Schieder-Schwalenberg

Stadt in Nordrhein-Westfalen
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Schieder-Schwalenberg ist eine Stadt in Nordrhein-Westfalen, Deutschland und gehört zum Kreis Lippe. Die Ortsteile Schieder und Glashütte sind Kneippkurorte.

Wappen Deutschlandkarte
Schieder-Schwalenberg
Deutschlandkarte, Position der Stadt Schieder-Schwalenberg hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 53′ N, 9° 11′ OKoordinaten: 51° 53′ N, 9° 11′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Lippe
Höhe: 213 m ü. NHN
Fläche: 60,04 km2
Einwohner: 9177 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 153 Einwohner je km2
Postleitzahl: 32816
Vorwahlen: 05282 / 05284 / 05233
Gemeindeschlüssel: 05 7 66 060Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Stadtgliederung: 9 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Domäne 3
32816 Schieder-Schwalenberg
Website: www.schieder-schwalenberg.de
Bürgermeister: Gert Klaus (SPD)
Lage der Stadt Schieder-Schwalenberg im Kreis Lippe
KarteNiedersachsenBielefeldKreis GüterslohKreis HerfordKreis Minden-LübbeckeKreis PaderbornKreis HöxterAugustdorfBad SalzuflenBarntrupBlombergDetmoldDörentrupExtertalHorn-Bad MeinbergKalletalLage (Lippe)LemgoLeopoldshöheLügdeOerlinghausenSchieder-SchwalenbergSchlangen (Gemeinde)
Karte

Geografie

Geografische Lage

Schieder-Schwalenberg liegt zwischen dem Teutoburger Wald und dem Weserbergland im Naturpark Teutoburger Wald / Eggegebirge. Durch die Stadtteile Wöbbel und Schieder fließt der Fluss Emmer, der zum Schiedersee (auch Emmerstausee genannt) gestaut wird.

Ausdehnung und Nutzung des Stadtgebiets

Die als „Große Landgemeinde“ klassifizierte Stadt erstreckt sich über eine Fläche von 60,04 km². Das Gemeindegebiet hat eine maximale Ausdehnung in Ost-West Richtung von ca. 10,7 km und in Nord-Süd Richtung von etwa 11,5 km.

Fläche
nach Nutzungsart[2]
Landwirt-
schafts-
fläche
Wald-
fläche
Gebäude-,
Frei- und
Betriebsfläche
Verkehrs-
fläche
Wasser-
fläche
Sport- und
Grünfläche
sonstige
Nutzung
Fläche in km² 24,24 27,90 6,57 2,36 1,29 0,80 0,05
Anteil an Gesamtfläche 40,37 % 46,47 % 5,68 % 3,93 % 2,15 % 1,33 % 0,08 %

Nachbargemeinden

Das Stadtgebiet grenzt an Blomberg, Lügde, Marienmünster, Nieheim, Steinheim und Horn-Bad Meinberg (im Uhrzeigersinn).

Stadtgliederung

 
Felder bei Ruensiek

Die Stadt Schieder-Schwalenberg entstand 1970 aus dem Zusammenschluss der ehemals selbständigen Gemeinden Brakelsiek, Lothe, Ruensiek (mit Kreienberg), Schieder (mit Glashütte), Siekholz, Wöbbel und der Stadt Schwalenberg.

Geschichte

Vorzeit

Funde im Emmertal deuten auf eine Besiedlung der Region in der Steinzeit hin. Im Lippischen Landesmuseum in Detmold lagern heute Werkzeuge aus Steinen und Geweihen, die im 19. Jahrhundert im Emmertal entdeckt wurden.

Frühgeschichte

Im Ortsteil Glashütte befindet sich die Herlingsburg. Sie ist eine Fluchtburg der vorrömischen Eisenzeit, von der bis heute noch die Wallanlagen erhalten blieben. Im Emmertal wurden bei Ausgrabungen Scherben entdeckt, die jetzt im Lippischen Landesmuseum in Detmold zu besichtigen sind.

