Charlie Chaplin

Britischer Schauspieler und Filmregisseur
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Sir Charles Chaplin KBE (Charles Spencer Chaplin Jr., bekannt als Charlie Chaplin; * 16. April 1889 in London; † 25. Dezember 1977 in Vevey, Schweiz) war ein englischer oscarprämierter humoristischer Schauspieler. Chaplin war einer der berühmtesten Schauspieler und Komiker sowie ein bemerkenswerter Regisseur, Produzent, Komponisten und Musiker der frühen und mittleren Hollywood-Ära. Als Komiker der Stummfilm-Ära wird er auch oft zu den Pantomimen und Clownen gezählt. Viele Schauspieler wurden stark von ihm beeinflusst.

Charles Chaplin in seiner Rolle als "Vagabund"
Statue von Charles Chaplin in Vevey (CH)

Sein Leben im Unterhaltungsgeschäft umfasste fast 65 Jahre, von Auftritten in der Music Hall als Kind bis zu seinem Tod im Alter von 88 Jahren. 1919 gründete er zusammen mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks und David Wark Griffith die Filmgesellschaft United Artists.

Chaplin wurde in seiner Rolle als "Vagabund" bekannt (im Orginal "The Tramp", auch "Charlot"). Der Vagabund ist ein Landstreicher mit den Manieren und der Würde eines Gentleman. Er trägt einen engen Mantel, übergroße Hosen und Schuhe und eine Melone; er hält einen Bambusstock in der Hand und hat einen Zweifingerschnurrbart, der (nach ihm) auch Chaplinbart genannt wird.

Leben

1889–1913: Kindheit und Jugend

 
Grabstein von Bruder Syd in Clarens am Genfersee

Charles Chaplin wurde am 16. April 1889 in London als Sohn von Charles Spencer Chaplin und Hannah Harriet Chaplin geboren. Die Eltern waren beide Künstler an der Music Hall, seine Mutter als die beliebte Tänzerin und Imitatorin Lily Harley. Kurz nach der Geburt des kleinen Charles trennten sich die Eltern. Seine Großmutter mütterlicherseits war zur Hälfte Roma, worauf er sehr stolz war [1]. Er beschrieb sie aber auch als "Die Leiche in unserem Keller" (Orginal: "The skeleton in our family cupboard" [2]).

Charles Chaplin sen. starb 1901 durch Alkoholmissbrauch. Hannah Chaplin litt schon seit der Kindheit ihres später so berühmt gewordenen Sohnes – offiziell etwa seit 1895 – unter psychischen Problemen, so dass der kleine Charles und sein Halbbruder Sydney (Sid) nicht nur bei ihrer Mutter, sondern auch im Arbeitshaus aufwuchsen. Diese Zeit in Armut hatte einen großen Einfluss auf Chaplins Charakter. Szenen seiner späteren Filme zeigten seine Eindrücke aus diesen Jahren.

Chaplin begann seine Karriere mit fünf Jahren am Theater in England, wo er erfolgreich den Gassenjungen spielte, bis er für diese Rolle zu alt war. Seine erste Titelrolle bekam er 1901.

1913–1919: Der Beginn der Filmkarriere

1913 wurde Chaplin auf seiner zweiten USA-Tournee (zusammen mit Stan Laurel) von der Keystone-Filmgesellschaft entdeckt. Er fing in der Truppe Mack Sennetts für 150 Dollar in der Woche an. Chaplin, der nicht sehr groß war, sollte den voluminösen Fatty Arbuckle ergänzen. Bald ergaben sich allerdings künstlerische Differenzen zwischen Sennett und ihm, denn Chaplin wollte mehr Betonung auf den Charakter der Figur legen und sich nicht nur auf körperliches Spiel beschränken.

Er entwickelte in den folgenden Filmen die „Tramp“-Figur, die ihn später weltberühmt machte. Er lieh sich ein altes Paar Schuhe von Ford Sterling und eine Hose von Arbuckle (die ihm viel zu groß war), eine Melone von Arbuckles Stiefvater, eine zu kleine Jacke von Charles Avery und den falschen Bart von Mack Swain. Die Sachen hatte er alle aus der Garderobe von Keystone Studios.

