Rassismus
Rassismus ist eine soziale Praxis, bei der körperliche Merkmale zur Unterscheidung beziehungsweise Klassifizierung bestimmter Bevölkerungsgruppen benutzt werden. Rassismus beruht auf einer Ideologie oder weltanschaulichen Überzeugung, bei der Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen als unveränderbar und angeboren bezeichnet werden. Die rassistische Ideologie dient der Legitimation von Herrschaft über andere Menschengruppen, indem man diese als minderwertig bezeichnet. Deswegen bezeichnet Rassismus auch das reale Machtgefälle und die Diskriminierung einer von Rassisten und Rassistinnen als "Rasse" deklarierten Gruppe durch eine andere.
Allgemein
Diese Form der Unterdrückung und Ausbeutung ist besonders seit Beginn der Neuzeit dokumentiert. Ihre historisch bekannten Wurzeln (Metöken) reichen aber mindestens in die Antike zurück. Der moderne Rassismus bildete sich in der Folge der Aufklärung im 18ten Jahrhundert heraus. Führende Theoretiker der westlichen Welt wendeten sich vom christlichen Universalismus ab und versuchten, die rassischen Unterschiede wissenschaftlich zu erklären. Ausgehend von der generellen Annahme, daß die menschlichen Rassen feststehende und unveränderbare Merkmale aufweisen würden, wie dies etwa Johann Gottfried Herder, Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel postulierten, entwickelte sich der moderne Rassismus, der bestimmten Rassen ihre Vollwertigkeit als Menschen absprach. Einer anderen Gruppe von Menschen wird damit abgesprochen, auf derselben Stufe zu stehen wie man selbst, und es wird ihr zudem abgesprochen, diese Stufe verlassen zu können.
Der Rassismus ist gegen den Begriff der Intoleranz abzugrenzen: verschiedene Formen kultureller oder religiöser Intoleranz führen zwar auch zur Ablehnung und Unterdrückung Andersartiger, anders als beim Rassismus aber wird die Differenz aber nicht als erblich und unveränderbar betrachtet. Durch die religiöse Konversion oder die Annahme einer anderen kulturellen Identität sei eine Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen möglich.
Rassismus ist ein weltumspannendes Phänomen, dass u.a. mit der Hybris von Menschen auf der einen, und mit der Gehorsamkeit von Menschen auf der anderen Seite zu tun hat. Stereotype Vorurteile, Illusionen und Klischees begleiten in der Regel diese Attitüden. Es ist deshalb zuwenig, dieses Phänomen nur auf "Exoten" anzuwenden. Rassismus betrifft generell das Verhältnis gegenüber dem "Anderen" und "Fremden". Mobbing gehört gewissermaßen in dieselbe Kategorie. Wobei es immer um eigene existentielle Ängste geht, die man verdrängt, indem man scheinbar oder offensichtlich Schwächere mehr oder weniger drangsaliert. Man sucht sich, wie schon die biblische Metapher von Kain und Abel zeigt, sogenannte Prügelknaben oder Sündenböcke zur Bewältigung des eigenen Alltags. Es geht also nicht nur um Menschengruppen, sondern auch um Aggression und Ausgrenzung gegenüber dem Einzelnen.
Die willkürliche Einteilung von Menschen in besondere Gruppen, die sich abgrenzen, ist uralt. Aber erst die Neuzeit hat versucht, Rassismus wissenschaftlich zu begründen. Die moderne Biologie und Genetik im Gefolge von Charles Darwin schien dazu Anhaltspunkte zu liefern. Die biologische Ableitung von Rassen ist jedoch gerade durch Darwins Entdeckungen gescheitert. (Ausstellung: "Alle verwandt, alle verschieden" von Ninian Hubertus van Blyenburgh).