Mittelalter und frühe Neuzeit

Schieder wurde im Jahr 822 erstmals urkundlich erwähnt. In Alt-Schieder am Ortsteil Schieder wurden bei Ausgrabungen Fundamente einer Kirche und einiger Häuser entdeckt. Alt-Schieder besteht aus einer Vorburg und einer Hauptburg, die beide während ihrer Nutzung befestigt waren. Das Alter der Vorburg ist ungewiss, sie könnte bereits aus karolingischer Zeit (822) stammen. Die jüngere Hauptburg, für deren Errichtung ein Teil des Vorburgwalles abgerissen wurde, stammt aus ottonischer Zeit. Im 13. Jahrhundert wurde die Anlage aufgegeben und die Siedlung weiter ins Tal in die Siedlung Barkhof verlegt (heute vom Schiedersee überflutet). Überholt ist die lange Zeit gehaltene, heute immer noch vereinzelt geäußerte Vorstellung, es habe sich bei der Vorburg um die sächsische Volksburg "Skidroburg" (tatsächlich die Herlingsburg bei Glashütte) gehandelt.

Im Ortsteil Siekholz existieren Reste einer Schanzanlage, deren Ursprung bis heute nicht sicher geklärt ist. Frühe Deutungen aus dem 19. Jahrhundert gingen von einem Römerlager aus. Tatsächlich handelt es sich aber um eine weit jüngere Anlage des hohen Mittelalters. Auch der Befestigungscharakter ist nicht eindeutig, es mag sich vielmehr um eine Hofeinfriedung oder eine Försterei gehandelt haben.

 
Brunnen in Schieder-Schwalenberg

Ab dem Jahr 1231 wurde die Stadt und Burg Schwalenberg von Graf Volkwin IV. als „Oppidium Sualanberg“ gegründet. Volkwin machte Schwalenberg zu seiner Residenz und verließ die Oldenburg bei Marienmünster. Von „Bürgern“ und vom „Rat“ und damit von Stadtrechten ist zuerst 1258 und 1260 die Rede.[3]

Die Schwalenberger Grafen gehörten zu dieser Zeit zu den gefürchtetsten Raubrittern Norddeutschlands und waren unter anderem im Jahre 1225 an der Verschwörung gegen den Erzbischof Engelbert von Köln beteiligt. Wegen seiner Beteiligung oder zumindest Mitwisserschaft an der Ermordung des Erzbischofs wurde dem Grafen Volkwin IV. als Sühne die Stiftung eines Klosters auferlegt. Wahrscheinlich führte dies zur Gründung des 1231 erstmals urkundlich belegten Zisterzienser-Klosters Burghagen in Schwalendorf, das jedoch bereits im Jahre 1247 nach Falkenhagen verlegt wurde.

Nachdem etwa 100 Jahre später Heinrich VII. verstarb, kam der Besitz an die Grafen von Lippe und das Fürstbistum Paderborn (gemeinsame Verwaltung in einer Samtherrschaft). Die Burg verfiel und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts von Marie Gräfin zur Lippe-Biesterfeld, die die Burg vom Haus Lippe für sich und ihre drei Töchter in Erbpacht übernommen hatte, wieder restauriert; seitdem wurde sie verschieden genutzt, zuletzt als Hotel und Restaurant.

1584 wurde das Schloss Wöbbel errichtet. Es war bis 1958 im Besitz der Familie Donop. Nachdem der Renaissancebau im Dreißigjährigen Krieg zerstört wurde, ließ sie an der Stelle ein Barockschloss errichten.

Am 25. April 1705 wurde das Schloss in Schieder als Sommerresidenz des Lippischen Adels von Graf Rudolf zur Lippe eingeweiht. Die Bauarbeiten wurden von seinem Vater Casimir in Auftrag gegeben.

