Sendling

Stadtbezirk und Stadtteil von München
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Sendling ist ein Stadtteil der bayerischen Landeshauptstadt München. Er ist untergliedert in Ober-, Mitter- und Untersendling. Dieser Artikel behandelt den heutigen Stadtbezirk 6 Sendling, bestehend aus Mitter- und Untersendling.
Obersendling wird behandelt im Artikel über den Stadtbezirk 19 Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln.

Lage des Stadtbezirks 6 Sendling in München

Der Bezirk Sendling grenzt an folgende Stadtbezirke: im Norden an den Bezirk 8 Schwanthalerhöhe (Westend), nordöstlich an den Bezirk 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, im Osten wird Sendling von der Isar begrenzt, jenseits des Flusses liegt der Bezirk 18 Untergiesing-Harlaching. Im Süden grenzt an der Stadtbezirk 19 Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln und im Westen der Bezirk 7 Sendling-Westpark.

Geologie und Geografie

 
Wahrzeichen Sendlings: Die Alte und die Neue Pfarrkirche St. Margaret

Das Gebiet Sendlings verteilt sich über drei verschiedene geologische Strukturen: Ganz im Osten am Fluss liegen die ehemals mit Auwald dicht bewachsenen Isarauen. Die Isar war bis ins 19. Jahrhundert ein wilder Gebirgsfluss mit vielen Seitenarmen in einem breiten, sumpfigen Bett mit sich ständig verlagernden Kiesinseln. Seit der Regulierung des Flusses wurden diese Gebiete trockengelegt und teilweise bebaut oder in Parkanlagen wie den Flaucher umgewandelt.
Westlich der Isarauen und etwas höher als diese liegt das Sendlinger Unterfeld, das geologisch die südliche Fortsetzung der Münchner Altstadtterrasse bildet. Es ist entstanden durch wiederholte Ausschürfungen der Münchner Schotterebene durch Gletscher und Auswaschungen durch wechselnde Flussverläufe der Isar während der letzten Eiszeiten und war vermutlich auch dicht bewaldet, ehe es zur landwirtschaftlichen Nutzung gerodet und ab dem Ende des 19. Jahrhunderts dann zunehmend dichter bebaut wurde.
Vom Unterfeld durch eine deutliche Hangkante getrennt liegt oberhalb davon der westliche Bezirksteil, das Sendlinger Oberfeld, auf der Grünwalder Terrasse. Der Niveauunterschied zwischen Isar und Oberfeld beträgt rund 50 Höhenmeter.

Von der Stadtmitte Münchens kommend gelangt man entlang der alten Landstraße von München nach Weilheim und Wolfratshausen in süd- bis südwestlicher Richtung über die Sendlinger Straße und den Sendlinger-Tor-Platz und weiter die Lindwurmstraße entlang über den Goetheplatz an den Sendlinger- oder Lindwurmberg, wo die Straße die Terrassenkante überwindet und bei der Alten Pfarrkirche St. Margaret in die in südlicher Richtung oben parallel zur Hangkante verlaufende Plinganserstraße mündet. Nach Norden setzt sich die Kante über die Theresienhöhe oberhalb des großen freien Areals der Theresienwiese, dem Veranstaltungsort des Oktoberfestes fort, wo sie von der Bavaria gekrönt wird.

Geschichte

Die ältesten menschlichen Knochenfunde auf Sendlinger Gebiet sind etwa 4000 Jahre alt und stammen aus der frühen Bronzezeit. Die ersten Bewohner gehörten der Glockenbecherkultur an, sie siedelten auf dem Oberfeld nahe der Hangkante, betrieben Ackerbau und begruben ihre Toten in Hockergräbern. In anderen Gegenden Südbayerns gab es bereits seit der Jungsteinzeit seßhafte Bauern, aber die Bodenbeschaffenheit auf der Münchner Schotterebene ist nicht sehr einladend.
Ab dem 16. Jahrhundert v. Chr. folgte die Zeit der Hügelgräberkultur, die um das 12. Jahrhundert v. Chr. von der Urnenfelderkultur abgelöst wurde. Das Klima war zu jener Zeit relativ warm.
Auch in der Eisenzeit war das Gebiet besiedelt. Keltische Bauern hinterließen Töpferwaren und schmiedeiserne Produkte, die sie entweder selbst erzeugten oder in der Nähe erwarben. In ein paar Stunden Fußmarsch Entfernung gab es keltische Ringwälle.

