Faschismus
Der Begriff Faschismus kennzeichnet mehrere politische Bewegungen und Strömungen:
- Die Bewegung Benito Mussolinis in Italien.
- Beginnend mit Stalin wurde er von der kommunistischen Propaganda weitgehend dem Antikommunismus und Spätkapitalismus gleichgesetzt.
- Nach einer neueren Interpretation durch Faschismusforscher wie Ernst Nolte schließt der Begriff seit 1963, neben den anderen antidemokratischen, antiliberalen und antikommunistischen Ideologien, auch den deutschen Nationalsozialismus mit ein.
Abgeleitet ist der Begriff Faschismus vom italienischen fascio beziehungsweise lateinischem fasces für Bund, Bündel. Er geht zurück auf die Fasces, Rutenbündel, welche die antiken Liktoren als Symbol der Macht des Römischen Reiches und des römischen Machthabers (Konsuls, Imperators, Statthalters), dem sie voranschritten, trugen. Außerhalb Roms wurde die Machtdemonstration verstärkt, indem die Liktoren nicht nur die Fasces (Rutenbündel), sondern zusätzlich ein darin eingewickeltes Beil mit sich führten. Ein solches Rutenbündel mit Beil wird deshalb auch als Liktorenbündel bezeichnet.
Mussolini selbst definierte Faschismus als „Verschmelzung von Großkapital und Staat”, der folglich auch Corporativismus genannt werden könne.
Faschismus im engeren Sinn: Italien
Zunächst war Faschismus nur ein positiv besetzter Begriff für Mussolinis "Fascio Italiano" (siehe unten), da Mussolinis Propaganda sich wesentlich auf die Symbolik der fasces stützte.
Wesentliche Elemente des italienischen Faschismus
- Ein korporatives Wirtschaftsmodell mit ständischer Organisation, mit einem Ständeparlament (Großfaschistischer Rat) an der Spitze
- Der Vorrang der Ästhetik vor der Ökonomie, wie sie unter anderem in den spätfuturistischen Kunsttheorien deutlich wurde
- Die ideologische Verherrlichung von Gewalt in der Tradition von Georges Sorel
- Antiliberalistische Parteienkritik, wie sie insbesondere der faschistische Soziologe Robert Michels betrieb
- Ein an der Antike ausgerichteter Traditionalismus, wie er besonders durch den Literaten und Kulturphilosophen Julius Evola beschrieben wird.
- faschistische Symbole
Zwischen dem modernistischen und dem traditionalistischen Flügel kam es immer wieder zu Spannungen. Mussolini wechselte zwischen den Positionen und hatte Mühe, diese zentrifugalen Kräfte zusammenzuhalten.
Geschichte des italienischen Faschismus
Der Gründer des Faschismus, Benito Mussolini, kam aus der Sozialistischen Partei Italiens, in der er den syndikalistischen Flügel vertrat. Mussolini war unter anderem Chefredakteur der Parteizeitung Avanti. Gestalt gewann der Faschismus in Italien 1919, als Mussolini die "Fasci Italiani di Combattimento" (Italienische Kampfbünde) gründete. Im selben Jahr schuf der Schriftsteller Gabriele D'Annunzio mit seiner Eroberung von Fiume ein erstes faschistisches System. Die "fasci" wuchsen rasch und Mussolini wurde, als er 1922 mit einem Putsch drohte, Ministerpräsident. 1925 verbot er die sozialistische Partei und antifaschistische Organisationen und schuf mit seinem Führerkult – dem "mussolinismo" – das Modell für andere faschistische Diktaturen. Der "Duce" präsentierte sich als Mann des Volkes: Arbeiter, Vater, Sportler, mit Uniform und martialischem Auftreten. Der Großmachtanspruch des antiken römischen Weltreiches blieb leitende Idee des italienischen Faschismus. 1943 wurde Mussolini vom Großfaschistischen Rat, dem faschistischen Ständeparlament, abgesetzt. Diese Absetzung erfolgte systemkonform, da der Großfaschistische Rat die höchste Instanz des faschistischen Staates war. Mussolini wurde inhaftiert. Der österreichische Waffen-SS-Offizier Otto Skorzeny befreite Mussolini in einer abenteuerlichen Aktion aus seinem Gefängnis auf dem Gran Sasso. Unter deutscher Vormacht gründete Mussolini in Norditalien die Republicca Sociale Italiana (Republik von Salò), in der allerdings deutlich nationalsozialistische Übernahmen erfolgten, so insbesondere ein radikaler Antisemitismus.