Die faschistischen Aufregungen darum genügten allesamt keinen wissenschaftlichen Kriterien. Seit 1995 (Unesco, Deklaration von Schlaining) wird nicht nur jede genetische, sondern auch jede soziologische Ableitung der Kategorie "Rasse" nachvollziehbar in Frage gestellt:
- Kriterien, anhand derer Rassen definiert werden, sind beliebig wählbar.
- Die genetischen Unterschiede zwischen Menschen innerhalb einer "Rasse" sind im Durchschnitt quantitativ größer als die genetischen Unterschiede zwischen verschiedenen "Rassen".
- Von ausgeprägten Körpereigenschaften wie der Hautfarbe ist kein Schluss auf andere Eigenschaften und keine Bewertung derselben möglich.
Würde man die Welt auf den Spuren der Urmenschen ("Out of Africa-Theorie") erwandern, könnte man selbst leicht feststellen, dass es keine sprunghaften, also "rassenkonforme" Veränderungen gibt, sondern, dass die Übergänge bei Hautfarbe, Physiognomie und Habitus, genauso wie auch die Kulturen, fließend sind. Michael Stanzer
Die Verknüpfung von Körpermerkmalen mit Charaktertypen und deren Rangordnung ist also eine völlig willkürliche Wertung. Rassismus ist damit als unwissenschaftliche Ideologie anzusehen. Diese ist interessengeleitet und dient der Ab- und Ausgrenzung von anderen Menschen.
Nach 1945 trat offener Rassismus in der Wissenschaft zurück. Er wurde aber dennoch sozialpolitisch weiter vertreten und fälschlicherweise als Sozialdarwinismus verharmlost. Der kulturalistische "Neorassismus" versucht, die "Kultur" als gruppenspezifisch geprägten menschlichen Umgang mit der Umwelt zum natürlichen, unveränderlich der Person anhaftenden Merkmal zu erklären.
Diverse sozialwissenschaftliche Studien haben jedoch gezeigt, dass auch diese Neuauflage des Rassismus wissenschaftlich unhaltbar ist: Personen können neue Umgangsformen entwickeln, ihr Umfeld wechseln oder ihren Umgang damit verändern (siehe Migration, Integration, Multikulturalismus).
Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, dass sie im Grunde rassistisch denken und handeln. Sie sind u.a. deshalb für eine empirische Überprüfung ihrer Annahmen meist unzugänglich, was den wahren "Clash of Cultures" bedeutet. Denn sie verallgemeinern und verabsolutieren reale oder fiktive Unterschiede zu Werturteilen, um soziale Privilegien zu rechtfertigen. Dahinter stehen oft irrationale unbewusste Ängste vor "Überfremdung", Prestige- und Machtverlust. Diese werden in Form von Aggression gegen Andere kompensiert und abzubauen versucht. Deshalb gefährdet Rassismus das menschliche Zusammenleben in jeder Gesellschaftsform.
Noch gefährlicher ist allerdings die Instrumentalisierung dieser Ängste zum Erlangen und Ausüben von Herrschaft. Solche Absichten geben dem Rassismus oft erst das soziale Umfeld, in dem er gedeihen kann. Sie tarnen sich selbst als "tolerant" und vermeiden rassistisches Vokabular zu Gunsten von unverfänglicheren Begriffen wie "Kulturunterschieden" (Rassismus ohne Rassen). So werden rassistische Verhaltensmuster verharmlost und zu "berechtigten Anliegen" aufgewertet, um eigene politische Zwecke zu erreichen.
Formen von Rassismus
- Rassistische Vorurteile: Vorgefertigte Meinungen über Personen aufgrund ihrer Zuordnung zu einer "Rasse". Beispiel: Person A denkt, dass Person B die Eigenschaft X hat, weil sie zur "Rasse" Y gehört.
- Rassistische Diskriminierung: Die unterschiedliche Behandlung von Menschen aufgrund äußerlicher Merkmale, wie z.B. der Hautfarbe. Beispiel: Person A weigert sich, Person B einzustellen, weil Person B zur "Rasse" Y gehört.
