Wappen | Karte |
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Deutschlandkarte, Position von Gifhorn hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Niedersachsen |
Landkreis: | Gifhorn |
Fläche: | 104,86 km² |
Einwohner: | 42.669 (Stand: 01/2003) |
Bevölkerungsdichte: | 407 Einwohner/km² |
Höhe: | 55 m ü. NN |
Postleitzahl: | 38501-38510, 38516, 38518 |
Telefonvorwahl: | 05371 |
Geografische Lage: | 52° 29' n.Br. 10° 33' ö.L. |
Kfz-Kennzeichen: | GF |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 51 009 |
Stadtgliederung: | 6 Stadtteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Marktplatz 1 38518 Gifhorn |
Webseite: | www.gifhorn4u.de |
E-Mail-Adresse: | info@stadt-gifhorn.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Manfred Birth (CDU) |
Gifhorn ist eine Stadt in Niedersachsen. Sie ist Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises.
Das einst großflächig versumpfte, schwer passierbare Aller-Urstromtal bot im Mündungswinkel von Aller und Ise eine der wenigen Stellen um ursprünglich die Siedlung Gifhorn entstehen zu lassen. Hieraus lässt sich verständlich der Name auch ableiten. "Giff Horn" (gib Zeichen) um mit einem Fuhrwerk bei höherem Wasserstand mittels einem Floß oder Lastkahn zu einer höheren Stelle übergesetzt zu werden. In und um Gifhorn gab/gibt es mehrere Erhöhungen, sogenannte Eiszeitmoränen (Eiszeit-Grund-End-Moränen).
So liegt südlich von den Flüssen der "Katzenberg". Nördlich der "Weinberg" und im weiteren Verlauf bis zur Ortschaft Wilsche das "Hohe Feld".
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt zwischen Hannover und Wolfsburg.
Die Ise mündet hier in die Aller.
Stadtgliederung
Gifhorn besteht aus den Stadtteilen Kernstadt (siehe: Kernstadt), Kästorf, Gamsen, Wilsche, Neubokel, und Winkel.
Nachbargemeinden
Folgende Gemeinden grenzen an die Stadt Gifhorn (im Uhrzeigersinn im Norden beginnend):
Geschichte
Mittelalter
Gifhorn wird erstmalig 1196 im Güterverzeichnis des Braunschweiger Stifts St. Cyriakus erwähnt. Ursprünglich war Gifhorn eine kleine Siedlung im großflächig versumpften und schwer passierbaren Aller-Urstromtal (Barnbruch). Der Mündungswinkel von Aller und Ise war eine der wenigen Stellen, an denen dieses natürliche Hindernis überwunden werden konnte. Kurz vor dem Zusammenfluss mit der Aller teilte sich die Ise und bildete einen kleinen Werder. Entlang dieser trockenen Dünung vermutet man die ersten Ansiedlungen.
Der städtische Ausbau des Brückenortes war durch mehrere Faktoren begünstigt. Zum einen bildete er einen geographisch günstigen Verkehrsknoten zweier bedeutender mittelalterlicher Handelswege: Hier kreuzten sich in Nord-Süd-Richtung die verlängerte Alte Salzstraße von Lüneburg nach Braunschweig (heute B 4) und in Ost-West-Richtung die Kornstraße von Magdeburg nach Celle (heute B 188). Zum anderen drängten von Osten her sorbische Stämme (siehe auch Wenden, Wendland) in das Gebiet, gegen die man eine Schutzburg errichtete, um die einnahmeträchtige Zollstätte am Iseübergang zu sichern.
Später ließen die hier ansässigen Welfenherzöge eine Vogtei, eine Wassermühle (die bis heute betriebene Cardenapsmühle, erstmals 1213 urkundlich erwähnt) und einen Wirtschaftshof anbauen. Dieser gesicherte und wirtschaftlich bedeutsame Knotenpunkt zog viele Bauern, Handwerker und Kaufleute an. Auch die Post mit ihren Postkutschen richtete hier, auch für die Mitreisenden (heute"Deutsches Haus"), eine Haltestation ein. Zudem entstanden zahlreiche Gaststätten und Stallungen, in denen die Fuhrleute und ihre Pferde einfach nur ausspannten oder aber bei gelegentlichem Hochwasser mehrere Tage ausharrten.
