Holocaust

Völkermord an europäischen Juden durch NS-Deutschland
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Der Begriff Holocaust (zunehmend auch Holokaust) bedeutet gemäß griech.-lat. Wortwurzel "massenhaftes Brandopfer". "Holocaust" bezeichnet im Besonderen den Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten. Eine von der Judenvernichtung losgelöste Begriffsverwendung ist im Deutschen semantisch und sprachethisch umstritten. . Holocaust ist ein aus dem englischen Sprachraum stammender Begriff. Bekannt wurde er in Deutschland im Jahre 1979 mit der Ausstrahlung der gleichnamigen US-amerikanischen Fernsehsehserie. Er wird im Deutschen zunehmend durch den alternativen Begriff Schoah (oder Shoa) ersetzt.

Historische Bedeutung

Historisch bezieht sich Holocaust in erster Linie auf die Verfolgung, Ghettoisierung und systematische Ausrottung von mehr als sechs Millionen europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland.

Zum Gesamtkomplex des Holocaust wird aber allgemein auch die Vernichtung anderer Menschengruppen, die von den Nazis als "unerwünscht" oder "minderwertig" bezeichnet wurden, gerechnet. Neben den Juden wurden so auch bis zu einer halben Million Sinti und Roma und mindestens 250.000 geistig oder körperlich Behinderte (siehe auch Euthanasie-Programm) ermordet. Politisch Missliebige, wie z.B Kommunisten, Gewerkschaftler, Zeugen Jehovas, nicht gleichgeschaltete Christen, Mitglieder der bündischen Jugend oder Homosexuelle wurden ebenfalls in den Konzentrationslagern umgebracht. Ebenfalls zum Vernichtungsprogramm der Nazis gehörte die Hinrichtung von drei Millionen russischer Kriegsgefangener. Dazu starben mehr als zwei Millionen Osteuropäer in der Zwangsarbeit. Über die Vernichtung der europäischen Juden hinaus hatten die Nazis im Generalplan Ost ein weitreichendes Vernichtungs- und Bevölkerungsverschiebungsprogramm ausgearbeitet. Nach diesem Plan sollten weitere als "minderwertig" bezeichnete Rassen (vor allem slawische Völker) langsam, aber kostengünstig durch Verbannung nach Sibirien ausgerottet werden.

Auf der am 20. Januar 1942 abgehaltenen Wannseekonferenz planten hochrangige Vertreter der NS-Diktatur die Durchführung der Deportation und Ermordung der europäischen Juden ("Endlösung der Judenfrage").

Alleine im KZ Auschwitz-Birkenau wurden über eine Million Menschen umgebracht.

Der Holocaust wurde von der Mehrheit des deutschen Volkes - sofern sie überhaupt davon erfuhren, da die Ermordung nicht publik gemacht wurde, hingenommen und geduldet. Der größte Teil der Bevölkerung wusste zwar von der Verfolgung insbesondere der Juden, da die Auswirkungen (z. B. das Tragen des "Judensterns", Ausgehverbote, Ghettoisierung u.s.w.) sichtbar waren. Soldaten berichteten von Erschießungen in Russland und von den barbarischen Maßnahmen in den besetzten Gebieten, nicht jedoch von den Konzentrationslagern. Die Gräuel dort wurden geheim gehalten, um die Bevölkerung daran zu hindern, sich dagegen aufzulehnen. Insbesondere war es den SS-Angehörigen verboten, über die Ermordung der Juden, Sinti und Roma zu berichten. Obwohl der Völkermord für viele wegen seiner Grausamkeit unvorstellbar war, war doch offentlichtlich, dass die Juden aus der Öffentlichkeit nach und nach systematisch "verschwanden". Verdrängung aus Angst oder Gleichgültigkeit führte zu Ignoranz. Für viele Menschen war das Alltagsleben im Krieg (Lebensmittelrationierungen, Nachrichten von der Front, Bombardierungen u.s.w.) so kräftezehrend und zog so viel Aufmerksamkeit auf sich, dass es schwierig war, die unvorstellbaren Meldungen über Erschießungen u.s.w. zu glauben. Dennoch verbreiteten sich vereinzelt Gerüchte in der Bevölkerung. Einige halfen den Juden auch. So wurde u.a. der bekannte TV-Moderator Hans Rosenthal vor den Nazis von deutschen Bürgern versteckt.

Yad Vashem ist die bedeutendste Gedenkstätte für den Holocaust und befindet sich in Jerusalem, Israel. Die Institution umfasst verschiedene Abteilungen: Museum, Dokumentationszentrum, wichtige Denkmäler und Skulpturen, Archiv, Bibliothek und weitere.

Zur "Rationalität" des Holocaust

Angesichts der genannten Opferzahlen ist es bis heute schwer zu verstehen, warum sich eine große Zahl von Menschen an der Planung und Durchführung sowie am Verschweigen des Holocaust beteiligt konnten. Die historische Forschung ist zu folgendem Ergebnis gekommen, das hier kurz dargestellt werden soll:

