Basler Münster

Kirchengebäude in Basel
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Das Basler Münster ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Basel und prägt mit seinen beiden schlanken Kirchtürmen und den kreuzweise sich durchdringenden Hauptdächern das Stadtbild. Das Münster wurde zwischen 1019 und 1500 im romanischen und gotischen Stil erbaut und ist eine ehemalige Bischofskirche. Das Basler Münster befindet sich auf dem Münsterberg und ist daher von vielen Seiten der Stadt aus gut zu sehen. Auffällig ist das Münster wegen seines roten Sandsteins und der bunten Ziegeln.

Westfassade des Basler Münster

Münsterplatz

Datei:Basler Muenster und Pfalz.jpg
Blick von der Wettsteinbrücke auf die Pfalz und das Münster

Der vor dem Münster gelegene Münsterplatz wird von einer Reihe stattlicher Domherrenhöfe mit noblen Barockfassaden umgeben. Außerdem finden sich rund um den Münsterplatz viele spätmittelalterliche Fachwerkhäuser. In einem dieser Häuser befindet sich seit 1986 die Paul-Sachser-Stiftung mit der wektweit größten Privatsammlung an Originalpartituren und Nachlässen zeitgenössischer Komponisten. Neben der Archivierung arbeitet die Stiftung mit eigenen Forschungsprojekten musikalische Publikationen auf. Gegenüber der Westfassade des Münsters liegt das Gymnasium am Münsterplatz im ältesten in Basel gebauten Haus. Hier unterrichteten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Jakob Burckhardt und Friedrich Nietzsche in den oberen Klassen.

Im Sommer findet alljährlich auf dem Münsterplatz ein Open-Air Kino statt. In der letzten Oktoberwoche des Jahres findet alljährlich die Basler Herbstmäss statt. Das ist eine zweiwöchig dauernde Kirmes mit über 500 jähriger Tradition, die auf Plätzen in ganz Basel verteilt ist. Auch auf dem Münsterplatz gastieren diverse Fahrgeschäfte, unter anderem ein großes Riesenrad.

Geschichte

Die komplizierte Baugeschichte des Münsters umspannt mehr als 500 Jahre Bauzeit. Die genauen Anfänge des Münsters sind ungeklärt. Die ursprüngliche karolingische Kirche, das sogenannte Haito-Münster, wurde 917 durch den Ungarnsturm vernichtet und 1019 durch eine große Bischofskirche ersetzt. Überlieferungen zufolge wurde die Kirche Kaiser Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde geweiht. Der Grundriß der, nach dem bedeutenden Basler Bischof Haito (805-823) benannte, Kathedrale wurde archäologisch nachgewiesen. Wahrscheinlich hatte der Haito-Bau einen Saal mit an der Längstseite angeschlossenen Nebenräumen und zwei an der Westseite befindlichen Rundtürmen.
Auf dem Fundament des Vorgängerbaus ließ nach der Jahrtausendwende Bischof Adalberto II einen ottonisch-frühromanischen Neubau errichten. Der Name der dreischiffigen Kathedrale Heinrich-Münster gründet auf dessen Förderer, Kaiser Heinrich II. Dieser Bau hatte keine erweiterte Krypta. Gegen Ende des 11. Jahrhunderts entsteht auf der Westseite ein Turm aus hellem Kalkstein und Molasse-Sandstein. Diese Bausubstanz ist bis heute erhalten und bildet den unteren Teil des heutigen Nordturms (Georgsturm).
Der heutige Bau geht im wesentlichen auf den Neubau aus dem letzten Drittel des 12. Jahrhunderts zurück. Auf dem Grundriss des Vorgängerbaus entstand um ein Querschiff erweiterter dreischiffiger Kirchenbau. Mächtige Pfeilerbündel tragen den Bau und zeugen von guter Bauweise. Daher wurde durch das Basler Erdbeben 1356 vergleichsweise wenig zerstört. Unter Johannes von Gmünd wurde die zerstörte Kirche wieder aufgebaut und bereits 1363 konnte der Hochalter wieder geweiht werden. Im Jahre 1421 begann Ulrich von Ensingen, der Erbauer der Münstertürme von Ulm und Straßburg, den Ausbau des nördlichen Georgsturm; vollendet wurde dieser 1429. Der südliche Martinsturm wurde hingegen am 23. Juli 1500 von Hans von Nußdorf fertiggestellt. An diesem Datum gilt das Münster offiziell als vollendet. Im 15. Jahrhundert entstehen auch der große und der kleine Kreuzgang. Bis zur Reformation 1529 diente das Münster als bischöfliche Domkirche. Im 19. Jahrhundert fanden zwei große Restaurierungen statt. Dabei wurde von 1852 bis 1857 der Lettner versetzt und die westlich gelegene Vierungskrypta geschlossen. Im 20. Jahrhundert war die Hauptzielsetzung der Renovationsarbeiten, die spätromanische Bausubstanz stärker in den Vordergrund zu rücken und machte einige Umbaumaßnahmen aus den 1850er Jahren wieder rückgängig. Dazu setzte man 1975 das Bodenniveau des Münsters wieder auf den ursprünglichen Stand zurückgesetzt und die Vierungskrypta wieder zugänglich gemacht. Seit 1985 widmet sich eine neu eröffnete Bauhütte dem zunehmend verschlechterten Zustand des Buntsandstein am Außenbau des Münsters.