Die Figur des „Tramp“ wurde zuerst in den Filmen Kid Auto Races at Venice (erschienen am 7. Februar 1914) und Mabel's Strange Predicament (erschienen am 9. Februar 1914) vorgestellt. Sennett passte dieser individuelle Stil zwar überhaupt nicht ins Konzept, aber der Erfolg gab Chaplin Recht [3]. Daher gewährte ihm das Studio einen größeren Einfluss auf seine Filme: Chaplin übernahm Regie, Drehbuch und Schnitt.

Seine Beliebtheit wuchs rasant: 1915 ging er für 1.250 Dollar pro Woche und einer Einmalzahlung von 10.000 Dollar zu Essanay, 1916 für 10.000 pro Woche plus einmalig 150.000 zur Mutual Corporation. In diesen Jahren lernte er Edna Purviance kennen, die in 35 seiner Filme mitspielte und mit der er bis 1917 auch privat eine Beziehung hatte. Als die USA 1917 in den Ersten Weltkrieg eintraten, begann eine politische Kampagne gegen den britischen Chaplin, weil er sich nicht freiwillig als Soldat gemeldet hatte.

Er wechselte zur First National und war damit nur kurz vor Mary Pickford der erste Star, der einen Vertrag über eine siebenstellige Summe abschloss. Seine Freiheiten gingen jetzt so weit, dass er seine Filme sogar selbst produzierte und auch die Rechte an ihnen hielt. Sein erstes so zustande gekommenes Werk war zugleich auch sein erster Langfilm: am 6. Februar 1921 wurde The Kid uraufgeführt, ein Stummfilm von 51 Minuten mit teilweise autobiografischen Zügen. Im September 1921 startete Chaplin eine Europareise und schrieb ein Buch mit dem Titel My Trip Abroad dazu.

1918 heiratete der 28-jährige Chaplin die 16-jährige Schauspielerin Mildred Harris. Sie hatten einen gemeinsamen Sohn Norman Spencer (* 7. Juli 1919), der bereits drei Tage nach der Geburt starb. Die Ehe wurde am 13. November 1920 geschieden.

1919–1927: Gründung der United Artists

Nachdem das Engagement bei der First National auslief, gründete Chaplin im Jahre 1919 zusammen mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks sen. und D. W. Griffith die United Artists Filmstudios. So entging er dem zunehmenden Machtstreben von Filmdistributoren und Geldgebern und wurde als Filmemacher weitgehend unabhängig. Er blieb bei den United Artists bis in die frühen Fünfzigerjahre.

1924 verliebte sich Chaplin bei den Vorbereitungen zu The Gold Rush (Goldrausch) in die 16-jährige Lita Grey, die als seine Filmpartnerin vorgesehen war. Lita Grey erwartete von ihm ein Kind, Charles Spencer Chaplin Jr. Diese zweite Ehe wurde 1927 geschieden, nachdem 1926 Sydney Earle Chaplin geboren worden war. Die Scheidung wurde zum öffentlichen Skandal und in allen Details ausgebreitet.

1936: Moderne Zeiten

1936 erschien der Film Moderne Zeiten, bei dem Chaplin für beinahe alles verantwortlich zeichnete, sogar für die Filmmusik. Der Film geriet in den USA unter heftigen Beschuss, er wurde als systemfeindlich und antikapitalistisch verurteilt.

1936 heiratete Chaplin heimlich die Schauspielerin Paulette Goddard.

1940–1942: Der große Diktator

Im Oktober 1940 war die Premiere von Chaplins erstem Tonfilm The Great Dictator (Der große Diktator). Chaplins satirische slapstick comedy des Faschismus richtete sich symbolisch auch gegen die US-Staatsmacht und den Militarismus allgemein. Diesen Anti-Hitler-Film wollte die US-amerikanische Zensurbehörde zuerst nicht genehmigen. Die Konservativen Amerikas unterschätzten anfangs Hitlers Machtwahn und hielten ihn für einen großartigen Politiker, da er das Kriegsgeschäft ankurbelte und quasi ein Verbündeter in Europa gegen den Bolschewismus bzw. den Kommunismus Stalins war. Chaplins Film passte ihnen also gar nicht ins Konzept.

Chaplin hat auf die Angriffe von Nationalsozialisten, die ihn (fälschlicherweise) als Juden titulierten (z.B. in dem 1940 gedrehten antisemitischen Propagandafilm Der ewige Jude), aus Solidarität mit den Verfolgten nie reagiert.

