Aue (Sachsen)
Aue ist eine Große Kreisstadt im sächsischen Erzgebirgskreis und gehört zum Städtebund Silberberg.
Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Sachsen |
Landkreis: | Erzgebirgskreis |
Höhe: | 330–564 m ü. NHN |
Fläche: | 20,94 km2 |
Einwohner: | 17.895 (30. Juni 2008)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 855 Einwohner je km2 |
Postleitzahl: | 08280 |
Vorwahl: | 03771 |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 21 030 |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Goethestraße 5 08280 Aue |
Website: | www.aue.de |
Oberbürgermeister: | Heinrich Kohl (CDU) |
Lage der Stadt Aue im Erzgebirgskreis | |
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Die Stadt in einem tiefen Talkessel der Zwickauer Mulde galt bis zum Ende des 20. Jahrhunderts als bedeutende Bergbau- und Industriestadt. Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte sie durch den Abbau und die Verarbeitung von Eisen-, Silber-, und Zinnerzen sowie von Kaolinerde eine erste Blüte. Durch Erzeugung von Nickel und die Industrialisierung im 19. Jahrhundert siedelten sich bedeutende Betriebe der Metallverarbeitung, des Maschinenbaus und der Textilverarbeitung an und trugen zu einem neuen Aufschwung bei. Eine dritte Blütezeit begann nach dem Zweiten Weltkrieg, als durch die SDAG Wismut der Abbau von Uran vorangetrieben wurde. Heute ist Aue vor allem durch den Fußballverein FC Erzgebirge Aue überregional bekannt.
Geographie
Geographische Lage und Geologie
Aue liegt am Zusammenfluss der beiden Hauptwasseradern des Westerzgebirges, Schwarzwasser und Zwickauer Mulde, die sich tief in die nach Norden abdachende Pultscholle eingegraben und einen markanten Talkessel ausgearbeitet haben, dessen tiefster Punkt an der Mulde 330 m ü. NN. liegt. Während das vorhandene Granitgestein stärker abgetragen wurde, blieben die härteren Kontaktschieferzonen als Anhöhen rings um das Tal zurück. Zu diesen zählen der Brünlasberg (514 m) mit dem Hohen Holz, der Heidelsberg (512 m), der Eichert, mit 564 m höchste Erhebung des Stadtgebiets, der Gemauerte Stein (601 m), der Hirschknochen (517 m) und der Eisenstein (516 m).
Bei Bauarbeiten wurde 1896 an einem Hang der Schneeberger Straße links der Mulde ein durch Verwitterungsschutt zugedecktes Torfmoor aufgeschlossen, das im Pleistozän entstanden und Indiz für eine noch größere frühere Ausdehnung des Talkessels ist. Der Stadtteil Zelle liegt auf einer Felsterrasse, auf der früher das Flussbett des Schwarzwassers in Richtung Lößnitzbach verlief. Der Steile Hang in Richtung Auerhammer ist ein früheres Prallufer der Mulde. Der Nebenfluss Zschorlaubach arbeitete die Talweitung aus Richtung Auerhammer aus. Der Kuttenbach (auch: Rumpelsbach) schüttete den Niederpfannenstieler Schwemmfächer auf. Der Lößnitzbach bildete mit der Mulde die älteste Flussaue im Tal.
Flora
Auf den Anhöhen um den Auer Talkessel siedelten sich zunächst Pioniergehölze wie Fichten, Buchen, Tannen und Kiefern an. Heute sind diese mit Mischwald bewachsen. Am Ufer der Mulde wachsen Rot-Erlen, Bruch- und Sal-Weiden und Rohrglanzgras. In Flussnähe treten Hochstauden, Schwarze Teufelskralle, Rote Nachtnelke und Braunwurz auf. An den Gleithängen der Flusskrümmungen wachsen im Frühling Gebirgs-Täschelkraut und Quell-Schaumkresse. Im Sommer herrschen Arten mit kräftigem Wuchs vor, darunter Engelwurz, Behaarter Kälberkropf, Alantdistel und Wald-Storchschnabel. Gelegentlich finden sich Meisterwurz und Zittersegge.[2] Die Stadtverwaltung erließ 2003 für ihr Territorium eine Baumschutzsatzung, mit der vor allem die Gliederung des Orts- und Landschaftsbildes, eine „innerörtliche Durchgrünung“, die Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes und eine Minimierung schädlicher Einwirkungen durch Luftverschmutzung und Lärm erreicht werden soll.[3]
Am 24. April 2007 wurden anlässlich des Tages des Baumes im Trinkwasserschutzgebiet „Zschorlauer Wiesen“ mehr als 1.800 von der Hamburger Fielmann AG gestiftete Weißtannen gepflanzt. [4]
Ausdehnung des Stadtgebiets
Die Stadt hat eine Gesamtfläche von 20,9 km² und durch ihre Lage in einem Talkessel und die eingemeindeten Ortsteile eine relativ zerklüftete Struktur. Die Entfernung zwischen dem Erzgebirgsstadion im Nordosten der Stadt bis zum Steinbruch an der Bockauer Straße beträgt etwa 3,3 km. Die Strecke von Klösterlein Zelle im Nordwesten bis zum südwestlichen Ortsausgang auf der Schwarzenberger Straße ist etwa 3 km lang. Die Ortsteile Alberoda (im Norden) und Neudörfel (im Westen) befinden sich etwas außerhalb des Stadtgebiets. Die größte Ausdehnung des gesamen Stadtgebiets beträgt in Nord–Süd-Richtung ca. 9 km und in Richtung West–Ost ca. 6,0 km.[5]
Nachbargemeinden
Aue bildet mit den angrenzenden Städten Lauter, Lößnitz und Schneeberg sowie Bad Schlema und Schwarzenberg einen mittelzentralen Städteverbund.[5]
An die Stadt grenzen im Norden Hartenstein (Landkreis Zwickau) und Lößnitz, im Osten Bernsbach, im Südosten Lauter, im Süden Bockau, im Westen Schneeberg, im Südwesten Zschorlau und im Westen Bad Schlema.
Stadtgliederung
Die Stadt umfasst neben ihrem Siedlungskern die Ortsteile Alberoda, Klösterlein und Zelle (ugs. „Zeller Berg“) im Norden und Nordosten, Niederpfannenstiel im Osten, Eichert im Südwesten, Auerhammer und Neudörfel im Westen und Brünlasberg im Nordwesten.
Klima
Die durchschnittliche Lufttemperatur beträgt 8,0 °C, der jährliche Niederschlag ist mit 790 Millimeter [6] etwa auf dem deutschen Durchschnittsniveau und etwas geringer als in den Orten, die flussaufwärts des Schwarzwassers liegen. Durch die relativ hohe Anzahl von Tagen mit Niederschlägen und die niedrigen Durchschnittstemperaturen entsteht vor allem in den Übergangsjahreszeiten eine rauhe Witterung.
Die Waldgebiete Hirnschädel, Hirschknochen, Eisenstein, Eichert, Heidelsberg und Hohes Holz sorgen im Mikroklima des Auer Talkessels für die Produktion von Frischluft und den Abfluss von Kaltluft.
Geschichte
Erste Besiedlung
Eine 1919 im Auer Tal beim Straßenbau gefundene Steinaxt dient neben den Funden einer Spitzhaue und von Keramikscherben als Beleg dafür, dass in der Jungsteinzeit Menschen das Gebiet auf ihren Wegen ins Böhmische Becken durchstreiften. Eine feste Besiedlung zu diesem Zeitpunkt gilt als ausgeschlossen.[7]
In einer kaiserlichen Urkunde vom 7. Mai 1173 wird die Gründung einer Augustiner-Chorherren-Propstei an der Mulde bestätigt[8], die als Ursprung der späteren Stadt gilt. Das Gründungsdatum dieser Zelle wird als Entstehungszeit der späteren Stadt betrachtet und gilt als Bezugspunkt für Jubiläen.
Der Name Aue leitet sich von der Bezeichnung für die Wiese am Zusammenfluss von Schwarzwasser und Zwickauer Mulde ab, auf der neben dem Klösterlein Zelle Siedler aus der Herrschaft Schwarzenberg als Bauern sesshaft geworden waren. Dass Bertoldus prepositus de Owa, der 1219 in einer Urkunde als Zeuge im Zusammenhang mit einer Klosterstiftung genannt wird[9], tatsächlich Probst des Zeller Klosters war und das dortige Aue gemeint ist, ist zweifelhaft. Auch bei der irrtümlich auf 1286 datierten Erwähnung von Awe im Fragment der Naumburger Bistumsmatrikel[10] handelt es sich nicht um die urkundliche Ersterwähnung, da dieses Dokumentenbruchstück aus der Zeit um 1470 stammt. Vermutlich wird Aue daher erst 1460/62 im Terminierbuch der Zwickauer Franziskanermönche zum ersten Mal urkundlich erwähnt.[11]
Aue entwickelte sich nach seiner Entstehung im Spätmittelalter langsam als kleines Bauerndorf und blieb zunächst ohne größere wirtschaftliche Bedeutung.
Aufschwung im späten 15. und 16. Jahrhundert
Nach zufälligen Zinnfunden begann man 1479, nach dem Großen Berggeschrey, auf Auer Fluren mit dem Abbau von Zinn- und Silbererzen und deren Weiterverarbeitung, was dem Ort zu einem wirtschaftlichen Aufschwung verhalf. Außer Bauern und einfachen Handwerkern gab es nun auch Lohnarbeiter im Erzbergbau und den verarbeitenden Betrieben. 1526 wurde der Auer Hammer, später Eisenwerk und Ortsteil von Aue, erstmals urkundlich erwähnt.
Im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert wurde das Kloster Zelle aufgelöst und die Klostergebäude bis auf die Kirche abgerissen. In einer Steuerliste des Amtes Schwarzenberg werden in Aue 1551 26 besessene Mann, 19 Häusler und 27 Inwohner genannt.
Die Stadt war bis ins 17. Jahrhundert mehrfach von im Erzgebirge grassierenden Pestwellen betroffen, u. a. 1599, 1607, 1624–27 und 1633. 1633 starben in Aue 62 Personen an der Seuche. 1624 und 1627 waren außerdem die ansteckenden Krankheiten Ruhr und Blattern in der Stadt verbreitet. [12]
Stadtrecht um 1630 und Dreißigjähriger Krieg
1627 erhielt Aue von Kurfürst Johann Georg I. das Marktrecht für einen Jahrmarkt zu Bartholomäus (27. August) am heutigen Altmarkt, 1632 für einen zweiten, den Katharinenmarkt (25. November) am heutigen Neumarkt. Mit der Vergabe der Marktrechte wurde Aue zur Stadt und wurde seit 1635 in Urkunden und im Wappen als solche bezeichnet (Bergstädtlein Aue). Bereits 1629 ist Aue unter den Städten vertreten, von denen Wilhelm Dilich bis 1629 im Auftrag des sächsischen Kurfürsten Zeichnungen anfertigte.[13]
Während des Dreißigjährigen Krieges streiften Söldner des Wallenstein-Heeres durch das Westerzgebirge. Anfang August 1633 brannten Soldaten des Generals Holk das Auer Rathaus mit allen Archivalien nieder. In einem zeitgenössischen Bericht des Chronisten Christian Lehmann[14] heißt es:
„Eben diesen Tag flohen die Kroaten durch das Gebirg in alle Winkel, plünderten aus ... Lauter, Aue, Lößnitz. Da wurden alle Kirchen aufgehauen und geplündert, die Weibsbilder geschändet, die Männer geradelt, die Häuser eingebrannt, die Betten ausgeschüttet und alles vernichtet, daß es mit der Feder nicht grausam genug beschrieben werden kann.“
Die Zerstörung des Auer Hammers wurde von den dortigen Schmieden verhindert. Nachdem die Stadt ein weiteres Mal von den kaiserlichen Truppen heimgesucht worden war, war alles „...bis auf drei kleine Häuserlein“ vernichtet. Verlässliche Dokumente über das Datum der Verleihung des Stadtrechts sind daher ebensowenig erhalten wie das Gerichtssiegel, das durch ein neues ersetzt werden musste. Obwohl bereits 1635 ein Friedensvertrag existierte, zogen schwedische Soldaten durch das Westerzgebirge und plünderten 1637 Aue und 1639 noch einmal. Veit Hans Schnorr, Gründer des Blaufarbenwerkes Niederpfannenstiel und Besitzer des Auer Hammers, wurde 1648 von herumstreifenden russischen Soldaten gefangen genommen und als Bergbaukundiger in den Ural verschleppt.
Wiederaufbau und Rückschläge im späten 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert
Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts hatte sich Aue von den Folgen der Kämpfe und Ausplünderungen erholt. Die zerstörten Häuser waren durch neue Gebäude ersetzt worden und die verbliebenen Einwohner konnten als Bauern, Handwerker und Hammerarbeiter ihrem Alltag nachgehen. [15]
Im Siebenjährigen Krieg wurden durch die Bündnisse von Sachsen mit anderen Ländern alle Herrschaftsbereiche in den Krieg mit einbezogen. Für den Kriegsdienst mussten auch aus Aue Soldaten gestellt und Materialien abgeliefert werden. Bei den Kämpfen auf dem eigenen Territorium verloren zahlreiche Zivilisten ihr Leben, Dörfer und Städte wurden geplündert oder gebrandschatzt. 1759 gab es bei Aue ein wichtiges Gefecht zwischen preußischen und österreichischen Truppen, in dessen Folge die Österreicher das Erzgebirge verließen.
Trotz dieser Rückschläge stieg die Bevölkerungszahl beständig an. 1742 zählte man 96 besessene Mann auf 7¼ Hufen. Hungersnöte, Naturkatastrophen und die Auswirkungen der Napoleonischen Kriege führten bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts zu einem drastischen Rückgang der Einwohnerzahlen. Französische Soldaten zogen durch das Gebirge und mussten samt ihrer Pferde beherbergt und verpflegt werden, was zu Hungersnöten unter der Bevölkerung führte. Die späteren preußisch-deutschen Kriege wirkten sich vor allem auf die Produktion der Hammerwerke und des Blaufarbenwerkes negativ aus, denn die Erzeugnisse mussten zu Kriegszwecken abgeliefert werden. Der internationale Handel war stark eingeschränkt.
Durch seine Lage an der tiefsten Stelle des Talkessels und der Einmündung zahlreicher Flüsse und Bäche war und ist Aue immer wieder von Hochwasser betroffen. Zwischen 1511 und 1858 wurden die beiden hölzernen Brücken in Aue wiederholt von Hochwasserfluten weggerissen. 1661 beschädigten die Wassermassen den Auer Hammer stark. Weitere Hochwasserschäden entstanden 1694, als Brücken und Häuser weggerissen, und 1721, als einige der an den beiden Flüssen vorhandenen Pochwerke zerstört wurden. 1783 brach der Damm des Filzteiches, einem Wasserreservoir für die Bergwerke, und rief große Schäden an gewerblichen Anlagen und Wohnhäusern der Stadt hervor (siehe auch 1783).
1771–1772 gab es im gesamten Westerzgebirge wegen Misswuchses, Nässe und des Verbots von Getreideeinfuhren aus Böhmen eine große Hungersnot. Allein in Aue starben über 200 Menschen (mehr als ein Viertel der Bevölkerung) vor Hunger.[16] Diese große Hungersnot führte aber auch zu Lebensmittelspenden aus anderen deutschen Gebieten und zum Anbau von Kartoffeln auf Auer Feldern, was zuvor von den Bauern abgelehnt worden war.[17] Um 1800 lebten etwa 1300 Menschen in der Stadt, 1815 nur noch 711.[18]
1816 wurden die meisten Gebäude des kurz zuvor zu einem Rittergut umgewandelten ehemaligen Klosters Zelle durch einen Brand vernichtet, von denen einige bis 1819 wieder aufgebaut wurden.[19]
Schnelle Industrieentwicklung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
1834 wohnten 1106 Menschen in der Stadt, 1890 hatte sich diese Zahl auf 6004 erhöht. Zunächst führten Eingemeindungen von Gutsbezirken und Dörfern nach Aue zu einem Anwachsen der Einwohnerzahlen um das zwei- bis dreifache: Zelle (1897), Niederpfannenstiel (1921), Klösterlein (1922), Alberoda (1929), Auerhammer mit Neudörfel (1930) und Brünlasberg (1937) kamen an die Stadt. Parallel dazu führten zahlreiche Fabrikgründungen zu einem enormen Zulauf von Lohnarbeitern aus allen Gebieten des Deutschen Reiches.
Zahlreiche Fabriken entstanden unmittelbar im Stadtgebiet und entlang der Flüsse. Zu den wirtschaftlich wichtigsten Produktionsstätten zählten die Argentanfabrik E. G. Geitner (1829 gegründet, 1855 von F. A. Lange übernommen), die Baumwollspinnerei Gebrüder Lauckner (1835), die Textilmaschinenfabrik und Eisengießerei Ernst Geßner (1850), die Wellnersche Besteckfabrik (1854), die Maschinenfabrik und Eisengießerei Erdmann Kircheis (1861), die Blechspulen- und Metallhülsenfabrik Ernst Papst (1872), die Wäschefabrik Gebrüder Simon (1877, 1903 durch Alwin Bauer übernommen), die Maschinenfabrik Hiltmann und Lorentz (1879) und die Mechanische Baumwollspinnerei Samuel Wolle (1882).