- Institutioneller Rassismus (strukturelle Diskriminierung): Ungleichbehandlung durch öffentliche Stellen und große Organisationen aufgrund der "Rassenzugehörigkeit".
- Pseudowissenschaftliche Rassentheorien: Im Interesse politischer Kräfte entwickelte scheinwissenschaftliche Theorien, die die Überlegenheit bestimmter Rassen über andere untermauern sollen, z.B. die Hamitentheorie des Afrikanisten Carl Meinhof oder die Rassenlehre des Nationalsozialismus.
- Kultureller Rassismus: Der moderne Rassismus bedient sich oftmals des Begriffs verschiedener "Kulturen", nachdem der klassische Rassismus als unwissenschaftlich entlarvt wurde. Beispiele: "Die Polen stehlen", "Die Araber sind frauenfeindlich", "Afrikaner sind besonders aggressiv" - der französische Philosoph Étienne Balibar nennt dieses Phänomen "Rassismus ohne Rassen".
- Alltagsrassismus: Ist die Übernahme von Rassismus in alltägliche Situationen durch Denk- und Handlungsformen, die die dahinter liegenden Machtstrukturen stabilisieren und verfestigen. In dieser Form wird Rassismus nicht mehr hinterfragt, sondern von herrschenden Gruppen als "normal" hingenommen.
Begriffsdefinitionen
Zum Begriff Rasse
Der Begriff Rasse wurde im 18. Jahrhundert von Immanuel Kant in der deutschen Sprache eingeführt und von anderen Aufklärern übernommen. Heute halten Wissenschaftler, wie der Humanbiologe Horst Seidler, die Verwendung des Begriffs Rasse beim Menschen für überholt. Seinen Forschungen zufolge ist die Kategorie Rasse mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen nicht vereinbar. Zudem wird aufgezeigt, aus welchen ideologischen Traditionen sie entstand. Der Begriff wurde von Beginn an eingesetzt, um Menschen nicht nur zu klassifizieren, sondern auszugrenzen, zu benachteiligen und zu unterdrücken. Der Rassismusforscher Wolf D. Hund beschreibt die Debatte um den Begriff Rasse mit den Worten "Rassismus ist älter als die Rassen".
UNO-Definition von Rassismus
In der politischen Diskussion gängig und international anerkannt ist z. B. die UNO-Definition laut International Convention on the Elimination of All Forms of Racial Discrimination. Adopted and opened for signature and ratification by General Assembly resolution 2106 (XX) of 21 December 1965 entry into force 4 January 1969, in accordance with Article 19.
Dort heißt es im Part I Article I (1):
- In dieser Übereinkunft umfasst der Begriff 'Rassendiskriminierung' jede Unterscheidung, jeden Ausschluss, jede Einschränkung oder Bevorzugung auf Grund von Rasse, Farbe, Abstammung, nationaler oder ethnischer Herkunft mit dem Ziel oder der Folge, die Anerkennung, den Genuss oder die Ausübung der Menschenrechte und Grundfreiheiten auf gleicher Grundlage im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem anderen Bereich des öffentlichen Lebens aufzuheben oder zu behindern.
Zu beachten ist, dass damit nicht Aussagen über Rassen als Diskriminierung erfasst sind, sondern nur Maßnahmen mit der konkreten praktischen Folge, dass Menschenrechte und Grundfreiheiten nicht gleichberechtigt ausgeübt werden können.