Während der Hansezeit kam es zu einer großen Vielfalt der Handwerksberufe: Die bereits ansässigen Ackerbürger, Müller, Bäcker, Fischer, Metzger, Schuster, Schneider und Schmiede wurden ergänzt durch Weber, Bleicher, Färber, Böttcher, Töpfer, Gerber, Sattler, Seiler, Hutmacher und Bierbrauer. Die wirtschaftliche Blütezeit gipfelte 1275 in der Verleihung des Marktrechtes.
Renaissance
Verheerende Kriege und Großbrände fügten dem Ort immer wieder schwere Schäden zu, insbesondere die Hildesheimer Stiftsfehde von 1519 bis 1523, bei der auch die nähere Umgebung fast vollständig vernichtet wurde. Der Wiederaufbau des Ortes wurde gekrönt mit der Neuerrichtung eines Schlosses durch die protestantischen Herzöge Ernst der Bekenner von Braunschweig-Lüneburg und seinem Bruder Herzog Franz aus Celle. Das Schloss entstand von 1526 bis 1547 neu im Stil der Weserrenaissance. Zur Erweiterung der Räumlichkeiten wurde das Kavalierhaus errichtet. Ebenfalls im Renaissance-Stil erbaut, gehört das Haus mit der prächtigen Steinfassade noch heute zum beliebtesten Gebäude der Stadtbevölkerung.
1539-1549 war Gifhorn Residenzstadt des Herzogtums Gifhorn, eines nur für 10 Jahre selbständig gewordenen Territoriums unter Herzog Franz. Am 6. Dezember 1544 erließ der Herzog für Gifhorn eine "Reformatio und Ordnung", mit der für Jahrhunderte die Grundlage für die Durchführung von Bürgermeisterwahl und Stadtverwaltung gelegt wurde. Da Herzog Franz 1549 ohne männliche Nachkommen verstarb, fiel das Schloss an das Herzogtum Braunschweig-Lüneburg in Celle zurück. Fortan diente es als Jagdresidenz von Fürsten und Herzögen aus der Umgebung oder als Verwaltungszentrum.
Der Neuaufbau des Ortes brachte zahlreiche Fachwerkhäuser hervor, die heute noch erhalten sind. Bemerkenswerte Bauten sind das Alte Rathaus von 1562 (heute Ratsweinkeller mit Bücherei) und das Höfersche Haus von 1570.
Neuzeit
Während des Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieges und der Napoleonischen Feldzüge wurden die alten Handelswege nun auch zu Heerstraßen. Während der Truppendurchmärsche kam es immer wieder zu großen Schäden und Plünderungen. Hinzu kamen zwei große Flächenbrände 1669 im Süden und 1725 im Norden. Nach drei weiteren Bränden von 1872, 1876 und 1891 kam es zur baulichen Auflockerung des Stadtbildes. Wegen der räumlichen Enge wurden viele abgebrannte Häuser nicht wieder an der gleichen Stelle gebaut.
Von 1734 bis 1744 wurde die Sankt-Nicolai-Kirche errichtet. Der Barockbau befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Kavalierhaus und Altem Rathaus.
Nach dem Schleifen der Befestigungsanlagen des Schlosses um 1780 verloren auch die umliegenden Schutzwälle an Bedeutung. So kam es zur allmählichen Erweiterung des Wohnraumes. Zu weiträumigen Ansiedlungen kam es ab 1845 nach Beseitigung der beiden Stadttore.
Industriezeitalter
Die Industrialisierung Gifhorns begann mit der großflächigen Torfgewinnung aus den umliegenden Moorgebieten. Der Rohstoff wurde in der Torfpressfabrik verarbeitet und lieferte zunächst die Energie für eine mechanische Wollspinnerei, zwei Zichorienfabriken und eine Ziegelei, die sich aber nicht lange hielten.