Im „Adreß- und Geschäftshandbuch für die Stadt Aue“ von 1906 wird dazu vermerkt:[20]
„Wohl nur wenige Städte unseres Sachsenlandes dürften hinsichtlich ihrer Industrie gleiche Vielseitigkeit aufzählen können wie Aue... In erster Linie sind es die Maschinenbau- und Wäscheindustrie sowie die Textilindustrie in Gestalt mechanischer Webereien, die in Aue durch hervorragende, weltbekannte Firmen vertreten sind, wo Tausenden von Arbeitern und Arbeiterinnen Gelegenheit gegeben ist, sich lohnenden, dauernden Erwerb zu sichern. [Als Beispiele für die Vielgestaltung] können hier angeführt werden: Neusilberwarenfabriken, Kupferschmiedereien, Sägewerke, Werkzeugfabriken, Holzbildhauereien, Eisengießereien, Kartonagefabriken, elektrotechnische Fabriken, Stuhlfabriken, Blechwarenfabriken, Buchdruckereien, Steindruckereien, ..., Schuhwaren und Schäftefabriken, Christbaumschmuck-Fabriken, Ziegeleien (...), ferner ein Dampfhammerwerk, eine Pfeifenkopffabrik, eine Farbmühle, eine Handelsmühle.“
1910 war die Stadt mit 19363 Einwohnern zu einem Ballungszentrum der Bevölkerung geworden.[21]
In diesen „Gründerjahren“ entwickelte sich Aue zu einer bedeutenden sächsischen Industriestadt mit einem starken Proletariat. Dieses sah in den sozialistischen Ideen eine gesellschaftliche Zukunft. Vertreter dieser Ideen wie Wilhelm Liebknecht, Fritz Heckert, Ernst Scheffler und Ernst Schneller erhielten deshalb von den Arbeitern der Stadt großen Zulauf bei Veranstaltungen.
1858, 1897 und 1906 verzeichnete man erneut Hochwasserschäden im Stadtgebiet.
Erster und Zweiter Weltkrieg
1919 gründete sich eine Ortsgruppe der KPD.[17] Die SPD konnte bei Wahlen 1921 vier Sitze im Stadtparlament erringen. Mehr als 6.000 Auer Arbeiter beteiligten sich am Kapp-Putsch.
Durch Vermögensverluste infolge des Ersten Weltkrieges, der Inflation und der Bereitstellung von Kriegsanleihen verlangsamten sich der industrielle Aufschwung und der dringend nötige Wohnungsbau in Aue. Nur bestimmte kriegswichtige Erzeugnisse wie Nickel und Eisenbleche wurden in größeren Mengen produziert. Wo die Arbeiter zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, setzten die Fabrikherren zur Aufrechterhaltung der Produktion Kriegsgefangene ein. Als der Bergbau durch weitgehend ausgebeutete Erzlagerstätten an Bedeutung verlor, mussten die Rohstoffe für die Hammerwerke und die Maschinenbaubetriebe aus dem Ausland importiert werden.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Kaserne der Sicherheitspolizei in der Niederschlemaer Straße 49 zu einer Folterstätte, in der politische Gegner des NS-Regimes und andere unerwünschte Personen von SA-Männern gefoltert wurden, bevor sie durch die NS-Justiz zu teilweise langjährigen Haftstrafen verurteilt oder in Konzentrationslager überstellt wurden.
Auch nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden für Rüstungszwecke große Mengen Nickel und andere Metalle benötigt. Da die arbeitende männliche Bevölkerung fast vollständig zum Kriegsdienst einberufen war, wurden Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene an den Brennpunkten eingesetzt und Rohstoffe aus anderen Gebieten herbeigeschafft. Die alten, teilweise noch vom Anfang des Jahrhunderts stammenden Maschinen und Anlagen waren ausgelastet und mussten häufig repariert werden. Dringend nötiger Ersatz oder Modernisierungen waren nicht möglich. Viele Betriebe litten auch unter dem Mangel an gut ausgebildeten Fachleuten, die entweder zum Kriegsdienst beordert oder ins Ausland emigriert waren. Wehrmachtsteile, die sich von den Fronten zurückzogen, beschlagnahmten Lebensmittelvorräte. In vielen Gebäuden wurden Notlazarette eingerichtet. Flüchtlinge und Evakuierte mussten im Ort untergebracht und verpflegt werden, was zu erheblichen Ernährungsengpässen führte, auch und besonders nach dem Kriegsende. Einheimische berichteten, dass über der Stadt eine einzige Bombe abgeworfen wurde, die einen Mann in seinem Kleingarten tödlich verletzte. Durch umsichtiges und entschlossenes Handeln einiger Stadtväter wurde im Frühjahr 1945 die Vernichtung von Werken und der Tod von Menschen im Ort verhindert. Aue blieb weitgehend unzerstört, obwohl ein Kampfstab, zusammen mit Befehlshabern der SS und der Wehrmacht, die Stadt noch im April 1945 massiv militärisch verteidigen und alle wichtigen Brücken über die Mulde und das Schwarzwasser sprengen wollte. Durch den persönlichen Einsatz des damaligen Bürgermeisters Max Poepel konnte dies verhindert werden.[22]
Nachkriegszeit, Sowjetische Besatzung und DDR
Die Stadt wurde am 8. Mai 1945 von US-amerikanischen Truppen erreicht, blieb aber wie Schwarzenberg (siehe auch: Freie Republik Schwarzenberg) bis zum 9. Juni vier Wochen lang unbesetzt, bevor sowjetische Truppen einzogen. Nach Kriegsende gab es kaum funktionierende Anlagen und Facharbeiter, was einen wirtschaftlichen Neubeginn, der ohnehin durch Reparationen, Enteignungen und Planwirtschaft stark behindert wurde, zusätzlich erschwerte.
Nach der Auflösung der politischen Parteien und Massenorganisationen im Sommer 1945, entstanden in Aue schnell neue Ortsgruppen der KPD und der SPD, die 1946 zur SED zusammengeschlossen wurden, er LDPD und der CDU. Durch einen am 30. Juni 1946 durchgeführten Volksentscheid, der über den Erhalt bzw. eine neue Verwaltung großer Industrieunternehmen befand, blieben in Aue sieben große Metallwaren- und Maschinenfabriken unter Kontrolle der SMAD. Sechs Betriebe wurden in Volkseigentum überführt. Eine Sonderrolle spielten alle Produktionsstätten, die dem Abbau des Uranerzes dienten. Sie blieben zunächst im Eigentum der Sowjetunion Ab 1954 wurden sie durch die Sowjetisch-Deutsche Aktionsgesellschaft Wismut geleitet.[23]
Nach der Etablierung des Uranbergbaus in Aue ab 1946 wurden neue Betriebe errichtet, die wie der Betrieb für Bergbauausrüstungen weitere Industrie nach Aue brachten und mit ihren städtebaulichen und sozialen Engagements für eine wesentliche Verbesserung der Lebensverhältnisse sorgten. Anfang der 1950er Jahre erreichte Aue den Höhepunkt seiner Bevölkerungsentwicklung, als durch den uranbergbaubedingten Zuzug mehr als 40.000 Menschen in der Stadt lebten. Zwischen 1950 und 1972 wurden in den Ortsteilen Zelle und Brünlasberg, auf dem Eichert und im Stadtinneren Wohngebäude für tausende Menschen fertiggestellt.[24] Seit den 1960er Jahren ist die Einwohnerzahl durch den Rückgang des Uranbergbaus, Rationalisierungen und die schlechte Lebensqualität in der Stadt stark rückläufig und betrug 1990 nur noch 25765. Viele Fundstellen waren ausgebeutet, Arbeiter wurden durch moderne Technik ersetzt. Die Flüsse waren verschmutzt, qualmende Schlote und Haldenberge bestimmten das Stadtbild.
Im Juli 1954 führte eine große Hochwasserwelle, ausgelöst von tagelang anhaltenden Regengüssen und einem Dammbruch bei Bernsbach, zu reißenden Flüssen auf den Straßen der Stadt. Die tief liegenden Verkehrswege standen etwa einen Meter hoch unter Wasser. Hilfskräfte und die Einwohner der Stadt verhinderten häufig Totalschäden an Warenlagern und Gebäuden. Die damalige Kreisverwaltung beschloss anschließend Schutzmaßnahmen in der Wasserwirtschaft und hoffte auf einen wirkungsvollen Schutz.[25]
Im Dienstleistungsbereich schlossen sich Handwerker bzw. Einkäufer und Lieferer zu Genossenschaften zusammen. Anfang der 1980er Jahre gab es in der Stadt 13 PGH, fünf Einkaufs- und Liefergenossenschaften und 145 Einzelbetriebe der Handwerkerinnung.[26]
Die Wendejahre 1989/1990 in Aue
Wie in vielen anderen Städten in der DDR kam es 1989 in Aue zu Demonstrationen für gesellschaftliche Veränderungen und eine Erneuerung des Staates. Seit dem 23. Oktober beteiligten sich vor allem junge Menschen an den Montagsdemonstrationen in der Stadt. Auch nach der Öffnung der Mauer am 9. November wurden die Proteste fortgesetzt. Auf Transparenten wurden Texte wie „Die SED ist für immer von uns gegangen - *21. April 1946 - †18. März 1990“ und „Deutschland einig Vaterland“ durch die Stadt getragen.[27] 1990 wurde auf Initiative des in Aue gebildeten „Runden Tisches“ die unabhängige Tageszeitung „Auer Tageblatt“ herausgegeben. Sie wurde 1991 eingestellt, weil sie sich nicht gegen die traditionelle Auer Lokalausgabe der Freien Presse durchsetzen konnte.
Am Tag der deutschen Einheit 1990 pflanzten Auer Bürger im Stadtgarten eine Linde. Ab dem 1. Januar 1991 erhielten einige Straßen, die nach dem Zweiten Weltkrieg umbenannt worden waren, ihren früheren oder einen neuen Namen.[17]
Aue nach der Wiedervereinigung
Bis 1994 war die Stadt Verwaltungssitz des Kreises Aue. Mit der Kreisreform 1994 wurde Aue Verwaltungssitz des neugebildeten Landkreises Aue-Schwarzenberg. Im Rahmen der sächsischen Verwaltungsreform 2008 und der damit verbundenen Gründung des Erzgebirgskreises wurde Aue nicht mehr als Kreissitz berücksichtigt. Die Stadt wandte sich mit einem Antrag auf kommunale Normenkontrolle an den Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen, um gegen die Bestimmung von Annaberg-Buchholz als Sitz des Landratsamtes vorzugehen. Am 27. Juni 2008 wurde dieser Antrag vom Verfassungsgerichtshof verworfen.[28] Als Ausgleich wurde ihr mit Wirkung zum 1. August 2008 der Status Große Kreisstadt verliehen.
Seit 1996 existiert der „Städtebund Silberberg“, dem neben Aue Schneeberg, Schwarzenberg, Bad Schlema, Lauter und Lößnitz angehören. Im November 2006 bekundeten die Bürgermeister der Orte Aue, Lößnitz, Schneeberg und Bad Schlema per Unterschrift das Vorhaben des Zusammenschlusses zu einer Stadt Silberberg. Mit der Fusion ist nicht vor 2013 zu rechnen.
Beim letzten starken Hochwasser 2002 wurde der alte Stadtkern wieder überflutet. Einige Brücken waren gefährdet, blieben aber wie die historischen Gebäude der Stadt erhalten.[29] [30] An den gefährdeten Flussabschnitten entstehen neue Hochwasserschutzanlagen, wie zum Beispiel ein zusätzliches Staubecken und ein Umflutkanal am Rumpelsbach.[31] Katastrophenübungen der meist freiwilligen Einsatzkräfte sollen den Schutz und die schnelle Reaktionsfähigkeit verbessern.[32]
Die Einwohnerzahlen sind seit der Wiedervereininung durch Abwanderung junger Familien und die im Vergleich zur Geburten höhere Zahl der Sterbefälle rückläufig. Im Jahr 2000 sank sie erstmals unter 20000 und beträgt heute ca. 18000.
Einwohnerentwicklung
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- * Eingemeindungen abgeschlossen; Datenquellen: 1950:[33]; bis 1990: Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen und Literatur Aue, Mosaiksteine der Geschichte..., ab 1998: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen; 1
Politik
Stadtverwaltung
Die 1873 beschlossene „Sächsische Städteordnung für mittlere und kleinere Städte“ wurde 1890 in Aue durch Einführung einer „Revidierten Städteordnung“ umgesetzt. Ein Stadtgemeinderat, der aus einem Stadtrat (teilweise ehrenamtliche, teilweise bezahlte Mitglieder) und Stadtverordneten (als beratendes, beschließendes und beaufsichtigendes Organ) mit einem Bürgermeister an der Spitze bestand, hatte über alle städtischen Angelegenheiten zu entscheiden.[17] Während der Wirtschaftskrise in den 1920er Jahren wurde die Stadt „Verwaltungsgemeinde für den öffentlichen Arbeitsnachweis für Aue und Umgebung“. 1928 kamen die „Arbeitsnachweise“ von Schwarzenberg, Eibenstock, Johanngeorgenstadt und Hartenstein hinzu und das „Arbeitsamt Aue“ wurde gebildet.
Als nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine neue Stadtverwaltung entstehen musste, wurden Sozialdemokraten und Kommunisten in einem antifaschistischen Aufbaustab gemeinsam tätig. Zur Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit wurde noch im Mai 1945 ein Polizeiausschuss gebildet, der eine „Anti-Nazi-Polizei“ aufstellen ließ, die ihren Dienst die in Zivilkleidung mit Armbinden versah. Zur weiteren Unterstützung der neuen Verwaltung bildete sich ein Aktionsausschuss „antifaschistische Front“ (kurz: Antifa ), in dem bald mehr als 1.200 Freiwillige gemeinsame Anstrengungen zur Wiederherstellung des normalen Lebens unternahmen. Die Ausschüsse wurden bis zum September 1945 durch die Sowjetische Militäradministration aufgelöst. Bei den Kommunalwahlen am 1. September 1946 gewann die CDU mit 42,4 % aller abgegebenen Stimmen.[17] Die neue Stadtverwaltung wurde dem Kommunisten Dr. Friedrich Lange als Oberbürgermeister unterstellt. Sie stand auch unter dem Einfluss der Sowjetischen Besatzungsmacht, die als Hauptziel den Abbau uranhaltiger Erze erklärte, und unterlag zentralen Planvorgaben der 1949 gebildeten DDR-Regierung. Trotzdem gelang es der Stadtverordnetenversammlung, dem obersten Kommunalorgan in der DDR, einzelne Verbesserungen zum Wohl der Einwohner durchzusetzen. Sie erreichte durch Kommunalverträge mit den großen Betrieben den Bau zahlreicher Wohnungen, Gesundheits-, Sozial- und Sporteinrichtungen. ALs die Länder der DDR 1952 ihrer Verwaltungsfunktion enthoben wurden, fasste die neue Bezirksverwaltung die Städte in Kreisen zusammen. Es entstand der Kreis Aue/Schwarzenberg, der bis zur Auflösung der DDR bestehen blieb.Trotz der großen Flächen für die Produktionsbetriebe erhielt die Stadt jeweils 1974 und 1982 eine Ehrenurkunde im Wettbewerb „Schöner unsere Städte und Gemeinden“.
Nach der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 erfolgte eine vollständige Umstrukturierung der Verwaltungsorgane der Stadt. Oberste Kommunalbehörde wurde die Stadtverwaltung mit dem Bürgermeister (heute: Oberbürgermeister), dem Stadtrat, Mitgliedern von Parteifraktionen, Ausschüssen und Ämtern mit Sachgebieten. 1993 trat die „Sächsische Gemeindeordnung“ in Kraft.
Der Stadtrat setzt sich aktuell (Stand 2007) aus sieben Mitgliedern der CDU/FDP, fünf Mitgliedern des Freien Bürgerforums Aue (FBA)/SPD, fünf Mitgliedern der Linken, drei Mitgliedern der Freien Wählervereinigung Aue (FWA) und zwei Mitgliedern aus der Liste der Unabhängigen (LdU) zusammen.
Bürgermeister
Das Amt des Stadtschreibers wurde 1839 durch das Bürgermeisteramt ersetzt.[34] Seit dem 1. August 2008 wird das Stadtoberhaupt offiziell „Oberbürgermeister“ genannt.
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Ausschüsse und Ämter
Dem Oberbürgermeister stehen die Ausschüsse für Verwaltung, Stadtentwicklung, Kultur/Soziales/Schule und Sport und die Ämter Hauptamt/Liegenschaften, Finanzen, Beigeordneter, Ordnung/Umwelt, Bauen, Schule und Soziales sowie die Mitglieder des Sachgebietes Wirtschaftsförderung/Tourismus/Stadtmarketing zur Seite.
Wahlen
Bürgermeisterwahl 2006
Bei der Bürgermeisterwahl am 17. September 2006 in der Gemeinde Stadt Aue des Landkreise Aue-Schwarzenberg waren 15.515 Personen wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 41,5% (6.445 Stimmen). 88 Stimmen waren ungültig.
Kandidat | Partei | Absolute Stimmen | Stimmenanteil in Prozent |
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Franz Heinrich Kohl | CDU | 4.337 | 68,2 |
Hans-Jürgen Rutsatz | Einzelbewerber | 1.077 | 16,9 |
Jens Berghold | FWA | 943 | 14,9 |
Gesamt | 6.357 | 100,00 |
Als hauptamtlicher Bürgermeister wurde damit Franz Heinrich Kohl für eine zweite Amtsperiode gewählt[35].
Wahlen zum Kreistag und zum Landrat 2008
Nach einer Kreis- und Gebietsreform in Sachsen wurden Anfang Juni 2008 gleichzeitig Neuwahlen zum Kreistag und zum Landrat durchgeführt. Von den 15.354 wahlberechtigten Auern gaben 3.648 (23,8%) ihre Stimme ab. 1,2% der Stimmen waren ungültig. Aus der kreisangehörigen Stadt Aue liegt folgendes Wahlergebnis für den Landrat vor:
Partei | Kandidat | Stimmen | in Prozent |
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CDU | Frank Vogel | 2.119 | 58,8 |
Die Linke. | Klaus Jürgen Tischendorf | 1.030 | 28,6 |
FWE | Marcel Schmidt | 248 | 6,8 |
NPD | Mario Löffler | 133 | 3,7 |
Einzelbewerber | Kurt Udo Hertwich | 75 | 2,1 |
Gesamt | 3.605 | 100,00 |
Im zweiten Wahlgang wurde Frank Vogel mit 55,8 % der Stimmen als Landrat des Erzgebirgskreises gewählt[36].
