Vorlage:Schlachtbox Die Schlacht von Cambrai, die erste große Panzerschlacht der Geschichte, begann am 20. November 1917 nahe dem strategisch wichtigen Eisenbahnknotenpunkt Cambrai, der 1917 eine Schlüsselversorgungsstellung für die deutsche Siegfriedstellung war. Die Briten wollten mit dieser Schlacht nicht nur das deutsche Stellungssystem durchbrechen, sondern vor allem dem Kriegsverlauf eine entscheidende Wende zu Gunsten der Alliierten geben.
Hintergrund
Ausgangssituatuion
siehe: Erster Weltkrieg
Das Kriegsjahr 1917 war vom Zusammenbruch des russischen Zarenreiches gekennzeichnet. Die Deutschen griffen verstärkt an der Ostfront ein, um den Zusammenbruch zu beschleunigen. Dies sorgte für eine Schwächung der deutschen Truppen an der Westfront.
Die Alliierten starteten an der Westfront mehrere große Offensiven, die aber keine nennenswerten Veränderungen herbeiführten. Die Franzosen versuchten an der Aisne und in der Champagne einen Durchbruch. Dabei wurden mehr Truppen und Geschütze eingesetzt als bei der Schlacht um Verdun. Die großen Verluste führten auf französischer Seite zu einer schlechten Truppenmoral. Es kam zu Meutereien, auf die die französische Militärführung mit harten Strafen reagierte.
Im Jahr 1917 traten die USA und Griechenland auf der Seite der Alliierten in den Krieg ein.
Am 20. Mai 1917 eröffneten die Briten eine weitere große Offensive in Flandern. Die Verluste waren hoch, und es wurde nur ein geringer Geländegewinn erzielt. Im August wurde die Offensive abgebrochen.
Nach den aufreibenden Offensiven im Jahr 1916, die in reinen Abnutzungsschlachten endeten, mussten die Generäle einsehen, dass die bisherigen Taktiken keine Änderung herbeiführen konnten. Neue Strategien wurden ausgearbeitet. Die Briten konzentrierten sich dabei immer stärker auf ihre Tanks, die in immer größerer Zahl zur Verfügung standen. Von der größeren Mobilität dieser Waffe versprachen sie sich eine Wende vom Stellungskrieg wieder hin zu einem Bewegungskrieg. Doch mittlerweile hatten die Tanks ihren psychologischen Effekt eingebüßt, den sie noch bei ihren ersten Einsätzen ausübten. Die Panzerung war noch relativ schwach und konnte mit konzentriertem Flammenwerfer-, Maschinengewehr- oder Artilleriebeschuss gebrochen werden. Außerdem kamen die Tanks durch unebenes und schlammiges Gelände kaum vorwärts, weswegen sie besonders in Flandern schlecht eingesetzt werden konnten.
Die Deutschen setzten auf Stoßtruppen und schnell verlegbare Verbände, um feindlichen Offensiven effektiv entgegenwirken zu können.
Die Planung zur Schlacht
Im Juni 1917 schlugen John Frederick Charles Fuller und H. H. Tudor einen Panzerangriff bei Cambrai vor. General Julian Byng, Kommandant der britischen dritten Armee, nahm sich des Vorschlages an und änderte den Plan zum Durchbruchsversuch durch die deutschen Linien ab. Aber der Comander-in-Chief, Sir Douglas Haig, schob den Angriff auf, da er zunächst die Operationen Passchendaele (dritte Flandernschlacht) abschließen wollte. Nachdem sich die Kampfhandlungen dort aber verliefen, ließ Haig im September 1917 den Plan als Operation GY genehmigen.
Cambrai wurde vor allem deswegen als Angriffsziel gewählt, weil das Gelände im Gegensatz zu Flandern oder der Somme-Region besser für einen massiven Panzerangriff geeignet schien. Dies wurde vor allem wichtig, nachdem das Zutrauen in die Panzerwaffe immer stärker geschwunden war.
Der Plan war zwar kompliziert, sah aber grundlegend vor, die deutschen Linien durch einen konzentrierten Angriff auf einer engen Front von fünf Kilometern zwischen dem Canal du Nord und dem Canal de Saint Quentin zu durchbrechen. Die britische dritte Armee wurde mit ihren 19 Divisionen für die Schlacht bereit gestellt, obwohl 14 Divisionen kurz zuvor bei der dritten Schlacht von Ypern eingesetzt worden waren.
