Freie Software

Software, die für jeden Zweck ausgeführt, untersucht, modifiziert und weiterverbreitet werden darf
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Als freie Software definiert die Free Software Foundation Software, deren Lizenz jedem, der dies möchte, mindestens folgende Freiheiten zugesteht:

# Freiheit Kommentar
0 Die Freiheit, das Programm zu jedem Zwecke auszuführen
1 Die Freiheit, zu studieren, wie das Programm funktioniert und es für die eigenen Zwecke anzupassen Der Quelltext muss hierzu verfügbar sein. Man darf nicht gezwungen sein, irgendjemanden davon in Kenntnis zu setzen.
2 Die Freiheit, Kopien des Programms zu verbreiten und so seinen Mitmenschen zu helfen Es spielt keine Rolle, ob dies kostenlos geschieht oder dafür ein Entgelt verlangt wird. Diese Freiheit muss sowohl für Binär- als auch für Quellkopien gewährt werden.
3 Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen zu veröffentlichen, sodass die ganze Gemeinschaft davon profitiert Auch hierzu muss der Quelltext verfügbar sein. Veröffentlichungen müssen mit niemandem zwingenderweise abgesprochen werden.

Manche Lizenzen (z.B. die GPL) haben zum Schutz dieser Freiheiten besondere Copyleft-Klauseln, die sicherstellen, dass das Programm auch als freie Software weiterverbreitet wird.

Im Gegensatz zu freier Software wird Software, die diesen Bedingungen nicht genügt, als proprietäre oder unfreie Software bezeichnet. Der Ausdruck "freie Software" wird oft als Synonym für "Open-Source-Software (OSS)" verwendet, wenn auch die Verfechter der jeweiligen Begriffe verschiedene Schwerpunkte setzen (siehe dazu Abschnitt Open Source und Freie Software).

Freie-Software-Bewegung

Der Begriff der freien Software wurde geprägt durch Richard Stallman, dem Gründer der Free Software Foundation (FSF) im Rahmen des GNU-Projektes. Die FSF kritisiert an der Open-Source-Bewegung unter anderem, dass der Begriff Open Source Unklarheiten schafft (siehe auch Open Source und freie Software) und die Ziele der OSS-Bewegung rein technischen, aber keinen sozialen und ethischen Kriterien folgen. Es wird auch kritisiert, dass diese die freie Software nicht unbedingt gegen eine zukünftige Vereinnahmung durch unfreie Lizenzierung von Fortentwicklungen schützen will (z. B. BSD-Lizenz).

Oftmals wird auch in deutschen Texten betont, dass sich "frei" in "freie Software" auf Freiheit und nicht auf den Preis beziehe. Dies stammt aus der Übersetzung englischer Texte, da "free" sowohl "frei" als auch "kostenlos" bedeutet. Im Deutschen kommt dies jedoch nur selten vor, so dass der Zusatz Free as free speech not as free beer (frei wie freie Meinungsäußerung, nicht wie Freibier) nicht nötig ist. Wegen der phonetischen Ähnlichkeit kommen aber manchmal Verwechslungen mit dem Begriff Freeware vor, der eine andere Bedeutung hat.

Bekannte Persönlichkeiten:

Freie Software

Lizenzen

Es gibt verschiedene Lizenzen, die die Kriterien freier Software erfüllen (Auswahl):

  • Die GNU General Public License (GPL) ist die am häufigsten verwendete Lizenz für freie Software. In die Lizenz wurde das Copyleft-Prinzip integriert. Dies bedeutet, dass veränderte Programme – sofern sie weitergegeben werden – wiederum der GPL unterliegen müssen. Dabei sind die oben genannten fünf Freiheiten zwingend (u. a. muss also der Quellcode stets weitergegeben oder zur Verfügung gestellt werden).
  • Die GNU Lesser General Public License (früher GNU Library General Public License) (LGPL) erlaubt das Linken durch proprietäre Programme, sie wird daher oft für Bibliotheken verwendet. Die LGPL kann jederzeit von jedem durch die GPL ersetzt werden.
  • Die BSD-Lizenz verlangt nur die Nennung des ursprünglichen Autors sowie des Haftungsausschlusses. Die Quellen müssen weder offen gelegt noch die Binärdateien der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Es gibt viele Lizenzen, die der BSD-Lizenz ähnlich sind, z. B. die MIT-Lizenz.
  • Artistic License

