Droge

Wirkstoff, der kein Nahrungsmittel ist, sowie Zubereitungen aus solchen Wirkstoffen
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Für den pharmazeutischen Begriff Droge siehe Droge (Pharmazie).
Für die Gemeinde Drogen im Landkreis Altenburger Land in Thüringen, siehe: Drogen (Gemeinde).


Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation gilt jede Substanz als Droge, die in einem lebenden Organismus Funktionen zu verändern vermag.

Rauschdrogen

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Wirkung von Drogen wird als Rauschkunde bezeichnet.

Rausch-Drogen bewirken eine Änderung der Aktivität der Nervenzellen in bestimmten Hirnregionen. Dadurch kommt es zu veränderter Wahrnehmung des eigenen Selbst und der Umwelt, die als angenehm empfunden werden kann.

Bei regelmäßigem Drogenkonsum kann eine Abhängigkeit auftreten, bei einigen wenigen Drogen auch schon nach sehr kurzer Zeit. Aber nicht jede Droge kann jeden Menschen süchtig machen. Außerdem haben viele Kulturen Traditionen eines sozial geregelten, kulturellen oder rituellen Gebrauchs von Drogen, der dies vermeiden kann.

Man unterscheidet zwischen physischer (körperlicher) und psychischer (seelischer) Sucht bzw. Abhängigkeit. Die physische Sucht ist biochemischer Natur, das heißt das Vorenthalten der Droge löst im Körper direkt chemische Reaktionen aus. Beispielsweise kann ein plötzlicher Benzodiazepin- oder Alkohol-Entzug zu lebensgefährlichen Krampfanfällen führen (Delirium tremens). Physische Abhängigkeit kann mit Medikamenten und Drogenersatzstoffen (z. B. Methadon) behandelt werden, bei bestimmten Drogen genügt es auch, wenn der Entzug im künstlichen Koma durchgeführt wird. Die psychische Sucht hingegen bezieht sich auf die Konditionierung des Süchtigen auf die Überzeugung, dass es ihm ohne die Droge schlecht geht. Die psychische Sucht, obwohl oder gerade weil für den Körper wesentlich weniger gefährlich, ist häufig viel schwerer zu überwinden als die physische. Allerdings ist die Trennung von körperlicher und seelischer Abhängigkeit problematisch, denn natürlich sind auch seelische Vorgänge aufs engste verknüpft mit körperlichen (chemischen) Vorgängen im Körper, vor allem im Gehirn und Nervensystem.

Drogenabhängigkeit ist nicht unbedingt auf eine ganz bestimmte Droge beschränkt, vielmehr lässt sich beobachten, dass Süchtige bei Nichtverfügbarkeit ihres "Stoffs" überdurchschnittlich anfällig für andere Drogen sind. Die Abhängigkeit von mehreren Drogen gleichzeitig ist z. B. bei Heroin-Abhängigen nicht selten und wird als Polytoxikomanie bezeichnet.

Drogentest

1. Mit einem Drogentest lässt sich ermitteln, ob jemand eine bestimmte Art Drogen zu sich genommen hat. Drogentests sind wichtig für eine angemessene gesundheitliche Behandlung bzw. zur Feststellung von Drogenmissbrauch. Manche Drogentests erfolgen nur qualitativ und sind äußerst empfindlich, so dass bereits winzige Spuren nachgewiesen werden können, wie sie beispielsweise in Mohnkuchen vorkommen. In vielen Fällen ist eine quantitative Feststellung der Drogenmenge mit genaueren Messungen erforderlich.

2. Mit einem Drogentest im Sinne von Drug-Checking lässt sich ermitteln, ob in einer Pille, einem Pulver oder einer Pappe auch tatsächlich die Substanz enthalten ist, die der Erwartung eines potentiellen Konsumenten entspricht. Das Testen von auf dem Schwarzmarkt erhältlichen Drogen ist eine Maßnahme zur Schadensminderung (harm reduction), da potentielle Konsumenten vor besonders gefährlichen Wirkstoffen oder zu hoch dosierten Präparaten gewarnt werden können.

Klassifizierungen

Man kann Drogen nach unterschiedlichen Kriterien klassifizieren, wobei alle Rauschdrogen psychoaktiv sind :

Klassifizierung nach Wirkung

Sedativa
Substanzen mit beruhigender oder angstlösender Wirkung. Dazu zählt z. B. das Medikament Valium, aber auch Opiate. Alkohol kann ebenfalls sedierende Wirkung haben, genauso wie Cannabis.
Hypnotika
Substanzen mit schlaffördernder Wirkung. Viele Sedativa sind auch Hypnotika. Eine Untergruppe der Hypnotika stellen die Narkotika dar, die eine betäubende oder schlafanstoßende Wirkung besitzen.
Stimulantia
Substanzen mit anregender Wirkung. Bekannte Vertreter sind z. B. Kokain, Amphetamine oder Koffein. Eine ältere Bezeichnung für solche Mittel ist Eidetikum (ideenförderndes Mittel).
Halluzinogene
Als Halluzinogene oder auch Psychedelika werden Stoffe bezeichnet, die eine Veränderung des Bewusstseins (Bewusstseinserweiterung) und der Wahrnehmung (Halluzinationen) hervorrufen. Dazu gehören LSD, LSA, Psilocybin, Meskalin, Salvia Divinorum, DMT, Nachtschattengewächse, Iboga und viele weitere Natursubstanzen sowie einige synthetische Amphetaminderivate wie 2-ce et cetera. Auch Cannabis kann dazu gezählt werden, seine Wirkung ist jedoch weitaus schwächer. Diese Substanzen werden auch Entheogene genannt, was soviel bedeutet wie 'Das Göttliche erweckend'.

In einem weiter aufgefassten Sinn werden auch einige andere Substanzen dazu gezählt, deren Wirkung leichte halluzinogene Effekte hat, eigentlich aber einer anderen Wirkklasse angehört.

Entaktogene
Substanzen, die eine innere Rührung verursachen. Das Mitgefühl gegenüber anderen sowie der Kommunikationsdrang werden gesteigert. Dazu gehören MDMA (Ecstasy) und verwandte wie MDA. Eine äquivalente Bezeichnung ist 'Emphatogene'.
Psychotomimetika
Substanzen, die eine Psychose imitieren. Vor allem LSD wurde zu Forschungszwecken als Psychotomimetikum verwendet. Siehe auch Modellpsychose.
Psychodysleptika
Wirken 'erweichend' auf die Seele.

Klassifizierung nach hart / weich

Harte Drogen machen physisch abhängig (Definition siehe oben), z. B. Heroin, und weiche Drogen nicht. Damit ist ausdrücklich nichts über die Gefährlichkeit ausgesagt, und die Unterscheidung von physischer und psychischer Abhängigkeit unterstellt einen Leib-Seele-Dualismus, der keine nachweisbare Tatsache ist. Eine hiervon abweichende Unterscheidung zwischen "hart" und "weich", z. B. subjektiv nach der irgendwie zu definierenden Gefährlichkeit, wird meist nicht von Wissenschaftlern, sondern de jure von Gesetzgebern und Richtern getroffen, und ist oft gesellschaftlich motiviert. Die rechtliche Klassifizierung ist im Betäubungsmittelgesetz festgeschrieben.

Klassifizierung nach Stoffklasse

Die Substanzen lassen sich verschiedenen Stoffklassen zuordnen. Die Unterscheidung basiert auf chemischen Eigenschaften.

β-Phenylethylamine
Vertreter sind Amphetamin ("Speed") und Amphetaminderivate wie Methamphetamin, MDA, MDMA ("Ecstasy"), MDE bzw. MDEA, PMA, BDB und MBDB sowie viele andere Designerdrogen. Sie haben häufig anregende Wirkung. Des Weiteren zählen auch 2CB und das von der Wirkung dem LSD und Psilocybin sehr ähnliche Meskalin zu den Phenethylaminen.
Tryptamine (Indolderivate, Indolalkaloide)
Serotonin, DMT, Psilocybin, Ibogain, Harmalin, LSD, LSA
Alkaloide
Tropanalkaloide: Kokain,
Solanaceen-Alkaloide: Atropin, Scopolamin, Hyoscyamin, Nikotin
Koffein, Ephedrin, Pseudoephedrin
Opiate (Opiumalkaloide), Opioide
z. B. Opium, Morphium, Codein Heroin, Fentanyle, ...
Cannabinoide
z. B. Tetrahydrocannabinol (THC), Cannabidiol (CBD), Cannabinol (CBN)
andere

Szenenamen

Amphetamin
A, Amph(e), Crank, Pep, Speed, Schnelles
Benzodiazepine
Benzos, Dias, Diazepam, Valium, Ropies, Flunies
Cannabis
  • Blüten: Buds, Ganja, Goba, Goma, Gras, Grünes, Güf, Hanf, Kaya, Maria, Marihuana, Marijuana, Mary-Jane, Miaz, Odd, Sinsemilla (weibliche Blüten, spanisch: ohne Samen), Tical, Weed, Weedy
  • Harz: Braunes, Brock, Brösel, Dope, Hasch, Haschisch, Kanten, Nugat, Nugger, Nuggy, Peace, Peter, Piece, Platte, Pot, Schür, Shit, Standard, Stani, Habel, Häsche, Schubi
  • Öl: Honig, Hasch-Öl
Crack
Rock, Rocks, Roxanne
Dextromethorphan
DXM, Dex
Ecstasy
Adam, Bonbons, E, Emphaty, Eve, Love-Drug, Pille(n), Teil(e), XTC, Runde, Vitamin E, Happy Pills, Exocis, Cadillac
Heroin
Shore, Caca, Caballo, Gift, H (meist ausgesprochen als "äitsch"), Harry, Hero, Junk, Schmeck, Smack, Stoff, Teer, Braunes, Dope, Thai-H (falls ungestreckt, also weiß)
Ketamin
K, Ket, Ketanest, Special K, Vitamin K
Kokain
Coca, Coke, Cokie, Florida Snow, Heaven Dust, Koks, Kolumbianischer Kaffee, Schnee, White Lady, Weißes Gold
LSD
Acid, Blotter, Liquid, Micro, Paper, Pappe, Säure, Trip, Ticket
Methadon
Doll, Dolly, Red Rock, Meta (Dosis: "Meter" = Milliliter)
Methamphetamin
Crystal (Power), Crystal Meth, ICE, Glas, Meth, Methamphe, Shabu, Speed
PCP
Angeldust, Crystal, Killerjoint, Tank, Hog
Zauberpilze
(Magic) Mushrooms, Psilos, Shrooms, kleine Freunde

Pflanzliche Drogen

Siehe auch die Kategorie Pflanzliche Droge

Alkohol
Alraunen (Mandragora) -- Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin
Ayahuasca (Psychotria viridis & Peganum Harmala oder Banesteriopsis Caapii) -- Dimethyltryptamin, Harmalin, Harmin
Bilsenkraut (Hyosciamus albus, Hyosciamus niger) -- Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin
Engelstrompete (Brugmansia suaveolens, früher Datura) -- Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin
Fliegenpilz (Amanita muscaria) -- Muscimol, Muscarin
Hanf (Cannabis sativa L., Cannabis indica) -- delta-9-Tetrahydrocannabinol (d9THC)
Cocastrauch (Erythroxylum coca) -- Kokain
Guarana (Paullinia cupana) -- Koffein
Hopfen (Humulus lupulus) -- Lupulin
Iboga (Tabernathe iboga) -- Ibogain
Kaffee (Coffea arabica) -- Koffein
Kakao (Theobroma cacao) -- Theobromin, Koffein
Kahlköpfe (Psilocybe-Arten) -- Psilocin, Psilocybin
Kath (Catha edulis) -- Cathin
Kratom (Mitragyna speciosa) -- Mitragyn
Kolanuss (Cola nitida) -- Koffein
Kava Kava (Piper methysticum) -- Kavain
Meerträubel (Ephedra sinica) -- Ephedrin
Muskatnuss (Myristica fragrans) -- Myristicin, Elemicin, Safrol
Tabak (Nicotiana tabacum) -- Nikotin
Tee (Thea sinensis, Thea assamica) -- Koffein, hier auch Teein genannt
Tollkirsche (Atropa belladonna) -- Atropin
Tollkraut (Scopolia carniolica) -- Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin
Peyotl-Kaktus (Lophophora williamsii) -- Meskalin
Schlafmohn (Papaver somniferum) -- Morphin
Stechapfel (Datura stramonium) -- Atropin, Hyoscyamin, Scopolamin
Steppenraute (Peganum harmala) -- Harmalin, Harmin, Harmalol, Tetrahydroharmin
Kubanischer Träuschling (Psilocybe cubensis) -- Psilocin, Psilocybin
Wahrsagesalbei (Salvia divinorum) -- Salvinorin
Wermut (Artemisia absinthium L.) -- Thujon

Chemisch hergestellte (synthetisch) oder bearbeitete (halbsynthetisch) Drogen

Amphetamin (Speed) -- Benzodiazepine (Valium, Rohypnol) -- Crack -- DMT -- Ecstasy (MDMA) -- Ephedrin -- GHB -- Heroin -- Ketamin -- Kokain -- LSD -- Lachgas -- Lösungsmittel -- MAO-Hemmer -- Meskalin -- Methamphetamin (Crystal) -- Morphium -- PCP (Angeldust) -- Poppers -- Psilocybin

Tierische Drogen

Colorado River Toad (Bufo alvarius) - Bufotenin, DMT

Drogenspezifische Lokale und Geschäfte

Coffee Shop, Smartshop, Headshop, Growshop

Siehe auch: Partydroge, Drogenmündigkeit, Entkriminalisierung von Drogen, Kiffen, Prohibition, Medikament, Junkie, Drogenspürhund

Verhinderung von Drogenabhängigkeit

Drogenabhängigkeit (früher Drogensucht genannt) kann vor allem mittels Abstinenz oder mittels Drogenmündigkeit verhindert werden. Da das Gegenteil von Sucht und exessivem Konsum zumeist nicht durch Abstinenz gekennzeichnet ist, sondern vornehmlich durch Drogenmündigkeit, ist zur Verhinderung von Drogenabhängigkeit ein Prozess zur Entwicklung von Methoden zur Vermittlung von Drogenkunde, Genussfähigkeit, Risikomanagement und Kritikfähigkeit in Bezug auf den Umgang mit psychoaktiven Substanzen anzustoßen und zu fördern. Im Ergebnis von Drogenmündigkeit entsteht ein integrierter, autonom kontrollierter und genussorientierter Drogenkonsum, der den Konsumenten psychoaktiver (psychotroper) Substanzen die selbstbestimmte und selbstverständliche Teilnahme am allgemeinen gesellschaftlichen Leben ermöglicht.

Überwindung von Drogenabhängigkeit

Das Nehmen von Drogen muss keine Einbahnstraße sein. Immer wieder machen sich Leute davon frei. Hier werden einige Möglichkeiten aufgezeigt, wie man von Drogen loskommen kann, wenn man die Sackgasse erkannt hat:

  • Kalter Entzug ggfs. mit Unterstützung von Nahrungsergänzung
  • Medizinische Entzugskliniken
  • Selbsthilfe-Gruppen wie z.B. die Gruppe anonyme Alkoholiker
  • Religiöse oder weltanschauliche Gruppen, die helfen können.

Literatur

  • Günther Amendt: No Drugs No Future, Europa-Verlag 2003, ISBN 3203750139
  • Günter Amendt: Der grosse weisse Bluff. Die Drogenpolitik der US-Regierung, 1987, ISBN 3-922144-65-9
  • Markus Berger: Handbuch für den Drogennotfall – Das Wichtigste zu Gefahrenpotenzialen, Überdosierungen und Abhängigkeiten, Nachtschatten Verlag 2004, ISBN 3-03788-125-9
  • Hans Cousto: DrogenMischKonsum – Das Wichtigste in Kürze zu den gängisten (Party-)Drogen, Nachtschatten Verlag 2003, ISBN 3-03788-119-4
  • Theo Dingermann, Karl Hiller, Georg Schneider, Ilse Zündorf: Schneider - Arzneidrogen, Spektrum Akademischer Verlag 2004, ISBN 3-8274-1481-4
  • Christian Rätsch: Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, AT-Verlag 2002, ISBN 3855025703
  • Alexander Shulgin, Ann Shulgin: Pihkal - A Chemical Love Story, Transform Press 1991, ISBN 0963009605
  • Alexander Shulgin, Ann Shulgin: TIHKAL, the Continuation, Transform Press 1997, ISBN 0963009699
  • Wolfgang Schmidbauer, Jürgen vom Scheidt, Monika Schulenberg: Handbuch der Rauschdrogen, Fischer Verlag 2004, ISBN 3-59616-277-7
  • Jack Stevenson: Addicted: An Illustrated Guide to Drug Cinema, Creation Books 2000, ISBN 1-84068-023-7
  • Bernhard van Treeck: Drogen- und Sucht-Lexikon, Schwarzkopf & Schwarzkopf 1999, ISBN 3-89602-221-0
  • Bernhard van Treeck: Drogen, Schwarzkopf & Schwarzkopf 2002, ISBN 3-89602-420-5
  • Roswitha Algeier-Föll, Günter Schmidt: Drogen-Wissen. Interdisziplinäres Drogen-Lexikon, BoD (Books on Demand) 2003, ISBN 3-8330-0256-5
  • Dr. Hermann Römpp: Chemische Zaubertränke, Survival Press, 5. Auflage, 1950 (Reprint 2005), ISBN 3-937933-03-4