Lemgo

Alte Hansestadt im Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen, Deutschland
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Lemgo [ˈlɛmgoː] (niederdeutsch: Lemge) ist mit rund 42.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Kreises Lippe (Regierungsbezirk Detmold) im Nordosten Nordrhein-Westfalens.

Wappen Deutschlandkarte
Lemgo
Deutschlandkarte, Position der Stadt Lemgo hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 52° 2′ N, 8° 55′ O keine Zahl: 83–347Koordinaten: 52° 2′ N, 8° 55′ O
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Regierungsbezirk: Detmold
Kreis: Lippe
Höhe: 83–347 m ü. NHN
Fläche: 100,86 km2
Einwohner: 41.867 (31. Dez. 2007)[1]Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Noch nicht auf Metavorlage umgestellt
Bevölkerungsdichte: 415 Einwohner je km2
Postleitzahl: 32657
Vorwahl: 05261
Gemeindeschlüssel: 05 7 66 044Vorlage:Infobox Verwaltungseinheit in Deutschland/Wartung/Fehler in Gemeindeschlüssel
Stadtgliederung: 14 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
32657 Lemgo
Website: www.lemgo.net
Bürgermeister: Reiner Austermann (CDU)
Lage der Stadt Lemgo im Kreis Lippe
KarteNiedersachsenBielefeldKreis GüterslohKreis HerfordKreis Minden-LübbeckeKreis PaderbornKreis HöxterAugustdorfBad SalzuflenBarntrupBlombergDetmoldDörentrupExtertalHorn-Bad MeinbergKalletalLage (Lippe)LemgoLeopoldshöheLügdeOerlinghausenSchieder-SchwalenbergSchlangen (Gemeinde)
Karte

Lemgo wurde 1190 an einem Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege als Planstadt durch die Herren zu Lippe gegründet. Damit ist Lemgo neben Lippstadt eine der ältesten lippischen Städte sowie eine der ältesten Städte in Ostwestfalen-Lippe. Seit 1245 besitzt Lemgo die Stadtrechte. Im Mittelalter war Lemgo Mitglied der Hanse und wird daher auch Alte Hansestadt Lemgo genannt. Das Stadtbild wird durch zahlreiche spätmittelalterliche Bauwerke geprägt. Bis 1973 war Lemgo Kreisstadt des Kreises Lemgo.

Geographie

Geographische Lage

Lemgo liegt im Tal der Bega im hügeligen Lipper Bergland, einem Mittelgebirge im Norden des Kreises Lippe im Nordosten des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Das Gebiet am Nordsaum der Mittelgebirgsschwelle wird im Norden durch das Wiehengebirge, im Süden durch den Teutoburger Wald und im Westen durch die Weser begrenzt und gehört Naturräumlich zum Weserbergland. Obwohl die Stadt im Tal gegründet worden ist, zieht sie sich auf die umliegenden Höhen der Berge hinauf und nimmt spätestens seit den Eingemeindungen eine große Fläche im Lipper Bergland ein. Die tiefste Stelle liegt auf 83 m im Tal der Bega auf der Grenze zu Bad Salzuflen im Ortsteil Lieme. Der höchste Punkt des Stadtgebiets ist der Windelstein mit 347 m ü. NN in der Lemgoer Mark östlich der Kernstadt.[2]

Die nächstgrößeren Städte sind im Norden Minden (29 km Entfernung), im Westen Bielefeld (25 km) und im Süden Detmold (12 km) und Paderborn (36 km). Der umgebende Landesteil Lippe gehört zur Region Ostwestfalen-Lippe.

Lemgo liegt hauptsächlich am Nordufer der Bega, eines rechten Nebenflusses der hier von Ost nach West fließenden Werre.

Lemgo ist ein kleines Kaff

Geologie

 
Geothermische Karte von Lemgo

Lemgo liegt im Lemgoer Talbecken, einer Niederung, die von der Bega entwässert wird. Diese Vertiefung ist in der Eiszeit durch eine Grundmoräne und danach durch Flussablagerungen aufgefüllt worden. Die Oberfläche ist mit Löß bedeckt. Darunter sind Schichten aus Tonmergel, Kalk- und Sandgestein des Erdmittelalters zu finden. Im Verlauf der Erdgeschichte wurden diese Sedimentgesteine herausgehoben und bilden Sättel, Mulden, Horste und Gräben. Im Untergrund findet die Gesteinsschichten durchaus nebeneinander angeordnet. Im tiefen Untergrund sind Steinsalz und Gips gelöst, so dass dort trichterförmige Einsenkungen vorzufinden sein könnten.[3]

Ausdehnung und Nutzung des Stadtgebiets

Lemgo liegt im ländlichen Lipperland. Daher werden der überwiegende Teil des Gebiets landwirtschaftlich genutzt, gefolgt von der Waldnutzung. Siedlungs- und Verkehrsflächen nehmen nur 20 % ein.

Mit Eingemeindungen erstreckt sich das Stadtgebiet auf circa 101 km2. In Nord-Süd-Richtung erstreckt sich Lemgo über 14,3 km, in Ost-West-Richtung über 13,1 km.

Die Flächennutzung ist auch der folgenden Tabelle zu entnehmen:

Fläche nach Nutzungsart Fläche in ha Anteil an Gesamtfläche
Landwirtschaftsfläche 5.697 56,5%
Waldfläche 2.235 22,2%
Siedlungs- und Verkehrsfläche 2.067 20,5%
Wasserfläche 77 0,8%
sonstige Nutzung 10 0%

Stand: 31. Dezember 2007 [4]

Nachbargemeinden

 
Nachbargemeinden der Stadt Lemgo

Lemgo liegt relativ zentral im Landkreis Lippe und grenzt im Uhrzeigersinn beginnend im Norden an die Städte und Gemeinden Kalletal, Dörentrup, Blomberg, Detmold, Lage, Bad Salzuflen (alle Kreis Lippe) und Vlotho (Kreis Herford).

Stadtgliederung

 
Ortsteile der Stadt Lemgo

Lemgo gliedert sich seit der Gemeindereform im Landkreis Lemgo am 1. Januar 1969 in 14 Ortsteile[5], die in der folgenden Tabelle samt Einwohnerzahlen[6] aufgeführt sind:

Ortsteile Einwohner
31.12.2004
Einwohner
31.12.2006
Lemgo 27.326 27.699
Brake 5.616 5.203
Brüntorf 737 711
Entrup 1.041 1.000
Hörstmar 1.481 1.482
Leese 632 651
Lieme 2.787 2.827
Lüerdissen 726 731
Matorf-Kirchheide 1.492 1.508
Trophagen 203 194
Voßheide 1.286 1.280
Wahmbeck 910 887
Welstorf 207 196
Wiembeck 225 217

Klima

 
Niederschlagsdiagramm für Lemgo

Lemgo liegt im atlantischen Klimabereich, ist mit 799 mm niederschlagsreich und von den Temperaturen her verhältnismäßig ausgeglichen. Die Jahresdurschnittstemperatur beträgt etwa 8,5° C bis 9° C.[7]

Siehe auch: Klima in Ostwestfalen-Lippe

Geschichte

Stadtgründung und spätes Mittelalter

Das Gebiet, in dem die heutige Stadt Lemgo liegt, wurde Anfang des 11. Jahrhunderts Limgauwe oder Limga genannt. Aus der durch Urkunden belegten Besiedlungsgeschichte geht hervor, dass dort im 11. und 12. Jahrhundert eine Anzahl von Siedlungen existierte. Die Burg Brake hat schon um 1190 bestanden, lag aber in einer sumpfigen Flussaue der Bega, die kein geeignetes Gelände für die Anlage einer Stadt bot. So wurde Lemgo um 1190 nordwestlich davon auf trockenem Gebiet von Bernhard II. gegründet und entwickelte sich dank seiner Lage am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Handelswege des Mittelalters für lange Zeit zur größten und bedeutendsten Stadt der Grafschaft Lippe.

Im Jahr 1231 erhob die Diözese Paderborn die Stadt zum Sitz des Archidiakons, des bischöflichen Stellvertreters. Nachdem Lemgo 1245 das Stadtrecht erworben hatte, beantragte die Stadt 1295 die Aufnahme in den Hansebund und wurde 1324 als Hansestadt aufgenommen. Lemgo verband sich daraufhin im sogenannten Kölner Quartier mit den Städten Herford und Bielefeld, um Handel mit Tüchern, Garnen und Leinen zu treiben. Die Handelsbeziehungen der Lemgoer Kaufleute führten über Lübeck bis Visby, Stockholm und Turku in Skandinavien, sowie über Bremen und Elberfeld nach Flandern und Lemgo gewann zusehends an wirtschaftlicher Bedeutung.

