die Entwicklung der türkischen Wirtschaft (seit 2000)

2000 2001 2002 2003 2004
BSP-Wachstum in % +6,3 −9,5 +7,9 +5,9 +10
Inflation in % 39,0 68,5 29,7 18,4 9,8
Staatsdefizit in % des BSP 18,9 21,1 12 9,8 7,0

Die offiziellen Angaben zum BSP sind insbesondere im Falle der Türkei mit Vorsicht zu genießen. Da ein erheblicher Teil der Wirtschaftsleistung in der Schattenwirtschaft (Schwarzarbeit, Schwarzhandel etc.) abläuft, kann diese durch die Behörden nicht erfasst werden. Daher dürfte die „wahre“ volkswirtschaftliche Leistung der Türkei viel höher sein als die offiziellen Angaben.

Die türkische Wirtschaft wuchs in den ersten sechs Monaten des Jahres 2004 mit einer überraschend hohen Wachstumsrate von 13,5 %.

Transport und Verkehr

Aufgrund seiner Lage als Knotenpunkt zwischen Asien und Europa ist der Verkehrsektor eine wichtige Einnahmequelle der Türkei. Die Transportdienstleistungen umfassen neben den Straßen-, auch See-, Luft-, Schienenverkehr und Transporte über Rohrleitungen. Mit internationalem Personen- und Güterverkehr auf Straßen erwirtschaftete die türkische Wirtschaft 1999 1,4 Milliarden $.

Der inländische Gütertransport und Personenverkehr erfolgt fast ausschließlich auf der Straße. Der Güterverkehr mit dem Ausland erfolgt überwiegend über den Wasserweg und der Personenverkehr über den Luftweg.

2000 machte der Verkehrs- und Kommunikationssektor rund 14 % des Bruttoinlandsprodukts aus. 27,3 % aller öffentlichen Investitionen werden in diesem Bereich getätigt. Damit zeigt sich eindrucksvoll die Bedeutung dieses Sektors für die Türkei.

Straßenverkehr

Die Straßen in der Türkei haben ein Länge von insgesamt 413.724 km. Davon sind 62.000 km Landstraßen, 350.000 km sog. Dorfstraßen und 1.800 km Autobahn. Das Autobahnnetz soll in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Die wichtigste Autobahnstrecke ist die von İstanbul nach Ankara (O-4), auch die O-52 von Adana nach Gaziantep ist wichtig für Verkehr und Transport. Weitere Autobahnen existieren um İzmir (O-31 und O-32) und im südlichen Teil des Landes (Mersin, İskenderun, Pozantı). Eine Autobahn von İzmir nach Manisa ist im Bau, die Autobahnen Adana-Ankara und Gaziantep-Şanlıurfa sind in Planung.

Auf den Straßen werden 89,2 % (Stand 2000) aller inländischen Güter transportiert. Der Anteil des Personenverkehrs ist mit 95 % sogar noch höher. Bei Überlandfahrten sind Reisebusse sehr beliebt. Hier konkurrieren viele Unternehmen um die Gunst der Fahrgäste, daher ist der Service bei den Busgesellschaften sehr hoch, so wird bei den Überfahrten den Reisenden Kaffee, Tee, Wasser und Gebäck gereicht.

Der Nahverkehr wird in den Städten durch öffentliche Busse organisiert. Da aber der öffentliche Nahverkehr ungenügend ausgebaut ist, dominieren die Sammeltaxis (Dolmuş). Der türkische Name "Dolmuş" rührt daher, dass diese "Taxis" nicht zu einer festen Abfahrtszeit losfahren sondern erst, wenn der Kleinbus hinreichend voll ist. Diese Kleinbusse gehören Privatpersonen und fahren bestimmte Linien ab, ähnlich wie öffentliche Busse. Unterwegs darf jeder Passagier an einem beliebigen Ort ein- und aussteigen (ähnlich wie bei einem Taxi). Die Fahrtkosten sind abhängig von der gefahrenen Strecke und werden bar beim Fahrer oder seinem Gehilfen bezahlt. Daneben gibt es reguläre Taxis, die mit einem Taxometer arbeiten.