Projekte

Eine kleine Auswahl wichtiger Projekte:

Betriebssysteme

Betriebssystem-Bausteine

  • Das GNU-Projekt: Emacs, GCC, bash sowie Versionen fast aller Unix-Kommandozeilen-Utilities
  • GNU Hurd, der ursprünglich vorgesehene, Microkernel-basierte Betriebssystemkern für GNU
  • Mach, der für Hurd verwendete Microkernel
  • X.Org ist eine freie Implementation des X11-Fenstersystems.
  • KDE und GNOME sind die zwei prominentesten Projekte zur Erstellung benutzerfreundlicher Oberflächen und zugehöriger Endanwender-Applikationen.
  • GNU Savannah ist eine Entwicklerplattform für Programmierer freier Software.

Anwendungen

Für eine wesentlich längere Liste von freier Software, siehe http://directory.fsf.org (englisch).

Bedeutung

Betriebswirtschaftliche Sichtweise

Freie Software kann auch verkauft werden, muss also nicht unbedingt kostenlos sein. Natürlich kann jeder die erhaltene Software auch kopieren und weitergeben. (Eine etwaige Restriktion gegen diese Verfahrensweise ist mit dem Begriff der freien Software nicht vereinbar.) So ist im Allgemeinen die Möglichkeiten zum Herunterladen über das Internet gratis und für CD-ROMs werden oft nur Kostenbeiträge verlangt. Selbst umfangreiche Distributionen mit Handbüchern werden im Vergleich zu unfreier Software sehr günstig verkauft. Insbesondere für die Hersteller von umfangreichen Distributionen wie z.B. die Firmen SuSE/Novell oder Red Hat ist es dabei betriebswirtschaftlich von großem Vorteil, dass sie – im Vergleich zu unfreier Softwareentwicklung – kaum Kosten für die Softwareentwicklung aufwenden müssen, da ihre Produkte größtenteils von Softwareentwicklern produziert werden, die sie nicht bezahlen müssen.

Obwohl in den Lizenzen eindeutig zwischen Freiheit und Kostenlosigkeit unterschieden wird, verkennen einige Firmen den langfristigen effektiven Unterschied: Sobald einige Kopien verkauft worden seien, tauschten sich die Benutzer untereinander aus und umgingen somit die anfallende Gebühr. Ihre synonyme Verwendung von freier und kostenloser sowie von kommerzieller und proprietärer Software sorgt für einige Verwirrung unter Neuankömmlingen.

Ein Beleg dafür sei, dass die elementaren Programme tatsächlich von Freiwilligen entwickelt werden, und Software, deren Entwicklung umsonst war, habe folglich keinen Wert.

Volkswirtschaftliche Sichtweise

Gewöhnlicherweise werden Innovationen nicht durch hohe Margen, sondern durch einen breiten Absatz in den Verkehr gebracht (ISBN 0060521996). Freie Software wird deshalb von einigen Wirtschaftswissenschaftlern als gute Möglichkeit gesehen, qualitativ hochwertige Software ohne Lizenzkosten zu erhalten und die allgemein hohen Servicekosten konstant zu halten oder zu senken.

Freie Software unterliegt keiner Rivalität und auch nicht dem Ausschlussprinzip, ist somit ein spezifisch öffentliches Gut und kann per Definition nicht einem üblichen Marktgeschehen unterliegen. Dennoch sehen die Herausgeber proprietärer Software mehr und mehr eine ernste Bedrohung für ihr Geschäft und versuchen deshalb Benutzer von freier Software fernzuhalten. Wenn sich die Benutzer von den von ihnen angeführten Argumenten wie garantierter, besserer Qualität, besonders im Hinblick auf Benutzerfreundlichkeit, besserer Dienstleistungen usw. nicht überzeugen lassen, halten sie sich oft auch noch ein rechtliches Vorgehen gegen die Entwickler und Herausgeber freier Software offen und versuchen, ihnen Urheberrechts- und Patentverletzungen nachzuweisen.

Politische Sichtweise

Viele Politiker in Deutschland sehen freie Software als zukünftigen Ersatz für das vorherrschende Betriebssystem Windows. Es wird häufig eine Übereinstimmung von Transparenz in einer Demokratie und der Transparenz der freien Software hergestellt.