Ähnlich wie Lippstadt wurde Lemgo nach einem Dreistraßenschema angelegt und musste schon um 1265 aufgrund seines wirtschaftlichen Erfolgs durch die Anlage der Neustadt erweitert werden. Diese lag südlich der Altstadt in der feuchten Begaaue und wurde in einem Zweistraßensystem angelegt. Zunächst selbständig, war sie durch Markierungen von der Altstadt getrennt, bevor beide Stadtteile 1365 vereinigt und mit einem gemeinsamen Graben und Wall gesichert wurden. So ist das Straßensystem aus fünf in Ost-West-Richtung verlaufenden Straßen, die durch eine in Nord-Süd-Achse verbunden sind, entstanden und als einzigartig im gesamten Raum Lippe und Ostwestfalen gilt.[8]

Reformation und Hexenverfolgung

 
Die Stadt um 1663

Der Wohlstand der Stadt in dieser Zeit zeigt sich heute in den reich verzierten Steingiebel- und Fachwerkbauten, die in der gesamten Stadtmitte, vorwiegend am Marktplatz und an der Mittelstraße, zu finden sind. Der wirtschaftliche Aufschwung führte zu einem ausgeprägten Selbstbewusstsein der Bürger, das sich sogar gegenüber der Kirche und dem Landesherrn äußerte. Bevor die Grafschaft Lippe 1538 zum evangelischen Bekenntnis übertrat, formierte sich in Lemgo in den 1520er Jahren eine reformatorische Bewegung, die 1533 den Abschluss der Reformation der Stadt erreichte. 1605 trat Graf Simon VI. offiziell zum evangelisch-reformierten Bekenntnis über, so dass in Lippe nach dem Prinzip cuius regio, eius religio der Wechsel vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis durchgeführt wurde. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen erlaubte der Röhrentruper Rezess 1617 der Stadt, dennoch beim lutherischen Bekenntnis zu bleiben.

Eine schwere wirtschaftliche Krise, ausgelöst durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) mit Pestepidemien, Einquartierungen und Kontributionsleistungen, brachte Armut und Elend in die Stadt und ließ sie zu einer unbedeutenden Ackerbürgerstadt absinken. Eins der schönsten gotischen Häuser, später mit einem Renaissance-Giebel versehen, ist das Krüwelhaus an der unteren Breiten Straße. Besser bekannt ist dieses Gebäude unter dem Namen „Hexenbürgermeisterhaus“ und erinnert damit an die dunkelste Zeit in Lemgos Geschichte. Hier wohnte im 17. Jahrhundert Bürgermeister Hermann Cothmann (1629-1683), der eine führende Rolle bei der Hexenverfolgung in dieser Zeit spielte. Religiöser Fanatismus und menschliche Verblendung führten zu den sogenannten Hexenprozessen, bei denen zahlreiche unschuldige Frauen und Männer der Zauberei angeklagt wurden. Sich gegen diesen Vorwurf zu wehren, war praktisch unmöglich, denn unter der Folter, Peinliche Befragung genannt, wurde von jedem ein Geständnis erzwungen. Danach verbrannte man die der Hexerei überführten Delinquenten auf dem Scheiterhaufen. Bis zum Jahr 1681 verloren auf diese Weise allein in Lemgo 272 Frauen und Männer ihr Leben. Damit nahm die Stadt in Lippe eine Sonderstellung ein und bekam den Beinamen „Lemgo, das Hexennest“. Die letzte Person, die in einem Hexenprozess 1681 angeklagt wurde, war Maria Rampendahl. Sie widerstand der Folter und kam mit dem Leben davon, musste aber die Stadt und das Land verlassen. Im Hexenbürgermeisterhaus befindet sich heute ein Museum, in dem die damals eingesetzten Folterinstrumente ausgestellt werden.[8]

Neuzeit und Industrialisierung

Die Ackerbürger- und Handwerkerstadt konnte nicht mehr an den wirtschaftlichen Erfolg aus der Hansezeit anknüpfen. Inzwischen hatte sich Detmold zur Residenzstadt entwickelt, die Lemgo an Bedeutung und Einwohnerzahl alsbald überflügelte. Leineweberei und -handel hatten keine Bedeutung mehr und andere Gewerbezweige, wie zum Beispiel der Bau von Kutschen und Pferdewagen, die Herstellung von Meerschaumpfeifen und die Tabakindustrie konnten wirtschaftlich keine Akzente setzen. 1664 wurde von den Brüdern Albert und Heinrich Meyer eine Buchdruckerei gegründet, in der Bücher gedruckt und verlegt wurden und aus der die spätere Meyersche Hofbuchhandlung hervorging. Besonders erfolgreich waren im 18. Jahrhundert die Reisebeschreibungen von Engelbert Kaempfer über Persien, Indien und Japan. Dieser Erfolg in der Druck- und Verlagsarbeit verhalf der Stadt zu dem Beinamen „das westfälische Leipzig“.

Engelbert Kämpfer (1651-1712) gehört zu den bedeutendsten Söhnen der Stadt, nach dem eine Realschule in Lemgo benannt ist. Ab 1682 erkundete er als einer der ersten deutschen Forschungsreisenden Persien, Indien, Java und schließlich Japan, dessen Kultur, Fauna und Flora er als erster Europäer beschrieb.

Durch den Anschluss an das Eisenbahnnetz im Jahr 1896 dehnte sich die Stadt weiter aus. Wohnhäuser und Gewerbebetriebe wurden außerhalb der Wälle errichtet. Der westliche Teil des Walles wurde abgetragen und eine breite Straße führte direkt zum Bahnhof im Süden der Stadt. In den Jahrzenten danach entwickelten sich aus Handwerksbetrieben die ersten Möbelfabriken und bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg war die Möbelindustrie der beherrschende Industriezweig.[8]

Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

Wie überall in Deutschland wurden auch in Lemgo nach Hitlers Machtübernahme im Jahr 1933 Sozialdemokraten und andere unbequeme Bürger aus den öffentlichen Ämtern gedrängt. Die NSDAP setzte einen neuen Stadtrat ein, Bürgermeister Wilhelm Gräfer (1885-1945) durfte allerdings im Amt bleiben. Die Politik der Nazis gegen die Juden wurde in Lemgo ebenso konsequent befolgt wie auch anderswo in Deutschland.

Die Stadt Lemgo hatte den Zweiten Weltkrieg bis zum Frühjahr 1945 nahezu unbeschadet überstanden. Am 3. April näherte sich von Süden her die 2. US-Panzerdivision der Stadt. Zu dieser Zeit befand sich in der Bleidornkaserne (später Spiegelbergkaserne) in Lemgo kurzzeitig der Gefechtsstand von General Paul Goerbig und dem ihm unterstellten Kampfkommandanten von Lemgo, Hauptmann Walter Heckmann. Am Rieper Berg und bei Hörstmar wurden Panzersperren gegen die anrückenden Panzer der Amerikaner vorbereitet. Lemgo sollte bis zum letzten Mann verteidigt werden. Der Fabrikant Lüpke und der Bürgermeister Wilhelm Gräfer wollten mit den US-Truppen unter Lieutenant Colonel Hugh R. O’Farrell bei Hörstmar eine Übergabe der Stadt verhandeln. Bei der Rückkehr wurden beide von Hauptmann Heckmann verhaftet. Lüpke konnte bei einer Transportfahrt fliehen, Bürgermeister Gräfer wurde am 4. April in Lügde vor ein Standgericht gestellt, von General Goerbig zum Tode verurteilt und am folgenden Morgen in Bodenwerder durch SS-Soldaten auf dem Marktplatz hingerichtet. Der westliche Teil Lemgos geriet unterdessen unter Beschuss und 27 deutsche Soldaten starben bei Lemgo, das am Abend des 4. April 1945 in amerikanische Hand fiel. Zwischen Lemgo und Groß-Berkel gerieten außerdem 603 deutsche Soldaten in Kriegsgefangenschaft.

Nachkriegszeit und aktuelle Entwicklung

Lemgo kam nach Kriegsende zur britischen Besatzungszone und unterstand dem Kommandanten Harwey, der den Landrat a. D. Clemens Becker als Bürgermeister der Stadt einsetzte.