Auf Sendlinger Terrain sind keine römischen Siedlungen, Höfe oder sonstigen Anlagen nachgewiesen, wohl aber in der näheren Umgebung, etwa die Römerschanzen bei Grünwald (Bratananium) oder Gauting. Zwei Fußstunden südlich verlief eine römische Hauptstraße von Salzburg (Juvavium) nach Augsburg (Augusta Vindelicorum). Ein gutes Stück nördlich gab es eine zweite Römerstraße.

Schätzungsweise im 6. Jahrhundert n.Chr. gründete oder übernahm wohl ein germanischer Sippenchef namens Sendilo die Siedlung, die fortan nach seinem Namen heißen sollte. Die Endung -ing deutet auf eine relativ frühe Gründungszeit hin.
Aus dem 7. Jahrhundert datieren einige Reihengräber im Sendlinger Oberfeld und Unterfeld als Zeugnisse einer bajuwarischen Besiedlung, einige davon scheinen sogar noch aus der Zeit vor 600 zu stammen.
Erste schriftliche Hinweise unter der Bezeichnung Sentilinga finden sich im Zusammenhang mit Land- und Hofübertragungen u.a. an die Klöster Wessobrunn und Schäftlarn im Zeitraum zwischen 779 und 806 (die genaue Datierung ist umstritten).

Bis etwa 950 wurde die Gegend wiederholt von Raubzügen der Ungarn heimgesucht. Ob Sendling direkt betroffen war ist nicht bekannt.
Ab etwa 980 schriftlich überliefert sind mehrere Land-Übereignungen unter den adeligen Grundherrn, die die Sendlinger Bauerngüter und ihre dort arbeitenden Leibeigenen ausbeuten. Der Bischof von Freising und das Kloster Schäftlarn vermehrten ihren Besitz am Ort bis ins 11. Jahrhundert.
Aus der Zeit um 1050 (genaue Datierung ungesichert) stammt die erste zuverlässige Erwähnung Sendlings als Dorf (villa). Die früheren Erwähnungen als in loco könnten auch einen Gutsbetrieb gemeint haben.
1158 gründete Heinrich der Löwe München. Das Dorfleben wird sich durch die Stadtgründung und ihre schnelle Entwicklung wohl geändert haben. Die Stadt bot einen größeren Markt, die Peterskirche wurde zuständige Pfarrkirche für Sendling. Um dieselbe Zeit wurde ein nobilis vir (Edelmann, Adeliger) namens Norpert Sentlinger erwähnt, möglicherweise gab es also im 12. Jahrhundert einen Herrenhof in Sendling, nach dem sich die Familie benannte. Die Familie war siegel- und turnierfähig, ihr Wappen zeigte auf Schwarz ein rotbewehrtes goldenes Einhorn.
1239 ist erstmals ein Sentlinger in der Verwaltung Münchens nachweisbar, Mitglieder der Familie sitzen lange im Inneren Rat der Stadt, dem höchsten Bürgergremium. Sendling gehörte vermutlich zur Grafschaft der Andechser, bis diese 1248 von den Wittelsbachern beerbt wurden.
1258 und 1284 vermachte Sighart der Sendlinger Höfe in Obersendling und Sendling den Münchner Clarissinnen und der Frauenkirche. 1268 erwarb er einen Hof in Obersendling. Die Sentlinger kamen als Krötelherren (Salzgroßhändler) und Wechsler (Bankiers) in München zu Reichtum.
Von 1314-22 war Konrad Sendlinger Bischof von Freising.
Um 1320 wurde die zweite Stadtmauer Münchens errichtet und erhielt ein Südtor, das Sendlinger Tor genannt wurde. Von dort führte ein Weg (die heutige Lindwurmstraße) nach Sendling. Nicht nur die Kirche, auch Münchner Bürger erwarben Besitz in Sendling.
1397 gab es einen Bürgeraufstand in München. Heinrich der Sentlinger gewährte dem geflohenen Bürgermeister Kazmair Aufnahme, die Familie der Sendlinger stand auf der Seite der Münchner Herzöge Ernst und Wilhelm gegen die rebellierenden Bürger der Stadt München.
Aus dem Jahr 1449 stammt eine Liste, die den damaligen Sendlinger Grundbesitz wiedergibt. Gegen 1500 starb das Geschlecht der Sentlinger aus.

 
Die Sendlinger Bauernschlacht 1705, Detail aus dem Fresko von Wilhelm Lindenschmit d. Ä. an der alten Pfarrkirche

Im Jahr 1705 beendete die Sendlinger Bauernschlacht oder Sendlinger Mordweihnacht, in deren Verlauf aktenkundig an die 1100, vielleicht auch bis zu 3000 Bauern, Handwerker und Flößer der Landfahnen des seit Kurfürst Maximilian I. bestehenden Landsturms niedergemetzelt wurden, den Oberländer Bauernaufstand, der im Zusammenhang des Spanischen Erbfolgekriegs zu sehen ist. Der Schlachtruf der Aufständischen: Lieber bayrisch sterben, als österreichisch verderben! ist sprichwörtlich geworden.