Von den 15.362 Stimmberechtigten für die Kreistagswahl gaben 5.705 (37,1 %) ihre Stimme ab. 212 Stimmen (3,7 %) waren ungültig. Aus der kreisangehörigen Stadt Aue im Wahlkreis Aue-Schwarzenberg liegt folgendes Wahlergebnis für den Kreistag vor[37]:
Partei | Stimmen absolut | Stimmenanteil in Prozent |
---|---|---|
CDU | 5.817 | 37,2 |
Die Linke. | 3.718 | 23,7 |
FWE | 1.735 | 11,1 |
FDP | 1.527 | 9,8 |
SPD | 1.266 | 8,1 |
NPD | 846 | 5,4 |
Grüne | 532 | 3,4 |
DSU | 201 | 1,3 |
Gesamt | 15.642 | 100,00 |
Städtepartnerschaften
Zu DDR-Zeiten bestanden Partnerschaften mit der italienischen Stadt Genua, mit der 1963 ein gemeinsames Freundschaftskomitee gegründet und Delegationen ausgetauscht wurden, und seit 1983 mit der bulgarischen Stadt Panagjurischte im Bezirk Pasardshik, nach der bis 1990 die Bockauer Straße benannt war.[38] Die beiden Partnerschaftsverträge wurden nach dem Ende der DDR nicht verlängert.
Die Partnerschaft mit der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen geht auf bereits in den 1950er Jahren geknüpfte Verbindungen zwischen den damaligen Sportorganisationen „BSG Aufbau Aue-Bernsbach“ und „SV Jahn 09“ aus Solingen zurück. Am 26. April 1990 wurde auf kommunaler Ebene ein Vertrag abgeschlossen, mit dem freundschaftliche Beziehungen und die Zusammenarbeit auf allen Ebenen des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens gefördert werden sollen. Besonders erwähnenswert ist die umfassende und schnelle Hilfe der Partnerstadt nach dem Hochwasser im Jahr 2002, als eine Spende in Höhe von 300.000 Euro bereitgestellt und Unterstützung auch auf privater Ebene geleistet wurde.[39]
Seit dem 30. November 2003 besteht eine Partnerschaft mit der tschechischen Stadt Kadan, mit der eine vielfältige Zusammenarbeit auf kommunaler und betrieblicher Ebene und in den Bereichen Tourismus, Kultur, Sport und Bildung angestrebt wird. [34]
Wappen
Das Auer Wappen geht auf eine erste bekannte Version aus dem Jahr 1629 zurüc, das eine einfache Holzbrücke mit Geländer über angedeutetem Wasser darstellt.[40] Mit dem Beschluss Nr. 478 des Auer Stadtrats vom 24. März 2004 wird das seit 1895 gebräuchliche Wappen wiefolgt blasoniert: „In blau auf gewellter silberner Wasserfläche in Form eines Wellenschildfußes übereinander zwei goldene Holzbrücken mit je zwei roten Fähnchen auf dem Geländer.“ Damit werden die beiden hölzernen Brücken über die Mulde („Sandbrücke“) und das Schwarzwasser („Zellbrücke“) symbolisiert. Diese waren seit Anfang des 16. Jahrhunderts neben Furten die einzigen Verkehrsverbindungen über die Flüsse und vor allem für den Bergbau und das Hüttenwesen bedeutsam.
Wirtschaft und Industrie
Bergbau und Metallverarbeitung
Die in Aue und den umgebene Anhöhen vorhandenen Vorkommen von Granit, Phyllit, Schiefer, Andalusitglimmerfels, Rotgneis, Bleierzformationen, Wismut-Kobalt-Nickel-Silber-Formationen und Skarn mit dem Bestandteil Zinn bildeten die Basis für ein umfassendes Montanwesen in der Stadt. Zu den wichtigsten Bergwerken zählten die „Auer Hoffnung“, die „Bergfreiheit“, der „Irrgang“, die „Glücksburg“, der „Glück mit Freuden Stollen“, der „Margaretha Stollen“ und die „Morgenstern Fundgrube“. Bergarbeiter, die im 17. Jahrhundert nach Aue kamen, um in den mehr als 250 Grubenfeldern zu arbeiten, errichteten sich am Fuß des Heidelsbergs die neue Siedlung „Bergfreiheit“.
Zwischen 1556 und 1559 legte man einen Floßgraben an, der bis heute als technisches Denkmal erhalten ist. Mit Hilfe des Grabens wurden Baumstämme, die an den Berghängen gefällt und besonders für den Silberbergbau und die Schmelzhütten benötigt wurden, kostengünstig transportiert und das Brauchwasser in die Bergwerke geleitet. Das Wasser diente auch zum Antrieb von Mühlen. Der Graben beginnt an der Mulde bei Bockau, umgibt Aue auf 15,3 km Länge am Hang und endet bei Oberschlema. Um die Fließgeschwindigkeit des Wassers gleichmäßig und gering zu halten, wurden Taleinschnitte an einigen Stellen durch künstliche Rinnen überbrückt, die sich auch zum Fluten des Grabens verwenden ließen. Der Floßgraben war bis 1951 im Besitz der Stadt Schneeberg.
Poch- und Hammerwerke, Mühlen
Zur groben Zerkleinerung des aus den Gruben geförderten Erzes wurden seit dem 14. Jahrhundert Pochwerke errichtet. Ende des 17. Jahrhunderts gab es auf Auer Fluren zehn solcher Brechanlagen. Zum Antreiben der Maschinen wurde die Wasserkraft der Flüsse genutzt. Für die anschließende Metallgewinnung betrieb man Hammerwerke, in denen das Metall durch Erhitzen herausgelöst und als Halbzeug hergestellt wurde. Die dafür benötigte Holzkohle stellten Köhler in der Umgebung der Bergwerke her.[41] Mitte des 19. Jahrhunderts stellte der „Auer Hammer“ seine Tätigkeit ein.
Auch die Mühlen wurden bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts häufig mit Wasserkraft betrieben. Im Zentrum von Aue existierten fünf Mühlen, im ehemaligen Dorf Zelle zwei und in Niederpfannenstiel eine weitere. Im heutigen Stadtbild finden sich keine Mühlen mehr. Nur die Bezeichnungen Mühlstraße und Mühlengasse erinnern noch an sie.
Gießereien und Metallverarbeitung
Zinnabbau und -schmelzung in Aue begannen nach der Entdeckung ergiebiger Zinnerzgänge 1661 am Heidelsberg. An eine Zinnschmelzhütte, die auch zum Silberschmelzen verwendet werden konnte, erinnert der Straßenname „Zinnstraße“ im Ortsteil Auerhammer. Eine nahe gelegene Gaststätte trug bis Mitte der 1990er Jahre den Namen „Schmelzhütte“. Neben- oder Abfallprodukte der Metallschmelzen wie Rauschgelb und Vitriol wurden in Auer Betrieben weiterverwendet.
Nach der Erfindung des Argentan aus einer Kupfer-Zink-Nickel-Legierung entstand ein Argentanwalzwerk, dessen Erzeugnisse zu Besteck und anderen Waren verarbeitet wurden.
Das aus den Eisenerzen gewonnene Roheisen wurde in den Auer Hammerwerken vor allem zu Blechen weiterverarbeitet werden. Das erzgebirgische Weißblech wurde zu einem wichtigen Wirtschaftsgut. Die Hersteller der Bleche schlossen sich zur „Erzgebirgischen Blechkompanie“ zusammen, um noch erfolgreicher verkaufen zu können.
Besteck- und Tafelgeschirrherstellung
Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich in Aue aus den früheren Hausmanufakturen, in denen in Heimarbeit Löffel und einfaches Essgeschirr hergestellt wurden, drei Betriebe, die Essbestecke und Tafelgeschirr, vor allem aus dem neuen Material Argentan, industriemäßig produzierten. Die Sächsische Metallwarenfabrik August Wellner Söhne AG wurde zu einem bedeutenden deutschen und internationalen Lieferant und produziert heute als Wellner/ABS GmbH in Schneeberg.
Blaufarbe, Kaolin und andere Nebenprodukte des Bergbaus
Die aus den Erzen gewonnenen Metalle Kobalt, Wismut und Nickel wurden als Rohstoffe für verschiedene Erzeugnisse verwendet. Mit feinkörnigem Kobalt wurden dauerhafte Farben für Keramik- und später Porzellanerzeugnisse hergestellt. Es wurde außerdem zur Herstellung von Delfter Kacheln und Venezianischen Gläsern und das Färben von Garnen verwendet. Der Unternehmer Veit Hans Schnorr gründete 1635 das Blaufarbenwerk Niederpfannenstiel, in dem vor allem Kobalt und Wismut in großen Schmelzöfen gewonnen und zu Farben weiterverarbeitet wurde. Auch Nickel und Wismut wurden in Reinform erzeugt und in alle Welt verkauft. - Das ehemalige Blaufarbenwerk, das durch Mischung grüne, gelbe, rötliche und brauen Metallfarben herstellen konnte, wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte zu einer Nickelproduktionsstätte. Diese „Nickelhütte“ stellt noch heute Reinstnickel, Kupfer und Germanium her.
1698 wurde im Südosten von Aue Kaolin gefunden, das zunächst als unerwünschte Verunreinigung des Eisenerzes betrachtet wurde. Nach gezieltem Abbau dieser „weißen Erde“ und der Belieferung von Metallschmelzhütten, die damit feuerfeste Ofenziegel herstellten, erwies sich das Kaolin als wichtiger Rohstoff für die Porzellanherstellung. Gemäß einer Anordnung des sächsischen Kurfürsten August der Starke war die „Schnorrsche Tonerde“ (benannt nach dem Besitzer der Grube Veit Hans Schnorr dem Jüngeren) ab 1711 an die Manufaktur in Meißen zu liefern, die bis zum 12. November 1855 ausschließlich mit Kaolin aus der „Weißerdenzeche St. Andreas“ Meißner Porzellan erzeugte.
Uranbergbau
Zunächst ließen deutsche Wissenschaftler, die in der Zeit des Nationalsozialismus an der Entwicklung einer eigenen Atombombe arbeiteten, Uranerze in der Gegend um Aue abbauen. Für die Entwicklung von Atomben nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Uranvorkommen im Erzgebirge auch für Sowjetunion interessant, da dort noch keine eigenen Vorkommen erschlossen waren und man auf die Lieferung spaltbarer Ausgangsmaterialien wie Uranoxid aus dem Ausland angewiesen war. [42] (siehe auch: Abschnitt: Uran für die Sowjetunion).
Maschinenbau
Aue wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Zentrum des Maschinenbaus, was vor allem auf den Erfindergeist und die Tatkraft von Ernst Geßner und Erdmann Kircheis zurückzuführenist. Geßner entwickelte eine Methode, um glatte Stoffe industriell flauschig aufzurauen. Er baute 1853 die erste Doppelraumaschine („Universal-Kratzenrauhmschine“), die zur Veredlung der in den ortsansässigen Baumwollfabriken hergestellten Stoffe diente. Die Baumwolle ließen sich die Unternehmer aus Übersee über den Hamburger Hafen anliefern. Die Maschine wurde bald in großen Stückzahlen produziert und international vertrieben.
Kircheis erfand Werkzeuge und Maschinen zur Blechbearbeitung, die die Grundlage für den Ausbau dieses Industriezweiges bildeten. Das von Kircheis gegründete Unternehmen wurde innerhalb von 30 Jahren zum größten Hersteller von Maschinen, Werkzeugen, Schnitten und Stanzen in ganz Deutschland. Anfang des 20. Jahrhunderts waren in Aue sechs Maschinenbaufabriken entstanden.[43]
Textilien
Mehrere auch heute noch gut erkennbare Industriebauten entstanden vor allem entlang der Flussläufe im Zusammenhang mit der Entwicklung der Textiltechnik. Die Textilmaschinenfabrik von Ernst Geßner nahm Mitte des 19. Jahrhunderts ihre Produktion auf und etablierte sich mit ihren modernen Technologien bald europaweit. Weitere Auer Textilunternehmen waren die Baumwollspinnerei Gebrüder Lauckner, die mechanische Weberei Auerhammer und die Baumwollweberei Alwin Bauer.
Das Klöppelhandwerk, das im 16. Jahrhundert durch Zugewanderte in das Erzgebirge kam, entwickelte sich in Hausmanufakturen und Heimatstuben. Die Klöppelspitzen fanden im Laufe der Jahrhunderte immer mehr interessierte Abnehmer in ganz Europa. In einer speziellen Klöppelschule in Schneeberg wurden Lehrerinnen ausgebildet und Klöppelvorlagen entworfen. Das Klöppeln wird in heutiger Zeit als Volkskunst in kleinen Manufakturen oder Klöppelstuben betrieben. Einige Schulen im Erzgebirge, etwa die Schule für geistig Behinderte auf dem Brünlasberg[44] vermitteln das Handwerk heute als Unterrichtsfach.
Holzindustrie
Im Zusammenhang mit der bergbaulichen Entwicklung mussten vor allem Stützmaterialien für die Gruben hergestellt werden, wodurch einige Mühlen zu Sägewerken umfunktioniert wurden. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden folgende größere Holzfabriken: Stuhlfabrik, Dampfsägewerk und Holzhandlung Christian Becher (1875 gegründet), Stuhlfabrik und Dampfsägewerk Ernst Wellner (1875), Spezialfabrik für Sägegatter und Holzbearbeitungsmaschinen Carl Hoffmann (1878), Holzwarenfabrik mit Dampfbetrieb August Knorr (1881), Stuhl- und Möbelfabrik Wilhelm Seitz (1903).
Außerdem wurden in Aue wie in anderen Erzgebirgsorten auch Schnitzarbeiten hergestellt. Diese wurden zunächst von den Bergleuten als Feierabendbeschäftigung gefertigt und im Verwandten- und Freundeskreis verschenkt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand daraus ein eigener Gewerbezweig.[45]
Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungswesen
Kaufhäuser
Das Kaufhaus Schocken am Altmarkt in der Schwarzenberger Straße ist mit ornamentalem Gebäudeschmuck versehen und war ab 1909 Kaufhaus der gleichnamigen jüdischen Familie. Weitere bedeutende Handelshäuser aus dem 20. Jahrhundert waren das Kaufhaus Weichhold, das Kaufhaus Otto Leistner, Wäschereiartikel Bauer (alle in der Bahnhofstraße) und das Confektionskaufhaus Leon Berg am Altmark).
Zwischen 1950 und 1990 wurden alle Kaufhäuser von staatlichen Einrichtungen wie Konsum, HO oder Wismut betrieben. Nach der Wende erhielten die Erben der ehemaligen Besitzer die Gebäude zurück und vergaben sie meist zu einer anderweitigen Nutzung. Im ehemaligen Kaufhaus Schocken befindet sich heute eine Bank.
Historische Gaststätten, Kaffeehäuser und Hotels
1663 gründete der Kaufmann David Rehm im Stadtzentrum von Aue ein Gast- und Logierhaus, das nach seinem Besitzer „David Rehms Gasthof“ benannt wurde. Die Gewinne aus seiner Zinngrube verwendete er zum barocken Ausbau der oberen Gaststube, die wegen ihres Schmuckes oder wegen der Ausbaukosten „Tausendgüldenstube“ genannt wurde und heute dem Restaurant des Hotels seinen Namen gibt. Das Gasthaus wechselte mehrfach den Besitzer und wurde nach Bränden immer wieder um- und ausgebaut. Das Gebäude hieß ab 1715 „Gasthof zum güldenen Stern“.
Nachdem ein weiterer Brand den alten Gasthof 1859 total vernichtet hatte, wurde er durch die neuen Besitzer als Fischerscher Gasthof auf den früheren Grundmauern im neoklassizistischen Stil wieder aufgebaut und erhielt Ende des 19. Jahrhunderts den Namen Blauer Engel. Zwischen 1950 und 1990 wurde das Hotel mehrfach renoviert. Bei einer dieser Renovierungsarbeiten erhielt die Fassade blauen Putz. Der Außenstuck wurde beseitigt. Nach 1990 wurde das Haus reprivatisiert und bis 1995 umfassend saniert. Ein Mittelturmaufsatz und Stuckzierat brachten etwas von der historischen Gestalt des Gebäudes zurück. Innen wurden die Räume einem höheren Gästekomfort angepasst.
Am Ende des Stadtgartens vor dem Kulturhaus befindet sich das 1969 eröffnete Restaurant „Hutzen Haisel“ (siehe auch: Hutzenstube). Hier schließt sich der Eingang eines Erzstollens an, aus dem unter dem Namen „St.-Urban-Stollen“ bereits eine Gaststätte hergerichtet worden war.[17] Diese stand nach 1990 einige Jahre leer, wurde 2006 rekonstruiert wieder eröffnet und bietet vor allem einheimische Speisen an.
Die Gaststätte „Edelhof“ im Ortsteil Alberoda (siehe dort) geht auf ein ehemaliges Rittergut zurück.
Aufgrund des zunehmenden Eisenbahnverkehrs und der damit verbundenen Reisetätigkeit entstanden in Aue um die Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts neue Hotels und Gaststätten. 1897/98 wurden 14.500 Übernachtungen in der Stadt gezählt. Vor allem in Bahnhofsnähe wurden große Gebäude wie der „Erzgebirgische Hof“ errichtet. Auch in anderen Straßen wie der Goethestraße und entlang des Postplatzes befinden sich schön gestaltete Gebäude, von denen zum Beginn des 20. Jahrhunderts einige als Tanzcafés oder Kaffeehäuser mit großen repräsentativen Räumen gebaut worden sind. Später wurden aus den Gebäuden Verkaufseinrichtungen, Wohnhäuser oder, wie der Erzgebirgische Hof, Betriebsgebäude der Bahn. [46]
Übersicht der industriellen Entwicklung ab 1890
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Von bis 1890 und 1925 erhöhte sich die Anzahl der Betriebe in Aue um das Dreizehnfache. Die Zahl der Beschäftigten wuchs um mehr als 600 %[47]. In einer stadtamtlichen Statistik des Jahres 2006 werden in Aue 230 Gewerbebetriebe und 45 Produktionsbetriebe genannt. Die große Wirtschaftskraft der 1920er Jahre ist bis dahin nicht wieder erreicht worden.