Einige Menschen sehen in der Freie-Software-Bewegung sogar eine Möglichkeit, den Kapitalismus zu überwinden. In Deutschland beschäftigt sich hauptsächlich das Projekt Oekonux mit dieser Thematik. Andere sehen in freier Software lediglich einen weiteren Wettbewerber innerhalb der marktwirtschaftlichen Ordnung.

Die Freiheit, die Software in andere Sprachen zu übersetzen, kommt besonders denjenigen Sprachgruppen zugute, für die eine Übersetzung nicht kommerziell interessant ist.

UNO

Der Schutz freier Software für die Überwindung der digitalen Spaltung, der Spaltung in Länder / Regionen der Erde, die sich die Beschaffung von Software und Betriebssystemen für ihre "Informationstechnologien" (IT) leisten können, und solche, die es sich nicht leisten können, bzw. für die es wegen der wirtschaftlichen Unattraktivität in ihren Fällen keine proprietäre (kommerzielle, geschlossenen) Software etc. gibt, zwischen arm und reich, Nord- und Südländern, ist 2003 in den Entwurf der UNO-Deklaration zur Informationsgesellschaft des 3. Vorbereitungskonferenz des UNO-Weltgipfels zur Informationsgesellschaft "World Summit on the Information Society" (WSIS) in Genf in der Form einer elementaren Forderung der Zivilgesellschaft eingegangen. Die Freiheit der Software wird somit von der UNO als schützenswert anerkannt.

"Durch freie Software haben Entwickler in anderen Kulturräumen die Freiheit, Programme an ihre Sprache und Gegebenheiten anzupassen, um sie dann kommerziell oder nichtkommerziell weiterzugeben. Bei proprietärer Software ist dies generell verboten und von der Gnade des Herstellers abhängig" (Georg Greve, Präsident der Free Software Foundation Europe und Vertreter des zivilgesellschaftlichen WSIS Koordinierungskreises in der deutschen Regierungsdelegation, 2003)*[1].

Geschichte

In den frühen Tagen der Computer-Wissenschaften war es für Forscher im akademischen sowie im industriellen Bereich gängige Praxis, den Quelltext ihrer experimentellen Software Technikern außerhalb der eigenen Organisation zur Verfügung zu stellen, um Feedback zu erhalten.

Zwischen 1960 und 1970 etablierte sich hauptsächlich an akademischen US-Einrichtungen (Stanford, Berkeley, Carnegie Mellon und MIT) eine „Hacker-Kultur“, für die es selbstverständlich war, ihre Software-Verbesserungen mit anderen Programmierern zu teilen. Vor 1970 war es auch für einen der weltgrößten Computer-Hersteller, IBM, gängige Praxis, den Quelltext der mit ihren Computersystemen ausgelieferten Software mitzuliefern, wodurch auch viele Vorschläge für Verbesserungen und Fehlerkorrekturen von deren Kunden kamen.

1969 wurde die erste Version des Betriebssystems Unix in den AT&T Labors geboren. Als einer der Ersten entschied die Berkeley Universität, dieses Betriebssystem zu Forschungszwecken einzusetzen. In dieser Umgebung wurde Unix stetig verbessert und weiterentwickelt, was schließlich in einer Berkeley Software Distribution (BSD) des AT&T Unix resultierte. Aufgrund der zunehmenden Popularität von Unix erkannte AT&T den potenziellen Markt und brachte eine kommerzielle Version, nämlich UNIX System V, auf den Software-Markt. Dies hatte negative Konsequenzen für die freie Software-Gemeinschaft.

Zwischen 1970 und 1980, mit dem Aufkommen von (finanzierbaren) Mikrocomputern von IBM, Apple, Atari, Commodore, etc., wurde es gängige Praxis, Software getrennt von Computer-Hardware zu verkaufen und den Quelltext vor der Konkurrenz zu schützen; d. h. die Software wurde proprietär – der Quelltext wurde geheim gehalten. Immer mehr „Hacker“ wurden von den Softwarefirmen angestellt und die Freie-Software-Gemeinschaft schrumpfte.