 
Auf der Sendlinger Haide, Radierung von Wilhelm von Kobell, 1812

1818 wurden unter dem Reformer Montgelas neue politische Gemeinden gebildet - Untersendling war eine davon, unter diesem Namen wurden Altsendling, aber auch Mittersendling, Neuhofen und die Sendlinger Haide (heute Theresienwiese und die westlich angrenzende Schwanthalerhöhe) zusammenfasst.

Am 22. Juni 1869 gründeten beherzte Bürger als Reaktion auf ein verheerendes Feuer im Gemeindehaus Sendling die "Freiwillige Feuerwehr Sendling".

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dehnte sich mit der einsetzenden Industrialisierung im Westen der Stadt München das urban besiedelte Gebiet über den Harras und Mittersendling nach Obersendling aus. In den Anfängen des Industriezeitalters wurden entlang der Straße nach Wolfratshausen und westlich davon Fabrikanlagen und Firmenniederlassungen errichtet, die bis heute das Bild Sendlings mitbestimmen, die heute bedeutendste darunter war die Siemens AG. 1872 wurde der Grundstein für das Sendlinger Zweigwerk von Krauss & Comp., der späteren Krauss-Maffei gelegt. Bis 1937 wurde allerdings dann die Produktion von den Werken Sendling, Marsfeld und Hirschau vollständig in das bereits 1922 begonnene Werk in Allach verlagert. Neben diesen beiden Großkonzernen gab es viele weitere Maschinen- und auch Tabakfabriken. Zeitgleich breiteten sich auch die Wohnviertel aus, zum einen in Form von Etagenblöcken für die Arbeiter, zum anderen als herrschaftliche Häuser, die den Übergang zu den Villenvororten Solln und Großhesselohe ankündigen.

Zum 1. Januar 1877 wurden Unter- und Mittersendling sowie die ehemalige Sendlinger Haide, die eine ähnliche Entwicklung genommen hatte und zum Arbeiter- und Industrieviertel Westend geworden war, nach München eingemeindet, zum 1. Januar 1900 erfolgte die Eingemeindung von Thalkirchen mit dem dazugehörigen Obersendling.

Ab 1908 begann man mit der Errichtung der Großmarkthallen im Unterfeld, die zusätzliche wirtschaftliche Impulse gaben.

Nach 1945 gab es dann eine erneute Welle von Firmen- und Industrieansiedlungen.

Sendling heute

Wirtschaft

Große Bedeutung für das Wirtschaftsleben in Sendling haben auch heute noch die Großmarkthallen. Das Areal ist mit einer Fläche von 310.000 m² inzwischen der drittgrößte Umschlagsort für Obst und Gemüse in Europa nach Paris und Mailand. Daher entfallen von den derzeit etwa 15.000 Arbeitsplätzen im Viertel rund 20 Prozent auf Handelsunternehmen, von denen die Mehrzahl im Großhandel aktiv ist.
Neben dem Handel ist auch das verarbeitende Gewerbe in Sendling nach wie vor stark vertreten und auch das Handwerk hat hier noch immer einige Bedeutung. Die größten Wachstumspotenziale liegen jedoch mehr und mehr im Dienstleistungsbereich.

Bebauung

Entsprechend der ursprünglichen Funktionsmischung von Wohnen und Arbeiten wird das Bild des dichtbesiedelten Viertels von Mietshäusern und wohnungsgenossenschaftlichen Bauten geprägt, von denen etwa ein Drittel vor 1945 erstellt wurden. Etwa seit 1990 werden zunehmend mehr dieser alten Häuser saniert. Einen Ausgleich zur konzentrierten Bebauung bilden große Frei- und Erholungsflächen am Rand des Bezirks wie die Neuhofener- und Flaucheranlagen und Kleingärten entlang der Bahnlinien.

Von den knapp 36.500 Einwohnern ist fast jeder Zweite erwerbstätig. Unter den Erwerbstätigen bilden mittlerweile die Angestellten das größte Segment, der Anteil an Arbeitern beträgt nur noch etwa ein Drittel. Noch dominieren Bewohner mit unterem und mittlerem Ausbildungsniveau die soziale Schichtung, doch durch die verstärkte Zuwanderung jüngerer Haushalte mit höheren Bildungsabschlüssen wandelt sich die soziale und altersmäßige Zusammensetzung der Wohnbevölkerung mit jetzt schon deutlichem Schwerpunkt der 20- bis 40jährigen zusehends. Der Anteil an Ausländern unter den Einwohnern liegt mit rund 25% leicht über dem städtischen Durchschnitt (ca. 23%), die Anzahl der Einpersonenhaushalte ist relativ hoch.

