Dresdner Parkeisenbahn

Liliputbahn im Großen Garten, Dresden
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Juli 2009 um 13:56 Uhr durch Nervousenergy (Diskussion | Beiträge) (Wagen: typo). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Dresdner Parkeisenbahn ist eine Parkeisenbahn im Großen Garten in Dresden. Vor der Wiedervereinigung Deutschlands fuhr sie als Pioniereisenbahn und wird auch als Liliputbahn bezeichnet. Den Betrieb übernehmen fast ausschließlich Kinder und Jugendliche.

Dresdner Parkeisenbahn
Dampfzug
Dampfzug
Strecke der Dresdner Parkeisenbahn
Kursbuchstrecke (DB):12249
Streckenlänge:5,6 km
Spurweite:381 mm (Liliputbahn)
Streckengeschwindigkeit:20 km/h
Schematische Streckentabelle
Strecke nach rechts und geradeausStrecke nach links und geradeaus
Verschwenkung nach links und geradeausVerschwenkung nach rechts und geradeaus
ab hier zweigleisig
Bahnhof
Am Straßburger Platz
Bahnhof
Zoo
Strecke nach rechts und geradeausAbzweig
Bahnbetriebswerk
Abzweig nach linksAbzweig nach rechts
je eingleisig
StreckeStrecke
übliche Fahrtrichtungen
Haltepunkt / HaltestelleStrecke
Carolasee
StreckeBahnhof
Palaisteich
Abzweig nach linksAbzweig nach rechts
Ende „Kleine Runde“
Haltepunkt / HaltestelleStrecke
Karcherallee
Strecke nach linksStrecke nach rechts
Zweigleisige Strecke Zoo - Am Straßburger Platz
Am Straßburger Platz vor den Umbauarbeiten (Lokomotive EA01)

Grundlagen

Die Parkeisenbahn fährt einen Rundkurs von 5,6 Kilometer Länge im Richtungsbetrieb, was bedeutet, dass die Streckengleise in der Regel nur in eine Richtung befahren werden. Ausnahmen gibt es zum letzten Betriebstag oder zu bestellten Sonderfahrten. Ausgangspunkt für die Rundfahrten ist der Bahnhof Am Straßburger Platz, Abstellanlagen, Lokschuppen und das Bahnbetriebswerk (BW) befinden sich am Bahnhof Zoo. Dort ist auch Sitz der Betriebsleitung.

Technische Parameter

Die Parkeisenbahn hat eine Spurweite von 381 Millimeter (15 Zoll). Die Gesamtgleislänge mit Abstell- und Nebengleisen beträgt 7,2 km. Die Strecke zwischen Zoo und Am Straßburger Platz ist seit 1968 zweigleisig, damit ein reibungslos verlaufender 3- und 4-Zug-Betrieb möglich ist. Meist reichen aber zwei Züge aus. Der Rest der Strecke ist eingleisig. Am Bahnhof Carolasee gibt es eine Abzweigung für direkte Fahrten zum Bahnhof Palaisteich, die „Kleine Runde“ genannt werden.

Zwei- bis dreimal pro Betriebstag halten die dampflokbespannten Züge am Wasserkran im Bahnhof Zoo, um ihren Wasservorrat im Tender aufzufüllen.

Die Stellwerke sind mit Ausnahme des Bahnhofes Karcheralle – an dem das einzige Signal noch handbedient ist – mit Gleisbildstellpulten ausgerüstet. Es kommen das HL-Signalsystem der ehemaligen Deutschen Reichsbahn(DR) mit leicht modifizierten Signalschirmen und Formsignale zum Einsatz. Das Zugmeldeverfahren entspricht dem der Bahn.

Geschichte

Bereits in den 1930er-Jahren verkehrten die Dampflokomotiven und einige Wagen der heutigen Parkeisenbahn bei Ausstellungen im Großen Garten. Die Strecke führte dabei unter anderem an dem durch die Nationalsozialisten zerstörten Kugelhaus vorbei.