Unterschiede zum Nationalsozialismus
Im Gegensatz zum Nationalsozialismus war der Faschismus nicht ursprünglich antisemitisch. Antisemitische Elemente nahm er erst auf, als Mussolini die Achse mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler schloss; der Antisemitismus wurde verstärkt, als Mussolini nach seinem Sturz seine unter deutscher Vorherrschaft stehende "Repubblica Sociale Italiana" (RSI) gründete.
Auch das für den Nationalsozialismus typische Führerprinzip gab es im Faschismus nicht. Die Bezeichnung duce ("Führer") war funktional, aber nicht ideologisch überhöht. Neben dem Duce gab es einen Großen Faschistischen Rat.
Ein weiterer wichtiger Unterschied war der faschistische Etatismus, der sich deutlich vom völkischen Nationalsozialismus abhob. Wesentlich wurde dieser Unterschied in Südtirol, wo Mussolini eine harte Italianisierungspolitik gegen Deutsche, aber auch gegen die Angehörigen romanischer Sprachgruppen betrieb. In einer Vereinbarung zwischen Hitler und Mussolini wurde daraufhin geregelt, dass die deutschen Südtiroler ihre Heimat zu verlassen und in das Deutsche Reich auszureisen hatten, während Südtirol bei Italien blieb. Die "Dableiber" waren die deutschen Südtiroler, die entgegen der Absicht der beiden Diktatoren für den Verbleib in ihrer Heimat "optierten".
Dementsprechend gab es auch keine dem Nationalsozialismus vergleichbare Rassenideologie des Faschismus. Wo das Wort "Rasse" überhaupt benutzt wurde, hatte es ausdrücklich keine biologische Bedeutung, sondern wurde in dem auch in Deutschland früher gebräuchlichen Sinn von "rassig" als "edel" benutzt, ohne auf Abstammung abzuheben.
Der modernistische Flügel des Faschismus unterstützte eine Kunstrichtung, die in Deutschland als entartete Kunst galt. Der Verfasser des futuristischen Manifests, Filippo Tommaso Marinetti, der später praktisch der faschistische Staatskünstler wurde, kann als prominentestes Beispiel hierfür genannt werden.
Dennoch ist nicht zu übersehen, dass die Mussolini-Diktatur Regime-Gegner ermorden ließ und mehrere Kriege in Afrika durchführte.
Faschistische Theoretiker
- Benito Mussolini war der Begründer des Faschismus. Mussolini kam aus dem syndikalistischen Flügel der Sozialistischen Partei Italiens und war stark von Georges Sorel beeinflusst.
- Robert Michels war deutscher Soziologe. Michels kam aus der SPD und wurde als Parteiensoziologe bedeutend. Er wechselte nach Italien, wandte sich dem Syndikalismus und später dem Faschismus zu. 1928 errichtete ihm Mussolini einen Lehrstuhl in Perugia, um die Theorie des Faschismus weiterzuentwickeln.
- Julius Evola war Kulturphilosoph und entstammte einer katholisch-traditionellen Familie in Rom. Später entwickelte er den an der Antike ausgerichteten (heidnischen) Traditionalismus. Evola repräsentierte den traditionalistischen Teil des Faschismus, der immer wieder in Gegensatz zum modernistischen Flügel geriet, welchen Evola als Entartung des Faschismus kritisierte.