Sehenswürdigkeiten

 
Die Alte Pfarrkirche St. Margaret vom Stemmerhof aus gesehen

Die Alte Pfarrkirche St. Margaret (Plinganserstraße 1, Ecke Lindwurmstraße) wurde von 1711-1712 nach Plänen von Wolfgang Zwerger errichtet, sie ist der Nachfolgebau für eine frühere gotische Kirche, welche bei der Sendlinger Mordweihnacht 1705 zerstört wurde. Reste der mittelalterlichen Bausubstanz haben sich nur im Turm erhalten. In das linke Apsisfenster wurde ein Glasfenster aus dem Jahr 1493 eingesetzt. An der nördlichen Außenwand über dem Hauptportal stellt ein großes Fresko von Wilhelm Lindenschmit aus dem Jahr 1830 die Bauernschlacht dar. In der Kirche haben größere Teile einer alten Orgel überdauert, die leider bei einer früheren Renovierung teilweise beeinträchtigt wurde, so hat man die Originaltastatur ausgetauscht und den alten mechanischen Blasebalg durch einen elektrischen ersetzt. Gegenwärtig werden Mittel für die Rekonstruktion der Originalorgel gesammelt. Das Fresko und der Kirchenbau wurden 2003-04 gründlich restauriert, um für den 300. Jahrestag des Aufstandes zu Weihnachten 2005 gerüstet zu sein. Gegenüber der Kirche auf der anderen Seite der Lindwurmstraße steht ein Denkmal für den Schmied von Kochel, (angeblich Balthasar Riesenberger, aber auch andere Namen sind überliefert), einen legendären Helden des Aufstandes, der dem Mythos zufolge verschanzt auf dem Kirchhof von St. Margaret bis zuletzt tapfer Widerstand geleistet haben soll. Initiiert hatte das Monument mit Brunnen 1904 der Archivrat Ernst v. Destouches, die Grundsteinlegung erfolgte 1905 bei der 200-Jahr Gedenkfeier. Die Plastik wurde von Carl Ebbinghaus gestaltet, die Architektur von Carl Sattler. Eingeweiht wurde das fertiggestellte Denkmal 1911.
Der Stemmerhof wurde erstmals 1381 als Schenkung an das Heiliggeistspital in München erwähnt und war bis 1992 der letzte Bauernhof mit Milchwirtschaft im engeren Stadtgebiet Münchens. Er liegt an der Plinganserstraße direkt gegenüber der alten Pfarrkirche und beherbergt heute ein schönes Ensemble von Läden mit Schwerpunkt Ökologie und ein Café. Der Hof wirkt wie eine dörfliche Oase der Ruhe in der Hektik der Großstadt. Westlich angrenzend liegt die große Stemmerhofwiese, von der aus noch immer der ehemals ländliche Charakter des Stadtteils spürbar ist.

 
Die neue Margaretenkirche

Die von Michael Dosch entworfene Neue Pfarrkirche St. Margaret (Margaretenkirche, Margaretenplatz 1) mit ihrem beeindruckenden Tonnengewölbe gehört zu den größten Kirchen der Stadt. Die Fassade wurde sehr plastisch gestaltet, dabei liegt der Hauptakzent auf der Westansicht mit dem nördlich versetzt anschließenden Turm. Der dem italienischen Hochbarock nachempfundene Sakralbau bringt mediterranes Flair ins Viertel.

 
Statue des Heiligen St. Georg in der Margaretenkirche

1891 hatte der Bauer Alois Stemmer vom benachbarten Stemmerhof zusammen mit zwei weiteren Sendlinger Landwirten, Kaffler und Berger, einen Kirchenbauverein für das Projekt gegründet und den Baugrund gestiftet. Dabei zahlte jeder der drei Bauern 100.000 Goldmark in die Vereinskasse, das wären in heutiger Währung 1 Million Euro. 1902 wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Schon bald wurde klar, dass die Kostenplanung der Architekten und Baufirmen nicht einzuhalten sein würde. 1910 wurde Dosch von Franz Xaver Boemmel abgelöst, bei Fertigstellung 1913 hatten die Baukosten den Kostenvoranschlag um 80% überschritten und die Stifter mussten weiteres persönliches Vermögen einbringen. Nur dank Pfarrer Alois Gilg (1909-1922) war es überhaupt gelungen, die Schwierigkeiten des Projektes zu überwinden und den Bau zu vollenden. Im Innenraum sind der Rokoko-Altar und zwei Holzskulpturen aus der Zeit um 1500, welche den Heiligen St. Georg und die Heilige St. Margaret darstellen, besonders hervorzuheben. Die große Orgel konnte 2002 komplett restauriert werden.
Gemessen an der Höhe über NN liegt die Spitze des Turmes der Margaretenkirche 10 m höher als die der Frauenkirche, so gesehen darf Sendling sich rühmen, den höchsten Kirchturm der Stadt zu haben.