Hauptfassade

Georg- und Martinsturm

 
Darstellung des Ritter Georg am Hauptportal

Die nach Westen zeigende Hauptfassade wird von den beiden Türmen, dem 64,2 m hohen Georgsturm und dem im Jahre 1500 vollendeten Martinsturm (62,7 m), dominiert. Beide Türme sind nach den Ritterheiligen Georg und Martin benannt und beide Heilige sind unterhalb der Türme durch entsprechende Reiterstandbilde dargestellt. Die Statue des heiligen Martin stammt aus dem Jahr 1340; das Original findet man heute im Klingentalmuseum. Darüber befindet sich die mechanische Uhr und eine Sonnenuhr. Unterhalb des Georgturms findet man eine monumentale Darstellung (1372) des Ritters Georg, der mit einem viel zu kleinen Drachen kämpft.

Das Münster, welches ursprünglich fünf Türme hatte wurde nach dem schwerden Erdbeben von 1356 nur noch mit zwei Türmen wieder aufgebaut. Am ältere Georgsturm erkennt man den unteren hellen Teil, der vom Erdbeben unversehrt blieb. Dem Martinsturm wurde im Jahr 1500 eine prächtige Kreuzblume aufgesetzt. Vom Südturm aus kann man mittels einer steilen Wendeltreppe die Turmuhr aus dem Jahr 1883 besichtigen. Der Glockenstuhl befindet sich zwischen den beiden Türmen, welche durch eine Galerie verbunden wird. Sowohl Georgs- wie Martinsturm sind zu besteigen und bieten einen großartigen Ausbilck auf die Stadt Basel sowie die Ausläufer von Schwarzwald und Jura.

Hauptportal

 
Figur am Hauptportal

Am Hauptportal stehen zwischen den Portaltüren zwei leere Säulen, die eine Marienstatue sowie ein Tympanon enthielten. Diese wurden in der Reformationszeit zerstört. Erhalten geblieben sind dagegen die Bogenläufe, welche Propheten und Könige, Rosen, tanzende Engel und Abraham darstellen. Die Stifterfiguren Heinrich II. sowie seine Frau Kunigunde sind links vom Hauptportal dargestellt. Rechts erkennt man die Bildnisse eines Verführers und einer törichten Jungfrau. Während die Jungfrau lächelt und ihr Kleid öffnet, klettern beim Verführer im Rücken Schlangen und Kröten empor, welche die Bosheit versinnbildlichen sollen. Die Darstellung stammt etwa aus dem Jahr 1280. Die Statuen sowie das Mauerwerk des Münster bestehen aus rotem Sandstein, den man aus dem Wiesental und aus Degerfelden geholt hat.

Galluspforte

 
Galluspforte und „Glückrad“


Die Galluspforte aus dem aus dem 12. Jahrhundert ist das bedeutendste romanische Skulpturenwerk der Schweiz und eines der ältesten romanischen Figurenportale im deutschsprachigen Raum. Die Pforte welche an der Nordfassade des Querschiffs zahlreiche Figuren in archaischer Weise darstellt, erinnert an einen Triumphbogen. Rings um die schwere Bronzetür aus dem Jahr 1892 finden sich Darstellungen der vier Evangelisten, törichte und weise Jungfrauen sowie Engel mit Fanfaren, welche aus ihren Gräbern steigen und Tote vor dem Jüngsten Gericht. Im Bogenfeld thront Christus als Weltenrichter. Oberhalb der Galluspforte befindet sich ein rosettenförmiges Fenster, welches ein monumentales Glücksrad darstellt. Um das kreisrunde Fenster herum klammern sich Figuren, welche die Wechselseitigkeit des Glücks symbolisieren. Die Speichen und Naben der Rosette waren ursprünglich aus Eichenholz, sind im 19. Jahrhundert durch Sandstein ersetzt worden.

Chorfassade und Pfalz

 

Der östlich gelegene Chor, im unteren Teil romanisch, ist reich an Skulpturenschmuck. Darunter zählen groteske Gestalten, Halbwesen und Elefanten, welche die Steinmetze der damaligen Zeit nie zu Gesicht bekamen. Die Sockelzone des Chors wird von einer Blendenbogenreihe umlaufen.

Die Chorpartie liegt auf einer fast 20 m hohen aufgeschütteten Terrasse, Pfalz (vom lat.: palatium=Palast) genannt, von der man aus einen prächtigen Blick auf den Rhein hat. Von dort aus hat man auch einen ausgezeichneten Blick auf Kleinbasel, das Dreiländereck und bei klaren Tagen auf die Vogesen. Zwischen Wettsteinbrücke und Mittlere Rheinbrücke verbindet zusätzlich die Münsterfähre die beiden Hälften Basels. Die Überfahrt mit dem Fährboot namens „Leu“ (=Löwe) nutzt die Strömung des Flusses aus, welches an einem über den Rhein gespannten Seil angebunden ist. Fünf dieser Fähren verkehren auf dem Rhein, vier davon in Basel, eine in Ellikon.