Faschismus im weiteren Sinn
Die Analyse des italienische Faschismus wurde von manchen Theoretikern als Prototyp auch auf andere nationalistische Diktaturen in Europa und Lateinamerika angewandt. Die bürgerliche Totalitarismustheorie interpretiert die Entstehung faschistischer Systeme als Reaktion auf sozialistische und kommunistische Kräfte und tendiert dazu, diese für eine faschistische Entwicklung verantwortlich zu machen. So wird die Entstehung des Nationalsozialismus mit der Notwendigkeit des Antikommunismus begründet. Ähnlich, wenngleich auch ohne die erwähnte Schuldzuweisung, argumentieren auch linke Faschismustheoretiker.
Marxistische Interpretationen
Von kommunistischen Theoretikern (so in Deutschland zuerst von Clara Zetkin 1923) wurde Faschismus als Kampfbegriff gegen ihre Gegner verwendet. Die klassisch gewordene Definition lieferte hier Georgi Dimitroff vor dem VII. Weltkongress der Komintern am 2. August 1935, als er vor dem Plenum der Kommunistischen Internationale feststellte, Faschismus sei "die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals". Damit war gemeint, dass zwischen dem gewalttätigen Faschismus und dem traditionell eher liberalen Kapitalismus kein wesenhafter Unterschied bestehe: In dem Moment, wo der Kapitalismus sich von einer kommunistischen Revolution bedroht fühle, streigfe er die Maske ab und zeige im Faschismus sein vermeintlich wahres Gesicht. Unter diese Definition als nützliche Büttel des Kapitals fielen in leninistischer und stalinistischer Definition alle Antikommunisten gleich welcher politischer Richtung. Die Bezeichnung der SPD als sozialfaschistisch, da sie in den Jahren nach 1918 mehrfach Polizeigewalt gegen die revolutionsbereiten Kommunisten befohlen hatte, verstärkte die Kluft zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten am Ende der Weimarer Republik. Den angeblich engen Zusammenhang zwischen zwischen Faschismus und Kapitalismus, den Marxisten jeglicher Couleur seitdem behaupten, formulierte der Neomarxist Max Horkheimer 1939 in dem apodiktischen Diktum, wer nicht vom Kapitalismus reden wolle, solle vom Faschismus schweigen.
Bürgerliche Interpretationen
Eine ganz andere Interpretation wurde dem Faschismus-Begriff zuteil, als der Historiker Ernst Nolte mit seinem Werk Der Faschismus in seiner Epoche 1963 den Faschismus phänomenologisch definierte als "Antimarxismus, der den Gegner durch die Ausbildung einer radikal entgegengesetzten und doch benachbarten Ideologie und die Anwendung von nahezu identischen und doch charakteristisch umgeprägten Methoden zu vernichten trachtet, stets aber im undurchbrechbaren Rahmen nationaler Selbstbehauptung und Autonomie". Nolte fasst damit nicht nur den deutschen Nationalsozialismus und den italienischen Faschismus Mussolinis, sondern auch die "Action francaise", eine rechtsradikale französische Bewegung zusammen. Damit war er der erste bürgerliche Historiker, der den Faschismusbegriff benutzte. Faschismus ist für Nolte Kennzeichen der Epoche von 1917 bis 1945: Allein in dieser Zeit habe die Notwendigkeit bestanden, der Bedrohung durch die Sowjetunion und ihren Anspruch auf Weltrevolution mit (in seiner Definition) faschistischen Mitteln zu begegnen.
Mit Noltes Faschimsus-Begriff, der sich in deutlich verflachter Gestalt durchsetzte, wurde alles unter Faschismus rubriziert, was eine nicht-kommunistische Diktatur im Europa des 20. Jahrhunderts anstrebte oder realisierte. Insbesondere wurde damit der Nationalsozialismus als faschistisch bezeichnet. Es kam schließlich auch dazu, dass "faschistisch" als ein Schimpfwort für autoritär orientierte Antikommunisten verwendet wurde.