Am ersten Tag sollte das III. Corps im Süden in Richtung Crèvecoeur und Bonvais angreifen. Das Corps sollte von Kavallerie unterstützt werden, um den Brückenkopf schnell erweitern zu können. Das IV. Corps sollte im Norden Havrincourt, Flesquières, Graincourt und Cantaing erorbern. Das V. Corps sollte dem Angriff folgen. 14 neu formierte Geschwader des Royal Flying Corps standen ebenfalls für den Angriff bereit. Das Tank Corps brachte 476 Tanks für die Schlacht auf. Mehr als 350 Tanks waren kampfbereit. 216 Tanks sollten in der ersten Welle, mit 96 Tanks als Reserve, angreifen. Das Tank Corps wurde von Hugh Elles aus einem Mark IV mit dem Spitznamen Hilda kommandiert.
Bei dem Angriff wurden neue Strategien im noch jungen Panzerkrieg eingesetzt, die Panzer-, Luft- und Infanterie-Angriffe kombinierten. Dabei fuhren besonders in der ersten Angriffswelle Panzer vor. In einem Abstand von 45-50 Metern folgte Infanterie, um das Schlachtfeld, insbesondere die Gräben, von feindlichen Truppen zu befreien.
Die deutschen Positionen waren Teil der Siegfriedstellung, entsprechend gut ausgebaut und durch eine doppelte Verteidigungslinie gesichert. Eine dritte befand sich im Bau. Vor der Schlacht wurden dorthin Divisionen, die in Ypern hohe Verluste erlitten hatten, zur Erholung und Auffrischung verlegt. Die in diesem Abschnitt liegenden deutschen Truppen gehörten zur zweiten Armee unter General Georg von der Marwitz.
siehe: Grabenkrieg
Die Schlacht
Die britische Offensive
Die Aufstellung der britischen Truppen zu Beginn der Schlacht war von rechts nach links: 12. Division, 20. leichte Division, 51. Highland Division, 62. West Riding Division und die 36 Ulster Division. Die 29. Division stand in Reserve bereit.
Um 7.15 Uhr morgens begann am 20. November 1917 der Angriff mit einem Trommelfeuer. Als dieses nach 20 Minuten eingestellt wurde, folgte der Angriff der ersten Panzerwelle, der mit Nebelgranatenbeschuss unterstützt wurde. Wie geplant waren die deutschen Truppen überrascht und hatten dem britischen Panzerangriff wenig entgegenzusetzen. Das gesamte deutsche Stellungssystem ging, mit einer Ausnahme, innerhalb kurzer Zeit verloren. Als die Briten Brückenköpfe gebildet hatten, hatten sie bereits zwölf Kilometer der Frontbreite durchbrochen.
Auf der rechten Flanke wurden Bonavis und der Lateux Wald von der 12. Division genommen. Die 20. leichte Division eroberte La Vacquerie und nahm eine wichtige Brücke über den St. Quentin-Kanal. Diese Brücke war für die gesamte Schlacht wichtig, um der Kavallerie einen schnellen Angriff auf Cambrai zu ermöglichen. Allerdings wurde die Brücke zerstört; verschiedenen Quellen zufolge entweder durch einen britischen Tank, der die Brücke beim Versuch, sie zu überqueren, durch sein Gewicht beschädigte, oder durch eine Sprengung der Brücke durch die Deutschen. Dies verlangsamte die Überquerung des Kanals und machte effektive Kavallerieangriffe unmöglich.
Die 6. Division erreichte und eroberte Ribécourt und Marcoing. Die 51. Highland Division schaffte es nicht, ihr erstes Ziel Flesquières zu erobern. Flesquières war der stärkste Punkt der deutschen Verteidigung. Es wird berichtet, dass allein 40 Tanks durch Artillerie vor Flesquières vernichtet wurden. Das Scheitern der 51. Highland Division legte die Flanken der anderen Divisionen frei. Dieser Fehlschlag ließ sich wohl vor allem auf mangelnde Koordinierung der Tank- und Infanterieeinheiten zurückführen, da der Kommandant der 51. Highland Division der Panzerwaffe misstraute.
Die 62. (2. West Riding) Division eroberte Havrincourt und Graincourt. Die 36. Ulster Division schaffte es bis zur Straße von Bapaume-Cambrai.
Am Abend des 20. Novembers war der erste große Panzerangriff beendet. Die deutsche Front war auf einer Breite von 16 Kilometern und einer Tiefe von neun Kilometern durchstoßen, je nach Quelle wurden 4.000 bis 8.000 Deutsche gefangen genommen und 100 Geschütze erbeutet. Die Briten hatten 4.000 Mann und 49 Panzer verloren.