Wirschaftlich bedeutsam wurden nur die Glashütte (ab 1873) und eine Konservenfabrik (ab 1890), die erst 1959 bzw. 1973 ihre Produktion einstellen mussten. Sie profitierten von der Vollendung des Bahnbaus um 1890.
1852 erhielt Gifhorn das Stadtrecht. 1924 wurde das Rathaus in die Ortsmitte verlegt.
Nach dem 2. Weltkrieg kam es zu einer großen Zuwanderung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus Mittel- und Ostdeutschland. Die größten Arbeitgeber waren damals wie heute die seit 1951 ortsansässige Maschinen- und Armaturenfabrik Alfred Teves und das für Pendler nah gelegene Volkswagenwerk in Wolfsburg. Darüber hinaus gelang es, neue Gewerbegebiete anzusiedeln. Bereits 1959 zogen einige Staffeln des Bundesgrenzschutzes in das spätere Zonenrandgebiet.
Mit dem Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Gifhorn vom 27. November 1973 wurden zum 1. März 1974 die Stadtteile Kästorf, Gamsen, Wilsche, Neubokel, und Winkel eingemeindet. Dadurch wuchs die Einwohnerzahl um etwa 7000, die Fläche des Stadtgebiets verdreifachte sich.
Gifhorn behielt 1974 den Sitz des gleichnamigen Landkreises, nachdem zunächst eine Auflösung dieses Landkreises und Vereinigung mit dem Landkreis Peine und Verlegung des Kreissitzes nach Peine geplant war. Die Einwohner beider Landkreise hatten sich entschieden dagegen gewehrt.
Allerdings musste in Kauf genommen werden, dass Gifhorn vom Regierungsbezirk Lüneburg in den Regierungsbezirk Braunschweig umgegliedert wurde. Die Industrie wehrte sich gegen eine ähnliche Umgliederung erfolgreich vor Gericht, so dass Gifhorn auch heute noch unverändert zur Industrie- und Handelskammer Lüneburg (Geschäftsstelle für Gifhorn ist in Celle) gehört, nicht zur IHK Braunschweig.
Am 29. November 1984 wurde am Marktplatz das neue Rathausgebäude eingeweiht. Das vorherige wurde zum Haus des Handwerks.
Nach der Wiedervereinigung und den politischen Umbrüchen in Osteuropa und der UdSSR kam es in den 1990er Jahren zu einem großen Bevölkerungszuwachs.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Sehenswert ist das Schloss im Stil der Weserrenaissance mit seiner noch als Kirche genutzten Schlosskapelle.
- Das Kreisheimatmuseum im Schloss enthält die Abteilungen Jäger und Bauern, Adel und Landvolk, Handwerker und Kaufleute, Tier und Landschaft. Im Schloss-Hof und im umliegenden Park am Schlosssee finden jährlich diverse Festspiele und Märkte statt.
- Zahlreiche Mühlen der unterschiedlichsten Art, die in europäischen Ländern beheimatet waren, befinden sich restauriert oder originalgetreu nachgebaut im international bedeutsamen (Freiland-) Mühlenmuseum.
Freizeit und Naherholung - Naturdenkmäler
Im Verlauf der Nachkriegsjahre wurden um Gifhorn mehrere größere Flächen zu Naturschutzgebiete erklärt. So auch das im heutigen Stadtgebiet von Gifhorn liegende, natürlich entstandene Gewässer, der "Heidesee". Von dem schon der bekannt gewordene Heidedichter Hermann Löns, in seinen Geschichten und Gedichten, berichtet hat. Auch von mehreren im westlichen Gebiet von Gifhorn liegenden größeren Heideflächen (siehe auch Heidekrautgewächse). Bekannt sind die "Gifhorner Schweiz", der idyllische Ort Winkel und Teile beim Ort Wilsche.
Durch die Veröffentlichungen von Hermann Löns wurde diese Region, im Besonderen der Heidesee, zu einem gernbesuchten Naherholungsgebiet für Braunschweiger und Hannoveraner Bürger mit ihren Familien.