Im 20. Jahrhundert beschreibt der Faschismus eine Reihe politischer Strömungen und Systeme autoritär-korporativer Herrschaft. Die Definitionen dafür sind wechselnd:
Elemente des Faschismus in bürgerlichen Interpretationen
- Das Führerprinzip: Nach diesem Prinzip wird eine einzige Ideologie als verbindlich erklärt, die das gesellschaftliche Leben in allen Bereichen durchdringen soll. Sowohl Staat wie Verwaltung wurden weltanschaulich und dem Führerprinzip gemäß organisiert und dominiert. Ebenso gestaltete man in den Betrieben die Beziehung Arbeitgeber – Arbeiter um, in das Verhältnis Betriebsführer – Gefolgschaft.
- Nationalismus: Bereits das 19. Jahrhundert war von einer globalen Renaissance des Nationalen durchdrungen, die im 20. Jahrhundert in vielfältigen und extremen Nationalismen gipfelte.
- Antikommunismus: Besonders die Revolution in Russland und die Furcht vor ihrer weiteren Ausbreitung nach Europa machten sich faschistische Führer zu Nutze, um mit Liberalen und Konservativen Bündnisse zu schließen.
- Demokratiefeindlichkeit: Im Gedanken der Demokratie, Freiheit und Pluralismus und der Trennung zwischen Staat, Ökonomie und Privatem sah der Faschismus seine Hauptbedrohung.
- Gewaltsames Machtstreben: Häufige, oftmals misslungene, Putsche faschistischer Militärs kennzeichnen den jeweiligen Weg zur Macht.
- Zentrale Bedeutung des Geheimdienstes, der bewaffnet ist und einen "Maßnahmenstaat" im regulären Staat aufzubauen tendiert, Geheimpolizei.
- Militarismus: Das Erscheinungsbild des Faschismus wurde durch militärische Massenaufmärsche und Großkundgebungen bestimmt.
- Eine ideologisch geprägte Weltanschauung: Faschismus tritt mit seinen Blut- und Weiheritualen, seiner mystisch-irrationalen Weltanschauung als antiaufklärerisches Programm auf.
- Das Verständnis des Volkes als Masse: Seit Mussolinis Konzept des "stato totalitario" durchdringt der faschistische Anspruch alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens bis ins Privatleben. So wurde die Familie als Kameradschaftsverband aufgefasst, die mit Kindern zum Wachstum der Volksgemeinschaft beizutragen hatte.
- Antisemitismus und Rassismus: Dabei trat der Terror des deutschen Nationalsozialismus gegen ganze Teile der Bevölkerung deutlicher als in anderen Ländern hervor.
- Sozialdarwinismus, das heißt die Vorstellung von der "Auslese der Besten" und der Herrschaft der Tüchtigen.
- Autoritäre Machtstrukturen (im Sinne eines politischen Systems, das durch Einschüchterung usw. keine politische Opposition zuläßt), nicht unbedingt aber ein totalitäres System (im Sinne eines Systems, das alle Lebensbereiche zu erfassen versucht und dem einzelnen möglichst wenig Freiräume lassen möchte). Totalitarismus wird für Deutschland und etwas eingeschränkt für Italien angenommen, nicht jedoch z.B. für das austro-faschistische Österreich oder für das späte franquistische Spanien, wenngleich es sich bei diesen fraglos um autoritäre Systeme handelte.
- Schließlich in einigen Ländern auf der einen Seite eine reaktionäre Tendenz zur Monarchie und zum Klerikalismus, auf der anderen Seite durch eine mit religiösen Elementen durchsetzte Fortschritts- und Technikgläubigkeit. (Tausendjähriges Reich etc.)
Diese Charakteristika werden verkürzt im Drei-Säulen-Modell zusammengefasst, in dem Faschismus als Nationalismus, Militarismus und als Chauvinismus definiert wird.
Faschistoide Tendenzen: Als faschistoid wird eine Haltung bezeichnet, die dem Faschismus mehr oder weniger ähnlich, verwandt ist. Sie ist damit nicht gleichzusetzen mit "faschistisch" oder "nationalsozialistisch".
Geschichte des Faschismus im weiteren Sinn
Mussolinis System und Ideologie ist in ganz Europa beobachtet worden; in vielen Ländern gab es extremistische Gruppen, die ihn kopieren wollten. Erst nach der "Machtergreifung" hat Hitlers Popularität die Mussolinis in diesen Gruppen übertroffen.