Es sollte Richard Stallman – ein Student am Massachusetts Institute of Technology (MIT) – sein, welcher für die Fortführung und Stärkung der Freien-Software-Bewegung sorgte. In den Anfängen seines Studiums begann er die Entwicklung von Emacs (kurz zusammengefasst: ein funktional äußerst umfangreicher Texteditor) für ihn selbstverständlich mit frei verfügbarem Quelltext. Als kommerzielle Interessen mehr und mehr für das verstärkte Aufkommen von proprietärer Software sorgten, formte er eine philosophische Sicht, dass Software frei sein sollte. In einem Interview sagt er 1999:

"I was faced with a choice. One: join the proprietary software world, sign the nondisclosure agreements and promise not to help my fellow hackers. Two: leave the computer field altogether. Or three, look for a way that a programmer could do something for the good. I asked myself, was there a program or programs I could write, so as to make a community possible again?"

Stallman entschied richtig und startete im Jahr 1984 das GNU-Projekt („GNU's not UNIX“), dessen Ziel es war, ein komplett freies Unix-kompatibles Betriebssystem zu schaffen. Die Früchte dieser Bestrebungen sind heute eine Reihe von weit verbreiteter und viel genutzter Software, wie

und sehr vielen mehr.

Um sicherzugehen, dass diese Software immer frei geändert und weitergegeben werden kann, schuf er zusammen mit dem Rechtswissenschaftler Eben Moglen die GNU General Public License (GPL). Im Vorwort der GPL heißt es:

"... the GNU General Public License is intended to guarantee your freedom to share and change free software – to make sure the software is free for all its users."

Es ist ein wichtiger Aspekt, dass frei im Sinne von Freiheit nicht freier Preis gemeint ist:

"When we speak of free software, we are referring to freedom, not price. Our General Public License are designed to make sure that you have the freedom to distribute copies of free software (and charge for this service if you wish), that you receive source code or can get it if you want it, that you can change the software or use pieces of it in new free programs; and that you know you can do these things."

Im Jahr 1985 gründete Stallman die gemeinnützige Organisation Free Software Foundation (FSF) zur Förderung der Entwicklung von GNU und GPL verwandter Software. Derzeit (März 2004) sind knapp 3000 GNU-Pakete im "Free Software Directory", welches 1999 ebenfalls als ein Projekt der FSF startete, eingetragen.

Bis in die 90er war die einzige Komponente, die dem GNU-Betriebssystem noch fehlte, das Herz eines jeden Betriebssystems: der Kernel. Glücklicherweise begann 1991 Linus Torvalds, ein Student der Universität von Helsinki, einen eigenen Unix-artigen Kernel zu schreiben. Er ließ die Internet-Community an seiner Arbeit teilhaben und viele andere Programmierer auf der ganzen Welt begannen, den Quelltext ebenfalls zu modifizieren und die Änderungen an Torvalds zurückzuschicken, damit dieser sie im nächsten Release des Kernels einfügt. Dies sollte der Grundstein sein für GNU/Linux, das heutzutage am häufigsten verwendete freie Betriebssystem. Der Linux-Kernel wurde zum De-facto-Kernel des GNU-Betriebssystems.

Die Arbeit am ursprünglich geplanten GNU-Kernel "Hurd" wird bis heute fortgeführt.

Vorteile freier Software

Freie Software bietet aus der Sicht ihrer Vertreter eine Reihe von Vorteilen, die jedoch durchaus unterschiedlich betrachtet werden. Im Folgenden werden diese kollektiv aufgelistet, ohne auf bestimmte Standpunkte näher einzugehen.

Vorteile für den Endnutzer

Der Vorteil, der für den Endnutzer auf der Hand liegt, ist der, dass beim Erwerb von freier Software (typischerweise über das Internet) im Allgemeinen keine Kosten außer für den reinen Datentransfer entstehen. Dies entspricht zwar aus Gründen der ökonomischen Neutralität bewusst nicht der Definition freier Software, allerdings lässt sich ein Programm, das unter einer Lizenz für freie Software steht und nicht kostenlos angeboten wird, eine bestimmte Beliebtheit vorausgesetzt, immer noch über inoffizielle Quellen erlangen, was dank der Freiheiten, die freie Software gewährt, vollkommen legal ist.