Industrieller Neuanfang und Uranbergbau nach dem Zweiten Weltkrieg
Der industrielle Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch mehrere Faktoren erschwert. Wichtige Produktionsanlagen wurden als Reparationsleistung demontiert und in die Sowjetunion transportiert, es fehlten Facharbeiter und Ingenieure. Durch die Enteignungen von Großbetrieben konnte kaum eine geordnete Produktion erfolgen. Grundmaterialien waren Mangelware. Erst langsam konnten alte Betriebe an ihre Traditionen anknüpfen. Allmählich wurden neue Fabriken, Produktionshallen und Verwaltungsgebäude errichtet, die mit modernen Erzeugnissen für die Wiederbelebung Aues als Industriestandort sorgten.
Nach vollem Ausbau bis 1983 produzierten in den Halbzeugwerken Auerhammer 1.700 Beschäftigte Buntmetalle, Walzwerkserzeugnisse und einige Sonderwerkstoffe für Medizintechnik, Elektrotechnik/Elektronik und den wissenschaftlichen Gerätebau). Das Auer Besteck- und Silberwaren-Werk (ABS, vor der Enteignung Wellner beschäftige um 1970 900 Menschen. Gemeinsam mit dem Auer Werkzeugbau und dem Blechbearbeitungsmaschinenwerk (Blema) stellten diese Unternehmen den Großteil der Arbeitsplätze in der Stadt.
Zwei Webereibetriebe sorgten für ein langsames Wachstum dieses Industriezweigs. Der renommierte Produktionsbetrieb von Bett- und Tafelwäsche Curt Bauer blieb als KG weiter bestehen erweiterte seine Produktion.[48] Die Textilmaschinenfabrik Geßner wurde als VEB Textima (Textilmaschinenbau) weiter betrieben. 1990 wurde der Auer Betriebsteil des Unternehmens von der Firma Herbert Kannegiesser GmbH aus Vlotho übernommen und der Produktionsstandort in das Gewerbegebiet Gerichtsberg (Joseph-Haydn-Strasse in Schlema) verlegt. In den denkmalgeschützten früheren Produktionshallen wurde nach umfangreichen Rekonstruktionen ein Einkaufszentrum eingerichtet.
Der Erzbergbau auf Silber und Zinn wurde vom Uranbergbau ab 1946 vollständig verdrängt. Das besetzte deutsche Gebiet wurde für die Sowjetunion zu einem wichtigen Lieferanten von spaltbarem Material zut Herstellung von Atomwaffen. In der Umgebung von Aue wurden große Lagerstätten des Ausgangsmaterials Uranerz erkundet und zum Abbau festgelegt. Das 1948 etablierte „Objekt 09“ in Aue war zunächst Verwaltungszentrum der neu gegründeten Sowjetischen Aktiengesellschaft Wismut, aus dem 1968 der „Bergbaubetrieb Aue“ hervorging. Direkt im Stadtgebiet erschlossen die Fachleute am Felsen des Pfannenstiels und am Zeller Berg ab 1950 einige Schürfschächte. Nach der Anwerbung von Freiwilligen aus ganz Deutschland für die verschiedenen Fundstellen im Westerzgebirge begann der Abbau der uranhaltigen Erze in großen Mengen. Er beeinflusste das Leben und die Entwicklung der Stadt und der Nachbarorte über viele Jahre. 1968 waren in den durch den Uranbergbau entstandenen Betrieben in Aue 12.000 Menschen beschäftigt.
Während die uranhaltigen Anteile auf Eisenbahnwaggons verladen und zu Aufbereitungsanlagen in Russland gebracht wurden, transportierte man das taube Gestein mit Förderbändern oder Spezialkippern direkt neben den Schacht oder in die nähere Umgebung. Am Pfannenstiel verschwand unter den Erzbrocken ein Tal mit einem 1921 gebauten Freibad. Nach dem Ende des Uranerzbergbaus 1991 begann die neu gegründete „Wismut-Entwicklungsgesellschaft“, die später in die „Wismut GmbH“ umgewandelt wurde, mit der Sanierung und der Umsetzung von Halden und der Beseitigung von Spätfolgen der Anlage von Schächten. Anfang des Jahres 2008 begannen etwa Sanierungsarbeiten an der Halde 296 in Alberoda und Verwahrarbeiten am Schacht 315 am Zeller Berg, der 1950 für den Uranerzbergbau abgeteuft worden war und zur Zeit etwa sieben Meter tief eingebrochen ist.[49]
Das Forschungsprojekt "Regionales Seismologisches Monitoring im Raum Aue-Zwickau", eine Kooperation des Instituts für Geophysik und Geologie an der Universität Leipzig und der Bergakademie Freiberg in Zusammenarbeit mit der Wismut GmbH, befasst sich derzeit schwerpunktmäßig mit Erfassung und Auswertung von seismischen Ereignissen, die durch die Flutung des ehemaligen Bergbaureviers Aue-Alberoda hervorgerufen werden.[50][51]
→ siehe auch: SDAG Wismut
Ansässige Unternehmen
Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden viele große Betriebe der Stadt aufgelöst oder verkauft, darunter die „Auer Besteck- und Silberwarenfabrik“, die Betriebe der „SDAG Wismut“, Blechbearbeitungsfabriken, Wäschereien und Gießereien. Andere Betriebe wie die Nickelhütte, die Halbzeugwerke, die Maschinenfabrik Erdmann Kircheis und die Damastweberei Aue wurden privatisiert oder reprivatisiert und durch Rationalisierung und Modernisierung der Anlagen zu marktfähigen Unternehmen ausgebaut. Sie sorgen für Arbeitsplätze und unterstützen die Wirtschaftsleistung der Stadt.
Für seine wirtschaftlich erfolgreiche Tätigkeit wurde der Geschäftsführer der Nickelhütte Peter Koch 2005 mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Aue ausgezeichnet. Die „Gebrüder Leonhardt GmbH & Co KG Blema Kircheis“ (Verpackungsmaschinen)[52], die Firma „Xetma Gematex GmbH“ mit ihrer neuen Produktionsstätte in Alberoda (Textilveredlungsmaschinen)[53], die „AWEBA Werkzeugbau GmbH Aue“ (Zulieferer der Automobilindustrie) und die „Auerhammer Metallwerk GmbH“ (1990 vorübergehende Stilllegung, dann Neubeginn mit Flachwalzprodukten, Nickelerzeugnissen)[54] führen die Traditionen des Auer Maschinenbaus fort.
Die Auer Textilindustrie etablierte sich nach der Reprivatisierung der Firma Curt Bauer unter den deutschen Herstellern hochwertiger Tisch- und Bettwäsche.[55]
Nach der Aufgabe sämtlicher Bergbaubetriebe wurden und werden die von ihnen verursachten Schadstoffbelastungen in der Luft, im Boden und im Wasser beseitigt. Für die Sanierung der Halden des Uranbergbaus wurden von der sächsische Landesregierung größere Fördermittel bereitgestellt. Betriebe, die nicht mehr produzieren, hinterließen ihre Fabrikgebäude, die abgerissen (vor allem an den Ufern der Flüsse) oder zu anderen Zwecken umgebaut wurden. Nach ihrer Schließung wurde etwa die große Produktionshalle der Textima-Fabrik mit einem charakteristischen, etwa 25 Meter hohen Türmchen mit Mansarddarch im Zentrum der Altstadt entkernt, denkmalgerecht saniert und zu einem stark frequentierten Einkaufszentrum („Simmel“) ausgebaut. Der frühere Trockenturm wurde um zwei Stockwerke verringert, restauriert und dient heute als Büro- und Geschäftshaus. Andere Fabrikgebäude stehen brach oder werden nur teilweise genutz.
Im Jahr 2008 waren in Aue 13 größere Industriebetriebe, etwa 380 Einrichtungen des Dienstleistungssektors und Handwerks, 64 Arztpraxen, etwa 60 Handelseinrichtungen (Einzelhandel, Handelsketten, Autohäuser) ansässig. Das amtliche "Stadtportal" nennt per 31. Dezember 2007: 45 Betriebsstätten, 389 Handwerksbetriebe und 230 Gewerbetreibende sowie eine Klinik, 64 Arztpraxen und 33 Apotheken und Therapieeinrichtungen.[56]
Infrastruktur
Energieversorgung
Antriebe und Wärme
Zum Antrieb von Maschinen wurde zunächst die Wasserkraft der zahlreichen Flüsse und Bäche und eine Rückstauanlage benutzt. Nach der Erfindung der Dampfmaschine wurde diese Technik in neu entstandenen Auer Betrieben eingesetzt und auch selbst produziert.
Bei der Verarbeitung von Erzen war neben dem Antrieb von Maschinen die Erzeugung von Hitze nötig, wofür über mehrere Jahrhunderte Holz und Kohle in Öfen verbrannt wurde. Im 19. und 20. Jahrhundert errichtete man neben den bedeutenden Auer Betrieben eigene Heizkraftwerke, die mit Kohle Heißdampf erzeugten. Zur Ableitung der entstehenden Gase aus dem Talkessel dienten hohe Schornsteine, die das Stadtbild prägten.
1955 wurde für die Wärmeversorgung des Neubauviertels auf dem Zeller Berg ein Heizölkraftwerk in Betrieb genommen.
Als es in den 1970er und 1980er Jahren Schwierigkeiten bei der Bereitstellung von Öl aus Importen gab, mussten viele Kraftwerke auf den Einsatz einheimischer Rohbraunkohle umgestellt werden. Zusätzlich wurde 1985 an der Straße nach Schwarzenberg ein Heizkraftwerk mit eigener Eisenbahnanbindung gebaut.
Elektrizität und Gas
1903 wurde in Aue eine Elektrizitätsstation des Stromnetzes der „Zwickau-Oelsnitzer Elektricitäts-Actien-Gesellschaft“ in Betrieb genommen, die 1918 in den Besitz der Stadt überging.[57] [17] Wichtige Gebäude der Stadtverwaltung und der großen Fabrikanlagen wurden an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. 1924/25 erhielt die Stadt ein größeres Elektrizitätswerk am Pfannenstiel, das man nach seiner Lage an einer Flussschleife auch „Elektrizitätswerk an der Hakenkrümme“ nannte.[58] Dadurch konnten nun fast alle Betriebe auf elektrische Antriebe umrüsten. Erste Häuser der Stadt erhielten eine elektrische Beleuchtung. Für die zahlreichen Arbeiterquartiere wurde zu Beleuchtungs- und Kochzwecken noch viele Jahre Stadtgas genutzt.
Mit der Entstehung der zahlreichen Industriebetriebe wurde 1890 ein Gaswerk in der Stadt in Betrieb genommen, in dem aus Kohle Stadtgas erzeugt wurde. Diese Gasanstalt befand sich am Fuß des Eichert und besaß direkten Eisenbahnanschluss. Das Gas diente zur Beleuchtung der Straßen mit 186 Gaslaternen und der Wohngebäude sowie zum Betreiben der Heizwerke in den Fabriken.[34] 1991 wurde vom bis dahin benutzten Stadtgas auf Erdgas umgestellt.[17]
Wasser und Abwasser
Bis zum Bau einer Trinkwasserleitung 1887 lieferten die zahlreichen Bäche und Flüsse und ausgepumptes Grubenwasser Trinkwasser für die Stadt. 1887 hatte die Stadt ein eigenes Wasserwerk fertigstellen lassen.[59] Nach einem schweren Hochwasser im Westerzgebirge wurde 1897 erstmals der Bau einer Talsperre als Hochwasserschutz im Deutschen Reichstag beraten. Der von August Bebel geforderte Bau wurde jedoch abgelehnt. Auch spätere Projekte und Untersuchungen zur Anlage eines Rückhaltebeckens waren nicht erfolgreich, obwohl inzwischen durch das starke Bevölkerungswachstum auch Trinkwassernot herrschte. Aus einem Quellgebiet der Gemeinde Lenkersdorf wurde bis 1905 eine etwa 10 km lange Wasserleitung nach Aue verlegt, die einen Teil der Trinkwasserversorgung übernahm.[17]
Als sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Situation durch den hohen Wasserbedarf des Uranbergbaus verschärfte, beschloss der Sächsische Landtag 1949 den Bau einer Talsperre bei Eibenstock, deren Grundstein im Jahr darauf gelegt wurde. Zur Unterstützung der staatlichen Baumaßnahmen wurden unter dem Motto „Wasser für Aue“ die Werktätigen des Landes aufgerufen, Spenden oder freiwillige Arbeitsleistungen zu erbringen. Die FDJ unterstützte in Form eines Jugendobjektes einzelne Aufgaben des Baus. Im Dezember 1951 begann die Wasserversorgung der Städte Aue, Schneeberg, Zschorlau, Bockau und Lauter durch die Talsperre. Das so entstandene Trinkwasserfernleitungsnetz, das als „Auer Ring“ bezeichnet wird, hat eine Gesamtlänge von ca. 22 km.[60]
Das Abwasser der Stadt wurde jahrhundertelang in die Flüsse abgeleitet, was besonders durch die stetig wachsende Anzahl Betriebe und deren großen Brauchwassermengen zu einer starken Verschmutzung führte. Sicker- oder Kläranlagen wurden erst im 20. Jahrhundert dezentral errichtet. Die Lage der Stadt Aue im Talkessel war dabei problematisch. Erst als leistungsstarke Pumpstationen mit Elektroantrieb zur Verfügung standen, wurde ein größeres Klärwerk am Stadtrand in Betrieb genommen.
Verkehr
Straßenverkehr
Aue ist über drei Bundesstraßen, drei Staatsstraßen und zwei Kreisstraßen an das Straßennetz angeschlossen. Die aus Richtung Annaberg-Buchholz in die Stadt führende B 101 mündet im Stadtzentrum in die B 169, die Aue in nordorst-westlicher Richtung quert. Das Zusammentreffen der beiden Hauptverkehrswege führt zu einer erheblichen verkehrlichen Belastung der Innenstadt. Die 283 führt aus dem oberen Vogtland durch den Südwesten der Stadt und mündet am Neumarkt in die B 101.
Zur langfristigen Verbesserung der problematischen Verkehrslage sieht der im Jahr 2003 aufgestellte Bundesverkehrswegeplan eine vordringliche „Verlegung der B 101 in Aue“ (Ortskernentlastung) vor. Die Verbindung der Schwarzenberger Straße mit der Lößnitzer Straße am Fuß des Zeller Berges mit Überquerung der Bahntrasse und der Rudolf-Breitscheid-Straße ist als Brückenbauwerk vorgesehen. Die Anbindung der B 283 soll durch Umnutzung der stillgelegten Bahntrasse nach Blauental in Höhe des Berufschulzentrums Erdmann-Kircheis erfolgen. Diese Vorschläge sind derzeit im Abwägungsprozess, um sowohl städtebaulich als auch verkehrsorganisatorisch das Optimum zu erreichen. Realisierungstermine sind noch nicht festgelegt.[5]
Die Staatsstraße 222 beginnt an der Dr.-Otto-Nuschke-Straße und verbindet die Stadt in ostnordöstlicher Richtung mit Wolkenstein. Die S 255 durchquert den Nordosten der Stadt und führt in Richtung Norden zur Anschlussstelle Hartenstein der Autobahn 72.
Die Errichtung der neuen Produktionsbetriebe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die Inbetriebnahme der beiden ersten Eisenbahnstrecken führten zu einem regen Zuzug von Arbeitern, Ingenieuren und Kaufleuten. Die immer zahlreicher werdenden Fuhrwerke zur Belieferung der Fabriken, einsetzender Omnibusverkehr und die Inbetriebnahme von Kraftdroschken erforderten einen schnellen Ausbau der innerstädtischen und Fernverkehrsstraßen sowie die Erneuerung der vorhandenen und den Bau neuer Brücken. Von 1888 (Bau der Wettinerbrücke) bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs wurden u. a. die Schillerbrücke (1914) und die Schulbrücke (1914) fertiggestellt. Neue Verbindungsstraßen zu den benachbarten Ortschaften und eingemeindeten Dörfern wie die Zschorlauer Straße (1889), die Bockauer Talstraße (1910), die Straße nach Niederschlema (1923-1926) und die Straße nach Oberpfannenstiel (1931) wurden angelegt. 1928 beschloss die Stadtverwaltung eine erste „Polizeiverordnung“, in der Regeln für den Kraftfahrverkehr in der Stadt festgelegt waren. Den vorläufigen Höhepunkt der verkehrlichen Entwicklung in Aue bildete die Fertigstellung der Bahnhofsbrücke (Spannbetonbrücke) 1937, mit der der Verkehrsfluss über die Schillerbrücke stark verringert werden konnte.
Für die Uranerzgewinnung wurden ab 1950 bauliche Verstärkungen der Straßen zwischen den Schächten außerhalb des Stadtgebietes und dem Güterbahnhof und einige innerstädtische Ausbaumaßnahmen durchgeführt. In den folgenden Jahrzehnten wurden die vorhandenen Straßen nicht weiter ausgebaut, da das Straßennetz den Individual- und den Lieferverkehr ausreichend bewältigen konnte. Ab 1990/91 wurden größere Veränderungen nötig als die Zahl privater Fahrzeuge sprunghaft anstieg, der Eisenbahngüterverkehrs zurückging und der Einsatz von Lastkraftwagen verstärkt wurde.