Geschichte
Obschon rassistische Praktiken und der Kampf gegen sie recht alt sind, ist der Begriff Rassismus selbst relativ jung. Er wurde im Bezug auf die NS-Rassenlehre bzw. die politische Auseinandersetzung mit völkischen Theorien im Deutschland der 20er und 30er Jahre geprägt. Erstmals wurde der Begriff vom Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld in einer im englischen Exil publizierten Schrift verwendet. Die erste Definition stammt von der Amerikanerin Ruth Benedikt, deren Buch "Rassismus" 1946 erstmalig in deutscher Sprache erschien. Seither hat es zahlreiche Versuche der Neudefinition gegeben, denen eine Tendenz gemeinsam ist: Je moderner eine Definition ist, desto weniger spielt die Existenz von Rassen im biologischen Sinne eine Rolle. Ist in den ersten Definitionen noch die Existenz von Menschenrassen unumstritten und Rassismus eine Form der Verfolgung oder Selbstbeweihräucherung tatsächlicher biologisch gedachter Gruppen, so verschwindet die Bedeutung der Biologie in modernen Definitionen nahezu.
Im 20ten Jahrhundert haben sich drei ausgeprägte Formen des modernen Rassismus herausgebildet, die zur offiziellen Ideologie der jeweiligen Staaten wurden:
- die Zeit der Rassendiskriminierung in den Südstaaten der USA, die zwischen 1890 und 1960 ihren Höhepunkt erreichte
- die Rassengesetze der Nationalsozialisten in Deutschland und in anderen europäischen Staaten zwischen 1933 und 1945
- das Apartheid-Regime in Südafrika, das nach 1948 seine extremste Entwicklung nahm
Rassismus im vorchristlichen Indien
Um ca. 1500 vor Christus eroberte das indogermanische Volk der Arier Nordindien. Die hellhäutigen Eroberer schotteten sich von der dunkelhäutigen versklavten Urbevölkerung ab. Sie bauten unüberwindbare Lebens- und Berufsschranken auf. Die ständische Grundordnung der arischen Gesellschaft waren Priester (Brahmanen), Krieger (Kasatriya) und freie Bauern. Die eroberten Draviden standen anfangs außerhalb der Gesellschaft. So behandelte man sie als Unberührbare, von denen man sich streng abschottete und nicht einmal die selbe Luft atmete. Die Unberührbaren (Pariahs) wurden noch geringer geachtet als die heiligen Kühe, und der Abstand zwischen den oberen (Brahmanen-Gott) und den unteren (Pariah-Tier) Kasten war unbeschreiblich groß. " Die Apartheid der Arier gegen die "Dasas" (dunkelhäutige Ureinwohner) war rigoroser als je irgendwelche Trennung zwischen Herren und Sklaven in der Neuzeit" (Geiss). Dieses System war das erste seiner Art und gleichsam eine Matrix für spätere Rassen-Kasten-Gesellschaften.
Rassismus in der Bibel
Auch in der Bibel tauchen einige offen fremdenfeindliche und herabwürdigende Anweisungen auf, die Mischehen ebenso verboten wie die Aufnahme von Menschen aus Nachbarstämmen in die religiöse Gemeinde. Die Bibel spricht weniger von unterschiedlichen Rassen, die sich nach körperlichen Merkmalen oder gar genetisch unterscheiden, sondern trennt nach Abstammungen und Stammes- oder Clanzugehörigkeit. Grund für den Hass auf Ammoniter und Moabiter sind alte Rachegelüste, da diese Völker den aus Ägypten kommenden Israeliten "kein Brot und Wasser" gaben und Moab eine Schlacht gegen Bileam gewonnen hatte.
Rassismus und die Eroberung Amerikas
Als die Spanier Amerika eroberten, kam es wiederholt zum Streit über die Behandlung der Ureinwohner. Vor allem Bartolome de Las Casas, der selbst in den Kolonien lebte, kreidete wiederholt die menschenunwürdige Behandlung der Indios durch die Spanier an. ("...dass unsere Spanier für sie [die Indianer] nicht mehr Beachtung übrig haben als für Tiere.") Der Streit gipfelte im Disput von Valladolid in der Frage, ob "Indios" Menschen seien. Sepulveda vertrat die Ansicht, die "Indios" seien den Spaniern unterlegen wie die Affen den Menschen. Den theoretischen Rückhalt hierfür holte er sich von Aristoteles Theorie der natürlichen Sklaverei, der einigen Menschen die Vernunftfähigkeit abgesprochen und ihre "natürliche" Unterlegenheit postuliert hatte. Der Disput blieb allerdings ohne politische Auswirkung.