 
St. Korbinian

Die Kirche St. Korbinian (Valleystraße) ist ein barockisierender Bau, der 1924-26 nach Plänen von Hermann Buchert erstellt wurde. Sehenswert sind die von zwei Türmen gerahmte stattliche Ostfassade, die den Gotzinger Platz dominiert und das riesige Deckenfresko von Robert Holzer.

Um die Kirche St. Achaz (Plinganserstraße 117) liegt der alte Ortskern des Bezirksteils Mittersendling mit dem dazugehörigen Neuhofen. Der Ursprung von Neuhofen liegt im früheren Distelhof von Mittersendling. Der Hof wurde 1697 an den geheimen Rat Matheus von Joner verkauft, der sich außerhalb des Dorfes ein Landschlößchen errichten ließ. Gemäß Entschluß des geheimen Rats vom 9. Oktober 1698 wurde das Schlößchen mit Distelhof von Kurfürst Max Emanuel under dem Nammen Neuhofen zu ainem adelichen Siz erhoben.

 
Jugenstilfassaden am Harras

Der Harras ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Viertel, hier kreuzt sich die U-Bahn der Linie U6 mit der S-Bahn der Linien S7, S20 und S27 und mehreren Buslinien. Seinen Namen hat der Platz nach dem Kaffehausbesitzer Robert Harras, der hier an der Gabelung der Landstraßen nach Wolfratshausen und nach Weilheim in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das gleichnamige Café betrieb. Während der unterirdische Bahnhof ein nüchterner bis häßlicher Zweckbau aus den 70er Jahren ist, wartet der Platz an der Oberfläche mit mehreren architektonisch interessanten Gebäuden auf: An der Nordseite des im Grundriß dreieckigen Areals stehen aneinandergereiht mehrere Wohnhäuser im Jugendstil aus der Zeit um 1900, die Südseite wird begrenzt durch ein Postamt, das zu den Klassikern der baulichen Moderne in München gehört.

 
Das Postamt am Harras

Für die Postbauverwaltung der Weimarer Republik entwarfen und bauten die Architekten Robert Vorhoelzer und Franz Xaver Holzhammer 1931/32 ein vorgelagertes weißes Amtsgebäude mit einer Rotunde, dahinter erheben sich hohe Wohnblöcke, die der Platzwand Tiefe geben. Leider weichen diese Blöcke, da nicht durch die Post selbst betreut, heute zum Teil farblich ab, noch dazu wurden sie im Nachhinein mit maßstablosen Kunststofffenstern ausgestattet. Unter dieser Bausünde leidet das Ensemble, das als typischer Vertreter des Neuen Bauens ohne jede Verzierung auskommt und hauptsächlich durch seine Volumina und Proportionen lebt, erheblich. Viel schlimmer noch ist jedoch der grobe Klotz von Kaufhaus, der seit 1978 den Platz am Ausgang der Ostseite beschließt. Auch die konzept- und lieblose Gestaltung der Insel in der Platzmitte, früher eine Tram-Wendeschleife, heute Busbahnhof mit einigen verloren wirkenden Bäumen und beliebig hingestreuten Elementen wie Überdachungen, Kiosken, Litfasssäulen und U-Bahn-Aufgängen läßt sehr zu wünschen übrig.

Der Flaucher ist ein großer Grünzug mit Wald und Wiesen, Spielplätzen und einem beliebten Biergarten. Benannt ist er nach dem Schankwirt Johann Flaucher, der 1873 in einem um 1800 erbauten Forsthaus an der Isar die Gastwirtschaft Zum Flaucher eröffnete. Die Parkanlage liegt am westlichen Flussufer und erstreckt sich vom Heizkraftwerk an der Brudermühlbrücke (Mittlerer Ring) stadtauswärts bis an die Bezirksgrenze zu Thalkirchen. Beliebte Bade- und Grillplätze liegen hier am renaturierten Fluss mit seinen Inseln und Kiesbänken. Bei einer je nach Wasserstand mehr oder weniger eindrucksvollen Staustufe an einem Knick im Flussverlauf unterhalb der Thalkirchner Brücke führt der lange hölzerne Flauchersteg auf die östliche Flussseite zum Tierpark Hellabrunn.