Die Britische Rheinarmee (BAOR) unterhielt in Lemgo ab April 1945 die Stornoway Barracks (vormals Bleidornkaserne). Am 15. März 1946 wurde durch die Britische Kontrollkommission die Schaffung der Deutschen „Beratungsstelle für Arbeits-, Wohnungs- und Siedlungswesen“ (German Labour and Housing Agency) mit Sitz in Bad Oeynhausen angeordnet. Im Juli 1946 wurde der ehemalige Präsident des Landesarbeitsamtes Nordrheinprovinz, Hermann Link, mit der Errichtung der Dienststelle beauftragt. Als ihre vorgesetzte Dienststelle, die Manpower Division der Control Commission for Germany (British Element) nach Lemgo umsiedelte, wurde am 12. Juli 1946 die Beratungsstelle dorthin verlegt und in den Stornoway Barracks untergebracht. Am 24. August 1993 wurde der britische Militärstützpunkt geschlossen und die Einrichtungen zu modernen Wohngebäuden umgebaut.

Um 1950 wurden einige Betriebe der Elektro- und Beleuchtungsindustrie gegründet, die sich bis heute zu größeren Firmen entwickelten. Das gilt auch für ein permanent wachsendes Werk der Dentalindustrie. Längst ist das Gebiet in der Grevenmarsch zu klein für die Zahl der neuen Betriebe geworden und so wurden große Flächen nördlich von Lieme als Industriegebiet ausgewiesen. Von der einst dominierenden Möbelindustrie sind nur noch wenige Betriebe übriggeblieben.

Die Bevölkerungszahl der Stadt erhielt nach dem Krieg überwiegend durch Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten starken Zuwachs und erreichte 1949 fast 20.000 Einwohner, gegenüber 13.489 im Jahr 1939. Nach der Eingliederung von 13 bisher selbständigen Gemeinden durch die Gemeindereform zählte Lemgo am 1. Januar 1969 fast 38.000 Einwohner.

Die heutige Kernstadt hat sich gemeinsam mit Brake in den letzten Jahrzehnten zu einem Zentrum für Kultur und Wirtschaft entwickelt. Mit seinem spätmittelalterlichen Stadtbild ist Lemgo das Ziel zahlreicher Touristen, die alljährlich die Stadt besuchen. Verantwortlich für den Erhalt und die Pflege des alten Stadtbildes ist der Verein Alt Lemgo, der am 27. August 1920 gegründet wurde. In den 1920er Jahren erfolgten erstmals Freilegungen der bedeutendsten Fachwerkfassaden unter der Leitung von Dr. Karl Meier, die unter Verputz versteckt waren. Nach dem Krieg wurden die Stadtbildpflege fortgesetzt und von 1920 bis heute wurden mehr als 300 Objekte mit Beratungen und Zuschüssen betreut.[9]

Religionen

 
Ev.-ref. Pfarrkirche St. Johann
 
Ev.-luth. Pfarrkirche St. Nicolai
 
Ev.-luth. Pfarrkirche St. Marien

Bereits 1518 wurden Luthers Thesen vom späteren Bürgermeister Ernst von Wipper und anderen von der Kanzel verlesen und Lemgo entwickelte sich neben Lippstadt zu einem Zentrum der Reformation. In den folgenden Jahren besuchten immer mehr Bürger den evangelischen Gottesdienst und sangen vor und nach der Predigt deutsche statt lateinische Kirchenlieder. Obwohl der lippische Landesherr Simon V. die Reformation ablehnte, konnte er die selbstbewussten Lemgoer Bürger nicht einschüchtern. Im Jahr 1537 wurde die Braunschweiger Kirchenordnung des Reformators Johann Bugenhagen in Lemgo offiziell angenommen. Lippe wandte sich im 17. Jahrhundert unter Simon VI. dem Calvinismus zu, dem sich Lemgo in einer zweiten Reformation offen widersetzte. Lemgo konnte sich vor Gericht durchsetzen und blieb lutherisch. Im sogenannten Röhrentruper Rezess wurden die Streitigkeiten zwischen Lemgo und dem Landesherrn beigelegt, die Lemgoer mussten aber die Herrschaft der lippischen Grafen weiterhin anerkennen.[10]

Die Mehrheit der heutigen Bevölkerung Lippes gehört zur evangelisch-reformierten Landeskirche, die sich damit von den mehrheitlich evangelisch-lutherischen Landeskirchen in Teilen von Ostwestfalen unterscheidet. In Lemgo gibt es beide Konfessionen. Die beiden evangelisch-reformierten Kirchengemeinden in Lemgo sind St. Johann und St. Pauli. Darüber hinaus existieren drei evangelisch-lutherische Kirchengemeinden in Lemgo, die einen eigenen Kirchenkreis bilden und ebenfalls zur Landeskirche gehören: St. Nicolai, St. Marien und Eben-Ezer. Alle Kirchen gehören der Lippischen Landeskirche an, teilen sich aber in die Klassen lutherisch und Brake auf.

Die einzige Römisch-katholische Kirchengemeinde feiert ihre Gottesdienste in der Heilig-Geist-Kirche. Mit vier weiteren Gemeinden gehört sie zum Pastoralverbund Lemgo-Nordlippe im Dekanat Bielefeld-Lippe des Erzbistums Paderborn.

Für die Moslems im Stadtgebiet gibt es die Türkische Ahmet-Yesevi-Moschee in der Primkerstraße, welche dem DİTİB unterstellt ist.

Ein Indiz für die Verteilung kann die Angabe der konfessionellen Zugehörigkeit der Lemgoer Schüler sein. Demnach sind rund 68% der Schüler evangelisch, 10% katholisch, 4% islamisch. 7% geben an, einer sonstigen Konfession anzugehören, und 11% rechnen sich keiner Konfession zu.[11]

Eingemeindungen

Nach dem Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Lemgo (Lemgo-Gesetz) wurden zum 1. Januar 1969 die freie Stadt Lemgo sowie die Gemeinden Brake in Lippe, Brüntorf, Entrup, Leese, Lieme, Lüerdissen, Voßheide, Welstorf, Wiembeck aus dem Amt Brake[12], Matorf aus dem Amt Hohenhausen[13] und Wahmbeck zur neuen Stadt Lemgo zusammengeschlossen. 1970 wurden die Gemeinden Hörstmar und Tropenhagen aus dem Amt Detmold[14] im gleichnamigen Landkreis der Stadt Lemgo zugeschlagen. Zum 1. Januar 1973 gehört die Stadt Lemgo zum neuen Kreis Lippe, der die ehemaligen Landkreise Lemgo und Detmold vereint.

Einwohnerentwicklung

Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen der Stadt Lemgo nach dem jeweiligen Gebietsstand, bei einigen Zahlen zusätzlich nach heutigem Gebietsstand. Bei den Zahlen handelt es sich vor 1818 um ungefähre Angaben, von 1818 bis 1970 und für 1987 um Volkszählungsergebnisse[15][16][17][18] und ab 1975 um amtliche Fortschreibungen des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik[19]. Die Zahlen von 1975 bis 1985 sind geschätzte Werte, die Zahlen ab 1990 Fortschreibungen auf Basis der Ergebnisse der Volkszählung von 1987. Die Angaben beziehen sich ab 1871 sowie für 1946 auf die Ortsanwesende Bevölkerung, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und ab 1985 auf die Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Vor 1871 wurden die Einwohnerzahlen nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1818 3.903
1828 3.849
1835 3.862
1841 4.023
1843 4.005
1852 4.033
1858 4.028
1867 (3. Dez.) 4.640
Jahr Einwohner
1871 (1. Dez.) 4.801
1885 (1. Dez.) 6.443
1895 (1. Dez.) 8.096
1905 (1. Dez.) 9.033
1925 (16. Juni) 11.489
1933 (16. Juni) 12.390
1939 (17. Mai) 14.078
23.295 1
Jahr Einwohner
1946 (29. Okt.) 18.188
1950 (13. Sep.) 20.088
33.599 1
1961 (6. Juni) 21.365
34.421 1
1970 (27. Mai) 38.743
1975 (31. Dez.) 39.662
1980 (31. Dez.) 39.864
Jahr Einwohner
1985 (31. Dez.) 38.916
1987 (25. Mai) 38.151
1990 (31. Dez.) 39.485
1995 (31. Dez.) 41.403
2000 (31. Dez.) 41.995
2005 (31. Dez.) 42.156
2007 (31. Dez.) 41.867