1942 wurde die Ehe mit Paulette Goddard geschieden. Kurz danach lernte Chaplin Oona O’Neill, die Tochter des Dramatikers Eugene O’Neill kennen und lieben. Mit ihr fand Chaplin sein Eheglück. Die beiden heirateten am 16. Juni 1943, Oona war damals 17 Jahre alt. 1944 wurde als ältestes der acht gemeinsamen Kinder die Tochter Geraldine geboren, 1946 folgte Michael Chaplin.

1947–1952: Politische Probleme und die Ausweisung aus den USA

Im Oktober 1947 musste Chaplin wiederholt vor dem Komitee für unamerikanische Aktivitäten (House Un-American Activities Committee, HUAC) aussagen, und FBI-Chef J. Edgar Hoover, ein erbitterter Gegner Chaplins, versuchte, diesem die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen. Im Dezember 1947 veröffentlichte der Filmstar in einer englischen Wochenzeitung den Artikel „Ich erkläre Hollywood den Krieg!“.

Obwohl Chaplin seine größten Erfolge in den USA errang, behielt er seine britische Staatsangehörigkeit. Er selbst sah sich als Weltbürger. Charles Chaplin war liberal, kritisch und Pazifist und passte daher nicht ins Idealbild der Regierung von einem Filmstar. Auch stieß man sich an seinem Lebenswandel.

Chaplin war in der Bevölkerung überaus beliebt und parodierte hintergründig auch die amerikanische Gesellschaft; deshalb war er für den Staatsapparat verdächtig. Ihm wurde mangelnde Verfassungstreue vorgeworfen. In den 1930er/1940ern konnte man in den USA schon durch die spöttische Hinterfragung der herrschenden Gesellschaftsordnung als marxistisch oder kommunistisch verdächtigt werden.

1949 und 1951 bekamen die Chaplins zwei weitere Kinder: Josephine Chaplin und Victoria Chaplin.

Am 18. September 1952, zu Beginn der McCarthy-Ära, verließ Chaplin die Vereinigten Staaten für einen Kurzbesuch in England. Anlass war die Weltpremiere seines dort spielenden Films Rampenlicht. Als Hoover davon erfuhr, verhinderte er durch ein Verfahren (wegen subversiver Tätigkeiten) Chaplins Rückkehr in die Vereinigten Staaten. Dieser beschloss, in Europa zu bleiben, zog im Dezember 1952 in die Schweiz und ließ sich im Anwesen Manoir de Ban oberhalb Corsier-sur-Vevey am Genfersee nieder.

1953–1957: Ein König in New York

1953 und 1957 wurden Eugene Chaplin und Jane Chaplin geboren.

1957 verarbeitete Chaplin seine bitteren Erfahrungen mit den USA in der Satire Ein König in New York (A King in New York.) In diesem Film prangert er auch den frühen Obskurantismus in den USA an. Chaplin: „America is so terribly grim in spite of all that material prosperity.“[1]

1959–1977: Die Gräfin von Hong Kong und Chaplins letzte Jahre

1959 und 1962 wurden Annette-Emilie Chaplin und Christopher Chaplin geboren.

1967 drehte Chaplin den Film Die Gräfin von Hongkong (A Countess from Hong Kong), in dem er selbst nur in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist. Nach Vervollständigung des Filmes traten immer öfter körperliche Beschwerden auf, sein robuster Gesundheitszustand wich der Gebrechlichkeit der letzten Jahre.

1972 kehrte er noch einmal kurz zur Verleihung des Ehrenoscars in die USA zurück. [2]

Am 25. Dezember 1977 verstarb Chaplin im Alter von 88 Jahren im Schlaf in Vevey in der Schweiz.

 
Das Grab von Charles Chaplin und seiner Frau

Nach dem Tod

Zwei Monate nach Chaplins Tod, in der Nacht vom 1. auf den 2. März 1978, wurde seine Leiche vom Friedhof in Corsier-sur-Vevey (Schweiz) gestohlen. Die Täter wollten von den Hinterbliebenen Geld erpressen. Der Plan scheiterte, sie wurden gefasst, und Chaplins sterbliche Überreste wurden erneut beerdigt. Nach dem Tod seiner Witwe Oona hat man das Grab 1991 zubetoniert.

Eine Skulptur Charlie Chaplins, geschaffen von dem englischen Bildhauer John Doubleday, steht an der Seepromenade in Vevey, Genfersee.