Zweiter Weltkrieg und Kalter Krieg

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Raum zwischen Steinheim und Schwalenberg am 5. April 1945 in ein Kampfgebiet verwandelt. Die anrückende US-Armee, darunter das 329. US-Infanterieregiment sollte durch deutsche Kampfgruppen und Teile der 466. Division aufgehalten werden. Durch Artillerieeinschläge werden über 32 Häuser in Schwalenberg beschädigt oder völlig zerstört. Nach dem Abzug von drei deutschen Panzern in Richtung Falkenhagen konnte am 6. April die Stadt kampflos von den US-Truppen eingenommen werden.

Während des Kalten Krieges unterhielten die niederländischen Streitkräfte von 1963 bis 1994 auf dem Mörth westlich von Elbrinxen einen Militärstützpunkt für die mobilen Flugabwehrraketen vom Typ MIM-23 HAWK.

Religionen

Die Mehrheit der Bevölkerung in Schieder-Schwalenberg ist evangelisch. Dies geht auf die im Jahre 1538 von Bernhard VIII. Graf zur Lippe eingeführte Reformation zurück. Vorherrschend ist das reformierte Bekenntnis, welches im 17. Jahrhundert Einzug erhalten hat. Es bestehen zur Zeit drei evangelisch-reformierte Gemeinden: Schieder, Schwalenberg und Wöbbel.

Des Weiteren gibt es auch eine katholische Kirchengemeinde für Schwalenberg.

Ein Großteil der nach Schieder-Schwalenberg zugewanderten Spätaussiedler gehört der Mennonitischen Brüdergemeinde Schieder-Schwalenberg an.

Ein Indiz für die heutige Verteilung der Religionen kann die konfessionelle Zugehörigkeit der Schüler in Schieder-Schwalenberg sein. Demnach gaben im Schuljahr 2006/2007 56,4 % der Schüler evangelisch, 11,7 % katholisch und 2,2 % islamisch als Religionszugehörigkeit an. 21,3 % gaben eine andere Religionszugehörigkeit und 8,4 % keine Konfession an.[4]

Politik

Stadtrat

 
Sitzverteilung im Stadtrat seit 2009
 
Zum Vergleich: Sitzverteilung im Stadtrat von 2004 bis 2009

Der Stadtrat aus Schieder-Schwalenberg besteht gegenwärtig aus 28 Ratsfrauen und Ratsherren. Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 1975:

[5][6] 2009 2004 1999 1994 1989 1984 1979 1975
Partei Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze % Sitze %
CDU 7 24,70 9 28,85 9 32,42 9 27,16 n/v 22,98 n/v 34,38 n/v 34,71 n/v 33,09
SPD 13 46,15 12 38,06 12 41,74 13 40,12 n/v 47,11 n/v 50,50 n/v 46,26 n/v 51,25
Grüne 2 6,79 2 6,52 1 5,92 3 10,84 - - - - - - - -
FDP 4 14,84 5 15,27 3 10,34 3 10,48 n/v 13,11 n/v 14,15 n/v 19,02 n/v 15,66
UWG 1 2 7,52 4 11,31 3 9,58 3 11,40 n/v 16,80 n/v 0,96 - - - -
Gesamt 2 28 100 32 100 28 100 31 100 n/v 100 n/v 100 n/v 100 n/v 100
Wahlbeteiligung 62,11 62,70 64,00 82,77 73,48 75,02 77,66 88,72

1Unabhängige Wählergemeinschaft
2ohne Berücksichtigung von Rundungsfehlern

Bürgermeister

Bürgermeister von Schieder-Schwalenberg ist Gert Klaus (SPD), der bei der Wahl am 30. August 2009 mit 68,02 % der gültigen Stimmen gewählt wurde. Er war bereits zwischen 1999 und 2009 Bürgermeister, nachdem er am 26. September 2004 mit 60,6 % und am 26. September 1999 in einer Stichwahl mit 65,3 % der gültigen Stimmen gewählt worden war.

Wappen, Flagge und Siegel

 

Der Stadt Schieder-Schwalenberg ist mit Urkunde des Regierungspräsidenten in Detmold vom 14. April 1972 das Recht zur Führung eines Wappens verliehen worden.

