Regenbogenpflanzen

Gattung der Familie Regenbogenpflanzengewächse (Byblidaceae)
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 8. Juli 2005 um 13:33 Uhr durch Denis Barthel (Diskussion | Beiträge) (Beschreibung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Regenbogenpflanzen (Byblis) sind die einzige Gattung in der Familie der Byblidaceae. Alle Arten der Gattung gelten als karnivor.

Regenbogenpflanzen
Byblis liniflora
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Divisio: Blütenpflanzen (Magnoliophyta)
Vorlage:Classis: Dreifurchenpollen-Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Vorlage:Subclassis: Asternähnliche (Asteridae)
Vorlage:Ordo: Lamiales
Vorlage:Familia: Regenbogenpflanzen (Byblis)
Wissenschaftlicher Name
Byblis
Salisb. 1808

Etymologie

Der Name bezieht sich auf eine Gestalt der griechischen Mythologie, von der Ovid in seinen Metamorphosen berichtet (IX, v. 454-664). Byblis, Enkelin des Apollo, unglücklich in ihren Zwillingsbruder Caunus verliebt, löste sich über dessen Zurückweisung auf in unendlich viele im Sonnenschein schimmernde Tränen und verwandelte sich zum Schluss zur Quelle.

Beschreibung

Alle Arten sind aufrecht, schwach verholzend und nicht oder nur schwach verzweigt. Die Regenbogenpflanzen lassen sich in zwei Komplexe teilen, den Byblis liniflora-Komplex und den Byblis gigantea-Komplex.

 
Byblis filifolia Blüte

Blätter

Die Blätter aller Arten sind linear, ein ungewöhnliches Merkmal der Gattung ist dabei, das die jungen Blätter mit den endständigen Blütenknospen nach außen aufgerollt sind. Die Blätter sind rundum mit feinen Drüsenhaaren besetzt, die ein klebriges Sekret absondern. Kleine Insekten werden vom zuckerhaltigen Sekret angelockt; wenn sie diesen jedoch berühren, verenden sie darin, da sie durch den klebrigen Schleim am Fortkommen gehindert werden. Sie finden entweder durch Erschöpfung den Tod oder ersticken am zähen Sekret, das in ihre Tracheen einsickert und diese verstopft. Anders als bei den Sonnentauen können die Regenbogenpflanzen weder ihre Blätter noch ihre Tentakeln bewegen, man spricht daher bei ihnen von "passiven Klebefallen".

Blüten

Die Blüten der Pflanzen stehen einzeln am Ende der Blätter. Sie sind fünfzählig, purpurn bis blass-violett, bei B. gigantea und B. filifolia selten auch weiss. B. gigantea und B. lamellata geben ihre Pollen erst durch die Schallfrequenz eines anfliegenden Bestäubers frei.

 
Junge Byblis lamellata

Frucht

Die Samenkapsel ist eiförmig und zweifächrig, die Samen sind von rundlicher Form.

Byblis liniflora-Komplex

Die vier Arten dieses Komplexes, B. liniflora, B. rorida, B. filifolia und B. aquatica sind einjährige Kräuter mit einer Höchstgröße von 15 - 60 cm und einer maximalen Blattlänge zwischen 4 und 15 cm. Die Arten gelangen innerhalb nur weniger Monate vom Sämling zur Blüte und überdauern die Trockenzeit als Samen. Die Chromosomenanzahl ist 2n=16, bei der tetraploiden B. liniflora 2n=32, Grundzahl des B. liniflora-Komplexes ist n=8.

Byblis gigantea-Komplex

Der Byblis gigantea-Komplex enthält zwei bis zu 45 bzw. 60 cm große mehrjährige Halbsträucher, nämlich B. gigantea und B. lamellata. Diese Pflanzen überdauern Trockenzeiten durch ein unterirdisches Rhizom, aus dem sie anschließend wieder austreiben, ihre Blätter werden bis zu 20 cm lang. Die Chromosomenanzahl beider Arten ist 2n=18, Grundzahl des B. gigantea-Komplexes ist damit n=9.

 
Byblis liniflora, offene Samenkapsel

Karnivor oder präkarnivor ?

Der bisherige Status der Gattung als karnivor ist wiederholt angezweifelt worden, da zumindest Tests an Byblis liniflora keine Enzyme zur "Verdauung" der Beute nachweisen konnten. Möglicherweise sind in die Verdauung Pilze involviert. Auch wurden an den Naturstandorten von Byblis liniflora und Byblis gigantea auf den Pflanzen lebende Wanzen der Gattung Setocoris und Cyrtopeltis beobachtet, die sich von den Fängen der Pflanze ernähren. Es wird vermutet, dass, ähnlich wie bei den Wanzenpflanzen, die Nährstoffe ihrer Exkremente von den Pflanzen entweder über das Blattwerk oder den Boden aufgenommen werden. Ob und auf welche Weise genau die Arten der Gattung von ihrer Beute profitieren, ist noch zu klären.

Verbreitung

Alle Regenbogenpflanzen sind in Australien beheimatet. B. gigantea und B. lamellata kommen nur in Südwestaustralien im Großraum Perth vor, die Arten des Byblis liniflora-Komplexes nur in Nordaustralien, wobei B. liniflora bis in den Südosten Indonesiens und den Süden Papua-Neuguineas ausstrahlt.

Habitate

Alle Pflanzen wachsen in sandigen Böden auf stark besonnten, saisonal nassen Standorten.

Status

Alle Arten stehen als einheimische Pflanzen in Australien unter allgemeinem Schutz. Sie standen bis 2000 im Anhang II des CITES, auf Antrag Australiens wurde der Schutz aufgehoben. Derzeit ist der Handel nicht beschränkt.

Gefährdung

Insbesondere die westaustralischen Arten B. gigantea und B. lamellata sind durch den Siedlungsdruck des Großraums Perth gefährdet.

Systematik

Traditionell wurde die Gattung in nur zwei Arten unterteilt, nämlich Byblis gigantea und Byblis liniflora. Vor allem durch die Arbeit des australischen Botanikers Allen Lowrie wurden seit den 80er Jahren weitere Arten beschrieben. Derzeit sind sechs Arten bekannt, Neubeschreibungen der Gattung stehen allerdings bevor.

Literatur

  • Lowrie, Allen: Carnivorous Plants of Australia - Vol. 3, Nedlands, Western Australia, 1998
  • Lowrie, Allen; Conran, John G.: A Taxonomic Revision Of The Genus Byblis (Byblidaceae) In Northern Australia, Nuytsia 12(1):59-74, 1998
  • Conran, John G.; Houben, Andreas; Lowrie, Allen: Chromosome numbers in Byblidaceae, Aust. J. Bot., 2002, 50, 583-586
  • Lowrie, Allen; Conran, John G.; Moyle-Croft, Jessica: A Revision Of Byblis (Byblidaceae) In South-Western Australia, Nuytsia 15(1):11-19, 2002
  • Hartmeyer, Siegfried: Carnivory of Byblis Revisited--A Simple Method for Enzyme Testing on Carnivorous Plants, Carniv. Pl. Newslett., 26, 39-45, 1997
  • Hartmeyer, Siegfried: Carnivory in Byblis Revisited II: The Phenomenon of Symbiosis on Insect Trapping Plants, Carniv. Pl. Newslett., 27, 110-113, 1998
  • Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: "Karnivoren", Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2
  • Carow, Thomas: "Fleischfressende Pflanzen", Stuttgart, 2005, ISBN 3-440-10176-2