Zahlreiche Buslinien, die mit Beginn der Motorisierung entstanden (1927 werden 100 Linien angegeben[61], 1973 werden 24 Omnibuslinien genannt[62]), verbinden noch heute die Stadt mit den Nachbargemeinden und anderen Ortschaften. Dazu hatte man beim Abriss einer Ziegelei im Ortsteil Auerhammer einen Teil der Fläche und ein verbliebenes Gebäude zu einem Omnibus-Depot umgebaut, das nach 1990 stillgelegt wurde. Heute (Stand: 2008) gibt es vier innerstädtische Busverbindungen und 25 Lininen in andere Ortschaften. Träger des gesamten Omnibusverkehrs ist der Mittelsächsische Verkehrsverbund.[63]
Eisenbahn
Aue ist als Eisenbahnstation an die Strecken der Erzgebirgsbahn angeschlossen.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Pferdekutschen das einzige Fernverkehrsmittel. Als im Mai 1858 die Eisenbahnstrecke Zwickau – Aue – Schwarzenberg in Betrieb genommen wurde, verbesserte sich die Verkehrslage. Mit der Einrichtung der Eisenbahnlinie Chemnitz – Aue – Adorf 1875 wurde die Stadt zu einem Verkehrsknoten, der die Ansiedlung von Industriebetrieben wie Metallwarenfabriken, Blechbearbeitungsmaschinenbau, Wäschefabriken usw. förderte. 1908 wurde zur Wartung der Waggons und Zugmaschinen der Eisenbahn hier an dem Knotenpunkt Aue ein Bahnbetriebswerk gegründet.
Besondere Bedeutung erlangte die Eisenbahn mit der Etablierung des Uranbergbaus in Aue und den Nachbarorten. 1950/51 wurden erst 1946 erfolgte Demontagen je eines zweiten Gleises der Strecken Aue - Johanngeorgenstadt und Aue - Schwarzenberg durch Neuverlegung rückgängig gemacht. Direkt auf dem Gelände des Auer Bahnhofs wurden gesonderte Güterzugein- und Ausfahrgleise verlegt, die einen kreuzungsfreien Verkehr der Güter- und Personenzüge aus und in Richtung Chemnitz ermöglichten. Das Bahnhofsgebäude erhielt größere Räumlichkeiten und die Technik des Bahnbetriebswerks wurde erweitert. Die Eisenbahn diente jetzt sowohl dem vermehrten Personentransport durch Zuzug oder Pendeln von Arbeitskräften für die Erzgewinnung als auch dem Abtransport der abgebauten Erze. Von den Bergwerken wurden die gebrochenen Erze mittels Lkw-Kippern zu den Güterbahnhöfen transportiert. Spezialisten ermittelten vor dem Umladen in Güterwaggons mithilfe von Geigerzählern die enthaltenen Uranmengen. Als Zugmaschinen dienten starke Dampflokomotiven, eine von der Sowjetunion geforderte Elektrifizierung konnte wegen Materialproblemen und ungeeigneter Streckenbauwerke nicht realisiert werden. - Mit dem Rückgang des Uranbergbaus in der Region bereits in den 1970er Jahren (verringerte Erzausbeute) aber vor allem mit der vollständigen Einstellung 1991 verlor der Gütertransport von und nach Aue vollständig seine Bedeutung. An dieser Entwicklung war der im Laufe der Jahre erfolgte Ausbau des Straßennetzes und der Verlagerung kleinerer Transporte auf Lastkraftwagen ebenfalls beteiligt. Der Personenverkehr ging immens zurück.
Ab den späten 1960er Jahren bis 1991 bestand eine durchgehende Eisenbahnverbindung zwischen Berlin und Johanngeorgenstadt mit D-Zügen. Der Bahnhof Aue wurde dazu um 1970 erweitert und das Bahnhofsgebäude ausgebaut.
Schließlich trafen nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten, als aus der Bundesbahn und der Reichsbahn der DDR die Deutsche Bahn AG entstand, der Sächsische Freistaat und die DB AG Vereinbarungen, die Sanierungen einiger Strecken und Bahnhöfe vorsahen, wegen verringerter Nutzung auch einen teilweisen Rückbau. Die Verträge wurden mit mehreren Millionen Mark langfristig realisiert, nicht benötigte Einrichtungen wie das Auer Bahnbetriebswerk wurden stillgelegt.[64] Es entstanden die „RegioNetze“, zu denen die Bahntochter Erzgebirgsbahn gehört. Der Bahnhof Aue konnte bis 2003 umfassend überholt werden, eine gute Anbindung an die bestehenden Omnibuslinien wurde hergestellt. Von hier gibt es nun schnelle Personenzugverbindungen nach Chemnitz (zweistündlich), Zwickau und Johanngeorgenstadt (im Ein-Stunden-Takt). - Um 2004 wurde die Bahnstrecke Aue - Blauenthal stillgelegt, ab 2006 begann die Beseitigung der Gleise. Die gesamte Geschichte der Eisenbahnstrecken, die durch Aue führten, wurde bis März 2008 zusammengetragen und in einer Ausstellung im Stadtmuseum gezeigt. In diesem Zusammenhang gab es einen öffentlichen Vortrag „Der Eisenbahnknotenpunkt Aue“. [65] [66] [67] [68] [49]
Medizinische Versorgung
Mit Doktor Mathesius praktizierte 1869 erstmalig ein Arzt für Allgemeinmedizin in Aue. Er führte seine Praxis als „Armen-, Polizei- und Impfarzt“ bis 1899.
Sanitätsrat Pilling baute 1893 für bessere Gesellschaftsschichten ein Sanatorium an der Schneeberger Straße. Die Pillingschen Kurangebote umfassten Wasser-, Dampf-, Moor- und galvanische Bäder, gymnastische Übungen zur Beweglichmachung versteifter Gelenke, Massagen sowie Diät- und Liegekuren. 1922 wurde das Sanatorium geschlossen. Ab 1924 dienten die Gebäude dem „Sächsischen Diakonissenhaus Zion“ aus Rathen als neues Domizil.[17] Das hierher verlegte Diakonissenhaus besteht als „Gemeinschafts-Diakonissenhaus“ noch immer an gleicher Stelle und konnte nach 1990 einen völligen Neubau realisieren. Die Mitglieder des Hauses leisten „Gäste- und Gemeindearbeit“. Seit einigen Jahren wird die christlich-soziale und pflegerische Tätigkeit auch durch Freiwillige und Zivildienstsleistende unterstützt.[69]
Die medizinische Situation für die Einwohner am Beginn des 20. Jahrhunderts war schlecht, die Stadtverwaltung hatte immer wieder Fremdgebäude umgewidmet und zur Unterbringung von Kranken und Verwundeten bestimmt. 1927 wurde auf Beschluss des Stadtrates mit der Projektierung eines eigenen Krankenhauses begonnen. Nach Entwürfen des Stadtbaurates Hasse, der auch die Bauausführung leitete, entstand auf dem Zeller Berg bis 1931 ein großes Krankenhaus, das 1934 und 1937 baulich erweitert werden musste. Das Krankenhaus erhielt 1954 einen großen Erweiterungsbau, die Klinik für Innere Medizin, und den Namen Ernst-Scheffler-Krankenhaus nach seinem bedeutendsten Förderer in diesen Jahren.[70] Fachärzte aus der Urologischen Klinik dieses Krankenhaus entwickelten um 1960 in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften der DDR und Medizintechnikern der Universität Rostock die erste DDR-eigene künstliche Niere „Aue I“ und brachten diese zum Einsatz.[71] Seit 1991 zunächst unter der Bezeichnung Klinikum Aue weiterbetrieben, ging das Krankenhaus 1998 in den Besitz der Helios-Kliniken über. Es fungiert nun als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Dresden, beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter und behandelt im Jahresdurchschnitt 55.000 Patienten. Durch Neubauten von Spezialeinrichtungen und laufende Modernisierungen ist die medizinische Betreuung des gesamten Landkreises langfristig gesichert. [72] Die Klinik erhielt 1996 einen Hubschrauberlandeplatz und neue Parkplätze wurden angelegt.[17]
Eine 1952 fertiggestellte Poliklinik verbesserte kurz nach Kriegsende die Betreuung von Kranken. Eine weitere Poliklinik und Fachkliniken wie die Frauen-, HNO-, Augen- und Kinderklinik an der Schneeberger Straße folgten.
Wohnbebauung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden für die vielen neuen Bewohner der Stadt zahlreiche preisgünstige Wohnungen in der Nähe der Fabriken errichtet. Diese Mietshäuser hatten häufig keinen Anschluss an die Kanalisation, dafür eigene Fallklosetts. Es fehlte außerdem elektrisches Licht (Aue nahm erst 1903 das erste Elektrizitätswerk in Betrieb). Für die Beleuchtung sorgten Gasanschlüsse.
Die Wohnbebauung am Wettinerplatz vom Anfang des 20. Jahrhunderts bildet ein erstes geschlossenes städtebauliches Ensemble. Auf dem „Eichert“, den die Stadt 1920 aus dem Lauterer Staatsforstrevier kaufte, wurden innerhalb von acht Jahren viele Ein- und Zweifamilienhäuser errichtet, die von etwa 1.800 Personen bewohnt wurden. Auch ein „Asylheim“ kam hinzu, das in der NS-Zeit zu einem „Feierabendheim“ umgestaltet wurde. Ab 1954 änderte sich die Nutzung, es entstand das „Pflegeheim Eichert“.[17] Um das Jahr 2000 wurde das Gebäude saniert und baulich erweitert, es dient weiterhin als Pflegeeinrichtung für Senioren.
Nachdem für die ersten Beschäftigten im Uranbergbau kurzfristig Notunterkünfte geschaffen und Privatquartiere angemietet werden mussten, begann in den 1950er Jahren eine rege Neubautätigkeit: am Zeller Berg wurden zwischen 1950 und 1959 insgesamt 1300 Wohneinheiten fertiggestellt, 1964 ließ die Stadt am unteren Hang des Eichert zunächst 4-geschossige Plattenbauten mit 370 Wohneinheiten, im Jahr 1981 dann sogar Elfgeschosser mit gutem Wohnkomfort bauen. Zahlreiche weitere Wohnhäuser entstanden später hinter dem Schlachthof, am Niederschlemaer Weg und an weiteren Stadtrandgebieten.[73]
Es existieren außerdem einige gut gepflegte Villen, wie die Gaedtvilla. 1995 baute die Stadt in der Bockauer Gasse Sozialwohnungen.[17]
Plätze und Straßen
Altmarkt
Herbst 2008
Der heutige Altmarkt gilt als erster Siedlungskern des Ortes, um den sich das Rathaus, die Pfarrkirche, eine Schule und einige niedrige Wohngebäude gruppierten. Mit dem Straßenausbau kamen stattlichere und höhere Gebäude hinzu. Der Marktplatz blieb weitgehend unbebaut.
Im 20. Jahrhundert wurde er mehrfach umgestaltet: 1969, anlässlich des Pfingsttreffens der FDJ richteten Landschaftsplaner eine Anlage mit Wasserspielen, Blumenbeeten, Büschen und Bänken her und ein backsteinernes Verkehrshäuschen wurde aufgestellt. 1973 wurde die elektrisch betriebene Pyramide auf dem Platz fest installiert und in Betrieb genommen.
Die letzte große Veränderung des Altmarktes erfolgte in den Jahren 2004 und 2005, in deren Folge das ehemalige Verkehrshäuschen abgerissen und die umliegenden Häuser saniert wurden.
Anton-Günther-Platz
Nach der Stilllegung einer Ziegelei richtete man auf einem Teil des Geländes einen Platz her, der den Nationalsozialisten als großer Aufmarschplatz dienen sollte. Im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme legten tausende Menschen innerhalb eines Jahres den später nach dem erzgebirgischen Liedermacher und Dichter benannten und 1937 eingeweihten Anton-Günther-Platz an, der gelegentlich bei Stadtfesten und großen Kulturveranstaltungen. genutzt wird.
Schillerplatz
Der Schillerplatz, auf dem durch Aufschüttung der früheren Gondelteiche des Stadtgartens bis 1990 eine Tankstelle ihre Dienste anbot, wurde 1991 durch geänderte Straßenführung zu einer kleinen Parkanlage umgestaltet.
Brücken
Nach den früheren zwei Holzbrücken erhielt Aue 1716 erste steinerne Brücken über die Gewässer, die im Laufe der Zeit mehrfach erweitert bzw. umgebaut wurden. Eisenbahnbrücken und weitere Straßenbrücken kamen hinzu. Heute existieren in Aue etwa 60 Brücken aller Größen. Davon verbinden 22 die Ufer der Zwickauer Mulde innerhalb des Stadtgebietes. Acht Brücken führen über das Schwarzwasser, 30 Brücken überqueren die kleinen Bachläufe (Alberodaer Bach, Lößnitzbach, Zschorlaubach, Lumpichbach und Floßgraben), acht Brücken dienen dem Eisenbahnverkehr.
Die nach Plänen des Stadtbaurates Hasse entworfene und am 5. Juni 1937 dem Verkehr unter dem Namen Adolf-Hitler-Brücke übergebene 360 m (gemessen an der längsten Fahrbahn) lange Bahnhofsbrücke aus Spannbeton führt über die Zwickauer Mulde und die Gleisanlagen am Bahnhof. Sie gilt als erste mehrfeldrige freitragende Betonbrücke in Deutschland, deren Bauweise 1934 patentiert wurde. Anlässlich der Eröffnung war im „Erzgebirgischen Volksfreund“ zu lesen:
„Sie soll ... die Verbindung zwischen der Lößnitzer und der Schneeberger Reichsstraße herstellen, den mächtigen Verkehr dieser beiden Straßen über die Bahnhofsanlagen in flüssiger Linie, vom Eisenbahnbetrieb unbehindert und ungestört, hinwegleiten und endlich die Beseitigung des für die heutige Entwicklung der Stadt ... untragbaren Übergangs [beschrankter Bahnübergang] an der Lößnitzer Straße ermöglichen.“
Ihre Stützpfeiler sind 7 Meter tief im Granitgestein verankert, ihre Hauptspannweite beträgt 69 m. Sie hat eine durchschnittliche Gesamtlänge von 303 m, eine Brückenfläche von 3.580 m² und besteht aus zehn Feldern.[74] Als Baukosten wurden 700.000 Reichsmark notiert. Für den Bau der Brücke verarbeitete man 650 Tonnen Stahl und 1.200 Tonnen Zement. Die Brückenpfeiler trugen zunächst den Reichsadler mit Hakenkreuz als Schmuck, der 1945 abgeschlagen wurde. 1977 verschönerte die Stadt die Pfeiler mit beleuchteten auf einer Ecke stehenden Milchglaswürfeln. Diese Brücke musste in den Jahren 1994/1995 komplett saniert werden. Die Pfeiler sind nun schmucklos. Die Bahnhofsbrücke steht unter Denkmalschutz.
Die frühere hölzerne Sandbrücke, heute Muldenbrücke, wird wegen des bekannten Geschäftes an ihrem Beginn im Volksmund auch Schieckbrücke genannt. Die ehemalige Zellbrücke heißt heute Schwarzwasserbrücke. Die 1914 erbaute Schillerbrücke trägt seit 1984 den Namen des deutschen Dichters und wurde im Jahr 2002 grundhaft erneuert. Die ebenfalls 1914 errichtete Schulbrücke verbindet den Postplatz mit der Bahnhofstraße. Die Wettinerbrücke hieß zwischen 1958 und 1991 „Ernst-Thälmann-Brücke“. Die Wasserbrücke überbrückt das Schwarzwasser und verbindet die Ortsteile Neustadt und Zelle. Sie wurde 1898 als Eisenkonstruktion errichtet und Ende der 1960er Jahre durch eine Betonbrücke ersetzt.[75] Über die 2004-2006 errichtete Lößnitztalbrücke[76] führt die Staatsstraße 255 zur Autobahn 72.
Kultur und Bildung
Kulturstätten
Frühzeitig zeigten die Einwohner Interesse an Musik und Theater. Zunächst wurde 1888 eine Stadtkapelle gegründet, die zwischen 1914 und 1919 aufgelöst, danach jedoch wieder gegründet wurde und als „Auer Orchestervereinigung“ regelmäßige erfolgreiche Auftritte absolvierte. Die Bildung der „Freien Volksbühne Aue“ im Jahre 1924 ermöglichte die Aufführung von Theaterstücken, Operetten und anderen Bühnenwerken. Als Spielorte dienten der „Blaue Engel“ und der Stadtgarten.[77] Nach 1945 wurde das Theaterspielen in Aue erst wieder aufgenommen, als das Kulturhaus fertiggestellt war.