Wappenbeschreibung
Von Rot und Blau durch eine silberne (weiße) Wellenleiste schräg-links geteilt. In Rot auf einem goldenen (gelben) achtstrahligen Stern eine natürliche Schwalbe; in Blau eine goldene (gelbe) Krone. [7]
Bedeutung

Die Schwalbe zeigt auf dem roten Hintergrund das Symbol der Stadt Schwalenberg. Auf dem blauen Hintergrund symbolisiert die Krone den Sommersitz des Hauses Lippe, das Schloss in Schieder. Die weiße Linie zwischen den beiden Farben symbolisiert die Emmer.

Der Stadt Schieder-Schwalenberg ist ferner mit Urkunde des Regierungspräsidenten vom 14. April 1972 das Recht zur Führung einer Flagge verliehen worden.

Beschreibung der Flagge

Bei senkrecht stehendem Mast:

Von Blau und Rot längsgestreift mit dem zur Stange verschobenen Stadtwappen.

Querstabflagge (Bannerform):

Von Blau und Rot längsgestreift mit dem Stadtwappen oberhalb der Mitte. [7]
Dienstsiegel

Die Stadt Schieder-Schwalenberg führt ein Dienstsiegel mit dem Stadtwappen und der Umschriftung „Stadt Schieder-Schwalenberg“. [7]

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie

Der Hauptwirtschaftszweig ist die Möbelindustrie. Einer der größten Hersteller für Möbel (Umsatz 2005: ca. 1,1 Mrd. Euro, ca. 10.500 Beschäftigte) in Europa war die Schieder Möbel Holding, die ihren Firmensitz in Schieder (Haupt-, Gründungsstandort) bzw. Herford (Holding) hatte und im Jahr 2007 Insolvenz anmelden musste. Seinerzeit waren hier in Unternehmen der Schieder-Gruppe noch etwa 600 Menschen beschäftigt; der Großteil der Produktion fand in Polen statt. Einzelne Möbel-Handelsunternehmen in Schieder konnten sich bereits 2007 aus der Insolvenz heraus am Markt behaupten bzw. neu etablieren. Für die Schieder-Möbelwerke mit aktuell etwa 300 Mitarbeitern konnte Anfang 2008 ein neuer Investor gefunden werden, der Schweizer / Liechtensteiner Unternehmer Peter Gschwend, der sich gemeinsam mit drei ehemaligen Schieder-Managern engagiert und seit dem 1. März 2008 das Unternehmen unter dem Namen COTTA Möbelwerke fortführt.

In Schwalenberg befindet sich mit MÜLLER Umwelttechnik ein Unternehmen, das seit Jahren mit der Produktion von Nassabfallfahrzeugen im Markt eine bedeutende Rolle einnimmt.

Tourismus

 
Urlaubsziel Glashütte am Schiedersee

Neben der Möbelindustrie ist der Tourismus ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig. Vor allem Urlauber aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden mieten für einige Tage eine Wohnung. Der Schiedersee und der gegenüberliegende Ortsteil Glashütte ziehen viele Tagesgäste und Wassersportler aus der Region an. Besonders hervorzuheben sind hier die Aktivitäten des Rudervereins, des Ponyhofs, des Kanuvereins und der Segelvereine. Einen ganz besonderen Stellenwert hat in diesen Wassersportvereinen die Jugendarbeit.

Verkehr

Straßenverkehr

Der Verkehr läuft aus Westen (Detmold) über die B 239 auf Schieder-Schwalenberg zu. Die Ortsteile Wöbbel, Schieder, Brakelsiek und Schwalenberg sowie Lothe und Siekholz sind über ein Netz von Landesstraßen miteinander verbunden. Die Ostwestfalenstraße / B 252 / L 712 ist in einer Entfernung von ca. 8 km vom OT Schieder aus zu erreichen und ist insbesondere Zubringer zur Autobahn A 44.