Darüber hinaus kann einem der Autor keine Eigenheit der Software verheimlichen. Zwar kann und will nicht jeder, der freie Software benutzt, den Quelltext lesen und verstehen, aber es gibt genug Leute, die das tun. Gegen trojanische Pferde ist man deshalb zwar keinesfalls immun, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sie bald entdeckt werden, und gegebenenfalls lässt sich genau analysieren, wie sie arbeiten. Voraussetzung hierfür ist jedoch streng genommen, dass man das Programm selbst compiliert und sich von der Unversehrtheit des Quelltexts überzeugt hat (z. B. durch den Vergleich einer Prüfsumme).

Das Selbstcompilieren von Software hat außerdem den Vorteil der Architekturoptimierung. Proprietäre Programme sind meist so übersetzt, dass sie auch noch auf älteren Plattformen der gleichen grundlegenden Architektur laufen, womit einige Formen der Optimierung nicht möglich sind. Wenn man die Software selbst compiliert, kann man die Prozessoranweisungen genau an den verwendeten Rechner anpassen und so eventuell erhebliche Geschwindigkeitsvorteile erzielen. Andererseits gibt es aber auch Formen der Optimierung, die einen höheren Aufwand erfordern und deshalb nur für eine binäre Distribution lohnen. Hier wäre insbesondere das Profiling zu nennen, aber auch die richtige Wahl der für das spezielle Programm überhaupt förderlichen Optimierungen.

Für Anwender exotischerer oder neuerer Architekturen kann die Verfügbarkeit des Quelltexts auch die einzige Möglichkeit sein, ein Programm überhaupt zu nutzen. Sofern das Programm nur Standardschnittstellen (wie etwa POSIX) benutzt, die auf dieser Architektur verfügbar sind, ist oft eine einfache Übersetzung ohne Anpassung des Quelltexts ausreichend, während eine binäre Distribution nicht lauffähig wäre.

Vorteile für den Programmierer

Mag freie Software für viele Endnutzer praktisch identisch zur Freeware sein, ergeben sich für den Programmierer und programmierbegabten Nutzer durch den offenen Quellcode und das Recht zur Anpassung und Verbesserung ganz neue Perspektiven.

Tritt im Programm ein schwerwiegender Fehler auf, kann man mithilfe eines Debuggers den Fehler mehr oder weniger einfach lokalisieren (ein sogenannter „Backtrace“). Mit solch einer Information stehen die Chancen gleich höher, dass ein Bug-Report erfolgreich ist. Alternativ kann man gleich versuchen, den Fehler selbst zu beheben und einen Patch einsenden.

Nicht nur bei einem Programmfehler lassen sich Patches verwerten. Neue Funktionen lassen sich ebenso von Dritten implementieren und können in den offiziellen Entwicklungspfad einfließen. Alternativ können aus einem Programm verschiedene Forks hervorgehen, wenn sich die aus den Änderungen hervorgegangene neue Version nicht mit den eigentlichen Projektzielen vereinbaren lässt.

Trotz einiger unglücklicher Lizenzinkompatibilitäten erlauben im Prinzip alle Lizenzen für freie Software, dass man darunter lizenzierten Code in eigenen Projekten verwenden kann. Diese Wiederverwendbarkeit kann den Entwicklungsaufwand enorm senken. Selbst wenn der Code nicht wörtlich eingefügt wird, hält die enorme Masse an so zugänglichem Code für viele Implementierungsprobleme einige gute Beispiele bereit.

Lassen sich die benötigten Funktionen weit genug abstrahieren und geschieht dies auch, so entstehen Programmbibliotheken. Ihnen kommt als freie Software eine besondere Rolle zu. Jederzeit hat man die Möglichkeit, eine verwendete Bibliothek zu studieren und zu verbessern. Man begibt sich in keinerlei Abhängigkeit hierdurch als auch dadurch, dass einem die Verwendung nicht im Nachhinein untersagt werden kann und keine Möglichkeit besteht, die Schnittstellen geheimzuhalten.

Hindernisse und Bedrohungen für freie Software

Die Vorteile, dass der Herausgeber auf den weiteren Umlauf seiner Software keinen Einfluss mehr hat, und die Funktionsweise offen liegt, werfen eine Reihe von Konflikten zu den gängigen Geschäftspraktiken im Umgang mit Software auf.