Sklaverei
Die Verschleppung und Versklavung von Afrikanern in Amerika war Ausdruck einer rassistischen Ideologie. So wurden verschiedene rassistische Stereotype manifestiert: Einerseits jenes des "edlen Wilden" - Indianer seien noch so unverdorben, so weise und freiheitsliebend, dass sie in der Sklaverei einfach nicht leben können. Auf der anderen Seite prägte die Geschichte auch das Bild des starken, bestialischen Afrikaners, der eigentlich gerne arbeitet und "von Natur aus" untertänig sei.
Die Dominanz christlicher Akteure in den Südstaaten Nordamerikas führte hier zu absonderlichen Debatten, die um die Frage der Abkunft der Schwarzen von Adam und Eva kreisten. Die Vertreter der Monogenese, die davon ausgingen, dass Adam und Eva weiß waren, erklärten, dass farbige Menschen nach der Vertreibung aus dem Paradies entstanden. Die Vertreter der Polygenese vertraten die Auffassung, dass Gott mehrere unterschiedliche Urpaare geschaffen habe. Aus beiden Auffassungen lässt sich Rassismus ableiten. Im einen Fall als Änderung des göttlichen Planes, im zweiten Fall als gewollte göttliche Separation.

Die Sklavenbefreiung in den Südstaaten Nordamerikas führte nicht zu einem Ende der Rassendiskriminierung dort, sie veränderte sie nur. Zahlreiche rassistische Praktiken waren bis zur Bürgerrechtsbewegung in den USA gültig. Erst 1964 wurde die Diskriminierung von Schwarzen rechtlich untersagt. Doch auch heute noch sind die Lebenschancen, Bildungsmöglichkeiten etc. dort nach der tradierten Linie zwischen weiß und farbig ungleich verteilt, rassistische Ausschlussformen nach wie vor vorhanden.
Nach der Sklavenbefreiung dort entstand der Ku Klux Klan, eine der bekanntesten noch bestehenden Rassistenvereinigungen der Welt.
Rassismus und Imperialismus
Seinen ideellen Höhepunkt fand der Rassismus im Imperialismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Klischee- und Überheblichkeitsvorstellungen seitens europäischer Literaten und Publizisten waren damals an der Tagesordnung, auch wenn Gewalt gegenüber Mitgliedern anderer "Rassen" selten explizit gutgeheißen wurde.
Der deutsche Kolonialismus in Afrika beförderte die Entwicklung von Pseudowissenschaften, wie der Hamitentheorie des Afrikanisten Carl Meinhof, derzufolge Völker mit einer Sprache, die ein Nominalklassensystem aufweist, prädestiniert seien, die Rolle eines Herrenvolkes zu übernehmen, weil sich ihre Kultur an die der abendländisch-morgenländischen Zivilisationen anschließen ließen. Der Konflikt zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda ist eine der Nachwirkungen dieser Ideologie.
Extremer Vertreter des Rassismus und auch des Sozialdarwinismus war Houston Stewart Chamberlain, der die Auffassung vertrat, die germanische Rasse sei zum Retter der Menschheit auserkoren. Damit legte er auch Fundamente für den aufkeimenden Nationalsozialismus.