Bahn- und Busverkehr

Der Bahnhof Schieder befindet sich etwa 1 km vom Ortsrand entfernt direkt am Schiedersee. Er wird im Stundentakt, an Sonn- und Feiertagen alle 2 Stunden, von der S-Bahn Hannover Linie 5 PaderbornHamelnHannover HbfHannover Flughafen bedient.

Die umliegenden Orte sind mit Regionalbussen erreichbar. Es besteht ein regelmäßiger Taktverkehr nach Bad Pyrmont, Blomberg und Lemgo (mit Bahnanschluss in Richtung Bielefeld). An Wochenenden im Sommer verkehrt eine Touristiklinie in Richtung Detmold u.a. zu den Touristikorten Externsteine, Hermannsdenkmal, Adlerwarte Berlebeck.

Das Stadtgebiet gehört zum Verkehrsverbund OstWestfalenLippe. In Richtung NRW gelten die regionalen Verbundtarife „Der Sechser“ und „Hochstift-Tarif“ sowie der NRW-Tarif (in Bussen bis Bad Pyrmont). Da es keinen speziellen S-Bahntarif gibt, wird ab Lügde in Richtung Hannover der DB-Nahverkehrstarif angewendet.

Öffentliche Einrichtungen

Im Ortsteil Schieder befinden sich eine öffentliche Bibliothek und ein Schwimmbad. Am Schiedersee gibt es einen großen öffentlichen Spielplatz und einen kleinen gewerblichen Freizeitpark, Parkplätze sind Gebührenpflichtig.

Ansässige Unternehmen

Bildungseinrichtungen

Die Ortsteile Schieder sowie Schwalenberg verfügen über Grundschulen. In Schieder befindet sich zusätzlich eine Hauptschule. Im Jahr 2007 wurden an den allgemeinbildenden Schulen der Stadt mit 41 Lehrkräften insgesamt 648 Schüler unterrichtet, davon 66 % an den Grundschulen und 34 % an der Hauptschule.[2]. Realschüler und Gymnasiasten besuchen die Schulen in den Nachbarstädten Blomberg, Lügde, Steinheim oder Bad Pyrmont.

Im Schloss Schieder hat die Volkshochschule Lippe-Ost (Zweckverband der Städte und Gemeinden Barntrup, Blomberg, Extertal, Lügde und Schieder-Schwalenberg) ihren Sitz. Das Programmangebot ist umfangreich und vielfältig.

Malerstadt Schwalenberg

 
Blick auf Schwalenberg

Die lange Tradition Schwalenbergs als Malerstadt und Künstlerkolonie reicht bis in das ausgehende 19. Jahrhundert zurück, wo die Kleinstadt abseits der von den Metropolen geprägten Moderne aufgrund der Schönheit der Landschaft, der stillen Harmonie und der außergewöhnlichen Lichtverhältnisse zum Geheimtipp der impressionistischen Landschaftsmalerei wurde. Maler aus den großen Städten wie Düsseldorf und Berlin kamen nach Schwalenberg, um hier Freilichtstudien zu betreiben und sorgten dann mit der Präsentation ihrer dort entstandenen Werke in den Großstädten für die Popularität Schwalenbergs, das schon bald als „Malerstadt“ und „Malerkolonie“ bezeichnet wurde. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren besonders die Schwalenberger Gasthöfe Treffpunkte der Künstler, wobei vor allem die „Künstlerklause“, deren Fassade Motive aus dem Leben der Schwalenberger Bevölkerung darstellt, zu Ruhm gelangte.