1 heutiger Gebietsstand

 
Bevölkerungsentwicklung in Lemgo von 1818 bis 2007 (untere Linie: jeweiliger Gebietsstand, obere Linie: heutiger Gebietsstand)

Politik

Stadtrat

Der Lemgoer Stadtrat besteht aus 11 Ratsfrauen und 29 Ratsherren:

Parteien und Wählergemeinschaften %
2004
Sitze
2004
%
1999
Sitze
1999
%
1994
Sitze
1994
%
1989
Sitze
1989
%
1984
Sitze
1984
%
1979
Sitze
1979
%
1975
Sitze
1975
%
1971
Sitze
1971
%
1969
Sitze
1969
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 46,2 18 47,7 21 39,44 18 33,09 15 35,18 16 41,04 44,17 48,91 31,91
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 36,3 15 39,1 17 44,63 21 50,79 24 50,54 23 50,75 48,53 44,29 46,03
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 11,5 5 7,5 3 10,52 4 7,92 3 7,95 3 - - - - - - - -
FDP Freie Demokratische Partei 6,0 2 5,8 3 5,41 2 8,20 3 6,34 3 8,21 7,27 6,80 14,14
NPD Nationaldemokratische Partei Deutschlands - - - - - - - - - - - - - - - - 7,92
Gesamt 100,0 40 100,0 44 100,0 45 100,0 45 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
Wahlbeteiligung in % 59,3

(Stand: Kommunalwahl vom 26. September 2004)[20]

Bürgermeister

Wie in anderen Kommunen ebenfalls üblich, waren in Lemgo bis 1994 die Ämter des ehrenamtlichen Bürgermeisters und des hauptamtlichen Stadtdirektors getrennt. Erster Hauptamtlicher Bürgermeister von Lemgo ist demnach Reinhard Wilmbusse.

  • 1916 – 1920: Franz Möller
  • 1921 – 1923: Karl Otto Floret
  • 1923 – 1945: Wilhelm Gräfer
  • 1945 : Clemens Becker (SPD), Landrat a.D.
  • 1946 – 1947: Otto Drewes (CDU)
  • 1947 – 1952: Johannes Kuhlmann (CDU)
  • 1952 – 1954: Wolfgang Klasing (FDP)
  • 1954 – 1956: Wilhelm Wippermann (FDP)
  • 1956 – 1969: Wilhelm Wippermann (FDP), im Wechsel mit August Flohr (SPD)
  • 1969 – 1971: Helmut Krüger (CDU)
  • 1971 – 1999: Reinhard Wilmbusse (SPD)
  • seit 1999: Reiner Austermann (CDU)[21]

Wappen

 

Blasonierung: Das Wappen stellt auf silbernem (weißem) Schilde eine blaue fünfblättrige Rose mit goldenem (gelbem) Butzen, jedoch ohne Kelchblätter, dar.[5]

Bei der Neuordnung der Stadt Lemgo zum 1. Januar 1969 wurde mit Genehmigung vom 20. Januar 1972 das Stadtwappen der alten Stadt Lemgo übernommen. Die erste Darstellung der Rose ist für 1248 im Hauptsiegel der Stadt Lemgo nachgewiesen, welches um 1200 entstanden ist. Aus dem Sekretssiegel der Stadt ist im 14. Jahrhundert das Stadtwappen entwickelt worden. Seit dem 16. Jahrhundert lässt sich die Farbe blau für die Rose nachweisen. Die Farbe wurde mutmaßlich zur Unterscheidung zur roten Lippischen Rose gewählt.[22]

Städtepartnerschaften

Die Abteilung Biologie der Université de Technologie der lothringischen Stadt Vandœuvre-lès-Nancy suchte für Studentenaustausche 1973 eine gleichartige Fachhochschule in Deutschland und fand in der Fachhochschule Lemgo den entsprechenden Partner. Noch im selben Jahr fand der erste Austausch statt. Die Besuche waren von offiziellen Empfängen in den Rathäusern begleitet, so dass sich der Bürgermeister von Vandoeuvre für eine Ausweitung der Partnerschaft aus die Städte aussprach. Ab 1976 besuchten sich Delegationen der beiden Städte gegenseitig. Die Beziehungen konnten sich schnell auf die Schulen und Vereine ausweiten. Im Oktober 1978 wurde die Städtepartnerschaft in Vandoeuvre und am 19. Mai 1979 in Lemgo offiziell vereinbart.[23]

Da zwischen dem ehemaligen Kreis Lemgo und East Riding of Yorkshire in England bereits eine Partnerschaft bestand, entwickelten sich die ersten Kontakte von Lemgo und der Stadt Haltenpriece, später Beverley. Schnell fanden Schüleraustausche statt und die Sportvereine und Musikgruppen pflegten Kontakte. Der Rat der Stadt Beverley hat am 26. April 1979 beschlossen, eine Partnerschaft mit Lemgo einzugehen.[24]

Bei umfangreichen Jubiläumsfeierlichkeiten konnten am 19. Mai 1979 in Lemgo die Partnerschaftsurkunden mit Vandoeuvre und Beverley unterzeichnet werden.

Eine Lemgoer Delegation reiste im August 1985 anlässlich der 40jährigen Wiederkehr des Atombombenabwurfs auf Hiroshima nach Japan. Dort traf man auch auf eine Delegation der DDR. Ein Telegramm von Erich Honecker, in dem er auf die Bedeutung der Konferenz und die wichtige Rolle der Städte und Gemeinden bei der Friedenssicherung hinwies, antwortete der damalige Lemgoer Bürgermeister Wilmbusse und schlug vor, eine Partnerschaft Lemgos mit einer Stadt in der DDR einzugehen. Eine Reise nach Ostberlin führte dann nach Stendal, wo die Lemgoer Delegation viele Gemeinsamkeiten mit ihrer Heimatstadt entdecken konnte. Es wurden erste Kontakte in Stendal geknüpft. Weitere gegenseitige Besuche folgten und so wurde am 9. Oktober 1988 die Partnerschaft besigelt. Nach der Deutschen Einheit wurde die Partnerschaft zwischen Lemgo und Stendal am 3. Oktober 1990 durch einen erneuten Vertrag im Lemgoer Rathaus bekräftigt.[25]

Die Stadt ist Patenstadt für das Panzergrenadierbataillon 212 im ebenfalls lippischen Augustdorf.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

 
Schloss Brake

Lemgos alter Stadtkern ist im Zweiten Weltkrieg nur wenig zerstört worden. Erhalten geblieben ist der städtebauliche Gesamtcharakter mit den Zeugnissen aus der Zeit der Renaissance.

Theater

Die Stadt Lemgo verfügt über kein eigenes Theater. In Zusammenarbeit mit dem Landestheater Detmold wird das Lemgo-Abo im Landestheater angeboten. Die Freie Thatergruppe Stattgespräch spielt im Lemgoer Bahnhof und gibt Gastspiele in anderen Orten Deutschlands.

Museen

Das Städtische Museum Hexenbürgermeisterhaus zeigte bis vor wenigen Jahren Nachbauten einiger Folterinstrumente aus der Zeit der Hexenverfolgung. Im Museum Junkerhaus Lemgo ist eine Ausstellung über das Leben und Wirken des Künstlers Karl Junker. Die Städtische Galerie Haus Eichenmüller zeigt Wechselausstellungen mit Werken zeitgenössischer Künstler. In Lemgo existiert die Ölmühle, eine funktionsfähige Wassermühle mit einem angeschlossenen Mühlenmuseum. Das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake zeigt Beispiele aus Kunst, Kultur und Leben zur Zeit der Weserrenaissance. Darüber hinaus gibt es die Dokumentations- und Begegnungsstätte Frenkelhaus, die eine ständige Ausstellung zur Geschichte der Juden in Lemgo zeigt.

Musik

Das Musikangebot in der Stadt Lemgo erstreckt sich vom Gesangsangebot in Kinderchören, einem Gospelchor, drei Männergesangsvereinen, den Kantoreien der St. Nicolai und der Marien-Gemeinde und weiteren Chorgruppen bis zu den Musikgruppen. Hier sind drei Posaunenchöre, zwei Spielmannszüge, ein Fanfarenzug, ein Jagdhornbläsercorps und ein Kammermusikkreis zu nennen. Die Musikschule der Stadt Lemgo rundet das Angebot ab.