Am 1. Juni 1950 wurde eine Kindereisenbahn, die allerdings nur für kurze Zeit geplant war, im Großen Garten unter Leitung der Verkehrsbetriebe eröffnet. Die Strecke führte damals nur vom Stübelplatz zum Zoo und wurde unter Mithilfe einiger Dresdner errichtet. Nur wenige Posten waren mit Kindern besetzt. Die Strecke verlief eingleisig vom ehemaligen Fučíkplatz bis zum Zoo und war 1,3 km lang. Da die Bahn in der Bevölkerung auf großes Interesse stieß, wurde beschlossen, die Bahn in Dresden zu behalten. Die Eröffnung der zweiten Saison fand am 1. Mai 1951 statt. Die Bahn wurde für die zweite Saison in Pioniereisenbahn Dresden umbenannt und ging in den Verantwortungsbereich der Deutschen Reichsbahn über. Die Strecke wurde zunächst auf 4,4 km und um die Bahnhöfe Carolasee und Palaisteich erweitert, im Sommer 1951 erfolgte die Übergabe weiterer 1,2 km Strecke und des Bahnhofes Karcheralle. 1962 wurde die Lokomotive EA 01 gebaut und der dritte Zug übergeben. Am 1. April 1966 fand die Übergabe des neuen Bahnhofsgebäudes Zoo statt und ein Jahr später erhielt dieser Bahnhof noch ein zusätzliches Bahnhofsdach. 1982 wurde der vierte Zug gebaut und die EA02 in Dienst gestellt. In den Jahren 1986 bis 1988 verlegte man das Streckengleis Fučíkplatz – Zoo, welches sich bis dahin auf dem sogenannten „Zooberg“ erhöht befunden hatte, ebenerdig neu.

Nach der Wiedervereinigung wurde die Bahn 1990 von "Pioniereisenbahn Dresden" in "Dresdner Parkeisenbahn" umbenannt. Als sich auch die Deutsche Reichsbahn und die Deutsche Bundesbahn 1994 zur Deutschen Bahn AG vereinigten, wurde der Freistaat Sachsen Rechtsträger. Seither wird die Parkeisenbahn – wie auch der Rest des Großen Gartens – von den Staatlichen Schlössern, Burgen und Gärten Sachsen betrieben. Im Jahr 2000 wurde das neue Bahnhofsgebäude des Bahnhofes Am Straßburger Platz eröffnet, damals allerdings noch ohne die benötigte, erst ein Jahr später fertig gestellte, Gleisschleife. Der Bahnhof entstand als Ersatzbau für den 1999 abgerissenen Bahnhof Straßburger Platz und wurde als moderner, zum Stil der Gläsernen Manufaktur passender Bahnhof entworfen. Im Jahre 2006 wurden die Bahnsteige des Bahnhofes gepflastert und er wurde mit einer schon länger benötigten Signalanlage ausgestattet, die allerdings erst 2007 in Betrieb ging. 2008 wurde der Bahnsteig des Bahnhofes Karcherallee gepflastert und der Höhe der Wagen angepasst, um ein leichteres Ein- und Aussteigen zu ermöglichen.

Bahnhöfe

Bei der Parkeisenbahn gibt es fünf Bahnhöfe. Diese trugen vor der Deutschen Wiedervereinigung andere Namen wie Aufbau oder Freundschaft, allerdings war der heutige Bahnhofsname mit einem Ortsmerkmal wie Carolasee angefügt. Die Bahnhöfe Carolasee und Karcheralle sind eisenbahntechnisch gesehen eine Haltestelle und ein Haltepunkt, wurden allerdings zu Bahnhöfen erklärt.

Bahnhof Am Straßburger Platz

Der Bahnhof Am Straßburger Platz ist der Ausgangsbahnhof für die meisten Fahrgäste, da er mit vielen öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist und in der Nähe viele Parkplätze existieren. Die Strecke führt zweigleisig zum Bahnhof Zoo. Der Name des Bahnhofes lautete bis 1990 Frohe Zukunft (Fučíkplatz). Ende der 1990er Jahre musste das bisherige Bahnhofsgebäude am Straßburger Platz für den Bau der Gläsernen Manufaktur von VW abgerissen werden. Als Ersatz wurde im Jahr 2000 ein neues, im modernen Stil der Gläsernen Manufaktur konzipiertes Bahnhofsgebäude an anderer Stelle eröffnet und die Linienführung angepasst. Für die Zeit zwischen dem Abriss des alten und dem Bau des neuen Bahnhofsgebäudes wurde der ehemalige Schrankenposten als Haltepunkt Straßburger Platz genutzt. Da eine Wendeschleife nicht vorhanden war, fuhren die Züge auf der Strecke Zoo – Straßburger Platz mit einer Lokomotive an jedem Ende. Nach der Fertigstellung des Bahnhofsgebäudes musste dieser Betrieb für ein Jahr fortgesetzt werden, da die Wendeschleife erst 2001 fertiggestellt wurde. Der Bahnhof erhielt vorerst ein provisorisches, handbedientes Formsignal, welches als Blocksignal diente und heute vor dem Bahnhof steht. Die zwei vorhandenen Weichen wurden im Regelbetrieb nicht genutzt. 2005 wurden zunächst zwei Lichtsignale an der Einfahrt des Bahnhofes und am Ende des Bahnsteiges zwei ausgestellt, im Sommer 2006 wurde schließlich die endgültige Signalanlage installiert. Die sieben Lichtsignale werden durch ein Gleisbildpult bedient, und sind seit den Nikolausfahrten 2006 im Betrieb. Die zwei Weichen wurden vor der Saison 2008 mit elektrischem Antrieb ausgerüstet. Einen Streckenblock gibt es wie bei der gesamten Parkeisenbahn nicht, die Sicherung der Zugfahrten erfolgt über Zugmeldungen. Um bei Personalmangel und vormittags in der Woche einen Betrieb mit möglichst wenig Personal zu ermöglichen, ist der Kennlichtbetrieb vorgesehen. Zugmeldungen entfallen bei diesem Verfahren allerdings, weil der Bahnhof Zoo (vorhergehender und nächster Bahnhof) die Sicherung der Strecke übernimmt.