Mitte der 1920er Jahre gab es in Aue zwei private Kinogebäude. In der Wettinerstraße 15 hatte sich ein Fabrikant ein mehrstöckiges Wohnhaus errichten lassen, auf dessen Hofseite 1903/04 ein „Gesellschaftssaal mit Varietébühne“ gebaut und „Café Carola Kinosalon“ genannt wurde. Hier gab es die ersten Filmvorführungen in der Stadt. 1914 entstand durch den Umbau einer Pakethalle in der Bahnhofstraße 17 ein weiteres Lichtspieltheater. Es wurde unter dem Namen „Apollo-Lichtspiele“ betrieben und verfügte über 634 Sitzplätze. 1932 erwarb der aus Oelsnitz stammende Max Adler, ein erfolgreicher Kinobesitzer[78], beide Kinos und ließ das in der Bahnhofstraße zum größten, modernsten und führenden Tonfilmtheater des oberen Erzgebirges mit täglicher Spielzeit ausbauen. Das Kinogebäude hieß „Adler-Lichtspiele“, nach der Enteignung wurde es ab 1946 das „Kino Glückauf“. 1965 wurde die Einrichtung als Kino geschlossen und zu einer Turnhalle umgebaut.[17] Max Adler, der inzwischen die frühere Gantenberg-Villa am Ernst-Geßner-Platz (heute „Bürgerhaus Aue“ am Postplatz) gekauft hatte, beantragte aufgrund des starken Interesses bei der Reichsfilmkammer in Berlin einen Kinoneubau, der auf dem Gartengelände seines Anwesens an der Mulde entstehen sollte. Dem Antrag wurde mit der Auflage, dass der Bau innerhalb von sechs Monaten fertigzustellen sei, stattgegeben. Der zweigeschossige Bau, der Platz für 1047 Besucher bot, wurde ab dem 15. Dezember 1938 bespielt. Er wurde auch zu Theateraufführungen, Vorträgen und Kongressen benutzt. Nach den Enteignungen ab 1945 kam das Kino in den Besitz der Stadt, die es nun unter dem Namen „Kino Einheit“ bis ca. 1990 weiterbetrieb. Dann musste es dem Neubau der 1994 eröffneten Postplatzgalerie weichen.[79]
Im Kreiskulturhaus Ernst Thälmann, das 1958 im Auer Stadtgarten im Zusammenhang mit dem Uranbergbau neu gebaut wurde, etablierte sich auf Anregung des Mundartsprechers Werner Kempf am 13. Oktober 1963 das „Erzgebirgsensemble“[80], ein Volkskunstensemble, das durch die Pflege und Darbietung erzgebirgischer Lieder und Musik bald über Aue hinaus bekannt wurde. Auch das bereits gegründete Bergmannsorchester kam in dem Haus unter. Erster Leiter des Kulturhauses wurde Manfred Blechschmidt. - Nach der politischen Wende gelang es engagierten Musikern, das Gesangs-, Tanz- und Orchesterensemble unter dem Namen Erzgebirgsensemble Aue GmbH zu erhalten und die Tradition weiterzuführen. Das Kulturhaus Aue besitzt Konzert- und Theatersäle und beherbergt eine Musikschule, das Erzgebirgische Sinfonieorchester, den Blema-Chor, das Tanzorchester Aue.[81] Es steht unter Denkmalschutz und wurde mit dem Museum Schloss Schwarzenberg im Jahr 2000 zum Kulturzentrum des Landkreises Aue-Schwarzenberg zusammengefasst.
In Aue hatte sich Anfang des 20. Jahrhunderts die Freimaurerloge „Zu den drei Rosen“ gegründet, die sich an der Schneeberger Straße ein eignes Versammlungsgebäude, das Logenhaus, erbauen ließ. Es beherbergte die Stadtsparkasse, den ersten Museumsverein und eine Handwerkervereinigung. 1934, in der NS-Zeit, diente das Haus bereits zu kulturellen Zwecken, berichtet wird über eine „Krippenschau“, in der Weihnachtskrippen aus anderen Erzgebirgsorten aber auch aus Bayern, Westfalen und Tirol öffentlich ausgestellt wurden. Im Herbst 1945 wurde es für eine Nachkriegs-Ausstellung von Ölgemälden, Aquarellen und Plastiken „antifaschistischer einheimischer Kunstschaffenden“ wie den Schnitzer Emil Teubner und die Maler Ernst Hecker, Kurt Teubner, Hans Weiß, Otto Brandt und Paul Brandt genutzt.
Das Gebäude diente bis 1958 als „Haus der Kultur“, bis das heutige Kulturhaus fertiggestellt war. Dann zog der „Klub der Intelligenz“, benannt nach dem Freiberger Chemiker Clemens Winkler, bis 1989 hier ein.[17] Nach 2000 wurde das Haus leergezogen und befindet sich ab 2008 in der Rekonstruktion.
Vereine in der Stadt
1867 entstand im damaligen „19. Reichstagswahlkreis“ Aue ein Arbeiterverein, der auf Entscheidungen der Stadtverwaltung zugunsten der Belange von Arbeitern Einfluss zu nehmen versuchte.[17]
Im Ortsteil Zelle gründeten am 5. Mai 1876 62 Heimatfreunde den „Erzgebirgs-Verein“, der als Heimat- und Wanderverein die Pflege erzgebirgischen Kulturgutes, die Förderung des Heimatgedankens und der Wanderbewegung sowie den Naturschutz in seine Statuten aufnahm. Kantor Günther wurde zum Vorsitzenden gewählt. Zwei Jahre nach der Gründung entstand auf Initiative des Schneeberger Oberlehrers Ernst Köhler an gleicher Stelle im Gasthof „Zur Eiche“ der Erzgebirgszweigverein „Auer Thal“. Bald etablierten sich auch in weiteren Ortschaften des Westerzgebirges Zweigvereine, die Anfang des 20. Jahrhunderts rund 30.000 Mitglieder hatten. Nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten ehemalige Erzgebirger 1955 in der damaligen Bundesrepublik den „Erzgebirgsverein“ neu. Ab 1990 erfolgte in Zschorlau eine Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit an seinem früheren Wirkungsort mit ähnlicher Zielstellung wie mehr als 100 Jahre zuvor.[82] Mit Unterstützung der Stadtverwaltung legte der Verein 1996 einen Kulturlehrpfad an, der die wichtige bergbaulichen Einrichtungen verbindet: Museum - Vestenburger Stollen - Weißerdenzeche.[34]
Ein Karl August Müller gründete 1886 einen „Verein für naturgemäße Gesundheitspflege und arzneilose Heilkunst für Aue und Umgebung“, der sofort die ersten 76 Schrebergärten auf dem Eichert anlegen ließ. 1888 eröffnete der Verein auch ein erstes öffentliches Wannenbad im Stadtzentrum. - Auf dem Eichert wurde dem Gründer des Vereins ein Gedenkstein gesetzt. [17]
Der „Kontrollratsbeschluss Nr. 2“ der Alliierten Siegermächte hatte im Juni 1945 die Auflösung aller deutschen Vereine verfügt, aber bereits im gleichen Jahr konnten in Aue Ortsgruppen der Sozialorganisation „Volkssolidarität“ und des Kulturbundes entstehen.
Weitere Kultur-, Sozial- und Sportvereine gründeten sich vor allem ab 1991, beispielsweise 1994 der Förderverein Klösterlein Zelle. Die Stadtverwaltung nennt im Jahr 2008 sieben aktive Vereine.
Bibliotheken
Gleichzeitig mit dem starken Bevölkerungswachstum wurde in Aue 1879 eine erste Buchausleihe eröffnet. Diese begann mit rund 600 Büchern und nutzte Räume in der „Auer Bürgerschule“. 1931 legte man die Bücherei mit der Volkshochschule zusammen, die ebenfalls in dem Schulgebäude arbeitete. Trotz massiver politischer Einflussnahme auf das Personal und den Buchbestand ab 1933 war die Ausleihe weiterhin möglich, sogar während des Krieges. - Nach dem Ende des Faschismus wurden die Bestände neu gesichtet; größere Räume waren auch erforderlich. Mehrmals wurde deshalb umgezogen, unter anderem in das frühere Sparkassengebäude an der Bahnhofsbrücke und in die Wehrstraße. Als das Gebäude am Schillerplatz, das frühere „Café Carola“, renoviert war, kam die „Stadtbiliothek“ hier in schönen neuen Räumen unter.[83] - In den 1950er Jahren wurde eine gesonderte Kinderbibliothek eingerichtet, die Räumlichkeiten in der Thomas-Mann-Straße nutzte und nach dem Schriftsteller Stephan Hermlin benannt wurde. - Nachdem das Gebäude saniert und die Räume der Stadtbibliothek 1991 umfassend renoviert und mit modernster Technik ausgestattet worden waren, nahm sie die Bestände der Kinderbibliothek mit auf. Ein Gesamtbestand von rund 27.500 Einheiten (Bücher, Zeitschriften, Musikkassetten, CDs, DVDs) steht nun den Bürgern von Aue zur Verfügung.[84]
Am Postplatz, im Bürgerhaus Aue gibt es seit 1990 eine von Mitgliedern der kirchlichen Umweltgruppe Ökopax gegründete „Umweltbibliothek“, deren Träger seit 1996 die Grüne Liga Sachsen ist.[85]
Schulen
Durch das schnelle Wachstum von Industrie und Bevölkerung war der Neubau von Schulgebäuden eine wichtige städtische Aufgabe. Als Beispiele seien einige Bauten dargestellt.
1819 erfolgte in Zelle der Bau eines einfaches Schulhauses, das bereits 1853 erneuert, vor allem erweitert werden musste. Das Gebäude diente bis 1883 als Schule, wurde dann umgebaut und als Städtisches Krankenhaus bis 1909 weiter genutzt. Nachdem das Haus durch einen Brand zerstört worden war, wurde es abgerissen. (Das Krankenhaus erhielt daraufhin bis zur Fertigstellung eigener Bauten ein baufälliges Gebäude eines früheren „Salzergutes“ in der heutigen Schneeberger Straße als Behelfsunterkunft.[17]) 1822 wurde im Stadtzentrum am Neumarkt ein kleines zweistöckiges Schulgebäude errichtet, das 1995 für den Bau der Nicolaipassage abgerissen wurde. 1877 erhielt Aue eine Realschule, die heutige Albert-Schweitzer-Schule an der Schwarzenberger Straße.
1898 war in Alberoda die erste Schule fertiggestellt.[17]
Die 1901/1902 als Gymnasium gebaute I. Bürgerschule (seit 1927 nach Johann Heinrich Pestalozzi benannt), befand sich ebenfalls an der Schwarzenberger Straße, seine Erdgeschossräume dienten anfänglich auch anderen Zwecken. Heute ist sie die Auer Außenstelle des Beruflichen Schulzentrums für Wirtschaft und Sozialwesen Schwarzenberg. Bereits 1896 hatte man ein neues dreigeschossiges Grundschulgebäude am Ernst-Geßner-Platz gebaut (das 1928 nach Albrecht Dürer benannt wurde), das heute unter Denkmalschutz steht.
1877 entstand eine Fachschule für Blechbearbeitung und Installation, aus der in den 1920er Jahren die „Verbandsgewerbeschule“ (1926-1927) als Berufsschule für Lederarbeiter, Bau- und Fabrikklempner, Gürtler, Graveure, Friseure, Schlosser, Elektroinstallateure, Tischler, Maler und Zimmerer ausgegliedert wurde. Diese Schulen wurden 1947 nach Chemnitz verlagert.
Weitere Schulbauten wie eine Landwirtschaftliche Schule (1926-1927) oder ein Gymnasiumneubau (heute Clemens-Winkler-Gymnasium) folgten. Auch eine Volkshochschule wurde auf Initiative eines „Wissenschaftlichen Vereins“ gegründet, die in der Aula der Pestalozzi-Schule ihre Veranstaltungen ausrichtete.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen 1960 und 1980 entstanden in den Neubaugebieten auf dem Zeller Berg, dem Brünlasberg und dem Eichert weitere Grund- und Oberschulen und ein Sporthallenkomplex mit Schwimmbad.
Im Jahr 2008 werden für das Auer Stadtgebiet folgende Bildungseinrichtungen genannt: 7 Grund-/Mittelschulen und Gymnasien, 3 Förderschulen sowie Berufs-, Fach-, Musik- und Volkshochschule und mehrere Aus-/Weiterbildungsinstitute.[56]
Bauwerke und andere Sehenswürdigkeiten
Kirchen
- Die erste Kirche im heutigen Stadtgebiet wurde vermutlich im Zuge der Gründung des Klosterkirche Zelle im 12. Jahrhundert gebaut. Die im romanischen Stil gehaltene Klosterkirche an der Straße zum Ortsteil Alberoda ersetzte um 1230 einen früheren hölzernen Kirchbau, war nach der Auflösung des Klosters bis 1914 Dorfkirche von Zelle und wird heute als Begräbniskapelle benutzt.
- Neben der Klosterkirche existierte bereits im 13. Jarhunderts ein eigenes Auer Kirchspiel. Das erste Kirchgebäude, von dem nichts überliefert ist, befand sich am früheren Kirchplatz (dem heutigen Neumarkt) wurde nach der Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg neu gebaut, 1895 abgerissen und durch die neue Pfarrkirche St. Nicolai in Aue an der Schwarzenberger Straße ersetzt. Zur Nikolaikirchgemeinde gehören auch die 1951 und 1960 geweihten Kapellen auf dem Eichert und in Auerhammer.
- Als Pfarrkirche der Zeller Kirchgemeinde errichtete man am Hang des Zeller Berges von 1912 bis 1914 die Friedenskirche (Aue-Zelle)
- An der Schneeberger Straße steht das von 1913 bis 1915 errichtete Ensemble der Kirche, des Pfarrhauses und des Kirchplatzes der katholischen Gemeinde "Mater dolorosa".
- Die Christuskirche an der Thomas-Mann-Straße wurde 1903 von der Bischöflichen Methodistenkirche geweiht. 1968 vereinigte sich diese mit der Evangelischen Gemeinschaft zur Evangelisch-methodistischen Kirche, zu der das Gotteshaus heute gehört.
- Am Fuß des Heidelsberges befindet sich in der Jägerstraße der 1908 eingeweihte einfache Bau der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten.
- In Neudörfel befinden sich in der Ricarda-Huch-Straße die evangelisch-methodistische Andreaskapelle und in der Hubertusstraße die neuapostolische Kirche in sachlichem Baustil mit kleinem Dachreiter.
- Die Christen von Zelle waren von 1857 bis zur Übereignung eines eigenen Pfarrhauses 1879 eine Filiale der Auer Gemeinde. Dann konnten sie neben dem Haus für den Geistlichen auch ein Gotteshaus bauen.
- Die kleine Kirche in Alberoda wurde vom Alberodaer Baumeister Oskar Schuster errichtet und am 28. Oktober 1951 geweiht. Die Einwohner von Alberoda sind nach Lößnitz gepfarrt.
Öffentliche Gebäude
- Rathaus
Das erste, 1592 zunächst als Wirtshaus gebaute und nach der Verleihung der Stadtrechte ab 1642 als Rathaus genutzte, Gebäude stand auf der Ostseite des Altmarktes. Zwei historische Ansichten vermitteln uns einen entsprechenden Eindruck: ein Bild befindet sich im Foyer des heutigen Rathauses, die andere Darstellung ist an einem Hausgiebel am Rande des Marktes sichtbar; beide verwenden die selbe überlieferte Zeichnung. Das alte Rathaus wurde 1907 abgetragen.
Das neue Rathaus (anfangs Stadthaus genannt) wurde 1889/1890 nach Plänen des Stadtbaumeisters Max Püschmann gebaut. Ursprünglich vorhandene Zwiebeltürmchen über den Erkern mussten wegen Baufälligkeit abgetragen werden. 1911 wurde das Stadthaus baulich erweitert. Hier tagte die Stadtverwaltung und es gab eine Stadtbank (Sparkassenabteilung). Ab 1924 war auch ein kleines Heimatmuseum darin untergebracht.
Das Dorf Zelle ließ 1893 ein eigenes Rathaus für ihre kommunale Verwaltung bauen. Da Zelle aber bereits 1897 nach Aue eingegliedert wurde, diente dieses 2 ½-geschossige Haus mit einem kleinen Glockenturm darauf zunächst als Außenstelle der Auer Stadtverwaltung. Danach wurde es zu einem Gasthaus, bis es schließlich Sitz für die Städtischen Wasserwerke wurde.[86]
- Sparkasse und Banken
Die erste Sparkasse der Stadt Aue gründete sich 1862 als „Spar- und Kreditverein“, der Gelder der Bürger zur sicheren Verwahrung annahm und für Geschäftsleute auch auslieh. Nachdem aus diesem Verein im März 1881 eine Stadtsparkasse wurde, eröffnete diese städtische Einrichtung im Schulgebäude in der Schwarzenberger Straße einen Kassenraum. Da sich die Sparkasse gut entwickelte, konnte auch mit ihrer Hilfe die Industriealisierung und die Handelstätigkeit im Ort vorangetrieben werden. Nachdem das neue Rathaus fertiggestellt war, bezog die Sparkasse hier neue Geschäftsräume. Doch anfangs der 1930er Jahre waren die Räumlichkeiten bereits wieder zu klein und man richtete Kassenräume in dem von der Stadt erworbenen ehemaligen Logenhaus neben der Bahnhofsbrücke an der Schneeberger Straße ein. Die obere Etage wurde durch den Museumsverein für Ausstellungszwecke und durch die Kreis-Handwerkerinnung benutzt. Die Sparkasse gab jedoch den Bau eines eigenen Hauses in Auftrag, das durch den Architekten Behr entworfen und am 7. März 1938 als Stadtbank Aue eröffnet wurde. Die Fassade des in der Goethestraße befindlichen Gebäudes wurde mit zwei Figuren - einen Kaufmann und einen Handwerker - aus rotem Porphyr geschmückt sowie mit dem Stadtwappen über einem Schalterfenster. Seit der Eröffnung dient das Haus ununterbrochen der Stadtsparkasse, die mehrfach ihren Namen wechselte. 1992 wurden die Geschäftsräume modernisiert. - Das Logenhaus wurde nach 1938 vor allem für kulturelle Zwecke verwendet, zum Beispiel wurde das Putzritzgemälde hier ausgestellt. - Bereits am Beginn des 20. Jahrhunderts boten zahlreiche weitere Bankvereine ihre Dienste in Aue an wie der „Chemnitzer Bankverein“ (1897), die „Leipziger Bank“ (1899-1901), die „Reichsbank“ (eröffnete 1901 eine Filiale und ließ an der Poststraße bis 1915 ein eigenes Gebäude errichten); schließlich kamen noch die „Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt“, die Deutsche Bank und die „Vereinsbank Aue“ hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten aufgrund eines Befehls der sowjetischen Besatzungsmacht alle Geldinstitute bzw. Banken - bis auf die Kreissparkasse und einige Jahre später die neugegründete Bank für Landwirtschaft und Nahrungsgüterwirtschaft sowie eine Genossenschaftskasse für Handwerk und Gewerbe - ihre Tätigkeit einstellen. Erst nach Wende kamen wieder mehr Bankinstitute in die Stadt, die teilweise historische Gebäude renovierten und nutzen, teilweise auch Neubauten errichten ließen.[87] Im Jahr 2008 werden im Auer Stadtgebiet rund 10 Bankfilialen gezählt.[88]
- Gericht, Finanzamt, Landratsgebäude
1901 nahm das Königliche Amtsgericht seine Tätigkeit in der Stadt auf. Ein ansehnliches Gebäude hinter dem alten Friedhof neben dem Pfarrhaus war dafür von 1899 bis 1901 mit angeschlossenem Gefängnis errichtet worden. Heute befindet sich darin das Amtsgericht Aue. Der Gebäudekomplex steht unter Denkmalschutz und wurde zwischen 2005 und 2007 für 1,75 Millionen Euro saniert.