Bauwerke

Hexenbürgermeisterhaus

 
Hexenbürgermeisterhaus

Das bekannteste Haus Lemgos ist das sogenannte Hexenbürgermeisterhaus aus dem Jahre 1571 mit einer Fassade im Stile der Weserrenaissance. Seinen ungewöhnlichen Namen hat es von seinem im 17. Jahrhundert in Lemgo amtierenden Bürgermeister Cothmann, der aus Machtgier den Hexenwahn als Bestandteil des christlichen Glaubens nutzte, um seine politischen Gegner aus dem Feld zu räumen. Damit dies nicht zu deutlich wurde, ließ er einige weitere Dutzend Bürger umbringen, Frauen wie Männer.

Am Unterbau der Fassade gibt es eine breite, reich durchfensterte Zone aus angesetzten und auf die Straße vorgeschobenen Vorbauten, die „Utluchten“ genannt werden, ein auch in der Fachliteratur selten gebrauchter Begriff. Üblich wurden solche Utluchten an Steinbauten der Renaissance und an Fachwerkbauten des 17. und 18. Jahrhunderts. Am rechten Teil der Fassade befindet sich dagegen ein Erker, der im Gegensatz zur Utlucht nicht ebenerdig ist und auf Konsolen aufgefangen wird. Die darüber liegende Fassade ist durch Halbsäulen und Gesimse gegliedert.

Rathaus

 
Rathaus

Hauptartikel: Rathaus (Lemgo)

Das in die UNESCO-Liste der Kunstwerke von europäischem Rang aufgenommene Rathaus im Stile der Weserrenaissance besteht aus zu verschiedenen Zeiten erbauten Teilen. So eine Entstehungsgeschichte ist für große Profanhäuser wie Rathäuser nicht unüblich, weil durch die wachsende Einwohnerzahl und die zunehmende Verwaltungstätigkeit der Städte immer mehr Räumlichkeiten benötigt wurden. Anstelle eines Rathausneubaus wurden die benachbarten Häuser dazugekauft oder der Bau erweitert.

Der älteste Hauptbau ist ein langgestreckter Saalbau, der ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Der mittlere Gebäudeteil ist gotisch und stammt aus der Zeit um 1480–90. In ihm befinden sich die Ratskammer und darunter die Gerichtslaube. Solche geöffneten Erdgeschosse gehören meist zu mittelalterlichen Rathäusern, weil hier die ebenfalls öffentlichen Gerichtsverhandlungen stattfanden.

Die jüngsten Bauglieder der Weserrenaissance stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert: Der Apothekenerker ist ein Prunkstück des Rathauses mit strenger wie verspielter Formensprache gleichermaßen. Ähnlich in der Ausführung ist die Ratslaube mit der Kornherrenstube im Obergeschoss auf der Nordseite des Rathauses. Der Neue Ratstubenbau ist schlichter ausgeführt und fasst die Marktfassade des Gebäudes symmetrisch mit dem Apothekenerker ein.

Weitere Sehenswürdigkeiten

 
Stumpfer Turm

Zu den Sehenswürdigkeiten in Lemgo gehören die Kirche St. Marien aus dem 12./13. Jahrhundert und Kirche St. Johann, deren Stumpfe Turm die älteste datierte Glocke in Lippe beherbergt. Letztere befindet sich außerhalb der Kernstadt). Die Alte Abtei entstammt dem 16. Jahrhundert und wurde im 18. Jahrhundert umgebaut. Das Junkerhaus ist ein mit zahlreichen kunstvollen Schnitzereien versehenes Werk des Künstlers Karl Junker aus dem Jahre 1891. Die von Ernst Pethig entworfene Bauhaus-Villa Kleßmann ist das einzige Beispiel für Bauhaus-Architektur in Lemgo und Umgebung. Das Zeughaus ist mit markantem Streifenputz versehen, eine Besonderheit der Weserrenaissance. Außerhalb der Innenstadt steht das Schloss Brake. Ende des 16. Jahrhunderts wurde es vom lippischen Grafen Simon VI. zu einem repräsentativen Wasserschloss ausgebaut. Schon im Hochmittelalter stand hier eine der größten Burgen in Westfalen.

Bürgerhäuser

Im historischen Stadtkern hat sich eine Reihe von Kaufmannshäusern aus der Spätgotik und der Renaissance erhalten. In der Breiten Straße, der Hauptstraße der Neustadt, sind neben dem Hexenbürgermeisterhaus (Nr. 19) vor allem die Steinbauten Nr. 57 (erbaut 1580, Fassade stark verändert) und 67 (erbaut um 1580) sowie die sogenannten Neustädter Zwillinge (Nr. 45 und 47, zwei Fachwerkhäuser der Zeit um 1580 mit annähernd identischen Schnitzgiebeln) hervorzuheben. In ihrer Verlängerung, der Kramerstraße, findet sich das Wippermannsche Haus (Nr. 5, erbaut 1576, mit für die damalige Zeit altmodischem gotischem Treppengiebel).

In der Papenstraße finden sich neben dem Zeughaus und dem Ballhaus noch drei steinerne Giebel (Nr. 8, 17 und 24) sowie zwei Steinbauten mit mächtigen Fachwerkgiebeln (Nr. 32 und 34, um 1610 erbaut). Außerdem ist der ehemalige Adelshof Nr. 22 erwähnenswert, dessen Fachwerkobergeschoss jedoch im 19. Jahrhundert stark entstellt wurde.

 
Altes Backhaus, Echternstr. 92

In der Echternstraße sind vor allem die ehemaligen Adelshöfe Nr. 6/8 (Steinbau mit Fachwerkobergeschoss, um 1560), Nr. 116 (um 1500, stark verändert), Nr. 117 (Steinbau mit Fachwerkobergeschoss, um 1580) und 137/139 (Steinbau mit Fachwerkgiebel, ebenfalls um 1580) sowie die Bürgerhäuser Nr. 85 (mit Fächerschnitzereien, um 1560) und Nr. 92 (mit Beschlagwerkschnitzerei, um 1600) zu erwähnen.

Die bedeutendsten Bürgerhäuser befinden sich jedoch entlang der Mittelstraße, der Hauptstraße der Stadt. Neben spätgotischen (Nr. 26, 29, 52, 54 und 104) und renaissancezeitlichen (Nr. 40/42, 56, 58, 64 und 81) Steinhäusern gibt es viele Bauten in Mischbauweise (Steinunterbau mit Fachwerkgiebel, Nr. 13, 17, 27, 36 und 128/130) und Fachwerkbauweise (Nr. 9, 11, 14, 24, 27, 39, 124).

Neben diesen besonders hervorzuhebenden Häusern finden sich vor allem in der Altstadt hunderte kleinerer Fachwerkhäuser aus der Zeit vom 15. bis zum 19. Jahrhundert.

Stadtbefestigung

Die Stadtbefestigung wurde im 18. und 19. Jahrhundert größtenteils abgetragen (das über 30 m hohe Ostertor wurde 1863 niedergelegt, das deutlich kleinere Regenstor erst 1876). Heute finden sich nur noch geringe Reste der Stadtmauer (ein 25 m langes Stück an der Hirtenstraße, ein 10 m langes Stück am Langenbrücker Tor und ein 120 m langes Stück entlang der Straße Im Rembken) sowie der Pulverturm (Neue Straße) und der teilweise rekonstruierte Hohe Turm ob dem Rembken (Im Rembken). Am Kastanienwall hat sich eine Bastion erhalten, die 1990 zum 800-jährigen Stadtjubiläum saniert wurde.

An der Südseite haben sich die Befestigungswälle in einer Höhe von bis zu 10 m erhalten, an den übrigen Seiten wurden sie vor 1900 eingeebnet und zu Parkanlagen umgestaltet.

Der Stadtgraben wurde an der Südseite entlang des Abteigartens wieder freigelegt. Weitere Teile harren noch der Offenlegung.