Deutschland
In Deutschland tritt der Nationalsozialismus zunächst als eine Spielart des italienischen Faschismus in Erscheinung: Angefangen von den ähnlich uniformierten Kampfverbänden der Sturmabteilung (SA) über die Straßenschlachten bis in das nationalistische Sprachgut der Führer. Hitlers Putsch 1923 misslingt. Antisemitismus, Antikommunismus, Rassismus und Blut- und Boden-Mythologie werden im Nationalsozialismus Grundlage der Ausrottung und des Feldzuges gegen ideologisch als minderwertig eingestufte Menschen und Menschengruppen.
In gewisser Weise hat das "italienische Modell" dem deutschen Nationalsozialismus geholfen. Mit Italia docet resümmierte Schieder die Haltung, die der Faschismus in rechten Kreisen in Deutschland hervorgerufen hatte. Eine Monarchie mit starkem Diktator, der das italienische Volk zu Arbeit und Ordnung anhält, mit Kirchenkonkordat, Antikommunismus und expansiver Außenpolitik, so erschien manchen der Faschismus, und an so etwas Ähnliches mögen diejenigen Nichtnationalsozialisten gedacht haben, die schließlich Hitlers "Machtergreifung" unterstützten.
Frankreich
In Frankreich treten faschistisch orientierte Gruppen auf; die bedeutendste war die "Action française" mit Charles Maurras. Dennoch entwickelte sich der Faschismus nicht zu einer Massenbewegung. Mit der Besetzung Frankreichs durch das nationalsozialistische Deutschland scheiterte die faschistische Bewegung an eigenen Widersprüchen. Auch die deutsche Vernichtungspolitik gegenüber den Juden wurde von vielen Franzosen missbilligt oder sogar boykottiert.
Griechenland
In Griechenland herrschte von 1936 bis 1941 die vom italienischen Faschismus und vom deutschen Nationalsozialismus beeinflusste Metaxas-Diktatur.
Großbritannien
In Großbritannien gründete Oswald Mosley 1932 die "British Union of Fascists" (BUF), die das Übermenschentum und die Weltbedeutung Großbritanniens hervorhob, welche aber mit dem Weltkrieg endete.
Kroatien
Nach dem Überfall Deutschlands auf das Königreich Jugoslawien am 6. April 1941 marschierte am 10. April 1941 die deutsche Wehrmacht in Zagreb ein. Mit deutscher Unterstützung rief die Ustaša den Unabhängigen Staat Kroatien (Nezavisna država Hrvatska/NDH) aus und errichetete eine faschistischen Diktatur unter Ante Pavelić, die Serben, Juden, Roma sowie kroatischen Antifaschisten systematisch verfolgte. Demokratische Wahlen die das Ustaša-Regime vor dem kroatischen Volk legitimiert hätten, wurden nicht abgehalten. Vom Sommer 1941 an begann ein bewaffneter Aufstand der kroatischen Kommunisten gegen das Ustaša-Regime, die als Teil der jugoslawischen Partisanenbewegung im Laufe der Jahre 1942/1943 einen großen Teil des Landes unter ihre Kontrolle bringen konnten.
Österreich
In Österreich gab es nach dem 1. Weltkrieg eine Reihe faschistischer Gruppierungen; zum Beispiel die "Heimwehr", eine ursprünglich aus Kriegsveteranen gebildete paramilitärische Einheit die zunächst der Christlichsozialen Partei nahestand und schließlich in der "Vaterländischen Front" aufging. Deren Führer war Engelbert Dollfuß. Dieser errichtete einen Ständestaat, der mangels einer effektiven Massenbewegung, die diesen Namen verdiente, und eines wirklich charismatischen Führers nicht alle Voraussetzungen für einen "echten" Faschismus im Sinne vor allem des mussolinischen Italien voll erfüllte, aber mit dem Wort "Nachahmungsfaschismus" treffend bezeichnet werden kann. Die österreichischen Nationalsozialisten, die den Anschluss an das Deutsche Reich wollten, ermordeten Dollfuß. (siehe auch Austrofaschismus).