Siehe auch: Liste der Autobahnen in der Türkei, Kfz-Kennzeichen (Türkei)

Schienenverkehr

Der Schienenverkehr ist in der Türkei vernachlässigt worden, Vorrang beim Ausbau hatte die Straße. Das Eisenbahnnetz beträgt 10.500 km davon sind ca. 20 % elektrisch betrieben. Am Gesamtverkehr macht der Anteil der Eisenbahn 10 % aus (Stand 1999). Zwischen Istanbul und Ankara verkehrt ein Schnellzug. In den Städten Istanbul, Ankara, İzmir, Adana und Bursa existieren auch U-Bahnen. Sie sind sehr beliebt und fahren etwa 80 km/h schnell, eine gute Alternative zum Bus.

Luftverkehr

 
Turkish Airlines Boeing 737-800

Die Türkische Fluggesellschaft (THY) wurde 1933 gegründet und hatte bis in die 1990er ein Monopol in der türkischen Luftfahrt. Mittlerweile bieten zahlreiche private Fluggesellschaften (zum Beispiel Onur Air, Atlasjet, Air Alfa, Fly Air, MNG Air) ihre Dienste an und kommen auf einen Marktanteil von 33 %. Insgesamt verfügt die Türkei über 38 Flughäfen, wovon 14 internationale Flughäfen sind (Stand 2000); der bedeutendste ist Istanbul-Atatürk.

Wasserverkehr

Mit einer Küstenlänge von 8.333 km und 156 Häfen ist das Potential des Schiffverkehrs groß. Die Tonnage der gesamten türkischen Handelsflotte beträgt fast 10.444.163 DWT. Der Handelsflotte gehören 888 Frachter mit über 300 Bruttotonnen an.

In Istanbul ist der Fährverkehr zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil ein wichtiges Nahverkehrsinstrument. Die Fahrtdauer beträgt ca. 45 Minuten.

Ölleitungen

Die erste Pipeline zum Transport von Rohöl und Ölprodukten wurde 1966 zwischen Batman und Dörtyol (im Golf von İskenderun) in Betrieb genommen. 1977 wurde die wichtige Ölleitung zwischen dem Irak und der Türkei mit einer Gesamtlänge von 981 km (davon liegen 641 km auf türkischem Boden) eingeweiht. Die Leitung wurde wegen des Golfkrieges und dem anschließenden Embargo zwischen 1990 und 1997 außer Betrieb gesetzt.

Seit 2002 führt eine Erdgasleitung mit dem Namen „Blue Stream“ durch das Schwarze Meer von Novorossik nach Samsun und weiter nach Ankara. Die Leitung hat eine jährliche Kapazität von 14 Milliarden Kubikmetern.

Die Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline liefert Erdöl aus Mittelasien und Kaukasien über die Türkei nach Westeuropa. Die Ölleitung verläuft über Aserbeidschan (Baku), Georgien (Tiflis) und die Türkei (Ceyhan), ist 1760 km lang und hat eine Kapazität von etwa 1 Million Barrel pro Jahr. Die BTC-Pipeline gilt weltweit als eines der teuersten und technisch aufwändigsten Pipeline-Projekte. Seit Mai 2005 fließt über diese Leitung Rohöl zum Mittelmeer.

Telekommunikation

In der Türkei waren 1999 19,5 Millionen Festnetzanschlüsse registriert. Der einzige Festnetzanbieter ist die Türk-Telekom. Derzeit läuft ein Privatisierungsverfahren das 2005 zum Abschluss kommen soll. 2001 gab es 17,1 Mio. Mobilfunk benutzer. Vor allem der Mobilfunk wächst sehr stark.