 
Blick über das Sendlinger Unterfeld, v. r.: Turm der Himmelfahrtskirche, am Horizont das Heizkraftwerk an der Brudermühlbrücke, davor die Türme von St. Korbinian

Sendlinger Persönlichkeiten

Zitat: 1967 riefen die Studenten auf den Straßen die Revolution aus und ich, Christoph Süß, wurde in Sendling als Kind eines Lastwagenfahrers in jene sozial unterprivilegierte Arbeiterschicht hineingeboren, die sich keinen Deut um die revolutionären Parolen scherte, die sie doch aufrütteln sollten. Die ersten zehn Lebensjahre in Sendling waren ein Leben wie im Knast. Spielplätze, von Mauern umkerkert. Aufwachsen in sozialbetonierter Spießigkeit, schizophrenen, alkoholsüchtigen, gewalttätigen Irren ausgeliefert, die sich unsere Nachbarn nannten. Die Welt signalisierte: Dich will hier keiner! Also zogen wir um, nach Moosach. Moosach? Wenn Moosach angezündet und bis auf die Grundmauern niedergebrannt würde, es vergingen Wochen, bis die Welt davon erführe - es interessierte sie ohnehin nicht. Immerhin, dort hasste man uns Kinder nicht mehr, man konnte uns nur nicht leiden...

Sendlinger Straßennamen

Im Jahr 1905 gedachte man des 200. Jahrestages der Sendlinger Mordweihnacht, zum Gottesdienst in der noch unfertigen Neuen Pfarrkirche St. Margaret mit anschließendem Libera auf dem alten Sendlinger Friedhof erschien sogar der Prinzregent Luitpold mit Gefolge. Da zu dieser Zeit sich das Siedlungsviertel auf dem Sendlinger Unterfeld gerade rasant entwickelte, lag es nahe, die neu entstehenden Straßenzüge nach Helden des Freiheitskampfes oder nach Ortschaften, aus denen die Teilnehmer stammten, zu benennen, um ihnen ein ehrendes Gedächtnis sicherzustellen.

  • Aberlestraße: Johann Georg Aberle war Adjutant im Lützelburgschen Regiment und einer der Anführer des Oberländer Bauernaufstandes, er leitete den Angriff auf den Roten Turm an der Isar. Aberle wurde 1706 auf dem Schrannenplatz (heute: Marienplatz) mit dem Schwert hingerichtet.
  • Alramstraße: Maximilian Alram war um 1700 Pfleger der Grafschaft Valley und Teilnehmer des Aufstandes.
  • Daiserstraße: Franz Daiser (* 1886) war Aumeister in München. Er geriet auf dem Ritt zum Gottesdienst in der Mordweihnacht unter die kaiserlich-österreichischen Truppen und wurde erschossen.
  • Danklstraße: Josef Ferdinand Dankl (* 1676, † 1736, frühere Schreibweisen Dänckhel, Dänkhel, Dankhel) war 1703 Kurfürstlicher Pflegskommissär in Bad Tölz, 1705 dann Mitorganisator des Aufstandes. 1706 wurde er seines Amtes enthoben, 1715 wieder eingesetzt.
  • Gotzinger Platz, Gotzinger Straße: Gotzing ist ein Ort in Oberbayern zwischen Weyarn und Miesbach, mehrere Gotzinger Bauern nahmen am Aufstand teil und liegen vermutlich an der Alten Pfarrkirche begraben.
  • Kidlerplatz, Kidlerstraße: Johann Georg Kidler (auch: Khidler, Kittler, Küttler) war wie sein Freund, der Jägerwirt Weinwirt im Tal zu München und Organisator des Widerstandes in der Altstadt, er wurde 1706 von den Österreichern auf dem Schrannenplatz (heute: Marienplatz geköpft und gevierteilt.
  • Kyreinstraße: Johann (Hans) Christoph Kyrein war einer von vier Tölzer Bürgermeistern, die 1705 die Bürger von Bad Tölz unter Androhung des Verlustes der Bürgerrechte zum bewaffneten Widerstand pressten, worauf sich 600 Mann, größtenteils Tölzer Schützen, darunter 150 Reiter, meldeten. Fast alle ließen in der Mordweihnacht ihr Leben.
  • Lindenschmitstraße: Wilhelm Lindenschmit der Ältere war Historienmaler und Professor in München, er malte 1830 das Fresko mit dem Motiv der Sendlinger Bauernschlacht an die Fassade der Alten Pfarrkirche und bezahlte die Unkosten aus eigener Tasche.
  • Oberländerstraße: Oberland ist eine heute weniger gebräuchliche Bezeichnung für jene Gegend in Bayern, aus der die meisten Kämpfer der „Bauernarmee“ rekrutiert wurden.
  • Plinganserstraße: Georg Sebastian Plinganser, gebürtig aus Pfarrkirchen war Studiosus der Rechte an der hohen Schule zu Ingolstadt, ein kräftiger unternemender Jüngling, voll Verstand (Zitat von 1882) und einer der Köpfe der Revolte im Unterland. Er marschierte mit seinem Haufen bis nach Zorneding und erhielt dort die Nachricht von der Niederlage der Oberländer bei Sendling. Nach der vernichtenden Niederlage der Unterländer bei Aidenbach konnte er fliehen, er überlebte die Unruhen und starb 1738 in Augsburg.
  • Schmied-von-Kochel-Straße: Der Schmied von Kochel ist ein sagenumwobener Volksheld des Aufstandes, angeblich ein siebzigjähriger Hühne, der als einer der Letzten auf dem Sendlinger Friedhof gefallen sein soll.
  • Senserstraße: Johann Sebastian Senser (* um 1665, † 1706 in München) war Eisenhändler, Mitglied des Äußeren Rates der Stadt München und Fähnrich bei der Münchner Bürgerwehr, er wurde am 28. Dezember 1705 verhaftet und 1706 ebenfalls auf dem Schrannenplatz/Marienplatz öffentlich enthauptet.
  • Valleyplatz, Valleystraße: Valley ist ein Ort über der Mangfall, aus dem ebenfalls Aufständische stammten.