Portugal
In Portugal kam 1926 eine Militärjunta unter General Carmona durch einen Putsch an die Macht. Mehr als Spanien bemühte sich auch Portugal besonders ab 1932 unter Carmonas Nachfolger António de Oliveira Salazar um eine Distanzierung vom italienischen Faschismus und vom deutschen Nationalsozialismus. 1933 baute Salazar seine Macht durch eine neue Verfassung und die Abschaffung des Parlamentarismus aus. Portugal verbündete sich im Zweiten Weltkrieg mit Spanien zum Bloco Ibérico. Die Junta wurde am 25. April 1974 durch die Nelkenrevolution gestürzt (drei Tote). Im November 1975 wurde der sozialistisch orientierte Revolutionsrat der MFA zugunsten eines demokratischen Systems abgesetzt. Die portugiesische Dekolonialisierungspolitik wurde weiter vorangetrieben.
Rumänien
In Rumänien kommt nach dem 1. Weltkrieg mit der "Legion des Erzengels Michael" ("Eiserne Garde") unter Corneliu Zelea Codreanu in den 30er Jahren eine faschistische Bewegung auf, die sich als weltanschauliche Bewegung, religiöse Kampfgemeinschaft, mit starken Kräften des Führerkultes, Militarismus und Antisemitismus herausbildet.
Schweiz
In der Schweiz formierten sich vor allem nach 1933 zahllose Gruppen mit meist denselben Mitgliedern. Sie werden unter dem Begriff Frontisten zusammengefasst. Nicht nur sie, die oft belächelt wurden, wollten während des Zweiten Weltkriegs den Anschluss ans Deutsche Reich; berüchtigt ist auch die Eingabe der 200 - ein Schreiben von 200 Wirtschaftsvertretern an den Bundesrat, das die Vereinigung mit Deutschland forderte.
Skandinavien
In den skandinavischen Ländern Dänemark, Schweden und Norwegen kamen mit der "Schwedischen Nationalsozialistischen Partei", der "Dänischen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei" und der "Norwegischen Nationalen Sammlung" faschistische Bewegungen auf, welche die nordische Herrenmenschenideologie zum Programm machten. Eine Massenbasis besaßen die faschistischen Organisationen jedoch nicht. Mit der deutschen Besetzung gewannen die Faschisten in Dänemark und Norwegen Einfluss. Das NS-Regime rekrutierte aus diesen Bewegungen bereitwillige Partner. Zum Synonym der willfährigen Nazi-Kollaborateure wurde dabei die Gestalt des norwegischen Führers Vidkun Quisling.
Spanien
In Spanien übernahm 1939 General Franco nach dem Bürgerkrieg die Macht. Die Staatspartei "Falange Española Tradicionalista y de las JONS" wies mit der vormaligen Falange Española de las JONS einen Flügel auf, welcher ein am Vorbild des italienischen Faschismus ausgerichtetes Programm aufwies. Franco unterstützte im Zweiten Weltkrieg Deutschland (45.000 Soldaten zur Unterstützung Hitlers an der Ostfront bei Stalingrad, Pawlowsk und Nikolskoje), trat jedoch nicht offiziell in den Krieg ein. Die katholische Kirche behielt starken Einfluss und baute ihn im Laufe der Jahre durch die fundamentalistische Laienbruderschaft Opus Dei weiter aus, was weitgehend auf Kosten des Einflusses der faschistischen Falange geschah. Die franquistische Diktatur, die vor allem in ihren späten Jahren mit der Bezeichnung "konservativ-autoritär" treffender umschrieben ist, blieb bis zu Francos Tod 1975 bestehen.