  • Die neuen "Herren" und ihre Anhänger wollten aus ihrer errungenen Macht auch ökonomische Vorteile ziehen. Vielfach bereicherten sich Nationalsozialisten (aber nicht nur die) an dem Vermögen ihrer jüdischen Mitbürger. Viele waren Nutznießer dieser "Arisierung" und sei es "nur", dass ihre "Wohnungsfrage" gelöst oder der lästige wirtschaftliche Konkurrent beseitigt wurde.
  • Dazu kamen Engpässe im Rahmen der "Heim ins Reich"-Bewegung (Auslandsdeutsche mussten untergebracht werden). Die Heime für geistig und anderweitig Behinderte wurden geräumt und diese Menschen schließlich in Lastwagen mit den Abgasen ermordet. (siehe Gedenkstätte Hadamar). "Wissenschaftliche" Grundlagen für die Identifizierung "unwerten Lebens" lieferte eine damals relativ neue Wissenschaft, die Eugenik.
  • Mit dem Ausbruch des Krieges waren die ausgeplünderten Juden "überzählige Esser", die eine Belastung für die Versorgung von Heer und Heimat darstellten. Nachdem Planungen für ein "Judenreservat" in Polen oder Übersee (Madagaskar-Plan z. B.) gescheitert waren, hatten die Aufsteiger in der neuen bürokratischen Elite wegen ihres radikalen Antisemitismus keinerlei Hemmungen für die "Problemlösung" zur systematischen, mit bürokratischer Effizienz zur geplanten Vernichtung überzugehen (Wannseekonferenz).

In den Zeugenaussagen des Holocaust-Planers Adolf Eichmann im Prozess gegen ihn in Israel ist dieses unheilvolle Zusammenwirken von persönlicher Effizienz und gefühlskalter Unmenschlichkeit eindrucksvoll dokumentiert.

Die Begriffe Holocaust und Shoa

Im engeren Sinne leitet sich der Begriff aus der Bibel her:

"Gott sprach zu Abraham: 'Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast, und geh hin in das Land Morija und opfere ihn dort zum Brandopfer (=Holocaust) auf einem Berge, den ich dir sagen werde." (Genesis 22, 2)
"Samuel nahm ein Milchlamm und opferte dem Herrn ein Brandopfer (=Holocaust) - als Ganzopfer - und schrie zum Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn." (1. Samuel 7, 9)

Da diese zweideutige Anwendung des Begriffes mittlerweile problematisch geworden ist, bürgert sich das Wort "Shoa" (השואה) ein und löst die Bezeichnung "Holocaust" ab. Shoah ist außerdem der Titel eines 1985 veröffentlichenten neunstündigen Dokumentarfilms von Claude Lanzmann - ein Film, der von Kritikern als "narrative Chronik des Holocaust" bezeichnet wird. Der Film besteht im Gegensatz zu den meisten historischen Dokumentarfilmen über den Holocaust nicht auf Nachstellungen oder historischen Photos, statt dessen besteht er aus Interviews mit Betroffenen und Shoa-Überlebenden und besucht die verschiedenen Plätze, Lager und Lokalitäten.

Durch die amerikanische Fernsehserie "Holocaust" ist die Bezeichnung "Holocaust" auch in Deutschland für die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden zum Begriff geworden.

Holocaust-Leugner

Eine nicht zu unterschätzende Zahl von Revisionisten versuchen die Geschichte des Holocaust als große Lüge ("Auschwitzlüge") darzustellen und Widersprüchliches aufzudecken - teils mit dem Hintergedanken, auf diese Weise die vom Nationalsozialismus begangenen Taten zu entkräften. Allerdings gibt es auch tatsächliche neuere Erkenntnisse zur NS-Zeit, die von seriösen Forschern wie dem SPIEGEL-Journalisten Frithjof Meyer herausgefunden wurden. Daher ist der Begriff 'Revisionist' unglücklich gewählt, weil Forschung - ganz gleich auf welchem Gebiet - generell einen revisionistischen Charakter besitzt.

Die Versionsgeschichte dieses Artikels liefert eine Reihe von Beispielen für die Versuche, den Holocaust zu leugnen.

Jean-Claude Pressac begann ebenfalls im Zuge des Revisionismus eine Untersuchung, um den Holocaust zu widerlegen. Am Ende seiner nach bester wissenschaftlichen Methode durchgeführten Untersuchung stand durchaus eine "Revision" (=Neue Betrachtung) der Holocaustforschung - dahingehend, daß er nicht nur die Leugnung des Holocaust widerlegte, sondern darüber hinaus wertvolle Erkenntnisse über die Technik des Massenmordes durch die Nazis lieferte.

Psychologie der Täter

Die unvorstellbare Tatsache, dass 'ganz normale Menschen wie du und ich' derart menschenverachtende Taten begehen konnten, hat Fragen zur Beeinflussbarkeit des Menschen an sich aufgeworfen. Konzepte wie die systematische Ausgrenzung der Opfer aus dem Kreise der eigenen Gruppe zeigen auf erschreckende Weise die willige Manipulierbarkeit des Einzelnen. Psychologische Experimente menschlichen Verhaltens unter Gruppenzwang oder Autoritätsgehorsam (Millgram-Experiment, Gefängnisexperiment von Phillip Zimbardo) sind in diesem Zusammenhang aufschlussreich.


Siehe auch: Antisemitismus, Rassismus, Rettung der dänischen Juden

Literatur

  • Benz, Wolfgang (Hrsg.): Dimensionen des Völkermords. Die Zahl der Opfer des Nationalsozialismus, München 1991.
  • Browning, Christopher R.: Die Entfesselung der 'Endlösung'. Propyläen, 2003, ISBN: 3549071876
  • Pressac, Jean-Claude: Die Krematorien von Auschwitz. ISBN 3492121934
  • Pressac, Jean-Claude: Auschwitz: Technique and operation of the gas chambers. (564 S.) Beate Klarsfeld Foundation, 1989