Rassismus

Ideologie, die Rasse als grundsätzlichen Faktor menschlicher Fähigkeiten deutet
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Rassismus bezeichnet eine Geisteshaltung bzw. entsprechende Ideologien und Diskurse, die die Menschheit aufgrund äußerer Merkmale wie u.a. Hautfarbe und Gesichtszügen in "Rassen" teilt, wobei die Unterschiede zwischen diesen Rassen für unüberbrückbar erklärt bzw. mit Sanktionen ("Rassenschande") befestigt werden. Meist wird dabei zu der Unüberbrückbarkeit gleichzeitig eine "Höherwertigkeit" der eigenenen Rasse postuliert.

Zum anderen bezeichnet Rassismus auch das reale Machtgefälle bzw. die Diskriminierung, denen sich die Angehörigen solcher "Rassen" seit Beginn der Neuzeit ausgesetzt sahen und heute noch sehen.

Einen Menschen, der Rassismus ausübt oder propagiert, bezeichnet man als Rassisten.

Allgemein

Rassismus ist wissenschaftlich nicht haltbar: Zum ersten sind Kriterien, anhand derer Rassen definiert werden, beliebig willkürlich wählbar, zweitens sind die genetischen Unterschiede zwischen Menschen innerhalb einer "Rasse" im Durchschnitt quantitativ größer als die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen "Rassen", drittens aber ist vor allem von erkennbar differenziert ausgeprägten Merkmalen wie der Hautfarbe, kein weiterer Schluss auf andere Merkmale oder eine "Wertigkeit" der jeweiligen Individuen möglich.

Kulturalistischer Rassismus ("Neorassismus") gilt ebenfalls als nicht haltbar, weil er "Kultur" (Umgang mit Umwelt, der durchaus gruppenspezifisch geprägt sein kann) zum natürlichen unveränderlich der Person anhaftenden Merkmal erklärt, so als könnten Personen ihr Umfeld nicht wechseln, nicht lernen, nicht ihren Umgang mit der Umwelt ändern.

Formen von Rassismus

  • Rassistische Vorurteile: Vorgefertigte Meinungen über Personen aufgrund ihrer angenommenen "Rasse". Beispiel: Person A denkt, dass Person B die Eigenschaft X hat, weil sie zur Rasse Y gehört.
  • Rassistische Diskriminierung: Die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale, wie z.B. der Hautfarbe. Beispiel: Person B weigert sich, Person A einzustellen, weil Person A zur "Rasse" Y gehört.
  • Institutioneller Rassismus (strukturelle Diskriminierung): Ungleichbehandlung durch öffentliche Stellen und grosse Organisationen aufgrund der "Rassenzugehörigkeit".
  • Kultureller Rassismus: Die Minderwertigkeit anderer "Rassen" ist Teil des Selbstbildes einer Kultur. Der moderne Rassismus bedient sich zudem oftmals des Begriffs verschiedener Kulturen, nachdem der klassische Rassismus als unwissenschaftlich entlarvt wurde. Beispiel: Vorurteile den arabischen Raum betreffend --> "die Araber (!) sind frauenfeindlich"

Begriffsdefinitionen

Zum Begriff Rasse

Wissenschaftler wie der Humanbiologe Horst Seidler halten die Verwendung des Begriffs Rasse beim Menschen für überholt. Diese Forschungen zufolge ist die Kategorie Rasse mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbar. Zudem wird aufgezeigt, aus welchen ideologischen Traditionen sie entstand und weist nach, dass der Begriff von Beginn an eingesetzt wurde, um Menschen nicht nur zu klassifizieren, sondern auszugrenzen, zu benachteiligen und zu unterdrücken.

UNO-Definition von Rassismus

In der politischen Diskussion gängig und international anerkannt ist z. B. die UNO-Definition laut International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination. Adopted and opened for signature and ratification by General Assembly resolution 2106 (XX) of 21 December 1965 entry into force 4 January 1969, in accordance with Article 19.