Proprietäre Schnittstellen

Unter zunehmendem Wettbewerbsdruck gehen die Hardware-Hersteller immer mehr dazu über, ihre Schnittstellenspezifikationen geheim zu halten, um der Konkurrenz das Kopieren von technischen Lösungsmethoden unkompliziert (im Gegensatz zum Patent) zu verwehren oder zumindest zu erschweren. Leider fügt dies der sich zunehmend verbessernden Hardwareunterstützung freier Betriebssysteme mittels freier Treibern einen schweren Rückschlag zu, da nicht öffentlich dokumentiert ist, wie die Geräte anzusteuern sind.

Da die Hersteller jedoch die Benutzer größerer freier Plattformen (GNU-Projekt/Linux, XFree86) als Kundengruppe erkannt haben, stellen viele von ihnen proprietäre Treiber zur Verfügung, wie sie es auch für proprietäre Plattformen tun. Diese Treiber stoßen unter den Anhängern freier Software auf höchst geteilte Meinungen: Einige sind glücklich darüber, dass sie die Unterstützung der Hardware-Hersteller errungen haben und ihre Hardware auf ihrem präferierten Betriebssystem nun voll unterstützt wird, andere haben Bedenken, dass man aufgrund der proprietären Treiber von keinem freien Betriebssystem sprechen könne.

Sollte der Hersteller keinen entsprechenden Treiber zur Verfügung gestellt haben, gibt es immer noch die Möglichkeit, den Treiber für eine andere Plattform zu verwenden und über die Schnittstellen der Zielplattform darauf zuzugreifen. Dies hat sich jedoch als eine in der Praxis zweitklassige Lösung herausgestellt, insbesondere, wenn Hardware-Treiber in einer hoch privilegierten Ebene im System laufen und somit beim kleinsten Fehler komplette Abstürze verursachen können.

Auch wenn das Problem als nicht allzu schwerwiegend anklingt und auch positive Seiten zu haben scheint, würde eine generelle Schnittstellenfreigabe die Benutzer freier Softwareplattformen sicherlich entlasten. Neben der philosophischen Sichtweise ist es, wie bereits erwähnt, auch eine Frage der Systemstabilität, denn sollte beispielsweise eine proprietärer Linux-Netzwerkkartentreiber zu regelmäßigen Abstürzen des Systems führen, wären die Linux-Entwickler dagegen machtlos und es würde von der Gnade des Herstellers abhängen, ob der Fehler behoben würde.

Software-Patente

Die regelmäßig in den Schlagzeilen auftauchenden Softwarepatente haben auf freie Software einen besonders schwerwiegenden Einfluss, denn es sind nicht nur die hohen Kosten, die durch die zumeist freiwilligen Entwickler nicht zu bezahlen wären, es ist auch zum Teil rechtlich noch nicht einmal möglich, mit freier Software die Patentauflagen zu erfüllen. Diese bestehen nämlich in einigen Fällen auf eine Gebühr pro in Umlauf gebrachte Kopie, aber freie Software verlangt gerade, dass der Herausgeber darüber keinen Einfluss haben darf. Selbst, wenn er die Lizenzgebühren zum Beispiel durch Spenden zahlen würde, müsste er eine genaue Zahl der Kopien, die im Umlauf sind, vorlegen können, womit es keine freie Software mehr wäre.

TCG, DRM, Kopierschutz, usw.

Trusted Computing und DRM haben das Ziel, die Aktivitäten auf dem eigenen System aus der Ferne zu kontrollieren. Dies ist mit freier Software nicht umsetzbar:

  • Politisch gesehen muss freie Software immer vom Benutzer ersetz- und veränderbar sein. Software, die in binärer Form zertifiziert sein muss, ist dies nicht.
  • Technisch gesehen kann in freier Software vor dem Benutzer nichts im Binärcode verheimlicht werden, weil der Quellcode für jeden zugänglich ist. Somit kann die Verschlüsselung, mit der die Daten vor dem Benutzer „bewahrt“ werden, einfach hintergangen werden.

Eine weitere bespielhafte Inkompatibilität tut sich mit dem Kopierschutz bei DVDs auf: Der Kopierschutz ist effektiv kaum wirksam und leicht zu hintergehen, allerdings verhindert er das normale Abspielen. Programme, die den Kopierschutz lösen, müssen lizensiert sein, ansonsten ist schon das reine Abspielen in Deutschland illegal, weil ein Kopierschutz unter keinen Umständen umgangen werden darf.

Siehe auch

Open Source, Debian Free Software Guidelines, Open-Source-Bewegung, Portal Freie Software

Literatur