Innenraum und Ausstattung

 
Innenraum des Basler Münsters mit Blick nach Westen

Der ruhige und helle Innenraum der dreischiffigen Kirche ist 65 m lang und 32,5 m breit. Die farbigen Glasfenster stammen größtenteils aus dem 19. Jahrhundert. In der gotischen Chorpartie sind Scheiben im neogotischen Stil zu finden. Das große Chorfenster stellt die vier Evangelisten dar. Besonders zu erwähnen sind die zwei Radfenster im nördlichen und südlichen Querschiff. Sie stellen Szenen der Taufe Christi dar. Das Gewölbe des hohen Mittelschiffs und der obere Teil des Chors sind im gotischen Stil nach dem Basler Erdbeben wieder aufgebaut worden. Bei Restaurierungsarbeiten hat man entdeckt, dass das Gewölbe des Mittelschiffs mit einem Marienzyklus bemalt war. Dieser ist vermutlich um 1400 entstannden und ist nur mit ultraviolettem Licht sichtbar zu machen.

 
Taufstein

Im Chorgang befindet sich der Sarkophag der Königin Anna von Hohenberg und ihrem Sohn Karl. Königin Anna war die erste Gemalin des Königs Rudolph von Habsburg. Sie ist 1276 in Basel gestorben. Ihre Gebeine wurden 1770 ins Kloster St. Blasien verlegt, heute ruhen sie im Lavantal in Kärnten.
Im südlichen Querschiff findet man den steinernen Taufstein aus dem Jahr 1465 sowie den Bischofsthron, der 1380 entstand. Der Baumeister Hans von Nußdorf schuf 1486 aus fünf Sandsteinblöcken eine kunstvoll verzierte Kanzel im gotischen Stil.

Erasmus-Epitaph

Erasmus von Rotterdam hielt sich während vieler Jahre in Basel auf, und zwar in der Zeit von 1514 bis 1516, von 1521 bis 1529, sowie von 1535 bis 1536. Nach einem Aufenthalt in Freiburg im Breisgau während der Reformation kehrte er nach Basel zurück und stab hier siebzigjährig im Jahr 1536. Zwar zwar Erasmus ein katholischer Geistlicher, wurde aber trotzdem im protestantischen Münster beigesetzt. Ursprünglich stand sein Grab vor dem Lettner im Mittelschiff. Im 19. Jahrhundert wurde das Epitaph versetzt, das Grab aber erst 1974 wiederentdeckt. So ruhen die Überreste des Humanisten direkt vor dem Epitaph. Das Epitaph bildet nicht den Verstorbenen ab, sondern trägt auf einem Rotmarmor eine vergoldete Inschrift mit einem lateinischen Text, der auf die Verdienste von Ersamus von Rotterdam eingeht. In einem Medaillon wird die antike Gottheit Terminus dargestellt, welcher Sinnbild für die Begrenzung ist.

Krypta

 

Von den Seiten des Chors gelangt man hinab zur Krypta, welche die Gräber der Basler Bischöfe des 10. bis 13. Jahrhunderts birgt. Der älteste Sarkophag stammt von Bischof Rudolf II, der beim Ungarneinfall 917 umgekommen ist. Außerdem finden sich hier Grabplatten weiterer Persönlichkeiten. Die Gewölbemalerei stammt aus der Zeit um 1400. In der Vierungskrypta befindet sich außerdem ein Lapidarium.

Kreuzgang

An der Südseite des Münsters befindet sich der doppelte Kreuzgang. Der kleine Kreuzgang entstand zwischen 1467 und dem Ende der 1480er Jahre. In der Nordwestecke schmückt eine Figur (Hl. Katharina mit Rad) den Schlußstein. Der große Kreuzgang wurde 1429 bis 1462 im spätgotischen Stil angefügt. Große gotische Maßwerkfenster erhellen den Westflügel des Gewölbes, welches mit einem Rippennetz und bunten Schlußsteinen ausgestattet ist. Die Wände werden von zahlreichen, kunstvollen Grabplatten bedeckt. Darunter befinden sich viele bedeutende Basler wie z.B. die des Humanisten Thomas Platter (1499-1582), des Bürgermeisters Rudolf Wettstein (1594-1666), des Mathematikers Jakob Bernoulli (1654-1705) und des Philosophen Isaak Iselin (1728-1782).

Literatur

  • Andreas Theodor Beck, u.a.: Das Basler Münster. Hrsg. Verlag Peter Heman, Basel (1982), ISBN 3-85722-005-8
  • Dorothea Schwinn Schürmann: Das Basler Münster. Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (2000), ISBN 3-85782-679-7
  • Daniel Grütter: Basler Münster Bilder. Hrsg. Christoph Merian Verlag (1999), ISBN 3-85616-112-0