Finanzkrise

Situation, in der finanzielle Vermögenswerte plötzlich einen großen Teil ihres Nominalwerts verlieren
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Finanzkrisen sind größere Verwerfungen im Finanzsystem, die durch einen Rückgang der Vermögenswerte und die Zahlungsunfähigkeit zahlreicher Unternehmen der Finanzwirtschaft und anderer Branchen gekennzeichnet sind und die die ökonomische Aktivität in einem oder mehreren Ländern beeinträchtigen.

Varianten

Prinzipiell wird unterschieden zwischen Bankenkrisen, Währungskrisen, Finanzsystemkrisen und Krisen, in denen ein Land oder einzelne Länder ihre Auslandsschulden nicht mehr bedienen können.[1]

Geschichte

Antike Krisen:

Große Krisen:

Beide Krisen führten zu reaktionären Formen der Geldkritik, die antisemitische Erklärungsmodelle wie die Trennung von "raffendem" (Finanzkapital) und "schaffenden" (Produktion, heute "Realwirtschaft") Kapital. Der Antisemitismus in der Gründerzeit wurde Bestandteil des Bismarckschen „Regulationsmodells“. Die Weltwirtschaftskrise von 1929 führte zum Ende der Weimarer Republik. Die antisemitische Geldkritik war ein wesentlicher Bestandteil des Nationalsozialismus. [3]

Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts haben Finanzkrisen in den betroffenen Ländern durchschnittlich jeweils volkswirtschaftliche Kosten in Höhe von 5 bis 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes verursacht und etwa zwei bis drei Jahre gedauert.[4]

Grenzüberschreitende Finanzkrisen waren u. a. die

Eine im Wesentlichen auf Mexiko beschränkte Krise war die Peso- oder Tequila-Krise der Jahre 1994 und 1995.

Angeregt durch die Finanzkrise ab 2007 wurde „Finanzkrise“ in Deutschland zum Wort des Jahres 2008 gekürt.

Einzelnachweise

  1. International Monetary Fund: World economic outlook. Financial crisis: causes and indicators. Washington, May 1998, S. 74 ff.
  2. Maximilian Pisacane: Finanzkrise im antiken Rom. Als die Weltmacht in die Finanzkrise rutschte. In: Handelsblatt vom 26. November 2008.
  3. Vgl. Gerhard Hanloser: Krise und Antisemitismus. Eine Geschichte in drei Stationen von der Gründerzeit über die Weltwirtschaftskrise bis heute. Münster, 2004.
  4. Franklin Allen and Douglas Gale: An introduction to financial crises. http://fic.wharton.upenn.edu/fic/papers/07/0720.pdf, S. 5.

Literatur

Wirtschaftswissenschaftliche Literatur

  • Frankin Allen and Douglas Gale: Understanding financial crises. Oxford University Press, Oxford and New York 2007, ISBN 978-0-19-925141-4. (Umfassende Darstellung für Leserinnen und Leser mit wirtschaftswissenschaftlichen Grundkenntnissen.)
  • Hyman P. Minsky: John Maynard Keynes. Finanzierungsprozesse, Investition und Instabilität des Kapitalismus (Postkeynesianische Ökonomie 5), deutsch: Marburg 1990. ISBN 3-926570-06-7
  • Frederic S. Mishkin: The next great globalization. How disadvantaged nations can harness their financial systems to get rich. Princeton University Press, Princeton and Oxford 2006, ISBN 978-0-691-12154-3. (Das Buch nimmt vornehmlich die Perspektive von Entwicklungs- und Schwellenländern ein; es werden aber auch grundsätzliche Probleme des Finanzsystems diskutiert und Handlungsempfehlungen formuliert.)

Weitere Literatur

  • Worldbank: Banking Crises Database, Gerard Caprio, Daniela Klingebiel, Luc Laeven, und Guillermo Noguera, Datenbank der Weltbank zu weltweiten Finanzkrisen seit 1970, Stand: Oktober 2003
  • Bloss, Ernst, Häcker, Eil: Von der Subprime-Krise zur Finanzkrise Oldenbourg-Wissenschaftsverlag, München (2008) ISBN 978-3-486-58873-6
  • Attac (Hg.), Crash statt Cash. Warum wir die globalen Finanzmärkte bändigen müssen, Wien, OGBVerlag, 2008, ISBN 978-3-7035-1348-0, darin u.a.: Karin Kühlböck, Cornelia Staritz, Finanzkrisen in Industrie- und Schwellenländern: Gemeinsamkeiten und Unterschiede, S. 79 - 99