Dort heißt es im Part I Article I (1):

In dieser Übereinkunft umfasst der Begriff 'Rassendiskriminierung' jede Unterscheidung, jeden Ausschluss, jede Einschränkung oder Bevorzugung auf Grund von Rasse, Farbe, Abstammung, nationaler oder ethnischer Herkunft mit dem Ziel oder der Folge, die Anerkennung, den Genuss oder die Ausübung der Menschenrechte und Grundfreiheiten auf gleicher Grundlage im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem anderen Bereich des öffentlichen Lebens aufzuheben oder zu behindern.

Zu beachten ist, dass damit nicht Aussagen über Rassen als Diskriminierung erfasst sind, sondern nur Maßnahmen mit der konkreten praktischen Folge, dass Menschenrechte und Grundfreiheiten nicht gleichberechtigt ausgeübt werden können.

Geschichte

Rassismus und das nationalsozialistische Deutschland

Rassismus war Teil der Ideologie des Nationalsozialismus. Man ging davon aus, dass es höherwertigere und minderwertigere Menschen gibt. Hochwertige Menschen konnten dabei nur aus der 'Herrenrasse' entstammen. Die Mitglieder dieser 'Herrenrasse' hatten die Aufgabe, ihre Rasse 'reinzuhalten', weshalb sexueller Kontakt zwischen Angehörigen der 'hohen' und der 'minderwertigen' Rassen verhindert werden sollte. Bestimmten, von den Nazis als "Rasse" definierten Gruppen wie Juden, Roma oder Sinti unterstellten sie, dass diese "die Herrenrasse" zersetzen wollten.

Sklaverei in den USA

Die Verschleppung und Versklavung von Afrikanern in Amerika war Ausdruck einer rassistischen Ideologie. So wurden verschiedene rassistische Stereotype manifestiert: Einerseits jenes des "edlen Wilden" - Indianer seien noch so unverdorben, so weise und freiheitsliebend, dass sie in der Sklaverei einfach nicht leben können. Auf der anderen Seite prägte die Geschichte auch das Bild des starken, bestialischen Afrikaners, der eigentlich gerne arbeitet und "von Natur aus" untertänig sei.

Rassismus und Imperialismus

Seinen ideellen Höhepunkt fand der Rassismus im Imperialismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Klischee- und Überheblichkeitsvorstellungen seitens europäischer Literaten und Publizisten waren damals an der Tagesordnung, auch wenn Gewalt gegenüber Mitgliedern anderer "Rassen" selten explizit gutgeheißen wurde. Extremer Vertreter des Rassismus und auch des Sozialdarwinismus war Houston Stewart Chamberlain, der die Auffassung vertrat, die germanische Rasse sei zum Retter der Menschheit auserkoren. Damit legte er auch die Fundamente für den aufkeimenden Nationalsozialismus.

Rassismus und die Eroberung Amerikas

Als die Spanier Amerika eroberten, kam es wiederholt zum Streit über die Behandlung der Ureinwohner. Vor allem Bartolome de Las Casas, der selbst in den Kolonien lebte, kreidete wiederholt die menschenunwürdige Behandlung der Indios durch die Spanier an. (...dass unsere Spaniere für sie [die Indianer] nicht mehr Beachtung übrig haben als für Tiere.) Der Streit gipfelte im Disput von Valladolid in der Frage, ob "Indios" Menschen seien. Sepulveda vertrat die Ansicht, die "Indios" seien den Spaniern unterlegen wie die Affen den Menschen. Den theoretischen Rückhalt hierfür holte er sich von Aristoteles Theorie der natürlichen Sklaverei, der einigen Menschen die Vernunftfähigkeit abgesprochen und ihre "natürliche" Unterlegenheit postuliert hatte. Der Disput blieb allerdings ohne politische Auswirkung, da die finanzielle Lage im Königreich für die Finanzierung indio-freundlicherer Maßnahmen zu angespannt war.


Siehe auch: Antisemitismus, Nationalsozialismus, Apartheid, Darwin, Herrenrasse, Indianerpolitik der USA, Kolonie, Mischling, Heidelberger Manifest, Nürnberger Gesetze, Phrenologie, Sklaverei, Antiamerikanismus


Literatur