Parks

Südöstlich der Altstadt erstreckt sich über etwa 2 Hektar der Abteigarten Lemgo. Schon 1769 ließ der Graf zur Lippe den großen Garten anlegen. Nach seinem Tode ging der Garten in das Eigentum seiner Schwester, der Äbtissin des benachbarten Klosters St. Marien über. Nach dem Tod der letzten Äbtissin 1958 wurde das Anwesen durch die Stadt Lemgo erworben. Die Grünanlage ist seit 1962 öffentliche Parkanlage. Neben einigen alten Bäumen sind noch drei Denkmäler erhalten.[26]

Im Norden der Stadt liegt der Staff Landschaftspark. Eigentümerin der 16 Hektar großen und öffentlich zugänglichen Anlage ist die gemeinnützige Staff-Stiftung. Leuchtenhersteller Alfred Staff baute seine Firma in Lemgo nach dem 2. Weltkrieg aus. Zusammen mit seinem Mitgesellschafter wurde 1987 die Stiftung gegründet. Zusammen mit der Stadt Lemgo wurde 1988 ein Ideenwettbewerb zur Neuanlage eines Parks ausgeschrieben, den das Planungsbüro Drecker aus Bottrop-Kirchhellen gewann. 1990 wurde mit der Gestaltung des Parks begonnen. Einige moderne Kunstwerke bereichern den Park. [27]

Naturdenkmäler und Naturschutzgebeite

Östlich des Stadtkerns von Lemgo liegt das Naturschutgebiet Begatal, welches den etwa 21 Kilometer langen Gewässerabschnitt und den Talraum der Bega von der Quelle im Barntruper Stadtwald bis zum Schloss Brake. Mit der Verordnung der Bezirksregierung Detmold vom 11. Dezember 1996 wurde das 497 ha große Gebiet erstmalig unter Schutz gestellt. In der Flussaue finden sich Quellen, Sümpfe, Kleingewässer und Flutmulden sowie naturnahe Waldbestände. Das Gebiet beiheimatet über 350 verschiedene Pflanzenarten, von denen 23 auf der Roten Liste NRW und der Vorwarnliste stehen. Weiterhin nutzen über 70 Vogelarten, darunter Wasseramsel, Eisvogel und Schwarzspecht und 17 Fischarten, unter anderem die Groppe und das Bachneunauge das Naturschutzgebiet als Lebensraum.[28]

Zwischen dem Ortsteilen Lieme und dem Lage-Hardissen liegt das zweite Naturschutzgebiet, das Hardisser Moor. Es umfasst etwa 29 Hektar in einem 1,5 Kilometerlangen Tal, das vom Oetternbach durchflossen wird. Im Kern liegt ein Kalkflachmoor, Erlenbrüche und -wälder sowie Faulbaumgebüsche und Röhrichte schließen sich an. Das Hardisser Moor bietet nicht nur seltenen und gefährdeten Pflanzenarten, sondern auch schützenswerten Vögeln, Libellen und Amphibien einen Lebensraum. Die Verordnung des Regierungspräsidenten Detmold zum Naturschutz trat am 13. Dezember 1996 in Kraft.[29]

Der Windelstein in Lemgo ist Teil eines vorchristlichen Konstrukts um die Sommersonnenwende zu bestimmen. Dazu werden die Johannissteine in Lage benötigt.[30]

Sport

 
Logo des bekanntesten Sportvereins der Stadt

Die Stadt ist durch die erfolgreiche Handballmannschaft des TBV Lemgo überregional und international bekannt. Die Handballabteilung des 1911 gegründeten Vereins existiert bereits seit 1924. Der Aufstieg ging langsam aber beständig. Von der Oberliga seit dem Gründungsjahr gelang 1981/82 der Aufstieg in die zweite Bundesliga, 1983/84 in die oberste Spielkasse, in der der Verein noch heute spielt. Die größten Erfolge konnten in den Jahren 1995 bis 2006 gefeiert werden: Nach dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1996 schloss sich der erste Meistertitel 1997 an. Es folgte die Gewinne des Supercups in den Jahren 1997, 1999, 2002 und 2003 sowie des DHB-Pokals 1995, 1997 und 2002. 2003 gelang es dem Verein, erneut Deutscher Meister zu werden. 2006 ging der EHF-Pokal erstmals nach Lemgo.

Der TBV Lemgo trägt seine Heimspiele in der Lipperlandhalle aus. Während der Handball-Weltmeisterschaft der Herren 2007 fanden dort 6 Gruppenspiele im so genannten President's Cup statt.

Im Ortsteil Lieme wird radsport gespielt. Seit vielen Jahren ist der Ort bekannt für national und international erfolgreiches Kunstradfahren. Sportlerinnen und Sportler aus Lieme sind mehrmalige Deutsche Meister, Europameister und Weltmeister.

Des Weiteren spielte der VfL Lüerdissen in der Saison 2007/2008 in der Fußball-Landesliga Staffel 1.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jeden Mittwoch und Samstag ist von 7.00 bis 13.00 Uhr Wochenmarkt auf dem Marktplatz. Frische Produkte wie Gemüse, Früchte, Blumen, Geflügel und weiteres werden direkt von den Produzenten angeboten.

Im Sommer wird der Lemgoer Sommertreff ausgerichtet. Das Angebot der Veranstaltung, die auf dem historischen Marktplatz stattfindet umfasst unter anderem Straßentheater und -kunst, Kabarett und Livemusik verschiedenster Art.

Jährlich um Nikolaus (vom ersten Donnerstag im Dezember bis zum folgenden Sonntag) findet das Volksfest Kläschen statt. Es ist der größte Weihnachtsmarkt in der Region und bietet neben einer kilometerlangen Budenstrecke auch eine Vielzahl aktueller Fahrgeschäfte und kulinarischer Köstlichkeiten.

Kulinarische Spezialitäten

 
Teller mit lippischem Pickert

Die Lemgoer Strohsemmel ist eine kulinarische Besonderheit. Sie gilt als das bekannteste Gebäck Lippes. Folgt man einer alten Überlieferung, wurde das Rezept von einem unbekannten Soldaten, einem Bäckergesellen, nach Lippe gebracht. Dieser soll am Napoleonischen Krieg in Russland teilgenommen haben. Dort soll er die Semmeln als Verproviantierung der Truppe gebacken haben. Die Hefeteigstücke werden – nach alter russischer Sitte – vor dem Backen überbrüht, was eine lange Haltbarkeit gewährleistet. Abgebacken werden die Semmeln – mangels eines Backbleches, so die Legende – auf einer Lage Roggenstroh, was ihre unverwechselbare Musterung auf der Unterseite hervorruft. Strohsemmeln werden von Lemgoer Bäckermeistern bis nach Nordamerika vertrieben. Landestypische Auflagen sind die lippische Mettwurst, Schinken, Käse, Honig, Marmelade, Rübenkraut oder Butter pur. Am besten genießt man die Lemgoer Strohsemmel ofenwarm.

Unter Lippischem Pickert versteht man kleine Kuchen aus Hefe, Mehl und Kartoffeln, die mit Korinthen und Rosinen in der Bratpfanne gebacken werden. Der Pickert wird warm gegessen und mit gesalzener Butter, Rübenkraut, Marmelade oder Leberwurst bestrichen.

Darüber hinaus ist der Lemgoer Bierknacker bekannt, eine geräucherte Rohwurst, die frisch oder abgehangen verzehrt wird. Eine bekannte Spirituose aus der Lemgoer Brauerei Schöttker ist der Lipper Schütze.

Infrastruktur und Wirtschaft

Verkehr

Straßenverkehr

In Lemgo kreuzen sich die Bundesstraßen B 66 und die B 238. Die nächstgelegene Autobahn ist die A 2, welche etwa neun Kilometer westlich von Lemgo verläuft und über die Anschlussstelle „Ostwestfalen-Lippe“ erreicht werden kann. Diese nimmt in erster Linie den Ostwestverkehr auf. Die geplante Autobahnanbindung an die A 35 und die Verlängerung der A 5 von Bremen nach Lemgo wurden bisher nicht umgesetzt.

Schienen- und Busverkehr

 
Bahnhof Lemgo

Der Bahnhof Lemgo und die Haltepunkte Lemgo-Lüttfeld sowie Hörstmar liegen an der eingleisigen, nicht elektrifizierten Begatalbahn (KBS 404[31]). Die Strecke wird im Stundentakt, sonntags alle zwei Stunden, von der RB 73 „Der Lipperländer“ nach LageOerlinghausenBielefeld Hbf und weiter als RB 71 über Herford bis Rahden bedient. Der westlich des Bahnhofs Lemgo gelegene Haltepunkt Lemgo-Lüttfeld in der Nähe der Fachhochschule, des Berufskollegs und der Lipperlandhalle wurde am 28. Juli 2007 eröffnet. Dadurch verlängerte sich der von Regionalbahnen bediente Abschnitt der Begatalbahn um 900 m. Die Strecke nach Hameln wurde für den Personenverkehr 1980 stillgelegt, eine Wiederinbetriebnahme bis Barntrup ist geplant, wurde aber auf längere Sicht verschoben. Im westlichen Ortsteil Hörstmar befindet sich ein weiterer Haltepunkt. Durchgeführt wird der Schienenpersonennahverkehr von der Eurobahn, die Diesel-Triebwagen vom Typ Bombardier Talent einsetzt.