Nach der Blütezeit der Malerstadt folgte, unter anderem bedingt durch den Zweiten Weltkrieg, eine Phase der Stagnation. In diesen Nachkriegsjahren kamen nur noch wenige Künstler in die Stadt. Ansässig war von 1949 bis 1977 allein der Maler Robert Kämmerer-Rohrig. Seit 1978 knüpfen der Landesverband Lippe – Kulturagentur – und die Stadt Schieder-Schwalenberg mit regelmäßigen Kunstausstellungen und Kunst-Events an diese Tradition an. Durch die Setzung zeitgemäßer kultureller Akzente wurde die alte Malerstadt mit neuem künstlerischen Leben erfüllt. Höhepunkte im Kunstbetrieb der Stadt sind die 10-12 Ausstellungen pro Jahr, die in der Städtischen Galerie/Museum und dem Robert Koepke Haus stattfinden. Dabei ist das Robert Koepke Haus der Präsentation zeitgenössischer Kunst von jungen, vielversprechenden Künstlern vorbehalten, während in der Städtischen Galerie/Museum in Anknüpfung an die Tradition der Malerstadt neben den Werken der alten lippischen Maler Kunst aus verschiedenen Stilepochen geboten wird.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Schloss Schieder

Bauwerke in Schieder

Das Schloss Schieder wurde 1703-1706 errichtet und war bis 1918 Sommersitz der lippischen Regenten. Der 17ha große Landschaftspark („Schlossgarten“) im englischen Stil wurde 1914 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im südlichen Bereich sind noch die einst barocken Parkstrukturen erkennbar.

Bauwerke in Schwalenberg

  • Evangelisch-reformierte Pfarrkirche, ehemals St. Johannes der Täufer. Die nach einem Brand von 1307 errichtete Saalkirche, wahrscheinlich Nachfolgerin der ursprünglichen Klosterkirche des Zisterzienser-Klosters Burghagen, das 1247 nach Falkenhagen verlegt wurde, liegt auf einer hohen Terrasse am nordwestlichen Rand der Altstadt. Das Innere verfügt über eine spätgotische Sakramentsnische von 1489. Die mit Flachschnitzereien versehenen Emporen stammen aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zur weiteren Ausstattung gehören ein Hängeleuchter aus der 2. Hälfte des 17. Jh. und das Epitaph des Burkhard von Kanne zu Breitenhaupt († 1580) und seiner Gattin Anna von Exterde.
  • Burg Schwalenberg (Hotel). Von der im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammenden Anlage sind nur noch geringe Reste erhalten. Der vorhandene Wohnbau wurde im Wesentlichen 1627/28, vermutlich unter Einbeziehung älterer Teile, errichtet und 1911-13 umfassend erneuert.
 
Rathaus Schwalenberg
  • Rathaus. Bedeutendstes Bauwerk des kleinen Ortes ist das in Fachwerk errichtete Rathaus. Der zweigeschossige Kernbau, der im Erdgeschoss hinter einer offenen Laube eine Verkaufshalle enthielt, wurde 1579 erbaut. Der linke Anbau wurde 1603 hinzugefügt, um eine heizbare Ratsstube zu erhalten. 1907 wurde das Gebäude auf der rechten Seite nochmals erheblich erweitert. Stilistisch orientierte man sich dabei an den Schmuckformen des Altbaues. Die Hölzer des Ursprungsbaues sind überreich mit Schnitzereien versehen. An den Brüstungsbohlen finden sich Fächerrosetten und figürliche Darstellungen. Der nur wenig jüngere Anbau ist mit Rankenornamenten und Beschlagwerk versehen.
  • Wohnbauten. Noch immer wird die Schwalenberger Innenstadt von zahlreichen Fachwerkhäusern geprägt, deren älteste Vertreter aus dem 16. Jh. stammen. Einige Häuser weisen bis heute die für die Weserregion typische Deckung aus dünnen Sandsteinen auf, die aus dem Solling stammen. Hervorzuheben sind:
    • Brauergildestraße 4. Zweigeschossiges Dielenhaus von 1601
    • Brauergildestraße 5. Dielenhaus von 1611 mit reich beschnitztem Torbalken.
    • Brauergildestraße 21 (Löwenapotheke). Schlichtes Traufenhaus mit klassizistischer Haustür, bezeichnet 1767.
    • Marktstraße 2. Das schlichte Dielenhaus beeindruckt vor allem durch seine symmetrisch angeordneten Ultuchten an der Vorderfront.
    • Mittelstraße 159. Altes Amtshaus. Zweigeschossiges Giebelhaus, wohl 1595 errichtet
    • Papenwinkel 2. Vierständerbau von 1592