Rassismus nach 1918 in Deutschland
In der Weimarer Republik war neben der antisemitischen Propaganda besonders die Agitation gegen die Besetzung des Rheinlandes von rassistischer Begleitmusik durchzogen und dieses nicht nur in den Kampfblättern der extremen Rechten. Anlass boten hier besonders die z.T. aus Afrika stammenden Truppen der französischen Besatzungsarmee. Die in der Besatzungszeit geborenen afrodeutschen Kinder einiger schwarzer Soldaten und deutscher Frauen wurden als Gefahr für die deutsche Rassenreinheit angesehen. Die betroffenen Kinder wurden als sogenannte 'Rheinlandbastarde' später von den NS-Behörden erfasst und vielfach zwangssterilisiert.
Rassismus und das nationalsozialistische Deutschland
Rassismus war Teil der Ideologie des Nationalsozialismus. Man ging davon aus, dass es höherwertige und minderwertige Menschen gibt. Hochwertige Menschen konnten dabei nur aus der 'Herrenrasse' stammen. Die Mitglieder dieser 'Herrenrasse' hatten die Aufgabe, ihre Rasse 'reinzuhalten', weshalb sexueller Kontakt zwischen Angehörigen der 'hohen' und der 'minderwertigen' Rasse verhindert werden sollte. Bestimmten, von den Nazis als "Rasse" definierten Gruppen wie Juden, Roma oder Sinti unterstellten sie, dass diese "die Herrenrasse" zersetzen wollten.
Die Opfer des NS-Rassismus wurden verfolgt, zwangssterilisiert, deportiert und ermordet. Die gesamte Gesundheitsvorsorge, Sozialpolitik sowie die Bevölkerungspolitik wurde in ein "rassenhygienisches" Programm verwandelt, das bis hin zu Eheschließungen nahezu jeden erreichte. Teil dieses rassistischen Programms waren auch Ahnenpässe, die sich in vielen deutschen Familien heute noch finden. Der aufgrund dieser Ahnenpässe zu führende Ariernachweis bzw. der Große Ariernachweis war Bedingung z.B. für eine Karriere bei der SS. Ohne die Zusammenarbeit von NS-Stellen und Kirchengemeinden, die aufgrund der Kirchenbücher (mit ihren Eintragungen zur Geburt) an dieser Erfassung mitwirkten, wäre diese Arbeit nicht zu bewältigen gewesen.
Natürlich richtete sich der NS-Rassismus nicht nur gegen Menschen, sondern auch gegen Kulturgüter, z.B. wurde Jazz als "Negermusik" diffamiert und verworfen.
Gegenwart
In der heutigen Zeit wird in deutschsprachigen Ländern oftmals bis zum heutigen Zeitpunkt z.T angenommen, dass Rassismus in erster Linie in Form von Xenophobie (v. griech.: xenos fremd;Gast / phóbos Furcht) vorhanden ist. Von dieser Xenophobie nimmt man an, dass sie keine Rassenbegriffe kennt, sondern eher einen Ethnopluralismus antagonisiert. Man nimmt auch an, dass rassistisch denkenden Menschen häufig nicht bewusst ist, dass sie rassistisch denken. Diese Annahme impliziert gleichzeitig aber auch, dass die Bevölkerung keinen Rassebegriff kennt und entsprechende Annahmen nicht mit dem Begriff "Rasse" verbunden werden. Der Begriff der Xenophobie (Furcht vor dem Fremden) wird daher oftmals auch benutzt, um das eigentliche Problem Rassismus nicht offen ansprechen zu müssen.
Diese generelle Annahme wird unterstützt durch Studien in der Schweiz, wo aufgrund einer Studie der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (Carmel Fröhlicher-Stines und Kelechi Monika Mennel (2004) "Schwarze Menschen in der Schweiz. Ein Leben zwischen Integration und Diskriminierung") anzunehmen ist, dass Rassismus im engeren Sinne in der Schweiz sehr viel weiter verbreitet ist, als ursprünglich angenommen. So sind Schwarze trotz Assimilierung, Integration und Einbürgerung auch nach Jahrzehnten gesellschaftlich marginalisiert und werden, teilweise sogar unter eindeutiger Nennung der Hautfarbe als abwertender Faktor, bei Bewerbungen zurückgewiesen; ein weiterer Faktor ist das Anstarren, das für Schwarze in der Schweiz ein wesentlicher Stressor ist. Gewisse Secondos sprechen auch von 'silent apartheid', die von den Behörden bis anhin dementiert wurde. Von einem fehlenden Bewusstsein rassistisch denkender Personen kann aufgrund dieser Studie daher in der Schweiz nicht mehr zwingend ausgegangen werden.
