Blutgruppe

genetisch bedingter Unterschied von Bluteigenschaften
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Eine Blutgruppe ist die Beschreibung der individuellen Zusammensetzung der Glykolipide oder Proteine (Eiweiße) auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen von höheren Lebewesen, speziell des Menschen. Die Oberflächen unterscheiden sich durch verschiedene Glykolipide oder Proteine, die als Antigene wirken.

Das Immunsystem bildet Antikörper gegen fremde Antigene. Wird das Blut verschiedener Blutgruppen gemischt, kommt es zur Verklumpung (Agglutination) der Zellen durch die Bindung an die Antikörper. Vor der Entdeckung der Blutgruppen waren daher Blutübertragungen nur zufällig erfolgreich und endeten oft tödlich.

Beim Menschen gibt es eine Vielzahl verschiedener Blutgruppensysteme, davon sind 29 bei der ISBT (Internationale Gesellschaft für Bluttransfusion) anerkannt und beschrieben[1]. Die wichtigsten Blutgruppensysteme sind das AB0-System und das Rhesussystem, welche sich jeweils an einem bestimmten Antigen orientieren. Diese zwei sind wegen ihrer starken Agglutinationswirkung von besonderer Bedeutung.[2] Blutgruppen sind erblich und sind daher ein Merkmal, um Verwandtschaftsverhältnisse belegen zu können, z. B. durch das Abstammungsgutachten.

Blutgruppensysteme

AB0-System

Hauptartikel: AB0-System AB0-System. Das AB0-System ist das wichtigste Blutgruppenmerkmal bei der Bluttransfusion und umfasst vier verschiedene Hauptgruppen: A, B, AB und 0.

Die Antikörper gegen Faktoren im AB0-System werden beim Menschen während des ersten Lebensjahres ausgebildet. Die Faktoren A und B werden kodominant zum Faktor 0 vererbt. Die Blutgruppe im AB0-System wird durch ihre große Bedeutung zusammen mit dem Rhesusfaktor D seit Jahrzehnten regelmäßig weltweit erhoben.

Rhesus-System

Hauptartikel: Rhesusfaktor.

Die Antikörper gegen den Rhesusfaktor D werden bei Menschen ohne diesen Faktor nur gebildet, wenn sie mit ihm in Berührung kommen. Das kann bei Bluttransfusionen geschehen, bei Frauen auch während der Schwangerschaft, besonders bei der Geburt.

Problematisch kann der Rhesusfaktor werden, wenn eine rhesus-negative Frau ein rhesus-positives Kind bekommt. Sofern Antikörper vorhanden sind, etwa durch die Geburt des ersten Kindes, kann es während der Schwangerschaft zu einem vermehrten Abbau der mit Antigenen beladenen roten unterdrückt.

Der Name Rhesusfaktor kommt von den Versuchen mit Rhesusaffen, bei denen man im Jahr 1937 diesen Faktor zuerst entdeckt hatte. Dabei hatte Karl Landsteiner die gefundenen Antikörper nach A und B weitergeschrieben als C, D und E. Medizinisch besonders relevant ist unter diesen der Rhesusfaktor D.

Der Rhesusfaktor wird dominant vererbt, deshalb ist das Blutgruppenmerkmal rhesus-negativ selten.

Kell-System

Das Kell-System ist das drittwichtigste System bei Bluttransfusionen. Bei Blutspendern in Deutschland und Österreich wird regelmäßig auf den Kell-Antikörper getestet.

92% der Menschen sind Kell-negativ (kk) und sollten nur Kell-negatives stark polymorph sind, was ähnlich den MHC-Genen zu starker Variation auch bei enger Verwandtschaft von Personen führt (GeneID 3792).