Die internationale Anbindung der Kommunikation wird u.a. durch drei, im Mittelmeer und Schwarzen Meer, verlegte Fiber-Optik Kabel gewährleistet. Hierdurch ist die Türkei mit Italien, Griechenland, Israel, Bulgarien, Rumänien und Russland verbunden. Darüber hinaus sind 12 Intelsat Stationen und 328 mobile Satelliten Terminale hierfür im Einsatz.

2002 hatten 2,5 Millionen Haushalte eine Internetanbindung. Die internationale Internet Code ist die Endung .tr. Die meisten türkischen Webseiten nutzen jedoch die Top-Level-Domain .com bzw. .com.tr, da die .tr-TLD nicht vergeben wird. Für die Vergabe von IPs und Namen ist die Ortadoğu Teknik Üniversitesi (ODTÜ) zuständig.

Militär

Der Wehretat lag 2003 bei 12,1 Mrd. $, dazu kommen noch Aufwendungen, die nicht im Etat aufgeführt werden. Dies sind somit mehr als 5% des Bruttosozialproduktes. Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und stellt innerhalb des Bündnisses nach den USA das zweitgrößte Heer. Auf Grund vieler strategisch wichtiger Stützpunkte diente sie als Drehscheibe für die Militärinterventionen im Nahen Osten.

In der Türkei besteht für jeden Mann ab dem 18. Lebensjahr die allgemeine Wehrpflicht für 15 Monate. Ein Ersatzdienst für Wehrdienstverweigerer besteht in der Türkei nicht. Für Staatsangehörige, die im Ausland leben, besteht die Möglichkeit, den Wehrdienst durch Zahlung eines vierstelligen Eurobetrags auf einen Monat zu verkürzen.

Die Dauer der Wehrpflicht ist 2005 von 18 Monaten auf 15 Monate reduziert worden. Damit sinkt auch die Zahl der Wehrpflichtigen um etwa 85.000. Das türkische Militär wird auch im Landesinneren beim Katastrophenschutz eingesetzt.

Seit dem 23. Februar 1996 besteht ein Militärabkommen zwischen der Türkei und Israel. Offiziell handelt es sich um ein Abkommen über den Austausch von Informationen und enge Zusammenarbeit in der Rüstungsindustrie. Seit 1998 finden regelmäßige, gemeinsame Flottenmanöver der beiden Staaten im östlichen Mittelmeer statt.

Zusammensetzung des Militärs

2001 dienten im türkischen Militär 514.850 Soldaten, damit stellt die Türkei die zweitgrößte NATO-Streitmacht nach den USA auf. Davon sind 391.000 Soldaten Wehrpflichtige. Dazu kommen noch 180.000 Mann der Gendarmerie. Die Zahl der Reservisten in den Land-, Luft- und Seestreitkräften beträgt 378.700 Soldaten.

Die Landstreitkräfte haben 402.000 Mann unter Waffen und sind mit 4206 Kampfpanzern, 4859 gepanzerten Fahrzeugen, über 2000 Artillerie-Geschützen, 40 Kampfhubschraubern und 422 Hubschraubern ausgestattet.

Die 180.000 Mann starke Gendarmerie ist eine paramilitärische Einheit und wird seit 1988 zur Sicherung der syrischen und irakischen Grenzen und zum Kampf gegen die PKK eingesetzt. Auf ländlichem Gebiet nimmt sie auch polizeiliche Aufgaben wahr. Zu ihrer Ausrüstung gehören 530 Mannschaftstransporter und 64 Hubschrauber. Die Gendarmerie ist seit 1993 Mitglied in der Union der Europäischen Gendarmerien (FIEP).

Die Luftstreitkräfte sind 60.100 Mann stark und haben neben 374 Kampfflugzeugen noch 82 Transportflugzeuge und 45 Hubschrauber.