Siehe auch: Franquismus
Ungarn
In Ungarn existierten Gruppierungen wie in Österreich, die sich am Vorbild der SA und SS orientierten, zum Beispiel die Pfeilkreuzler (auch "Hungaristen" genannt). Ihr Führer Ferenc Szálasi glaubte an ein "Karpato-danubisches" Vaterland. Die Pfeilkreuzler beriefen sich auf heidnische Traditionen der Ungarn und waren rabiat antisemitisch. Gleichzeitig standen sie im Ungarn unter Reichsverweser Admiral Miklós Horthy (1920-1944), das hauptsächlich autoritär, klerikal und aristokratisch geprägt war, eher am politischen Rand. Erst nach Horthys von der deutschen Besatzungsmacht erzwungenen Abdankung am 15. Oktober 1944 konnte Szálasi die Macht im Staat übernehmen und sich zum "Volksführer" ernennen. Die Pfeilkreuzler errichteten daraufhin ein Schreckensregime, das aber nur wenige Monate existierte und hauptsächlich auf das von der Roten Armee belagerte Budapest beschränkt blieb.
Japan
Die japanische Spielart des Faschismus war der Imperialismus. Schon im Russisch-japanischen Krieg (1905) konkurrierte Japan mit Russland. Später kam es zu Streitigkeiten mit China. 1937 griff Japan China an, besetzte den Westen des Landes sowie Korea. Dabei kam es zu Kriegsverbrechen (zum Beispiel das Massaker von Nanking, medizinische Versuche an Kriegsgefangenen und Zwangsarbeit von Gefangenen). Auch im Pazifik und in Südostasien machte Japan Eroberungen. Das Ziel dieser Politik war die Errichtung einer "Ostasiatischen Wohlstandssphäre" unter japanischer Vorherrschaft. Der Angriff auf Pearl Harbor brachte Japan in Konflikt mit den USA. Nach den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki 1945 kapitulierte das Land.
Faschismus und mangelnde politische Stabilität
Allgemein kann man sagen, dass es faschistische Organisationen in solchen Staaten schwer hatten, die schon demokratisch gefestigt waren beziehungsweise in denen das Parlament genügend Einfluss besaß (zum Beispiel Skandinavien, Frankreich, England). In anderen Ländern jedoch, in denen sich viele Menschen nach "vordemokratischen", monarchistischen oder diktatorischen Staatsformen und nach einem "starken Mann" sehnten (zum Beispiel |Italien, Deutschland, Osteuropa), hatten die Faschisten leichteres Spiel.
Nach 1945
Chile
In Chile stürzte 1973 General Augusto Pinochet mit Unterstützung der USA, ebenfalls durch einen faschistischen Putsch die demokratische Regierung Salvador Allendes.
Griechenland
Nach 1945 kam ein faschistisches Regime durch einen Putsch der Obristen 1967 wiederum in Griechenland mit einer bis 1974 währenden Militärjunta an die Macht.
aktueller Forschungsstand
2004 entwickelte sich der "Neue Konsens", eine Definition von Faschismus nach Matthew Lyons, auf die sich viele Faschismusforscher beziehen:
What is Fascism? Some General Ideological Features by Matthew N. Lyons [1]
Zitiert nach DISS-Journal 13 (2004): „Faschismus ist eine Form rechtsextremer Ideologie, die die Nation oder Rasse als organische Gemeinschaft, die alle anderen Loyalitäten übersteigt, verherrlicht. Er betont einen Mythos von nationaler oder rassischer Wiedergeburt nach einer Periode des Niedergangs oder des Zerfalls. Zu diesem Zweck ruft Faschismus nach einer „spirituellen Revolution“ gegen Zeichen moralischen Niedergangs wie Individualismus und Materialismus und zielt darauf, die organische Gemeinschaft von „andersartigen“ Kräften und Gruppen, die bedrohen, zu reinigen. Faschismus tendiert dazu, Männlichkeit, Jugend, mystische Einheit und die regenerative Kraft von Gewalt zu verherrlichen. Oft – aber nicht immer – unterstützt er Lehren rassischer Überlegenheit, ethnische Verfolgung, imperialistische Ausdehnung und Völkermord. Faschismus kann zeitgleich eine Form von Internationalismus annehmen, die entweder auf rassischer oder ideologischer Solidarität über nationale Grenzen hinweg beruht. Normalerweise verschreibt sich Faschismus offener männlicher Vorherrschaft, obwohl er manchmal auch weibliche Solidarität und neue Möglichkeiten für Frauen einer privilegierten Nation oder Rasse unterstützen kann.“ (nach Matthew Lyons, zitiert nach www.publiceye.org/eyes/whatfasc.html vom 12.1.2004)