MN-System

Es existieren drei Phänotypen, verursacht durch drei Genotypen, die durch die Kombination von zwei kodominanten Allelen entstehen:

phänotypisch genotypisch
M MM
N NN
MN MN

Duffy-System

Der Duffy-Faktor ist ein Antigen und zugleich ein Rezeptor für das Plasmodium Vivax, den Erreger der Malaria tertiana. Duffy-negative Merkmalsträger sind resistent gegen diesen von der Anophelesmücke übertragenen Erreger, da der veränderte Rezeptor den Kontakt mit der Wirtszelle verhindert (GeneID 2532)

Weitere Systeme

Cellano, Kidd (Jk), Lewis, Lutheran (Lu), MNSs, P und Xg sind die Bezeichnungen für weitere Blutgruppensysteme. Sie stehen für weitere Antikörper gegen Blutbestandteile, die in der Regel nach den Patienten benannt worden sind, bei welchen sie zuerst beobachtet wurden. Weist ein Patient die entsprechenden Antikörper im Blut auf, kann es zu gefährlichen, wiederholbaren Komplikationen nach einer Bluttransfusion kommen. Zumeist ist nur der Antikörper bekannt, der mit einem Test (Verklumpung mit Testblut) nachgewiesen werden kann, während die genetischen Ursachen noch nicht bekannt sind. == Die Häufigkeiten der Blutgruppen sind regional unterschiedlich.[3] In bestimmten Gebieten Asiens kommt Blutgruppe B am häufigsten vor, in Europa Blutgruppe A. Anhand der Häufigkeiten lassen sich – mit Einschränkungen – Wanderungen der Bevölkerung in der Vergangenheit rekonstruieren. In der Allelfrequenz ist „0“ am häufigsten auftretend, als rezessives Merkmal jedoch nicht überall als häufigste Blutgruppe präsent. Dies deutet auf einen Selektionsvorteil hin.

Häufigkeit
weltweit
Rhesusfaktor
Rh + Rh -
Bluteit in
Deutschland
Rhesusfaktor
Rh + Rh -
Blut-
gruppe
A 37 % 6 %
0 35 % 6 %
B 9 % 2 %
AB 4 % 1 %
Häufigkeit in
Österreich[4]
Rhesusfaktor
Blutgruppen-
merkmal
Häufigkeit
Deutschland Österreich Schweiz
A 43% 41% 47%
0 41% 37% 41%
B 11% 15% 8%
AB 5% 7% 4%
Rhesus positiv 85% 85,5% 85%
Rhesus negativ 15% 14,5% 15%
Kell negativ 91% 91% 8,5% 4,1% 7% 6% 1,5% 0,8%
Dänemark 35% 37% 8% 4% 6% 7% 2% 1%
Finnland 27% 38% 15% 7% 4% 6% 2% 1%
Frankreich 36% 37% 9% 3% 6% 7% 1% 1%
Großbritannien 37% 35% 8% 3% 7% 6% 2% 1%
Hong Kong, China 40% 26% 27% 7% <0,3% <0,3% <0,3% <0,3%
Kanada 39% 36% 7,6% 2,5% 7% 6% 1,4% 0,5%
Niederlande 39,5% 35% 6,7% 2,5% 7,5% 7% 1,3% 0,5%
Polen 31% 32% 15% 7% 6% 6% 2% 1%
Schweden 32% 37% 10% 5% 6% 7% 2% 1%
Südkorea 27,4% 34,4% 26,8% 11,2% 0,1% 0,1% 0,1% 0,05%
USA 38% 34% 9% 3% 7% 6% 2% 1%

Verträglichkeit zwischen den Blutgruppen, Universalspender

Hauptartikel: [[Universalspender und

  1. Siehe ISBT 128 Barcode der ISBT. Eine tabellarische Liste dieser 29 Blutgruppen findet sich bei der Wissenschaftlichen Fakultät (FAS) der Universität West England
  2. Artikel Blutgruppen auf www.wissen.de
  3. siehe weltweite Blutgruppenverteilung für Verteilung des AB0-Systems
  4. http://old.roteskreuz.at/47_body.html#blutgruppen