Unter Denunziation (Herkunft: lat. denuntiare = absprechend berichten, Anzeige/Meldung machen, lat. denuntiatio = Ankündigung, Anzeige, Androhung) versteht man die (häufig anonyme und/oder öffentliche) Beschuldigung oder Anzeige einer Person. Ähnliche Begriffe: Verrat, brandmarken, bloßstellen.
Im ethischen Sinn wird allgemein von Denunziation gesprochen, wenn in einem nicht freiheitlichen System Menschen bei staatlichen Vollzugsbehörden angezeigt werden, obwohl dem Anzeigenden klar sein muss, dass er sie damit der Gefahr der politisch motivierten Verfolgung aussetzt. (Siehe beispielsweise: Heimtückegesetz)
Vielfach besteht in Diktaturen eine gesetzliche Pflicht zur Denunziation. So regelte § 225 des Strafgesetzbuch der DDR die Pflicht der DDR-Bürger zur Strafanzeige, wenn sie Kenntnis von bestimmten Straftaten hatten. Derartige Regelungen bestehen auch in Rechtsstaaten (z.B. in Deutschland in § 138 StGB). Die Pflicht zur Denunziation ergab sich in der DDR dadurch, dass die Anzeige beim Ministerium für Staatssicherheit vorgenommen werden musste und dass auch Sachverhalte anzeigepflichtig waren (wie "Republikflucht"), die im Rechtsstaat nicht verfolgt werden.
Eine Denunziation unter Kindern oder Schülern wird umgangssprachlich als Petzen bezeichnet.
Andere Wortbedeutung
Im älteren Diplomatendeutsch war die „Denunziation“ auch der Widerruf eines Vertrages.
Literatur
- Karol Sauerland: Dreissig Silberlinge: Denunziation: Gegenwart und Geschichte. Verl. Volk und Welt, Berlin 2000, ISBN 3-353-01097-1.
- Inge Marßolek, Olaf Stieglitz (Hrsg.): [1] (= Special Issue von Historical Social Research / Historische Sozialforschung, HSR Vol. 26, 2001, Nr. 2/3; free download: [2] HSR-Retro)
- Bernward Dörner: NS-Herrschaft und Denunziation: Anmerkungen zu Defiziten in der Denunziationsforschung. In: Historical Social Research. Band 26, Nr. 2/3, 2001, S. 55–69 (uni-koeln.de [PDF]).
Weblinks
- „Denunciation“ in der Catholic Encyclopedia zum kirchenrechtlichen Hintergrund
- Christian Bommarius, Der Bürger als Denunziant („Berliner Zeitung“, 9. März 2006 - vgl. Falsche Verdächtigung)