Bahnhof Zoo

Der Bahnhof Zoo ist der betriebstechnisch wichtigste Bahnhof der Strecke. Er liegt am Hintereingang des Dresdner Zoos und an der zweigleisigen Strecke ZooAm Straßburger Platz sowie an den Strecken Zoo – Carolasee und Palaisteich – Zoo. Vor der Deutschen Wiedervereinigung hieß der Bahnhof Freundschaft am Zoo. Der Bahnhof ist Sitz der Betriebsleitung der Parkeisenbahn und beherbergt Abstellgleise für die Wagen sowie einen Lokschuppen, in dem sich auch die Ladevorrichtungen für die beiden EA-Lokomotiven befinden. Es existieren zwei elektrisch ferngesteuerte und 15 ortsbediente Weichen. Die Schlüssel der Weichen werden in einem Schlüsselwerk eingeschlossen, welches die Fahrstraßenschlüssel nur ausschließen lässt, wenn alle Weichen für die jeweilige Fahrstraße richtig stehen. Die Fahrstraßenschlüssel werden dann in eine Schlüsselsperre eingeschlossen, die Signale sowie Rangier- und Ersatzsignale sowie elektrischen Weichen von einem Gleisbildpult gestellt. Des Weiteren gibt es am Bahnhof Zoo einen Festplatz für besondere Veranstaltungen – wie zum Beispiel das durch den Förderverein organisierte Kinderfest – und ein Modellgleis mit einer Vorführweiche, welches für Führungen erklärt wird.

Bahnhof Carolasee

Der Bahnhof Carolasee hieß zu DDR-Zeiten Bahnhof Frieden am Carolasee. Der Bahnhof ist eisenbahntechnisch gesehen eine Abzweigstelle, da etwa 200 m hinter der Ausfahrt eine Weiche mit einem Abzweig für direkte Fahrten zum Bahnhof Palaisteich liegt. Diese direkte Verbindung zwischen den beiden Bahnhöfen wird auch Kleine Runde genannt und wurde nur 1951, im zweiten Betriebsjahr, vor der Fertigstellung der Strecke Carolasee – Karcheralle – Palaisteich planmäßig befahren. Sie wird heute für Sonderfahrten, bei Bauarbeiten oder bei Überschwemmungen am Carolasee genutzt. Der Bahnhof ist mit einer handbedienten Schranke und einem elektrisch gesteuerten Formhauptsignal und Vorsignal ausgerüstet. Diese werden von einem kleinen Gleisbildpult aus gesteuert. Bei Fahrten nach Bahnhof Karcheralle zeigt das Signal Fahrt (Hp1), bei Fahrten durch die Kleine Runde wird Langsamfahrt (Hp2) angezeigt.

Bahnhof Karcherallee

Der Bahnhof Karcherallee, früher Bahnhof Einheit an der Karcherallee, ist eisenbahntechnisch gesehen ein Haltepunkt und hat ein relativ geringes Verkehrsaufkommen. Die Sicherungstechnik besteht lediglich aus einem handbedienten Formsignal, welches wenn der Bahnhof unbesetzt ist immer auf Fahrt gestellt wird. Auf dem Bahnhof werden die jüngsten Parkeisenbahner eingesetzt, da sie dort zunächst die Grundlagen der in der Ausbildung vermittelten Kenntnisse anwenden können.