In einem ebenfalls um die Wende zum 20. Jahrhundert bezogenen Haus in der Nähe befand sich das Königliche Finanzamt, in dem heute das Auer Grundbuchamt untergebracht ist.
In der Wettinerstraße (zwischen 1950 und 1991 Ernst-Thälmann-Straße) befindet sich ein an den Jugendstil angelehnter Bau aus dem Jahr 1924, der für die Verwaltung der Firma Wellner errichtet worden war. Das Haus war durch einen Übergang in der zweiten Etage mit dem Produktionsgebäude verbunden (Bild siehe unter Besteck- und Tafelgeschirrherstellung). Zu DDR-Zeiten zog die Verwaltung des Kreises Aue in das von granitenen Löwen bewachte Haus. Heute ist das Landratsamt für den Landkreis Aue-Schwarzenberg darin untergebracht.
- Post
Im 17. Jahrhundert fuhren die ersten sächsischen Postkutschen von Leipzig in das Erzgebirge, die sowohl Reisende als auch persönliche Dokumente transportierte. In einer Statistik wird beispielsweise angegeben, dass 1851 insgesamt 451 Reisende aus Aue die beiden durch den Ort führenden Verbindungen (Schneeberg - Annaberg und Chemnitz - Schneeberg) benutzten. [17] Die Stadt Aue wurde von Schneeberg aus durch einen Postboten bedient. Ab dem 1. Oktober 1860 gab es auf Antrag mehrerer Auer Kaufleute eine eigene „Postexpedition“ (kleines Postamt) im Privathaus des J. C. G. Walther in Aue, der somit der erste Auer Postverwalter wurde. Wegen der raschen Zunahme von Postsendungen und der Inbetriebnahme der „Obererzgebirgischen Staatseisenbahn“ wurde ab 1858 im Bahnhofsgebäude eine zweite offizielle Postanstalt eingerichtet. 1868 ging das sächsische Postwesen an den neu gebildeten Norddeutschen Bund über. Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurde die Postexpedition Aue zu einem kaiserlichen Postamt erhoben (1876 – Postamt II. Klasse; 1891 Postamt I. Klasse). Nach kurzen örtlichen Zwischenlösungen kam es zwischen 1912 und 1913 zum Bau eines eigenen, zweigeschossigen Postamtsgebäudes für die 62 Postbeamten auf dem damaligen Ernst-Geßner-Platz (heute Postplatz), das noch heute als Postamt dient.
- Feuerwehr und Polizei
Die Freiwillige Feuerwehr in Aue wurde 1870 auf Initiative von Ernst August Papst innerhalb eines Turnvereins gegründet, ab 1875 beschloss die Stadt deren Selbstständigkeit. Stets gab es finanzielle Engpässe bei der Anschaffung von Löschhilfen, trotzdem mussten die Aufgaben den aktuellen Erfordernissen angepasst werden. Außer Löscheinsätzen waren häufig auch Personenrettungen und Unterstützung bei Bekämpfung von Hochwasser wichtige Aufgaben. Nahe am Postplatz an der Zwickauer Mulde konnte die Feuerwehr ein erstes Depot errichten. Das heute denkmalgeschützte Gebäude beherbergte unten die Einsatzräume der Fahrzeuge und Feuerwehrmänner, in der oberen Etage befand sich die Turnhalle der Dürer-Schule. Über Jahrzehnte blieb diese Konstellation unverändert. Allerdings gab es in den großen Betrieben ab den 1960er Jahren gesonderte Betriebsfeuerwehren, die eng mit der Städtischen Feuerwehr zusammenarbeitete. So war insgesamt im Stadtgebiet eine gute Gefahrenbekämpfung möglich. - Die Stadtverwaltung ließ zwischen 1991 und 1996 neue Gebäude einschließlich eines Wachturmes auf dem Areal am Muldeufer für rund 60 Millionen DM errichten. Auch neuere Fahrzeuge konnten angeschafft werden[89]
Die Landespolizei erhielt 1926 einen eigenen Gebäudekomplex am früheren Niederschlemaer Weg (heute Schlemaer Straße), das als Unterkunft für die Polizeibeamten und als Gefängnis diente und seither in allen folgenden Staatsformen weiterhin für die Städtische Polizei genutzt wurde.[17]
- Museum
Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts trugen Heimatinteressierte erste Schaustücke zusammen, die zunächst in einem Raum des neuen Stadthauses gezeigt wurden. Als dieser nicht mehr ausreichte, wurde ein ehemaliges Wohnhaus an der Schneeberger Straße nahe der Bahnhofsbrücke als städtisches Museum ausgebaut. 1973 wurde es wegen Baufälligkeit geschlossen. Aus dem im 17. Jahrhundert gebauten Rachhalsschen Kellerhaus, auch Huthaus genannt, das den Zugang zu einem Schacht zum Abbau zinnhaltigen Erzes ermöglichte, entstand 1973 unter der Verantwortung des Architekten Wolfgang Unger und des Stadtrates Johannes Heinichen mit einem Kostenaufwand von 700.000 Mark das Stadtmuseum, das zunächst als Traditionsstätte Erzbergbau bzw. Museum für Bergbautechnik und Bergbaugeschichte um Besucher warb. Seit 1991 firmiert es offiziell als Stadtmuseum, die Exponate des früheren Heimatmuseums konnten übernommen werden.
Denkmäler, Skulpturen, Brunnen und Gedenkstätten
- Denkmäler
Vor der früheren Realschule (heute in der Schwarzenberger Straße) wurde 1893 ein Kriegerdenkmal für die in den Jahren 1866 und 1870/1 gefallenen Bürger der Stadt Aue errichtet. Es ist nicht mehr erhalten.
Als der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck 1895 zum Ehrenbürger der Stadt Aue ernannt wurde, pflanzte man eine Bismarckeiche und enthüllte im Stadtpark einen Gedenkstein.
Ein weiterer Gedenkstein wurde 1897 anlässlich des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I. ebenfalls im Stadtpark aufgestellt.[90]
Auf dem früheren Ernst-Geßner-Platz (heute Postplatz) wurde anlässlich des Besuches der Industrieausstellung durch Friedrich August III. ein Denkmal aufgestellt, das von dem Wäschefabrikanten Friedrich Wilhelm Gantenberg gestiftet worden war und den König hoch zu Ross auf einem steinernen Postament zeigte. Der Verbleib des Bronze-Denkmals ist nicht bekannt.
Der umgestaltete Stadtgarten erhielt 1907 den Namen „Carola-Anlagen“, ein Jahr später enthüllte die Stadtverwaltung auch ein Denkmal für die Königin Carola. In den Teichen installierte man gleichzeitig Wasserfontänen, die später auch elektrisch illuminiert wurden. Anlässlich der Verleihung des Ehrennamens „Ernst Thälmann“ für das Kulturhaus wurde 1958 am Rande des Stadtgartens eine Büste für den ermordeten Kommunisten enthüllt. Wegen ungünstiger Sicht versetzte man dieses Denkmal später und stellte es vor eine symbolische Fahne aus Beton.
Ein neues Kriegerdenkmal wurde auf Initiative eines 1924 eigens gegründeten Vereins am Reformationstag des Jahres 1931 auf dem Lutherplatz eingeweiht, das den Gefallenen der letzten Kriege gewidmet war. Es zeigte einen Soldaten mit aufgestütztem Karabiner auf Steinsockel, der vor ein Säulengeviert gestellt war, in dessen Eckbalken der Spruch stand: „Unseren Helden“. Dieses Denkmal ist nicht mehr vorhanden.
Auf dem Stadtfriedhof, Schwarzenberger Straße 6, steht ein Gedenkstein für fünf Opfer des NS-Terrors, von denen drei namentlich bekannt sind. Auf dem gleichen Friedhof wurde ein Ehrenhain mit Obelisk angelegt, für elf (nach anderen Angaben zehn) sowjetische Bürger, darunter ein Kind, die Opfer von Zwangsarbeit wurden.
1955 ließ die Stadtverwaltung einen Betonobelisken mit einer Bronzetafel als Ehrenmal für gefallene sowjetische Soldaten in einer kleinen Grünanlage zwischen Gellertstraße und Floßgraben aufstellen. Das Ehrenmal ist noch erhalten.[17]
1972 ehrte die Stadt den Pädagogen Friedrich Fröbel mit einem Denkmal vor einer neu gebauten Kinderkombination (Kinderkrippe plus Kindergarten in einem Haus) auf dem Brünlasberg. Als symbolische Darstellung des von Fröbel empfohlenen Kinderspielzeugs wurden ein Würfel, ein Zylinder und eine Kugel aus Granit geschlagen und übereinander gestellt.
Ein Denkmal für den ersten Kosmonauten der Welt, Juri Gagarin, wurde am 5. Oktober 1974 auf dem Zeller Berg errichtet. Ebenfalls auf dem Zeller Berg ließ die Stadt vor einem Schulneubau aus Anlass des Internationalen Kindertages am 1. Juni 1977 eine steinerne Plastik „Spielende Kinder“ anfertigen.
Am Fuß des Heidelsberges (im Zwitterweg) wurde 1996 ein Denkmal mit der Inschrift „In ehrendem Gedenken allen Opfern von Krieg, Terror und jeglicher Gewaltherrschaft“ durch den Bürgermeister enthüllt.[17]
- Brunnen und Skulpturen
Mit der Eröffnung einer Sporthalle auf dem Zeller Berg, die als Haupttrainingshalle für die Sektion Handball der BSG Wismut Aue dienen sollte, enthüllte man zeitgleich 1959 eine bronzene Sportlerplastik - zwei Jugendliche im Handstand.
Die Freifläche des Tiergartens ist durch einige kleine Tierskulpturen aus Sandstein aufgelockert.
Vor einem 1964 fertiggestellten Schulneubau auf dem Brünlasberg gestaltete ein Künstler eine Betonmauer, die mittels figürlicher Darstellung einen kurzen Geschichtsabriss von Aue vermittelt: links steht ein Mönch, dann folgt ein Bergknappe, dann sind ein Händler, ein Metallarbeiter, eine Mutter mit Kind und eine Lehrerin dargestellt.
Auf einer wiesenbegrünten Straßenecke (Post-/Schillerstraße) steht seit 1981 ein Betonbrunnen, dessen Mitte eine bronzene Figurengruppe „Klatschweiber“ schmückt (die Figuren sind ein Zweitguss).
Die Ortseinfahrten an den Fernverkehrsstraßen begrüßten ab 1983 die Gäste mit Betonstelen, auf denen das Auer Wappen bzw. ein Logo und die Wörter „Kreisstadt Aue“ bzw. „Glück auf“ eingearbeitet waren.
Der 1969 umgestaltete Altmarkt wurde mit einigen Wasserspielen zwischen Hochbeeten geschmückt. Bei dem letzten Umbau der Jahre 2004 erhielt dieser Platz einen neuen Brunnen, der mit poliertem schwarzen Granit eingefasst ist.
Anstelle eines abgetragenen Hauses in der Wettiner Straße befindet sich ein flacher Brunnen, auf dessen Rand ein lesendes Mädchen sitzt, die Bronzefigur wird „Die kleine Stadtjungfrau“ genannt.
- Gedenk- und Ehrentafeln
Bei der Namensverleihung der Schillerbrücke am 18. November 1984 brachte man eine Bronzetafel mit dem Konterfei des berühmten deutschen Dichters an.
Zur Erinnerung an die schrecklichen Gräueltaten der NS-Zeit gibt es in Aue einige Gedenktafeln: am 1926 gebauten Landespolizeigebäude in dem damaligen Niederschlemaer Weg 49 zur Erinnerung an die Misshandlung von NS-Gegnern im Jahre 1933, am Haus Rudolf-Breitscheid-Straße 39 für den Kommunisten Otto Hempel, der 1935 an den erlittenen Misshandlungen im „Schutzhaftlager“ Zschorlau starb, am Haus Paul-Strösser-Straße 1 für Paul Strösser, der an den Folgen von Misshandlungen im Polizeigefängnis 1946 starb und am Haus Clara-Zetkin-Straße 27, das in der NS-Zeit als Gefängnis genutzt wurde, für die Regimegegnerin Marie Müller, nach der auch eine Straße im Ortsteil Auerhammer benannt wurde.
Freizeit und Sport
Große Parkanlagen
Wegen der zunehmenden Errichtung von Fabriken und hohen Wohnhäusern in der Stadt ließen die Stadtoberen zwischen 1893 und 1901 zu Erholungszwecken an den Hängen des Heidelsbergs den Auer Stadtpark mit Spazierwegen, Bänken, Blumenrabatten anlegen, in dem aus jeweils aktuellen Anlässen auch Gedenksteine aufgestellt wurden. Schrittweise wurde die Fläche des Stadtparks vergrößert; 1904/1905 sorgte ein „Verschönerungsverein“ für den Bau einer Parkwarte auf der Kuppe des Berges: eine Ausflugsgaststätte mit Aussichtsturm, von dem sich ein schöner Blick auf die Stadt eröffnet. Die Parkwarte erhielt den Namen König-Friedrich-August-Warte, womit der damalige sächsische König Friedrich August III. geehrt wurde. Mit jährlichen Parkfesten lockte man tausende Menschen zu Vergnügungen in's Grüne, auch sorgten bald weitere Bauten wie ein Lustschlösschen, ein Pavillon oder eine künstliche Grotte für mehr Abwechslung. Als besondere Attraktion erwies sich die im Jahr 1937 im Stadtpark aufgebaute Sommerrodelbahn. Die auf der Sommerrodelbahn verwendeten Schlitten lieferte der einheimische Stellmacher Albert Reuther.[17] Als 1942 der „Verschönerungsverein“ als Träger der Stadtpark-Anlagen Insolvenz anmelden musste, gab es auch keine Parkfeste mehr. In den 1950er Jahren wurde der Park wieder mehr besucht, aber die Sommerrodelbahn wurde nach einem schweren Unfall 1953 abgerissen. 1972 erhielt der Stadtpark eine Kino-Freilicht-Bühne, allerdings gab es keinen Betreiber der Parkwarte mehr und die Gebäude verfielen. Das frühere Schützenhaus wurde in die noch heute bestehende Gaststätte „Parkschlösschen“ umgewandelt. Erst nach 1990 richteten zunächst die Stadt, später auch private Investoren den alten Stadtpark und seine Gebäude wieder her und machten ihn zu einem neuen Anziehungspunkt für Erholungssuchende und Touristen.
In der Umgebung des Kulturhauses befindet sich ein Park mit Rhododendrenbüschen, schönen Laubbäumen und einem Teich. Es handelt sich um die zwischen 1905 und 1908 zu einer Parkanlage ausgebaute Waltherwiese, die 1907 in Königin-Carola-Anlagen umbenannt wurde. 1908 wurde hier im Park ein Denkmal für Carola, die gerade verstorbene Frau des damaligen sächsischen Königs Albert eingeweiht; der Verbleib des Denkmals ist ungewiss. Der Teich wird noch heute Carolateich genannt. Die Parkanlage wurde in den 1930er Jahren hangaufwärts bis zur Lessingstraße erweitert und als „Stadtgarten“ umgestaltet, zur Goethestraße hin legte man inmitten schöner Blumenrabatten einen kleinen Springbrunnen an. Die um 1958 anlässlich des Baus des Kulturhauses aufgestellte Büste für Ernst Thälmann wurde 1972 versetzt und vor eine stilisierte Fahne aus Stahlbeton gestellt. Das neue Areal wurde als Ernst-Thälmann-Gedenkstätte am 6. Oktober 1972 eingeweiht. 1979 erfuhr der Stadtgarten eine weitere umfangreiche Umgestaltung: Architekt Unger und Gartengestalter Rolf Krebs hatten unter Einbeziehung des Carolateiches ein neues Areal schaffen lassen, neue Bänke wurden aufgestellt, ein Jugendtreff eingerichtet, Hochbeete angelegt und zahlreiche Neupflanzungen vorgenommen.[91]
1960 entstand auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei ein Schultiergarten, dessen Leiter der Auer Lehrer Wilhelm Häberer war, nachdem als erstes Tier auf dem Schulhof ein Fuchs gehalten worden war. Der Tiergarten integrierte auch ein Wildtiergehege, das im Stadtpark eingerichtet war und ging bald in den Besitz der Stadt Aue über. Er wurde nun auch durch ehrenamtliche Helfer stetig erweitert. Gehalten und gezeigt wurden einheimische Haus- und Wildtiere. 1991 gründete sich ein Tierparkförderverein, der die geplante Schließung des Tiergartens verhinderte. Im Jahr 2005 wurde daraus der Förderverein zoo der minis e.V., d. h. der Tierpark hat sich mittlerweile auf die Haltung und Züchtung von weniger bekannten Kleintieren wie eichhörnchengroße Affen, schafgroße Rinder oder Känguru-Ratten spezialisiert. Zusammen mit der Stadtverwaltung werden Tiergartenfeste organisiert.[92]
Sport
Bekannt ist der heutige FC Erzgebirge Aue, ein traditionsreicher Fußballclub, der bereits seit 1950 als Wismut Aue besteht und mehrfach DDR-Meister wurde. Diesem Sportclub wurde bereits 1950 ein eigenes Stadion errichtet, das den Namen Otto Grotewohl erhielt und bis 1991 trug. Seit 1990 heißt die Sportstätte „Erzgebirgsstadion“, in seiner Nachbarschaft befinden sich noch weitere Sportplätze. Die Betriebssportgemeinschaft Wismut Aue hatte auch erfolgreiche Sektionen im Handball, im Volleyball, im Ringen, im Kegeln, Gymnastik und Turnen sowie im Bogenschießen.