(Eine komplette Aufzählung mit Erläuterung aller Straßennamen im Stadtbezirk 6 ist hier zu finden.)

Stadtteil-Kultur

 
Denkmal für den "Schmied von Kochel" am Sendlinger Berg
  • Die Initiative Historische Lernorte Sendling 1933-1945 wurde 2004 als Projektgruppe zur Erforschung der Sendlinger Stadtteilgeschichte zwischen 1933 und 1945 gegründet. Da über diesen Zeitraum der Sendlinger Historie allgemein relativ wenig bekannt ist, möchte die Initiative Bewohner des Stadtteils über die Geschichte ihres Wohn- und Lebensumfeldes informieren und zur aktiven Mitarbeit bei der weiteren Erforschung motivieren. Zu diesem Zweck ist eine Projektwoche von 18.-23. Juli 2005 in der Sendlinger Kulturschmiede und eine mehrteilige Ausstellung zum Thema Sendling 1945 im September in Vorbereitung, außerdem werden laufend Interviews mit Zeitzeugen durchgeführt und dokumentiert und Nachforschungen in Archiven angestellt. Auf der Website der Initiative können der aktuelle Stand des Projektes eingesehen und Möglichkeiten zur Mitwirkung in Erfahrung gebracht werden. Die Initiative ist privat, überparteilich und unabhängig und wird wissenschaftlich von den Historikerinnen Elsbeth Bösl MA und Sabine Schalm MA betreut.
  • Die Sendlinger Kulturschmiede e.V. (Daiserstraße 22) widmet sich seit 1978 der bürger- und wohnnahen Kunst- und Kulturvermittlung mit dem Ziel, ... das Bewußtsein der Sendlinger BürgerInnen zu fördern, in einem traditionsreichen Stadtteil zu leben, der die aktive Anteilnahme an Erhaltung fordert und für dessen Gestaltung und Entwicklung es sich einzusetzen lohnt. (Satzung 1978). Unter anderem finden in den Räumen des Vereins Ausstellungen in den Bereichen Bildende Kunst und Dokumentation, Konzerte und Lesungen, Hörspiele, Filmvorführungen, Dia- und Videoabende, verschiedene Kurse, Musikunterricht, Theaterprojekte, Vorträge, Arbeitskreise, Workshops, Diskussionen, die Vorbereitung von Straßenaktionen, Planauslegungen (Bürgerbeteiligung) von stadtteilrelevanten Vorhaben und Präsentationen von Wettbewerbsergebnissen statt. Die Kulturschmiede wird gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
  • In der Ev.-luth. Himmelfahrtskirche (Kidlerstraße 15) finden regelmäßig kostenlose Konzerte und Ausstellungen statt.
  • Die Stadtbücherei Sendling am Harras als Filiale der Stadtbücherei München bietet neben Lesesaal (Tageszeitungen und Präsenzbibliothek kostenlos) wechselnde Kunstaustellungen bei freiem Eintritt und Mitgliedern gegen einen geringen Jahresbeitrag die Möglichkeit zur Ausleihe aller im Bibliotheksverbund vorhandenen Medien, neben Büchern auch Hörbücher, Videos und DVDs, CDs und MCs, Spiele, Software u.a.