Bahnhof Palaisteich

 
Der Bahnhof Palaisteich

Weiter im Verlauf der Rundfahrt gelangt man zum Bahnhof Palaisteich (zu DDR-Zeiten: Aufbau (Palaisteich)), der fast in der Mitte des Großen Gartens liegt. Hier treffen die „große“ und die „kleine Runde“ wieder zusammen, was etwas mehr Sicherungstechnik erfordert. Deshalb gibt es eine handbediente Weiche, zwei Einfahrsignale und ein Ausfahrsignal (alles Lichtsignale). Die Signale und Fahrstraßen werden über ein Gleisbildpult im Gebäude bedient, die Weiche wird über Schlüssel gesichert. Die Signalanlage ist vom Bahnhof Zoo aus teilweise fernbedienbar, dass heißt der Bahnhof lässt sich von dort aus auf Durchfahrt schalten, jedoch nur für die Fahrten aus Richtung Karcherallee. Diese Funktion wird eingesetzt, wenn der Bahnhof Palaisteich nicht besetzt ist. Da das alte Bahnhofsgebäude nicht nutzbar ist (Einsturzgefahr), wurde ein Holzhäuschen angebaut und alles benötigte hinein verlegt. Aus diesem Grund ist an diesem Bahnhof oft nur eine Person anzutreffen.

Fahrzeuge

Lokomotiven

 
Dampflokomotive 003 „Moritz“
 
Lokomotive EA01
 
Lokomotive EA02

Dampflokomotiven

Hauptartikel: Martens’sche Einheitsliliputlok

  • Lokomotive 001 Lisa (Fabriknummer 8351)
  • Lokomotive 003 Moritz (Fabriknummer 8353)

Die beiden Dampflokomotiven der Dresdner Parkeisenbahn wurden 1925 bei der Firma Krauss in München gebaut. Lokomotiven der gleichen Baureihe sind in Leipzig (Nr. 002), Stuttgart, Wien und Spanien im Einsatz. Die Lokomotiven waren zusammen mit der heute in Leipzig fahrenden Lok bereits in den 1930er-Jahren zu Ausstellungen in Dresden im Einsatz und waren während des Zweiten Weltkriegs in einem Bergwerk bei Kamenz untergebracht.

Elektroakkulokomotiven

Ebenfalls existieren bei der Parkeisenbahn zwei Elektroakkulokomotiven, welche an der TU Dresden entworfen und im RAW-Dresden gebaut wurden. Sie werden durch Elektromotoren, welche durch Akkumulatoren gespeist werden, angetrieben. Die Akkus werden in der Nacht geladen, so dass die gespeicherte elektrische Energie für einen gesamten Betriebstag ausreicht.

Die Lokomotive EA 01 wurde zusammen mit Wagen für einen dritten Zug an die damalige Pioniereisenbahn übergeben. Ursprünglich war sie mit zwei Führerständen ausgestattet, der zweite davon wurde allerdings nach kurzer Zeit zurückgebaut und nimmt heute zusätzliche Technik auf.

Die zweite Elektroakkulokomtive besteht aus zwei Lokteilen und wurde von ihrer ursprünglichen roten Farbgebung zur letzten Hauptuntersuchung blau umlackiert.

Wagen

  • 19 offene Personenwagen
  • 12 überdachte Personenwagen, davon 3 mit Traglastenabteil
  • 4 geschlossene Personenwagen, gebaut in England
  • 3 Güterwagen
    • Transportwagen für Rollstühle
    • Batteriewagen für die Zugheizung an den geschlossenen Wagen
    • Transportwagen für Bauarbeiten

Nebenfahrzeuge

  • 2 Kleinwagen
  • Schienenmoped
  • Muldenkipper
  • Schneepflug (Einsatz zu Adventsfahrten)


Förderverein

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands gründete sich der Förderverein Dresdner Parkeisenbahn. Seine Hauptaufgabe ist die Förderung der Parkeisenbahner und von Veranstaltungen. So organisiert der Verein Stände und Attraktionen bei Kinderfesten an der Bahn oder den Kauf von neuen Lokomotiven und Wagen für die Modelleisenbahn.
Desweiteren werden durch den Förderverein Exkursionen zu anderen Parkeisenbahnen, beispielsweise zur Parkeisenbahn Cottbus und Ferienausflüge, wie ein Ferienlager bei der Parkeisenbahn in Crispendorf[1] oder im Spreewald. Jährlich findet durch das Vereinsengagement ein Austausch mit der Budapester Parkeisenbahn statt.[2]

Quellen und Materialien

Commons: Dresdner Parkeisenbahn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pfiff-Zeitung, Ausgabe 2007-Seite 20
  2. Pfiff-Zeitung, Ausgabe 2007:Seite 10

Literatur

Koordinaten: 51° 2′ 34″ N, 13° 45′ 11″ O