Siehe auch
Weblinks
- http://www.aeiou.at/aeiou.encyclop.f/f101813.htm
- http://www.shoa.de/content/view/143/96/ - ausführlicher Überblicksartikel
- http://www.nazis.de/faschismus.htm
- http://www.otto-bauer.net/otto_bauer_faschismus.html
- Eintrag zu Faschismus im Lexikon Rechtsextremismus
- Ein faschistische italienische partei italienisch und deutsch
Literatur
- Johannes Agnoli (1997): "Faschismus ohne Revision", submotto, dt. Ausgabe ça ira-Verlag, ISBN 3-924627-47-9
- Dieses Buch beinhaltet mehrere Abhandlungen zum italienischen und deutschen Faschismus und warnt, dass seit Ernst Noltes Definitionserweiterung Geschichtsrevisionisten versuchen würden, mit dem Begriff Linksfaschismus den ebenfalls als faschistisch bezeichneten Nationalsozialismus zu relativieren. Weiterhin postuliert der Autor, die linke 68er Studentenbewegung könne keinesfalls mit dem Begriff in Verbindung gebracht werden.
- Roger Griffin: Fascism, Oxford and New York 1995
- pointiertes Grundlagenwerk - zu seiner Definition des generischen Faschismus siehe unter Autor.
- Konrad Hecker: Der Faschismus und seine demokratische Bewältigung. München 1996, 354 Seiten. Gegenstandpunkt Verlag ISBN 3-929211-02-5
- / Der Faschismus ?
- Eine marxistisch orientierte Analyse und Kritik am strukturellen Versagen der so genannten demokratischen Vergangenheitsbewältigung.
- jour fixe initiative berlin (Hg.) (2000): Theorie des Faschismus - Kritik der Gesellschaft. ISBN 3-89771-401-9
- Vor dem Hintergund der Kritischen Theorie, den Erkenntnissen der Psychoanalyse und der Gesellschaftskritik des Poststrukturalismus wird in diesem Sammelband versucht, Beiträge für die Analyse, was Faschismus ist, auf der Höhe der Zeit zu liefern. Gefordert wird, dass eine Theorie des Faschismus heute in der Lage sein muss, eine Gesellschaftskritik zu entwicklen, die emanzipatorischen Ansprüchen genügt und Auschwitz grundlegend in ihren Analysen miteinbezieht.
- Reinhard Kühnl: Faschismustheorien (1990) ISBN 3923208227
- Erstausgabe 1979. Auf der Grundlage marxistischer Gesellschaftskritik.
- Ernst Nolte (Hg.): Theorien über den Faschismus, 6. Aufl., Athenäum, München 1984 ISBN 3-7610-7248-1
- Eine reiche (und auffällig neutral gehaltene) Sammlung von z.T. klassischen Texten von den zwanziger bis zu den sechziger Jahren.
- Stanley Payne (1995): Geschichte des Faschismus
- Rassistische Aspekte des Faschismus werden hier - lt. Süddeutscher Zeitung - kaum berücksichtigt. Es entspricht dem konservativem Programm des Propyläen Verlags
- Wilhelm Reich (1933): Massenpsychologie des Faschismus
- Dieses Werk blieb lange vergessen und wurde von der 68er Generation wieder aufgegriffen. Es ist sicher grundlegend für alle Versuche, den Faschismus als auf die Masse gerichtete Ideologie und in seinen psychologischen Wirkungen hin zu analysieren.
- Bernd A. Weil: Faschismustheorien, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-88323-528-8
- Im Wesentlichen ein guter bibliographischer Überblick, allerdings von 1984.
- Wolfgang Wippermann: Fwschimsustheorien. Zum Stand der gegenwärtigen Diskussion. 5. Aufl., Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1989 ISBN 3-534-06105-5
- knapp und allgemein recht brauchbar