In den Seestreitkräften dienen 52.700 Soldaten plus 3100 Mann Marineinfanterie. Die Marine setzt verschiedene Kriegsschiffklassen ein, wie 20 Fregatten, 6 Korvetten, 13 U-Boote, 22 Schnellboote und 21 Minensuchboote.

Seit Juli 1982 existiert eine Küstenwache, die ca. 2.500 Mann umfasst. Die Küstenwache war von 1982 bis 1995 der Gendarmerie unterstellt und ist seit 1995 dem türkischen Innenministerium zugeordnet. Für den Küstenschutz kann die Küstenwache auf 34 Schnellboote, 36 Küstenschutzboote und auf Hubschrauber zurückgreifen. Im Durchschnitt kontrolliert die Küstenwache über 13.000 Schiffe pro Jahr.

Politische Rolle

Das türkische Militär sieht sich als Hüter der Demokratie und der kemalistischen Ideologie und hat sich schon zweimal, um politische Krisen zu beenden, an die Macht geputscht, und zwar 1960 und 1980. (1971 wurde außerdem die Regierung Demirel zum Rücktritt gezwungen.) Der Ablauf beider Putsche ist relativ identisch, das Militär blieb wenige Jahre an der Macht und gab sie, nach einer Verfassungsreform, wieder an eine Zivilregierung ab. Die Zielrichtung des Militärs war jedoch bei den zwei Putschen unterschiedlich. Der Staatsstreich vom Mai 1960 wurde von eher links orientierten Offizieren mittleren Ranges getragen und führte zu einer demokratischeren Verfassung. Der Putsch von September 1980 kam aus der Generalität und dem rechten Lager und führte zu einer repressiveren Verfassung. Das letzte Mal führte die Intervention des Militärs 1997 zum Rücktritt der Regierung von Necmettin Erbakan und seiner RP-Partei. Allerdings lief dieser letzte Umsturz immerhin völlig ohne Waffengewalt ab.

Im Rahmen der EU-Beitritts-Bemühungen begrenzte das Parlament 2003 die politische Macht der Militärs. Im Nationalen Sicherheitsrat hatte das Militär vor den Reformen die entscheidende Macht. Der Rat tagte monatlich unter dem Vorsitz des Militärs und behandelte alle aktuellen innen- und außenpolitischen Themen. Offiziell hatte der Rat nur beratende Funktion. Innoffiziell kam das aber einer Weisungsbefugnis des Militärs gegenüber der Politik gleich. Nach der Reform wird die Funktion des Rates auf die Politikberatung reduziert und zudem die Zahl der Militärs im Rat auf einen einzigen Generalstabschef gesenkt. Auch steht dem Rat nun ein Zivilist als Generalsekretär vor, der dem stellvertretenden Ministerpräsidenten untergeordnet ist. Zudem wird ab 2003 der gesamte militärische Etat der parlamentarischen Kontrolle unterstellt, was vor der Reform nicht der Fall war. Das Militär konnte die Ausgaben für das Militär selbst bestimmen und unterhielt versteckte Posten für Militärausgaben im Gesamthaushalt.

Siehe auch: Militärregierung

Auslandseinsätze

Auslandeinsätze des türkischen Militärs nach dem Zweiten Weltkrieg:

Außenpolitik

Zu den außenpolitischen Konstanten gehören für die Türkei ihre EU-Beitritts-Bemühungen, die Westbindung und das Verhindern eines eigenständigen kurdischen Staates. Die Türkei betrachtet sich auch als Schutzmacht der Turkmenen auf dem Balkan und im Nord-Irak. Darüber hinaus versucht die Türkei eine Führungsrolle bei den Turk-Staaten (Aserbaidschan, Usbekistan, Turkmenistan, Kirgisistan und Kasachstan) Zentralasiens einzunehmen. Ungewöhnlich für einen mehrheitlich islamischen Staat sind die guten Beziehungen der Türkei zu Israel; es werden u.a. regelmäßig gemeinsame Manöver durchgeführt.