Ein Spazierstock des Weltstars wurde bei einer Auktion von Filmrequisiten in London 2004 für 47.800 Pfund versteigert. Zwei Schnurrbärte zum Film Der große Diktator erzielten knapp 12.000 Pfund bzw. rund 18.000 Pfund. [4]

Preise, Ehrungen und Auszeichnungen

Datei:BM-IntFilmschauspieler2001.jpg
Charles Chaplin (links oben)
  • 1925: Kinema Junpo Award (Japan) als bester künstlerischer Film für A Woman of Paris
  • 1927: Kinema Junpo Award (Japan) als bester ausländischer Film für Goldrausch
  • 1929: Ehrenoscar für „Vielseitigkeit und Genie in Bezug auf Schauspiel, Regie, Drehbuch und Produktion“ bei Der Zirkus
  • 1940: New York Film Critics Circle Awards für Der große Diktator (Chaplin lehnte die Annahme des Preises ab)
  • 1941: Oscar-Nominierung für Der große Diktator (bester Film, bestes Original-Drehbuch, beste Hauptrolle)
  • 1948: Oscar-Nominierung für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (bestes Original-Drehbuch)
  • 1949: Bodil Award (Dänemark) für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (bester amerikanischer Film)
  • 1953: Blue Ribbon Award (Japan) für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris (bester fremdsprachiger Film)
  • 1953: Silver Ribbon (Bester ausländischer Film/Miglior Film Straniero) des Italian National Syndicate of Film Journalists für Rampenlicht
  • 1953: Kinema Junpo Award (Japan) als bester ausländischer Film für Monsieur Verdoux – Der Frauenmörder von Paris
  • 1954: Internationaler Friedenspreis des Weltfriedensrates
  • 1959: Bodil Award (Dänemark) (Ehren Award)
  • 1961: Kinema Junpo Award (Japan) als bester ausländischer Film für Der große Diktator
  • 1962: Ehrendoktor der Universität Oxford
  • 1971: Mitglied der französischen Ehrenlegion
  • 1972: Ehrenoscar für seine „unschätzbaren Verdienste um die Filmkunst“
  • 1972: Gala Tribute der Film Society of Lincoln Center
  • 1972: Goldener Löwe der Filmfestspiele von Venedig für sein Lebenswerk
  • 1973: Oscar für die beste Originalmusik für Rampenlicht (Limelight)
  • 1974: Honorary Life Member Award der Directors Guild of America
  • 1974: Jussi Awards (Finnland) als Best Foreign Filmmaker für Moderne Zeiten und Der große Diktator
  • 1975: Zum Ritter geschlagen durch Königin Elisabeth II. von England (Knight Commander of the British Empire)
  • 1977: BAFTA-Award (Academy Fellowship)

Filme (Auswahl)

Seit Jahren restauriert die Cineteca di Bologna in Italien die Filme Chaplins im Auftrag der Chaplin Association.

Insgesamt gibt es genau 92 Filme mit Charles Chaplin

Veröffentlichungen

  • My Autobiography. Simon & Schuster, 1964
    • Die Geschichte meines Lebens. S. Fischer, Frankfurt 1964; um einen Bildteil erweiterte Ausgabe: Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1998, ISBN 3-596-14061-7
  • Die Wurzeln meiner Komik. in: Allgemeine unabhängige jüdische Wochenzeitung. Marx, Düsseldorf 3. März 1967. ISSN 0002-5941

Literatur

Filme über Charlie Chaplin

Feature & Hörspiel

  • Der Mann im Mond. Ein Radioballett mit Charlie Chaplin. – Feature von Evelyn Dörr. Regie: Claudia Leist. WDR 2002.
  • Charlies Himmelfahrt. – Kriminalhörspiel von Sabine Bohnen und Bernd Breitbach. Regie: Wolfgang Rindfleisch. Deutschland Radio Kultur 2005 (Das Stück greift die Geschichte um die Grabschändung auf).

Einzelnachweise

  1. Charles Chaplin, Jr., N. and M. Rau, "My Father, Charlie Chaplin", Random House: New York, 1960, Seite 7f.
  2. Charlie Chaplin, My Autobiography, Seite 19.
  3. Mary Pickford: People & Events im American Experience (englisch)
  4. Quelle: http://www.zisch.ch/navigation/top_main_nav/NEWS/Kultur/detail.htm?client_request_contentOID=16716
Commons: Charlie Chaplin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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