Sportstätten und Vereine

  • Das Südbad in der Valleystraße 37 ist ein städtisches Hallenbad mit zwei Becken und Saunabereich, im Sommer bietet es eine große Liegewiese.
  • Die Bezirkssportanlage Untersendling in der Demleitnerstraße 2 wird nicht nur von den Schulen der Umgebung, sondern auch von verschiedenen Vereinen genutzt.

Siehe auch: Sportstätten im Stadtbezirk 6

Statistik

(Stand jeweils am 31. Dezember, Einwohner mit Hauptwohnsitz)

Jahr Einw. davon Ausländer Fläche ha EW/ha Quelle mit weiteren Daten
2001 34.820 8.965 (25,7%) 393,80 88 Statistisches Taschenbuch München 2002. pdf-Download
2002 35.102 8.996 (25,6%) 393,80 89 Statistisches Taschenbuch München 2003. pdf-Download
2003 35.113 9.025 (25,7%) 393,86 89 Statistisches Taschenbuch München 2004. pdf-Download
2004 -- -- -- -- --

Literatur

  • Henric L. Wuermling: 1705. Der bayrische Volksaufstand, München 1980.
  • Bernhard Setzwein: Wurzelwerk, Roman, Broschur, 246 S., 1984 Friedl Brehm Verlag Feldafing (ISBN 3-921763-86-X) (antiquarisch oder über den Autor). Das Buch handelt von der Zerstörung Sendlings durch rigorose Bebauungsmaßnahmen.
  • Bernhard Setzwein: OberländerEckeDaiser, Ein Gedicht, Broschur mit Fadenheftung, 120 S., A 1 Verlag München 1998 (ISBN 3-927743-11-9). (antiquarisch oder über den Autor). Rezension (Bayerischer Rundfunk): Von Sendling kommt der Setzwein nicht mehr los. Jetzt hat er einen Band mit Gedankenlyrik vorgelegt, eine neobarocke Komposition, ein compendiöses Sentilingianum sozusagen, ein poetisch-moralisches Lehrgedicht zum Ende der klassischen Moderne, ein erstes postmodernes Bavaricum. [...] Das spielt sich und spielt herum und wird dann manchmal böser Ernst, beim Türkenfresser Abraham a Sancta Clara und beim Miesbacher Ludwig Thoma, und da kennt der Setzwein keine Gnade. [...] Nach dem großen Entwurf eines 'Gegenmünchen' von Paul Wühr ist 'OberländerEckeDaiser' nun der poetische Nachweis für den Stadtteil Sendling.
  • Wolfgang Peschel: Sendling. 111 Gründe, warum ein Münchner Stadtteil der Nabel Bayerns ist. Fotos von Hannes Sieber, 4°, 144 S., zahlr. Abb., Freising 1992, Frisinga (antiquarisch)
Commons: Sendling – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Bezirksausschuss 6 Sendling
  2. Private Sendling-Seite bebildert, umfangreiche Darstellung der Geschichte
  3. Private Seite Detaillierte Geschichte Sendlings zwischen 1618 und 1856
  4. Mordweihnacht Ausführliche Analyse des Aufstandes 1705/06 und seines Scheiterns, stellenweise sehr spekulativ aber insgesamt guter Überblick.
  5. Journal der Volkskultur Kleines Portal zur Bauernschlacht (Unterseiten Bairisch)
  6. Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen in Sendling (pdf-download)
  7. Modellprojekt Jugendbörse Dokumentation eines an der Implerschule (Hauptschule) in Untersendling im Jahr 2000 durchgeführten Modellprojektes zur Unterstützung Jugendlicher beim Übergang von der Schule in die Ausbildung (pdf-download)
  8. Seite der Impler-Hauptschule mit Details zur Sendlinger Geschichte und Straßennamen
  9. Einhornmagie Wappen und Geschlecht der Sentlinger
  10. Süddeutsche Zeitung Reportage über die Valleystraße
  11. Süddeutsche Zeitung Kurzportrait Sendlings
  12. Bernhard Setzwein Interview mit dem Schriftsteller, dessen Werk sich intensiv mit Sendling auseinandersetzt
  13. Sendlinger Anzeiger Wöchentlich erscheinender Stadtteilanzeiger mit Berichten und Terminen
  14. Freiwillige Feuerwehr München, Abteilung Sendling Ausführliche Seite zur Geschichte und Gegenwart der Feuerwehr in Sendling
  15. Münchner Biotope: Friedhof Sendling

Siehe auch: Liste der Stadtbezirke Münchens