Bauwerke in den Ortsteilen

  • Schloss Wöbbel
  • Restaurierte Papiermühle Plöger im Niesetal
  • Kahlenbergturm

Naturdenkmäler

  • „Das Mörth“ - ehemaliges Hochmoor im Schwalenberger Wald

Regelmäßige Veranstaltungen

Am Schiedersee finden in den Sommermonaten regelmäßige Veranstaltungen statt. Die älteste und regelmäßigste ist „Schiedersee in Flammen“.

Alle zwei Jahre veranstaltet die Schwalenberger Trachtengilde das Internationale Trachtenfest (in geraden Jahren im August).

Schwalenberg ist des Weiteren bekannt für sein Schützenfest, welches jährlich an Pfingsten stattfindet.

Jedes Jahr im Sommer findet die Schwalenberger Sommerakademie für Bildende Kunst statt. Kunstinteressierte können hier in einem Zeitraum von vier Wochen an Kunstkursen unter der Leitung renommierter Künstlerinnen und Künstler in den Bereichen Malerei, Zeichnen, Druckgrafik und Bildhauerei teilnehmen.

Söhne und Töchter der Stadt

Trivia

1957 diente Schwalenberg als Kulisse für den Spielfilm Der tolle Bomberg von Rolf Thiele. In der Hauptrolle war Hans Albers zu sehen.

Literatur

  • Anna-Franziska von Schweinitz: Schieder. Ein lippischer Barockgarten als Ausgangsort der Gärtnerfamilie Schmidt-Grote Nebelsieck. In: Anja Schöne (Hg.), Querbeet durch historische Gärten in Ostwestfalen-Lippe, (Schriften der Historischen Museen der Stadt Bielefeld 16), Verlag für Regionalgeschichte, Bielefeld 2000, S. 119-126. ISBN 3-89534-330-7
  • Lippischer Heimatbund: Die Papiermühle Plöger in Schieder, 5. September 2005
  • Landesverband Lippe: Vierfalt - Kunst in Schwalenberg '94, 1995
  • Landesverband Lippe: Zick-Zack-Fahrt durch Lippe (1954-1958). Bd 4. Stadt Blomberg, Schieder-Schwalenberg, Lügde, März 2002
  • Karl Eckart: Brakelsiek, Soziale, wirtschaftliche und raumstrukturelle Entwicklungen über fünf Jahrhunderte, Eine Chronik, Hrsg. Heimat- und Verkehrsverein Brakelsiek, Verlag Akadpress, Essen, 2006, ISBN 3-939413-00-3
  • Walter Schmidt, Schieder, Die Geschichte eines lippischen Dorfes, Hrsg. Gemeindeverwaltung Schieder, 1964
  • Kai Niederhöfer, Die mittelalterliche Befestigungsanlage Alt-Schieder bei Schieder-Schwalenberg, Kreis Lippe. Frühe Burgen in Westfalen, Heft 22. Hrsg. von der Altertumskommission für Westfalen, Münster, 2004

Einzelnachweise

  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen
  2. a b Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Kommunalprofil Schieder-Schwalenberg Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „LDS-Kommunalprofil“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  3. Ekkehard Höver, Entstehung des Kirchspiels Schwalenberg
  4. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik: Schüler an allgemein bildenden Schulen in NRW nach der Religionszugehörigkeit
  5. Landesdatenbank NRW; Wahlergebnisse zum Gemeindecode 05766060
  6. Landesbetrieb Information und Technik NRW: Kommunalwahlen
  7. a b c Hauptsatzung der Stadt Schieder-Schwalenberg
  8. Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 21.08.2008: Frank-Walter Steinmeier - Sie nannten ihn Prickel
Commons: Schieder-Schwalenberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien