Den „deutschen Wald“ als Sehnsuchtslandschaft beschworen und überhöhten seit Anfang des 19. Jahrhunderts Gedichte, Märchen und Sagen der Romantik. Historische und volkskundliche Abhandlungen erklärten ihn zum Sinnbild germanisch-deutscher Art und Kultur oder wie bei Heinrich Heine oder Madame de Staël als Gegenbild zur französischen Urbanität. Dabei wurde auch auf historische oder sagenhafte Ereignisse in deutschen Wäldern Bezug genommen, so auf Tacitus’ Beschreibung der Schlacht im Teutoburger Wald.


Die frühe Naturschutz- und Umweltbewegung, der bereits im 19. Jahrhundert einsetzende Tourismus, die Jugendbewegung, sozialdemokratische Naturfreunde, Wandervögel und Wandervereine wie auch die rechtsgerichtete Völkische Bewegung erhoben Wälder zu spezifisch deutschen Landschaften.
Zur Zeit des NS-Regimes wurde der Topos des „deutschen Waldes“ ähnlich wie Blut und Boden auch Bestandteil der nationalsozialistischen Ideologie, Propaganda und Symbolpolitik; Landschaftsplanungen nach einem deutschen Endsieg bezogen die Forstwissenschaft zentral mit ein.
Lang nach dem Zweiten Weltkrieg spiegelt sich im Rahmen der Diskussion von Umweltschäden, etwa des "Waldsterbens", in der Gedenkkultur wie auch in der Beliebtheit von Waldkindergärten und Waldfriedhöfen nach wie vor ein spezifisch deutscher Umgang mit dem Kulturgut Wald wider.
Wald als zentrales Element der Landschaft und Landeskultur
Der Sommergrüne Laubwald ist die Klimaxvegetation in Deutschland. Dieser wird in der Regel von Buchen, Eichen, Ahornen, Ulmen, Linden, Eschen, Erlen und anderen Laubbaumgattungen gebildet. Bedingt durch Rodungen infolge geänderter Landnutzung nehmen Wälder aktuell nur noch ein Drittel der deutschen Landesfläche ein, insbesondere in den früher schwer zugänglichen Mittelgebirgslandschaften.
Wälder sind in Deutschland nicht nur ein zentrales Element der Landschaftsgestaltung, sondern auch im öffentlichen Bewusstsein, in der Folklore, in Medien und Populärkultur als typisch deutsche Kulisse bekannt und institutionalisiert. Der Freischütz, lange als die deutsche Nationaloper schlechthin apostrophiert, die spezifisch deutsche bzw. österreichische Erscheinung des Heimatfilms, Stücke über Räuber und Wildschützen wie das Wirtshaus im Spessart, Jennerwein (Film) und der Brandner Kaspar spielen vor der wildromantischen Kulisse des deutschen Waldes.
Die Erschließung der Wälder nicht nur durch Wirtschaftswege sondern auch durch Nah- und Fernwanderwege, Jugendherbergen und Wanderhütten sind ein wichtiger Aspekt der Geschichte des Reisens in Deutschland. In einem langwierigen Prozess wurden ehemals nur Adel und einzelnen Grundbesitzern vorbehaltene Wälder und Parks allen geöffnet. Die Zugänglichkeit auch von Staats- und Privatwäldern und Naturschönheiten allgemein hat in einigen Bundesländern (so in Bayern) Verfassungsrang. Vorreiter waren dabei 1742 der Berliner Tiergarten und 1789 der Englische Garten in München, beides ehemals abgeschlossene Jagdgebiete des Adels; der Essener Grugapark wurde erst im 20. Jahrhundert eröffnet. Die Öffnung der Wälder für die Öffentlichkeit zeigt sich auch bei Veranstaltungen und Feiertagen anhand von Prozessionen und Kreuzwege wie auch bei Demonstrationen und Festen. Beispiele dafür sind unter anderem der Frankfurter Wäldchestag, der Erste Mai, Vatertagsbräuche, Osterspaziergänge und Ostermärsche.
Der Wald war aber immer auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Mitteleuropa. Der umwelt- wie wirtschaftspolitisch bedeutende Begriff der Nachhaltigkeit wurde zwar bereits im 18. Jahrhundert in der deutschen Forstwirtschaft geprägt und durch entsprechende Konzepte angewandt, doch die Trennung von Land- und Forstwirtschaft war wegen traditioneller Rechte der Bauern zur Viehweide, Streuentnahme und Holzeinschlag im Wald ein langwieriger und schwieriger Prozess. Durch die Beweidung entstanden parkähnliche Landschaftsbilder mit einzelstehenden Hutebäumen und eine weitgehende Entwaldung der Landschaft. Im 19. Jahrhundert wurde fast überall in Mitteleuropa die Waldweide wegen ihrer schädlichen Auswirkung auf den Wald gesetzlich verboten.
- Siehe auch: Geschichte des Waldes in Mitteleuropa
Wald im Spiegel der jüngeren deutschen Geschichte
19. Jahrhundert
Die pathetische Beschwörung des Waldes als genuin „deutsche“ Landschaft begann um 1800 in Dichtung, Malerei und Musik der deutschen Romantik. Während der Befreiungskriege von 1813 bis 1815 gegen das napoleonische Frankreich erklärte die deutsche Nationalbewegung den Wald im historischen Bezug auf die mythische Hermannsschlacht im Teutoburger Wald zu einem Symbol der nationalen Identität. Dabei waren die ursprünglich aus der Französischen Revolution stammenden Ideen von nationaler Einheit und Demokratie in Deutschland bis zur Reichseinigung 1871 eine Angelegenheit der politischen Opposition.
In diesem Zusammenhang nahm auch die Karriere der schnell sprichwörtlich gewordenen „deutschen Eiche“ als nationales Symbol für Stärke und Heldenmut genauso als unpolitisch apostrophierte Volksfeste ihren Anfang. Bekannt wurde im Vormärz, im Gefolge der französischen Julirevolution von 1830 das Hambacher Fest auf einer Ruine im Pfälzerwald.
Der Dichter Joseph von Eichendorff beschwor immer wieder den („rauschenden“) Wald. In seinem Werk wird die Trennungs-Erfahrung des Menschen von der Natur ebenso deutlich, wie der Versuch, die als verloren empfundene Einheit ästhetisch wiederzugewinnen. Der Novellenautor Wilhelm Heinrich Riehl setzte 1854 in seinem volkskundlichen Hauptwerk Naturgeschichte des Volkes. Land und Leute den Nationalcharakter der europäischen Völker in eine unmittelbare Beziehung zu der sie umgebenden Umwelt, weswegen der Erhalt des Waldes für ihn eine mehr nationalpolitische als volkswirtschaftliche Notwendigkeit darstellte. Charakteristische Landschaften der Engländer und Franzosen waren Riehl zufolge der gezähmte Park und das gerodete Feld, deren Gegenbild er in der „Waldwildnis“ der Deutschen sah.
Carl Maria von Weber setzte in seiner Oper Der Freischütz besonders die märchenhaft-romantische Vorstellung des frühen 19.Jahrhunderts vom Wald als Ort der Gefahr und des Schreckens, aber auch der Frömmigkeit und der Erlösung, vor allem durch eine neuartige Instrumentation um. Im Zuge der deutsch-nationalen Bestrebungen ab Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Freischütz dagegen insgesamt als musikalische Widerspiegelung des Deutschen Waldes gesehen. [1] Hans Pfitzner schrieb dazu 1914:
- "Das Herz des Freischütz ist das unbeschreiblich innige und feinfühlige Naturgefühl. Die Hauptperson des Freischütz ist sozusagen der Wald, der deutsche Wald im Sonnenglanz [...] Webers Sendung war eine nationale - sie galt der Freiheit und Weltgeltung des Deutschtums, ..." [2] [3]
Eine primäre Intention Webers in Hinblick auf diese spätere ‚nationale Interpretation‘ des Freischütz lässt sich allerdings nicht vermuten. [4]
Kaiserreich und Weimarer Republik
Nach der Reichseinigung 1871 suchte man die nationale Identität zunehmend in der frühen germanischen und mittelalterlich deutschen Vergangenheit. Diese romantisierende und retrospektive Bewegung kann als Widerspruch zur parallel stattfindenden Industrialisierung und des Aufkommens des Massentourismus im Umfeld der Rheinromantik. Sie schlug sich in der Anlage und dem Schutz von Landschaftsparks und Naturdenkmälern, einer speziell in Deutschland national ausgerichteten Denkmalpolitik nieder. Monumentale Bauten wie das Niederwalddenkmal, das Hermannsdenkmal, das Kyffhäuserdenkmal, der lang umstrittene und zuletzt nicht durchgeführte Wiederaufbau der Heidelberger Schlossruine und einige Bauten des bayerischen Märchenkönigs wie Linderhof und Neuschwanstein beziehen die umliegenden Wälder programmatisch mit ein. Die fortschrittliche Tradition, etwa im Zusammenhang mit dem Hambacher Fest, wurde dabei hintangestellt.
Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem Ende des Wilhelminischen Kaiserreiches radikalisierte sich die weltanschauliche Aufladung des Waldes. Für die entstehende „Heimatschutz“-Bewegung war der „deutsche Wald“ der Inbegriff deutschen Wesens, das gegen die westliche „Zivilisation“ wie gegen die „Gefahr aus dem Osten“ verteidigt werden sollte. Besonders aktiv war diesbezüglich der 1923 gegründete Deutscher Wald e.V. - Bund zur Wehr und Weihe des Waldes unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Feldmarschalls und „Siegers von Tannenberg“ Paul von Hindenburg, der eine unermüdliche Waldpropaganda mittels Waldheften und Waldschriften sowie einer Deutscher Wald betitelten Zeitungsbeilage betrieb.
Diesem Bund ging es neben der Interessenvertretung der Waldbesitzer und -nutzer auch um ein unbeschädigtes nationales Selbstbewusstsein nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg. Im „deutschen Wald“ sollten nur noch „deutsche“ Pflanzen und „deutsche“ Tiere ihren Platz finden. Im Zusammenhang mit der Dolchstoßlegende benannte man Sozialisten, Juden und Franzosen als Feinde des deutschen Waldes wie auch des deutschen Volkes und instrumentalisierte so den Wald für chauvinistische und antisemitische Argumentationen. Kurt Tucholsky stellte 1929 jenseits der „nationalen“ beziehungsweise bürgerlich-militaristischen Fraktion den Anspruch auf, auch die politische Linke müsse mitdenken, wenn „Deutschland“ gedacht würde,[5] und bezog bei seinen deutschen Landschaftsbeschreibungen den (deutschen) Wald sehr innig mit ein.
In Roman wie das „Waldröschen“ von Karl May[6] wurde der Wald in trivialen Form thematisiert.
NS-Herrschaft
Während der Zeit der NS-Herrschaft betrieben einige einflussreiche politische Akteure wie der Reichsjägermeister und Reichsnaturschutzbeauftragte Hermann Göring, der Reichsführer SS und zeitweilige Innenminister Heinrich Himmler und der NS-Ideologe Alfred Rosenberg eine umfassende Ideologisierung des Naturphänomens Wald. Sie bezogen sich dabei auch auf ideologische Elemente der völkischen Bewegung und schrieben dem „deutschen Wald“ Unveränderlichkeit, Ungleichheit und Unterordnung zu, was mit westlichen Grundwerten wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechten kontrastiert. Gemäß der Parole vom „Wald als Erzieher“ wurde die so postulierte natürliche Ordnung der „Waldgemeinschaft“ zum umfassenden Idealstaatsentwurf für die NS-„Volksgemeinschaft“ erklärt. Die Deutschen sah man in der Nachfolge der Germanen als ursprüngliches „Waldvolk“, während die Stigmatisierung der Juden als „Wüstenvolk“ deren Diskriminierung und Verfolgung rechtfertigen sollte. Damit war der „deutsche Wald“ zur Chiffre für eine Vielzahl modernitätskritischer, nationalistischer, rassistischer und biologistischer Denkmuster geworden: Organische Betrachtung, Ganzheitlichkeit des Waldes als Gegenbild zu Fortschritt und Großstadt, der Wald als Ursprung, als Heimat, als germanisches Heiligtum und „rassischer Kraftquell“ sowie als Vorbild sozialer Ordnung und Erzieher zur Gemeinschaft anstelle der Gesellschaft.
Nach dem Röhmputsch 1934 und nachdem der anfänglich sehr einflussreichen Vertreter der Heimatschutzarchitektur, Denkmalpfleger und Heimatschützer Paul Schultze-Naumburg nach einem Streit mit Hitler 1935 zugunsten von Albert Speer in Ungnade gefallen war, wurden die völkischen Ansätze und auch die waldideologischen Projekte gegenüber dessen neoklassizistischen Architekturen und -Planungen verdrängt.
Joachim Radkaus Arbeiten zum Verhältnis von Naturschutz und Nationalsozialismus zufolge ist in diesem Umfeld eine Deutung der NS-Diktatur als Polykratie besser geeignet als das klassische Totalitarismusmodell[7]. In Bezug auf den "Deutschen Wald" auch über das NS-Regime hinaus wichtig wurde die erheblich intensivierte Forschung zur Ökologie, Geographie, Bodenkunde und Wald- und Forstwirtschaft wie etliche frühe und intensiv propagandistisch begleitete Gesetzgebungsverfahren. Diese bezogen nach dem Tierschutzrecht (bereits 1933) auch bald den Wald mit ein; so wurde das von Kurt Mantel kommentierte Reichswaldverwüstungsgesetz 1934 als erste reichsweite Forstgesetzgebung verabschiedet, 1934 das Reichsjagdgesetz inklusive eines Hegegebots und 1935 das Reichsnaturschutzgesetz beschlossen, die allesamt das Ende des Regimes überdauerten.
Beim Ausbau der Autobahnen wurde unter der Ägide Alwin Seiferts mit einer allmählichen Heranführung und der Herstellung von Blickbeziehungen zu prominenten Landschaftselementen und einer landschaftsbezogenen Platzierung von Brücken und Kreuzungsbauwerken eine generelle "Erfahrbarkeit" der deutschen (Wald-) Landschaften betont[8]. Die technischen Vorgaben zur Einbindung dieses zentralen Infrastruktur- und Propagandaprojekts in die Topographie wurden unter anderem auch unter demokratischen bzw. "landschaftsschonenden" Vorzeichen bei den amerikanischen United States Highways[8] adaptiert wie auch beim weiteren Ausbau der Autobahnen nach 1945 übernommen.
Ein weiterer sichtbarer Ausdruck nationalsozialistischer „Waldanschauung“ waren "Hitlereichen", die Tanzlinden und Maibäume ersetzen sollten und einige als "Hakenkreuzwald" bezeichnete programmatische Baumpflanzungen wie im Uckermärker Kiefernwald. In der Frühzeit des NS-Regimes wurden im Rahmen der Thingspielbewegung 200 bis 400 sogenannte Thingplätze zumeist in "Deutsche Wäldern" geplant; nur 60 dieser nationalsozialistisch verbrämten Freilichtbühnen fertiggestellt. Auch die frühen nationalsozialistischen Ordensburgen stehen architektonisch und in der Landschaftseinbindung unter dem Einfluss "waldideologischer" Überlegungen.
Bedeutende waldideologische Planungen wurden für die Zeit nach dem avisierten Endsieg angestellt. Hermann Görings Reichsforstamt projektierte für die Wiederbewaldung des Ostens im Rahmen der Siedlungsplanungen des Generalplan Ost umfangreiche Aufforstungen der annektierten polnischen Territorien, vor deren Vollzug knapp 900.000 Polen ins „Generalgouvernement“ und über 600.000 Juden in Ghettos und Konzentrationslager deportiert wurden. Das von Heinrich Himmlers SS-Ahnenerbe initiierte Forschungswerk Wald und Baum in der arisch-germanischen Geistes- und Kulturgeschichte wollte ausgehend vom vermuteten „Waldursprung“ der germanischen Kultur die Existenz einer frühzeitlichen „Baum- und Waldreligion“ nachweisen, um auf dieser Grundlage eine „arteigene“ nationalsozialistische Glaubensanschauung zu etablieren. Der von Alfred Rosenbergs NS-Kulturgemeinde produzierte Kulturfilm Ewiger Wald aus dem Jahr 1936 schließlich sollte die parallele Entwicklung von deutschem Wald und deutschem Volk durch alle geschichtlichen Epochen filmisch belegen und stellte die natürliche Ordnung des Waldes als Vorbild für die NS-Gesellschaftsordnung dar, vor allem bezüglich der im Wald gesehenen hierarchischen Ständeordnung und naturgesetzlichen „Ausmerze“.
Göring verband einen besonderen Bezug des deutschen Volkes zum Wald mit antisemitischer Kapitalismuskritik:[9]
„Wenn wir [sc. Deutschen] durch den Wald gehen, sehen wir Gottes herrliche Schöpfung, erfüllt uns der Wald mit [...] einer ungeheuren Freude an Gottes herrlicher Natur. Das unterscheidet uns von jenem Volke, das sich auserwählt dünkt und das, wenn es durch den Wald schreitet, nur den Festmeter berechnen kann.“
Nach 1945
Im Rahmen der Diskussion von Umweltschäden, etwa des "Waldsterbens", in der neueren Gedenkkultur wie auch in der Beliebtheit von Waldkindergärten und Waldfriedhöfen sowie in den letzten Jahren auch Baumbestattungen auf bestehenden Friedhöfen oder in Wäldern spiegelt sich nach wie vor ein spezifisch deutscher Umgang mit dem Kulturgut Wald wider. In den 1970er Jahren kam es zu einer Renaissance der durch den Ge- und Missbrauch im Nationalsozialismus diskreditierten Denkmalpflege wie auch des Naturschutzes unter gesamteuropäischen Vorzeichen.
Veränderungen in der Erinnerungskultur nach 1945
Eine Abkehr von der früheren auf den "Deutschen Wald" bezogenen Geschichtspolitik zeigt sich in der in Deutschland und den USA sehr unterschiedlichen Erinnerungskultur zur Schlacht im Hürtgenwald im Zweiten Weltkrieg. In Deutschland wurde vor allem die Bitburg-Kontroverse um die fragliche Ehrung von auf einem Soldatenfriedhof im benachbarten Bitburg beerdigten Soldaten der Waffen-SS bekannt. In der amerikanischen Erinnerungskultur spielt die brutale Auseinandersetzung im Hürtgenwald auch als erste größere Feldschlacht der Amerikaner auf deutschem Boden und längste Schlacht der US Army überhaupt eine zentrale Rolle. Nach heutigen Zahlen fielen etwa 32.000 Amerikaner im Hürtgenwald, frühere Schätzungen gingen von einer mit der Schlacht von Gettisburgh und dem gesamten Vietnamkrieg vergleichbaren Opferzahl aus. Die erheblichen Befürchtungen für das weitere Vorrücken und unter dem Stichwort Werwolf auch nach Kriegsende anhaltenden Widerstand gegen die alliierte Besatzung bestätigten sich wider Erwarten nicht.
Waldsterben und Waldkunst
Waldsterben, auch „neuartige Waldschäden” bezeichnet Waldschadensbilder in Mittel- und Nordeuropa, die seit Mitte der 70er Jahre festgestellt und diskutiert wurden. Das Auftreten von großflächigen Schädigungen am Waldbaumbestand und forstlich bedeutender Baumarten führte zu Befürchtungen, der gesamte Waldbestand in Deutschland auf einem Drittel der Landesfläche sei in Gefahr. Das Waldsterben wurde von einigen Kritikern[10]als deutsches Medien-Klischee beschrieben, welches insbesondere Anfang der 80er Jahre ein völlig übertriebenes apokalyptisches Weltuntergangsszenario heraufbeschwöre und Alarmismus auslöse [11]. Im Ausland wurde unterstellt, es handele sich beim „Waldsterben“ um ein rein deutsches Phänomen [12]. Der französische Begriff „le waldsterben“ spielte auf eine nationalistisch gefärbte, romantische Waldverliebtheit der Deutschen und unterstellt eine Neigung zu dramatischen Übertreibungen im Umweltbereich[13]
1982 begann Joseph Beuys seine Kunstaktion „7000 Eichen, Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ während der Kasseler documenta, die zu den aufwendigsten deutschen Kunstaktionen überhaupt gehörte.
Quellen
- Georg Escherich: Der deutsche Wald und die feindlichen Mächte. Deutscher Wald e.V., Hamburg 1924 (Waldschriften, 2).
- Hermann Göring: Ewiger Wald und ewiges Volk. In: Ders.: Reden und Aufsätze. Franz Eher Nachf., München 1938.
- Carl Maria Holzapfel: Wald und Volk. Leitgedanken der Filmdichtung „Ewiger Wald“. In: „Licht-Bild-Bühne“, 8. Juni 1936.
- Hugo Kellermann: So lebt die Waldgemeinschaft. Eine Bildreihe in drei Heften. Wunderlich, Leipzig 1940.
- Franz von Mammen: Der Wald als Erzieher. Globus, Dresden und Leipzig 1934 (Bibliothek für Volks- und Weltwirtschaft, 80).
- August Meier-Böke: Wald und Wehrwolf. Deutscher Wald e.V., Hamburg 1924 (Waldsonderhefte, 1).
- Reichsstiftung für deutsche Ostforschung (Hrsg.): Wiederbewaldung des Ostens. Beamtenpresse, Berlin 1943.
- Wilhelm Heinrich Riehl: Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage der deutschen Socialpolitik, Teil I: Land und Leute. Cotta, Augsburg und Stuttgart 1854.
Einzelnachweise
- ↑ Elmar Budde: Hörnerklang und finstere Mächte - Zu Carl Maria Webers Oper der Freischütz; in: Helga De la Motte-Haber, Reinhard Kopiez: Musikwissenschaft zwischen Kunst, Ästhetik und Experiment, 1998,S. 47 ff.
- ↑ Zitiert nach Udo Bermbach: Opernsplitter, Königshausen & Neumann, 2005, S. 110
- ↑ Elmar Budde: Hörnerklang und finstere Mächte - Zu Carl Maria Webers Oper der Freischütz; in: Helga De la Motte-Haber, Reinhard Kopiez: Musikwissenschaft zwischen Kunst, Ästhetik und Experiment, 1998,S. 47 ff.
- ↑ Elmar Budde: Hörnerklang und finstere Mächte - Zu Carl Maria Webers Oper der Freischütz; in: Helga De la Motte-Haber, Reinhard Kopiez: Musikwissenschaft zwischen Kunst, Ästhetik und Experiment, 1998,S. 47 ff.
- ↑ Wikisource Heimat von Kurt Tucholsky
- ↑ http://www.karl-may-stiftung.de/roeschen.html
- ↑ Joachim Radkau / Frank Uekötter (Hg.): Naturschutz und Nationalsozialismus (= Geschichte des Natur- und Umweltschutzes; Bd. 1), Frankfurt/Main: Campus 2003, 487 S.,ISBN 3-593-37354-8
- ↑ a b Wolfgang Schivelbusch: Entfernte Verwandtschaft Faschismus, Nationalsozialismus, New Deal 1933-1939 Carl Hanser Verlag, München 2005 ISBN 3-446-20597-7, Überblick und Rezensionen bei [1]
- ↑ Johannes Zechner: Die grünen Wurzeln unseres Volkes. Zur ideologischen Karriere des ‚deutschen Waldes‘. In: Uwe Puschner und G. Ulrich Großmann (Hrsg.): Völkisch und national. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-534-20040-5. S. 182
- ↑ Das sogenannte Waldsterben. Rudi Holzberger. Verlag: Eppe 2002. ISBN 3-89089-750-9, Erstauflage 1995 als Dissertation in Konstanz
- ↑ So bei Matthias Horx und Dirk Maxeiner
- ↑ Vgl. das DFG-Forschungsprojekt http://www.waldsterben.uni-freiburg.de
- ↑ Global hatte die Belastung mit Schwefeldioxid und damit dem Sauren Regen, bereits im Jahr 1973 ihren Höhepunkt erreicht und wurde nach der Stockholmer UN-Umweltkonferenz 1972 und bis zum ersten Waldschadensbericht 1984 deutlich verringert, die Forst- und Holzwirtschaft wie auch der globale Waldbestand hat nach dieser Diskussion an Bedeutung eher zugenommen
Literatur
- Kenneth S. Calhoon / Karla L. Schultz (Hrsg.): The Idea of the Forest. German and American Perspectives on the Culture and Politics of Trees, New York u. a. 1996 (= German Life and Civilization, 14).
- Ute Jung-Kaiser (Hrsg.): Der Wald als romantischer Topos. 5. Interdisziplinäres Symposium der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main 2007, Peter Lang Verlag, Bern u.a. 2008, ISBN 978-3-03-911636-2.
- Mythos Wald. Begleitbuch zur gleichnamigen Wanderausstellung des LWL-Museumsamtes für Westfalen. Bearb.: Ann-Katrin Thomm [Hrsg.] Münster, 2009, ISBN 3-927204-69-2.
- Albrecht Lehmann: Von Menschen und Bäumen. Die Deutschen und ihr Wald. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1999, ISBN 3-498-03891-5.
- Albrecht Lehmann, Klaus Schriewer (Hgg.): Der Wald - Ein deutscher Mythos? Perspektiven eines Kulturthemas. Reimer, Berlin und Hamburg 2000, ISBN 3-496-02696-0 (Lebensformen, 16).
- Bernd Weyergraf (Hrsg.): Waldungen: Die Deutschen und ihr Wald. Ausstellungskatalog der Akademie der Künste. Nicolai, Berlin 1987, ISBN 3-87584-215-4 (Akademie-Katalog 149).
- Johannes Zechner: „Ewiger Wald und ewiges Volk“: Die Ideologisierung des deutschen Waldes im Nationalsozialismus. Freising 2006, ISBN 3-931472-14-0 (Beiträge zur Kulturgeschichte der Natur, 15).
- Johannes Zechner: ‚Die grünen Wurzeln unseres Volkes‘: Zur ideologischen Karriere des ‚deutschen Waldes‘. In: Uwe Puschner und G. Ulrich Großmann (Hrsg.): Völkisch und national. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 2009. ISBN 978-3-534-20040-5 (Wissenschaftliche Beibände zum Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, 29), S. 179-194