Im Straßenpersonennahverkehr betreiben die Stadtwerke Lemgo ein Stadtbusnetz mit fünf Linien. Am Ende der Fußgängerzone wurde dafür vor der Kirche St. Johann ein überdachter Busbahnhof errichtet, der als Treffpunkt für alle Stadtbuslinien dient.

Am Bahnhof Lemgo halten Regionalbusse und eine Stadtlinie, die Abfahrt der Busse ist mit dem Zugfahrplan abgestimmt. Das Stadtbusnetz gilt mit über zwei Millionen Fahrgästen pro Jahr als eines der erfolgreichsten Busnetze einer Mittelstadt in Deutschland.

Für den gesamten öffentlichen Personennahverkehr gilt der regionale Sechser-Tarif (Verkehrsverbund OstWestfalenLippe) und der NRW-Tarif.

Flugverkehr

Der nächstgelegenen internationalen Flughäfen sind die Flughäfen Paderborn/Lippstadt (50 km Entfernung), Hannover (70 km Entfernung), Münster/Osnabrück (85 km Entfernung) und Dortmund in etwa 105 km Entfernung.[32]

Fahrradrouten

Die Stadt Lemgo liegt an der BahnRadRoute Weser-Lippe, der BahnRadRoute Hellweg-Weser und zwischen Bad Salzuflen und Detmold an der Wellness-Radroute Teutoburger Wald.

Wirtschaft

Die Stadt Lemgo verfügt über die Gewerbegebiete Grevenmarsch, West, Liemer Weg und Laubke. Das Gebiet West erstreckt sich über 35 Hektar und liegt etwa 4 km westlich der Stadt. Das reine Industriegebiet ist direkt an die L712 angeschlossen. In 9 km liegt die A2-Auffahrt Ostwestfalen-Lippe. Das Gebiet Laubke bietet auch Mischgebietsflächen für die Ansiedlung von Unternehmen. Es ist 10 Hektar groß und liegt etwa 1,5 km süwestlich des Stadtkerns. Verkehrstechnisch ist das Gebiet an die B238 und an die B66 angeschlossen.[33]

Die Wirtschaftsstruktur in Lemgo ist aus verschiedenen Branchen vermischt. So existieren eine Vielzahl von Handwerksbetrieben. Die dominierenden Branchen der Industrie sind die Metallverarbeitung, Fabrikation von Dentalinstrumenten, Maschinenbau und der Dienstleistungsbereich.

Ansässige Unternehmen

Die Zumtobel Licht GmbH mit Hauptsitz in Österreich stellt in Lemgo hochwertige Beleuchtungssysteme her. Die Firma Brasseler fertigt Dentalinstrumente. Mit der Isringhausen GmbH & Co KG ist ein Hersteller der ISRI-Fahrersitze für LKW, Busse und Nutzfahrzeuge in Lemgo angesiedelt. Die Brandt Kantentechnik GmbH fertigt hochwertige Kantenanleimmaschinen für das Holz-Handwerk. Die Sparkasse Lemgo bietet über ihren Hauptsitz in Lemgo in den Städten und Gemeinden Bad Salzuflen, Dörentrup, Extertal, Kalletal, Leopoldshöhe und Oerlinghausen Finanzdienstleistungen an.

Medien

Die einzige Lokalzeitung, die im Kreis Lippe erhältlich ist, ist die Lippische Landes-Zeitung. Zum Ende 2003 wurde die Lippische Rundschau eingestellt. Das Radio Lippe sendet lokale Nachrichten aus dem Kreis Lippe. Die Fachhochschule Lippe und Höxter betreibt Radio Triquency als eigenes Campusradio und hat sein Hauptsendestudio in Lemgo. Es versorgt die Region mit Nachrichten zum Thema Hochschule und aktuellen Beiträgen aus der Region.

Öffentliche Einrichtungen

 
Die Lipperlandhalle in Lemgo
 
Das Amtsgericht in Lemgo

Der Landesverband Lippe hat seinen Sitz im Schloss Brake in Lemgo, er verwaltet unter anderem das Vermögen des ehemaligen Freistaates und Landes Lippe.

Die Stadtbücherei Lemgo bietet auf 1000m² 50.000 Medieneinheiten zur Ausleihe an.

Für die Brandbekämpfung in Lemgo gibt es dort die Freiwillige Feuerwehr, die im Jahre 1870 gegründet wurde. Heute umfasst sie 8 Standorte im Stadtgebiet. In der Hauptwache in Lemgo sind 11 Fahrzeuge stationiert. In den Ortsteilen Kirchheide, Lüerdissen, Lieme, Hörstmar, Brake, Voßheide und Wahmbeck stehen insgesamt weitere 15 Fahrzeuge. 70 Jugendliche sind in der Jugendfeuerwehr Lemgo organisiert.

Die Feuerwehr unterhält ein Feuerwehrausbildungszentrum in Lemgo, gleichzeitig ist hier die Kreisleitsstelle für Rettungsdienst und Feuerwehr untergebracht.[34]

Das THW ist seit 1952 in der Hansestadt vertreten. Aus den beiden Organisationen werden je sieben Personen in die Technik-Gruppe des Notfallsystems entsandt, das mit insgesamt 23 Helfern für die schnelle medizinische Versorgung Verletzter bei Großschäden zuständig ist. Das Notfallsystem wird im gesamten Gebiet des Kreises Lippe und auf Anforderung in den Nachbarkreisen eingesetzt.

Die Stadtwerke Lemgo betreiben zwei Heizkraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung, Windkraftwerke, Wasserkraftanlagen an der Bega, den städtischen Linienbusverkehr, die städtischen Parkplätze und das Freizeitbad Eau-Le.

Die Lipperlandhalle in Lemgo ist das örtliche Sport-, Kultur- und Kongresszentrum der Stadt. In der Halle trägt der TBV Lemgo den Großteil der Heimspiele der Handballbundesliga aus. Aber auch Stars wie Udo Jürgens, DJ Bobo, Atze Schröder und die Kastelruther Spatzen treten in der Halle auf.

Das Kommunale Rechenzentrum Minden-Ravensberg/Lippe (krz) mit Sitz in Lemgo ist ein als kommunaler Zweckverband organisierter Informations- und Kommunikationsdienstleister der drei Kreise Herford, Lippe und Minden-Lübbecke sowie der meisten ihrer 35 Städte beziehungsweise Gemeinden.

Das Amtsgericht Lemgo hat seinen Sitz in Lemgo und ist zuständig die Städte Bad Salzuflen und Lemgo sowie für die Gemeinden Dörentrup, Extertal, Kalletal und Leopoldshöhe.

Lemgo ist Sitz eines Finanzamtes.

Bildung und Forschung

 
Engelbert-Kaempfer-Gymnasium

Neben den städtischen Grundschulen in Lemgo (Südschule, Ostschule, GS Brake, GS Kampstraße, GS Lieme, GS Hörstmar, GS Kirchheide) gibt es die private August-Hermann-Francke-Schule . Das Angebot der weiterführenden Schulen erstreckt sich über alle bekannten Schulformen. So gibt es in Lemgo die Heinrich-Drake-Schule und Ganztagshauptschule Brake, die Bürgermeister-Gräfer-Schule (Realschule), das Engelbert-Kaempfer-Gymnasium und Marianne-Weber-Gymnasium sowie die Karla-Raveh-Gesamtschule. Die berufliche Schulbildung wird im Lüttfeld-Berufskolleg und im Hanse-Berufskolleg vermittelt. Die Förderschulen: Astrid-Lindgren-Schule (Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“) im Ortsteil Leese und die Anne-Frank-Schule (Förderschwerpunkt „Lernen“) in der Nähe des Stadtzentrums runden das schulische Bildungsangebot ab.