Die Gegenoffensive
Da die Deutschen Flesquières in der Nacht geräumt hatten, konnten die Briten es am nächsten Morgen erobern. Doch die Offensive wurde nicht entschlossen fortgesetzt: Die französische Verstärkung wurde nicht eingesetzt, das Panzerkorps bildete keine kampfkräftigen Reserven, während die Deutschen ihre Truppen ständig aufstockten. Am 27. November wurden die britischen Panzer zum Zweck einer gründlichen Überholung von der Front abgezogen. Der deutsche General Erich Ludendorff befahl am gleichen Tag die Vorbereitung eines Gegenangriffs.
Zehn Tage nach dem britischen Angriff, also am 30. November 1917, waren die deutschen Truppen für den Gegenangriff bereit, bei dem die Oberste Heeresleitung erstmals in großem Umfang Stoßtruppen an der Westfront einsetzte. Die vom General Georg von der Marwitz mit dem Gegenangriff beauftragten deutschen Armeekorps "Arras", "Caudry" und "Busigny" griffen zu verschiedenen Zeiten an und täuschten so eine kleinere Offensive vor. Nachdem die Gruppen "Caudry" und "Busigny" den Kampf schon um 8.50 Uhr eröffnet hatten, griff die Gruppe "Arras" um 11.50 Uhr an. Die Deutschen erzwangen einen Durchbruch auf ganzer Linie, da die Alliierten nicht mit einem Gegenschlag dieser Größe gerechnet und dementsprechend schwach befestigte Verteidigungsstellungen um das neu eroberte Gebiet gezogen hatten. Den Gruppen "Caudry" und "Busigny" gelang es am ersten Tag des Gegenangriffs auf einer Breite von rund 16 Kilometern, acht Kilometer weit vorzustoßen. Die Gruppe "Arras", die später angetreten und somit auf heftigeren Widerstand getroffen war, hatte weniger Erfolg: ihr gelang es lediglich, bis zum 6. Dezember 1917 auf einer Breite von zehn Kilometern vier Kilometer weit vorzustoßen. Die Deutschen nahmen 9.000 britische Soldaten gefangen und erbeuteten 148 Geschütze, 716 Maschinengewehre und mehr als 100, zumeist beschädigte, Panzer. Es entstand wieder eine Pattsituation, da beide Seiten hohe Verluste hatten; die Kämpfe wurden Mitte Dezember vorläufig eingestellt.
Ergebnis
Insgesamt fielen etwa 50.000 Mann auf deutscher und 45.000 auf britischer Seite. Der Frontverlauf veränderte sich kaum. Die Briten hatten etwas Gebiet im Bereich Havrincourt, Ribécourt und Flesquières erobert, doch die Deutschen hatten im Austausch dafür Gebiete südlich des Welsh Berges erobert.
Die Taktik der Briten zur Koordinierung der Infanterie, Luft- und Panzerstreitkräfte setzte neue Maßstäbe in der Kriegsführung und wurde im Zweiten Weltkrieg erfolgreich von den Deutschen als Blitzkrieg-Taktik eingesetzt.
Die Deutschen erkannten den Vorzug von speziell geschulten Stoßtruppen und der Hutier-Taktik (gezieltes Einsetzen dieser Stoßtruppen in kleinen Operationsgebieten). Außerdem zeigte sich der Vorteil von beweglichen Divisionen, die schnell an kritische Frontabschnitte verlegt werden konnten. Diese Erkentnis ermöglichte den Deutschen auch die Erfolge der Frühjahrsoffensive 1918.
Literatur
- Div., Cambrai: The First Tank Battle, Cerberus Publishing, 2005, ISBN 1841450421
- Gerald Gliddon, VC's of the First World War: Cambrai 1917, Sutton, 2004, ISBN 0750934093
- Guntram Schulze-Wegener (Chefredaktteur): Militär & Geschichte Nr. 17 (Zeitschrift), Pabel-Moewig Verlag, Rastatt 2004, Seite 6 - 21
- H.P. Willmott, Der erste Weltkrieg, Gerstenberg Verlag, London 2003, Seite 220 - 223
- Jack Horsfall, Cambrai: The Right Hook (Battleground Europe), Cooper, 2000, ISBN 0850526329
- A.J. Smithers, Cambrai: The First Great Tank Battle 1917, Pen & Sword Books, 1992, ISBN 0850522684
DVD
- Line Of Fire - Cambrai, 2003, ASIN B0000BXC03
Weblinks
- The Cambrai Operations : 20 November to 7 December 1917 from the British Army in the Great War (englisch)
- The Battle of Lateau Wood - a small action within the Cambrai Battle (englisch)
- firstworldwar.com (englisch)
- Schlacht von Cambrai