Literatur
- Alex Demirovic und Manuela Bojadzijev (Hrsg.): Konjunkturen des Rassismus. 333 Seiten; 2002; ISBN 3-89691-516-9 (Besprechung in ak - analyse + kritik))
- Luca Cavalli-Sforza, Francesco Cavalli-Sforza: Verschieden und doch gleich. Droemer Knaur 1994; ISBN 3426268043
- Diamond, Jared: Der Dritte Schimpanse. Frankfurt: Fischer Taschenbuch Verlag. 2000.
- Wulf D. Hund: Rassismus. 173 Seiten; 1999; ISBN 3-89691-453-7
- George L. Mosse: Die Geschichte des Rassismus in Europa. Königstein/Taunus 1978.
- Geiss, Imanuel: Geschichte des Rassismus, Ffm (Suhrkamp) 1988
- Kammer, Hilde; Bartsch, Elisabet: Nationalsozialismus. Begriffe aus der Zeit der Gewaltherrschaft 1933-1945, München 1992
- Silbermann, Alphons : Der "normale" Hass auf die Fremden.Eine sozialwissenschaftliche Studie zu Ausmaß und Hintergründen von Fremdenfeindlichkeit in Deutschland, München 1995
- EU-Kommission (Hg.): "Ich, Rassist?". Luxemburg 1998.
Filme
- Bicots-negres vos voisins, engl. Arabs and Niggers, Your Neighbours, Frankreich 1974, Regie: Med Hondo
Siehe auch (alphabetisch)
- Alltagsrassismus
- Antirassismus
- Antisemitismus
- Apartheid
- Arier
- Censored_11
- Ethnopluralismus
- Heidelberger Manifest
- Herrenrasse
- Indianerpolitik der USA
- Intoleranz
- Kolonie
- Mischling
- Nationalsozialismus
- Nürnberger Gesetze
- Othering
- Phrenologie
- Rasse
- Rassentheorien
- Rassismus ohne Rassen
- Sklaverei
- Stammtischparole
- Xenophobie
- Xenologie
Weblinks
- www.wikiwiki.de Rassistische Überfälle in der BRD 1990-1999 (eine unvollständige Liste)
- hometown.aol.de/ Christine Morgenstern: Theorie, Geschichte und Gegenwart von Rassismus
- www.dir-info.de/ Rassismus-Definition von Albert Memmi
- www.comlink.de/ Rassismus und Rechtsextremismus - Der Streit um die Ursachen - von Birgit Rommelspacher
- www.proasyl.de/ Netz gegen Rassismus für gleiche Rechte
- www.shoa.de Artikel zu Rassismus, Biologie und Rassenlehre]
- [1] Homepage zu Vorurteilen gegenüber Afrikanern sowie deren Akzeptanz in verschiedenen Bereichen
- www.nazis.de/ UNESCO-Erklärung gegen den "Rasse"-Begriff
- www.edi.admin.ch/ekr Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (Schweiz)
- www.no-racism.net/rassismus Berichte über Rassismus in Österreich
- www.civic-edu.net Entwicklung von Methoden zur Bekämpfung von Rassismus und anderen Phobien
- www.zara.or.at Verein für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit, Österreich. Betreibt u.a. eine Beratungsstelle für Opfer und ZeugInnen von Rassismus und legt jährlich einen Report über rassistische Übergriffe und Strukturen in Österreich auf (kostenloser Download)