Die Handballer, als EHV Aue in der Saison 2007/2008 in der 2. Bundesliga Süd aktiv, tragen ihre Heimspiele in der Erzgebirgshalle Lößnitz aus.
Die Sporthalle auf dem Zeller Berg, 1959/1960 gebaut, und die benachbarte, 1976 eingeweihte, Volksschwimmhalle dienten und dienen den Sportinteressierten der Vereine, den Schulen und der Bevölkerung. In den Sommermonaten können auch drei Freibäder genutzt werden.
Seit dem Jahr 2006 organisiert die Kreissparkasse Aue-Schwarzenberg einen Firmenlauf Erzgebirge – ein Staffellauf auf einem innerstädtischen Rundkurs mit je vier Teilnehmern aus den verschiedenen Betrieben.[93]
Feste
Bereits kurz nach der Anlage des Stadtparks organisierte der Verschönerungsverein regelmäßige Parkfeste, die mit Unterbrechungen während des Ersten Weltkrieges bis 1939 stattfanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Tradition der Parkfeste 1953 wieder aufgenommen (erster Werbeslogan: „Aue - ein Zentrum der erzgebirgischen Folklore“) und bis 1962 fortgeführt. Nach der Etablierung neuer Festivitäten wie Festspielwochen im Rahmen von Arbeiterfestspielen oder das 1970 ins Leben gerufene „Fest des Liedes und des Tanzes“ im und um das Kulturhaus wurden die Parkfeste eingestellt.
Bereits in den 1930er Jahren fand auf dem Altmarkt ein Weihnachtsmarkt mit kleinen Handwerkerhäuschen, Kinder-Fahrgeschäften, Imbissständen und dem Verkauf von traditionellen Volkskunstartikeln statt, bei dem eine große motorgetriebene Pyramide auf dem Marktplatz aufgestellt wurde. Die Pyramide wurde 1935 gebaut und mehrfach restauriert. Sie besteht aus Eisenblech und bemalten Holzfiguren und wird seit Ende des Zweiten Weltkrieges jährlich zur Adventszeit in Betrieb gesetzt. Der Beginn des Weihnachtsmarktes erfolgt mit einem öffentlichen „Pyramidenanschieben“. 1976 stand dieser Markt unter dem mundartlichen Namen Arzgebirgsmarkt und wird seitdem jährlich wiederholt. Nach dem Anschieben kam als weitere Touristenattraktion um das Jahr 2000 eine „Parade der lebenden Pyramidenfiguren“ hinzu.[94]
Zu einzelnen gesellschaftlichen Höhepunkten wie dem 1. Mai, dem Geburtstag der DDR oder den Arbeiterfestspielen fanden auch in Aue begleitende Volksfeste statt.
Seit 1990 wird altes bergmännisches Brauchtum wiederbelebt. Wie in den Nachbargemeinden wird eine „Bergparade“ und ein heimatlicher Weihnachtsmarkt, der „Raachermannelmarkt“ (Räuchermännchenmarkt), organisiert.
Seit dem Jahr 2000 findet in Aue (und auch in weiteren Orten Mitteldeutschlands) alljährlich ein Kneipenfest statt. An diesem „Fest“ beteiligen sich kleine Gaststätten beteiligen, zu welchem aber auch mobile Festzelte an verschiedenen Orten im Stadtgebiet aufgestellt werden können. Außer Bier werden den Gästen dezentrale Musikveranstaltungen mit Rock, Blues oder Schlagermusik sowie besondere Speisen geboten. Alle beteiligten Lokale können mit einem einzigen Ticket besucht werden, ein „Bus-Shuttle“ verbindet die verschiedenen Veranstaltungsorte. Ausrichter ist eine Event-Marketing-GmbH mit Unterstützung von Sponsoren wie zum Beispiel „Radio Erzgebirge“. Nach Medienberichten stößt dieses Spektakel auf große Publikumsresonanz. In Aue wurden als bisher beteiligte Gaststätten der „Kronprinz“ und das „Istanbul-Topkapi“ genannt.[95] [96] [97]
Im Jahr 2005 wurde das Auer Stadtfest neu begründet. Es ist eine städtische Veranstaltung vor allem für Touristen, an dem die Kleinbetriebe des Ortes, Jugendgruppen und Traditionsvereine beteiligt sind.[98]
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Folgende Persönlichkeiten wurden ab dem Jahre 1895 in die Liste der Ehrenbürger der Stadt Aue aufgenommen [wann verliehen]:
- alphabetisch geordnet -
- Alexander Bauer, ehem. Komplementär der Fa. Curt Bauer KG.
- Kurt Baumann (* 1899-?)
- Fürst Otto von Bismarck (1815–1898), Reichskanzler, [1. April 1895];
ihm zu Ehren wurde im Stadtpark eine Bismarckeiche gepflanzt und ein Bismarckstein errichtet.[99] - Ernst Dörfel (* 1889-?), [1962]
- Max Ebert (* 1893-?), [1962]
- Hermann Graf (* 1892-?)
- Arthur Günther (1895–1969)
- Fritz Haupt (1880–1968), [1962]
- Gustav Hiltmann (1850–1931), Mitbesitzer der Fa. Hiltmann & Lorenz (HILO) mit hohem Engagement für seine Heimatstadt, Stadtrat und Stadtverordneter, [1920]
- Käthe Knobloch (* 1904-?)
- Peter Koch, Geschäftsführer der Nickelhütte Aue GmbH, [2005][34]
- Ernst August Papst (1843–1921), Besitzer einer Fabrik für Hauswirtschaftsgeräte und später für Spulen für die Tuchmacherei; gründete 1862 den Allgemeinen Turnverein und 1870 die Freiwillige Feuerwehr in Aue und stiftete einen größeren Betrag zum Erhalt des Bürgerheims (ehem. Huthaus der Weißerdezeche); Ehrengrab auf dem St. Nicolai-Kirchhof; eine Straße in Aue trug seinen Namen[100]
- Lene Scheffler (1907–1971)
- Emil Schuster (* 1926)
- Paul Selbmann (1878–1954), Druckereibesitzer, Mitbegründer und langjähriges Mitglied des Vorstandes des Kulturbundes in Aue
- Siegfried Sieber (1885–1977), Pädagoge, Schriftsteller und Heimatforscher, [1973]
- Emil Teubner (1877–1958), Holzschnitzer und Bildhauer
- Kurt Teubner (1903–1990), Maler und Grafiker
- Max Wenzel (* 1899-?), [1962]
Söhne und Töchter der Stadt
- Melchior Lotter der Ältere (1470–1549), Buchdrucker und Verleger
- Carl Erdmann Kircheis (1830–1894), Unternehmer der Blechbearbeitungsindustrie
- Alwin Bauer und sein Sohn Curt Bauer, Unternehmer der Textilbranche[48]
- Kurt Teubner (1903–1990), Maler und Grafiker
- Harald Heilmann (* 1924), Komponist
- Manfred Hambeck (* 1938), ehemaliger Fußballtorhüter
- Thomas Grimm (* 1954), Filmemacher
- Ines Eck (* 1956), Journalistin, Kulturmanagerin, Autorin, Künstlerin
- Dietmar Vettermann (* 1957), ehemaliger Oberbürgermeister der Stadt Zwickau
- Thomas Colditz (* 1957), CDU-Politiker, Mitglied des Sächsischen Landtages
Weitere Personen, die mit Aue in Verbindung stehen
- Veit Hans Schnorr d.Ä. (1614–1664), Gründer des Blaufarbenwerks Niederpfannenstiel und Besitzer des Auerhammers
- Veit Hans Schnorr von Carolsfeld (1644–1715), Besitzer des Auerhammers, des Blaufarbenwerks Niederpfannenstiel und Gründer von Carlsfeld
- Ernst August Geitner (1787–1852), Chemiker, Arzt, Botaniker und Erfinder des Argentans, gründete 1829 die Argentanfabrik Auerhammer, den Vorgänger der heutigen Auerhammer Metallwerk GmbH, und legte damit den Grundstock für die Entwicklung der Stadt zu einem Zentrum der Herstellung von Argentanbesteck
- Clemens Winkler (1838–1904), Chemiker, Entdecker des chemischen Elements Germanium, verbrachte im heutigen Ortsteil Niederpfannenstiel seine Jugend, das Auer Gymnasium ist nach ihm benannt
- Hans Görges (1859–1946), Physiker, verbrachte seinen Lebensabend in Aue
- Hermann Baranowski (1884–1940), Lagerkommandant von zwei Konzentrationslagern, starb hier
- Ernst Scheffler (1891–1954), Politiker (KPD/SED), starb in Aue
- Hannelore Anke (* 1958), Schwimmerin, zweifache Goldmedaillengewinnerin bei den Olympischen Sommerspielen in Montreal 1976
Literatur
- Siegfried Sieber: Festschrift zur 750-Jahrfeier der Stadt Aue im Erzgebirge am 7. Mai 1923. 1923, Reprint 2007
- Rat der Stadt Aue (Hrsg.): 1173–1973 Aue. Eine Stadt und ihre Bürger, Aue 1973
- Aue im Erzgebirge, Geiger Verlag Horb am Neckar, 1991, ISBN 3-89264-600-7
- Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Geiger Verlag Horb am Neckar, 1991, ISBN 3-89264-540-X
- Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhunderts; Geiger Verlag Horb am Neckar, 1993, ISBN 3-89264-829-8
- Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Hrsg. Stadtverwaltung Aue, Druckerei und Verlag Mike Rockstroh, Aue 1997
- Ralf Petermann und Lothar Walther: Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Reihe Bilder aus der DDR, Sutton Verlag, Erfurt, 2005, ISBN 3-89702-857-3
- Flyer „Rundgang durch Aue“ Hrsg. Hotel Blauer Engel in Aue, 2007
- Keller, Katrin: Kleinstädte in Kursachsen - Wandlungen einer Städtelandschaft zwischen Dreissigjährigem Krieg und Industrialisierung. Verlag Böhlau, 2001, ISBN 3-412-11300-X
Weblinks
- Homepage der Stadt
- Aue im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- eine Diaschau mit 156 Bildern aus "meinestadt.de
- Eine Doktorarbeit von Michael Rademacher über „Deutsche Verwaltungsgeschichte“, Stadt und Landkreis Aue; online
- Geschichtsdarstellung „Die Eisenbahn hat in Aue schon eine lange Tradition; 1854 - 1990“, Homepage der Dampfbahnfreunde
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen: Bevölkerungsentwicklung
- ↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt, Akademie-Verlag Berlin, 1974, S. 55f.
- ↑ Baumschutzsatzung von 2003
- ↑ Info zum Tag des Baumes 2007
- ↑ a b c Städtebauliches Entwicklungskonzept der Kreisstadt Aue, 2007
- ↑ Deutscher Wetterdienst, Normalperiode 1961–1990
- ↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt, Akademie-Verlag Berlin, 1974, S. 12.
- ↑ http://isgv.serveftp.org/codex/codex.php?band=cds1a2&f=&a=b&s=275
- ↑ Codex Diplomaticus Saxoniae Regiae I 3 S. 194-197 Nr. 266, hier S. 196 (Zeile 34)
- ↑ http://isgv.serveftp.org/codex/codex.php?band=cds1a1&f=&a=b&s=196
- ↑ Ernst Költzsch: Gesamtverzeichnis zum Liber benefactorum im Stadtarchiv Zwickau. Terminierbuch der Zwickauer Franziskaner, 1996 (= Schriftenreihe der AMF, 18)
- ↑ Neue Sächsische Kirchengalerie, Ephorie Schneeberg, S. 219ff
- ↑ Vgl. Wilhelm Dilichs Federzeichnungen kursächsischer und meissnischer Ortschaften aus den Jahren 1626 - 1629, hrsg. von Paul Emil Richter u. Christian Krollmann. Dresden: Meinhold, 1907. Der lateinische Originaltitel der ersten Ausgabe lautet: Urbium et oppidorum et arcium aliquot septemviratus saxonici et misniae tiypi ac desriptionum isagoges Wilhelmi Dilichii. A.S. M.DC.XXIIX.
- ↑ Christian Lehmann: Die Kriegschronik - Sachsen mit Erzgebirge. HuF-Verlag: 1998, S. 64 ISBN 3-9805904-6-1
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 24/25; 39, 62 und 70-72
- ↑ Siegfried Sieber: Festschrift zur 750-Jahrfeier..., Seite 30
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 227 ff: Stadtgeschichte in Zahlen
- ↑ TOURIST Reisehandbuch Erzgebirge Vogtland, VEB Tourist Verlag Berlin – Leipzig, 4. Auflage 1981, Seite 179
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 20/21; 53
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Seite 29
- ↑ Siegfried Sieber: Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt, Seiten 15, 23; Akademie-Verlag Berlin, 1974
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 170/171
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seite 183 ff
- ↑ Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Seiten 14/16
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 38, 68, 73-75
- ↑ Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Seite 39
- ↑ Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Seiten 124/125
- ↑ Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen: Pressemitteilung vom 27. Juni 2008
- ↑ Bericht über Hochwasser im Westerzgebirge in der Zeitschrift „Preß-Kurier“
- ↑ Augenzeugenberichte und Privatfotos von Auer Einwohnern
- ↑ Artikel vom 23. 11. 2007 im medienservice.sachsen: „Mehr Hochwasserschutz am Rumpelsbach in Aue“
- ↑ Hochwasserschutzübung des THW Aue-Schwarzenberg
- ↑ Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Seite 9
- ↑ a b c d e Homepage der Stadtverwaltung
- ↑ [1] Statistisches Landesamt Sachsen
- ↑ [2] Statistisches Landesamt Sachsen
- ↑ [3] Statistisches Landesamt Sachsen
- ↑ Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Seiten 34/35
- ↑ Kurzinfo über Aue auf der Homepage von Solingen
- ↑ Aue im Erzgebirge, Seite 6
- ↑ Um Aue, Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt, ..., Seite 13
- ↑ Homepage u.a. mit der Problematik des Uranbergbaus in Aue
- ↑ Westliches Erzgebirge, Wir-Verlag Walter Weller, Aalen, 1991; Seite 15, ISBN 3-924492-56-5
- ↑ Homepage der Brünlasberg-Schule
- ↑ Homepage einer Holzschmuckwerkstatt
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Seite 79
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seite 78
- ↑ a b Homepage der Weberei Bauer
- ↑ a b Öffentliche Bekanntmachungen vom Januar 2008
- ↑ Homepage der Uni Leipzig mit Informationen zu verschiedenen geophysikalischen Forschungsarbeiten
- ↑ http://www.smul.sachsen.de/de/wu/umwelt/lfug/lfug-internet/veroeffentlichungen/verzeichnis/geoarchiv/geophysik/seismologie.html
- ↑ Homepage von Blema
- ↑ Homepage von Xetma Vollenweider
- ↑ Homepage der Auerhammer-Werke
- ↑ Homepage Stadtverwaltung
- ↑ a b Stadtportal
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre..., Seite 61
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 64
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre...
- ↑ Homepage des Zweckverbands Wasserwerke Westerzgebirge und der Wasserwerke Westerzgebirge GmbH
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Seite 45
- ↑ Siegfried Sieber: Festschrift zur 750-Jahrfeier der Stadt Aue im Erzgebirge am 7. Mai 1923. 1923, Reprint 2007; Seite 20
- ↑ Homepage des Verkehrsverbunds Mittelsachsen
- ↑ Tageszeitung „Freie Presse“ vom 6. Oktober 2008, Kalenderblätter – vor 45 Jahren: Letzter Treff der Bahnbetriebswerker, S. 14
- ↑ Artikel von Andreas Funkhänel Die Eisenbahn hat in Aue schon eine lange Tradition ..., Oktober 2004 auf Fanseite zur Dampfeisenbahn
- ↑ Homepage des „Fördervereins Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V.“
- ↑ mehrere Artikel von Falk Thomas im „Preß-Kurier“, online
- ↑ Homepage der Erzgebirgsbahn
- ↑ Homepage des „Sächsischen Diakonissenhauses“
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre..., Seiten 61 ff
- ↑ Kulturportal Mecklenburg-Vorpommern
- ↑ Homepage der Helios-Kliniken
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 29/30 und ab Seite 227
- ↑ Pflichtangabe
Typ
und/oderID
fehlt, siehe Doku - ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert
- ↑ Lößnitztalbrücke in der Datenbank „Brückenweb“
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre..., Seite 50
- ↑ Homepage des Filmmuseums Potsdam
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder der 20er und 30er Jahre..., Seiten 55 ff
- ↑ Tageszeitung „Freie Presse“ vom 6. Oktober 2008, „Kalenderblätter – vor 45 Jahren“, S. 14
- ↑ Aue im Erzgebirge, Seite 24
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 201 ff
- ↑ Infos über die Auer Stadtbiliothek
- ↑ Details zum Medienbestand der Auer Stadtbibliothek
- ↑ Detailinfo über die Auer Umweltbibliothek
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Seite 50
- ↑ Aue, Mosaiksteine der Geschichte, Seiten 97-102
- ↑ Liste von Banken in Aue
- ↑ Homepage der FFW Aue mit ausführlicher Geschichtsdarstellung
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Seiten 54 und 72/73
- ↑ Aue – 40 Jahre DDR-Alltag, Seiten 23 und 29
- ↑ Homepage des Tiergartens mit ausführlicher Geschichte
- ↑ Homepage der Auer Sparkasse zum Firmenlauf
- ↑ Reisezeit im Erzgebirge, Zeitung des Tourismusverbandes Erzgebirge; 13. Jahrgang, Herbst/Winter 2008
- ↑ Homepage des Veranstalters
- ↑ [4]
- ↑ Privathomepage einer Country-Band
- ↑ Impressionen vom 2. Stadtfest 2007
- ↑ Aue im Spiegel historischer Bilder; Industrie- und Stadtentwicklung im 19. Jahrhundert, Seite 72
- ↑ Information des Leiters des Stadtmuseums, Ralf Petermann, vom Dez. 2007