Durch Kiesschürfen entstanden mehrere nahe gelegene Seeen. Durch den Bau des Elbe-Seitenkanals, entstand südöstlich der Stadt ein komplexes Naherholungsgebiet, der Tankumsee. Das gesamte Areal umfaßt 222 ha. Der See selbst ist 62 ha groß und bietet einen 1.000 m langen Sandstrand. Daran grenzt direkt östlich das Feuchtgebiet Barnbruch an, mit einem Waldbestand von etwa 1.500 ha.
Die Umlegung der Bundesstraße 4 machte es erforderlich, das lange Strecken der Trassenführung erhöht werden mußten, und so entstand der "Waldsee" zwischen der Stadt und der "Gifhorner Schweiz".
Die Naturschutzgebiete - wie auch die Lüneburger Heide - haben Gifhorn zu einem beliebten norddeutschen Naherholungsgebiet gemacht.
Regelmäßige Veranstaltungen
Das älteste Gifhorner Volksfest ist das Schützenfest. Die älteste Ratsverordnung über das "Gifhorner Scheibenschießen" stammt von 1661 (Scheibenschießen). Seit 1706 sind die Listen der Schützenkönige überliefert. Die 1814 zur Armee eingezogenen Gifhorner waren fast alle 1815 in der Schlacht bei Waterloo gegen Napoleon eingesetzt. Zur Erinnerung daran wird das Schützenfest jedes Jahr in der Woche des 18. Juni gefeiert.
Weitere regelmäßige Großveranstaltungen sind das dreitägige Altstadtfest in der Fußgängerzone, die Schlossfestspiele und der Weihnachtsmarkt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Etwa 1,4% der Beschäftigten sind in der Land- und Forstwirtschaft tätig, 38% im Produzierenden Gewerbe und 60,6 % im Dienstleistungsbereich. Gifhorn hat deutlich mehr Aus- als Einpendler. Etwa 80% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten außerhalb. Die Arbeitslosenquote im Kreis Gifhorn betrug im Juni 2004 8,7 %.
Einwohnerentwicklung
- 1821: 1.608
- 1848: 2.410
- 1871: 2.816
- 1905: 3.857
- 1925: 4.452
- 1946: 8.800
- 1950: 10.283, davon 3.853 Vertriebene und Zugewanderte
- 1956: 14.500
- 1961: 17.677
- 1965: 21.100
- 1969: 23.001
- 1974: 26.500
- 1984: 34.357
- 1989: 37.196
- 1991: 40.090
- 1995: 43.736
- 1999: 42.905
- 2003: 42.669
Der Zuwachs in den 1970er Jahren ist zum Teil "unechter" Zuwachs aufgrund von Eingemeindungen umliegender Orte.
Politik
Stadtrat
Die 41 Sitze des Stadtrates verteilen sich wie folgt:
- CDU 21 Sitze
- SPD 15 Sitze
- Bündnis 90/Die Grünen 2 Sitze
- FDP 1 Sitz
- ULG 2 Sitze
(Stand: Kommunalwahl am 9. September 2001)
Städtepartnerschaften
- Xanthi in Griechenland
- Korsun-Schewtschenkiwski in der Ukraine
- Dumfries im Vereinigten Königreich (Schottland)
- Gardelegen in Deutschland (Sachsen-Anhalt)
- Hallsberg in Schweden
Persönlichkeiten
Kurt Oskar Buchner (Schmidt), Schriftsteller, Kinderbuchautor (1912 - 1994).
Bernward Vesper, Schriftsteller, Hauptwerk "Die Reise".
Fritz Baltruweit, Liedermacher (Pfarrer, Neue Geistliche Lieder), * 1955.
Roland Baar, Olympiasieger (Rudern), deutsches IOC-Mitglied
Anna Montanaro, Musical-Interpretin
Karl August von Hardenberg, preußischer Staatsmann
Literatur
- Fritz Brüggemann: Gifhorn - Die Geschichte einer Stadt. Gifhorn 1962.
- Ulrich Roshop: Gifhorn. Das Werden und Wachsen einer Stadt. Gifhorn 1982. Mit Gifhorn-Bibliographie auf S. 189-191.
Weblinks