Die heutige türkische Regierung bestreitet den Völkermord an den Armeniern von 1915/16 offiziell und versucht auf diplomatischen Wegen andere Staaten davon abzuhalten, den Völkermord offiziell anzuerkennen. Der Völkermord wird offiziell neben Armenien selbst durch folgende Staaten und Organisationen anerkannt: Frankreich, Italien, Russland, Belgien, Slowakei, die UNO und die EU.

Die Türkei und überstaatliche Organisationen

Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und seit 1963 assoziiertes Mitglied in den Vorläuferorganisationen der EU und strebte seit Jahrzehnten Verhandlungen über eine Vollmitgliedschaft zuerst in der EWG später der EG und zuletzt in der Europäischen Union an.

Daneben ist die Türkei u.a. Mitglied: Vereinte Nationen (1945) mit Sonderorganisationen; OECD (1948; Europarat (1952)); Organisation der Islamischen Konferenz (OIC, 1969); EG-Assoziierungs-Abkommen (1963); Zentralasien-Gipfel der Türkischen Republiken (OATCT, 1992); Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation (1992); assoziiertes Mitglied der WEU (19952000); EU-Zollunion (seit dem 1. Januar 1996). Ende des Jahres 2004 wurde vom Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei beschlossen.

Konfliktfelder mit Nachbar-Staaten:

  • Regionale Konkurrenz mit Griechenland: Konfliktfelder sind die Herrschaftsräume in der Ägäis und der Zypernkonflikt. In der Ägäis geht es um den Verlauf der Grenze zwischen den beiden Ländern. Die Festlegung des Grenzverlaufes ist sehr umstritten weil wirtschaftliche und militärische Interessen auf dem Spiel stehen. Wirtschaftlich geht es um potentielle Ölvorkommen die beide Länder ausbeuten wollen. In letzter Zeit kam es aber zu einer Entspannung zwischen den beiden Staaten, obwohl die Konflikte noch nicht geklärt sind (Stand 2004).
  • Zypern: Unstimmigkeiten wegen der in Nordzypern stationierten türkischen Soldaten. Der Versuch von Zypern, Flugabwehr-Raketen auf der Insel zu stationieren, führte Mitte der 90er-Jahre fast zu einem Krieg.
  • Syrien: Unterstützung der PKK durch Syrien veranlasste die Türkei in den späten 90ern zu einer Kriegsdrohung gegenüber Damaskus. Syrien fühlt sich durch die enge militärische Kooperation zwischen Israel und der Türkei bedroht. Auch gibt es Streitigkeiten wegen des Euphrat-Wassers. Der Bau von Staudämmen im Rahmen des Südostanatolien-Projekts führt auf Seiten von Syrien zu der Befürchtung, dass die Türkei eines Tages das Wasser als Waffe einsetzen könnte.
  • Irak: Die Türkei sieht im Falle eines Sieges der Kurden in Kirkuk bei den Wahlen am 30. Januar 2005 und dessen Eingliederung in die autonome Kurdenregion in Irak einen möglichen Kriegsgrund. Hintergrund ist, dass durch die reichen Ölfelder in Kirkuk ein wirtschaftlich überlebensfähiger, selbstständiger kurdischer Staat denkbar wäre. Durch einen Kurdenstaat im Nordirak könnte der "Kurden"-Konflikt in der Türkei erneut aufflammen.

Vorlage:Wiktionary1 Offizielle türkische Webseiten

Offizielle Webseiten

Unabhängige Informationsquellen

  • Türkische Impressionen – Marion Burc lebt seit über 10 Jahren in der Region Antalya und schreibt über das Leben in der Türkei aus der Sicht einer Deutschen.
  • Aysens Homepage – Eine deutschsprachige Türkin stellt ihr Land vor.
  • Turkey News

Zeitungsartikel, Fernsehbeiträge und ähnliches

Literatur