Die Hochschule Ostwestfalen-Lippe hat ihren Schwerpunkt in Lemgo (weitere Standorte sind Detmold und Höxter) im Bereich der Ingenieurwissenschaften. Sie bietet darüber hinaus z. T. hochspezialisierte Studiengänge, die andernorts in Nordrhein-Westfalen nicht vertreten sind, beispielsweise der Fachbereich 4 Life Science Technologies mit den Studiengängen: Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie, Pharmatechnik und Technologie der Kosmetika und Waschmittel.

An der Hochschule OWL wird anwendungsorientierte Forschung, insbesondere auf dem Gebiet der industriellen Informationstechnik und der Lebensmittelsicherheit betrieben. Diese beiden Profilbereiche werden als Kompetenzplattformen vom Land NRW gefördert.

Kurioses

Im Jahr 1675 belagerte der Fürstbischof von Münster Christoph Bernhard von Galen die befestigte Stadt Lemgo, konnte sie aber nicht erobern. Da wurden die Lemgoer übermütig und schickten einen Ochsen zum Bischof. Auf einer Tafel zwischen den Hörnern des Ochsen hatten die übermütigen Lemgoer geschrieben: So wenig der Ochse kann lernen das Singen, kann Bernhard von Galen die Stadt Lemgo bezwingen. Der Bischof schwor darauf, dass er die Stadt zerstören und dem Erdboden gleichmachen wolle und an ihrer Stätte Hafer säen werde. Der Bischof ließ dann das Wasser der Bega ableiten und schloss die Stadt so ein. Die Nahrungsmittel in der Stadt wurden so knapp, dass eine Hungersnot entstand. Die Lemgoer Bürger mussten sich dem Bischof ergeben. Der Bürgermeister und die Ratsmitglieder erschienen im Armensündergewand vor dem Bischof und flehten um Gnade. Der Bischof ließ sich rühren und verzichtete auf die angedrohte Rache. Um aber seinen Schwur zu halten, ließ er das Pflaster in der Straße der Stadt aufreißen und mit Hafer besäen. Diese Straße heißt noch heute Haferstraße.[35]

Personen und Persönlichkeiten

Hauptartikel: Liste der Persönlichkeiten der Stadt Lemgo

 
Karl Junker mit einem Modell des Junkerhauses, um 1900

In der Stadt Lemgo geborene Personen sind dunter anderem der Maler Simon Peter Tilmann (1601–1668), Engelbert Kaempfer (1651–1716), der Begründer der Japanologie, nachdem auch eine Schule in Lemgo benannt worden ist. Weiterhin der Maler, Bildhauer und Architekt Karl Junker (1850–1912), der Ehrenbürger und lippische Politiker Heinrich Drake (1881–1970), der das Land Lippe nach dem 2. Weltkrieg in das Land Nordrhein-Westfalen integriert hat. Hier geboren ist auch die Ehrenbürgerin Karla Frenkel-Raveh (* 1927), die als Anghörige des jüdischen Glaubens aus Lemgo deportiert wurde und Ausschwitz überlebt hat.

 
Denkmal von Bernhard II. in Lippstadt

Personen, die zwar nicht in der Stadt geboren, aber durch ihr Leben, ihre Arbeit und ihr Wirken eng mit Lemgo verbunden sind, Bernhard II. (um 1140–1224), Regent des Landes Lippe, Bruno Wagener-Köhler († 1988), Verlags- & Zeitungsinhaber F. L. Wagener Lemgo, sowie Gerhard Schröder (* 1944), Bundeskanzler von 1998 bis 2005, der hier nach dem Besuch der Volksschule eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann durchlief.

Literatur- und Kartenverzeichnis

Literatur
  • Karl Meier, Geschichte der Stadt Lemgo, Lemgo 1981, ISBN 3-921428-01-7
  • Dietrich Ellger und Karl Eugen Mummenhoff (Hrsg.), Landeskonservator von Westfalen-Lippe, Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen, Stadt Lemgo (49. Band, Teil I), Münster 1983, ISBN 3-402-05049-8
  • Fred Kaspar, Bauen und Wohnen in einer alten Hansestadt. Zur Nutzung von Wohnbauten zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert dargestellt am Beispiel der Stadt Lemgo (Denkmalpflege und Forschung in Westfalen, hrsg. v. Dietrich Ellger, Band 9), Bonn 1985
  • Der Oberkreisdirektor, Denkschrift über eine Verwaltungsreform im Landkreis Lemgo, Landkreis Lemgo, 1965
  • Turnverein von 1863 e.V., 100 Jahre Turnverein Lemgo von 1863 e.V., 1963
  • Friedrich Brand, Lemgo: alte Hansestadt und modernes Mittelzentrum; Entwicklung, Analysen, Perspektiven.(Westfälische geographische Studien 45) Münster 1992.
  • Peter Johanek, Herbert Stöwer (Hrsg.), 800 Jahre Lemgo: Aspekte der Stadtgeschichte. Lemgo 1990 ISBN 3-921428-55-6
Karten
  • Westfälischer Städteatlas; Band II; 8. Teilband. Im Auftrage der Historischen Kommission für Westfalen und mit Unterstützung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, hrsg. von Heinz Stoob † und Wilfried Ehbrecht. Stadtmappe Lemgo, Autor: Heinz Stoob, Dortmund/Altenbeken 1981. ISBN 3-89115-351-1

Dokumentationen

Commons: Lemgo – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

  1. Information und Technik Nordrhein-Westfalen: Amtliche Bevölkerungszahlen
  2. Stadt Lemgo, Statistische Angaben
  3. Geologischer Dienst NRW, Gemeindebeschreibung Lemgo
  4. Landesdatenbank NRW, Profil der Stadt Lemgo
  5. a b Stadt Lemgo, Hauptsatzung mit Stand vom Januar 2005 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Stadt Lemgo Hauptsatzung“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  6. Stadt Lemgo, Einwohner der Ortsteile
  7. Stadt Detmold, Klimakarten
  8. a b c Wilhelm Rinne: Landeskunde Nordrhein-Westfalen Band: Lippe. Verlag Ferdinand Schöning, Paderborn 1993, Seite: 289ff. ISBN 3-506-76111-0
  9. Karl Schlpert: Stadtbildpflege und Erhaltung historischer Bausubstanz in Heimatland Lippe, Juni/Juli 2000. Herausgeber: Lippischer Heimatbund e.V.
  10. Christian Kuhnke: Lippe Lexikon: Reformation. Boken Verlag, Detmold 2000. ISBN 3-935454-00-7
  11. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik, Schüler an allgemein bildenden Schulen in NRW nach der Religionszugehörigkeit
  12. gemeindeverzeichnis.de, Brake
  13. gemeindeverzeichnis.de, Lemgo
  14. verwaltungsgeschichte.de, Detmold
  15. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1816–1871. Düsseldorf 1966, S. 217
  16. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Gemeindestatistik des Landes Nordrhein-Westfalen: Bevölkerungsentwicklung 1871–1961. Düsseldorf 1964, S. 396–397.
  17. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen: Die Wohnbevölkerung in den Gemeinden Nordrhein-Westfalens 1970: Ergebnisse der Volkszählung am 27. Mai 1970. Düsseldorf 1972, S. 41.
  18. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Sonderreihe zur Volkszählung 1987 in Nordrhein-Westfalen, Band 1.1: Bevölkerung, Privathaushalte und Erwerbstätige. Düsseldorf 1989, S. 110.
  19. Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen: Landesdatenbank Nordrhein-Westfalen
  20. Stadt Lemgo, Wahlergebnisse
  21. Stadt Lemgo, Bürgermeister
  22. Kreis Lippe, Wappen
  23. Stadt Lemgo, Partnerschaft mit Vandoeuvre
  24. Stadt Lemgo, Partnerschaft mit Beverley
  25. Stadt Lemgo, Partnerschaft mit Stendal
  26. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Abteigarten Lemgo
  27. Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Staff Landschaftspark
  28. Bezirksregierung Detmold, Naturschutgebiet Begatal
  29. Bezirksregierung Detmold, Naturschutzgebiet Hardisser Moor
  30. Johanissteinforschung
  31. LDS NRW Luftlinienentfernung der Gemeinden zu Flughafenzentralpunkten, für Hannover: www.geodatenzentrum.de
  32. Stadt Lemgo, Wirtschaftsförderung
  33. Broschüre der Stadtverwaltung im Internet Wegweiser
  34. nach www.kinder-lippe.de vom Lippischen Heimatbund